Freinet-Pädagogik ist nicht eine Pädagogik, die Fortbildungen voraussetzt, um nach ihr
unterrichten zu können. Dies unterscheidet sie zum Beispiel von der Montessori-
Pädagogik. Vielen Kindern bleibt der Besuch einer Montessori-Schule versagt, da sich
nicht alle Eltern die teure Privatschule leisten können. Freinet aber hat sich gegen die
Gründung einer elitären Privatschule nach freinet-pädagogischen Unterrichtsmethoden
ausgesprochen. Er wollte eine „Schule des Volkes“ errichten, um Kindern ohne
Berücksichtigung ihrer sozialen und ethnischen Hintergründe – auch behinderten
Kindern – gleich gute Chancen auf Bildung zu gewährleisten. Freinet engagierte sich
stark für sozial Benachteiligte. Seine Vorbilder, an denen er sich orientierte waren
andere, teilweise bekannte Reformpädagogen, wie z.B. Rousseau, Pestalozzi,
Montessori, Petersen oder Steiner. Freinet hingegen ist eher ein unbekannter
Pädagoge, der aber einen sehr brauchbaren „Steinbruch“ für alternative Lernformen
bietet. Diese Lernformen betitelt Freinet schlicht als „Arbeitstechniken“ und eben nicht
als „Freinet-Pädagogik“ oder „Freinet-Methoden“. Was aber genau die Freinet-Pädagogik kennzeichnet soll in dieser Arbeit untersucht
werden. Die Freinet-Pädagogik ist sehr vielfältig in ihren Ausprägungen, weshalb hier
nur ihre wichtigsten Grundsätze, Arbeitstechniken und Ziele aufgezeigt werden sollen.
Zuerst möchte ich den Lebensweg Freinets aufzeigen, anschließend die pädagogischen
Grundsätze mit Arbeitstechniken und einigen Arbeitsmaterialien vorstellen, um am
Schluss nochmals stichwortartig die Ziele zu verdeutlichen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1 Wer war Célestin Freinet?
1.1 Biographische Anmerkungen
1.2 Freinets Bild vom Kind und sein Verständnis von Erziehung
2 Freinet-Pädagogik
2.1 Pädagogische Grundsätze der Freinet-Pädagogik
2.1.1 Arbeit
2.1.2 Kinder haben Rechte
2.1.3 Kindern das Wort geben
2.1.4 Natürliche Methode der Lernprozesse
2.2 Arbeitstechniken
2.2.1 Wochenarbeitsplan
2.2.2 Freier Ausdruck
2.2.3 Freier Text
2.2.4 Schuldruckerei
2.2.5 Wandzeitung
2.3 Klassenraum
2.3.1 Ateliers
2.4 Arbeitsmaterial
2.4.1 Die Arbeitsbücherei
2.4.2 Die klingende Arbeitsbücherei
2.4.3 Die Versuchskartei
2.4.4 Die Arbeitskarteien
2.5 Ziele
3 Fazit
4 Literaturverzeichnis
5 Anhang
Vorwort
Adler steigen keine Treppen
Vom methodischen Treppensteigen
„ Der Pädagoge hatte seine Methoden aufs genaueste ausgearbeitet; er hatte- so sagte er- ganz wissenschaftlich die Treppe gebaut, die zu den verschiedenen Etagen des Wissens führt; mit vielen Versuchen hatte er die Höhe der Stufen ermittelt, um sie der normalen Leistungsfähigkeit kindlicher Beine anzupassen; da und dort hatte er einen Treppenabsatz zum Atemholen eingebaut und an einem bequemen Geländer konnten die Anfänger sich festhalten.
Und wie er fluchte, dieser Pädagoge! Nicht etwa auf die Treppe, die ja offensichtlich mit Klugheit ersonnen und erbaut worden war, sondern auf die Kinder, die kein Gefühl für seine Fürsorge zu haben schienen.
