Mit dieser Arbeit werden die Vorteile des ökologischen Landbaus kommuniziert. Welche Lebensmittel überwiegend erzeugt und verkauft werden, hängt von der Nachfrage ab. Wir befinden uns in Österreich in einem klassischen Käufermarkt. Um nachhaltige Verhaltensweisen bei Unternehmen und KonsumentInnen zu fordern, hat kein anderes Klimaschutz-Instrument öffentliche Debatten so stark geprägt wie die CO2-Bepreisung. Die Grundidee lautet: Klimaschädliche Produktions- und Verhaltensweisen werden zurückgehen, wenn diese teurer als klimaschonende Alternativen sind. Welchen Einfluss hätte die Einführung einer CO2-Steuer auf den Absatz von klimabelastenden Lebensmitteln im Einzelhandel? Und welche Vorteile hat die Bio-Direktvermarktung von saisonalen, regionalen Obst- und Gemüseprodukten gegenüber dem Einzelhandel im Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Das Thema Klimaneutralität gewinnt stetig an Bedeutung. Im Jahr 2007 hat die EU beschlossen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 20%, im Vergleich zu den Werten von 1990, zu reduzieren. Das Thema biologische Landwirtschaft spielt dabei eine Rolle. Diese soll durch einen Aktionsplan der EU, mit dem Ziel den ökologischen Landbau zu fördern, unterstützt werden. Laut FAO sind weltweit 22 Prozent der Treibhausgasemissionen auf die Lebensmittelindustrie zurückzuführen. Zusätzliche 15 Prozent der Emissionen fallen auf die Landnutzung. Abholzungen, zur Gewinnung von Anbauflächen für die Landwirtschaft, spielen dabei eine Rolle. Es geht daher bei Klimaneutralität in Bezug auf die Lebensmittelbranche darum, umweltfreundlich zu produzieren und den Treibhausgasausstoß zu reduzieren.
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Executive Summary
Abstract
1. Einleitung
1.1 Ausgangslage
1.2 Forschungsfragen
1.3 Zielsetzung
1.4 Methodische Vorgehensweise
1.5 Aufbau
2. Begriffsdefinition
2.1 Treibhauseffekt
2.2 Nachhaltigkeit
2.3 CO2-Abdruck
2.4 CO2-Emission
2.5 CO2-Äquivalente
2.6 Biologische Lebensrnittel
2.7 Produktkette
2.8 Region
3. CO2-Problematik und Steuer
3.1 Status quo
3.2 Rechtliche Grundlagen
3.3 Carbon Tax
3.3 Auswirkungen von Preiserhöhungen auf das Konsumverhalten
3.3.1 Wirkung Preiserhöhungen
3.3.2 Tabaksteuer
3.3 Theoretische Umsetzung
4. Lebensmittelproduktion konventioneller Lebensrnittel
4.1 Herstellung
4.2 Transport
4.3 Externe Produktionsmittel
4.4 Vermarktung
5. Bio-Lebensmittel im Direktverkauf
5.1 Herstellung
5.2 Transport
5.3 Externe Produktionsmittel
5.4 Vermarktung
5.5 Biozeichen
5.5.1 EU-Bio Logo
5.5.2 AMA Bio Siegel
5.5.3 Biozeichen des Handels
5.5.4 Bio-Verbandszeichen
5.6 Kontrollstellen
6. Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
6.1 Ökonomisch
6.2 Ökologisch
6.3 Sozial
7. Regionalität
7.1 Bewusstsein der Landwirtinnen
7.2 Herkunft und Qualität
7.3 Regionale Produktketten
7.4 Bewusstsein der Konsumentinnen
7.5 Globalisierung
8. Saisonalität
9. Handlungsmöglichkeiten
9.1 Transport
9.2 Warenbezeichnung und Kennzeichnung
9.3 Fortbildung und Information/Marketing
9.4 Förderungen
9.5 Verbündete suchen
9.6 Information für Konsumentinnen
9.7 Online Plattformen
10. Methodik
10.1 Umfrage
10.1.1 Messung
10.1.2 Datensammlung
10.1.3 Vor- und Nachteile einer Befragung
10.1.4 Auswertung
10.1.5 Interviewfragen
10.2 Vergleich Lebensmitteleinzelhandel - BIO-Direktverkauf
11. Analyse quantitative Umfrage
12. Diskussion und Schlussfolgerung
Literaturverzeichnis
Danksagungen
Die vorliegende Masterthesis verschaffte mir die Möglichkeit, sowohl meine durch mein Studium erworbenen Kenntnisse, als auch mein Streben nach einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, geprägt von meinem Umfeld, in die Tat umzusetzen. Dies stellte sich als anspruchsvolle Reise dar und ich möchte all jenen Personen danken, die mich auf diesem Weg begleitet haben.
Zuerst möchte ich Herrn Dr. Arne Floh für die kooperative und lehrreiche Begleitung bei meiner Master Thesis danken.
Motivation habe ich von meiner Studienkollegin und meinem Studienkollegen erfahren, ohne denen ich das Studium möglicherweise nicht gestartet bzw. nicht so weit fortgesetzt hätte.
Danke an meinen Lebensgefährten dafür, dass seine Unterstützung mir jederzeit gewiss war und der mit Verständnis die so kostbare Zeit geteilt hat.
Ich möchte meinen Eltern und meinem Bruder danken, die mich mit Fachwissen aus ihren verschiedensten beruflichen Laufbahnen und mit ihrer Lebenserfahrung und Hingabe unterstützt haben und meinem Stiefvater. Er war der Ideengeber der Thematik und stand mir stets mit Rat und Tat zur Seite.
