Die vorliegende Arbeit soll der Frage nachgehen, auf welche Weise wichtige Figuren in Maxim Billers Selbstporträt "Der gebrauchte Jude", insbesondere Marcel Reich-Ranicki und Biller selbst als „gebrauchte Juden“ dem Titelmotiv entsprechen und vom Erzähler als solche dargestellt werden. Es stellt sich zudem die Frage, ob die Biller-Figur in Auseinandersetzung mit anderen Figuren und der eigene Rolle nicht auch einen Weg findet, sich zu emanzipieren.
Zur Untersuchung dieser beiden Fragen werden zunächst Forschungsergebnisse und Positionen vorgestellt, die sich mit der Rolle von Juden in der Bundesrepublik und Mechanismen ihrer Instrumentalisierung beschäftigen. Das so geschaffene begriffliche Instrumentarium soll im Anschluss auf die beiden Figuren Reich-Ranicki und Biller bezogen werden, um aufzuzeigen, inwiefern sie dem Motiv des „gebrauchten Juden“ entsprechen. Der Titel von Billers Selbstporträt verweist in seiner Kürze und Prägnanz auf eine zentrale Figur in der deutschen Selbstinszenierung nach 1945.
Juden werden bis heute in der Bundesrepublik auf verschiedene Weise „gebraucht“ und damit, im Sinne der Mehrdeutigkeit des Wortes, zum einen von der deutschen Gesellschaft benötigt und zum anderen benutzt und instrumentalisiert. In Billers Selbstporträt spielt dieses Verhältnis zwischen Deutschen und Juden eine zentrale Rolle, wie der Titel schon andeutet. In ihm werden den Lesenden durch den Ich-Erzähler „gebrauchte Juden“ präsentiert. Als solchen bezeichnet sich die Biller-Figur etwa selbst. Sie analysiert aber auch andere jüdische Figuren und deren (öffentliches) „Judesein“ , vor allem die Figur des Marcel Reich-Ranicki.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Mechanismen der Instrumentalisierung von Juden in der BRD nach 1945
- Marcel Reich-Ranicki und die Biller-Figur: „Gebrauchte Juden“ in Billers Selbstporträt
- Marcel Reich-Ranicki
- Die Biller-Figur
- Schoah und Israel: Als „guter Jude\" Auskunft geben
- 100 Zeilen Hass bei Tempo: Verdrehung zum „jüdischen Nazi“
- Journalismus und Literaturbetrieb: Normen und Kontrolle
- Ansätze der Emanzipation der Biller-Figur im Selbstporträt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Motiv des „gebrauchten Juden“ in Maxim Billers Selbstporträt. Der Fokus liegt auf der Analyse von zentralen Figuren, insbesondere Marcel Reich-Ranicki und der Biller-Figur selbst, und wie sie im Text als „gebrauchte Juden“ dargestellt werden. Die Arbeit befasst sich zudem mit der Frage, ob die Biller-Figur in Auseinandersetzung mit anderen Figuren und ihrer eigenen Rolle einen Weg zur Emanzipation findet.
- Instrumentalisierung von Juden in der BRD nach 1945
- Rolle des „Gedächtnistheaters“ in der deutschen Identität
- Die Figur des Marcel Reich-Ranicki als „gebrauchter Jude“
- Die Selbstwahrnehmung der Biller-Figur als „gebrauchter Jude“
- Mögliche Emanzipationsstrategien der Biller-Figur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung und Fragestellung: Dieses Kapitel führt in das Thema ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Wie werden die Figuren Reich-Ranicki und Biller selbst im Selbstporträt als „gebrauchte Juden“ dargestellt, und findet die Biller-Figur einen Weg zur Emanzipation?
- Mechanismen der Instrumentalisierung von Juden in der BRD nach 1945: Dieses Kapitel behandelt die Instrumentalisierung von Juden in der BRD nach 1945. Es werden Forschungsergebnisse und Positionen vorgestellt, die sich mit der Rolle von Juden in der Bundesrepublik und den Mechanismen ihrer Instrumentalisierung beschäftigen.
- Marcel Reich-Ranicki und die Biller-Figur: „Gebrauchte Juden“ in Billers Selbstporträt: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung von Marcel Reich-Ranicki und der Biller-Figur als „gebrauchte Juden“ in Billers Selbstporträt. Es wird die Rolle von Reich-Ranicki als „guter Jude“ und die Verdrehung der Biller-Figur zum „jüdischen Nazi“ untersucht. Außerdem wird der Einfluss von Journalismus und Literaturbetrieb auf die Darstellung von Juden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe dieser Arbeit umfassen die Instrumentalisierung von Juden in der BRD nach 1945, das „Gedächtnistheater“, die „negative Symbiose“ zwischen Deutschen und Juden, die Figur des „gebrauchten Juden“ und die Frage nach der Emanzipation.
- Quote paper
- Tobias Esser (Author), 2021, Maxim Billers "Der gebrauchte Jude". Untersuchung von Emanzipation und Rolle der Juden in Deutschland anhand der Figuren Marcel Reich-Ranicki und Biller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1154264