Er fluchte aus folgendem Grund: Solange er dabei stand, um die methodische Nutzung dieser Treppe zu beobachten, wie Stufe um Stufe emporgeschritten wurde, an den Absätzen ausgeruht und sich an dem Geländer festgehalten wurde, da lief alles ganz normal ab. Aber kaum war er für einen Augenblick nicht da: Sofort herrschten Chaos und Katastrophe! Nur diejenigen, die von der Schule schon genügend autoritär geprägt waren, stiegen methodisch Stufe für Stufe, sich am Geländer festhaltend, auf dem Absatz verschnaufend, weiter die Treppe hoch- wie Schäferhunde, die ihr Leben lang darauf dressiert wurden, passiv ihrem Herrn zu gehorchen, und die es aufgegeben haben, ihrem Hunderhythmus zu folgen, der durch Dickichte bricht und Pfade überschreitet.
Die Kinderhorde besann sich auf ihre Instinkte und fand ihre Bedürfnisse wieder: Eines bezwang die Treppe genial auf allen Vieren; ein anderes nahm mit Schwung zwei Stufen auf einmal und ließ die Absätze aus; es gab sogar welche, die versuchten, rückwärts die Treppe hinaufzusteigen und die es darin wirklich zu einer gewissen Meisterschaft brachten. Die meisten aber fanden- und das ist ein nicht zu fassendes Paradoxon- dass die Treppe ihnen zu wenig Abenteuer und Reize bot. Sie rasten um das Haus, kletterten die Regenrinne hoch, stiegen über die Balustraden und erreichten das Dach in einer Rekordzeit, besser und schneller als über die sogenannte methodische Treppe; einmal oben angelangt, rutschten sie das Treppengeländer runter…um den abenteuerlichen Aufstieg nochmal zu wagen. Der Pädagoge macht Jagd auf die Personen, die sich weigern, die von ihm für normal gehaltenen Wege zu benutzen. Hat er sich wohl einmal gefragt, ob nicht zufllig seine Wissenschaft von der Treppe eine falsche Wissenschaft sein könnte und ob es nicht schnellere und zuträglichere Wege gäbe, auf denen auch gehüpft und gesprungen werden könnte; ob es nicht, nach dem Bild von Victor Hugos, eine Pädagogik für Adler geben könnte, die keine Treppe steigen, um nach oben zu kommen?“
In: Célestin Freinet: Pädagogische Texte (Hrsg.: H.Boehncke u. Chr. Hennig, Hamburg 1980, S. 17/18)[1]
Einleitung
Freinet-Pädagogik ist nicht eine Pädagogik, die Fortbildungen voraussetzt, um nach ihr unterrichten zu können. Dies unterscheidet sie zum Beispiel von der Montessori-Pädagogik. Vielen Kindern bleibt der Besuch einer Montessori-Schule versagt, da sich nicht alle Eltern die teure Privatschule leisten können. Freinet aber hat sich gegen die Gründung einer elitären Privatschule nach freinet-pädagogischen Unterrichtsmethoden ausgesprochen. Er wollte eine „Schule des Volkes“ errichten, um Kindern ohne Berücksichtigung ihrer sozialen und ethnischen Hintergründe – auch behinderten Kindern – gleich gute Chancen auf Bildung zu gewährleisten. Freinet engagierte sich stark für sozial Benachteiligte. Seine Vorbilder, an denen er sich orientierte waren andere, teilweise bekannte Reformpädagogen, wie z.B. Rousseau, Pestalozzi, Montessori, Petersen oder Steiner. Freinet hingegen ist eher ein unbekannter Pädagoge, der aber einen sehr brauchbaren „Steinbruch“ für alternative Lernformen bietet. Diese Lernformen betitelt Freinet schlicht als „Arbeitstechniken“ und eben nicht als „Freinet-Pädagogik“ oder „Freinet-Methoden“.
Was aber genau die Freinet-Pädagogik kennzeichnet soll in dieser Arbeit untersucht werden. Die Freinet-Pädagogik ist sehr vielfältig in ihren Ausprägungen, weshalb hier nur ihre wichtigsten Grundsätze, Arbeitstechniken und Ziele aufgezeigt werden sollen.
Zuerst möchte ich den Lebensweg Freinets aufzeigen, anschließend die pädagogischen Grundsätze mit Arbeitstechniken und einigen Arbeitsmaterialien vorstellen, um am Schluss nochmals stichwortartig die Ziele zu verdeutlichen.
