Luther und der zwei Jahre zuvor gekrönte Kaiser Karl V. stehen sich nur einmal am Rande
des Reichstages zu Worms 1521 gegenüber. Luther weigert sich, seine bis dahin
veröffentlichten Schriften zu widerrufen. Karl V. lässt daraufhin das Wormser Edikt verlesen
und schließt so dem Ketzerurteil des Papstes an. Mehr als 30 Jahre später finden wir einen
Kaiser, der angesichts der Reformation die Segel streicht, obwohl er über die Truppen des
Schmalkaldischen Bundes besiegt hat. Die Suche eines deutschen Provinzprofessors nach
einem gnädigen Gott hat seine Idee vom dominium mundi zum Scheitern gebracht. Hier steht
die Frage im Mittelpunkt, welche Faktoren für den Erfolg der deutschen Reformation
verantwortlich waren. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung bis zum Wormser
Edikt, dessen Schicksal nach Joseph Lortz das Schicksal der Bewegung bestimmte1.
Es scheint, dass die Unterschätzung der Reformation im Reich durch den kaiserlichen Hof ein
wichtiger Faktor für ihren Erfolg war. Deshalb wird versucht eine doppelte Perspektive
anzuwenden und so den Blick Karls V. auf des Reich wie den Blick Luthers und der
Reformation im Reich auf den Kaiser zu betrachten. Dabei kann man zwar sicher sagen, dass
die Einflussbereiche der beiden Akteure sich beeinflussen, dieser Einfluss wirkt aber durch
viele Zwischenstationen und ist deshalb schwer qualifizierbar. In der Literatur liegt der
Schwerpunkt deshalb häufig entweder auf Luther oder Karl V.
Um zu zeigen, wo, wie und warum sich die Handlungsräume der beiden Hauptpersonen
überschneiden, werden mittel- und langfristige Entwicklungen in Europa und im Reich mit
herangezogen. Außerdem den deutschen Reichsfürsten als Gruppe ein zentraler Platz
eingeräumt, da ihr Umgang mit der „causa Lutheri“ im Rahmen der Reichsverfassung
weitgehend das Schicksal der frühen Reformation bestimmte.
1 J. Lortz, S. 10.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Karl V.
- 2.1 Die Kaiserwahl
- 2.2 Die kaiserliche Politik unter dem Primat der monarchia universalis
- 2.3 Bestimmende Faktoren für Karls Blick auf das Reich
- 3 Das Reich zum Beginn des 16. Jahrhunderts
- 4 Luther im Reich
- 4.1 Erste Auftritte
- 4.2 Schriften
- 4.2.1 An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung
- 4.2.2 De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium
- 4.2.3 Von der Freiheit eines Christenmenschen
- 4.3 Wirkungen Luthers im Reich
- 5 Synthese
- 6 Bibliographie
- 6.1 Quellen
- 6.2 Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die frühen Phasen der deutschen Reformation und das Scheitern von Karl V.'s Konzept der monarchia universalis im Kontext der Reformbewegung. Der Fokus liegt auf der Wechselwirkung zwischen dem Kaiser und Martin Luther sowie auf den entscheidenden Faktoren, die zum Erfolg der Reformation im Reich beitrugen.
- Die Kaiserwahl von Karl V. und die Folgen für die deutsche Reformation
- Die Rolle der deutschen Reichsfürsten im Umgang mit der „causa Lutheri“
- Die Bedeutung von Luthers Schriften für die Entwicklung der Reformation
- Die kaiserliche Politik im Licht des Konzeptes der monarchia universalis
- Die Ambivalenz der Machtverhältnisse zwischen Kaiser, Reich und Reformation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel zeichnet den Ausgangspunkt der Arbeit, die Verbindung von Luther und Karl V. sowie die Entstehung der Reformation. Kapitel zwei beleuchtet die Kaiserwahl Karls V. im Kontext der deutschen und europäischen Machtverhältnisse. Kapitel drei beleuchtet die Schriften Martin Luthers und ihre Auswirkungen auf das Reich, einschließlich der Auseinandersetzungen mit der Kirche und dem Kaiser.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie deutsche Reformation, monarchia universalis, Karl V., Martin Luther, Reichsfürsten, „causa Lutheri“, Reichsverfassung, Papstkirche, Wahlmonarchie, Schriften, Machtverhältnisse, und Konflikte.
- Quote paper
- Kristin Klank (Author), 1999, Karl V. und Martin Luther, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11576