Im Rahmen dieser Bachelorarbeit sollen die Möglichkeiten einer Förderung frühkindlicher Kompetenzen von Kindern im Elementarbereich durch intergenerative Begegnungen aufgezeigt werden. Das Ziel dieser Arbeit ist die Bearbeitung folgender Hypothese: Wenn eine Kita intergenerative Begegnungen anbietet/realisiert, hat das eine positive Auswirkung auf die kindliche Entwicklung und das damit einhergehende Sozialverhalten der Kinder.
Die Familie und die Freunde sind oft das, was uns den nötigen Halt gibt. Doch in der heutigen Zeit sind sich die unterschiedlichen Altersgruppen räumlich nicht mehr so nah wie noch vor ein paar Generationen. Die Arbeitswelt verlangt mehr Mobilität und auch Paare kommen nur noch selten aus ein und derselben Stadt. Den Kontakt zu Bezugspersonen wie Oma und Opa, Mutti und Papa oder auch die Freunde hält man meist nur noch durch Telefonoder E-mailkontakt aufrecht. Die Möglichkeiten sich persönlich in einer Regelmäßigkeit zu sehen, sind demnach zunehmend erschwert. Leider verschwindet mit dieser räumlichen Distanz auch der Ort, an dem der Austausch zwischen den Generationen stattfinden kann.
Auch die vielen klar getrennten klassischen Einrichtungen für Kinder oder für Senioren in ein und derselben Stadt verstärken die Kluft zwischen den Generationen, hier leben sie ein Leben, völlig getrennt voneinander. Was bedeutet, dass die jungen Menschen nicht mehr ohne Weiteres auf die Leistungen und Erfahrungswerte der Älteren zurückgreifen können. Und auch den Älteren Generationen fehlt der Kontakt zu den Jüngeren, zumal sie heute wesentlich aktiver, engagierter, qualifizierter und auch gesünder sind als je zuvor. Diese Faktoren sollten vielmehr als ein Gewinn für den Einzelnen, für die Gesellschaft und vor allem für die Kleinsten, die Kinder, gesehen werden. Es sollte ein Anliegen aller sein, sich über den eigenen Vorteil hinaus zu engagieren und damit der Kluft zwischen den Generationen entgegenzuwirken und somit womöglich einen intergenerativen Zusammenhalt mit vielen Vorteilen zu erschaffen.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis:
1 Einleitung
2 (früh) kindliche Entwicklung
2.1 Entwicklungsprozesse
2.2 Bindungsentwicklung & persönliches Wachstum
2.3 Bedeutung der Bindung
3 Intergenerativität
3.1 Begriffsdefinition - intergenerative Begegnungen /Intergeneratives Lernen ..
3.2 Bedeutung von intergenerativen Begegnungen
3.3 Ziele
4 Faktoren intergenerativen Arbeitens
4.1 Senioren
4.2 Kinder
4.3. Gesellschaftliche Hintergründe
5. Umsetzungsmöglichkeiten/ Generationsprojekte
5.1 Merkmale
5.2 Mehrgenerationshäuser
5.3 Finanzierung
6. Anforderungen an Rahmenbedingungen für gelingende intergenerative Begegnungen
6.1 Pädagogisches Fachpersonal
6.2 räumliche & personale Voraussetzungen
6.3 Beispiele intergenerativer Angebote
7 Forschungsdesign der Untersuchung
7.1 Methoden
7.2 Grundgesamtheit, Samplestruktur, Probanden
8 Darstellung der Ergebnisse
8.1 quantitative Befunde
8.2. Qualitative Befunde
8.3 Zusammenfassung der Befunde
9 Interpretation der Befunde
9.1 Überprüfung der Forschungsfrage
9.2 Ausblick und offene Forschungsfragen
10 Fazit
Literaturverzeichnis
Anlage
Tabellenverzeichnis:
Tabelle 1 Entwicklungsaufgaben des Menschen. Nach Oerter, Montada (2002)
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1 Stellenwert der Intergenerativität im persönlichen Alltag der Probanden. Eigene Darstellung
Abbildung 1 Stellenwert der Großeltern im Alltag der zu betreuenden Kinder. Eigene Darstellung
Abbildung 2 Länge der durchgeführten intergenerativen Angebote. Eigene Darstellung
Abbildung 3 Häufigkeit der durchgeführten intergenerativen Angebote. Eigene Darstellung
1 Einleitung
"Geht Omas drücken" - so lautet aktuell ein Aufruf einer großen Krankenkasse an die Enkel-Generation. Weil Besuch bekommen, ein bisschen reden und gedrückt werden bei Omas und Opas oft besser wirkt als Johanneskraut und Eierlikör zusammen. Auf großen Plakatwänden werben sie damit für ein gesundes Miteinander, welches in der heutigen Gesellschaft mehr an Bedeutung dazu gewinnen sollte.(vgl. Oelschläger 2021: Healthcare Marketing Das Fachmagazin für Gesundheitsmarken, Abruf: 08.07.2021) Denn
"Wie wir miteinander umgehen, aufeinander achten und welche Werte uns im Alltag begleiten, hat großen Einfluss auf unser aller Gesundheit - physische wie psychisch" (Oelschläger 2021: Healthcare Marketing Das Fachmagazin für Gesundheitsmarken, Abruf 08.07.2021)erläutert Falk Oelschläger, Leiter Strategisches Marketing bei der DAK- Gesundheit.
Die Familie und die Freunde sind oft das, was uns den nötigen Halt gibt. Doch in der heutigen Zeit sind sich die unterschiedlichen Altersgruppen räumlich nicht mehr so nah wie noch vor ein paar Generationen. Die Arbeitswelt verlangt mehr Mobilität und auch Paare kommen nur noch selten aus ein und derselben Stadt. Den Kontakt zu Bezugspersonen wie Oma und Opa, Mutti und Papa oder auch die Freunde hält man meist nur noch durch Telefonoder E-mailkontakt aufrecht. Die Möglichkeiten sich persönlich in einer Regelmäßigkeit zu sehen, sind demnach zunehmend erschwert. Leider verschwindet mit dieser räumlichen Distanz auch der Ort, an dem der Austausch zwischen den Generationen stattfinden kann. Auch die vielen klar getrennten klassischen Einrichtungen für Kinder oder für Senioren in ein und derselben Stadt verstärken die Kluft zwischen den Generationen, hier leben sie ein Leben, völlig getrennt voneinander. Was bedeutet, dass die jungen Menschen nicht mehr ohne Weiteres auf die Leistungen und Erfahrungswerte der Älteren zurückgreifen können. Und auch den Älteren Generationen fehlt der Kontakt zu den Jüngeren, zumal sie heute wesentlich aktiver, engagierter, qualifizierter und auch gesünder sind als je zuvor. Diese Faktoren sollten vielmehr als ein Gewinn für den Einzelnen, für die Gesellschaft und vor allem für die Kleinsten, die Kinder, gesehen werden. Es sollte ein Anliegen aller sein, sich über den eigenen Vorteil hinaus zu engagieren und damit der Kluft zwischen den Generationen entgegenzuwirken und somit womöglich einen intergenerativen Zusammenhalt mit vielen Vorteilen zu erschaffen. Im Rahmen der folgenden Bachelorarbeit sollen die Möglichkeiten einer Förderung frühkindlicher Kompetenzen von Kindern im Elementarbereich durch intergenerative Begegnungen aufgezeigt werden. Das Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung folgender Forschungsfragen. Welche Auswirkungen haben intergenerative Angebote auf die soziale Entwicklung im Kindesalter? Ist es überhaupt möglich, die Sozialkompetenzen durch intergenerative Begegnungen zu fördern? Welche praktischen Möglichkeiten können hierfür genutzt werden? In Anbetracht der aufgestellten Forschungsfragen ergibt sich folgende Hypothese: "Wenn eine Kita intergenerative Begegnungen an- bietet/realisiert, hat das eine positive Auswirkung auf die kindliche Entwicklung und das damit einhergehende Sozialverhalten der Kinder". Nach einer kurzen Erläuterung der frühkindlichen Entwicklungsprozesse (Kapitel 2; 2.1), wird in Kapitel 2.2 und Kapitel 2.3 die Entwicklung und die Bedeutung der frühkindlichen Bindung für das persönliche Wachstum verdeutlicht. Das darauffolgende Kapitel 3 enthält die Begriffsdefinition von Intergenerativi- tät und Intergenerativen Begegnungen (3.1), deren allgemeine Bedeutung (3.2) und die Ziele intergenerativer Begegnungen (3.3). In Kapitel 4 werden die Faktoren intergenerativen Arbeitens beleuchtet. Dabei wird zum einen auf die Senioren (4.1), die Kinder (4.2) und zum anderen auf die Gesellschaftlichen Hintergründe intergenerativen Arbeitens eingegangen. Kapitel 5 zeigt auf, welche unterschiedlichen Umsetzungsmöglichkeiten von Generationsprojekten es gibt und welche Merkmale dort eine entscheidende Rolle spielen (5.1; 5.2). Hier wird auch auf die Finanzierung von Generationsprojekten eingegangen (5.3) Aus den vorrangegangenen Kapiteln lassen sich nun die Anforderungen an die Rahmenbedingungen ableiten. (Kapitel 6) Hierbei werden die Rolle des pädagogischen Personals und die Anforderungen an die Räumlichkeiten in den Vordergrund gestellt. (6.1, 6.2) Daraufhin werden In Kapitel 6.3 konkrete intergenerative Angebote zur Inspiration und Umsetzung im Kitaalltag vorgestellt. In den nachfolgenden Kapiteln (Kapitel 7-9) wird die empirische Forschung zu diesem Thema verschriftlicht. Das Fazit (Kapitel 10) beinhaltet weitere wichtige Perspektiven und soll so abschließend den Gesamtblick auf die Thematik abrunden. Es bleibt anzumerken, dass sich die folgenden Ausführungen primär auf den Alltag in pädagogischen Einrichtungen im Elementarbereich beziehungsweise auf das familiäre Zusammenleben beziehen und kein diagnostisches oder therapeutisches Wissen über Heilverfahren verwendet wird. Auch, wenn sich Therapie und Förderung schwer voneinander abgrenzen lassen, beziehen sich die hier aufgezeigten Überlegungen auf eine allgemeine Entwicklungsförderung und nicht auf eine Therapie ausgeprägter Störungen. Ebenso möchte ich anmerken, dass sich die vorgestellten Daten und Theorien jeweils auf den deutschen Lebensraum beziehen. Erziehungs- und Sozialisationsprozesse hängen immer sehr stark von äußeren Faktoren und strukturellen Voraussetzungen ab, weshalb ich mit dieser Arbeit keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebe, sondern lediglich die Entwicklungstendenzen und den derzeitigen Stand der Generationenzusammengehörigkeit darstellen möchte.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung aller personalisierten Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für jedes Geschlecht
