Diese Arbeit handelt von der Beziehung zwischen regulatorischem Fokus und Leistung unter Berücksichtigung des Einflussfaktors Zeitdruck.
Zur Untersuchung dieser Beziehung nahmen 99 Versuchspersonen an einem Experiment teil, im Rahmen dessen der chronische regulatorische Fokus mittels eines Fragebogens und die Leistung anhand der generierten Lösungen und Fehler in einer Anagrammlösungsaufgabe erfasst wurden. Die Versuchspersonen wurden während der Aufgabe entweder geringem oder starkem experimentell manipuliertem Zeitdruck ausgesetzt. Die Daten wurden mittels Regressionsanalysen ausgewertet, im Rahmen derer keine Unterstützung für Zusammenhänge zwischen Promotions- oder Präventionsfokus und der Anzahl der Lösungen oder Fehler gefunden werden konnte.
Weiterhin ergab sich keine Evidenz für einen moderierenden Einfluss von Zeitdruck auf jene Beziehungen. Eine Interaktionsbeziehung von Promotionsfokus, Präventionsfokus und Zeitdruck zur Erklärung der Anzahl generierter Lösungen konnte ebenfalls nicht gefunden werden. Die Untersuchung knüpft an eine Studie von Byron, Peterson, Zhang und LePine an, die einige dieser Beziehungen bereits im Arbeitskontext untersuchten.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Regulatorischer Fokus
2.1.1 Charakteristika von Promotions- und Präventionsfokus
2.1.2 Verhältnis von Promotions- und Präventionsfokus
2.1.3 Prädiktoren von Promotions- und Präventionsfokus
2.1.4 Operationalisierung des chronischen regulatorischen Fokus
2.1.5 Regulatorischer Fokus und Leistung
2.1.6 Regulatory Fit und Leistung
2.2 Stress
2.2.1 Challenge-Hindrance Stressor Framework
2.2.2 Challenge Stressoren und Leistung
2.2.3 Zeitdruck als Challenge Stressor
2.3 Regulatorischer Fokus, Stressoren und Leistung
3 Fragestellung und Hypothesen
3.1 Fragestellung
3.2 Hypothesen
4 Methode
4.1 Stichprobe
4.2 Design der Untersuchung
4.3 Messinstrumente bzw. verwendete Materialien und Apparatur
4.3.1 Regulatorischer Fokus
4.3.2 Leistung
4.3.3 Zeitdruck
4.3.4 Demografische Daten
4.3.5 Apparatur
4.4 Ablauf der Untersuchung
4.5 Auswertungsstrategie
5 Ergebnisse
5.1 Vorbereitende Datenauswertungen und deskriptive Analysen
5.2 Prüfung der Hypothesen
6 Diskussion
6.1 Zusammenfassung und Interpretation
6.2 Einschränkungen der Untersuchung
6.3 Implikationen für Forschung und Praxis
Literatur
Anhang
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit handelt von der Beziehung zwischen regulatorischem Fokus und Leistung unter Berücksichtigung des Einflussfaktors Zeitdruck. Zur Untersuchung dieser Beziehung nahmen 99 Versuchspersonen an einem Experiment teil, im Rahmen dessen der chronische regulatorische Fokus mittels eines Fragebogens und die Leistung anhand der generierten Lösungen und Fehler in einer Anagrammlösungsaufgabe erfasst wurden. Die Versuchspersonen wurden während der Aufgabe entweder geringem oder starkem experimentell manipuliertem Zeitdruck ausgesetzt. Die Daten wurden mittels Regressionsanalysen ausgewertet, im Rahmen derer keine Unterstützung für Zusammenhänge zwischen Promotions- oder Präventionsfokus und der Anzahl der Lösungen oder Fehler gefunden werden konnte. Weiterhin ergab sich keine Evidenz für einen moderierenden Einfluss von Zeitdruck auf jene Beziehungen. Eine Interaktionsbeziehung von Promotionsfokus, Präventionsfokus und Zeitdruck zur Erklärung der Anzahl generierter Lösungen konnte ebenfalls nicht gefunden werden. Die Untersuchung knüpft an eine Studie von Byron, Peterson, Zhang und LePine (2018) an, die einige dieser Beziehungen bereits im Arbeitskontext untersuchten.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Konzeptionelles Modell einer einfachen Moderation in Anlehnung an Hayes (2013)
Abbildung 2: Statistisches Modell einer einfachen Moderation in Anlehnung an Hayes (2013)
Abbildung 3: Konzeptionelles Modell einer Dreifachinteraktion (moderierte Moderation) in Anlehnung an Hayes (2013)
Abbildung 4: Statistisches Modell einer Dreifachinteraktion (moderierte Moderation) in Anlehnung an Hayes (2013)
Abbildung 5: Anzahl der Lösungen in Abhängigkeit des Promotionsfokus je Versuchsbedingung
Abbildung 6: Anzahl der Fehler in Abhängigkeit des Promotionsfokus je Versuchsbedingung
Abbildung 7: Anzahl der Lösungen in Abhängigkeit des Präventionsfokus je Versuchsbedingung
Abbildung 8: Anzahl der Fehler in Abhängigkeit des Präventionsfokus je Versuchsbedingung
Abbildung 9: Anzahl der Lösungen in Abhängigkeit des Promotionsfokus für unterschiedliche Ausprägungen des Präventionsfokus und je Versuchsbedingung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Lösungen und Fehler je Versuchsbedingung
Tabelle 2: Korrelationen psychologischer und demografischer Variablen
Tabelle 3: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Promotions- und Präventionsfokus und der Anzahl der Lösungen
Tabelle 4: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Promotions- und Präventionsfokus und der Anzahl der Fehler
Tabelle 5: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Promotionsfokus, Zeitdruck und der Anzahl der Lösungen
Tabelle 6: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Promotionsfokus, Zeitdruck und der Anzahl der Fehler
Tabelle 7: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Präventionsfokus, Zeitdruck und der Anzahl der Lösungen
Tabelle 8: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Präventionsfokus, Zeitdruck und der Anzahl der Fehler
Tabelle 9: Regressionsanalyse zum Zusammenhang zwischen Promotionsfokus, Zeitdruck, Präventionsfokus und der Anzahl der Fehler
Tabelle 10: Dargestellte Anagramme im Rahmen der Anagrammlösungsaufgabe
Abkürzungsverzeichnis
RWS Regulatory Focus at Work Scale
RFQ Regulatory Focus Questionnaire
GRFM General Regulatory Focus Measure
X Unabhängige Variable
Y Abhängige Variable
W Primärer Moderator
Z Sekundärer Moderator
H1-H9 Hypothese 1-9
1 Einleitung
Dem Umgang mit Stressoren kann im Alltag eine hohe Bedeutung zukommen, denn häufig muss Leistung unter Einwirkung dieser erbracht werden. Eine Umfrage des Instituts DGB-Index Gute Arbeit (2018) zeigte zuletzt, dass insbesondere Zeitdruck ein Stressor zu sein scheint, dem in Deutschland häufig viele Individuen ausgesetzt sind. Der regulatorische Fokus stellt ein psychologisches Konstrukt dar, das zur Erklärung von unterschiedlichen Auswirkungen von Stressoren herangezogen werden kann. Die bisherige Forschung zu den Auswirkungen des regulatorischen Fokus zeigte, dass dieser zahlreiche Leistungsindikatoren beeinflussen kann. Sowohl Laborstudien als auch Untersuchungen im Arbeitskontext lieferten Unterstützung dafür, dass bei der Bearbeitung von Aufgaben und der Annäherung an Ziele Unterschiede hinsichtlich der Fokussierung auf Faktoren wie Schnelligkeit und Produktivität oder Sorgfalt und Sicherheit in Abhängigkeit des regulatorischen Fokus bestehen (z.B. Förster, Higgins & Taylor-Bianco, 2003; Wallace & Chen, 2006; Wallace, Little & Shull, 2008). Weiterhin gab es in der vergangenen Forschung Hinweise darauf, dass hohe Anforderungen bzw. Stressoren die Anwendung dieser bevorzugten Zielerreichungsstrategien begünstigen (Sacramento, Fay & West, 2013). Die jeweiligen Strategien variieren jedoch laut Scholer und Higgins (2010) in ihrer Vorteilhaftigkeit zur Bewältigung verschiedener Stressoren, auf Basis dessen sich wiederum Leistungsunterschiede begründen lassen können. Der regulatorische Fokus scheint demnach insbesondere im Umgang mit Anforderungen bzw. Stressoren von Bedeutung zu sein, jedoch wurden Stressoren als potenziell relevante Variablen nur vereinzelt im Rahmen der Beziehung von regulatorischem Fokus und Leistung untersucht. Zuletzt bezogen Byron et al. (2018) sowohl den regulatorischen Fokus, als auch Stressoren in ihre Untersuchung zu Leistung im Arbeitskontext ein. Damit integrierten sie sowohl die Regulationsfokustheorie von Higgins (1997) als auch das Challenge-Hindrance Stressor Framework (Cavanaugh, Boswell, Roehling & Boudreau, 2000; LePine, Podsakoff, & LePine, 2005), welches besagt, dass Stressoren, wie Zeitdruck, herausforderndes und motivierendes Potenzial besitzen können. Byron et al. (2018) zeigten anhand ihrer Ergebnisse, dass die Auswirkungen des Promotionsfokus auf Leistung je nach Stresslevel variieren können. Außerdem fanden die Autoren eingeschränkte Evidenz dafür, dass auch die Interaktion von Promotions- und Präventionsfokus in dieser Beziehung von Relevanz zu sein scheint. Wie herausfordernde Stressoren die Auswirkungen des Präventionsfokus beeinflussen, wurde im Rahmen der Untersuchung von Byron et al. (2018) nicht untersucht. Weiterhin war fraglich, inwiefern sich Leistungsunterschiede in Abhängigkeit von Promotions- und Präventionsfokus und deren Interaktionen mit herausfordernden Stressoren im Rahmen einer Laboruntersuchung anhand anderer Stichproben und mittels experimentell manipulierter Stressoren zeigen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird zunächst der theoretische Hintergrund und die empirische Befundlage zu den zentralen Variablen dieser Untersuchung und den Beziehungen zwischen diesen dargestellt. Anhand dessen werden anschließend die Forschungsfrage sowie die Hypothesen abgeleitet. Nachfolgend wird auf die untersuchte Stichprobe, das Untersuchungsdesign, die verwendeten Instrumente, Materialien und die Apparatur eingegangen. Daran schließt eine Erläuterung des Untersuchungsablaufs und eine Darstellung der Auswertungsstrategie an. Im Anschluss werden die Ergebnisse der deskriptiven Analysen sowie der Hypothesenprüfung aufgeführt. Im Rahmen einer Diskussion werden die Ergebnisse der Untersuchung diskutiert und mögliche Einschränkungen dargestellt. Abschließend werden Implikationen für Forschung und Praxis dargelegt.
