Die Arbeit versucht der Frage nachzugehen, mit welchen politischen, wirtschaftlichen und auch militärischen Intentionen die Bahnen gebaut wurden und warum das Kaiserreich trotz widrigster Bedingungen und unglaublicher Schwierigkeiten an der Erschliessung der Kolonie festgehalten und keinen Aufwand gescheut hat, die Bahnen schliesslich zu bauen und zu betreiben. Wer war Befürworter und wer Gegner des Eisenbahnbaus, wer hat die Strecken schliesslich gebaut, wer daraus in welchem Rahmen Nutzen gezogen? Bestanden wesentliche Unterschiede des Bahnbaus in Deutsch-Südwestafrika zu demjenigen in anderen Kolonialge-bieten und von anderen Kolonialmächten?
(...)
Die Arbeit ist zeitlich eingegrenzt in die Periode von 1884 bis 1914 (Errichtung des Deut-schen Schutzgebietes bis Ausbruch des Ersten Weltkrieges) und räumlich auf das Gebiet des -deutschen Schutzgebietes Südwestafrika, des heutigen Namibia. Nur wo es zum Verständnis unerlässlich ist, wird über den definierten Zeitrahmen hinausgegangen, so wird zum Beispiel die Geschichte des Landes vor der Errichtung des Schutzgebietes kurz gestreift.
Kaum behandelt werden technische Aspekte der Eisenbahn wie Lokomotiv- und Waggonty-pen, Werkstätten, Gleisbau und Architektur der Bahnhöfe oder bautechnische Abläufe und Vorgehensweisen. Diese Aspekte sind bereits in verschiedenen Werken bestens und detailliert dokumentiert.
Der Bau der Werkbahnen zur Beförderung des Guano bei Cape Cross sowie diejenige zur Erschliessung der Diamantenfelder werden nicht behandelt.
Auf eine wesentliche Frage kann auf Grund mangelnden Zugangs zu Quellen im Rahmen dieser Arbeit leider nicht eingegangen werden: Warum hat die South West African Company, deren Konzession das Recht zur Ausbeutung der Kupfervorkommen im Otavi-Gebiet wie auch das Recht zum Bau und Betrieb einer Eisenbahnlinie an die Küste umfasste, von dieser keinen Gebrauch gemacht? Sie hat damit einerseits Bismarcks ursprünglich beabsichtigte Ko-lonialpolitik zum Scheitern gebracht, andererseits potentielle deutsche Investoren nicht eben motiviert und schliesslich den staatlichen Bahnbau provoziert.
Ebenfalls kaum eingegangen werden kann - leider - auf die Biografien der wichtigsten Akteu-re, seien dies nun Beamte, Wirtschaftskapitäne, Soldaten, Siedler oder Stammeshäuptlinge. Jedes einzelne dieser Themen wäre eine eigene Arbeit wert. In dieser Arbeit müssen einige Zitate aus dem Koloniallexikon genügen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 1.1. Gegenstand der Arbeit
- 1.2. Stand der Forschung und Quellenlage
- 1.3. Fragestellung und Hypothesen
- 1.4. Arbeitsmethode und Vorgehensweise
- 1.5. Abgrenzung des Themas
- 2. Land und Leute: Südwestafrika vor der kolonialen Herrschaft
- 2.1. Alles dominierende Aridität: Die Umweltbedingungen Südwestafrikas
- 2.2. Leeres Land zieht Leute an: Die Geschichte und Bevölkerung vor 1884
- 2.3. Unaufhaltsam: Der Vorstoss der Weissen
- 3. "Denn wo der deutsche Aar Besitz ergriffen und die Krallen in ein Land hineingesetzt hat, das ist deutsch und wird deutsch bleiben": Deutsche Kolonialpolitik und Besitzergreifung
- 3.1. Nur widerwillig: Bismarcks Haltung nach der Reichsgründung
- 3.2. Wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Hintergründe und Hoffnungen
- 3.3. Platz an der Sonne: Befürworter und Gegner der Kolonialpolitik
- 3.4. Nord-Süd gegen Ost-West: Deutschland im Wettstreit mit anderen Mächten
- 3.5. Railway Imperialism: Der Eisenbahnbau als Mittel der Kolonialpolitik
- 3.6. Deutscher Adler in Südwest: Die Errichtung des Schutzgebietes 1884
- 3.7. Rohstoffe, Rinder und Schafe: Die Wirtschaft des Schutzgebietes
- 4. Verkehrssysteme vor dem Eisenbahnbau
- 4.1. Nabelschnur zum Mutterland: Der Seeweg nach Deutsch-Südwestafrika
- 4.2. Kampf gegen Naturgewalten: Bau von Häfen und Molen
- 4.3. Träger und Ochsenkarren: Inlandtransporte vor dem Eisenbahnbau
- 5. Eisenbahnbau in Deutsch-Südwestafrika
- 5.1. Rinderpest und Pferdesterbe: Ereignisse, die den Bahnbau beschleunigten
- 5.2. Ein erster Schritt: Swakopmund - Windhuk
- 5.3. Lange Geschichte: Otavi-Bahn
- 5.4. Von Norden und von Süden her: Südbahn