2 (früh) kindliche Entwicklung
Zu Beginn wird innerhalb dieses Kapitels die (früh) kindlichen Entwicklung im Allgemeinen thematisiert und im Weiteren werden dann die einzelnen Entwicklungsschritte der Kinder konkretisiert. Unter der frühkindlichen Entwicklung wird ganz allgemein die Herausbildung der sprachlichen, kognitiven, motorischen und sozial-emotionalen Fähigkeiten eines Menschen verstanden. Diese Fähigkeiten entwickeln sich in den ersten Lebensjahren eines jeden regelentwickelten Menschen und können daher als allgemein gültig angesehen werden. Der konkrete Ablauf der einzelnen Entwicklungsetappen kann jedoch von Mensch zu Mensch variieren. Diese Variationen in der Entstehung der einzelnen Kompetenzen, können Aufgrund von unterschiedlichen Einflüssen der Umwelt und der individuellen Förderung der Kinder entstehen. (vgl. o. V. 2021: Zentrum für integ rative Förderung und Fortbildung https://www.ziff.de/ziff-lexikon/fruehkindliche-entwicklung/ (Abruf:14.07.2021) Jeder einzelne Entwicklungsschritt baut dabei auf einen anderen auf. Was in der Kindheit angeeignet wird, das hilft in der Jugend und was im Jugendalter gelernt wird beeinflusst später den Erwachsen, dieser baut dann bis ins hohe Alter ein großes Repertoire an Erfahrungen auf. Alles hängt demnach miteinander zusammen auf dem Weg zur reifen Persönlichkeit. (vgl. Wettig 2009:S.3) Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich genau mit dieser Thematik. Eine bedeutende Frage in der Forschung ist, von welchen Faktoren die kindliche Entwicklung beeinflusst wird? Die Beantwortung dieser Frage könnte einen Einblick darin geben, wie durch gezielte Maßnahmen in die jeweilige Entwicklung eingegriffen werden kann. Der Aufbau des Gehirns wird grundlegend durch die Gene der Eltern festgelegt. Die einzigartige und individuelle Anordnung der 100Mrd Hirnzellen bekommt es aber erst durch die individuellen frühkindlichen Erfahrungen die jedes Kind im Laufe seiner Entwicklung macht. (vgl. Wettig 2009:S.8) Daraus ergibt sich, dass sowohl die elterlichen Gene aber auch spezifische Umwelterfahrungen zur Entstehung psychologischer Eigenschaften beitragen. Bekannte Beispiele wären hierbei die Entwicklung einer hohen Intelligenz, Entwicklung von Sportlichkeit oder die Entwicklung von Musikalität. Aber auch der allgemeine soziale und kulturelle Kontext, in dem die Kinder groß werden, darf nicht außer Acht gelassen werden, denn dieser beeinflusst die Entwicklung der Kinder enorm. (vgl. Schwarzer & Jovanovic 2015:S.16) "Man geht generell davon aus, dass diese verschiedenen Faktoren vielfältig und kontinuierlich miteinander interagieren und dass sich erst aus dieser Interaktion heraus die Entwicklung eines Kindes ergibt." (Schwarzer &Jovanovic 2015: S.16).
2.1 Entwicklungsprozesse
In diesem Kapitel werden zunächst verschiedene Arten von Entwicklungsprozessen vorgestellt. Dabei werden Einflüsse von Biologie und soziokulturellem Kontext für die kindliche Entwicklung thematisiert und die Persönlichkeitsentwicklung in der Kindheit beschrieben. Heidi Keller und Joscha Kärtner, zwei Entwicklungspsychologen formulierten einen ökokulturellen Ansatz der Entwicklung. Sie sehen die Entwicklung im Allgemeinen als universelle Entwicklungsaufgaben an, welche abhängig von der jeweiligen Kultur gelöst werden müssen. Die Autoren gehen davon aus, dass sich für die Entwicklung des Menschen im Laufe der Evolution ganz bestimmte Entwicklungsaufgaben herauskristallisiert haben und dass es ein Ergebnis der Evolution ist, diese Aufgaben lösen zu wollen. Die Kultur wird hierbei als ein Medium des Menschen verstanden, diese Lösungen vorzunehmen. (vgl. Keller & Kärt- ner 2014:S.502ff.) Ein treffendes Beispiel dafür ist die Tatsache, dass alle Neugeborenen das lebensnotwenige Bedürfnis haben, sich emotional an eine Person, in den meisten Fällen die Mutter, zu binden. Es existiert somit die evolutionär überlieferte Entwicklungsaufgabe, eine oder mehrere emotionale Beziehungen aufzubauen. Je nach Kultur wird diese allgemeine Entwicklungsaufgabe jedoch auf andere Art und Weise umgesetzt. Keller versteht unter Kultur also folglich einen Prozess der Anpassung an eine bestimmte Umwelt oder ökologische Lebenssituation. Sie spricht sich dafür aus, dass die Entwicklung generell unter dieser kulturellen Perspektive analysiert werden sollte, da diese immer präsent und deshalb zu berücksichtigen sei. (vgl. Keller 2007b: S.429ff.) Die Umwelt ist für ein Kind, welches sich grade entwickelt, unabdinglich. Sie ist sehr komplex und lässt sich nach dem Psychologen Urie Bronfenbrenner in verschiedene Systeme unterteilen. Diese Systeme wirken schon ab Beginn der Entwicklung auf das Kind ein. Das erste System, welches das Kind direkt nach der Geburt beeinflusst, ist das sogenannte Mikrosystem. Dieses Mikrosystem wird von dem Kind selbst und seinen Bezugspersonen gebildet. Die Bezugspersonen sind in den meisten Fällen die Eltern des Kindes und später eventuell auch die Bezugserzieherin in der Fremdbetreuung. Unter Mikrosystemen versteht man alle die Umwelten, in denen sich das Kind direkt mit anderen Personen befindet, sozusagen von Angesicht zu Angesicht mit ihnen interagiert. Im Laufe des Lebens werden die Mikrosysteme eines jeden Menschen immer größer und vielfältiger. Dazu gehören mitunter Mikrosysteme wie zum Beispiel das Mikrosystem Kindertagesstätte, Gleichaltrige Kinder oder aber auch das Mikrosystem Großeltern. All diese Systeme werden nach Bronfenbrenner wiederum von einem System umfasst, das sogenannte Makrosystem. (vgl. Bronfenbrenner 1994: S. 1 643ff)
"Dieses System umfasst die gesamte Kultur, in der ein Kind aufwächst. Sie hat Ein fluss auf alle genannten Systeme [...] eines Kindes. Solche kulturellen Vorgaben, die z.B. die Entwicklungsziele und Entwicklungsaufgaben des Kindes oder die kulturellen Modelle elterlicher Strategien formen, sind den Beteiligten der Systeme oft nicht explizit bewusst, sondern existieren meist nur unausgesprochen. Sie haben aber eine enorme Wirkung, die insbesondere beim Vergleich unterschiedlicher Kul turen offenbar wird." (Schwarzer & Jovanovic 2015: S.19). Im Hinblick auf die Entwicklungsprozesse, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der Mensch ein inhärent soziales Wesen ist. Der Mensch ist daher von Geburt aus motiviert sozialen Kontakt aufzunehmen. Der Prozess der sozialen Entwicklung ist dabei sehr vielseitig. Der erste soziale Kontakt entsteht in der Regel zwischen den primären Bezugspersonen und dem Kind, dieser Kontakt führt zu einer mehr oder weniger sicheren Bindung. Die Qualität dieser ersten entstandenen Bindung ist entscheidend für die Regulation der kindlichen Emotionen und hat Einfluss auf die Entwicklung späterer Beziehungen. Das Thema Bindung wird im nächsten Kapitel nochmal ausführlicher beleuchtet. Die kindliche Interaktion mit anderen entwickelt sich zunächst von der dyadischen Interaktion, zwischen primärer Bezugsperson und Kind, zu einer zunehmend triadischen Interaktion. Dabei wird bei der Interaktion zwischen zwei Personen auf externe Objekte oder Ereignisse verwiesen, zum Bespiel wie es beim Zeigen von Objekten der Fall ist. Um triadische Interaktionen praktizieren zu können, bedarf es der Fähigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit. Sie dient als Grundlage für viele weitere soziale Fähigkeiten, denn durch die geteilte Aufmerksamkeit wird auch das Teilen von Sinneseindrücken ermöglicht. Ebenso kann dadurch der Interaktionspartner mit der Zeit als ebenso wahrnehmende und gleichartige Person verstanden werden. Das Zusammenspiel der sozial-kognitiven Fähigkeiten ermöglicht komplexe Interaktionen wie beispielsweise Kooperationen und hilfreiches Verhalten. Störungen in unterschiedlichen Bereichen der sozialen Entwicklung, wie zum Beispiel eine Bindungsstörung, können durchaus entsprechend zu mehr oder weniger starken Auffälligkeiten im Sozialverhalten führen. (vgl. Schwarzer & Jovanovic 2015: S.292f) Auf diese Störungen soll aber im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht weiter eingegangen werden. Erik H. Erikson, ein Psychoanalytiker und Vertreter der Ich-Psychologie, vertrat die Auffassung, dass der Mensch in jeder seiner Entwicklungsprozesse eine Auseinandersetzung zwischen eigener psychodynamischer Strebung und sozialer Einordnung zu leisten habe. Gemeinsam mit seiner Frau entwickelte er ein Stufenmodell, indem acht Stadien der Persönlichkeitsentwicklung unterschieden werden. (siehe Tabelle 1) (vgl. Wettig 2009:S.88) Im weiteren Verlauf werden die Inhalte des Stufenmodells näher erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab1. Entwicklungsaufgaben des Menschen. Nach Oerter ;Montada (2002)