2 Theoretischer Hintergrund
Im folgenden Abschnitt wird der theoretische Hintergrund erläutert, der dieser Arbeit zugrunde liegt. Dabei wird zunächst auf den regulatorischen Fokus eingegangen und empirische Befunde zu dessen Auswirkungen aufgezeigt, wobei insbesondere auf untersuchte Beziehungen zu Leistungsindikatoren eingegangen wird. Eine weitere zentrale Variable stellt Stress dar, die im Anschluss erläutert und mit entsprechenden Befunden zu leistungsbezogenen Auswirkungen dargestellt wird. Weiterhin werden Befunde zu Beziehungen zwischen regulatorischem Fokus, Stressoren und Leistung dargestellt.
2.1 Regulatorischer Fokus
Das hedonistische Prinzip besagt, dass Menschen angenehme Zustände anstreben und unangenehme vermeiden. Laut Higgins (1997, 1998) stellt dieses ein bedeutendes motivationales Prinzip dar, beschäftigt sich jedoch unzureichend mit der Art und Weise, wie jene Zustände angestrebt oder vermieden werden und welche Konsequenzen damit einhergehen. Crowe und Higgins (1997) nahmen an, dass das Anstreben von gewünschten bzw. das Vermeiden von ungewünschten Endzuständen über ein selbstregulatorisches System gesteuert wird. Durch dieses sind Individuen bestrebt, den gegenwärtigen Zustand so nah wie möglich an den gewünschten Endzustand anzunähern und so weit wie möglich von dem ungewünschten Endzustand zu entfernen. Die Regulationsfokustheorie von Higgins (1997), auf die im Folgenden genauer eingegangen wird, beschäftigt sich mit dem sogenannten regulatorischen Fokus. Der Schwerpunkt der Theorie liegt auf der Erläuterung, wie gewünschte Endzustände repräsentiert sind und wie sich Personen in der Strategie unterscheiden, mit der gewünschte Endzustände erreicht werden (Higgins, 1997, 1998; Higgins et al., 2001). Dabei wird zwischen zwei Arten der Selbstregulation bei der Annäherung an gewünschte Endzustände unterschieden. Diese zugleich bestehenden motivationalen Orientierungen werden als Promotionsfokus und Präventionsfokus bezeichnet.
2.1.1 Charakteristika von Promotions- und Präventionsfokus
Im Rahmen der Regulationsfokustheorie (Higgins, 1997) und weiterer Untersuchungen zum regulatorischen Fokus wurden bestimmte Charakteristika des Promotions- und Präventionsfokus sowie Unterschiede zwischen diesen herausgestellt. Sowohl Promotionsfokus als auch Präventionsfokus stellen Formen von Annäherungsmotivation dar und beinhalten somit beide das Ziel, Diskrepanzen zwischen einem gegenwärtigen Zustand und einem gewünschten Endzustand zu reduzieren. Innerhalb des Annäherungssystems werden zur Zielverfolgung separate annäherungs- und vermeidungsorientierte Strategien genutzt. Im Promotionsfokus liegt der Fokus auf Prozessen, die der Annäherung an den gewünschten Endzustand dienen, wohingegen im Präventionsfokus der Fokus auf Vermeidung von Faktoren liegt, die eine erfolgreiche Zielerreichung behindern könnten (Crowe & Higgins, 1997; Higgins, 1997; Higgins, Roney, Crowe & Hymes, 1994).
Laut Higgins (1997) und Shah und Higgins (1997) stellt der Promotionsfokus eine Form der Selbstregulation dar, in der Ziele als Ideal- bzw. Maximalziele, z.B. als Wünsche und Hoffnungen, repräsentiert sind. Im Rahmen einer Selbstregulation mittels des Präventionsfokus sind Ziele hingegen als Pflicht- bzw. Minimalziele, z.B. als Verantwortlichkeiten und Pflichten repräsentiert. So kann beispielsweise das Ziel, körperlich leistungsfähig zu sein, im Promotionsfokus als ein Ideal repräsentiert sein, im Präventionsfokus jedoch als eine Verpflichtung. Der Promotionsfokus stellt eine motivationale Orientierung dar, die sensitiv gegenüber der An- und Abwesenheit positiver Ergebnisse ist. Der Präventionsfokus bringt hingegen eine erhöhte Sensitivität für die An- und Abwesenheit negativer Ergebnisse mit sich (Higgins, 1997, 1998; Molden, Lee, & Higgins, 2008). So kann der gleiche gewünschte Endzustand im Promotionsfokus als „Eintreten eines positiven Ereignisses“ und im Präventionsfokus als „erfolgreiches Abwenden eines negativen Ereignisses“ repräsentiert sein (Werth & Förster, 2007b). Zur Erreichung gewünschter Endzustände nutzen Individuen bevorzugt Strategien, die ihrer selbstregulatorischen Orientierung entsprechen. Im Promotionsfokus besteht demnach eine Neigung, eifrig auf gewünschte Endzustände hinzuarbeiten, wohingegen diese im Präventionsfokus eher wachsam und vorsichtig angegangen werden (Crowe & Higgins, 1997; Higgins, 1997; Higgins & Spiegel, 2004). Werden im Promotionsfokus gewünschte Endzustände erreicht, indem beispielsweise ein Gewinn erzielt wird, wird Freude und Heiterkeit empfunden. Besteht jedoch eine Diskrepanz zum gewünschten Endzustand, kann dies in Traurigkeit, Unzufriedenheit und Enttäuschung resultieren. Kann im Präventionsfokus eine Diskrepanz zum gewünschten Endzustand erfolgreich vermieden werden, beispielsweise indem bestimmte Pflichten erfüllt werden, resultiert dies in Ruhe und Gelassenheit. Besteht jedoch eine Diskrepanz zum gewünschten Endzustand, kann es zu der Empfindung von Unruhe, Anspannung und Angst führen (Higgins, 1997).
Weitere, für diese Untersuchung bedeutsame, Unterschiede zwischen Promotions- und Präventionsfokus, beziehen sich schwerpunktmäßig auf Leistungsaspekte und werden in Kapitel 2.1.5 dargelegt. Einen ausführlichen Überblick zu Unterschieden hinsichtlich der Verarbeitungsstile beim Wahrnehmen, Denken und Handeln, der Präferenzen, der Motivation und dem affektiven Erleben bieten Werth und Förster (2007b).
