Anfang der siebziger Jahre brach das bis dahin gültige System fester Wechselkurse (Bretton-Woods) in sich zusammen. Der Grund hierfür bildeten die in den sechziger Jahren massiv abweichenden Inflations- raten der Mitgliedsstaaten, welche die Wettbewerbsstärke der Haupthandelsnationen veränderte. Während der Zeit fixer Wechselkurse wurden Interventionen nur passiv durchgeführt. Das heißt, falls z.B. die Nachfrage des privaten Sektors nach ausländischer Währung größer als das von der Zentralbank zur Verfügung stehende Angebot war, musste die Zentralbank die fehlenden Devisen kaufen. Diese „Interventionen“ waren das einzige geldpolitische Instrument. Heute bilden sich die Kurse der wichtigsten Währungen durch die Mechanismen des Marktes. Dieser Wechsel zu flexiblen Wechselkursen
sollte die Notwendigkeit der Zentralbanken grosse Fremdwährungsbestände zu halten, reduziert haben. Trotzdem liegen die weltweiten Zentralbankreserven auf Rekordniveau. Diese Reserven können die Währungshüter, um durch Interventionen auf die flexiblen Wechselkurse einzuwirken, nutzen. Devisenmarktinterventionen sind aber weitgehend als währungspolitische und nicht mehr geldpolitische Maßnahme zu sehen. Auch nach Artikel IV des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die Zentralbanken dazu verpflichtet für ein stabiles Wechselkurssystem zu sorgen. Die Vergangenheit zeigte, dass Zentralbanken in aller Regel eine „leaning against the wind“-Strategie, das heißt eine Interventionspolitik, welche den herrschenden Kurstrend brechen soll, verfolgten. Fraglich ist, ob angesichts der Größe des Währungsmarktes, diese Strategie erfolgreich sein kann. Man muss schliesslich bedenken, dass im grössten Kassamarkt ($/€) über $200 Mrd. täglich gehandelt werden – Lyons (2002), S.3.
Nachfolgend will ich, an Hand der am 14. September 2000 gestarteten Interventionsserie der EZB untersuchen, inwieweit deren Eingriffe zur Stützung des €/$-Kurses wirkungsvoll waren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Interventionen und deren Wirkungsweise
- Interventionen der EZB
- Sterilisierte gegenüber nicht-sterilisierte Interventionen
- Der Portfolio-Balance-Channel
- Der Signalling-Channel
- Der Noise-Trader-Channel
- Eine Analyse der EZB-Interventionsserie vom 14.09.2000
- Kurzfristige Effekte der Interventionen
- Mittelfristige Effekte auf das Wechselkursniveau
- Intervenierte die EZB systematisch?
- Wechselkursvolatilität
- Ergebnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat untersucht die Effektivität von Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Devisenmarkt, insbesondere die Auswirkungen auf den EUR/USD-Kurs. Im Fokus steht die Interventionsserie im Herbst 2000, die mit dem Ziel der Stützung des Euro-Kurses initiiert wurde. Dabei werden die Mechanismen der Interventionen und deren mögliche Effekte auf den kurz- und mittelfristigen Kursverlauf analysiert.
- Die Wirkungsweise von Interventionen der EZB
- Die Analyse der Interventionsserie vom 14.09.2000
- Der Einfluss der Interventionen auf die Kursvolatilität
- Die Frage nach einer systematischen Interventionspolitik der EZB
- Die Effektivität der Dollarverkäufe der EZB zur Stützung des Euro
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Referat stellt die Ausgangssituation des flexiblen Wechselkurssystems im Vergleich zum Bretton-Woods-System dar und erläutert die Bedeutung von Zentralbankinterventionen zur Stabilisierung der Wechselkurse. Es wird die Interventionsserie der EZB im Herbst 2000 als Untersuchungsgegenstand eingeführt und der Aufbau des Referats vorgestellt.
- Interventionen und deren Wirkungsweise: Dieser Abschnitt definiert den Begriff „Intervention" und beschreibt die verschiedenen Kanäle, durch die Interventionen der EZB ihren Einfluss auf den Devisenmarkt entfalten können, darunter der Portfolio-Balance-Channel, der Signalling-Channel und der Noise-Trader-Channel.
- Eine Analyse der EZB-Interventionsserie vom 14.09.2000: In diesem Kapitel werden die kurzfristigen und mittelfristigen Auswirkungen der Interventionen auf den EUR/USD-Kurs analysiert. Es wird untersucht, ob die EZB systematisch am Devisenmarkt intervenierte und ob die Dollarverkäufe während des Herbstes 2000 effektiv zur Stützung des Euro waren.
Schlüsselwörter
Devisenmarktintervention, Europäische Zentralbank (EZB), EUR/USD-Kurs, Wechselkurs, Portfolio-Balance-Channel, Signalling-Channel, Noise-Trader-Channel, Kursvolatilität, Systematische Interventionspolitik, Stützung des Euro
- Quote paper
- Dominik Jahnke (Author), 2003, Kann die EZB den EUR/USD-Kurs beeinflussen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11594