Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Themen: Vereinbarung der Stakeholder-Theorie mit der Pflichtethik und dem Utilitarismus, die GLOBE-Studie, Differenzierung der Unternehmenskultur und Lernkultur mithilfe des Drei-Ebenen-Modells und des Lernmodells.
Die Stakeholder-Theorie ist zwar deskriptiv, da sie reale Phänomene, wie zum Beispiel das Entscheidungsverhalten der Manager beschreibt, erklärt und gegebenenfalls darauf fußende Prognosen abgibt. Aber auch oft normativ argumentiert, da die benötigte Berücksichtigung von Stakeholder-Interessen nicht ökonomisch, sondern beispielsweise aus ethisch-moralischen Erwägungen begründet wird. Dabei ist laut Donaldson und Preston (1995) die Gültigkeit der Theorie letztlich normativ zu rechtfertigen, da die Basis ebendieser die normative Feststellung ist, dass Menschen durch ihre eigenen Interessen zu Stakeholdern der Unternehmung werden.
Die GLOBE-Studie, dessen Akronym für „Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness Research Programm“ steht, ist eine Forschungsaktivität des US-Amerikaners Robert J. House, die zu den relevanten kulturvergleichenden Studien zählt. Damit zwischen gesellschafts- und organisationskulturellen Praktiken und Werten unterschieden werden kann, stellt die Studie immer zwei unterschiedliche Frageformen. Die erste Frageform befasst sich mit den derzeitig gegebenen Zuständen, die bspw. die Verhaltensweisen anspricht. Die zweite Frageform befasst sich mit den zentralen Wertvorstellungen. In der Studie wird unter anderem die Kulturdimension Machtdistanz klassifiziert. Diese Distanz reflektiert, inwieweit Autoritäts-, Macht- und Statusunterschiede akzeptiert werden. So zeichnen sich Staaten mit einer hohen Machtdistanz dadurch aus, dass sie eine schmale Mittelschicht, starre hierarchische Strukturen und eine geringe Aufwärtsmobilität vorweisen.
Im Allgemeinen kann eine Kultur als eine Differenzierungsstrategie einer Gruppe verstanden werden, durch die sie sich von anderen Gruppen abgrenzt und ihre eigenen Mitglieder (Einwohner oder Mitarbeiter/Angestellte) an sich bindet. Verfolgt man die Kulturgruppe „Unternehmen“ weiter, ergibt sich die Unternehmenskultur, die sich dadurch auszeichnet, dass sie eine Grundgesamtheit an gemeinsamen Werten, Denk- und Verhaltensmuster sowie Normvorstellungen eines jeden Unternehmens ist. Sie ist damit ein identitätsstiftender, eindeutig abgrenzbarer Stil, der nach innen und außen wirkt.
INHALT
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Vereinbarung der Stakeholder-Theorie mit der Pflichtenethik und dem Utilitarismus
2 Die GLOBE-Studie
3 Differenzierung der Unternehmenskultur und Lernkultur mit Hilfe des
Drei-Eben-modells und des Lernmodells
Literaturverzeichnis
Internetquellen
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Die zehn Kulturkreise der GLOBE-Studie
Abbildung 2: Eisbergmodell
Abbildung 3: Ebenen des organisationalen Lernens
Abbildung 4: Konzept der Enkulturation
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Schaden-Nutzen-Bilanz
1 VEREINBARUNG DER STAKEHOLDER-THEORIE MIT DER PFLICHTENETHIK UND DEM UTILITARISMUS