2.1.2 Verhältnis von Promotions- und Präventionsfokus
Im Rahmen der Regulationsfokustheorie von Higgins (1997) wird postuliert, dass Promotions- und Präventionsfokus zwei gleichzeitig existierende regulatorische Systeme darstellen, die weitgehend unabhängig voneinander sind (Higgins, 1997, 1998; Scholer & Higgins, 2010). Daher ist es möglich, dass der Promotions- oder Präventionsfokus dominiert oder beide zugleich stark oder schwach ausgeprägt sind. Promotions- und Präventionsfokus sind demnach nicht als sich gegenseitig ausschließende Enden einer einzelnen Dimension zu behandeln, sondern als zwei orthogonale Dimensionen (Higgins, 1997, 1998; Lanaj, Chang & Johnson, 2012).
Gorman et al. (2012) konnten metaanalytische Evidenz für die weitgehende Unabhängigkeit von Promotions- und Präventionsfokus finden, indem sie niedrige Zusammenhänge zwischen den Dimensionen feststellten. Übereinstimmend mit Wallace und Chen (2006), die ebenfalls eine niedrige Korrelation zwischen Promotions- und Präventionsfokus fanden, empfahlen sie, einzigartige Muster oder Profile beider Dimensionen zu identifizieren, anstatt diese als eine kombinierte Eigenschaft zu behandeln. Auch konnten Wallace und Chen (2006) individuelle Auswirkungen von Promotions- und Präventionsfokus auf verschiedene Leistungsindikatoren feststellen. Darüber hinaus untersuchten Lanaj et al. (2012) die Auswirkungen des regulatorischen Fokus metaanalytisch und konnten ebenfalls einen schwachen Zusammenhang zwischen Promotions- und Präventionsfokus und verschiedene, einzigartige Beziehungen dieser zu Verhaltensvariablen, wie beispielsweise Arbeits- und Aufgabenleistung, feststellen. Auch weitere Studien basierten auf der Annahme zweier Dimensionen. Im Rahmen dieser konnten ebenfalls individuelle Auswirkungen auf verschiedene Leistungsindikatoren von Promotions- und Präventionsfokus identifiziert werden. In Kapitel 2.1.5 wird auf diese im Detail eingegangen. Basierend auf dem Konsens über die dimensionale Struktur wird im folgenden Kapitel erläutert, welche Prädiktoren die Ausprägungen von Promotions- und Präventionsfokus bestimmen können.
2.1.3 Prädiktoren von Promotions- und Präventionsfokus
Welche Art der Selbstregulation zur Zielerreichung in bestimmten Situationen bevorzugt wird, ist von stabilen, individuellen Unterschieden abhängig. Das Verhalten von Individuen orientiert sich an einem sogenannten chronischen Fokus, also der dispositionalen Tendenz zu einer Form der Selbstregulation, sofern keine Faktoren gegeben sind, die einen bestimmten Fokus induzieren (Higgins, 1997; Rosenzweig & Miele, 2016). Diese dispositionale Tendenz zu einer Form der Selbstregulation ist in den Grundbedürfnissen nach Nahrung und Sicherheit und der Ausrichtung der elterlichen Erziehung begründet, beispielsweise durch Belohnung oder Bestrafung von bestimmten Verhaltensweisen. Eine Fokussierung auf Nahrungsbedürfnisse, Wünsche und Errungenschaften kann eine dispositionale Tendenz zur Regulierung mittels des Promotionsfokus fördern, wohingegen eine Fokussierung auf Sicherheit, Pflichten und Verantwortlichkeiten eine dispositionale Tendenz zur Regulierung mittels des Präventionsfokus fördern kann (Higgins, 1997; Higgins, 2001). Im Laufe der Zeit kann sich der individuelle chronische Fokus durch weitere Lebenserfahrungen verändern (Förster et al., 2003). Außerdem beeinflussen laut Crowe und Higgins (1997) die Annäherungs- und Vermeidungsdispositionen von Individuen die Wahrscheinlichkeit, dass diese Annäherungs- und Vermeidungsstrategien zur Zielverfolgung innerhalb des Annäherungssystems nutzen.
Über den dispositionalen regulatorischen Fokus hinaus können Situations- oder Aufgabenmerkmale zeitweise beeinflussen, wie eine Person ein Ziel interpretiert bzw. welcher regulatorische Fokus dominiert und welche Zielerreichungsstrategien infolgedessen angewendet werden (Lisjak, Molden & Lee, 2012; Rosenzweig & Miele, 2016; Wallace & Chen, 2006). Beispielsweise merkten Kluger und Ganzach (2004) an, dass grundsätzlich sowohl Produktivitäts- als auch Sicherheitsaspekte bei der Planung einer Produktionsanlage in Betracht gezogen werden. Sobald jedoch eine akute Handlung erforderlich ist und beispielsweise ein Sicherheitsrisiko entdeckt wird, schließen sich Promotions- und Präventionsfokus vermehrt gegenseitig aus und das Verhalten wird verstärkt vom Präventionsfokus und weniger vom Promotionsfokus geleitet. Laut Higgins (1997, 1998) können situative Hinweise, die die Nahrungsbedürfnisse, das Erreichen von Idealen und potenzielle Gewinne betonen, einen Promotionsfokus hervorrufen. Hinweise, die Sicherheitsbedürfnisse, Verpflichtungen und potenzielle Verluste betonen, können hingegen einen Präventionsfokus induzieren.
Um diesen sogenannten situativen Fokus zu induzieren, wurden in der bisherigen Forschung verschiedene Mittel angewandt. Beispielsweise konnten Promotions- und Präventionsfokus anhand der Formulierung von Zielen und Aufgabeninstruktionen induziert werden, indem diese entweder gewinn- oder verlustorientiert formuliert wurden (Förster et al., 2003; Keller & Bless, 2005; Rosenzweig & Miele, 2016; Shah, Higgins & Friedman, 1998). Keller und Bless (2005) variierten in einer weiteren Untersuchung die Testbeschreibung und ließen Versuchspersonen annehmen, dass zu bearbeitende Tests entweder hohe oder geringe Fähigkeiten identifizierten und induzierten somit entweder einen Promotions- oder Präventionsfokus. Higgins et al. (1994) lenkten die Aufmerksamkeit von Versuchspersonen in ihrer Untersuchung entweder auf Hoffnungen und Wünsche um einen Promotionsfokus zu induzieren oder auf Verpflichtungen und Sicherheit um einen Präventionsfokus zu induzieren. Auch wurden diese in einer Studie von Crowe und Higgins (1997) hervorgerufen, indem den Versuchspersonen mittels promotions- oder präventionsfokussierter Formulierungen mitgeteilt wurde, dass ihre Leistung in einer ersten Aufgabe bestimmt, ob anschließend eine mehr oder weniger ansprechende Aufgabe bearbeitet werden darf. Neben der Variation der Formulierung von Zielen und Aufgaben wurden weitere Verfahren genutzt, um einen bestimmten regulatorischen Fokus zu induzieren. Lockwood, Jordan und Kunda (2002) und Werth und Foerster (2007a) ließen Versuchspersonen beispielsweise über eigene fokusbezogene Erfahrungen bei der Erreichung ihrer Ziele nachdenken. Lockwood et al. (2002) nutzten in einer weiteren Untersuchung eine Wortsortierungsaufgabe, die entweder promotions- oder präventionsfokussierte Wörter enthielt. Auf Basis der Annahme, dass spezifische motorische Bewegungen mit annäherungs- und vermeidungsorientierten Körperreaktionen zusammenhängen, variierten Förster et al. (1998) den regulatorischen Fokus von Versuchspersonen, indem diese entsprechende Armbewegungen ausführen sollten.