1. Wer war Célestin Freinet?
1.1 Biographische Anmerkungen
Célestin Freinet wurde am 15.1.0.1896 in Gars, einem provençalischen Dorf in Südfrankreich, als fünftes von insgesamt acht Kindern und als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Die ländliche Umgebung und der Kontakt zu Landarbeitern und Handwerkern riefen eine tiefe Naturverbundenheit in ihm hervor. Dies prägte sein Empfinden und seine Lebensphilosophie von Anfang an. Die Volksschule und das Gymnasium hatte Freinet nicht gern besucht, da die Schulen starr und unkindgemäß ausgerichtet waren. Er war ein guter Schüler, aber Langeweile plagte ihn. Nach seiner Schulzeit besuchte er das Lehrerbildungsseminar (Ecole Normale) im Jahre 1913, wurde aber zwei Jahre später zum Kriegsdienst eingezogen. Im Ersten Weltkrieg 1916 wurde er durch einen Lungenschuss schwer verletzt, was zu erheblichen gesundheitlichen Problemen und Atemschwierigkeiten geführt hat. Dies veranlasste viele Biographen zu behaupten, Freinet „habe seine Pädagogik der Selbsttätigkeit vorwiegend deshalb entwickelt, um seine angegriffene Gesundheit zu schonen.“[2] Als er 1920 seine erste Lehrerstelle im Dorf Bar-sur-Loup bekommt, ist er tatsächlich gezwungen, den Unterrichtsstil seiner gesundheitlichen Situation anzupassen um sich zu schonen, aber andererseits ließ er „den Kindern eine aktivere Rolle zukommen.“[3] Freinet merkte schnell, dass der dozierende Unterricht keinen Bezug zur Lebenswelt der Kinder hat, da das Interesse der Kinder mehr dem galt, was außerhalb der Klassenräume geschieht. Freinet war ein Gegner der Pauk- und Buchschule, übte Kritik am entfremdeten, autoritären Schulsystem. Er wollte eine bessere Schule für die Kinder schaffen, eine Schule des Volkes, die keinen Unterschied über die Herkunft des Kindes macht, eine Schule für Benachteiligte des Proletariats. Dies war seine eigentliche Motivation.
Die Reformpädagogik entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg. Dadurch dass Freinet Europa bereiste und Anregungen suchte, lernte er bedeutende Reformpädagogen kennen. Mit dem Besuch des Landerziehungsheimes von Hermann Lietz im Jahre 1923 in Hamburg-Altona, lernte er Paul Geheeb, den Gründer der „Odenwaldschule“, und Peter Petersen kennen. Beeinflusst durch den Schweizer Adolphe Ferrière und dessen Buch „L’Ecole active“ („Die Tatschule“) veröffentlichte Freinet sein eigenes Buch mit dem Titel „L’Education du Travail“ (1928), welches an die Forderung Kerschensteiners und Decrolys, die Schule der Zukunft müsse die Arbeitsschule sein, angelehnt ist. Die von Freinet „gegründete Bewegung der „Ecole Moderne“ stellte er unter das Motto „Par la vie - pour la vie – par le travail“.“[4] 1928 nahm Freinet an einem pädagogischen Kongress in Leipzig teil, traf Peter Petersen wieder und stellte den anwesenden Lehrern seine vor zwei Jahren entwickelten Schuldruckpressen vor, die großes Interesse hervorriefen. Freinet wurde 1932 aufgrund eines Schulkampfes, „der sich an seiner Person und seiner Pädagogik entzündete“[5] und zwei Jahre andauerte, vom öffentlichen Dienst seiner Stelle in Vence suspendiert. Daraufhin gründete er 1934 ein Landerziehungsheim in Vence bei Cannes. „Er praktizierte dort internationale Solidarität, indem er elternlos gewordene jüdische Kinder aus Deutschland und vom spanischen Bürgerkrieg betroffene Kinder aufnahm.“[6] Wegen seiner Kritik am Faschismus in Italien, Deutschland und Spanien, musste er in verschiedene Internierungslager, was ihn jedoch nicht am Schreiben wichtiger Texte hinderte, die seine Frau Elise später veröffentlichte. Nach dem Krieg organisierte er die Résistance im Département Haute-Alpes und wiedereröffnete das Landerziehungsheim bei Vence 1945.
