„Nichts ist beständiger als der Wandel“ (Heraklit ca. 500 v. Chr.). Wandel und Veränderung sind keine neuen Phänomene. Das besondere unserer Zeit ist vielmehr die Dimension, mit der sich dieser Wandel in einer immer komplexeren Welt beschleunigt hat. Globalisierung, Deregulierung, Flexibilisierung, Individualisierung, Erwartungen und Anforderungen von Stakeholdern, Innovationen und technologische Entwicklungen erhöhen sowohl die gesellschaftliche Dynamik als auch die gegenseitigen Abhängigkeiten und Vernetzungen, die immer schwerer beschrieben und verstanden werden können (vgl. Steinkellner, 2005, S. 60). Die Bewältigung dieser zu verzeichnenden Beschleunigung und Komplexitätssteigerung von Wandlungsprozessen hat sich für Organisationen zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor entwickelt (vgl.
Schubert, 2004, S. 122). Da komplexe Situationen nicht mehr kausalanalytisch berechnet werden können und somit mit den bisher angewendeten Methoden nicht beherrschbar sind, muss sich das Management neuen Anforderungen stellen und einen adäquaten Umgang mit solchen Veränderungsprozessen entwickeln (vgl. Klimecki et al, 1991, S. 109). Dies erfordert ein Überdenken bisheriger Führungssysteme (vgl. Steinkellner, 2005, S. 9).
Führung ist seit Jahren eines der meistbehandelten Themen in der betriebwirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Literatur1. Im Mittelpunkt gängiger Definitionen steht im Allgemeinen ein Prozess intentionaler Verhaltensbeeinflussung. Stellvertretend versteht Staehle (1989, S. 303) unter Führung „die Beeinflussung der Einstellungen und des Verhaltens von Einzelpersonen sowie der Interaktionen in und zwischen Gruppen, mit dem Zweck, bestimmte Ziele zu erreichen.“
Der Begriff der systemischen Führung ist ein Hybridbegriff, der zwei entgegen gesetzte und scheinbar widersprüchliche Elemente in sich vereinigt. Mit System wird im allgemeinen Ganzheitlichkeit und Selbstorganisation impliziert, mit Führung hingegen individuelle Einwirkung und Fremdbestimmung (vgl. Neuberger, 2002, S. 597). Diese Gegensätzlichkeit führt dazu, dass „systemisches Führen“ in vielen aktuellen Lehrbüchern noch nicht einmal erwähnt wird (z.B. Rosenstiel et al 2003). Eine zunehmende Anzahl von Veröffentlichungen über systemisches Management und Führung findet sich hingegen in Managementratgebern. Diese sind zumeist im Sinne von Rezeptbüchern aufgebaut und weisen nur eine geringe Theorienähe auf. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Systemtheoretische Grundlagen
- 2.1 Konstruktivismus
- 2.2 Beobachtung
- 2.3 Kybernetik
- 2.4 Triviale und nichttriviale Maschinen
- 2.5 Der Systembegriff
- 2.6 Autopoiese
- 2.7 Selbstreferenz
- 2.8 Sinn
- 2.9 Soziale Systeme
- 2.10 Kommunikation
- 3. Systemische Ansätze in Therapie, Organisationsberatung und Coaching
- 3.1 Systemische Therapie
- 3.1.1 Von der Psychotherapie zur systemischen Therapie
- 3.1.2 Kernfragen systemischer Therapie
- 3.1.3 Grundhaltungen, Annahmen und Zielsetzungen systemischer Therapie
- 3.1.4 Techniken und Methoden der systemischen Intervention
- 3.2 Systemische Organisationsberatung
- 3.2.1 Beteiligte Systeme in der Organisationsberatung
- 3.2.2 Experten- und Prozessberatung
- 3.2.3 Systemische Interventionen in der Organisationsberatung
- 3.3 Systemisches Coaching
- 3.3.1 Beteiligte Systeme im Coaching
- 3.3.2 Systemische Interventionen im Coaching
- 3.1 Systemische Therapie
- 4. Systemische Führung
- 4.1 Systemtheoretische Managementansätze
- 4.1.1 Der St. Galler Ansatz
- 4.1.2 Der Münchner Ansatz
- 4.1.3 Der Wiener Managementansatz
- 4.2 Systemische Interventionen als Führungsinstrument
- 4.2.1 Beteiligte Systeme in der Führung
- 4.2.2 Besonderheiten im Kontext Führung
- 4.2.3 Systemische Interventionen in der Mitarbeiterführung
- 4.3 Konsequenzen für die Personalentwicklung
- 4.1 Systemtheoretische Managementansätze
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht systemische Führung und Management zwischen Selbst- und Fremdorganisation. Ziel ist es, systemtheoretische Grundlagen auf Führungsmethoden anzuwenden und deren Konsequenzen für die Personalentwicklung zu analysieren.