2.1.4 Operationalisierung des chronischen regulatorischen Fokus
Der chronische regulatorische Fokus, also die dispositionale Tendenz zu promotionsfokussierter bzw. präventionsfokussierter selbstregulatorischer Orientierung, wurde in der bisherigen Forschung mithilfe von impliziten und expliziten Messverfahren erfasst. Zur impliziten Messung des regulatorischen Fokus wurden Reaktionszeitverfahren verwendet, die auf der Annahme basierten, dass die Zugänglichkeit von promotions- oder präventionsorientierten Attributen vom jeweiligen regulatorischen Fokus abhängt (Förster, Higgins & Idson, 1998; Higgins, Shah & Friedman, 1997; Shah & Higgins, 1997; Shah et al., 1998). In der zeitlich folgenden Forschung wurden darüber hinaus explizite Messverfahren entwickelt, mithilfe derer sich der chronische regulatorische Fokus anhand von Fragebogenverfahren erfassen lässt. Diese wurden inzwischen mehrfach erfolgreich eingesetzt und lösten Reaktionszeitverfahren zur Messung weitgehend ab (Gorman et al., 2012). Hinsichtlich des Anwendungsgebietes der Verfahren wurde zwischen arbeitsbezogenem und generellem regulatorischen Fokus unterschieden (Lanaj et al., 2012). Als Instrument zur Messung des arbeitsbezogenen regulatorischen Fokus wurde beispielsweise die Regulatory Focus at Work Scale (RWS) von Wallace, Popp und Mondore. (2006) entwickelt. Bei den zwei meistgenutzten expliziten Verfahren zur Messung des generellen regulatorischen Fokus handelt es sich laut einer Metaanalyse von Gorman et al. (2012) um den Regulatory Focus Questionnaire (RFQ) von Higgins et al. (2001) und den General Regulatory Focus Measure (GRFM) von Lockwood et al. (2002). Der RFQ von Higgins et al. (2001) wurde basierend auf der Annahme entworfen, dass der regulatorische Fokus eines Individuums durch vergangene Erfahrungen geprägt ist, wohingegen der GRFM von Lockwood et al. (2002) entwickelt wurde, um die motivationale Orientierung von Personen bei der Erreichung ihrer derzeitigen und zukünftigen Ziele einzuschätzen.
2.1.5 Regulatorischer Fokus und Leistung
Über die herausgestellten Charakteristika von Promotions- und Präventionsfokus hinaus, beschäftigte sich die bisherige Forschung mit einzigartigen Beziehungen zu Leistungsaspekten. Laut Higgins (2001) bringen sowohl Promotions- als auch Präventionsfokus die Motivation mit sich, Aufgabenziele zu erreichen. Jedoch unterscheiden sich die motivationalen Orientierungen in der Strategie zur Zielerreichung und im Umgang mit Hindernissen im Laufe dieses Prozesses. Um bestimmte Aufgabenziele zu erreichen, werden im Promotionsfokus positive Ergebnisse maximiert und im Präventionsfokus negative Ergebnisse minimiert (Higgins et al., 1994). Promotionsfokussierte Personen orientieren sich bei der Annäherung an Ziele an Fortschritt, Wachstum und Selbstverwirklichung, wohingegen die Aufmerksamkeit im Präventionsfokus verstärkt auf Genauigkeit, Fehlerfreiheit und die Einhaltung von Vorschriften gerichtet ist (Förster et al., 1998; Higgins, 1998). Welcher regulatorische Fokus mit der jeweiligen Zielerreichungsstrategie vorteilhaft ist, hängt laut Wallace und Chen (2006) und Byron et al. (2018) von der jeweiligen Situation bzw. den spezifischen Anforderungen ab, denn verschiedene Situationen erfordern unterschiedliche Strategien zum Umgang mit diesen. Da je nach regulatorischem Fokus bestimmte Strategien bevorzugt genutzt werden und diese mehr oder weniger zu Situationen bzw. Anforderungen passen, wird demnach angenommen, dass auf Basis des regulatorischen Fokus Leistungsunterschiede begründet werden können (Higgins, 1997, 2000; Lanaj et al., 2012; Wallace et al., 2006). Ist es beispielsweise besonders bedeutsam, ein Zeitlimit einzuhalten, so sind Strategien des Promotionsfokus geeignet, da diese eher dazu führen, dass zur Zielerreichung eine größere Menge an Arbeit schneller erledigt wird. Stattdessen ist ein Präventionsfokus mit erhöhter Aufmerksamkeit auf Genauigkeit und Vorschriften beispielsweise vorteilhaft, wenn mit gefährlichen Substanzen gearbeitet wird (Wallace & Chen, 2006).
Wie sich der regulatorische Fokus im Hinblick auf Leistungsindikatoren äußert und welche einzigartigen Beziehungen zwischen Promotions- und Präventionsfokus und verschiedenster Leistungsindikatoren bestehen, war bereits Gegenstand einiger Studien in der Vergangenheit. Dabei wurde stets der regulatorische Fokus von Versuchspersonen erfasst oder situativ induziert und mit Leistungsindikatoren in Beziehung gebracht. Förster et al. (2003) untersuchten anhand mehrerer Laborstudien, wie sich Individuen in Abhängigkeit ihres regulatorischen Fokus in der Tendenz, sich auf Geschwindigkeit oder Sorgfalt bei der Erreichung von Zielen bzw. der Bearbeitung von Aufgaben zu fokussieren, unterscheiden. Sie nahmen an, dass promotionsfokussierte Personen das Erzielen möglichst vieler Treffer anstreben und eine eifrige und schnelle Vorgehensweise für sie die natürliche, bevorzugte Strategie zur Zielerreichung darstellt. Weiterhin wurde angenommen, dass zugunsten von Geschwindigkeit Fehler in Kauf genommen werden. Präventionsfokussierte Personen streben laut Annahme der Autoren die Vermeidung von Fehlern an und eine vorsichtige, wachsame Herangehensweise stellt für sie eine naheliegende Strategie zur Erreichung dessen dar, was sich wiederum in verminderter Geschwindigkeit wiederspiegelt. Zugunsten von Genauigkeit und Sorgfalt wird laut Higgins (1997) sogar das Risiko eingegangen, Gelegenheiten zu versäumen, also auf Treffer, die bei einer anderen Vorgehensweise potenziell erzielt werden könnten, zu verzichten. Die Autoren konnten in ihren Untersuchungen Evidenz für diese Hypothesen finden, indem sie Versuchspersonen in einer Aufgabe nummerierte Punkte zu Bildern verbinden ließen. Dabei ergab sich, dass sich promotionsfokussierte Personen bei der Bearbeitung verstärkt auf Geschwindigkeit fokussierten und zugunsten dessen das Risiko von Auslassungsfehlern eingingen. Präventionsfokussierte Personen gingen hingegen zugunsten von Genauigkeit und Sorgfalt das Risiko ein, langsamer zu sein. Insgesamt konnten promotionsfokussierte Personen somit mehr Bilder erzeugen, produzierten dabei jedoch mehr Fehler, wohingegen präventionsfokussierte Personen weniger Bilder erzeugten, bei diesen aber weniger Fehler produzierten.
In einer weiteren Untersuchung von Förster et al. (2003) zeigte sich anhand einer Textkorrekturaufgabe, dass promotionsfokussierte Versuchspersonen diese insgesamt schneller lösten und mehr Fehler fanden als präventionsfokussierte Personen. Dabei wurde zwischen einfachen und schwierigen Textfehlern unterschieden. Einfache Fehler ermöglichten, eine hohe Trefferanzahl zu erzielen und erforderten eine eifrige Vorgehensweise. Schwierige Fehler brachten hingegen ein höheres Risiko für Bearbeitungsfehler mit sich und erforderten demnach eine sorgfältige und genaue Vorgehensweise. Daher konzentrierten sich promotionsfokussierte Versuchspersonen auf einfache Fehler, die sie schnell ausfindig machen konnten. Dies führte zu einer hohen Trefferanzahl und Bearbeitungsgeschwindigkeit, da sie sich nicht an schwierigen Fehlern aufhielten und somit insgesamt schnell im Text vorankamen. Im Präventionsfokus bestand hingegen eine Tendenz, wachsam und genau schwierigere Fehler ausfindig zu machen. Da schwierigere Fehler mehr Bearbeitungszeit erforderten als einfache, bearbeiteten präventionsfokussierte Versuchspersonen die Aufgabe insgesamt langsamer und fanden weniger Fehler als promotionsfokussierte Versuchspersonen.
Crowe und Higgins (1997) beschäftigten sich in ihren Untersuchungen mit der Fragestellung, inwiefern sich die Neigung im Promotionsfokus, eine hohe Trefferanzahl zu erzielen und keine potenziellen Treffer bzw. Gelegenheiten zu versäumen und die Neigung im Präventionsfokus, vorsichtig vorzugehen und Fehler zu vermeiden, bei der Bearbeitung verschiedenster Aufgaben zeigt. Eine Untersuchung befasste sich mit den Unterschieden in der Risikobereitschaft von Promotions- und Präventionsfokus. In einer Signalentdeckungsaufgabe zeigte sich, dass promotionsfokussierte Personen zu einer risikoreichen Antworttendenz neigten, also schneller bejahten, dass ein Signal bzw. ein zu erinnerndes Merkmal vorhanden war und bei Unsicherheit eher dessen Vorhandensein bestätigten. Präventionsfokussierte Personen neigten hingegen zu einer vorsichtigen und konservativen Antworttendenz, was sich in langsameren Rückmeldungen und in der Tendenz, bei Unsicherheit das Vorhandensein eines Signals zu verneinen, bemerkbar machte. Insgesamt entdeckten promotionsfokussierte Versuchspersonen aufgrund dessen mehr Signale als präventionsfokussierte Versuchspersonen.
