Im Seminar betrachteten wir das Stück ‚El perro del hortelano‘ unter literaturwissenschaftlichen
Aspekten des Spanischen Barock und des Siglo de
Oro. Wir behandelten die einzelnen Figurenbilder, die Rolle des Ehrenkodex
und die damaligen Literaturtheorien in Hinsicht zu Lope de Vegas Auffassungen.
In dieser Arbeit nun geht es speziell um den Handlungsaufbau und -ablauf im
‚El perro del hortelano‘. Folgende Fragen werden im Laufe der Ausarbeitung
zu beantworten sein: In welcher Beziehung stehen die Figuren im Stück zueinander?
Was ist eine Intrige? Auf welche Weise tritt die Intrige in Lopes
Drama in Erscheinung? Ist das Werk eher dem Bereich der Intrigen- oder
dem der Typenkomödie zuzuordnen? Inwiefern manifestiert sich das Wechselhafte
dieser Komödie bei Teodoro und bei Diana? Ist das Intrigenspiel
Handlungsstrang des Dramas? Wie komplex und unlogisch ist die Person der
Diana wirklich? Ist Diana wirklich davon überzeugt, daß Liebe aus Eifersucht
entspringt, wie sie das im ersten Gespräch mit Teodoro vorgibt zu
sein? Daraus ergibt sich auch die Frage, ob Diana am Ausgangspunkt der Geschichte
schon verliebt ist und sich tatsächlich erst nach und nach ihrer Gefühle
bewußt wird, die sie aus Spröde zu unterdrücken sucht, oder ob sie sich
im Laufe der Entwicklungen erst in Teodoro verliebt.
Ich werde versuchen, unter Bezugnahme verschiedener Meinungen und Quellen
auf all diese Fragen eine Antwort zu finden.
[...]
Gliederung
1 Einleitung
2 Intrige - Hin und Her als Handlungsmuster
2.1 Figurenkonstellation
2.2 Intrigenspiel
2.2.1 Definition des Begriffes ‚Intrige‘
2.2.2 Intrige in ‚El perro del hortelano‘
2.2.3 Intrigenkomödie vs Typenkomödie
2.3 Hin und Her als Handlungsmuster
2.3.1 Das Auf und Ab von Teodoros Hoffnungen
2.3.2 Diana - ein Sinnbild weiblicher Launenhaftigkeit ?
2.3.3 Amor vs celos - was kam zuerst, das Huhn oder das Ei?
3 Bibliographie
1 Einleitung
Im Seminar betrachteten wir das Stück ‚El perro del hortelano‘ unter literaturwissenschaftlichen Aspekten des Spanischen Barock und des Siglo de Oro. Wir behandelten die einzelnen Figurenbilder, die Rolle des Ehrenkodex und die damaligen Literaturtheorien in Hinsicht zu Lope de Vegas Auffassungen.
In dieser Arbeit nun geht es speziell um den Handlungsaufbau und -ablauf im ‚El perro del hortelano‘. Folgende Fragen werden im Laufe der Ausarbeitung zu beantworten sein: In welcher Beziehung stehen die Figuren im Stück zueinander? Was ist eine Intrige? Auf welche Weise tritt die Intrige in Lopes Drama in Erscheinung? Ist das Werk eher dem Bereich der Intrigenoder dem der Typenkomödie zuzuordnen? Inwiefern manifestiert sich das Wechselhafte dieser Komödie bei Teodoro und bei Diana? Ist das Intrigenspiel Handlungsstrang des Dramas? Wie komplex und unlogisch ist die Person der Diana wirklich? Ist Diana wirklich davon überzeugt, daß Liebe aus Eifersucht entspringt, wie sie das im ersten Gespräch mit Teodoro vorgibt zu sein? Daraus ergibt sich auch die Frage, ob Diana am Ausgangspunkt der Geschichte schon verliebt ist und sich tatsächlich erst nach und nach ihrer Gefühle bewußt wird, die sie aus Spröde zu unterdrücken sucht, oder ob sie sich im Laufe der Entwicklungen erst in Teodoro verliebt.
Ich werde versuchen, unter Bezugnahme verschiedener Meinungen und Quellen auf all diese Fragen eine Antwort zu finden.
2 Intrige: Hin und Her als Handlungsmuster
2.1 Figurenkonstellation
Hauptpersonen im Drama sind Diana, eine spröde junge Gräfin, und Teodoro, ihr Sekretär. Zentraler Konflikt ist die aufkommende Liebe zwischen ihnen, der aber durch den Standesunterschied eigentlich keine Zukunft beschieden ist. Teodoro gerät in ein Netz der Intrigen, die Marcela (seine ehemalige Geliebte und Dienerin im Hause der Gräfin), Diana, Tristán (sein Diener) und nicht zu vergessen Ricardo und Federico (beide Anwärter auf Dianas Herz) spinnen. Auffällig ist dabei die Passivität Teodoros, den man zu Recht als Spielball der Intrigen bezeichnen kann.