Die ersten beiden Lebensjahre sind geprägt durch die Fürsorge, die das Kind von seinen Bezugspersonen erfährt. Diese Fürsorge trägt zur Bildung des Urvertrauens bei. Im vierten bis zum fünften Lebensjahr entwickelt das Kind dann immer mehr Initiative die Umgebung um sich herum zu entdecken und mit Dingen herumzuexperimentieren. Es probiert sich vollkommen in den Fokus der Erwachsenen zu drängen und stellt neugierige und eindringliche Fragen, welche es dringlichst beantwortet wissen will. Ebenso nimmt die Beweglichkeit enorm zu. "Ferner vermuten einige Forscher, dass Kinder etwa im Alter von vier Jahren ein Konzept für die mentalen Zustände anderer Menschen entwickeln. Somit verstehen sie erstmals, dass andere Personen über eine mentale Welt verfügen, die nicht mit ihrer eigenen identisch ist." (Wellmann, H.M.; Cross, D. & Watson, J. 2001: S.622ff.) Sie lernen hier ebenfalls, ihre Emotionen zu regulieren. Die Emotionsregulation ist eine enorm wichtige Entwicklungsaufgabe. Als Emotionsregulation bezeichnet man die Fähigkeit Einfluss auf die eigenen Emotionen nehmen zu können. So können die Emotionen, beispielsweise in ihrer Intensität gesteigert beziehungsweise reduziert werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, die Qualität einer Emotion zu verändern oder aber auch den Ausdruck einer Emotion umzugestalten und den sozialen Erfordernissen und Erwartungen anzupassen. Von einem Säugling erwartet kaum jemand und kann auch kaum jemand erwarten, beispielsweise seinen Ärger über das verspätete Essen zu kontrollieren oder gar zu unterdrücken. Von einem Vorschulkind hingegen wird durchaus mal verlangt, dass es die Befriedigung der Bedürfnisse auch mal aufschieben kann und vor allem den negativen Emotionen nicht uneingeschränkt freien Lauf lässt. Das Vorschulalter stellt demnach den Lebensabschnitt dar, in dem viele Strategien zur Emotionsregulation entwickelt werden, jedoch noch bis ins Jugend- und Erwachsenenalter hinein optimiert und gefestigt werden. (vgl. Weigelt 2015:S.108f) Im mittleren Erwachsenenalter, also im Alter von 26 bis 40Jahren entsteht dann hauptsächlich der Wunsch, eigene Normen und Werte, Erkenntnisse und Fertigkeiten an andere, vor allem aber an die Nachkommen weiterzugeben. Laut Erikson wird die achte und somit letzte Phase der Persönlichkeitsentwicklung ab dem 50. Lebensjahr, als Phase der Reife bezeichnet. Hier geht es um das einnehmen neuer Rollen und setzen neuer Ziele. Der Mensch soll hier Rückblickend sagen können, das alles gut war, das alles gut ist und gut werden wird. An dieser Stelle wird nun wieder der Bogen vom reifen Menschen bis zum Urvertrauen des Säuglings gespannt. Denn auch im hohen Alter kommt es noch darauf an, vertrauen zu können, jedoch ist es ein Vertrauen in die eigenen Erfahrungen mit der Welt und nicht mehr ein Vertrauen welches sich ausschließlich an die Zuwendung von Bezugspersonen orientiert. (vgl. Oerter & Montada 2002: S.102) "Nach Erikson kann Entwicklung also bis ins hohe Erwachsenenalter hinein stattfinden" (Wettig 2009:S. 91). "Die Entwicklung des Menschen verläuft dabei nicht linear, sondern vielmehr sprunghaft und individuell. So erklärt sich auch, dass [beispielsweise] gleichaltrige Grundschulkinder schon sehr unterschiedlich bezüglich der körperlichen Reife und des Sozialverhaltens sein können." (Wettig 2009:S.50).
2.2 Bindungsentwicklung & persönliches Wachstum
In diesem Kapitel soll beantwortet werden, wie sich die Bindung zu einer Bezugsperson optimal entwickeln kann, wie sich soziale Interaktionen entwickeln und welche Fähigkeiten dabei eine wichtige Rolle spielen. Schon von Geburt an ist der Mensch in ein soziales Umfeld eingebettet. Die erste Bezugsperson bildet für das Kind das erste und wichtigste Element der sozialen Umwelt.
"Das sich im ersten Lebensjahr entwickelte Bindungssystem bleibt während des ge samten Lebens aktiv. Es bietet dem Kind Sicherheit für die Erkundung seiner Um welt, für den Aufbau von Kontakten und die Kommunikation mit anderen Menschen und stellt die Grundlagen für die Erziehung in der Erzieherin- Kind-Beziehung [dar]." (Becker-Stoll & Textor 2007: S.59)
Wie Kinder sich in Beziehungen erleben, bestimmt die Entwicklung ihres Bildes von sich, von anderen und von der Welt im Allgemeinen. Wie schon in den vorhergehenden Kapiteln beschrieben, beginnt der Mensch direkt nach der Geburt alle Reaktionen seiner wichtigste n Bezugspersonen, zu Beginn in erster Linie der Eltern, aufzunehmen. Diese Reaktionen sind wie ein Spiegel, in den das Kind schaut. Im Laufe seiner Entwicklung beginnt es sich dann nach und nach selbst entsprechend wahrzunehmen und einzuschätzen. Mimik und Gestik und Laute der Erwachsenen sind dabei Anhaltspunkte, an denen sich Kinder in den ersten Lebenswochen orientieren. Jede Reaktion der Bezugsperson ruft bei dem Kind bestimmte Gefühle hervor. Es kann sich demnach verstanden, geborgen, sicher oder abgelehnt, verletzt oder verlassen fühlen, und reagiert dann entsprechend darauf. Weiterführend lässt sich sagen, dass jedes Kind sich sehr früh anhand der Reaktionen der Erwachsenen ein Urteil von sich selbst bildet. Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbsteinschätzung beginnen sich auf diesem Weg zu herauszubilden oder werden früh beeinträchtigt. Welches Bild ein Kind von sich erstellt und ob ihm diese Selbsteinschätzung einmal helfen kann in seinem Leben zurechtzukommen, hängt von einer Fülle von Eindrücken und Erfahrungen ab. Ebenso ist es entscheidend wie es diese für sich bewertet und verarbeitet. Wichtige Bezugspersonen können dabei eine entscheidende Rolle spielen. Sie begleiten die Kinder, direkt oder indirekt, bei den Lebenserfahrungen die sie machen indem sie ihnen Feedback geben. Sie können beispielsweise feinfühlig und verständnisvoll oder aber auch genervt und ehr ablehnend reagieren. Die Qualität dieser Lebenserfahrungen spielt in den ersten Lebensjahren eine besonders wichtige Rolle, denn auf diese Weise werden die Weichen für Selbstliebe oder Selbsthass, Selbstvertrauen oder Selbstunsicherheit gestellt. Das Selbstbild was ein Kind demnach erwirbt, wird sein weiteres Denken und Handeln beeinflussen. Es befindet sich aber dennoch in einem stätigen Wandel, abhängig von seiner körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung, ebenso davon welche Schlüsse es hinsichtlich seiner Selbsteinschätzung aus seinen Beziehungen zu anderen Personen zieht. Diese Erfahrungen und Einschätzungen bleiben im Gedächtnis und beeinflussen vieles, was ein Kind bis ins Erwachsenenalter hinein denkt und fühlt. (vgl. Friedrich 2013: S.40ff) Hier wird deutlich, dass eine gesunde Bindung zwischen Eltern und Kind zur einer Angstfreiheit führt und diese eine wichtige Grundlage für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung liefert. (vgl. Wettig 2009: S.50) Auch Psychoanalytiker Erikson stellte fest, dass die Kinder durch die einfühlsame Fürsorge der Bezugspersonen ein sogenanntes Urvertrauen entwickeln können. "Die altersgerechte Anleitung mit entsprechendem Verhaltensspielraum führt dazu, dass Kinder im ersten Lebensjahr eine altersgerechte Autonomie entwickeln. Die Bezugspersonen dienen [dabei] auch als Ausgangspunkt, um emotional oder sozial unsichere Umweltereignisse adäquat [, das heißt angemessen/entsprechend] interpretieren zu ler- nen." (Schwarzer & Jovanovic 2015: S.21). Durch diesen Austausch haben die Kinder die Möglichkeit eine Bindung zu entwickeln, deren Charakter ausdrückt, wie verlässlich die Bindungspersonen ist. Erleben die Kinder die Bezugsperson als verlässlich so stellt dies eine optimale Ausgangsbasis für die weitere soziale und kognitive Entwicklung der Kinder dar. In den darauffolgenden Lebensjahren nehmen die sozialen Beziehungen der Kinder stätig zu und werden vielfältiger. Hier entstehen nicht nur Beziehungen zu Erwachsenen, sondern zunehmend auch zu Gleichaltrigen. Diese Beziehungen zu Gleichaltrigen werden zu Beginn jedoch noch kaum in die eigenen Aktivitäten integriert. Diese Integration der Gleichaltrigen findet erst im späteren Verlauf der Kindheit statt, hier werden nun die ersten echten Freundschaften geschlossen. Die entstandenen Freundschaften sind sehr bedeutend für das kindliche Erleben der Umwelt. Freundschaften welche im Vorschulalter entstehen, können durchaus als echte Freundschaften bezeichnet werden. Wenn die Umstände es hergeben, können diese ein Leben lang anhalten. Wenn diese Freundschaften brechen sollten, beispielsweise durch einen Umzug oder ähnliches, fällt es Kindern diesen Alters nicht schwer neuen Kontakt aufzubauen und neue Freunde zu finden. (vgl. Weigelt 2015: S.34) Die Kinder verstehen nun auch nach und nach die moralischen Vorgaben der Gesellschaft. Dabei versuchen die Kinder sowohl dem Erforderten Folge zu leisten und gleichzeitig den moralischen Sinn der Regeln zu verstehen. Es verlangt den Kindern viel Kraft ab, um sich dementsprechend zu verhalten. Sie hegen aber den inneren Wunsch von der Umwelt als beliebt und sozial kompetent wahrgenommen zu werden. (vgl. Schwarzer & Jovanovic 2015: S.21f) So bilden sich schon in der frühen Kindheit die ersten Charaktereigenschaften heraus. (vgl. Wettig 2009:S.43) Auch in der sozialen Lerntheorie nach Psychologe Albert Bandura wird dem Kind eine sehr hohe Aktivität zugeschrieben. Er beschreibt sie als aktive und denkende