Am Anfang des Jahres 1989 hatte niemand ernsthaft daran geglaubt, dass sich die DDR am Ende desselben Jahres in der letzten Phase ihrer Auflösung befinden würde. Honecker hatte noch im Januar 1989 verkündet, dass „die Mauer noch 50 oder 100 Jahre“ (Mitter/Wolle 1993) stehen würde. Die 1949 gegründete DDR war ein totalitäres System dessen politischer Gestaltungsanspruch an vielen Stellen des Lebens seiner Bürger unbegrenzt erscheint. Die Lehren von Marx, Engels und Lenin waren die Grundlage für die Schaffung eines Systems, welches zwar innerhalb der Staaten des sozialistischen Ostblocks zu den modernsten und am weitesten entwickelten gehörte, aber in seinem Staatsvolk nur begrenzt Loyalität hervorrief. Der rasante Machtverfall der SED, der sich nach dem Oktober 1989 abzeichnete und innerhalb weniger Wochen zur Auflösung des Machtapparates in einer Revolution führte, war ein Zeichen für dieses fehlende Staatsgefühl. Diese Identifizierung mit dem sozialistischen Staat war niemals vollständig im Volk der DDR entstanden, sondern eher in eine Resignation und Abfindung mit den herrschenden Verhältnissen umgeschlagen. Als sich die Situation am Ende der 1980er Jahre zuspitzte und die Herrschaftslegitimation des SED-Regimes durch Unterdrückung (STASI, MfS), defizitäre Lage der Ökonomie, bekanntwerden des Wahlbetruges und Bürgerbewegung verloren ging, war der Staat DDR am Ende. (Vgl. Mitter/Wolle 1993) Die Friedliche Revolution 1989 ihre Rahmenbedingungen, Grundzüge und Dynamisieren sollen in diesem Essay den Schwerpunkt bilden.
Bei den Rahmenbedingungen der friedlichen Revolution 1989 in der DDR sind meiner Meinung nach die Veränderungen in der außerstaatlichen Peripherie, die ökonomische Krise der DDR, die steigende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den bestehenden Verhältnissen und der Versuch des SED-Regimes, den Status quo zu erhalten, zu betrachten. Zudem muss die Bildung erster Oppositionsgruppen angesprochen werden. Die Grundzüge der Revolution 1989 bestehen in der anwachsenden Ausreisebewegung, der Massenflucht, des Massenprotestes und schließlich des Zusammenbruchs des SED-Regimes. Eine Dynamisierung erlebte der Untergang der DDR vor allem bei der Mobilisierung der Massen und der Fluchtwelle. Diese Punkte stellen in ihrer Gesamtheit die Friedliche Revolution 1989 in ihren Ursachen, ihrem Anlass, dem Verlauf und den Folgen dar. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Friedliche Revolution in der DDR 1989
- Rahmenbedingungen
- Strukturelle Rahmenbedingungen
- Politische Rahmenbedingungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Friedliche Revolution von 1989 in der DDR. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen, Grundzüge und Dynamisierungsprozesse dieses historischen Ereignisses zu analysieren und zu verstehen, warum und wie es zum Fall der DDR kam. Die Arbeit konzentriert sich auf die Ursachen und den Verlauf der Revolution, ohne jedoch auf alle Einzelheiten einzugehen.
- Ökonomische Krise der DDR
- Veränderungen in der außerstaatlichen Peripherie (insbesondere die Politik Gorbatschows)
- Wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung
- Das Festhalten des SED-Regimes am Status quo
- Die Rolle der Ausreisebewegung und des Massenprotestes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Essay behandelt die Friedliche Revolution von 1989 in der DDR, ihren Rahmenbedingungen, Grundzügen und Dynamisierungsprozessen. Er stellt die These auf, dass das fehlende Staatsgefühl in der Bevölkerung und die zunehmende Krise des SED-Regimes wesentliche Faktoren für den Fall der DDR waren. Der Essay konzentriert sich auf ausgewählte Beispiele aufgrund des begrenzten Umfangs.
Die Friedliche Revolution in der DDR 1989: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Revolution" und widerlegt die marxistische Sichtweise, die Ereignisse von 1989 als Konterrevolution einzustufen. Es argumentiert, dass die Massenbewegung primär Veränderungen und Demokratisierung anstrebte und nicht den Untergang der DDR herbeiführen wollte. Der Zusammenbruch des sozialistischen Systems bedeutete gleichzeitig das Ende der marxistisch-leninistischen Geschichtsschreibung.