Im Rahmen weiterer Untersuchungen differenzierten Crowe und Higgins (1997) nach der Schwierigkeit verschiedenster Aufgaben, wie beispielsweise Subtraktionsaufgaben. Dabei zeigte sich, dass promotionsfokussierte Versuchspersonen bei schwierigen Aufgaben aufgrund der Aussicht auf potenzielle Treffer beharrlicher an diesen arbeiteten anstatt diese frühzeitig abzubrechen. Präventionsfokussierte Versuchspersonen hingegen tendierten dazu, schwierige Aufgaben vor Ende der Zeit abzubrechen um falsche Lösungsgenerierungen zu vermeiden. Die Autoren schlussfolgerten, dass sich aufgrund dessen insbesondere bei hohem Schwierigkeitsgrad ein Leistungsvorteil des Promotionsfokus gegenüber dem Präventionsfokus ergab.
Wallace und Chen (2006) differenzierten Leistung in ihrer Studie im Arbeitskontext nach Produktivitäts- und Sicherheitsaspekten und untersuchten, auf welche Aspekte sich promotions- oder präventionsfokussierte Versuchspersonen fokussieren. Dabei ergab sich, dass promotionsfokussierte Versuchspersonen dazu neigten, sich auf das Vollbringen mehrerer Aufgaben zu fokussieren. Dadurch arbeiteten sie produktiver bzw. schneller, vernachlässigten zugunsten dessen jedoch Sicherheitsaspekte. Präventionsfokussierte Versuchspersonen fokussierten sich hingegen vermehrt auf die Sicherstellung einer korrekten Aufgabenerledigung. Somit produzierten sie weniger Fehler, jedoch machte sich diese Vorgehensweise in verringerter Produktivität bzw. Bearbeitungsgeschwindigkeit bemerkbar. Laut den Autoren lässt sich aufgrund dieser Ergebnisse anhand des regulatorischen Fokus begründen, warum sich Individuen in Ihrer Fokussierung auf Produktivitäts- oder Sicherheitsaspekte unterscheiden.
Wallace et al. (2008) replizierten und erweiterten die Befunde von Wallace und Chen (2006), indem sie in einer Laborstudie mittels einer computerbasierten Helikopter-Simulation ebenfalls Evidenz für jene direkte Zusammenhänge von Promotions- bzw. Präventionsfokus mit der Fokussierung auf Produktivität bzw. Sicherheit fanden und darüber hinaus die Komplexität einer Aufgabe als Moderator der Beziehungen identifizierten. Sie nahmen an, dass sich die Unterschiede, die sich durch die Ausprägung im Promotions- und Präventionsfokus im Umgang mit Sicherheits- und Produktivitätsaspekten ergeben, anhand der Aufgabenkomplexität verdeutlichen lassen. Die Autoren begründeten dies anhand der kognitiven Ressourcen, über die Menschen nur in begrenztem Maße verfügen. Insbesondere in komplexen Aufgaben müssen Individuen demnach entscheiden, ob ihre Ressourcen zugunsten von Produktivität oder Sicherheit eingesetzt werden, da komplexe Aufgaben selbst bereits Ressourcen beanspruchen. In den Ergebnissen zeigte sich, dass hohe Aufgabenkomplexität einen Zielkonflikt zwischen Sicherheit und Produktivität begünstigte. Waren Aufgaben weniger komplex, waren Versuchspersonen eher in der Lage sowohl produktiv als auch sicher und genau zu arbeiten. Die Autoren schlussfolgerten, dass Bedingungen, die die Ressourcen von Versuchspersonen in hohem Maße beanspruchten, wie es bei den komplexen Aufgaben der Fall war, einen Zielkonflikt zwischen den Strategien von Promotions- und Präventionsfokus begünstigten.
Des Weiteren wurden die Zusammenhänge von regulatorischem Fokus und Leistung im Arbeitskontext metaanalytisch untersucht. Gorman et al. (2012) beschäftigten sich in ihrer Metaanalyse mit jener Beziehung und fanden Evidenz für einen positiven Zusammenhang zwischen Promotionsfokus und Aufgaben-leistung, wohingegen Präventionsfokus nicht oder teilweise negativ mit Aufgabenleistung korrelierte. Auch Lanaj et al. (2012) untersuchten in ihrer Metaanalyse unter anderem die Zusammenhänge zwischen regulatorischem Fokus und Aufgabenleistung im Arbeitskontext. Wie von den Autoren erwartet, zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Promotionsfokus und Aufgabenleistung. Sie begründeten dies damit, dass das Erbringen hoher Leistungen am Arbeitsplatz ein Idealziel darstellt, welches Pflege- und Nahrungsbedürfnisse erfüllt und somit motivierendes Potenzial für promotionsfokussierte Arbeitnehmer in den einbezogenen Studien besaß. Die Autoren nahmen weiterhin an, dass das Erbringen guter Leistungen am Arbeitsplatz ebenfalls das Vermeiden von Fehlern und negativen Ergebnissen sowie einen Fokus auf Sicherheit und Pflichten erfordert, jedoch konnten sie entgegen ihrer Erwartungen keinen positiven Zusammenhang zwischen Präventionsfokus und Aufgabenleistung finden.
2.1.6 Regulatory Fit und Leistung
Zur Begründung von Leistungsunterschieden ist weiterhin der sogenannte Regulatory Fit und das Motivationspotenzial, das dieser mitbringen kann, zu betrachten (Higgins & Spiegel, 2004). Ein Regulatory Fit ist laut Higgins (2000) vorhanden, wenn Personen Mittel zur Erreichung eines Ziels nutzen können, die mit ihrem regulatorischen Fokus übereinstimmen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich eine Person mit einem dominierenden Promotionsfokus in einer Situation befindet, in der es erforderlich ist, eifrig auf ein Ziel hinzuarbeiten und sie dementsprechend ihre bevorzugte Strategie einsetzen kann. Ist die Anwendung einer wachsamen und vorsichtigen Strategie erforderlich, käme bei jener Person hingegen keine Übereinstimmung zustande. Kann sich eine Person mit einem dominierenden Präventionsfokus wachsam an ein Ziel annähern, ist ebenfalls ein Regulatory Fit vorhanden, wohingegen die Notwendigkeit einer eifrigen Herangehensweise in diesem Fall keine Übereinstimmung erzeugen würde (Higgins & Spiegel, 2004). Ist eine Übereinstimmung vorhanden, kann sich dies positiv auf das Engagement und die Motivation auswirken, jenes Ziel zu erreichen und kann demnach leistungssteigernd wirken (Higgins, 2000, 2005). So sollte beispielsweise eine promotionsfokussierte Person bei Anwendung eifriger Zielerreichungsstrategien bei der Bearbeitung einer Aufgabe stärkere Motivation empfinden als bei Anwendung wachsamer und vorsichtiger Strategien (Higgins & Spiegel, 2004). Außerdem kann eine Übereinstimmung das Wohlbefinden während der Zielerreichung steigern (Freitag & Higgins, 2002; Higgins, 2005). Ist keine Übereinstimmung vorhanden, kann sich dies in der Empfindung von Unbehagen, der Wahrnehmung von Aufgaben als weniger angenehm (Cesario & Higgins, 2008) und in physiologischen Stressreaktionen äußern (Peddie, Agar, LaPort & Tetrick, 2012).
Inwiefern sich Leistungsunterschiede durch einen Regulatory Fit, also einer Übereinstimmung zwischen regulatorischem Fokus und Zielerreichungsstrategie, begründen lassen, untersuchten Förster et al. (1998), die in einer Reihe von Studien herausfanden, dass Versuchspersonen bessere Leistungen im Rahmen einer Anagrammlösungsaufgabe erbrachten, wenn ihr regulatorischer Fokus zu einer entweder annäherungs- oder vermeidungsorientierten Armbewegung passte, die während der Aufgabenbearbeitung durchgeführt wurde.
Shah et al. (1998) fanden ebenfalls Evidenz für Leistungsvorteile durch einen Regulatory Fit mittels einer Anagrammlösungsaufgabe. Dabei ergab sich, dass promotionsfokussierte Versuchspersonen die meisten Anagramme lösten, wenn eine promotionsorientierte Aufgabenstellung, also mit Bezug auf Gewinne bzw. Nicht-Gewinne, gelöst werden sollte und sie diese eifrig bearbeiten konnten. Präventionsfokussierte Versuchspersonen erzielten die meisten Anagramme, wenn eine präventionsfokussierte Aufgabenstellung, also mit Bezug auf Verluste bzw. Nicht-Verluste, zu lösen war und wachsame Strategien zur Zielerreichung genutzt werden konnten.
