In den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts schreibt Wolfram von Eschenbach sein wohl bedeutendstes Werk – den „Parzival“ nach der französischen Vorlage von Chrétien de Troyes „Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal“. Er schafft damit ein Werk, welches in 75 vollständigen und bruchstückhaften Handschriften überliefert ist , und reiht sich so in den Kanon der mittelalterlichen Literatur ein.
Es ist schwer, sich aus einem so vielschichtigen und bedeutungsvollen Werk nur einen kleinen Teil heraus zu nehmen und diesen näher zu betrachten, weil es so viele interessante und erläuterungswürdige Aspekte im „Parzival“ gibt. Ich habe mich für die Figur des Anfortas entschieden, da sie mir als eine der wichtigsten Figuren erscheint, ohne welche die Handlung des „Parzival“ so nicht zustande hätte kommen können. Parzival kann nur Anfortas die erlösende Frage stellen, die das zentrale Motiv der Parzivalsage darstellt.
Ich werde mich im Verlauf meiner Arbeit auf die Fassungen von Chrétien de Troyes und Wolfram von Eschenbach stützen, und versuchen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten an dem Gralskönig herauszuarbeiten. Des Weiteren werde ich die Leiden des Anfortas mit dem Kosmos in Zusammenhang bringen, hier jedoch kann ich mich nur auf die Wolframfassung berufen, da der kosmologische Aspekt bei Chrétien nicht vorhanden ist.
Zitieren werde ich nach den Ausgaben von Karl Lachmann und Felicitas Olef-Krafft , wobei ich aus der Wolframfassung die Zitate in Mittelhochdeutsch angeben werde, die Zitate aus der Fassung von Chrétien jedoch zum besseren Verständnis in Deutsch und nicht in Altfranzösisch.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Fischerkönig und Anfortas – der Gralskönig bei Chrétien und bei Wolfram
- 2.2. Anfortas Leiden im kosmologischen Zusammenhang
- 3. Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht die Darstellung des kranken Gralskönigs in den Werken von Chrétien de Troyes und Wolfram von Eschenbach. Die Zielsetzung besteht darin, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Figurenzeichnung und deren Bedeutung innerhalb der jeweiligen Erzählung herauszuarbeiten. Der kosmologische Aspekt von Anfortas' Leiden wird ebenfalls untersucht.
- Der Vergleich der Figuren des Fischerkönigs (Chrétien) und Anfortas (Wolfram).
- Die Analyse von Anfortas' Leiden und Schmerz.
- Die Untersuchung der Rolle des Gralskönigs in der Handlung.
- Die Einbettung von Anfortas' Leiden in einen kosmologischen Kontext (Wolfram).
- Die Unterschiede in der Darstellung der Gralsburg und des Empfangs Parzivals.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Bedeutung des „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach im Kontext der mittelalterlichen Literatur und im Vergleich zu Chrétiens „Le Roman de Perceval“. Die Autorin begründet ihre Wahl der Figur Anfortas als zentralen Fokus ihrer Arbeit und erläutert ihre Herangehensweise, die einen Vergleich der beiden Versionen und eine Untersuchung des kosmologischen Aspekts bei Wolfram umfasst. Die verwendeten Textausgaben und Zitierweisen werden ebenfalls spezifiziert.
2.1. Fischerkönig und Anfortas – der Gralskönig bei Chrétien und bei Wolfram: Dieses Kapitel vergleicht die Darstellung des Gralskönigs in den Werken von Chrétien und Wolfram. Es wird deutlich, dass Wolfram die Figur des Fischerkönigs zu Anfortas umgestaltet und ihm eine viel komplexere und bedeutendere Rolle in der Erzählung gibt. Der Fokus liegt auf den Unterschieden im ersten Zusammentreffen von Perceval/Parzival und dem Gralskönig. Während bei Chrétien die Begegnung rätselhafter ist und Perceval den König zunächst verflucht, schildert Wolfram eine deutlichere Warnung Anfortas an Parzival, die dessen mögliche Rolle als Erlöser antizipiert. Auch der Empfang Parzivals auf der Gralsburg wird detaillierter bei Wolfram beschrieben, mit einer deutlicheren Hervorhebung der Trauer der Gralsritter und der Hoffnung auf Erlösung durch Parzival.
Schlüsselwörter
Parzival, Anfortas, Fischerkönig, Gralskönig, Chrétien de Troyes, Wolfram von Eschenbach, Le Roman de Perceval, mittelalterliche Literatur, Kosmos, Leiden, Erlösung, Gralsburg, Munsalvaesche.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu der Arbeit: Vergleich der Darstellung des kranken Gralskönigs bei Chrétien de Troyes und Wolfram von Eschenbach
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit vergleicht die Darstellung des kranken Gralskönigs in den Werken von Chrétien de Troyes (Fischerkönig) und Wolfram von Eschenbach (Anfortas). Im Mittelpunkt steht der Vergleich der Figurenzeichnung, ihrer Bedeutung innerhalb der jeweiligen Erzählung und der Untersuchung des kosmologischen Aspekts von Anfortas' Leiden.
Welche Aspekte werden verglichen?
Der Vergleich umfasst die Figuren des Fischerkönigs und Anfortas, die Analyse von Anfortas' Leiden und Schmerz, die Rolle des Gralskönigs in der Handlung, die Einbettung von Anfortas' Leiden in einen kosmologischen Kontext (bei Wolfram), und die Unterschiede in der Darstellung der Gralsburg und des Empfangs Parzivals/Percevals.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil (mit Unterkapiteln zum Vergleich der Gralskönige und zur kosmologischen Einbettung von Anfortas' Leiden) und einen Schlussteil. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Methodik. Der Hauptteil vertieft den Vergleich und die Analyse. Die Kapitelzusammenfassungen bieten einen Überblick über den Inhalt der einzelnen Abschnitte.
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden herausgestellt?
Die Arbeit zeigt auf, dass Wolfram die Figur des Fischerkönigs zu Anfortas umgestaltet und ihm eine komplexere Rolle gibt. Es werden Unterschiede im ersten Treffen von Perceval/Parzival und dem Gralskönig beleuchtet, insbesondere bezüglich der Deutlichkeit der Warnung und des Empfangs auf der Gralsburg. Wolframs Darstellung beinhaltet eine deutlichere Hervorhebung der Trauer der Gralsritter und der Hoffnung auf Erlösung durch Parzival.
Welcher kosmologische Aspekt wird untersucht?
Die Arbeit untersucht die Einbettung von Anfortas' Leiden in einen kosmologischen Kontext, insbesondere in Wolframs Werk. Dieser Aspekt wird jedoch nicht detailliert in den bereitgestellten Informationen beschrieben.
Welche Texte werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf den Werken "Le Roman de Perceval" von Chrétien de Troyes und "Parzival" von Wolfram von Eschenbach. Die genauen Textausgaben und Zitierweisen werden in der Einleitung spezifiziert (sind in diesem Auszug jedoch nicht aufgeführt).
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Parzival, Anfortas, Fischerkönig, Gralskönig, Chrétien de Troyes, Wolfram von Eschenbach, Le Roman de Perceval, mittelalterliche Literatur, Kosmos, Leiden, Erlösung, Gralsburg, Munsalvaesche.
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- Nicole Henschel (Author), 2006, „oeheim, waz wirret dir?“ - Der kranke Gralskönig bei Wolfram und Chrétien , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116062