Besonderen Dank möchte ich noch gegenüber meiner Tochter Alena aussprechen, die mich unwissend bereits vor ihrer Geburt bis einschließlich ihres zweiten Lebensjahres mit Freude und Leichtigkeit während des Studiums bereichert hat.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: CO2-Konzentration
Abbildung 2: CO2-Ausstoß für ein Kilo Lebensrnittel
Abbildung 3: AMA Biozeichen, mit und ohne Ursprungsangabe
Abbildung 4: Ernte für das Leben Zeichen
Abbildung 5: Demeter Verbandszeichen
Abbildung 6: Die Säulen der Nachhaltigkeit
Abbildung 7: CO2-Steuer Preiserhöhung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Executive Summary
Der Klimawandel gilt heute als eine der größten Herausforderungen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft. Die hohe Emission von Treibhausgasen in die Atmosphäre verstärkt den natürlichen Treibhausgaseffekt und führt zu einer kontinuierlichen Erderwärmung. Selbst wenn keine Treibhausgase von heute auf morgen mehr emittiert würden, könnte die Erderwärmung aufgrund der bereits in der Atmosphäre angesammelten Gase für viele Jahrzehnte nicht gestoppt werden (Europäische Kommission 2008: 4-7). Folgen der globalen Erwärmung sind weltweite Umweltschäden wie Wasserknappheit, rasante Temperaturanstiege, Schnee- und Eisschmelze, Stürme und intensive Niederschläge und Sturzfluten, was umfangreiche Schäden an landwirtschaftlichen Flächen, bebauten Gebieten und der Infrastruktur zur Folge hat (Europäische Kommission 2008: 23). Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, ist es wichtig den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen zu reduzieren (Lebensart 03/2020: 36).
18% der in Österreich verursachten Treibhausgas-Emissionen sind auf die Landwirtschaft zurückzuführen (Lebensart 04/2019: 21). Unsere Ernährung hat einen relevanten Einfluss auf das Klima und das Einkaufsverhalten jedes Einzelnen kann einen positiven Beitrag leisten (Demro- vski 2021: 8). Die heute verbreiteten Ernährungsgewohnheiten müssen zukünftig klimafreundlicher gestaltet werden, um unsere Landschaft für zukünftige Generationen zu erhalten und unsere Ernährung zu sichern (ARGE 2004: 5). Je später wir agieren bzw. nur noch reagieren können, desto geringer werden die uns zur Verfügung stehenden Handlungsmöglichkeiten sein (Nussbaumer, Exenberger und Neuner 2010: 9).
Ziel der Arbeit ist es festzustellen, ob eine CO2-Steuer auf Lebensrnittel einen positiven Einfluss auf die Produktion und den Absatz klimabelastender Lebensrnittel hätte. Durch den Vergleich des Bio-Direktverkaufs mit dem Lebensmitteleinzelhandel soll aufgezeigt werden, dass sich die Lebensrnittel deutlich in ihrer Klimafreundlichkeit unterscheiden.
Die Einführung einer potentiellen CO2-Steuer auf Lebensrnittel wird analysiert, um festzustellen inwieweit sich das Kaufverhalten von Konsumentinnen dadurch verändern würde. Bereits bestehende Besteuerungssysteme liefern Informationen darüber, wie sich Steuern auf das Verhalten von Marktteilnehmern auswirken. Eine Umfrage mit dem Schwerpunkt CO2-Steuer und regionale, saisonale Lebensrnittel zeigt auf, worauf Konsumentinnen bereits jetzt beim Lebensmitteleinkauf achten, wie sie einer CO2-Steuer gegenüberstehen und mit welchem Einkaufsverhalten sie auf eine solche reagieren würden. Der Bio-Direktverkauf wird mit dem Lebensmitteleinzelhandel verglichen. Unterschiede in Bezug auf Nachhaltigkeit werden deutlich, indem auf Herstellung, TransPortbelastung und Vermarktung eingegangen wird. Biolebensmittel werden weiters nach den Dimensionen der Nachhaltigkeit bewertet und die Relevanz von regionalen, saisonalen Lebensrnitteln wird verdeutlicht.
In der konventionellen Landwirtschaft werden natürliche Ressourcen und Tiere als Produktionsfaktoren gesehen, wo ungeachtet der Nachhaltigkeit ausschließlich Gewinn und Ertrag zählen (Lebensart 02/2020: 44). Die intensive Bodennutzung, unsachgemäße Bewirtschaftung und Anbau in Monokulturen führen zu teils irreparablen Umweltschäden (Danielli, Backhaus und Laube 2009: 74).
Biolandwirtschaft leistet einen positiven Beitrag zur CO2-Eindämmung (Lebensart 02/2020: 44). Im ökologischen Landbau wird bei der Herstellung ein großer Teil Energie im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft eingespart (ARGE 2004: 64). Nicht der maximale Ertrag, sondern ein nachhaltiges Wirtschaften, das den Erhalt der Ressourcen sichert, gehören zur Grundeinstellung der meisten Biolandwirtinnen (Danielli et al. 2009: 86). Wer als Privatperson der eigenen nachhaltigen Verantwortung nachkommen will, sollte sich beim Konsum von Lebensrnitteln für regionale und saisonale Produkte entscheiden (Volland und Schreckenbach 2016: 33).
Aufklärungsarbeit, in der Biolandwirtinnen über ihre Wirtschaftsform sprechen, sich regionale Unternehmerinnen vernetzen und Bewusstseinsbildung, in der Unternehmen und Konsumentinnen durch Kampagnen von staatlicher Seite informiert werden, sind wichtige Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft (Leitner et al. 2007: 49, 96, 103).