- 5.5. Grosse Investitionen: Die Gesamtheit der realisierten Bahnbauten
- 5.6. Zukunftsprojekte: Weitere Bahnbauten und Ausbauprojekte
- 5.7. German Brain and African Mussels: Die Erbauer der Bahnen
- 6. Auswirkungen des Eisenbahnbaus
- 6.1. Aufstand!: Bedeutung der Eisenbahn
- 6.2. Langsam, aber stetig: Entwicklung des Schutzgebietes
- 6.3. Freuden und Leiden: Alltagsbetrieb und -probleme der Eisenbahn
- 7. Fazit
- 7.1. Zusammenfassung der Erkenntnisse
- 7.2. Beantwortung der Forschungsfragen
- 7.3. Schlussbemerkungen
- Anhang
- Zeittafel
- Tabellen
- Frontseite und Beilage Windhoeker Anzeiger vom 3. Juni 1902
- Verzeichnis der Bildquellen
- Bibliografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Eisenbahnbau in Deutsch-Südwestafrika während der Kolonialzeit. Sie untersucht die Hintergründe, die Planung und die Umsetzung des Eisenbahnbaus sowie dessen Auswirkungen auf die Entwicklung des Schutzgebietes und die Lebensbedingungen der Bevölkerung. Die Arbeit analysiert die Rolle des Eisenbahnbaus als Instrument der deutschen Kolonialpolitik und beleuchtet die Herausforderungen und Konflikte, die mit dem Bau und Betrieb der Eisenbahnlinien verbunden waren.
- Die Rolle des Eisenbahnbaus in der deutschen Kolonialpolitik
- Die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe des Eisenbahnbaus
- Die technischen Herausforderungen und die Arbeitsbedingungen beim Eisenbahnbau
- Die Auswirkungen des Eisenbahnbaus auf die Entwicklung des Schutzgebietes
- Die sozialen und kulturellen Folgen des Eisenbahnbaus für die indigene Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Gegenstand der Arbeit vor, erläutert den Stand der Forschung und die Quellenlage, definiert die Fragestellung und die Hypothesen sowie die Arbeitsmethode und die Vorgehensweise. Sie grenzt das Thema ab und skizziert die wichtigsten Akteure im Kontext des Eisenbahnbaus in Deutsch-Südwestafrika.
Das zweite Kapitel bietet einen Überblick über die Umweltbedingungen, die Geschichte und die Bevölkerung Südwestafrikas vor der deutschen Kolonialisierung. Es beleuchtet die geografischen Besonderheiten des Landes, die Lebensweise der indigenen Bevölkerung und die ersten Kontakte mit europäischen Kolonialmächten.
Das dritte Kapitel widmet sich der deutschen Kolonialpolitik und der Besitzergreifung Südwestafrikas. Es analysiert die Hintergründe der deutschen Kolonialisierung, die Rolle Bismarcks, die wirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Ziele sowie die Auseinandersetzung mit anderen europäischen Mächten. Es beleuchtet die Bedeutung des Eisenbahnbaus als Instrument der Kolonialpolitik und die Errichtung des Schutzgebietes im Jahr 1884.
Das vierte Kapitel beschreibt die Verkehrssysteme in Deutsch-Südwestafrika vor dem Eisenbahnbau. Es beleuchtet die Bedeutung des Seewegs, die Herausforderungen beim Bau von Häfen und Molen sowie die traditionellen Transportmittel wie Träger und Ochsenkarren.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Eisenbahnbau in Deutsch-Südwestafrika. Es analysiert die Ereignisse, die den Bahnbau beschleunigten, wie die Rinderpest und das Pferdesterben. Es beschreibt die einzelnen Bahnstrecken, die Investitionen und die technischen Herausforderungen des Baus. Es beleuchtet die Rolle der deutschen Ingenieure und Arbeiter sowie die Arbeitsbedingungen der einheimischen Bevölkerung.
Das sechste Kapitel untersucht die Auswirkungen des Eisenbahnbaus auf die Entwicklung des Schutzgebietes und die Lebensbedingungen der Bevölkerung. Es beleuchtet die Bedeutung der Eisenbahn für die deutsche Kolonialverwaltung, die wirtschaftliche Entwicklung und die sozialen Veränderungen. Es analysiert die Konflikte und die Auswirkungen des Eisenbahnbaus auf die indigene Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Eisenbahnbau, die deutsche Kolonialpolitik, Deutsch-Südwestafrika, Namibia, die indigene Bevölkerung, die wirtschaftliche Entwicklung, die sozialen Folgen, die technischen Herausforderungen und die Arbeitsbedingungen.
- Quote paper
- Bruno Wägli (Author), 2008, Dampf in Südwest - Eisenbahnbau zur Kolonialzeit in Deutsch-Südwestafrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115362