Durch die Gründung der C.E.L. („Coopérative de l’Enseignement Laic“) 1924, des I.C.E.M. („Institut Coopératif de l’Ecole Moderne“) 1948 und der F.I.M.E.M. (Féderation Internationaledes Mouvements de l’Ecole Moderne“) 1961, ermöglichte Freinet „eine von Verlagen unabhängige Produktion von Arbeitsmaterialien, die […] alle zur Realisierung der Differenzierung und Individualisierung des Unterrichts notwendigen Voraussetzungen schafft.“[7] Am 8. Oktober 1966 starb Célestin Freinet in Vence und wurde in seinem Geburtsort Gars beerdigt.
1.2 Freinets Bild vom Kind und sein Verständnis von Erziehung
Für Freinet ist das Kind von gleicher Natur wie wir. Nicht nur Erwachsene sondern auch Kinder wissen, was gut für sie ist. Kinder sind keine hilflose, unzivilisierte, kleine wilde Wesen, die man nach den Vorstellungen des Erwachsenen erziehen muss, sondern sind eigenständige Individuen mit Wünschen, Bedürfnissen, Zielen und Rechten. Freinet behauptet, das Kind sei hungrig nach Leben und Aktivität. Dies befähigt es, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und damit umzugehen. Das Kind erzieht sich selbst mit Hilfe des Erwachsenen, der dem Kind einen anregenden Entwicklungsraum bereit stellt.
Freinet lehnt die „Erziehung als herstellendes Machen“[8] ab, da der Erzieher bei dieser Vorgehensweise als Handwerker handelt, der das Kind bildlich gesprochen „zurecht schnitzt“, ein Stück Holz solange bearbeitet, bis es „fertig“ ist. Vielmehr entspricht Freinet der „Erziehung durch begleitendes Wachsenlassen“[9]. Hier entwickelt und entfaltet sich das Kind auf natürliche Art und Weise. Man kann vom Erzieher als Gärtner sprechen, der die Blume (das Kind) gießt und somit „pflegend und schützend bei einem Entwicklungsprozess hilft, der - als ein natürlicher - von selbst geschieht.“[10] „Erziehung hat nach Freinet die Aufgabe, die vollkommene und allseitige Entfaltung und Bildung der kindlichen Persönlichkeit zu ermöglichen und das Kind nicht durch Ansammlung von Wissen, Dressur, Manipulation oder Indoktrination einseitig zu gängeln.“[11] Freinets Verständnis von Erziehung lehnt sich eng an Johann Heinrich Pestalozzi an, der eine Bildung mit Kopf, Herz und Hand vertrat. Daraus folgt, dass Erziehung nur ganzheitlich erfolgen kann und das Kind mit all seinen Gefühlen und Ideen in den Mittelpunkt rückt.
2 Freinet-Pädagogik
2.1 Pädagogische Grundsätze der Freinet-Pädagogik
2.1.1 Arbeit
Um zu verstehen, was Freinet meint, wenn er in Anlehnung an die Forderung Kerschensteiners und Decrolys sagt, die Schule der Zukunft müsse die Arbeitsschule sein, müssen wir untersuchen wie der Begriff „Arbeit“ definiert ist. Freinet definiert Arbeit wie folgt: „Von Arbeit sprechen wir immer dann, wenn das Tätigsein – ob physisch oder geistig - den natürlichen Bedürfnissen des Individuums entspricht und durch diese Tatsache allein schon eine gewisse Befriedigung verschafft. Im gegenteiligen Fall sprechen wir von Aufgabe und Pflicht, die man nur erfüllt, weil man dazu gezwungen wird.“[12] Arbeit hat die Bedeutung des „aktiven Handelns und Wirkens in allen Bereichen“.[13] Es ist mehr als nur die Ausübung eines Berufes oder eines Handwerks.