Die zahlreichen Klimaschäden werden über kurz oder lang die Politik zum Handeln fordern (Europäische Kommission 2008: 4). Politische Entscheidungsträger können durch eine CO2-Be- steuerung von Lebensrnitteln vor allem bei klimabelastenden Produkten für einen Anreiz zum Konsumrückgang sorgen und so die Konsumentinnen zu heimischen, klimafreundlichen Alternativprodukten führen, da Steuern sich direkt auf das Verhalten der Menschen auswirken (Man- kiw und Taylor 2018: 276). Durch Steuern werden durch den Staat seit jeher Impulse gesetzt, um menschliche Handlungen in eine gewünschte Richtung zu lenken. Steuererhöhungen auf Güter führen zu einem Absatzrückgang. Bei Tabaksteuererhöhungen beispielsweise wird dies klar erkennbar (Mankiw und Taylor 2018: 275 f.). Eine CO2-Steuer ist somit eine erfolgreiche Möglichkeit, den Konsum von klimabelastenden Lebensrnitteln zu reduzieren (Matthes 2020: 15).
In dieser Arbeit wird durch den Vergleich des Lebensmitteleinzelhandels mit dem Bio-Direktverkauf festgestellt, dass die Bio-Direktvermarktung klare Vorteile gegenüber dem Einzelhandel in Bezug auf Nachhaltigkeit aufweist. Literatur zum Thema C02-Steuer sowie eine quantitative Befragung mittels Fragebogen führten zu dem Ergebnis, dass eine CO2-Steuer auf klimabelastende Lebensrnittel sich positiv auf eine CO2-Rekduktion in der Landwirtschaft und auf den gesamten Lebensmittelkonsum auswirken würde.
Abstract
Das Thema Klimaneutralität gewinnt stetig an Bedeutung. Im Jahr 2007 hat die EU beschlossen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 20%, im Vergleich zu den Werten von 1990, zu reduzieren. Das Thema biologische Landwirtschaft spielt dabei eine Rolle. Diese soll durch einen Aktionsplan der EU, mit dem Ziel den ökologischen Landbau zu fördern, unterstützt werden (Europäische Kommission 2008: 8, 27). Laut FAO (2015 zitiert nach Klimabuendnis.at 2016) sind weltweit 22 Prozent der Treibhausgasemissionen auf die Lebensmittelindustrie zurückzuführen. Zusätzliche 15 Prozent der Emissionen fallen auf die Landnutzung. Abholzungen, zur Gewinnung von Anbauflächen für die Landwirtschaft, spielen dabei eine Rolle (Klimabuendnis.at 2016). Es geht daher bei Klimaneutralität in Bezug auf die Lebensmittelbranche darum, umweltfreundlich zu produzieren und den Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Mit dieser Arbeit werden die Vorteile des ökologischen Landbaus kommuniziert.
Welche Lebensrnittel überwiegend erzeugt und verkauft werden, hängt von der Nachfrage ab. Wir befinden uns in Österreich in einem klassischen Käufermarkt (ARGE 2004: 97).
Um nachhaltige Verhaltensweisen bei Unternehmen und Konsumentinnen zu fördern, hat kein anderes Klimaschutz-Instrument öffentliche Debatten so stark geprägt wie die CO2-Bepreisung. Die Grundidee lautet: Klimaschädliche Produktions- und Verhaltensweisen werden zurückgehen, wenn diese teurer als klimaschonende Alternativen sind (Matthes 2020: 7). Es wird dargelegt, welchen positiven Einfluss eine CO2-Steuer auf den Konsum von klimabelastenden Lebensrnitteln im Einzelhandel hätte.
1. Einleitung
1.1 Ausgangslage
Es wird zu viel Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, emittiert. Je mehr CO2 in die Atomsphäre abgegeben wird, umso mehr verstärkt sich der Treibhauseffekt und die Erdtemperatur nimmt zu (Europäische Kommission 2008: 4, 7).
Wir fügen der Atmosphäre Kohlendioxid und andere Treibhausgase in ungeheurer Geschwindigkeit hinzu, hauptsächlich durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Diese in der Atmosphäre angesammelten Gase sind Schadstoffe die Wärme absorbieren, welche unter anderem durch höhere Temperaturen, extremeres Wetter, Anstieg des Meeresspiegels und Gletscherschmelze langanhaltende Schäden verursacht (Metcalf 2019: 81).
Ebenfalls wird die Änderung der Landnutzung, wie das Abholzen von Wäldern genannt, welche zu Tragen kommt. In Europa sind der Energie- und Transportsektor die größten Emissionsproduzenten. Das IPCC ist überzeugt davon, dass die gegenwärtige Erderwärmung zum größten Teil von Treibhausgasemissionen herrührt, die menschlichen Tätigkeiten zuzuschreiben sind. Die Vielzahl an Klimaschäden ist groß und die Eindämmung künftiger Schäden erfordert ein zeitnahes effektives Handeln, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels möglichst einzudämmen (Europäische Kommission 2008: 4-7).