Wesen. Ebenso verdeutlicht er, dass die Kinder selbst, auf die unterschiedlichste Art und Weise, zur Gestaltung ihrer Umwelt beitragen. Als Umwelt bezeichnet er die physikalische als auch soziale Umwelt des Kindes. Laut Bandura wird die Aktivität eines Kindes durch die jeweiligen kognitiven Fähigkeiten, die Persönlichkeit und die biologischen Vorrausetzungen beeinflusst. Bandura ist der Annahme, dass sich die Kinder durch die Beobachtungen anderer Menschen ein Bild der Welt machen und erkennen, wie sie bestimmte Verhaltensweisen ausführen und selbst wirksam werden können. Das Lernen am Modell ist eine der Schlüsselrollen in Banduras Theorie. Nach seiner Theorie sind die folgenden vier kognitiven Prozesse dabei unerlässlich. Dazu gehört zum einen das Bestimmen der Aufmerksamkeitsprozesse und das Festlegen, welche Informationen von dem Modell erlernt werden sollen. Ebenso gehören kognitive Prozesse wie das Übertragen von Gedächtnisprozessen in interne Repräsentationen und das überführen dieser Repräsentationen in entsprechende Verhaltens - und Motivationsformen, dazu. Jeder dieser Prozesse wird stätig weiterentwickelt und verbessert. Somit werden die Kinder immer effektiver darin, ihr Verhalten entsprechend zu regulieren. Die soziale Lerntheorie legt ihren Fokus dabei auf die Entwicklung des kindlichen Sozialverhaltens und beleuchtet somit vorwiegend den sozialen Kontext des Kindes. Es wird hervorgehoben, dass die sozialen Verhaltensweisen, wie beispielsweise die Art und Weise, wie Kinder mit Gleichaltrigen spielen, ausschließlich durch die Beobachtung Anderer erlernt werden. Das Lernen am Modell verdeutlicht laut Bandura, dass das komplexe Sozialverhalten als Ganzes, sozusagen in einem Schritt, erlernt werden kann. Zu lernen wie man mit Gleichaltrigen spielt, wie man sich wann anzieht, welche Handbewegungen zu welchen verbalen Äußerungen gehören, wird demnach nicht einzeln gelernt und dann zusammengefügt, sondern als ein Verhaltenskomplex beobachtet, repräsentiert und zu einem geeigneten Zeitpunkt als eigenes Verhalten gezeigt. Bandura nahm an, dass diese Fähigkeit zum Lernen durch Beobachtung, angeboren sei. (vgl. Bandura 1986: S.217f) Durch neuere Forschungsergebnisse wurde aber deutlich, dass das Lernen am Modell vorwiegend durch die vorherrschenden sozialen Faktoren der jeweiligen Situation beeinflusst wird und keinen angeborenen Prozess darstellt. Trotz allem beweist auch die heutige Forschung, dass der Kern von Banduras Annahme zutrifft, und das Sozialverhalten der Kinder tatsächlich mit dem Beobachtungslernen in Verbindung steht. (vgl. Schwarzer & Jovanovic 2015:S. 44f) Auch der Prozess der Empathieentwicklung eines Kindes ist ein wichtiger Faktor bei der Bearbeitung des gewählten Bachelorthemas. Empathie empfinden bedeutet sich emotional in die Lage eines anderen hineinversetzen zu können. Es wird angenommen, dass sich Empathie in zwei Stufen entwickelt. Zuerst entsteht sie durch eine Art Gefühlsansteckung, bei der fremde Gefühle mit eigenen gleichgesetzt, beziehungsweise verwechselt werden. Erst im zweiten Schritt wird sie zu einer reellen, auf andere ausgerichtete Empathie (vgl. Bischof-Köhler 1988: S.147ff.). Dieser Prozess findet erst im zweiten Lebensjahr statt und steht mit der Fähigkeit zur Differenzierung in engem Zusammenhang. Im gleichen Atemzug zur Empathie wird oft auch das hilfreiche Verhalten genannt. Das sogenannte hilfreiche Verhalten ist dadurch gekennzeichnet, dass es den Bedürfnissen einer anderen Person dient und unter Umständen zu einem Mehraufwand für einen selbst führen kann. Auch das hilfreiche Verhalten wird bereits bei 18 Monate alten Kindern beobachtet, die beispielsweise bei der Hausarbeit mithelfen beziehungsweise Gegenstände holen, die außer der Reichweite der anderen Person liegen oder bei der Suche nach verlorenen Gegenständen helfen. (vgl. Rheingold 1982:114ff.) Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des hilfreichen Verhaltens bei Kindern ist die Fähigkeit, das Verhalten und die Ziele der anderen Person verstehen zu können. Neuere Studien belegen, dass derartige empathische Reaktionen sich möglicherwiese bereits mit Ende des ersten Lebensjahres herausbilden können, hilfreiches Verhalten, aber erst mit Mitte des zweiten Lebensjahres konsistent beobachtbar ist. (vgl. Roth-Hanania, Davidov & Zahn-Waxler, 2011: S.447ff.) Das Lebensalter von 2 Jahren eignet sicher daher als sehr geeigneter Zeitpunkt um mit der Umsetzung der intergenerativen Arbeit zu beginnen.
2.3 Bedeutung der Bindung
In dem folgenden Kapitel soll verdeutlicht werden, welche Bedeutung der Bindung der frühkindlichen Entwicklung zukommt. Aus der Sicht der Verhaltensbiologie und der Bindungsforschung geht die Erkenntnis hervor, dass Persönlichkeitsschäden, welche durch häufige Bindungsabbrüche beziehungsweise bindungslosen Aufwachsens der Kinder entstehen, die Lebenschancen stärker beeinträchtigen, als die kläglichsten sozialen und psychischen Belastungen des späteren Erwachsenenleben. Heutzutage kommen zu den oft zu frühen kurzen Trennungen von Mutter und Vater zusätzlich die überlastete familiäre Atmosphäre am Morgen und Abend hinzu. All dies drängt Kinder in eine gewisse Unruhe. Wie schon im vorangegangenen Kapitel beschrieben wurde, ist ein konstantes Geborgenheitsgefühl, das dem Kind ganz unabhängig von Stand und Leistungen der Eltern, gegeben wird, aber ein ganz entscheidender Faktor in der kindlichen Entwicklung. Wird dieser Faktor vernachlässigt, hat das Kind später Schwierigkeiten soziale Beziehungen aufzubauen, da es immer mit der Absicherung des eigenen Selbstwertgefühls beschäftigt sein wird. Ein sicheres Selbstbild ist aber unerlässlich für alle sozialen Beziehungen. Ein gestärktes Selbstbild kann beispielsweise hervorgerufen werden, wenn das Kind spürt, dass es von Mama und Papa geliebt wird und so angenommen wird, wie es ist. Auch aus neurowissenschaftlicher Betrachtungsweise besteht kein Zweifel mehr daran, dass frühkindliche Erfahrungen Einfluss auf die Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn haben und somit die Persönlichkeit des Kindes prägen. (vgl. Wettig 2009:S.3) Vor allem in Situationen der Unsicherheit, Unbehaglichkeit oder Überforderung wird die Bindung zwischen Bezugsperson und Kind aktiviert. Ebenso ist dieses Unbehagen in unbekannten Situationen oder beim Aufeinandertreffen mit fremden Menschen beobachtbar. "Das Bindungsverhalten des Kindes schützt vor Gefahr und löst beim Erwachsenen das Fürsorgeverhalten aus." (Wettig 2009:S.98). Die Bindungsbeziehung hat demnach die Funktion, dem Kind ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Fühlt sich ein Kind unsicher und unwohl, ist ängstlich, hungrig oder müde, wendet es sich an seine Bindungsperson und sucht Trost, Rückversicherung oder Hilfe. Sind die Bedürfnisse des Kindes dann entsprechend befriedigt worden, kann es wieder frei und ungezwungen spielen und seine Umwelt erkunden. Eine sichere Bindung ermöglicht dem Kleinkind dementsprechend neugierig zu sein, zu spielen, zu lernen und sich bestmöglich zu entwickeln. In dem Zusammenhang mit der Eltern- Kind -Beziehung spricht man hier, auf Seiten des Kindes, von Bindungsverhalten ("attachment") und seinem Gegenstück, das elterliche Fürsorgeverhalten ("bonding"). Die Qualitäten der dann entstandenen Bindungen können hierbei aber von Familie zu Familie und von Person zu Person stark variieren. (vgl. Baur, Oßwald 2013:S.12ff.) Die Bindungsqualität zwischen Kind und Bindungsperson entwickelt sich bereits während des ersten Lebensjahres des Kindes und ist das Ergebnis der gemeinsamen Beziehungsgeschichte. Die Bindungsqualität wirkt sich dann, wie bereits beschrieben, in verschiedenen Bereichen auf die Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen und motivationaler Einstellungen aus. (vgl. Magai 2009:S.140 ff.) Menschen die in ihrer frühen Kindheit eine sichere Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen konnten, sind im Verlauf ihres Lebens kooperativer, finden sich besser in Gruppen zurecht und verfügen über gute Konfliktlösestrategien. Aufgrund des positiven und realistischen Selbstbildes fällt es ihnen leicht, Freundschaften aufzubauen und Kontakte aufrechtzuerhalten. Kinder mit einer sicheren Bindung sind in der Lage, Dinge objektiv zu betrachten, spielen unbefangen und sind weniger feindselig. Ebenso sind sie im Vergleich zu anderen Kindern eher in der Lage, das im vorhergehenden Kapitel beschriebene hilfreiche Verhalten und Einfühlungsvermögen, zu praktizieren. Eigene Gefühle können situationsgerecht und in der
Regel ohne Übertreibung geäußert werden. Kinder mit sicheren Bindungserfahrungen handeln in Konfrontationen mit Belastungen flexibler und zielorientierter. Es gibt heutzutage empirische Verfahren, welche die Bindungsqualitäten und Bindungserfahrungen überprüfen können. Für Kinder ist hier beispielsweise der Fremde-Situations-Test am besten geeignet, wohingegen das Bindungsverhalten der Erwachsenen am besten mit dem Adult Attachment Interview untersucht werden kann. (vgl. Wettig 2009:S.110) Im weiteren Verlauf der Ausarbeitungen wird deutlich, wie essentiell diese Voraussetzungen für die Umsetzung intergenerativer Begegnungen sind.