Rahmenbedingungen: Dieser Abschnitt unterteilt die Rahmenbedingungen in strukturelle und politische Faktoren. Die strukturellen Rahmenbedingungen umfassen die Unzulänglichkeiten der zentralisierten Planwirtschaft der DDR, die zu einer schweren wirtschaftlichen Krise führte. Die Ineffektivität des Systems, der technologische Rückstand und die hohe Staatsverschuldung werden ausführlich diskutiert. Politische Rahmenbedingungen werden in den Veränderungen in der außerstaatlichen Peripherie, der wachsenden Unzufriedenheit der Bürger und dem Festhalten des SED-Regimes am Status quo gesehen. Die Absage der Breschnew-Doktrin durch Gorbatschow und die daraus resultierende reduzierte Gefahr einer sowjetischen Intervention werden als wichtige Faktoren hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Friedliche Revolution, DDR, SED, Honecker, Gorbatschow, Planwirtschaft, Ökonomische Krise, Ausreisebewegung, Massenprotest, Breschnew-Doktrin, Glasnost, Perestroika, Demokratisierung, Bürgerbewegung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Essay: Die Friedliche Revolution in der DDR 1989
Was ist der Gegenstand des Essays?
Der Essay analysiert die Friedliche Revolution in der DDR von 1989. Er untersucht die Rahmenbedingungen, die Grundzüge und die Dynamisierungsprozesse dieses historischen Ereignisses, um zu verstehen, warum und wie es zum Fall der DDR kam. Der Fokus liegt auf den Ursachen und dem Verlauf der Revolution, wobei nicht alle Einzelheiten behandelt werden.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Der Essay befasst sich mit der ökonomischen Krise der DDR, den Veränderungen in der außerstaatlichen Peripherie (insbesondere Gorbatschows Politik), der wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung, dem Festhalten des SED-Regimes am Status quo und der Rolle der Ausreisebewegung und des Massenprotestes.
Welche These vertritt der Essay?
Der Essay vertritt die These, dass das fehlende Staatsgefühl in der Bevölkerung und die zunehmende Krise des SED-Regimes wesentliche Faktoren für den Fall der DDR waren.
Wie definiert der Essay den Begriff "Revolution"?
Der Essay definiert den Begriff "Revolution" und widerlegt die marxistische Sichtweise, die Ereignisse von 1989 als Konterrevolution einzustufen. Er argumentiert, dass die Massenbewegung primär Veränderungen und Demokratisierung anstrebte und nicht den Untergang der DDR herbeiführen wollte.
Welche Rolle spielen die Rahmenbedingungen?
Der Essay unterteilt die Rahmenbedingungen in strukturelle und politische Faktoren. Strukturelle Faktoren umfassen die Unzulänglichkeiten der zentralisierten Planwirtschaft (Ineffektivität, technologischer Rückstand, hohe Staatsverschuldung). Politische Faktoren umfassen Veränderungen in der außerstaatlichen Peripherie (Gorbatschows Politik), die wachsende Unzufriedenheit der Bürger und das Festhalten des SED-Regimes am Status quo. Die Absage der Breschnew-Doktrin durch Gorbatschow und die dadurch reduzierte Gefahr einer sowjetischen Intervention werden als wichtige Faktoren hervorgehoben.
Welche Kapitel umfasst der Essay?
Der Essay beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Friedlichen Revolution 1989, ein Kapitel zu den Rahmenbedingungen (struktuell und politisch) und ein Kapitel mit Schlüsselbegriffen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Friedliche Revolution, DDR, SED, Honecker, Gorbatschow, Planwirtschaft, Ökonomische Krise, Ausreisebewegung, Massenprotest, Breschnew-Doktrin, Glasnost, Perestroika, Demokratisierung, Bürgerbewegung.
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Der HTML-Vorschautext enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Es dient als umfassende Übersicht über den Essay.
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- Christian Richter (Author), 2008, Die Friedliche Revolution 1989 in der DDR - Rahmenbedingungen, Grundzüge und Dynamisierungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116221