Es ist nicht überraschend, dass die Landwirtschaft der drittgrößte Verursacher von CO2-Emissi- onen in der EU ist. Ackerland, Wälder und Forstgebiete decken etwa 90% der gesamten EU- Landfläche ab (Europäische Kommission 2008: 11 f.) In Österreich nimmt die wirtschaftlich genutzte Fläche rund 40% des Landes ein, davon entfallen 96% auf die Lebensmittelproduktion. Ein Drittel des gesamten Produktionswertes entfällt auf pflanzliche Erzeugnisse (ARGE 2004: 18). Die Lebensmittelindustrie nimmt somit enormen Einfluss auf unser Klima, da die Landwirtschaft einen großen industriellen Zweig darstellt (Klimabuendnis.at 2016). Besorgniserregend ist der Klimawandel unter anderem, da die meisten seiner Auswirkungen nachteilig für die Landwirtschaft wären. Veränderte Wetterbedingungen sowie Veränderungen der Niederschlagsmengen und Temperatur haben voraussichtlich schon kurz- bis mittelfristig sehr ernste Folgen für die Aufrechterhaltung unserer gewohnten Wirtschaft. Niedrigere Ernteerträge, ein reduziertes Nahrungsangebot und Preisinstabilität können als nur einige der Folgen genannt werden (Europäische Kommission 2008: 19, 22). Tatsächlich ist es erforderlich, dass Politik und Wirtschaft klimaorientierter handeln (Bundesministerium Klimaschutz 2020).
Tatsächlich wird als Lösung des CO2-Emissionsproblems eine C02-Steuer häufig in der Literatur behandelt und als sehr effektiv eingeschätzt. Eine C02-Steuer existiert nicht nur in der Theorie, einige Länder haben eine solche bereits erfolgreich als Instrument der Klimapolitik umgesetzt. Angesichts der sehr individuell gestalteten Klima-Steuersysteme in den einzelnen Ländern zeigt sich hier eine Forschungslücke, da aktuell nach meinem besten Wissen keine Forschungen oder Erfahrungen zu einer CO2-Steuer, die nur auf Lebensrnittel Anwendung findet, vorhanden sind.
Wie in den nachfolgenden Kapiteln erläutert wird, haben Lebensrnittel, die nicht der biologischen Landwirtschaft entstammen und die importiert werden durch lange Transportdistanzen einen weit höheren CO2-Abdruck. Um dem Klimawandel effektiv entgegenzuwirken, wird in dieser Arbeit die Wirksamkeit einer CO2-Steuer auf Lebensrnittel erforscht.
Die Gesellschaft ist daran interessiert, ihren CO2-Abdruck zu reduzieren, wie beispielsweise durch den Kauf regionaler Produkte zur Verringerung der Umweltbelastung (Europäische Kommission 2008: 29). Aktuelle Volksbegehren per September 2021 bestätigen dies ebenfalls. Unter https://www.pesterreich.3v.at/themen/leben_in_oesterreich/buergerbeteili3ung___di2 rekte demokratie/2/Seite.320475.html abrufbar sind folgende auf Lebensrnittel bezogene Volksbegehren gelistet (oesterreich.gv.at):
- Umsetzung der Lebensmittelherkunftsbezeichnung! - per 29.07.2021
- Lebensmittelrettung statt Lebensmittelverschwendung - per 28.04.2021
- Lieferkettengesetz Volksbegehren (Offenlegung von Transport- und Produktionswegen, um Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit zu garantieren) - per 19.03.2021
- Stoppt Lebendtier-Transportqualen - per 11.03.2020
Staaten aus aller Welt tagen bei jährlichen Weltklimakonferenzen zur Klimaproblematik, was ebenfalls die Relevanz zu Handeln aufzeigt.
Da in Österreich derzeit (noch) keine Klimasteuer Anwendung findet, soll mit dieser Arbeit die Forschungslücke der Wirksamkeit einer CO2-Steuer auf Lebensrnittel geschlossen werden. Über eine Steuer hinaus werden weiters Biolebensmittel aus der Direktvermarktung erforscht, um nach einem Preisanstieg von klimabelastenden Lebensrnitteln nachhaltige Alternativen aufzuzeigen.
1.2 Forschungsfragen
Aus dieser beschriebenen Problemstellung heraus lassen sich folgende Forschungsfragen ableiten:
- Welchen Einfluss hätte die Einführung einer CO2-Steuer auf den Absatz von klimabelastenden Lebensrnitteln im Einzelhandel?
- Welche Vorteile hat die Bio-Direktvermarktung von saisonalen, regionalen Obst- und Gemüseprodukten gegenüber dem Einzelhandel im Hinblick auf Nachhaltigkeit?
1.3 Zielsetzung
Ziel der Arbeit ist es die Forschungslücke zu schließen, indem die Forschungsfragen beantwortet werden. Dies geschieht zum einen indem der Einzelhandel mit der Bio-Direktvermarktung in Bezug auf Nachhaltigkeit verglichen wird und zum anderen, indem das Kaufverhalten im Einzelhandel unter dem Aspekt einer Klimasteuer erforscht wird. Zunächst soll geklärt werden, wie eine CO2-Steuer auf Lebensrnittel Einfluss auf das Konsumverhalten und in Folge dessen auf unsere Nachhaltigkeit hätte. In Folge dessen werden die Vorteile vom Bio-Direktverkauf erläutert. Hauptaugenmerk liegt auf den regionalen, saisonalen Obst- und Gemüsesorten, da diese in der Bio-Direktvermarktung den Schwerpunkt darstellen. Um die Vorteile der Nachhaltigkeit zu vergleichen, werden alle drei Säulen der Nachhaltigkeit - Ökonomie, Ökologie und Soziales - betrachtet. Der Lebensmittkreislauf von der Herstellung über die Verarbeitung bis hin zum Verkauf wird dargestellt. Auch die großen österreichische Bio-Zertifikate sollen Aufschluss über den Wert von Bio-Lebensmitteln geben. In Hinblick auf diese Zielsetzung ergeben sich die beiden Forschungsfragen. Weiters soll mit dieser Arbeit das Bewusstsein der Leser gestärkt werden, dass ihr Kaufverhalten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Einerseits wirkt sich ein Einkauf im Bio-Direktverkauf positiv auf den CO2-Ausstoß und damit auf unsere Umwelt aus, andererseits werden heimische Betriebe und somit die heimische Wirtschaft in Österreich gestärkt. Die Arbeit soll auch Landwirtinnen bestärken, auf biologischen Landbau umzusteigen und weitere direkte Einkaufsmöglichkeiten für Konsumentinnen zu schaffen. Die Beantwortung der Forschungsfragen ist für Konsumentlnnenjeden Alters, die gewillt sind durch ein Umdenken bei ihrem Konsumverhalten die Nachhaltigkeit zu fördern, relevant sowie für Landwirtinnen, die überlegen den Schritt in die Biobranche oder den Direktverkauf zu gehen. Zuletzt ist diese Arbeit für Einflussnehmerinnen der öffentlichen Hand relevant, da die CO2-Steuer gesetzlich einzuführen wäre.