3 Intergenerativität
Was wird unter Intergenerativität verstanden und auf welcher Grundlage wird dieser Ansatz aufgebaut? Wie wird es aktuell in Deutschland gelebt? Im Rahmen dieses Kapitels wird zunächst der Begriff Intergenerativität im Allgemeinen definiert. Des Weiteren werden die Begriffe intergeneratives Lernen und intergenerative Begegnungen erläutert. Aufbauend werden auch die Bedeutung und die Ziele der intergenerativen Arbeit in unserem Leben dargestellt.
Intergenerativität beschreibt ganz allgemein ein Miteinander zwischen Menschen verschiedener Altersgruppen beziehungsweise zwischen verschiedenen Generationen. (vgl. Mieda- ner 2002: S. 113ff.) Viele Männer und Frauen in der Lebensphase ab 40 Jahren entwickeln, vor allem nach dem Auszug der Kinder, ein Bestreben, ihre Erfahrungen, ihre Werte und ihr Wissen an die nachfolgende Genration weiterzugeben. Dieses Bestreben wird als Ge- nerativität bezeichnet. Psychologen bezeichnen dieses Verhalten als Wunsch, etwas Besonderes zu schaffen. Dabei geht es ihnen vor allem darum, etwas, das bleibt zu erschaffen und dadurch die eigene Sterblichkeit in gewisser Weise überdauern zu können. Die Gene- rativität lässt sich in unterschiedliche Kategorien unterteilen, dazu gehören unter anderem die elterliche Generativität, welche sich auf die Elternschaft beschränkt und zum anderen existiert noch die kulturelle Generativität. Diese beinhaltet die Weitergabe von Überzeugungen, Werten und Theorien an die nächste Generation über die leibliche Nachkommenschaft hinaus. Es wird davon ausgegangen, dass man das Leben in zwei Phasen einteilen kann. In der ersten Phase eignen wir uns Kenntnisse und Erfahrungen an, um sie dann in der zweiten Lebenshälfte an unsere Umgebung und damit die Gesellschaft zurückzugeben. Generativität zu leben bedeutet folglich auch, möglichen Sinnkrisen in der Lebensmitte aktiv entgegenzuwirken. Wer wichtig für die nachkommenden Generationen ist, hat sicherlich auch vieles im Leben richtig gemacht, worauf man stolz sein kann. (vgl. Abicht 2016:S. 168)
Ein Blick auf die aktuell vorherrschenden Gegebenheiten in unserer Gesellschafft zeigt, dass der heutigen Gesellschaft in vielerlei Hinsicht genau diese Vermittlung zwischen den Generationen fehlt. In den meisten Fällen kommen diese Genrationen an Festtagen oder gelegentlichen Besuchen zusammen. In den seltensten Fällen findet auch mal ein gemeinsam verlebter Urlaub statt. Dementsprechend findet eine immer größer werdende Entfremdung zwischen Kindern, Mutter, Vater und Großeltern statt. Auch viele Projekte, welche als Generationsprojekte ausgeschrieben werden, sind bei genauerer Betrachtungsweise nur einer Generation zugedacht. (vgl. Gundlach 2010:S.215f.) Ebenso anzumerken ist, dass die leidenschaftlichen Omas und Opas, welche noch mit der Familie zusammen unter einem Dach leben und sich freuen, das Leben aller mitzuerleben, nur noch selten zu finden sind. Viele Großeltern sind vor allem im Rentenalter mit neuen Plänen ausgefüllt und sind froh, vorerst nicht mehr für die Kindererziehung verantwortlich zu sein. Lediglich aushilfsweise springen sie nochmal als Hilfe für Betreuung der Kinder ein. (vgl. Gundlach 2010:S.179)
3.1 Begriffsdefinition - intergenerative Begegnungen /Intergeneratives Lernen
Unter intergenerativem Lernen versteht man sowohl das gemeinsame Lernen der Generationen, das wechselseitige Lehren, als auch das voneinander Lernen der Generationen. Doch was wird als Generation verstanden? Der alltägliche Sprachgebrauch verwendet die Bezeichnung, Generation, als eine generelle Unterteilung nach dem Alter. Diese Einteilung ist jedoch zu allgemein formuliert, um intergeneratives Lernen und deren Funktion zu verstehen. Die Sozialwissenschaft unterteilt generell drei Generationsbegriffe. Dazu gehören der genealogische Generationsbegriff, der historisch-politische Generationsbegriff und der pädagogische Generationsbegriff. Unter dem genealogischen Generationsbegriff wird eine Zuordnung innerhalb von der Familie verstanden. Dazu gehören beispielsweise Kinder, Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel usw.. Diese Zuordnung beruht demnach auf dem Verwandtschaftsgrad. In der Regel nimmt eine einzige Person mehrere dieser Rollen gleichzeitig ein. Dem pädagogischen Generationsbegriff werden die Lernverbindungen zugeordnet, in denen die Menschen der Generationen, je nach Erfahrungs- und Wissensstand, entweder die Lehrende oder die Lernende Rolle einnehmen. Der historisch - politische Generationsbegriff beschreibt hingegen Menschen aus den gleichen beziehungsweise aus kurz hintereinanderliegenden Geburtsjahrgängen. Diese Personen teilen gleiche Erfahrungen bestimmter Ereignisse und haben die gleichen gesellschaftlichen Entwicklungen miterlebt. Aus diesen Faktoren ergeben sich oftmals auch ähnliche Einstellungen und Werte. Ein bekanntes Beispiel wäre dafür die Nachkriegsgeneration. Dieser Generationsbegriff unterteilt die Personen einzelner Generationen demnach nach ihren Erfahrungen und ihren Werten und nicht nach dem biologischen Alter. Daher wird dieser Generationsbegriff auch oftmals als Grundlage für das intergenerative Lernen genutzt. (vgl. Schmidt-Hertha 2014: S.75f.) All dies lässt sich in vielen Situationen des Alltags wiederfinden. So zum Beispiel in der Familie, wenn Eltern ihre Kinder erziehen oder auch im Kindergarten und der Schule, wenn erwachsene, pädagogische Fachkräfte die Kinder erziehen beziehungsweise unterrichten. Auch in der Arbeitswelt ist diese Art zu lernen beobachtbar. Beispielsweise wenn ältere Meister die Auszubildenden anlernen. Auch umgekehrt kann Lernen zwischen den Generationen stattfinden. Das heißt auch, die Jüngeren können den Älteren was beibringen. So schulen in vielen Betrieben jüngere Fachberater die Älteren Angestellten. Ebenso in der Altenpflege, dort werden die Älteren ebenfalls von den Jüngeren gepflegt. (vgl. Gösken, Pfaff & Veelken 2000:S.278ff.) Dieses generationsübergreifende Lernen und Lehren ist nicht immer einfach. Oft stellt die Heterogenität der Lernenden eine Herausforderung für dir Lehrkräfte dar. Die Aufgabe ist es, bei den unterschiedlichen Vorstellungen über Umsetzungsmethoden, den biografischen Unterschieden und dem verschiedenen Vorwissen der Beteiligten, auf einen Nenner zu kommen. Intergeneratives Lernen kann aber gelingen, wenn alle Beteiligten, und dazu gehören die Lernenden als auch die Lehrenden jeder Generation, gemeinsam agieren und dicht nebeneinander lernen. (vgl. Schmidt-Hertha 2014:S. 75f.). Bis in das 20. Jahrhundert hinein, war es üblich, dass das Lernen zwischen den Generationen nur von Alt nach Jung stattgefunden hat. Die älteren Generationen verfügten nämlich über enormes Wissen und Erfahrungen, welche sie über die Jahre hinweg angehäuft haben. Dieses Wissen wurde dann in der Schule, in den Betrieben oder zuhause in der Familie weitergegeben. Durch die gegenwärtigen Modernisierungsprozesse in unserer Gesellschaft, wie beispielsweise die Technologisierung und vieles mehr, hat sich das Wissen aber nun immer mehr entwickelt beziehungsweise entfaltet und eine kürzere Halbwertszeit bekommen. Durch diese Prozesse entstand auch der Begriff des lebenslangen Lernens. Die Wissensvermittlung findet jetzt nicht mehr nur, wie ursprünglich von alt zu jung statt, sondern die verschiedenen Generationen lernen nun vermehrt miteinander und voneinander. Nur dadurch können sie gemeinsam die Herausforderungen der komplexen Gesellschaft bestehen. (vgl. Franz 2014: S.27f.)