Stakeholder werden als "those groups without whose support the organization wolud case to exist“1 bezeichnet. Die Wurzeln der dazugehörenden Stakehol- der-Theorie stammt wohl aus dem Jahr 1932 in dem Berle und Means (1932) zu dem Entschluss kamen, dass weder die traditionelle Sichtweise der alleinigen Ausrichtung auf die Interessen der Aktionäre2, noch die Unternehmensführung im weitestgehenden Eigeninteresse der Manager zu empfehlen sind,3 sondern "a third possibility exists, however ... It ist conceivable, - indeed it seems almost essential if the corporate system ist o survive, - that the control oft he great corporations should develop into a purely neutral technocracy, balancing a variety of clains by various groups in the communtiy an assigning to each a portion of the income stream on the basis of public policy rather than private cupidity.“4 So sind die wichtigsten Hauptteilnehmer der Unternehmung die Beschäftigten, Lieferanten, Distributoren, Kapitalanleger und Konsumenten.5
Die Stakeholder-Theorie ist zwar deskriptiv, da sie reale Phänomene, wie z. B. das Entscheidungsverhalten der Manager beschreibt, erklärt und ggf. darauf fußende Prognosen abgibt,6 aber auch oft normativ argumentierend, da die benötigte Berücksichtigung von Stakeholder-Interessen nicht ökonomisch sondern bspw. aus ethisch-moralischen Erwägungen begründet wird. Dabei ist laut Donaldson und Preston (1995) die Gültigkeit der Theorie letztlich normativ zu rechtfertige, da die Basis ebendieser die normative Feststellung ist, dass Menschen durch ihre eigenen Interessen zu Stakeholdern der Unternehmung werden ("(t)he interests of all stakeholders are of intrinsic value. That is, each group of stakeholders merits consideration for its own sake.“7 ) und so von Managern beachtet werden müssen.8
Betrachtet man die Pflichtethik, die das wichtigste ethische System der deonto- logischen Ethik ist,9 werden Immanuel Kants ewige und abstrakte Prinzipien deutlich, die die Menschen aus seiner Sicht bei allen ethischen Fragen bzgl. der Moral anwenden sollen.10 So glaubte er, dass der Mensch keine Kirche bräuchte, um Prinzipien für richtiges ethisches Verhalten zu erkennen, sondern die eigene Vernunft, die ihm sagt was moralisch richtig ist.11 Dabei sollte der kategorische Imperativ bei jedem moralischen Problem angewandt werden, unabhängig davon, wer betroffen ist und wer dadurch Nachteile oder Vorteile hat.12 Ganz nach der Prämisse „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“13 Es geht darin um die Frage der Konsistenz einer Handlung, in dem die selbstgesetzten Regeln eigenen Handelns auch dann noch gewollt sind, wenn sie von jedem angewendet werden.14 Die Maxime muss also generalisierbar sein, damit so moralisch integer ist.15
Eine andere Version des praktischen Imperativs besagt: „Handle so, dass du Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“16 Dabei geht es darum, Menschen als selbstständige, rationale Akteure zu betrachten, den man zwar als Mittel gebrauchen kann, aber ihn auch gleichsam als Zweck gebrauchen soll, sodass man ihn als Person anerkennt und nicht als reinen Funktionsträger.17
Im Allgemeinen hat Kants Ethikmodell großen Einfluss auf die Gesellschaften Europas, aber auch auf die europäische Wirtschaft: „Der kategorische Imperativ wird in der Wirtschaft heute öfter angewendet, als es den meisten Akteuren bewusst ist.“18 So stellt sich bspw. für die Rederei AIDA mitunter die Frage, ob es dem Klimawandel und den nachfolgenden Generationen zuträglich ist, weiterhin vermehrt mit Schweröl ihre Kreuzfahrtschiffe zu betanken. Beachtet man Kants Imperativ muss sich das Unternehmen, bzw. dessen Management die Frage stellen, ob es das eigene Handeln dann noch für legitim hält, wenn es allgemein angewendet werden würde. Das würde bedeuten, dass dadurch die Folgewirkungen des Klimawandels für die Nachfolgegeneration, so auch für die eigenen Kinder, dramatischer wäre.