Das Kind will Freinets Meinung nach arbeiten. Die Tätigkeiten des Kindes können als Arbeit bezeichnet werden, da das Kind sinnvolle Beschäftigungen sucht, „die den vollen Einsatz seiner kindlichen Kräfte fordert, sein natürliches Bewegungsbedürfnis befriedigt und ein Ergebnis verspricht, das die Selbstachtung und die Anerkennung durch Eltern, Lehrer und Mitschüler garantiert.“[14]
Dabei unterscheidet Freinet die „Arbeit mit Spielcharakter“ („travail-jeu“) und „Spiele mit Arbeitscharakter“ („jeux-travaux“). Letzteres bedeutet, dass das Spiel in den Augen des Kindes zielgerichtet ist und Arbeitscharakter hat.
Als Beispiele für „travail-jeu“ möchte ich das Fegen einer Straße, die Reparatur eines Fahrrades, das Töpfern einer Tasse oder den Bau eines Schiffes, Schwertes, Hasenstalls oder Baumhauses nennen. Da Kinder nicht gezwungen sind, bestimmte Produkte herzustellen, ist ihre Arbeit frei und und dient ganz anderen Zwecken als nur der Produktion von Gegenständen. Es geht vielmehr darum, dass sich das Kind durch seine Arbeit ausdrückt und selbst verwirklicht. Für Reformpädagogen wie Freinet ist demnach die Produktivität oder die Arbeit eine Grundvorraussetzung für die Entwicklung des Ichs. Produktiv zu sein bedeutet schon, sich den alltäglichen Aufgaben des Alltags zu widmen (s.o. Fegen einer Straße).
Laufen, Springen, Klettern oder Kämpfen sind Beispiele für für „jeu-travail“, also Tätigkeiten, bei welchen das Endprodukt nicht der Zweck des Handelns ist. Nach Freinets Verständnis be-arbeiten Kinder somit Dinge und Erfahrungen bevor sie sie ver-arbeiten. Das Arbeiten ist eingebettet in ein ständiges Probieren, Experimentieren, Versuchen mit den vorhandenen Möglichkeiten, den Kräften und dem Material, wobei Fehler und Rückschläge einkalkuliert und erlaubt sind. Die Kinder lernen hier sehr lebensnah, es werden Themen behandelt, die aus ihrer direkten Lebenswelt gegriffen sind. Somit gilt für Freinet das Leitmotiv : „par la vie - pour la vie – par le travail“ (Aus dem Leben – für das Leben – durch die Arbeit).
2.1.2 Kinder haben Rechte
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts entwickelte sich eine neue Auffassung, die das Kind nicht länger als ein Wesen betrachtete, das erst zum Menschen erzogen werden musste, sondern es wurde in seinem Entwicklungsstand respektiert. Freinet verankerte diesen Gedanken in seiner Pädagogik als einen wichtigen Bestandteil, der den Kindern Rechte einräumt. Er setzt sich dafür ein, dass Kinder Rechte haben. Ein wesentliches Grundprinzip besteht im Recht auf Verschiedenheit. Hier gibt es keine verschiedenen Kindertypen, sondern Kinder. Das Kind muss nicht den Normen der Schule entsprechen, sondern die Schule muss „der Verschiedenheit der Kinder Rechnung tragen.“[15] Soll also der Lehrer wirklich jedem einzelnen Kind in der Klasse gerecht werden, wird das nicht durch einheitliche Aufgabenstellung in einem zeitlich begrenzten Rahmen erreicht. Vielmehr wird die Verschiedenartigkeit dadurch berücksichtigt, dass es den Kindern erlaubt ist, nach eigenen Interessen zu arbeiten, in unterschiedlichen Lern- und Arbeitsrythmen. Die Verschiedenheit der Schüler und Schülerinnen wird als eine Bereicherung angesehen.
[...]
[1] Dietrich, I., 1995, S.7/8
[2] Dietrich, I., 1995, S.14
[3] Freinet,E., 1981, S.18
[4] Jörg, H., 1981, S. 171
[5] Dietrich, I., 1982, S.148
[6] Dietrich, I., 1995, S.17
[7] Jörg, H., 1981, S.176
[8] Gudjons,H., 2003, S.185
[9] ebd.
[10] ebd.
[11] Jörg, H., 1981, S. 181
[12] Freinet, C., 1979, S.136
[13] Jörg, H., 1986, S.197
[14] Freinet, C., 1979, S.170
[15] Baillet, D., 1993, S.17
- Quote paper
- Natascha Malsam (Author), 2008, Die Freinet-Pädagogik im Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115559
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