In einer Untersuchung von Freitas, Liberman und Higgins (2002) wurden die Auswirkungen des Regulatory Fit bei der Lösung von Mathematikaufgaben betrachtet. Einige Versuchspersonen waren dabei einer Ablenkung ausgesetzt, was wiederum eine wachsame Vorgehensweise erforderte. Dem gegenüber gestellt wurden Versuchspersonen in einer Bedingung ohne Ablenkung, die die Möglichkeit bot, eifrige Zielerreichungsstrategien anzuwenden. Die Ergebnisse lieferten Evidenz für Leistungsvorteile durch das Vorhandensein eines Regulatory Fit. Waren wachsame Strategien zur Bewältigung einer Ablenkung angemessen und erforderlich, lösten präventionsfokussierte Versuchspersonen mehr Aufgaben als promotionsfokussierte Versuchspersonen. War keine Ablenkung vorhanden, konnten die Aufgaben hingegen eifrig bearbeitet werden, was in einem leichten Leistungsvorteil von promotionsfokussierten Versuchspersonen resultierte.
Auch Keller und Bless (2006) beschäftigten sich mit den Auswirkungen eines Regulatory Fit. In ihren Untersuchungen fanden sie anhand von Aufgaben, die mathematisches und räumliches Denken abfragten, Evidenz für die Annahme, dass die Testleistung von Versuchspersonen positiv durch einen Regulatory Fit beeinflusst werden kann. Denn in Bedingungen, in denen der angesprochene mit dem chronischen regulatorischen Fokus der Versuchspersonen übereinstimmte, wurden bessere Testergebnisse erzielt.
Die Beziehung von regulatorischem Fokus und Leistung wurde in der bisherigen Forschung bereits mehrfach und unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte untersucht. Ein weiteres Konstrukt, das ebenfalls zur Erklärung von Leistungsunterschieden und schwerpunktmäßig im Rahmen des Arbeitskontextes untersucht wurde, ist Stress.
2.2 Stress
Psychologischer Stress und einhergehende individuelle Stressreaktionen sind aus der transaktionalen Perspektive das Ergebnis einer wechselseitigen Beziehung zwischen Person und Umwelt, bei der ein Stimulus als ressourcenbeanspruchend bzw. gefährdend für das Wohlbefinden bewertet wird (Lazarus & Folkman, 1984). Ob in einer bestimmten Situation Stress empfunden wird, hängt laut LePine, LePine und Jackson (2004) zum einen von der Interpretation eines Stressors ab und zum anderen von der Einschätzung persönlicher und situativer Bewältigungsressourcen. Wird eine Situation als potenziell positiv und veränderbar wahrgenommen, wird aktiv mit dem Stressor umgegangen, indem Individuen sich beispielsweise vermehrt anstrengen. Wird eine Situation hingegen als potenziell negativ und nicht veränderbar eingestuft, kann es beispielsweise sein, dass Individuen sich der Situation entziehen und das Bedürfnis vorhanden ist, den Stressor zu vermeiden (LePine et al., 2004).
2.2.1 Challenge-Hindrance Stressor Framework
Auf der Grundlage des transaktionalen Stressmodells von Lazarus und Folkman (1984) basiert das Challenge-Hindrance Stressor Framework (Cavanaugh et al., 2000; LePine et al., 2005). Dieses besagt, dass sich Arbeitsanforderungen in Challenge Stressoren, also herausfordernde Stressoren sowie Hindrance Stressoren, also behindernde Stressoren, differenzieren lassen. Beide Formen von Stressoren bringen Belastungsaspekte mit sich und können daher Ressourcen beanspruchen und das Wohlbefinden beeinträchtigen. Sie unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihrer Konsequenzen, insbesondere Leistung und Motivation betreffend (Cavanaugh et al., 2000; LePine et al., 2004; LePine et al., 2005).
Als Challenge Stressoren werden Anforderungen oder Bedingungen bezeichnet, die zwar potenziell Stress verursachen, durch ihren herausfordernden Charakter jedoch auch Vorteile mit sich bringen können und Individuen daher motiviert sind, sich zur Bewältigung dieser vermehrt anzustrengen. Typische Challenge Stressoren sind Zeitdruck, lange Arbeitszeiten, ein hoher Grad an Verantwortung sowie kognitive Anforderungen. Hindrance Stressoren, wie Bürokratie, Rollenambiguität oder Arbeitsplatzunsicherheit hingegen sind ebenfalls potenziell stressverursachend, da sie Individuen bei der Erreichung von Zielen behindern, bringen dabei jedoch im Gegensatz zu Challenge Stressoren keine potenziellen Vorteile mit sich. Demnach sind Individuen nicht motiviert, sich zur Bewältigung dieser Stressoren vermehrt anzustrengen (Cavanaugh et al., 2000; LePine et al., 2005). Beispielsweise fanden Gilboa, Shirom, Fried und Cooper (2008) in ihrer Metaanalyse Unterstützung für negative Zusammenhänge von Hindrance Stressoren und Arbeitsleistung. Auch LePine et al. (2005) fanden sowohl direkte negative Effekte von Hindrance Stressoren auf Leistung, als auch indirekte Effekte über Belastung und Motivation. Das belastende Potenzial, das sowohl mit Challenge Stressoren als auch mit Hindrance Stressoren einhergeht, ist auf die zur Bewältigung erforderliche vermehrte Anstrengung und dem damit einhergehenden Energieverbrauch zurückzuführen (Bakker & Demerouti, 2007). LePine et al. (2005) und Podsakoff, LePine und LePine (2007) konnten metaanalytische Evidenz dafür finden, dass sowohl Challenge Stressoren als auch Hindrance Stressoren mit Belastungsaspekten einhergehen.
Darüber hinaus haben Challenge Stressoren jedoch aufgrund ihres herausfordernden Charakters das Potenzial, in positiven Auswirkungen zu resultieren. Diese können durch motivationale Prozesse erklärt werden, denn Challenge Stressoren erhöhen zwar die Schwierigkeit ein Ziel zu erreichen, aber bieten auch die Möglichkeit durch vermehrte Anstrengung Erfolge zu erzielen (Byron et al., 2018). Im Gegensatz zu Hindrance Stressoren, werden Challenge Stressoren eher als positiv, kontrollierbar und veränderbar wahrgenommen (LePine et al., 2004) und können laut LePine et al. (2005) zu der Erwartungshaltung führen, dass eine Bewältigung durch bestimmtes Verhalten, wie beispielsweise vermehrte Anstrengung, zu positiven Ergebnissen bzw. Konsequenzen führt. Daher können Challenge Stressoren von Individuen als förderlich für beruflichen Erfolg und persönliche Weiterentwicklung wahrgenommen werden (Podsakoff at al., 2007). Die positiven Konsequenzen, die Challenge Stressoren potenziell mit sich bringen, können folglich mit positiven affektiven Reaktionen einhergehen. Diese sollen laut Podsakoff et al. (2007) negative affektive Reaktionen, die aufgrund der gleichzeitig belastenden Wirkung von Challenge Stressoren resultieren können, mehr als ausgleichen. Challenge Stressoren sollen demnach dazu führen können, dass Individuen von entsprechenden Bedingungen profitieren, diese genießen und euphorisch mit diesen umgehen.
2.2.2 Challenge Stressoren und Leistung
Das auf der einen Seite motivierende, aber auf der anderen Seite belastende Potenzial von Challenge Stressoren wurde über die in Kapitel 2.2.1 genannten Befunde hinaus im Zusammenhang mit Leistungsaspekten untersucht. Um die Beziehung von Challenge Stressoren und Leistung zu untersuchen, wurden in der bisherigen Forschung verschiedene Untersuchungen im Arbeitskontext durchgeführt.
Eine Untersuchung von LePine et al. (2004) beschäftigte sich mit dem Zusammenhang von Challenge Stressoren und Lernleistung. Wie von den Autoren erwartet, konnte ein positiver direkter Zusammenhang zwischen den Variablen gefunden werden. Weiterhin wurden Erschöpfung und Lernmotivation als potenzielle Mediatoren der Beziehung untersucht. Dabei ergab sich ein positiver Zusammenhang von Challenge Stressoren mit Lernmotivation, welche wiederum positiv mit Lernleistung zusammenhing. Zwischen Challenge Stressoren und Erschöpfung fand sich ebenfalls ein positiver Zusammenhang, wobei Erschöpfung wie erwartet negativ mit der Lernleistung zusammenhing.