Münzt man die Kant'sche Ethik auf die Stakeholder-Theorie um, so kann eine gewisse Grundlage für ebendiese erkannt werden. So fordert die Theorie, dass Stakeholder nicht nur als Mittel zum Zweck angesehene werden, sondern als Gruppe mit eigenen legitimen Interessen und Zielen. Deshalb sollten sie Würdigung auch dadurch erfahren, dass sie Einfluss auf das Unternehmen bekommen. Diese Ansichten gehen mit der Pflichtethik konform.19
Der Utilitarismus dagegen folgt einem anderen Ansatz. Es handelt sich dabei um eine Form der konsequantischen Ethik und verfolgt die Theorie, dass Freude und Leid die wichtigsten Pole sind, wenn es darum geht, das Verhalten des Menschen zu beherrschen.20 Dabei steht eine Regel im Fokus, die die Freude möglichst vieler Menschen maximieren soll - das sog. „größte Glücksprinzip“: „It is the greatest happiness of the greatest number that is he measure of rights and wrong.“21 Auch wenn Bentham - der Begründer dieser Theorie - eine Handlungsmöglichkeit nach dem Maßstab „minimiere Leben - maximiere Freuden“ bewertet, stellt sich die Frage, wie die verschiedenen Formen von Freude und Leid bewertet werden.22 Dafür legte er fest, dass eine Freude gewichtiger ist, die mehr Intensität, Gewissheit, Reichweite, Fruchtbarkeit und Reinheit mit sich bringt. Hinzukommt die soziale Verantwortung gegenüber der Gruppe, so soll nicht nur auf die eigene Freude ein Fokus liegen, sondern auch die der Gruppe.23
Im Gegensatz zur Pflichtethik gibt es somit zwischen dem Stakeholder-Prinzip und dem Utilitarismus Unterschiede, da für den Utilitarismus eine Handlung moralisch nur richtig ist, wenn das Ergebnis des größte Gut für die Mehrheit der Betroffenen bringt, sodass einzelne Betroffene instrumentell behandelt, und somit vernachlässigt werden können.24
Um ethische Probleme mittels Utilitarismus lösbar zu machen, dient das sog. utilitaristische Kalkül, welches folgendermaßen theoretisch zusammengefasst werden kann:25 Nachdem die Handlung verbalisiert wurde, findet die Identifizierung von Betroffenen jedweder Art statt, sowie die Ausarbeitung der guten und schlechten Folgen für ebendiese. Im Anschluss werden die Folgewirkungen für direkt und indirekt Betroffene unter Berücksichtigung juristischer, ökologischer, ethischer, ästhetischer, religiöser und imagebezogener Werte abgewogen und priorisiert. Danach erfolgt eine Zusammenfassung aller guten und schlechten Konsequenzen und deren Einstufung (wenn die guten Konsequenzen überwiegen, ist die Handlung moralisch gut), bevor Alternativhandlungen ebenso analysiert und mit dem anderen Ergebnis verglichen werden. Letztendlich wird die Handlung priorisiert, die das beste moralische Ergebnis vorzuweisen hat.
Um das Kalkül anhand eines praktischen Beispiels deutlich zu machen, wird eine sog. Schaden-Nutzen-Bilanz angewendet - die sich sog. TILLYS26 bedient, dessen Anlass der derzeitige „shut down“ aufgrund der Pandemie ist, wodurch eine Firma in Schieflage geraten ist und die Frage nach Mitarbeiterentlassungen im Raum steht, um die Firma zu retten.27
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Schaden-Nutzen-Bilanz
(Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Bauer/Arenberg (2018), S. 66; zitiert nach Schüz (2017), S. 114)
In diesem Beispiel erzeugt eine theoretische Entlassung mehr positive TILLYs, weshalb die endgültige Summe auch eindeutig positiv ist. Dies würde eine Entlassung von 6.000 Mitarbeiter unter Beachtung des Utilitarismus rechtfertigen - undenkbar für die Pflichtethik.
