Was passiert mit den talentierten Sportlerinnen, die nicht der gesellschaftlichen Norm einer "schönen" Frau entsprechen? Haben diese überhaupt eine Chance? Diese Fragen sollen anhand des Sportspielfilms "I, Tonya", der vom Leben der talentierten Eiskunstläuferin Tonya Harding handelt, symbolisch analysiert werden.
Die Arbeit beschäftigt sich auch mit der Darstellung von Körper und Gender im Film. Hierbei muss gleich zu Beginn angemerkt werden, dass der Film mit sehr vielen Gegensätzen spielt. Dieses Spiel mit Gegensätzen fängt bei Tonya selbst und ihrer Konkurrentin Nancy Kerrigan an. Nancy kommt aus einer wohlhabenden Familie, trägt bei den Wettbewerben edle Kostüme, ist im amerikanischen Eislaufverband anerkannt, hat eine zierliche Figur und den Spitznamen "Eisprinzessin". Den direkten Kontrast hierzu stellt Tonya dar. Sie kommt aus einer zerrütteten Familie, trägt ausschließlich selbstgenähte Kostüme, wird trotz bemerkenswerter Leistungen nicht fair bewertet, ist athletisch gebaut und bekommt den Spitznamen "Eishexe".
1 Hinführung zum Thema
Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, warum bei Frauen in Sportmagazinen der Fokus zuhauf auf ihr - meist attraktives - Äußeres gelegt wird, obwohl diese oft auch sehr großes Talent oder eine außerordentliche Karriere vorweisen können? Wer ist für diese Darstellung von Sportlerinnen verantwortlich? Haben diese Darstellungen Einfluss auf die Seriosität und den Erfolg der Athletinnen? Was passiert mit den talentierten Sportlerinnen, die nicht der gesellschaftlichen Norm einer ,schönen‘ Frau entsprechen? Haben diese überhaupt eine Chance?
Diese Fragen sollen anhand des Sportspielfilms I, Tonya der vom Leben der talentierten Eiskunstläuferin Tonya Harding handelt, symbolisch analysiert werden.
2 Beschreibung des Inhalts
Der Trailer des Films nimmt an dieser Stelle bereits sehr viele wichtige Ereignisse vorweg. Deshalb ist es ratsam, diesen vor dem Lesen dieser Arbeit anzusehen.
Die ersten Minuten des Films setzten sich aus abwechselnd nachgestellten Filmausschnitten aus Tonyas Leben und nachgestellten Interviews mit Tonya Harding, Jeff Gilloly, LaVona Golden, Diane Rawlinson, Shawn Eckardt und einem Reporter für eine Fernsehsendung zusammen („I, Tonya“, 0:00-3:40). Tonyas Mutter, LaVona Golden, erklärt, Tonya sei ihr fünftes Kind von Ehemann Nummer vier und stets ein schwieriges Kind gewesen (“I, Tonya”, 1:12¬1:20).
An diese kurze Einführung schließt sich die Szene an, in der LaVona Tonya das erste Mal zu Diane Rawlinson in die Eishalle bringt, um zu trainieren („I, Tonya“, 3:40-5:40). Zu diesem Zeitpunkt ist Tonya drei Jahre alt. Mit nur vier Jahren gewinnt sie ihren ersten Wettbewerb („I, Tonya“, 5:40-5:50). Nachfolgend wird in verschiedenen Szenen klar, dass LaVona Tonya gegenüber nicht zeigt, wie gut diese schon in jungen Jahren auf dem Eis läuft und wie sehr die Mutter daran interessiert ist, dass Tonya gefördert wird (ab 5:40). In einer Sequenz ist die junge Tonya mit ihrem Vater im Wald beim Jagen und scheint mit ihm eine sehr menschliche, von Liebe und Vertrauen geprägte Beziehung zu haben, im Gegensatz zu der mit ihrer Mutter. Dieses ungesunde Verhältnis scheint sich, nachdem der Vater die Familie verlässt (ab 10:25), geradezu zu verschlimmern. Tonyas Vater kommt nach dieser Szene nicht mehr vor.