LePine et al. (2005) konnten metaanalytische Evidenz für Motivation und Belastung als Mediatoren der Beziehung von Challenge Stressoren und Leistung finden. In ihren Ergebnissen stellten sie sowohl indirekte positive Effekte von Challenge Stressoren auf Leistung über Motivation fest als auch indirekte negative Effekte über Belastungsaspekte. Die Annahme der Autoren, dass die positiven indirekten Effekte von Challenge Stressoren Leistung stärker beeinflussen als die negativen indirekten Effekte, konnte durch einen direkten positiven Effekt von Challenge Stressoren auf Leistung unterstützt werden.
González-Morales und Neves (2015) merkten darüber hinaus an, dass nicht grundsätzlich von einem positiven Zusammenhang zwischen Challenge Stressoren und Leistung auszugehen ist. Stattdessen nahmen die Autoren an, dass dies voraussetzt, dass Challenge Stressoren als Gelegenheiten für die persönliche Weiterentwicklung und das Erzielen guter Leistungsergebnisse, also als potenziell positiv und nicht als bedrohend bewertet werden.
In der bisherigen Forschung gab es Hinweise darauf, dass Challenge Stressoren trotz einhergehender Belastungsaspekte das Potenzial besitzen, die Motivation von Individuen zu steigern und somit insgesamt positiv mit Leistung zusammenzuhängen. Zeitdruck ist laut LePine et al. (2005) und Widmer, Semmer, Kälin, Jacobshagen und Meier (2012) ein solcher Challenge Stressor mit entsprechenden Auswirkungen, worauf im Folgenden genauer eingegangen wird.
2.2.3 Zeitdruck als Challenge Stressor
Zeitdruck entsteht bei der Erledigung von Aufgaben, wenn eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen der Zeit, die für eine Aufgabe benötigt wird und den dafür verfügbaren zeitlichen Ressourcen besteht und zur Kompensation dieser fehlenden Zeit die Notwenigkeit besteht, sich vermehrt anzustrengen und die Aufgabe schneller als üblich zu bearbeiten (Baer & Oldham, 2006; Fay & Sonnentag, 2002). Auch Kinicki und Vecchio (1994) definierten Zeitdruck als einen belastenden Aspekt, der resultiert, wenn nicht ausreichend Zeit zur Erledigung von Aufgaben zur Verfügung steht. Darüber hinaus wurde Zeitdruck als eine Anforderung definiert, die allein durch die Erledigung von Aufgaben in einer begrenzten Zeit entsteht. Demnach kann lediglich das Wissen über eine bestimmte zeitliche Begrenzung dazu führen, dass Personen Zeitdruck empfinden (Büssing, Glaser & Höge, 2004; Höge, 2009). Der empfundene Zeitdruck steigt laut Gevers, van Eerde und Rutte (2001) bei zunehmender Annäherung an die zeitliche Begrenzung.
Zeitdruck sollte weder zu stark noch zu gering ausgeprägt sein, da dies jeweils zu negativen Auswirkungen führen kann, wie sich beispielsweise in einer Studie von Baer und Oldham (2006) zeigte, die sich mit den Auswirkungen von unterschiedlich starkem Zeitdruck auf Kreativitätsleistung beschäftigte. In den Ergebnissen zeigte sich, dass die Kreativitätsleistung von Individuen unter moderatem Zeitdruck am besten ausfiel. Sehr starker Zeitdruck kann ein hohes Erregungsniveau erzeugen, das wiederum zu negativen Auswirkungen, wie Vermeidungsverhalten, führen kann. Ist hingegen das Anforderungsniveau aufgrund sehr geringem bzw. nicht vorhandenem Zeitdruck zu niedrig, kann ein Gefühl von Langeweile und mangelnder Energie entstehen. Dies wiederum kann dazu führen, dass die Aufmerksamkeit von der Aufgabe weggelenkt wird (Carver, 1996; Gevers et al., 2001).
Laut LePine et al. (2005) und Widmer et al. (2012) stellt Zeitdruck einen typischen Challenge Stressor dar, da dieser durch vermehrte Anstrengung bewältigbar ist und neben Belastungsaspekten auch Vorteile mit sich bringen kann. Neben den, beispielsweise von Teuchmann, Totterdell und Parker (1999) festgestellten, negativen Auswirkung von Zeitdruck auf das Wohlbefinden, können positive Zusammenhänge mit Motivation und Leistung bestehen. Denn Individuen neigen laut LePine et al. (2005) zu der Annahme, dass Zeitdruck durch vermehrte Anstrengung bewältigt werden kann und eine erfolgreiche Bewältigung in Anerkennung, Erfolg und einem Gefühl von bedeutsamer, persönlicher Leistung resultiert. Die durch Zeitdruck resultierende Motivation steigt bei Annäherung an die zeitliche Begrenzung (Gevers et al., 2001). Leinhos, Rigotti und Baethge (2018) argumentierten, dass die Auswirkungen von Zeitdruck von den vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten eines Individuums abhängen. Auch Byron et al. (2018) nahmen an, dass Challenge Stressoren, und somit auch Zeitdruck, Motivationspotenzial besitzen, sofern Individuen in der Lage sind, mit diesem entsprechend umzugehen. In einer Studie von Leinhos et al. (2018) zeigte sich, dass Zeitdruck für Versuchspersonen, die über entsprechende Ressourcen zur Bewältigung verfügten, wie beispielsweise Zeitkontrolle, weniger bedrohliches Potenzial besaß, sondern als herausfordernd und motivierend wahrgenommen wurde.
2.3 Regulatorischer Fokus, Stressoren und Leistung
Nicht nur die Auswirkungen von regulatorischem Fokus und Stressoren für sich betrachtet, sondern ebenfalls deren gemeinsame Auswirkungen wurden im Hinblick auf Leistung in der bisherigen Forschung untersucht. Laut Brenninkmeijer, Demerouti, Le Blanc und van Hetty Emmerik (2010) lässt sich anhand des regulatorischen Fokus erklären, warum die Wahrnehmung von Anforderungen und die Reaktion auf diese interindividuell variiert. Die Autoren untersuchten in ihrer Studie, welchen Einfluss der regulatorische Fokus auf das belastende Potenzial von Anforderungen am Arbeitsplatz hat und welche Reaktionen daraus resultieren. Die Ergebnisse zeigten, dass hohe Anforderungen insbesondere das Wohlbefinden von Arbeitnehmern mit starkem Präventionsfokus beeinträchtigten, da beispielsweise große Arbeitsmengen oder Zeitdruck das Einhalten von Pflichten und die Konzentration auf Sicherheit erschweren. Jene Auswirkungen könnten sich wiederum in Leistung widerspiegeln.
Sacramento et al. (2013) untersuchten in ihrer Studie, inwiefern der regulatorische Fokus die Beziehung von Arbeitsanforderungen und Leistung in Kreativitätsaufgaben moderiert. Die Autoren nahmen in Anlehnung an Crowe und Higgins (1997) an, dass Challenge Stressoren adaptive Reaktionen erfordern und die Anwendung der individuell bevorzugten und bewährten Strategien gemäß dem chronischen regulatorischen Fokus hervorruft. Ist das Ziel, divergente Lösungen zu generieren, sind die im Promotionsfokus bevorzugten und für sie bewährten Herangehensweisen laut den Autoren zum Umgang mit einem Challenge Stressor besser geeignet, da eine eifrige Strategie sich durch eine gewisse Risikobereitschaft und das Bedürfnis, viele Treffer zu erzielen und dabei keine potenziellen Gelegenheiten zu versäumen, auszeichnet. Entsprechend ihrer Annahmen spiegelte sich in den Ergebnissen wider, dass Versuchspersonen mit stark ausgeprägtem Promotionsfokus unter Einfluss von Challenge Stressoren kreativere Leistungen erbrachten als jene mit gering ausgeprägtem Promotionsfokus. Stark präventionsfokussierte Versuchspersonen hingegen sind nach Ansicht der Autoren sensitiv gegenüber ungewünschten Zuständen, verhalten sich demnach wachsam und vorsichtig gegenüber Challenge Stressoren und konzentrieren sich auf die Vermeidung dieser. Das Zurückgreifen auf für sie bewährte und bevorzugte Strategien kann daher wiederum zu konservativen und weniger kreativen Lösungen führen, was sich tendenziell, jedoch nicht signifikant, in den Ergebnissen widerspiegelte.