- Systemtheoretische Grundlagen der Führung
- Systemische Ansätze in Therapie, Beratung und Coaching
- Anwendung systemischer Interventionen in der Führung
- Systemische Managementansätze (St. Galler, Münchner, Wiener Ansatz)
- Implikationen für die Personalentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der systemischen Führung ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Sie skizziert die Bedeutung des systemischen Denkens im Kontext von Management und Personalentwicklung. Die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit werden kurz angerissen.
2. Systemtheoretische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es beleuchtet Konstruktivismus, Beobachtung, Kybernetik, den Systembegriff, Autopoiese, Selbstreferenz, Sinn und soziale Systeme. Es beschreibt triviale und nichttriviale Maschinen und die Bedeutung von Kommunikation in systemischen Zusammenhängen. Der Fokus liegt auf dem Verständnis von Systemen und deren Interaktionen.
3. Systemische Ansätze in Therapie, Organisationsberatung und Coaching: Dieses Kapitel untersucht die Anwendung systemischer Prinzipien in verschiedenen Bereichen. Es vergleicht systemische Therapie mit anderen Therapieformen, analysiert die Rolle des Beraters/Coaches in der Organisationsberatung und im Coaching, und beschreibt systemische Interventionen in diesen Kontexten. Der Fokus liegt auf der Übertragbarkeit systemischer Methoden auf unterschiedliche Arbeitsfelder.
4. Systemische Führung: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Kern der Arbeit: systemische Führung. Es untersucht verschiedene systemtheoretische Managementansätze (St. Galler, Münchner, Wiener Ansatz) und zeigt die Anwendung systemischer Interventionen als Führungsinstrument auf. Der Einfluss auf die Mitarbeiterführung und die Implikationen für die Personalentwicklung werden detailliert betrachtet.
Schlüsselwörter
Systemische Führung, Selbstorganisation, Fremdorganisation, Systemtheorie, Konstruktivismus, Kybernetik, Autopoiese, Selbstreferenz, Kommunikation, Systemische Therapie, Organisationsberatung, Coaching, Personalentwicklung, Managementansätze.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Systemische Führung und Management zwischen Selbst- und Fremdorganisation
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht systemische Führung und Management, wobei der Fokus auf dem Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdorganisation liegt. Ziel ist die Anwendung systemtheoretischer Grundlagen auf Führungsmethoden und die Analyse der Konsequenzen für die Personalentwicklung.
Welche systemtheoretischen Grundlagen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt grundlegende systemtheoretische Konzepte wie Konstruktivismus, Beobachtung, Kybernetik, den Systembegriff, Autopoiese, Selbstreferenz, Sinn, soziale Systeme, triviale und nichttriviale Maschinen sowie die Bedeutung von Kommunikation in systemischen Zusammenhängen.
Welche Bereiche werden im Hinblick auf systemische Ansätze untersucht?
Die Arbeit untersucht systemische Ansätze in Therapie (Vergleich mit anderen Therapieformen), Organisationsberatung (inkl. Experten- und Prozessberatung) und Coaching. Der Fokus liegt auf der Übertragbarkeit systemischer Methoden auf verschiedene Arbeitsfelder und der Beschreibung systemischer Interventionen in diesen Kontexten.
Wie wird systemische Führung in der Arbeit behandelt?
Der Kern der Arbeit beschäftigt sich mit systemischer Führung. Es werden verschiedene systemtheoretische Managementansätze (St. Galler, Münchner, Wiener Ansatz) untersucht und die Anwendung systemischer Interventionen als Führungsinstrument dargestellt. Der Einfluss auf die Mitarbeiterführung und die Implikationen für die Personalentwicklung werden detailliert betrachtet.
Welche Managementansätze werden im Detail betrachtet?
Die Arbeit analysiert detailliert den St. Galler, den Münchner und den Wiener Managementansatz im Kontext systemischer Führung.
Welche Rolle spielt die Personalentwicklung?
Die Personalentwicklung spielt eine zentrale Rolle, da die Arbeit die Konsequenzen systemischer Führungsmethoden auf die Personalentwicklung untersucht und deren Implikationen detailliert beschreibt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Systemtheoretische Grundlagen, Systemische Ansätze in Therapie, Organisationsberatung und Coaching, Systemische Führung und Schluss.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Systemische Führung, Selbstorganisation, Fremdorganisation, Systemtheorie, Konstruktivismus, Kybernetik, Autopoiese, Selbstreferenz, Kommunikation, Systemische Therapie, Organisationsberatung, Coaching, Personalentwicklung, Managementansätze.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, systemtheoretische Grundlagen auf Führungsmethoden anzuwenden und deren Konsequenzen für die Personalentwicklung zu analysieren. Sie untersucht das Verhältnis von Selbst- und Fremdorganisation im Kontext systemischer Führung.
Wo finde ich einen detaillierten Überblick über den Inhalt der einzelnen Kapitel?
Eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel ist im Abschnitt "Zusammenfassung der Kapitel" enthalten.
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- Diplom Kauffrau; Master (M.A.) Personalentwicklung Kerstin Friedrich (Author), 2007, Systemische Führung. Management zwischen Selbst- und Fremdorganisation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115482