1.4 Methodische Vorgehensweise
Um das in den vorangegangenen Kapiteln beschriebene Forschungsziel zu erreichen, ist eine Methodik erforderlich, welche die Vorteile der Bio-Direktvermarktung gegenüber dem Einzelhandel erforscht. Der Inhalt relevanter wissenschaftlicher Literatur wird sachlich bearbeitet und dargelegt. Um zu analysieren, welchen Einfluss eine CO2-Steuer auf Lebensrnittel hätte, wird mangels existierender Studien eine empirische Forschung in Form einer Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie werden mittels quantitativer Inhaltsanalyse ausgewertet, um die These zu prüfen, dass eine CO2-Steuer auf Lebensrnittel einen Absatzrückgang bewirken würde (siehe hierzu genauere Erläuterung in Kapitel 10).
1.5 Aufbau
Im ersten Teil werden die Ausgangssituation zu Landwirtschaft und CO2-Ausstoß, die Relevanz und das Ziel dieser Arbeit behandelt und ein Überblick über die Methodik gegeben.
Kapitel zwei setzt sich mit den zentralen Begriffen auseinander, die zum Verständnis dieser Arbeit relevant sind.
Der Themenbereich rund um eine CO2-Steuer wird in Kapitel drei erläutert.
Der vierte Abschnitt befasst sich mit der Erzeugung von konventionellen Lebensrnitteln und dem Lebensmitteleinzelhandel. Es wird immer wieder ein Bezug zur Bio-Direktvermarktung aufgebaut, um die Vorteile vom Verkauf von Bioprodukten durch die Herstellerinnen aufzuzeigen.
Das fünfte Kapitel behandelt Biolebensmittel und wie sich diese von der konventionellen Lebensmittelproduktion unterscheiden. Von der Arbeitsweise und der Einstellung einheimischer Bioproduzentinnen und den Auflagen für die Kennzeichnung von Bioprodukten können die Vorteile der biologischen Landwirtschaft abgeleitet werden.
In Abschnitt sechs werden die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte in Bezug auf Nachhaltigkeit von Bioprodukten behandelt.
Kapitel sieben befasst sich mit der Regionalität. Hier wird gezeigt, dass Produkte, die in der BioDirektvermarktung zu Verkauf gelangen, meist regionalen Ursprungs sind und welche Vorteile das mit sich bringt.
Im darauffolgenden Kapitel acht wird auf die Saisonalität eingegangen, um zu vermitteln, dass der Bezug von saisonalen Lebensrnitteln im Bio-Direktverkauf möglich ist und ein Bezug zur Nachhaltigkeit aufgebaut.
Kapitel neun zeigt Handlungsmöglichkeiten sowohl für Biobetriebe als auch für Konsumentinnen auf, um einen nachhaltigen Lebensmittelkonsum noch weiter zu fördern.
In Kapitel zehn wird die in Kapitel eins umrissene Methodik im Detail erläutert.
Im elften Kapitel wird die Analyse der Umfrage durchgeführt. Hier werden die Ergebnisse aufgelistet, wie Konsumentinnen über ihre Gewohnheiten beim Lebensmitteleinkauf geantwortet haben.
Im letzten Kapitel werden die Ergebnisse der Umfrage diskutiert. Es schließt mit der Schlussfolgerung über die Auswirkungen einer potentiellen CO2-Steuer.
2. Begriffsdefinition
In dieser Arbeit wird der theoretische Einfluss einer CO2-Steuer auf klimabelastende Lebensrnittel auf das Kaufverhalten untersucht. Es werden die Vorteile der pflanzlichen Biolebensmittel im Direktverkauf in Bezug auf Ihre Nachhaltigkeit behandelt, weshalb es relevant ist, nachfolgende Begriffe näher zu erläutern.
2.1 Treibhauseffekt
Der Treibhauseffekt ist für das Leben auf der Erde ein grundlegender, natürlicher Vorgang. Die Strahlungsenergie, die von der Sonne abgegeben wird, durchbricht die Erdatmosphäre und erwärmt unsere Erdoberfläche. Diese Hitze wird wiederum in die Atmosphäre zurückgestrahlt. Treibhausgase absorbieren einen Teil dieser Hitze und tragen so zu den Temperaturen auf unserer Erde bei. Je höher die Konzentration von Treibhausgasen ist, desto größer ist der Effekt. Die Erdtemperatur nimmt zu und der natürliche Effekt der Erderwärmung wird verstärkt. Der Ausstoß von Treibhausgasen trägt somit zum Treibhauseffekt bei und wird durch die Aktivität des Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht (Europäische Kommission 2008: 7).