Auf der anderen Seite konnten Rosenzweig und Miele (2016) Leistungsvorteile durch den Präventionsfokus in Bedingungen, in denen Sorgfalt und Genauigkeit gefragt waren, feststellen, sofern dabei kein Stressor in Form von Zeitdruck gegeben war. Sowohl in Aufgaben, die sich auf mathematische oder verbale Inhalte bezogen als auch bei einer Prüfungsleistung im Rahmen des Studiums wurden bessere Ergebnisse erzielt je höher der Präventionsfokus und je niedriger der Promotionsfokus der teilnehmenden Studierenden war. Laut den Autoren lösen präventionsfokussierte Personen Aufgaben zwar langsamer, dafür jedoch mit höherer Genauigkeit und erzielen somit in Bedingungen ohne zeitliche Begrenzung bessere Ergebnisse als promotionsfokussierte Individuen. Die Autoren nahmen darüber hinaus an, dass sich unter Stress bzw. Zeitdruck ein Leistungsvorteil im Promotionsfokus ergeben sollte. Sie begründeten dies damit, dass eine Testsituation, die unter Zeitdruck absolviert wird, im Präventionsfokus verstärkt Angstgefühle hervorruft und dazu führt, dass Individuen übermäßig wachsam sind, auf potenziellen Fehlern beharren und Aufgaben somit langsam und ineffizient bearbeiten. Jene Individuen würden Aufgaben unter Zeitdruck möglicherweise nicht in der vorgegebenen Zeit lösen und demnach ein schlechteres Ergebnis erzielen als promotionsfokussierte Individuen. In der Untersuchung konnte dies jedoch nicht empirisch überprüft werden, da in einigen Aufgaben zwar theoretisch eine zeitliche Begrenzung vorlag, die Versuchspersonen diese jedoch vor Ende der Zeit beendeten und dementsprechend laut Aussage der Autoren kein Stress durch die Zeitbegrenzung ausgeübt wurde.
Wie der regulatorische Fokus mit Leistung am Arbeitsplatz zusammenhängt und welche Rolle Stressoren dabei spielen, untersuchten Byron et al. (2018). Dazu erfassten sie bei Angestellten den chronischen regulatorischen Fokus, den selbstberichteten Challenge Stress und die Leistung, gemessen an einer Fremdeinschätzung der Arbeitsleistung und einer Verkaufsquote. In ihrer Untersuchung ergab sich ein positiver Zusammenhang zwischen Promotionsfokus und den genannten Leistungsindikatoren. Der Präventionsfokus korrelierte hingegen nicht mit diesen. Die Autoren nahmen darüber hinaus an, dass die Auswirkungen des Promotionsfokus auf die Leistung in Abhängigkeit des Stresslevels variieren. Die Ergebnisse unterstützen ihre Annahme, dass Challenge Stress den Zusammenhang von Promotionsfokus und Leistung moderiert, da sich ein positiver Zusammenhang bei starkem Challenge Stress ergab, wohingegen bei geringem Challenge Stress ein tendenziell negativer, jedoch nicht statistisch signifikanter Zusammenhang bestand. Darüber hinaus untersuchten die Autoren eine mögliche Dreifachinteraktion von Promotionsfokus, Präventionsfokus und Challenge Stress. Sie nahmen an, dass die stärkste Beziehung von Promotionsfokus und Leistung bestehen sollte, wenn gleichzeitig eine niedrige Ausprägung im Präventionsfokus vorliegt und starker Challenge Stress vorhanden ist. Für diese Hypothese fanden sie lediglich bei Betrachtung der Verkaufsquote als Leistungsindikator Evidenz, jedoch nicht bei Betrachtung der Fremdeinschätzung.
Die Beziehung von regulatorischem Fokus, Stress und verschiedener Leistungsindikatoren war bereits Gegenstand einiger Untersuchungen. Dabei wurden sowohl der regulatorische Fokus als auch Stressoren als Moderatorvariablen bezeichnet. Die Untersuchungen lieferten Hinweise dafür, dass nicht nur einzelne Beziehungen zwischen regulatorischem Fokus und Leistung sowie zwischen Stressoren und Leistung bestehen, sondern dass eine gewisse Interaktion von Promotionsfokus, Präventionsfokus und Stress zu bestehen scheint und die Variablen somit gemeinsam zur Erklärung von Leistungsunterschieden dienen können.
3 Fragestellung und Hypothesen
Basierend auf dem derzeitigen Forschungsstand zum regulatorischen Fokus, Zeitdruck und Leistung in Einzelnen sowie zu den Beziehungen zwischen diesen Variablen, werden im Folgenden die Fragestellung der vorliegenden Arbeit und die untersuchten Hypothesen aufgezeigt.
3.1 Fragestellung
Bisherige Befunde zu Beziehungen zwischen regulatorischem Fokus und Leistung gaben Grund zu der Annahme, dass sich in Abhängigkeit des regulatorischen Fokus Unterschiede hinsichtlich bestimmter Leistungsindikatoren ergeben. Außerdem gab es Hinweise auf einen moderierenden Einfluss von Challenge Stressoren auf diese Beziehung. Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Beziehung von regulatorischem Fokus, Zeitdruck und Leistung weiterführend zu untersuchen, denn vergangene Untersuchungen beschäftigten sich vor allem mit der Beziehung von regulatorischem Fokus und Leistungsaspekten, jedoch wurden nur vereinzelt Stressoren als weitere relevante Variablen in dieser Beziehung untersucht (Byron et al., 2018; Rosenzweig & Miele, 2016; Sacramento et al., 2013). Bereits Gorman et al. (2012) erwähnten in ihrer Metaanalyse den Bedarf nach Studien, die Moderatoren der Beziehung von regulatorischem Fokus und Leistung identifizieren. Auch Rosenzweig und Miele (2016) nannten Bedarf nach zukünftigen Studien, die sich mit den Bedingungen befassen, die einen Leistungsvorteil von promotionsfokussierten Personen begünstigen und wiesen darauf hin, dafür stressige Bedingungen bzw. Situationen mit starken zeitlichen Einschränkungen in Betracht zu ziehen. Ebenfalls wiesen Lanaj et al. (2012) auf Forschungsbedarf hinsichtlich des Einflusses von Promotions- und Präventionsfokus auf Bewältigungsstrategien und der jeweiligen Auswirkungen hin. Byron et al. (2018) begründeten den Bedarf der Identifikation von Stressoren als Moderatoren der Beziehung von regulatorischem Fokus und Leistung damit, dass weder der regulatorische Fokus noch Stressoren einheitliche Effekte auf Leistung haben, da je nach regulatorischem Fokus unterschiedlich mit Stressoren umgegangen wird und sich dies wiederum in Leistungsunterschieden widerspiegeln kann . Byron et al. (2018) kamen diesem Bedarf selbst mit einer Untersuchung im Arbeitskontext im Hinblick auf die Beziehung von Promotionsfokus und Leistung nach, untersuchten jedoch nicht den moderierenden Einfluss von Challenge Stressoren auf die Beziehung von Präventionsfokus und Leistung. Die Autoren wiesen auf den Bedarf weiterer Untersuchungen hin, im Rahmen derer stressige Bedingungen experimentell manipuliert und objektiviert werden. Ihrer Ansicht nach zeigte selbstberichteter Stress in ihrer Untersuchung nicht auf, in welchem Ausmaß Stressoren tatsächlich existierten. Außerdem empfahlen sie die Generalisierbarkeit ihrer Ergebnisse auf andere Stichproben und Umgebungen zu untersuchen. Mittels der vorliegenden Untersuchung wurde daher angestrebt, auch methodisch an den Forschungsstand und insbesondere an die Untersuchung von Byron et al. (2018) anzuschließen und bisherige Erkenntnisse zu erweitern. Dazu wurde im Rahmen einer Laborstudie Zeitdruck als ein spezifischer Stressor durch eine experimentelle Manipulation variiert und für die Untersuchung eine Stichprobe aus Studierenden herangezogen. Im Vergleich zu einer Untersuchung im Arbeitskontext wurde eine größere Allgemeingültigkeit und Unabhängigkeit von bestimmten Arbeitsumfeldern oder Berufen angestrebt. Mittels Laborbedingungen wurde ebenfalls der Sensitivität des regulatorischen Fokus gegenüber Kontextfaktoren entgegengewirkt, der laut Byron et al. (2018) Einfluss auf ihre Ergebnisse gehabt haben könnte. Des Weiteren wurden auch potenzielle Interaktionen von Promotions- und Präventionsfokus in die Untersuchung einbezogen, zu denen Lanaj et al. (2012) Forschungsbedarf im Rahmen von Analysen der Beziehungen mit Leistungsaspekten äußerten. Auch diesem Bedarf begegneten Byron et al. (2018) bereits, jedoch lediglich mit Befunden aus dem Arbeitskontext.
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