"Intergenerationelles Lernen kann [demnach] auf drei unterschiedlichen Wegen erfolgen: Voneinander-Lernen: Lernformate, in denen eine Generation als Lehrende bzw. Experte auftritt und die andere Generation als Lernende. Der Generationenunterschied nimmt in diesem Format indirekt Einfluss auf den Lernprozess, steht aber nicht im Zentrum inhaltlicher und didaktischer Planung. Miteinander-Lernen: Angehörige verschiedener Generationen setzen sich in altersheterogenen Lerngruppen mit einem Thema auseinander. Die verschiedenen Generationen bilden dabei die
Rahmenbedingung für das Lernen, bilden aber wie beim VoneinanderLernen nicht den Kern des Lernprozesses. Übereinander-Lernen: die verschiedenen Generationen mit ihren Erfahrungen, ihrem Wissen und ihren Anschauungen werden selbst zum Lerngegenstand. Es geht nicht nur um die Auseinandersetzung mit einem Thema, sondern um das Offenlegen verschiedener Perspektiven auf ein Thema. Die Generationen werden zum Lerngegenstand und das Verstehen der eigenen und der anderen Generation zum Lernziel." (Schmidt-Hertha 2014: S.76).
3.2 Bedeutung von intergenerativen Begegnungen
Aus dem vorrangegangenen Kapitel ergeben sich die folgenden Ausführungen zum Thema Bedeutung von intergenerativen Begegnungen.
Durch die fortgeschrittenen medizinischen Erkenntnisse ist es dem Menschen möglich bald bei guter Gesundheit hundert Jahre alt zu werden. Trotz dieses Erfolges ist es den Menschen, ob jung oder alt, immer wichtiger geworden den gewonnenen Jahren mehr Leben zu geben. Denn es sollte sich ja lohnen ein so hohes Alter zu erreichen. Es wird immer deutlicher, dass genau hier die Generationen immer mehr aufeinander angewiesen sind. Die Beziehungen zwischen den Generationen werden in Zukunft bedeutender und wertvoller sein als Partnerbeziehungen, denn sie weisen einen höheren Grand an Stabilität auf. In Zukunft wird die Aufrechterhaltung familiärer Bindungen zur essentiellen Vorsorgemaßnahme für das Alter werden. Ebenso wichtig wird die die Pflege des Freundeskreises werden diese Pflege stellt somit eine zweite soziale Zukunftsinvestition dar. Die liebevolle Pflege dieser Verbindungen, sowie die Fähigkeit sich selbst beschäftigen zu können, werden in Zukunft bedeutende mentale und soziale Vorsorgemaßnahmen für das Alter sein. Intergenerative Begegnungen sind daher enorm wichtig. Nur so haben die Menschen die Möglichkeit mit unterschiedlichen Altersgruppen beziehungsweise Generationen in Kontakt zu treten und eine nachhaltige Beziehung aufzubauen, sich auszutauschen, gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. (vgl. Gundlach 2010:S.293) Ein typisches Beispiel für eine intergenerative Beziehung ist die Großeltern - Enkelkind Beziehung. Großeltern nehmen in der Regel schon eine sehr wichtige Rolle im Leben der Kinder ein. Oftmals übernehmen sie die Kinderbetreuung, wenn diese von Seiten der Eltern, aufgrund arbeitstechnischer Engpässe beziehungsweise bei Krankheit, nicht geleistet werden kann. Besonders bei Alleinerziehenden nehmen die Großeltern eine sehr wichtige Position im Leben der kleinen Familie und der dazugehörigen Kindererziehung ein. Laut der Untersuchungen des Deutschen Jugendinstituts betreuen Großeltern in einer Familie mit beiden Eltern die Kinder bis zu zehn Stunden pro Woche mit, 40% auch mehr als 10 Stunden. Bei Alleinerziehenden sind es sogar 60% der Großeltern, die mehr als zehn Stunden wöchentlich in die Betreuung ihrer Enkelkinder investieren. (vgl. Kuger, Walper & Rauschenbach 2021: S.53ff.) Die Kinderbetreuung durch die Großeltern stellt demnach eine wichtige Ergänzung zur elterlichen und institutionellen Betreuung dar. Doch Großeltern machen das nicht nur aus dem Grund der Familie unter die Amre zu greifen, vielmehr helfen sie, weil sie auch selbst gerne Zeit mit den Enkelkindern verbringen. Es lässt sich also sagen, dass die Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern sehr wichtig sind. Die Großeltern stellen dabei nicht nur wichtige Bezugspersonen für die Enkelkinder dar, sondern sie schenken ihren vor allem viel Zeit. Und Zeit ist heutzutage ein äußerst wertvolles Gut. Und die Enkelkinder danken es ihren Großeltern auf ihre ganz eigene Art. Die Mehrheit der Kinder verbringt sehr gerne Zeit mit den Großeltern und fühlen sich bei ihnen wohl. Großeltern nehmen darüber hinaus auch die Rolle als Vermittler kultureller Werte ein, da sie noch verhältnismäßig mehr Wert auf die Familientraditionen legen und diese bewahren wollen. Genau diese vielfältigen Rollen, welche die Großeltern einnehmen, können oftmals Konflikte zwischen Großeltern- und Elterngenerationen auslösen. (vgl. Weigelt 2015: S.30f.) Der Schweizer Soziologe Francois Höpf- linger hingegen behauptet, dass dies immer weniger der Fall sei. Er meint zu beobachten, dass die Generationen also wieder mehr zusammenrücken. Er spricht von einem Prinzip des Engagements ohne Einmischung, das eine erfolgreiche Dreierbeziehung zwischen Großeltern, Eltern und Kindern ermöglicht. (vgl. Höpflinger, Hummel & Hugentobler 2006: S.19f) Wenn dieses Dreiergespann gut funktioniert, hat jede Generation die Möglichkeit die entsprechende Anerkennung und Bestätigung zu bekommen, und das kann jeder Mensch, egal welchen Alters, gut gebrauchen. Es ist der optimale Weg, wenn man es im direkten, gegenseitigen Miteinander großzugig pflegt und nicht um Anerkennung und Bestätigung kämpfen muss. (vgl. Gundlach 2010:S.132) Weitere bedeutende Faktoren der intergenerativen Begegnungen sind, dass die älteren Menschen gewisse Werte und entsprechendes Wissen ihrer Lebenserfahrungen vermitteln können, welches den Kindern der Gesellschaft noch nicht beziehungsweise nicht mehr zugänglich ist. Dazu gehört mit unter Wissen, welches nicht in den Geschichtsbüchern zu finden ist und an keiner Universität oder keiner Schule vermittelt wird. Auf der anderen Seite kann die junge Generation den Älteren den Zugang in die moderne Welt eröffnen. Die älteren Generationen können dadurch hautnah miterleben wie das zukünftige Leben aussehen könnte. Ein weiterer Faktor ist, dass die Generationen nur im gegenseitigen Austausch voneinander profitieren können. Wie bereits erwähnt lernen sie von- und miteinander. (vgl. Gundlach 2010: S.17) Intergenerative Begegnungen können auch Glücksgefühle in einem hervorrufen, womit ein weiterer entscheidender Faktor genannt wäre, denn menschliche Zuwendung und soziale Bindung sind enorm wichtig für den Menschen. Durch das schließen neuer Freundschaften, das Knüpfen neuer Beziehungen und das gegenseitige annehmen von Hilfe, kann Nähe, Glück und Liebe entstehen. Die jüngeren Generationen haben noch den Drang in sich, lernen zu wollen. Sie wollen die Welt entdecken, Dinge ausprobieren spielen und sich mitteilen. Es sollte ein Anliegen aller sein, diesen Wissens- und Entdeckungsdrang bis ins hohe Alter aufrecht zu erhalten, denn nur so können auch die älteren Generationen immer wieder neue und spannende Erfahrungen machen. (vgl. Wettig 2009:S.240) Wie die Menschen, in ihrer Vielfalt der Verhaltensweisen, miteinander interagieren, welche Gewohnheiten sie teilen und welche Werte für sie dabei erstrebenswert sind, ist dabei geprägt durch den Kulturkreis in dem sie leben. Ein Kulturkreis bezeichnet sozusagen eine menschlich organisierte Umwelt. Kinder wachsen somit von Geburt an in einer ihnen vorgegebenen strukturierten Umwelt auf. (vgl. Schwarzer & Javanovic 2015: S.47) Dieses Kapitel macht deutlich, dass jeder Einzelne dieser Gesellschaft geprägt ist, durch die eigenen Gene, das Leben mit den Bezugspersonen wie beispielsweise die Eltern oder Großeltern, durch Vorbilder, durch vorgelebte Werte und Normen. Der Mensch entwickelt sich demnach vorwiegend aus wacher Nachahmung seiner engsten Mitmenschen. Das verdeutlicht abermals, wie bedeutend die intergenerativen Begegnungen für jeden sich entwickelnde Menschen sein können. (vgl. Gundlach 2010:S.20)
3.3 Ziele