2.2 Nachhaltigkeit
Die vermutlich erste Definition der Nachhaltigkeit stammt von Hans Carl von Carlowitz (16451714). Laut ihm sollte nur so viel Wald abgeholzt werden, wie der Wald in absehbarer Zeit regenerieren kann. Somit sollte sichergestellt werden, dass ein (natürliches) System möglichst langfristig erhalten bleibt (Grober 2013).
Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen definierte 1987 Nachhaltigkeit als eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2010).
Aus insgesamt 570 Rechtsdokumenten, in welchen die Lebensmittelwirtschaft und die Kulturlandschaft geregelt sind, lassen sich folgende Aufträge für eine nachhaltige Entwicklung an die Gesellschaft ableiten (ARGE 2004: 8):
- Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt
- Schutz der Wechselwirkung aller natürlicher Bestandteile unserer Landschaft
- Reduktion von Material-, Stoff- und Transportströmen
- Erhöhung der Wertschöpfung unserer Region
- Erhalt der Arbeitsplätze insbesondere im ländlichen Raum
Der Schwerpunkt aller Rechtsdokumente liegt mit 70% auf den ökologischen Zielen, gefolgt von 20% sozialen Zielen und 10% ökonomischen Zielen (ARGE 2004: 8).
2.3 CO2-Abdruck
Ein CO2-Abdruck, auch ökologischer Fußabdruck genannt, ist die Gesamtmenge an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen, die über die gesamte Lebensdauer eines Produkts oder einer Dienstleistung emittiert werden (Europäische Kommission 2008: 29).
Der ökologische Fußabdruck kann auch in Fläche gemessen werden und gibt an, wie viele Gha jährlich pro Person von der Bio-Kapazität der Erde in Anspruch genommen werden (Bundesministerium Klimaschutz 2020).
2.4 CO2-Emission
CO2-Emission bedeutet den Ausstoß von Kohlendioxid, dem in erster Linie für den Klimawandel verantwortlichen Gas (Europäische Kommission 2008: 7).
2.5 CO2-Äquivalente
Bei CO2-Äquivalenten handelt es sich um eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der klimaschädlichen Wirkung unterschiedlicher Treibhausgase. Die Treibhausgase wie beispielsweise Methan oder Distickstoffoxid (Lachgas) können so in ihrer Wirkungsweise mit dem Kohlendioxidausstoß verglichen werden (Die Umweltberatung 2020).
2.6 Biologische Lebensrnittel
Biologische Lebensrnittel werden in der Biologischen Landwirtschaft erzeugt. Diese arbeitet nach einem ganzheitlichen Prinzip. Vielfältige Strukturen und geschlossene Betriebskreisläufe, bei denen möglichst keine Betriebsmittel zugekauft werden, sondern wiederverwendet wird was am Betrieb anfällt, werden gelebt. Dabei werden die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser geschont und an zukünftige Generationen weitergegeben. Natürliche Selbstregulierungsmechanismen (vielfältige Fruchtfolge, Förderung von Nützlingen, stark belebte Böden, Einsatz passender Sorten und Rassen) sorgen für das Fernbleiben von Schädlingen, Unkräutern und Krankheiten ohne Pestizide und Schädlingsbekämpfungsmittel zu nutzen. Den sorgfältig bearbeiteten Böden werden natürliche Nährstoffe zugeführt, statt nur die Pflanzen zu nähren. Unter Berücksichtigung dieser ganzheitlichen Ansätze ist biologische Landwirtschaft eine Garantie für weitgehende Umweltschonung (Bundesministerium Landwirtschaft, Region und Tourismus 2018).
Der Biolandbau betrachtet Nutzpflanzen, Tiere, Menschen und Umwelt als ein ökologisches System. Nicht der maximale Ertrag sondern die beste Qualität, frei von gesundheitsschädlichen Rückständen, und die Erhaltung natürlicher Ressourcen sind das Ziel (Danielli et al. 2009: 86).
Biologische Lebensrnittel werden für den Verkauf mit Biolabels gekennzeichnet, um über deren Qualitätsmerkmale zu informieren. Die unterschiedlichen Labels müssen sich an strikte Anforderungen für die hergestellten Produkte halten und werden regelmäßig von Kontrollstellen überprüft (Danielli et al. 2009: 86).
2.7 Produktkette
Nach Leitner, Axmann und Bartel-Kratochvil (2007: 23 f.) wurden folgende Definitionen für Produktkette aus dem Zusammenführen verschiedener Quellen erarbeitet:
Übersetzt aus der englischen Literatur werden die Begriffe „product chain“, „production chain“, „supply chain“, „market chain“ und „value chain“ oft als Synonym für Produktketten verwendet. In der einfachsten Definition beschreiben die Production Chain, die Supply Chain und die Market Chain die Gesamtheit aller Akteurinnen, die in einen wirtschaftlichen Prozess involviert sind (von Hobbs 2000, zitiert nach Leitner et al. 2007: 23 f.). Eine Supply Chain kann noch weiter in verschiedene Ketten, wie eine Beschaffungskette, eine Lieferkette oder eine Versorgungskette etc., unterteilt werden (von Omta 2001, zitiert nach Leitner et al. 2007: 23 f.).