2 DIE GLOBE-STUDIE
Die GLOBE-Studie, dessen Akronym für „Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness Research Programm“ steht, ist eine Forschungsaktivität des US-Amerikaners Robert J. House, die zu den relevanten kulturvergleichenden Studien zählt und sich wie folgt umschreiben lässt28: „GLOBE is a programmatic research effort designed to explore the fascinating and complex effects of culture on leadership, organizational effectiveness, economic competitiveness of societies, and the human condition of members of the societies studied.“29 Demnach soll fokussierend der Einfluss von Kultur auf den organisationalen Führungsstil von Führungskräften sowie auf die Organisationseffektivität, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Gesellschaften und die Lebensbedingungen deren Mitglieder untersucht werden.30 Gerade dem Führungsverhalten kommt eine besondere Bedeutung zu (s. „The ability of an individual to influence, motivate, an enable others to contribute toward the effectiveness and success of the organizations of which they are members.“31 ), da die globalisierte Welt Verständnis für interkulturelle Unterschiede abverlangt und die weltweit tätigen Firmen sowohl eine multikulturelle Belegschaft haben als auch multikulturelle Wünsche befriedigen müssen.32 So stellt die Studie die Frage, ob es bestimmte Merkmale von Führung gibt, die in jeder Kultur geschätzt werden und von einer Person als sog. „globaler Manager“ effektiv genutzt und verkörpert werden kann.33
Um diese Frage beantworten zu können, bedient sich die Studie Kultur-Cluster und unterscheidet Praktiken und Werte auf gesellschafts- und organisationskultureller Ebene.34
Bei der Erstellung der Kultur-Cluster wurden 61 Gesellschaftskulturen herangezogen und in zehn Kultur-Clustern zusammengefasst, wodurch jede Gesellschaftskultur in eine der zehn Kultur-Cluster wiederzufinden ist. Dies geschah unter Beachtung einer hohen internen Homogenität und einer hohen externen Heterogenität - so wie bspw. geografischer Nähe, gemeinsamer Sprache, gemeinsamer Religion und einer gemeinsamen historischen Entwicklung.35
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die zehn Kulturkreise der GLOBE-Studie
(Quelle: Hagemann/Priebe/Berger (2014) S. 108; zitiert nach Holle (2007), S. 2)
Damit zw. gesellschafts- und organisationskulturellen Praktiken und Werten unterschieden werden kann, wird stellt die Studie immer zwei unterschiedliche Frageformen. Die erste Frageform befasst sich mit den derzeitig gegebenen Zuständen (sog. „practices“), die bspw. die Verhaltensweisen anspricht. Die zweite Frageform befasst sich mit den zentralen Wertvorstellungen (sog. „values“).36
[...]
1 Wentges (2002), S. 88; zitiert nach Freeman (1984), S. 31
2 Vgl. Wentges (2002), S. 88; zitiert nach Berle/Means (1932), S. 345
3 Vgl. Wentges (2002), S. 88, 89
4 Wentges (2002), S. 89; zitiert nach Berle/Means (1932), S. 355, 356
5 Wentges (2002), S. 90; zitiert nach March/Simon (1976), S. 85 und folgende
6 Vgl. Wentges (2002), S. 93, 94
7 Wentges (2002), S. 95; zitiert nach Donaldson/Preston (1995), S. 67
8 Vgl. Wentges (2002), S. 95; zitiert nach Donaldson/Preston (1995), S 82 und folgende
9 Bauer/Arenberg (2018), S. 33
10 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 23
11 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 24
12 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 24
13 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 24; zitiert nach Kant/Weischedel (2014), S. 51
14 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 24
15 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 24
16 Bauer/Arenberg (2018), S. 24; zitiert nach Kant/Weischedel (2014), S. 61
17 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 24
18 S. 25; zitiert nach Schüz (2017), S. 146
19 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 66
20 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 29
21 Bauer/Arenberg (2018), S. 29; zitiert nach Schüz (2017), S. 101
22 Bauer/Arenberg (2018), S. 29
23 Bauer/Arenberg (2018), S. 29
24 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 67
25 Vgl. Bauer/Arenberg (2018), S. 30; zitiert nach Schüz (2017), S. 113
26 TILLY = Einheit für Lust oder Freude; je mehr ein Einfluss Freude erzeugt, desto größer ist der TILLY-Wert. So kann es auch einen negativen Wert geben. Der Zahlenwert ergibt sich aus der Formel: Menge (M) * Anzahl (A)
27 Staatshilfen wurden bei diesem Beispiel ignoriert.
28 Schugk (2014), S. 239
29 Schugk (2014), S. 239; zitiert nach House et al. (2004), S. 10
30 Schugk (2014), S. 239
31 Schugk (2014), S. 239; zitiert nach House/Javidan (2004), S. 15
32 Schugk (2014), S. 239, 240; Brodbeck (2008), S. 19
33 ikud-seminare (2008), o. S.
34 Vgl. Schugk (2014), S. 242, 246
35 Vgl. Schugk (2014), S. 246, 247; zitiert nach Gupta/Hanges (2004), S. 183
36 Vgl. Schugk (2014), S. 242, 243
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