Hier springt der Film an die Stelle, an der Tonya Jeff kennenlernt. Mutter LaVona begleitet die beiden zu deren ersten Date und stellt unangenehme Fragen über das intime Liebesleben der beiden, die Art ihrer Beziehung und weißt Jeff darauf hin, wie unselbstständig Tonya doch sei (12:50-14:00). Die nächsten sechs Minuten beschäftigen sich mit dem ersten Kuss des Paares, dem ersten Streit und der ersten Handgreiflichkeit, inklusive den dazugehörigen Seite | 2 Interviews mit Tonya und Jeff, in denen beide behaupten sie selber wären nie handgreiflich geworden, der/die Andere aber schon (14:00-20:10).
Mit dem ersten großen Wettbewerb ,Skate America' 1986 wird sofort klar, wie sehr sich Tonya von den anderen Eiskunstläuferinnen visuell unterscheidet. So werden in einer Szene zunächst die jungen zierlichen Mädchen mit schönen Kostümen und Schleifen in den aufwendig gemachten Haaren vor ihren Schminktischen gezeigt. Dann folgt die Kamera einer Läuferin durch einen dunklen Gang, wo das Bild an einer schlecht beleuchteten Ecke die athletische Tonya im selbstgenähten Kostüm beim Zigarette ausdrücken zeigt (20: 1 1 -20:55). Bei diesem Wettbewerb gibt sie sich laut ihrer Mutter nicht genug Mühe, woraufhin diese Tonya während einer hitzigen Diskussion mit einem Messer abwirft, das in Tonyas Arm stecken bleibt (20:56-25:10). Nach diesem Abend zieht Tonya mit Jeff zusammen. In dieser Zeit war das Paar laut beiden am glücklichsten, sie heiraten sogar. Die glückliche Zeit endet, als Tonya bei den nationalen Meisterschaften 1991 in Minneapolis als erste Eiskunstläuferin überhaupt den dreifachen Axel springt und steht. Ab diesem Zeitpunkt mussten die Juroren ihr die lang ersehnten hohen Punktzahlen für ihre Leistung geben, sodass Tonya - die bisher trotz athletischen Meisterleistungen aufgrund ihrer Kostüme und der Präsentation nicht auf den ersten Plätzen zu finden war - nun laut eigener Aussage zu den besten Eisläuferinnen der Welt gehörte (25:11-36:20). Dies zeigte sie lauf Jeff Gilloly auch in ihrer Beziehung, „[she] didn't want old Jeff no more“ (36:21-36:45). Kurz darauf trennt sich Tonya von Jeff und zieht aus (36:46-37:15), da „if I [Tonya] got up in the morning, I got hit. [...] He didn't need a reason anymore“ (37:16-37:30). In dieser Zeit ist Tonya am Höhepunkt ihrer früh endenden Eiskunstlaufkarriere. Jeff möchte, dass Tonya zurück zu ihm kommt und sagt, er habe eine Therapie gemacht (37:31-41:40). Aber „the second we [Jeff und Tonya] were back together everything went to shit“ (41:40-41:45). Tonya lief immer schlechter, je näher die Olympischen Winterspiele 1992 kamen. Harding wurde vierte, nachdem sie die meisten ihrer Landungen sowie den dreifachen Axel nicht stand (41:46-44:40). Im folgenden Teil des Films ruft Tonya mehrmals in kurzer Zeit die Polizei, da Jeff sie misshandelt. Dies führt zur Scheidung (-46:00). Jeff sagt, dies sei so nicht passiert.
Tonya sucht sich eine neue Wohnung, zu der Jeff fährt und im Laufe des Gesprächs eine Waffe erst auf Tonya, dann auf sich selbst richtet bis er Tonya schließlich aus der Ferne oberhalb des Auges anschießt (44:41-48:30).
Das Olympische Komitee verkündet, dass die nächsten Olympischen Spiele bereits 1994 statt erst 1996 stattfinden werden. Dies nimmt Diane Rawlinson, Tonyas ehemalige Trainerin zum Anlass Tonya wieder trainieren zu wollen (48:31-52:20). Nach einem Wettkampf fragt Tonya einen der Juroren, warum sie nicht fair bepunktet wird. Dieser antwortet, es gehe auch um das Gesamtbild und nicht nur um die atheltischen Fähigkeiten, man wolle eine „wholesome american family“ sehen (52:21-54:50). Den Rat ernstnehmend versucht Tonya sich mit ihrer Mutter und Jeff zu versöhnen, letzteres gelingt auch (54:51-57:30).
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- Quote paper
- Clara Marie Tietze (Author), 2020, Körper und Gender im Spitzensport. Welche Rolle spielt das Aussehen bei Sportlerinnen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161235
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