Die Value Chain beschreibt den Weg eines Rohstoffs von seiner Lagerstätte bis hin zum Verbraucher mitsamt der in jeder Stufe erfolgten Wertsteigerung (von Klaus 1998, zitiert nach Leitner et al. 2007: 23 f.). Eine Value Chain ist als strategisches Netzwerk von unabhängigen Wirtschaftsorganisationen zu sehen und hebt sich durch das Bewusstsein der Individuen ab, dass diese sich ihrer Unabhängigkeit bewusst sind, Risiken und Vorteile teilen, sich nach der Nachfrage richten, gemeinsamen Wert auf konstante Produktqualität legen und ein hohes Grad an Vertrauen gegenüber den anderen beteiligten Akteurinnen haben (von Hobbs 2000, zitiert nach Leitner et al. 2007: 23 f.).
Aufgrund der weiten Verbreitung des Begriffs Produktkette in der Literatur und dessen unterschiedlichen Bedeutungen, werden in dieser Arbeit die Begriffe „Kette“, „Produktkette“ oder „Produktionskette“ verwendet um alle Akteurinnen im Wirtschaftskreislauf eines Produkts anzusprechen, obwohl der Begriff „Kette“ lineare Abläufe und einfache Zusammenhänge vermuten lässt, die Zusammenhänge jedoch oft komplexer sind und die Bezeichnung den vielfältigen Wirtschaftskreisläufen nicht gerecht wird (Leitner et al. 2007: 23 f.).
2.8 Region
Folgende Definition für Region wurde nach Leitner et al. (2007: 16-18) aus dem Zusammenführen verschiedener Quellen erarbeitet:
Im Allgemeinen sind Regionen zusammenhängende, physische Räume, die durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet sind (von Seher 2005, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18). Regionen können auch nach sachlichen Inhalten zusammengefasst werden, wenn sie aus der Perspektive beteiligter Akteurinnen bestimmte Kriterien beinhalten (von Seher 2000, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18).
Eine Region stellt ein System dar bzw. setzt sich aus Teilen zusammen, die miteinander in Verbindung stehen und kommunizieren. Die Gesamtheit der Elemente generiert dabei einen eigenen Charakter der besagten Region (von Narodoslawsky 1995, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18).
Ausgehend vom Raumbezug kann Region definiert werden als eine vom Staatsbild abweichende Gebietsdarstellung, die sich durch die Größe der Region in sub-nationale (z.B. Waldviertel, Mittelwesten der USA), supra-nationale (z.B. Lateinamerika, Benelux, NaherOsten) und trans-nationale (z.B. Europaregion Tirol, Alpe-Adria) Regionen unterteilen lässt (von Maier und Tödtling 1996, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18).
Setzt man die Ziele der biologischen Landwirtschaft als Grundlage für die Definition von Region voraus, kann für die regionale Kreislaufökonomie auf die Formel von Kullmann (2002, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18) „so regional wie möglich, so überregional wie nötig“ zurückgegriffen werden. Um die Region korrekt abgrenzen zu können, müssen mit der Region verbundene, förderliche Bedingungen für das nachhaltige Wirtschaften vorhanden sein. Überschaubarkeit, regionale Identifikation, regional erzeugbare Rohstoffe, betriebliche Kapazitäten, Absatzpotential, Know-How und Technologien sind einige dieser Kriterien (von Kullmann 2002, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18).
Aus Sicht der Markt- und Konsumentinnenforschung manifestiert sich „Region“ in regionalen Produkten. Regionale Produkte sind „Erzeugnisse mit geographischer Herkunftsidentität“ (von Hensche 1998, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18). Von einer regionalen Lebensmittelversorgung kann wahrheitsgetreu nur dann gesprochen werden, wenn auch die Vermarktung der Produkte regional erfolgt und eine Integration der gesamten Produktkette angestrebt wird (von dem Ausschuss für BFTA 2003, zitiert nach Leitner et al. 2007: 16-18).
3. CO2-Problematik und Steuer
Der CO2-Ausstoß war noch nie so hoch wie heute und die jetzige Generation hat die Macht zu entscheiden, ob Gegenmaßnahmen ergriffen werden sollen. Transportdistanzen werden länger, die Entfernungen zwischen Produktionsstandort, Verkaufsort und Ort des Lebensmittelverbrauchs werden größer (ARGE 2004: 47). Der Trend der Emissionsreduktion geht derzeit global gesehen in eine negative Richtung siehe Abbildung 1. Diese zeigt, dass sich die CO2-Konzent- ration 2020 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um 1770 verdoppelt hat (MacFarling- Meure et al. 2006).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Klimaveränderung beeinflusst die Wertschöpfung in Europa. Wirtschaftliche Einbußen, die aus
Klimaextremen resultieren, betrugen 2013 in Millionen (European Environment Agency 2017):
- Deutschland: 78.721
- Italien: 59.624
- Frankreich: 53.182
- Spanien: 32.834
- Österreich: 10.975
- Europaweit: 392.949
Politische Strategien sind erforderlich, um eine verstärkte Nachfrage nach regionalen, umweltbewussten Lebensrnitteln zu fördern und um eine Trendumkehr zu erreichen (ARGE 2004: 47). Um nachhaltig zu produzieren ist es wichtig, die gesamten Prozesse stromsparend und ressourcensparend zu gestalten (Boppert und Tenerowicz 2009: 7). Wir müssen das Tempo erhöhen mit dem wir unsere Wirtschaft dazu bringen, auf klimaschonende Maßnahmen umzusteigen (Metcalf 2019: 81). Die Geschichte bringt uns die Erkenntnis, dass kapitalistischen Produktionsfirmen und Privatisierungen, die mit einer zerstörerischen und selbstzerstörerischen Tendenz arbeiten, nur durch die Gegenwehr demokratischer Kräfte Einhalt geboten werden kann (Buchholz, Karrass, Nachtwey und Schmidt 2002: 102). Metcalf (2019: 88) weist darauf hin, dass aus amerikanischer Sicht der beste Weg die Einführung einer CO2-Steuer wäre. Er schreibt dies mag übertrieben wirken, doch das Problem ist dringend und bisherige Bemühungen waren nicht aggressiv genug, um das Problem erfolgreich zu lösen. Es reicht nicht aus, einfach zu erkennen, dass der Klimawandel ein Problem ist. Wir müssen handeln (Metcalf 2019: 106).
