Das Wahlrecht der Bundesrepublik bei Wahlen zum deutschen Bundestag ermöglicht es, zwei Stimmen abzugeben. Mit der ersten Stimme wählt der Bürger einen Wahlkreisabgeordneten, mit der Zweitstimme eine starre Parteiliste (Vgl. BWG §§ 4-6). Dieser Wahlmodus, der auch als personalisierte Verhältniswahl bezeichnet wird, wurde 1953 auch, aber nicht nur mit dem Ziel eingeführt, den Bürgern eine größere Freiheit bei der Stimmabgabe einzuräumen (Vgl. Schoen2000: 361). Durch die Wahl eines Direktkandidaten im Wahlkreis sollte darüber hinaus gewährleistet werden, dass die Wähler sich mit dems päter direkt gewählten Abgeordneten aus ihrem Wahlkreis identifizieren können. In der Praxis lässt sich aber kaum von einer echten Persönlichkeitswahl durch die Erststimme sprechen, denn die meisten Wähler kennen die Kandidaten nicht, die sich in ihrem Wahlkreis um ein Direktmandat bewerben (Vgl. Behnke/Hergert/Bader2004: 3).Dennoch sind unterschiedliche Stimmverteilungen bei Erst-und Zweitstimme möglich und werden auch genutzt. Erfolgt die Stimmabgabe der zwei Stimmen auf eine Partei, so kann von einem „straight ticket“ gesprochen werden. Die Verteilung der Stimmen auf unterschiedliche Parteien, also das Wahlverhalten welches ein solches Zweistimmensystem erst ermöglicht, wird als „split ticket“ bezeichnet. Dabei bezieht sich der Terminus „split ticket“ allgemein auf die Aufteilung von möglichen Stimmen und hat in verschiedenen politischen Systemen unterschiedliche Bedeutungen. (...) Bei Bundestagswahlen hingegen stehen dem Elektorat zwei Stimmen zur Wahl des Parlamentes zur Verfügung, wobei die Zweitstimme, von Überhangmandaten abgesehen, die Stimme ist, welche über die Verteilung der Sitze entscheidet. (...) Auf Grund der quantitativen Steigerung von Stimmensplitting und der damit einhergehenden zunehmenden Bedeutungen dieser Wählerschicht soll das Wahlverhalten in Deutschland anhand der Wahlstudie von Falter etal.(ZA4301) von 1994 bis 2002 mit dem Erkenntnisinteresse, welche Bevölkerungsgruppen bei den Bundestagswahlen 1998 und 2002 eher zum Splittingverhalten neigen, betrachtet werden.Zunächst wird hierfür die Untersuchungsmethode der binärenlogistischen Regression kurz vorgestellt und danach theoriegeleitet Hypothesen aufgestellt und überprüft,die in ihrer Form der Untersuchungsmethode entsprechend formuliert sind. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und ein kurzer Ausblick geboten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Zur Methode der Binären Logistischen Regression
- 3 Theoretischer Hintergrund und Hypothesen
- 4 Datengrundlage und Operationalisierung
- 5 Deskriptive Ergebnisse
- 6 Ergebnisse der Binären Logistischen Regression
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Stimmensplitting bei Bundestagswahlen in Deutschland, insbesondere in den Jahren 1998 und 2002. Sie analysiert, welche Bevölkerungsgruppen eher zu einem Splittingverhalten neigen und welche Faktoren dieses Verhalten beeinflussen.
- Analyse des Stimmensplitting-Verhaltens bei Bundestagswahlen
- Anwendung der binären logistischen Regression zur Untersuchung von Einflussfaktoren
- Identifizierung von Bevölkerungsgruppen, die eher zum Splitting neigen
- Bedeutung des Stimmensplitting für die deutsche Demokratie
- Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien zum Stimmensplitting
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema des Stimmensplitting bei Bundestagswahlen vor und erläutert die Bedeutung des Wahlrechts in Deutschland. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Stimmensplitting sowie die wachsende Bedeutung dieses Wahlverhaltens in den letzten Jahrzehnten.
- Kapitel 2: Zur Methode der Binären Logistischen Regression: Dieses Kapitel führt die Methode der binären logistischen Regression ein, die für die Analyse des Stimmensplitting eingesetzt wird. Es erklärt die Vorteile dieser Methode im Vergleich zu linearen Regressionsansätzen und erläutert die Interpretation der Ergebnisse.
- Kapitel 3: Theoretischer Hintergrund und Hypothesen: Basierend auf der Literatur werden in diesem Kapitel theoretische Annahmen zum Stimmensplitting aufgestellt und Hypothesen formuliert. Diese Hypothesen dienen als Grundlage für die empirische Untersuchung im weiteren Verlauf der Arbeit.
- Kapitel 4: Datengrundlage und Operationalisierung: Dieses Kapitel beschreibt die Datengrundlage der Untersuchung, die auf der Wahlstudie von Falter et al. (ZA4301) von 1994 bis 2002 basiert. Es erläutert die verwendeten Variablen und deren Operationalisierung für die Analyse.
- Kapitel 5: Deskriptive Ergebnisse: In diesem Kapitel werden deskriptive Ergebnisse präsentiert, die einen ersten Einblick in die Verteilung der Variablen und das Wahlverhalten der Bevölkerungsgruppen geben.
- Kapitel 6: Ergebnisse der Binären Logistischen Regression: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der logistischen Regression, die Aufschluss über die Einflussfaktoren des Stimmensplitting geben. Es analysiert die Effekte der unabhängigen Variablen auf die Wahrscheinlichkeit des Splittingverhaltens.
Schlüsselwörter
Stimmensplitting, Bundestagswahlen, Binäre Logistische Regression, Wahlverhalten, Bevölkerungsgruppen, Direktmandat, Parteiliste, Wahlstudie, Einflussfaktoren, Sozialwissenschaften, Deutschland.
- Quote paper
- Martin Schultze (Author), 2008, Stimmensplitting bei den Bundestagwahlen 1998 und 2002, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116430