Innerhalb dieses Kapitels sollen die allgemeinen Ziele der intergenerativen Begegnungen verdeutlicht werden. Schon in dem vorrangegangenen Kapitel wurde deutlich, wie bedeutend und prägend die intergenerativen Begegnungen für jeden Einzelnen sein können. Besonders Kinder sind stets auf der Suche nach Leitbildern, die ihnen Orientierung im Leben geben. Die Eltern oder auch andere Bezugspersonen haben damit die Möglichkeit, Einfluss auf die Entwicklung des Kindes zu nehmen. Dabei können sie die Ausprägung der sozialen Werte, der Selbstsicherheit, Selbstkritik und Motivation, ebenso wie das jeweilige Einfühlungsvermögen und Körperempfinden des Kindes beeinflussen. Wichtig dabei ist, dass dem Kind viele unterschiedliche Anreize geboten werden, damit sich die kindlichen Fähigkeiten auf breiter Ebene entfalten können. Durch die Begegnungen zwischen den Generationen der Gesellschaft, soll die Möglichkeit entstehen, dass sowohl die Kinder aber auch die Älteren nachhaltig etwas voneinander lernen. Dabei steht nicht nur der reine Wissenszuwachs im Fokus, sondern vor allem eine Verbesserung der Sozialkompetenzen. Welches auch eines der wichtigsten Ziele der intergenerativen Begegnungen darstellt. Durch intergenerative Begegnungen können wertvolle Eigenschaften wie beispielsweise Achtsamkeit, Toleranz, Weltoffenheit, Neugier, Sensibilität und Empathie herausgebildet werden. (vgl. Wettig 2009:S.49) Unter Empathie versteht man die Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen und sie Sichtweisen beziehungsweise Perspektiven des Gegenübers nachvollziehen und angemessen darauf reagieren zu können. "Perspektivwechsel und Perspektivübernahme heißt also, die Dinge mit den Augen des anderen sehen zu können. Diese auch als Einfühlungsvermögen bezeichnete elementare Fähigkeit ist für eine differenzierte Verständigung, gerade auch bei Meinungsverschiedenheiten, unerlässlich. Sie dient als Grundlage für Toleranz und Fairness. " (Wettig 2009:S.66). Eine wichtige Voraussetzung um Empathie zu entwickeln, ist zum einen eine funktionierende Selbstwahrnehmung und zum anderen die Kenntnis der eigenen Gefühle. Wer einfühlsam ist, kann den Gegenüber besser verstehen und versteckte Signale leichter erkennen und hilfsbereit handeln. (vgl. Wettig 2009:S.66) Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Ziel der intergenerativen Begegnungen ist, Verbindungen zwischen den Generationen zu schaffen, welche geprägt sind von gegenseitigem Verständnis. Ebenso sollen dadurch die sozialen Kompetenzen auf beiden Seiten gefördert werden. Die unterschiedlichen Generationen sollen möglichst miteinander statt isoliert voneinander Leben. Besonders die Älteren werden dadurch herausgefordert sich nicht sozial zurückzuziehen und mental festzufahren. Kinder und Jugendliche hingegen erleben die Älteren dadurch als Menschen, die Zeit und Interesse an ihnen haben und von einer Welt berichten können, die sie selbst so nicht mehr kennenlernen konnten. (vgl. Schumacher 2019: Intergenerative Pädagogik https://www.her- der.de/kindergarten-paedagogik/kita-leitung/handlungskonzepte-und-profile/intergenerative-paeda- gogik/ (Abruf 01.07.2021)
4 Faktoren intergenerativen Arbeitens
In diesem Kapitel sollen die Faktoren intergenerativen Arbeitens erläutert werden. Dafür wird in Kapitel 4.1 zunächst aufgezeigt, welchen Einfluss intergeneratives Arbeiten speziell für die Senioren hat. Hierbei werden die gesundheitlichen Faktoren, die sozialen Kompetenzen und die Veränderungen der Lebenssituationen der Älteren beleuchtet. In Kapitel 4.2. werden daraufhin die Faktoren intergenerativen Arbeitens für die Kinder den Senioren gegenübergestellt. Hierbei werden zunächst die verheerenden Folgen des Alterungsprozesses dargestellt und daraufhin die Verbesserungsmöglichkeiten durch intergenerative Arbeit beziehungsweise Begegnungen erläutert. Den Abschluss dieses Kapitels bildet Kapitel 4.3. Es eröffnet einen Einblick in die allgemeinen gesellschaftlichen Faktoren intergenerativen Arbeitens. Dabei wird zunächst auf die aktuell vorherrschende Struktur der Gesellschaft eingegangen und aufgezeigt wie diese für intergenerative Arbeit genutzt beziehungsweise verbessert werden kann. Wie schon aus den vorherigen Kapiteln hervorging, lassen sich die einzelnen Bereiche nur schwer voneinander abgrenzen. Alle Bereiche, sowohl die Senioren, die Kinder als auch die Gesellschaft an sich, beeinflussen sich beim intergenerativen Arbeiten stets gegenseitig. Es findet immer ein wechselseitiger Lernprozess statt.
4.1 Senioren
Vielen ist bereits bekannt, dass der Mensch, vor allem durch die vorgeschrittenen medizinischen Erkenntnisse, immer älter werden kann. Es lässt sich aber auch beobachten, dass die Lebensqualität mit zunehmendem Alter nicht automatisch auch besser wird beziehungsweise beständig bleibt. Auch Dr. Matthias Manke, Facharzt für Orthopädie sagt, dass die Aktivität der Älteren, durch die fehlenden attraktiven Beschäftigungsmöglichkeiten, massiv abnimmt. Dieser Bewegungsmangel hat oftmals schwere Krankheiten zufolge. (vgl. Manke 2020: Wir sind klein und ihr seid alt: Der Leitfaden für das Generationsprojekt https://www.vox.de/cms/wir-sind-klein-und-ihr-seid-alt-der-leitfaden-fuer-das-generationenprojekt- 4480610.html (Abruf: 01.07.2021) Frau Dr. Valentina Tesky, Expertin für Gerontopsychologie betont ebenfalls, dass für die Senioren ebenso ein hohes Risiko besteht, an Altersdepressionen zu erkranken. Das kann vor allem durch vermehrte Einsamkeit zustande kommen. Einsamkeit beschreibt sie als das schlimmste was einem im Alter passieren kann. (vgl. Tesky 2020: Wir sind klein und ihr seid alt: Der Leitfaden für das Generationsprojekt https://www.vox.de/cms/wir-sind-klein-und-ihr-seid-alt-der-leitfaden-fuer-das-generationenprojekt- 4480610.html (Abruf: 01.07.2021) Einsamkeit ist in der heutigen Zeit allgemein für viele Ältere ein großes Thema. Denn die eigenen Kinder und Enkelkinder oder andere Verwandte wohnen oftmals mehrere hundert Kilometer entfernt. Auch der Renteneintritt bringt für viele einen Rückgang an gesellschaftlichen Einflüssen mit sich. Oftmals kommt hier dann auch der Verlust des Partners hinzu. Viele ältere Menschen verlieren dadurch eine Vision der eigenen Zukunft, welches schwerwiegende Folgen für das eigene Selbstwertgefühl mit sich bringen kann. (vgl. Abicht 2016: S.161) Ab 50 Jahren denken die Menschen vermehrt über die Endlichkeit ihres Lebens und die begrenzten Möglichkeiten ihres Körpers nach. Studien zu Älteren Menschen aus Seniorenheimen oder ähnlichen Einrichtungen zeigten oft den schnellen Prozess des Älterwerdens. Dieser ist geprägt durch körperliches und geistiges Gebrechen, Schwermut, Verfall und schließlich dem Tod. Demnach kommt es mit zunehmendem Alter zu einem Abbau von Leistung, Lernfähigkeit und Interesse an modernen Entwicklungen. Dieser Prozess mindert zum einen die Entwicklungsprozesse, welche noch bis ins hohe Alter stattfinden könnten, und wird zusätzlich durch den Wunsch nach Rückzug und Alleinsein verstärkt. Diese körperlichen Einschränkungen haben des Öfteren auch soziale Auswirkungen zu Folge, welche meist noch gravierendere Folgen für das menschliche Dasein mit sich bringen. (vgl. Abicht 2016: S. 151f.) Wenn im Gehirn kein Input mehr ankommt, also die Neuronen nicht mehr beansprucht werden, das heißt, keine neuen Informationen mehr verarbeitet werden, bilden sich die Fortsätze und Synapsen im Gehirn allmählich zurück. Die Kommunikation zwischen den Nervenzellen kann daraufhin nicht mehr optimal stattfinden. (vgl. Macedonia 2019:S. 16) Auch der Gehirnforscher Nils Birbaumer betont, dass die Speicherkapazität des Gehirns grundsätzlich nicht beschränkt ist. Der Mensch besitzt die Fähigkeit bis ins hohe Alter weiter zu lernen. Abgesehen von diesen unbegrenzten Möglichkeiten, gibt es für einzelne kognitive Tätigkeiten Phasen, in denen man sie besser erlernen kann als andere. Es ist demnach enorm wichtig, das eigene Gehirn in jeder Lebensphase gesund zu halten. (vgl. Abicht 2016: S.158) Dazu gehört, dass auch die Neuronen im Gehirn immer wieder aufgebaut werden, denn
"So wie alle Bereich unseres Körpers kommt auch unser Gehirn in die Jahre. Die Schrumpfung geht naturgemäß mit einem langsamen, am Anfang kaum wahrnehm baren Abfall der geistigen Fähigkeiten einher. Wir spüren sie nicht mit fünfundzwan zig Jahren, auch nicht mit dreißig. Aber mit vierzig haben wir schon mindestens 20% dieser wichtigen Gehirnstruktur verloren und es fällt uns von Jahr zu Jahr schwerer, etwas Neues zu behalten."(Macedonia 2019:S.43).
