Das vorliegende Klausurbeispiel wurde als Konkretisierung für eine Diagnostik zur Schreibkompetenz in der Sek-II entwickelt und einer Gruppe von Lehrkräften mit den entsprechenden Fakulta in Germanistik zur Beurteilung nach Abitur-Maßstäben auf erhöhtem Niveau für das Zentralabitur im Fach Deutsch vorgelegt. Die Gutachter kam übereinstimmend zur Einschätzung, dass das Ensemble der im Klausurbeispiel abgebildeten Kompetenzen eine Benotung als "sehr gut" (15 P.) rechtfertigen. vorgelegt. Die Aufgabenstellung ist die Interpretation und der Vergleich der Hauptfiguren in Petzolds und Seghers Werken "Transit".
Inhalt
1. VORBEMERKUNGEN
2. EINLEITUNG: GLÜCKLICHSEIN IST EINE KOMPETENZ?!
3. GLÜCKLICHSEIN ALS KOMPETENZ?
A. DIE FIGUR GEORG IN PETZOLDS FILM “TRANSIT”
b. Die Figur des Ich-Erzählers in Seghers Roman “Transit”
4. SCHLUSSTEIL: KONZEPTIONELLE UNTERSCHIEDE BEI PETZOLD UND SEGHERS
A. WiE ALsO sOLLTE DAs FAZiT DEs VERGLEiCHEs LAUTEN?
b. Kritik
1. Vorbemerkungen
Im Folgenden kürze ich den Ausdruck Ich-Erzähler mit IE ab.
2. Einleitung: Glücklichsein ist eine Kompetenz?!
Meiner Interpretation stelle ich die (noch zu belegende) These voran, dass für Anna Seghers Glücklichsein eine Kompetenz ist. Ob jemand glücklich sein kann, ist im Sinne dieser These also nur teilweise von äußeren Umständen abhängig. Wichtiger ist hingegen, wie ein Mensch seine Lebenssituation wahrnimmt sie deutet und mit ihr umgeht. Als Beispiel sei hier die Parabel der beiden Trinker angeführt, die beide vor einen zur Hälfte gefüllten Glas sitzen, es aber unterschiedlich bewerten: Während der Melancholiker das Glas als “halbleer” beklagt, freut sich der Optimist, dass er immer noch ein “halbvolles” Glas hat.
Im Hinblick auf die Aufgabenstellung wäre nun also zu prüfen, inwiefern Petzolds Georg und Seghers Ich-Erzähler (^IE) sich sauber diesen beiden Menschentypen zuordnen lassen. Dieser interpretierende Vergleich erfordert drei aufbauende Argumentationsschritte:
- Zunächst muss vorab geklärt werden, ob und auf welche Weise "Glücklichsein eine Kompetenz” sein kann. Für diesen Teil werde ich auf eine Lehrrede eines populären indischen Mystikers zurückgreifen (Sadhguru Explains - Endgame of life?, Mitschnitt einer Lehrrede auf Youtube) , der zu dieser Frage eine sowohl einfache wie auch plausible Argumentation anbietet.
- Im zweiten Schritt werde ich kritisch untersuchen, inwiefern Georg und der namenlose IE diese Kompetenz zum Glücklichsein aufweisen. Dabei werde ich zeigen, dass die Seiten 289f des Romans hier eine Schlüsselstelle zur Unterscheidung der beiden Figuren liefern.
- Im letzten Schritt kehre ich zur Leitthese "Glücklichsein ist eine Kompetenz” zurück. Hier werfe ich einen kritischen Blick auf Petzolds Interpretation des Romans und gehe auch kurz auf die Ideen der Berliner Schule ein.
3. Glücklichsein als Kompetenz?
In den östlichen Philosophien wird Glück nicht als etwas betrachtet, das “von außen”, bspw. von himmlischen Figuren wie der Göttin Fortuna, nach dem Zufallsprinzip über den Menschen ausgeschüttet wird. Der populäre Mystiker Sadhguru, aber auch namenhafte Psychologen wie Paul Watzlawik, verweisen immer wieder darauf, dass vor allem die subjektive Wahrnehmung darüber bestimmt, ob Menschen glücklich oder unglücklich sind. Ob das Glas “halbvoll” oder “halbleer” ist, sollte verstanden werden als eine subjektive Bewertung desselben, an sich völlig neutralen Sachverhalts.
Es ist leicht einzusehen, worin genau der Unterschied beider Wahrnehmungen besteht:
- Die negative, "unglücklich machende” Sichtweise fokussiert auf das, was fehlt. Dieser Blick ist also selektiv defizitorientiert - und übersieht deshalb die Fülle der Dinge, die bereits vorhanden sind.
- Die positive, "glücklich machende” Sichtweise fokussiert umgekehrt auf die Fülle der Dinge, die schon vorhanden sind - und vernachlässigt den Gedanken, ob man sich nicht noch mehr wünschen könnte.
Es ist in diesem Zusammenhang nicht nur unwichtig, sondern auch unsinnig, zu fragen, welche Sichtweise wohl als objektiv richtig gelten darf. Von einem halbwegs vernünftigen Menschen würde man jedoch wohl annehmen, dass er sich bei der Frage, ob er lieber glücklich oder unglücklich leben will, auf jeden Fall für das Glücklichsein entscheiden wird.
Wie genau aber stellt man es denn nun an, glücklich zu sein? Anders gefragt: Welche (Wahrnehmungs-)
Fähigkeiten muss jemand haben, um auch in herausfordernden Lebenssituationen souverän die positive Sichtweise (halbvolles Glas) einnehmen zu können? Vorab sei verraten, dass Seghers hierzu eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Antwort bietet: "Um das zu sehen, worauf es ankommt, muss man bleiben wollen.” (Transit, S. 289) Was Seghers hier als universelle Lösung ausruft, verdient eine genauere Erklärung:
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- Quote paper
- Anonymous,, 2021, Klausurbeispiel Abitur 2021. Interpretation und Vergleich der Hauptfiguren in Petzolds und Seghers Werken "Transit", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156437
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