Der österreichischen Bevölkerung wird ein sehr hohes Umweltbewusstsein zugeschrieben, dessen Anfänge bereits bis in die 60er Jahren zurückgehen (Jasch und Hrauda 2004: 3). Der Biologische Landbau in Österreich nimmt gesellschaftlich eine immer größere Rolle ein (Pirklhuber und Gründünger 1993: Vorwort, 1) Daraus könnte man schließen, dass Konsumentinnen zu klimaschonenden Lebensrnitteln anstelle von Importware und zu biologischen an Stelle von konventionellen Gütern greifen. Die große Verfügbarkeit an ausländischen und nicht biologisch erzeugten Lebensrnitteln in heimischen Supermarktregalen lässt jedoch darauf schließen, dass diese großen Absatz finden, da wir uns in einem Käufermarkt befinden und angeboten wird, was die Konsumentinnen kaufen. Es ist also anzunehmen, dass erst durch eine Klimasteuer eine Umstellung des Kaufverhaltens eintreten wird.
Mithilfe der Einführung einer Steuer auf CO2-verursachende Prozesse könnte ein erster Schritt gesetzt werden, Klimaveränderungen zu unterbinden. Langfristig gesehen kann die Umsetzung einer CO2-Steuer Klimaschutzinvestitionen für Unternehmen attraktiver gestalten (Kemfert, Schmalz und Wägner 2019: 5). Ein aktuelles Beispiel zur Problematik liefern heimische Biobäckerinnen aus Niederösterreich, die sich dem Bezug regionaler, biologischer Zutaten verschrie- ben haben. Kleine Liefermengen und Bestellungen bei unterschiedlichen heimischen Lieferanten würden zu betriebsökonomischen Problemen vieler Betriebswirtinnen führen. Sie haben die Möglichkeit, von Großhändlern gelieferte Backzutaten, die keinen regionalen Bezug besitzen, teilweise in Übersee sehr preisgünstig produziert wurden und über lange Transportwege den Weg in die niederösterreichischen Betriebe finden, kostengünstig und noch dazu sehr schnell aus einem vollständigen Sortiment zu beziehen. Die Betriebsleiterinnen stecken in einem Dilemma, preisgünstige aber überregionale Zutaten beziehen zu können oder sich für teure regionale Zutaten, die aufgrund von langen Lieferzeiten oft bevorratet werden müssen, zu entscheiden. Die fehlende Kostenwahrheit für überregionale Lebensrnittel, die zu dieser Dilemmasituation führt, wird bemängelt (Leitner et al. 2007: 68).
„Wir brauchen Gesetze zum Schutz der Umwelt, angefangen bei vorbeugenden Maßnahmen“ (Buchholz et al. 2002: 58).
„Wir müssen die Unternehmen sowohl finanziell als auch rechtlich für all ihre Handlungen verantwortlich machen, d.h. auch für die Handlungen ihrer sämtlichen Tochterunternehmen“ (Buchholz et al. 2002: 58).
3.1 Status quo
Deutschland zählt 2018 mit 858,4 Millionen Tonnen zum größten Emissionsemittenten in der EU, gefolgt von Frankreich, Italien und Polen. Damit produzieren sie weitaus mehr CO2 als die restlichen Mitgliedsstaaten. Österreich liegt mit 79 Millionen Tonnen am 11. Platz. Trotz dieser Bilanz zeigt sich die EU als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Insgesamt hat sie zwischen 1990 und 2018 ihre Treibhausgase um 22,5% reduziert. Österreich hat seine Ausstoßbilanz im selben Zeitraum um 0,6% erhöht und liegt damit unter den letzten 5 Plätzen dieser Auswertung (Umweltbundesamt 2020). Auch wenn die zukünftigen Ausmaße und Schäden des Klimawandels nicht genau vorhergesagt werden können, sind die zu erwartenden Schäden nicht gleich Null und die Risiken schwerwiegender Folgen steigen mit der steigenden Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre (Parry, Morris und Williams III 2015: 23).
Am ökologischen Fußabdruck wird gemessen, wieviel Fläche durch den Konsum von Waren, Energie und Dienstleistungen eine Person pro Jahr in Anspruch nimmt und die dadurch entstehenden CO2-Emissionen. Teilt man die vorhandene, produktive Fläche wie z.B. Lebensmittelgewinnung, Kraftstoffgewinnung, Mülldeponien, Städte, Autobahnen etc. unserer Erde in der Höhe von ca. 11,9 Milliarden Hektar auf alle heute lebenden Menschen auf, dann entfallen ungefähr 1,7 Globale Hektar auf jede Person (Bundesministerium Klimaschutz 2020).
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- Arbeit zitieren
- Nicole Böhm (Autor:in), 2021, Der Einfluss einer CO2-Steuer auf den Absatz von klimabelastenden Lebensmitteln und die Vorteile regionaler und saisonaler Bio-Produkte im Direktverkauf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156315
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