Dazu kommt, dass auch die Neuronen im Laufe eines Lebens, durch verschiedene Einflüsse, teilweise kaputt gehen können. Alkohol trinken, zu wenig Schlaf, Verletzungen am Gehirn, Krankheiten und vieles mehr sind Beispiele, die zu einem Abbau von Neuronen im Gehirn führen können. Neue Neuronen dienen dazu, dass Reparationsprozesse im Gehirn stattfinden können und eine Instandhaltung praktiziert werden kann. (vgl. Macedonia
2019:S.40) Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, ist die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen. Auf diese Rahmenbedingungen wird im späteren Verlauf der Arbeit, in Kapitel sechs, noch näher eingegangen. Es stellt sich demnach eindringlich die Frage, wie man die Zeit bis und ab dem Rentenalter optimal für alle nutzen kann. Wichtig zu beachten ist dabei immer, dass sich mit zunehmendem Alter nicht nur der Körper, sondern auch der Geist verändert. Intergenerative Begegnungen eignen sich besonders gut um all diesen negativen Erscheinungen des älter Werdens entgegen zu wirken. Besonders den Alten Menschen tut die Kontaktaufnahme zu Kindern enorm gut. Für die Senioren eröffnet sich dadurch die Möglichkeit, soziale Verhaltensweisen wie beispielsweise aufeinander Rücksicht nehmen wieder neu zu aktivieren. Durch die intergenerativen Begegnungen können sich die älteren Menschen auch darin üben, geduldiger zu werden. Besonders wenn sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den Kindern teilen wollen, ist eine gewisse Geduld von Nöten. Für die Senioren eröffnet sich des Weiteren die Chance, sich nun gebraucht zu fühlen und nicht mehr, wie oben erwähnt, von der Einsamkeit geplagt zu sein. Diese Faktoren haben wiederum Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl mit der eine gewisse Steigerung der Lebensfreude einhergeht. Gemeinsame Erlebnisse mit den Kindern können ebenso dazu führen, das längst vergessen geglaubte Erfahrungen, Fähig- und Fertigkeiten wieder bei den Senioren aktiviert werden. Auch die Bewegung kann die Lebenszufriedenheit im Alter erhöhen. Dies gilt nicht erst ab einem Lebensalter von über 70 Jahren, sondern bereits ab einem Alter von 40 Jahren. Durch Bewegung kann nämlich mehr Mobilität, Autonomie und Körperbewusstsein erlangt werden. Ebenso hilft Bewegung dabei, den Alltagsstress für kurze Zeit vergessen zu können. Um all die positiven Effekte von Bewegung erzielen zu können bedarfs es einer gewissen Regelmäßigkeit. Die Ergebnisse von regelmäßiger aber auch fehlender Bewegung können in jedem Alter ermittelt werden. Für Senioren beziehungsweise ältere Menschen allgemein ist Bewegung besonders wichtig, denn sie kann präventiv für Krankheiten wirken und die Beweglichkeit und Kondition erhalten. Das belegt auch eine Vielzahl von Untersuchungen. So haben zum Beispiel Forscher der London School of Economics und der Standford-Universität in Kalifornien die Daten von 300.000 Senioren analysiert. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass chronische Krankheiten wie beispielsweise Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden mit Bewegung erfolgreicher therapiert werden können als mit Medikamenten. (vgl. Goldmayer 2013: Herz-Kreislauf: Sport bewirkt mehr als Medikamente. Bei bestimmten Erkrankungen kann Sport Medikamente ersetzen hhtp://www.heil- praxis-net.de/naturheilpraxis/sport-bewirkt-mehr-als-medikamente-9018204.php (Ab-ruf:26.05.2021)) Genau aus diesem Grund ist es umso wichtiger eine Regelmäßigkeit in die Bewegungsabläufe der Senioren zu bringen um auch einen gewinnbringenden Erfolg zu verzeichnen. Die Senioren müssen dazu angeregt werden in einer Regelmäßigkeit aus Ihrer Komfortzone zu treten. Dabei reicht es aber nicht aus, regelmäßig die Treppen in den dritten Stock zu gehen, anstatt mit dem Aufzug zu fahren, oder die 500 Meter zum Supermarkt um die Ecke zu gehen. Selbstverständlich ist dies immer noch besser als sich gar nicht zu bewegen, aber im Gehirn bewirkt es sehr wenig. Es ist enorm wichtig, dass die Bewegungen außerhalb der jeweiligen Komfortzone liegen, erst so kann eine Vaskularisie- rung, das heißt die Neubildung von kleinen Blutgefäßen, stattfinden. (vgl. Macedonia 2019:S.62) In einem Artikel von Oron Levin, Yael Netz und Gal Ziv mit dem Titel "Wer rastet der rostet", wurden die Ergebnisse von 19 Beiträgen zusammengefasst um zu belegen, dass es widerspruchslos einen Zusammenhang zwischen Bewegung und der Steigerung der sowohl motorischen als auch kognitiven Fähigkeiten bei älteren Menschen gibt. Hier kam auch zum Ausdruck, dass die besten Ergebnisse durch eine Kombination aus Bewegung und geistigem Training erzielt wurden. Durch Bewegung werden die Neuronen Im Gehirn zwar verdichtet, aber die neunen Zellen müssen auch beschäftigt werden, damit sie erhalten bleiben und in der Lage sind die Kognitionen zu tragen. Werden diese Zellen hingegen nicht beschäftigt, sterben sie innerhalb weniger Wochen wieder ab. Es muss also regelmäßig etwas getan werden, damit die kognitive Kontrolle trainiert wird. (vgl. Levin, Netz & Ziv 2017: Die positiven Auswirkungen verschiedener Arten von Bewegungsinterventionen auf die motorischen und kognitiven Funktionen im Alter: eine systematische Überprüfung https://trans- late.google.de/translate?hl=de&sl=en&u=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/artic- les/PMC5738846/&prev=search&pto=aue (Abruf: 27.05.2021)) Ebenso sind die Netzwerke die zwar da sind, aber nicht in Stand gehalten werden, das heißt nur noch sehr wenig bis gar nicht genutzt werden, sehr anfällig für den Verfall. Dieser Verfall wird beispielsweise durch die Abschwächung des Langzeitgedächtnisses deutlich. Was sehr alt ist wird dabei seltener vergessen, da die Informationen in den zwar alten aber guten Netzwerken der Jugend gelagert sind. Aber was erst vor kurzem abgespeichert wurde, geht durch die nicht Nutzung schnell verloren. Grundsätzlich geht es also darum, durch Bewegung das Gehirn als Ganzes System zu erhalten. (vgl. Macedonia 2019:S. 150f.) Dabei gilt es anzumerken, dass es nie zu spät ist um damit anzufangen, auch wenn sich viele Senioren gerne mit den Worten "Bei mir ist es eh schon egal" rausreden wollen. Aber nicht nur die körperlichen Faktoren, sondern auch die Emotionen verändern sich zunehmend mit dem Alter. Ältere Menschen sind ganz anders in der Lage ihre Emotionen zu regulieren. Hier findet der sogenannte Positiveffekt statt. Dieser hilft im Alter eine gewisse emotionale Stabilität zu schaffen. Ältere Menschen können dadurch gefestigter negative Erfahrungen ertragen und sind stressresistenter. Sie sind in der Lage, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. All dies verhilft den Menschen eine Eigenschaft zu entwickeln, die Weisheit. Diese wird in der Regel den älteren Menschen zugeschrieben und wirkt oft sehr anziehend und begeisternd auf andere. Unter Weisheit wird ein Zusammenspiel aus Klugheit, Erfahrungen, Bildung, Urteilsvermögen und emotionaler Stabilität, verbunden mit der Fähigkeit der Empathie verbunden. Weisheit zu besitzen heißt sachlich, analytisch und zugleich bedacht handeln zu können und nichts zu überstürzen. Es bedarf ebenso der Bereitschaft die eigenen Beweggründe zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. (vgl. Abicht 2016: S.162) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass all dies sehr gute Vorrausetzungen sind, um an genau diesem Punkt mit der intergenerativen Arbeit anzusetzen. Kinder sind jung und fit und verfügen über einen großen Bewegungsdrang, der sie dazu verleitet, sich in einer Regelmäßigkeit bewegen zu wollen. Diese Energie kann die Senioren mit der Zeit auch mit motivieren. Auch die emotionale Stärke der älteren kann im Umgang mit den Kindern hilfreich sein. Die Erwachsenen sind dadurch in der Lage einfühlsam und verständnisvoll mit den Kleinen umzugehen. Und die Kinder haben die Möglichkeit viel von den Verhaltensweisen der Älteren zu lernen. Jung und Alt können dementsprechend gemeinsam neue Erfahrungen sammeln. Senioren haben hier auch die Möglichkeit im Anschluss über das Erlebte mit anderen Senioren oder gegebenenfalls mit dem Partner zu reden und gemeinsam in den Austausch zu gehen. Auch dies wirkt sich wieder positiv auf das kognitive Verhalten der Älteren aus. Im weiteren Verlauf der Arbeit, werden in Kapitel fünf konkrete Umsetzungsmöglichkeiten der intergenerativen Arbeit vorgestellt.
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