Legende:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Intrigenspiel
2.2.1 Definition des Begriffes INTRIGE
Zuerst einmal ist zu sagen, daß der Begriff Intrige, der im Deutschen oft eine negative Konnotation besitzt, doppeldeutig und auf zweifache Weise ausgelegt werden kann: So sprechen wir einerseits von DER Intrige des Dramas, worunter man die Gesamtheit der Verwicklungen versteht, die den nœud (‚Knoten‘) bilden und im dénouement aufgelöst werden, auf der anderen Seite gibt es aber auch die verschiedenen Einzelintrigen der Dramenfiguren, d.h. die Ränke, Hinterhalte und Machenschaften, die die Gesamtintrige konstituieren und ihr untergeordnet sind. Scherer benützt in diesem Zusammenhang den Terminus von „Figurenintrige“ , die sich ergibt aus der Handlungsabsicht einer Figur und den Hindernissen, die der Verwirklichung dieser Absicht im Wege stehen. Die Durchführung der Intrige besteht dann im Versuch, die Hindernisse zu überwinden.1
Diese Figurenintrigen sind dabei durch das Prinzip der Finalität verknüpft, sie beziehen sich auf den Handlungsplan der Gesamtintrige, indem sie Vorgänge enthalten, die zur Verwirklichung der Gesamtintrige nützlich sind, oder die zu ihrer Verhinderung beitragen. Die Einzelintrige ist aber im Gegensatz zur Gesamtintrige subjektiv, d.h. an die Perspektive einer einzelnen Figur gebunden. Auch wenn es nicht der Kausalität unterliegt, geht das Wechselspiel der Intrigen trotzdem vom Prinzip der actio-reactio (‚Reaktionskette‘) aus.
Dabei können die Intrigen nun auf verschiedene Arten auftreten: Nacheinander, wenn nach Erreichen des ursprünglichen Handlungsziels ein neues definiert wird; nebeneinander, wenn verschiedene Handlungsziele gleichzeitig und mit Hilfe verschiedener Handlungspläne verfolgt werden; und schließlich als Verhältnis von Intrige und Gegenintrig]e, wobei eine Gegenintrige dann vorliegt, wenn die zu überwindenden Hindernisse oder Gefahren sich aus dem absichtsvollen Handeln eines Gegenspielers ergeben. Handlungsziel einer Intrige kann übrigens auch die Beibehaltung einer Situation sein, muß also nicht zwingend einen Wechsel anstreben.
Matzat stellt in seiner Schrift von 1982 die These auf, die Anzahl der Intrigen in einem Drama richteten sich nach der Anzahl der handelnden Figuren, berück-sichtigt aber dabei, daß eine Figur einerseits auch mehrere Intrigen spinnen kann, sich aber andererseits genauso eine Art ‚Interessensgemeinschaft‘ zu ei-nem einzigen Handlungsträger zusammenschließen kann.
Während in der Intrigenkomödie die vorantreibende Kraft eher den positiven Helden auszeichnet, ist in Tragödie und Melodrama der (negativ belegte) Gegenspieler die aktivere Figur (Matzat greift hier auf das Beispiel des ‚Otello‘ von W. Shakespeare zurück). Natürlich kann die Gesamtintrige aber auch als ebenbürtiger Kampf zweier Parteien um ein Handlungsziel gezeichnet sein, wobei Intrigen und Gegenintrigen dann einander ausgleichen.
Kurz sollte man hier noch auf den Zusammenhang zwischen Intrige und Peripetie eingehen, da die Parallelen zwischen diesen beiden Begriffen nicht von der Hand zu weisen sind. Der Begriff Peripetie besitzt wie auch der Begriff Intrige eine gewisse Ambiguität:
Nach Aristoteles ist DIE Peripetie (ausschließlich im Singular) Teil des dénouement und zentrales Ereignis auf der Ebene des Sujet. Bei Tragödien stellt sie den endgültigen Glückswechsel (= Umschwung) dar.
In der französischen Klassik dagegen spricht man auch von DEN Peripetien, die den nœud bilden und zur Gesamtintrige gehören. Dieser ‚Knoten‘ besteht nach Scherer aus „les desseins des principaux personnages et tous les obstacles propres ou étrangers qui les traversent“2. Die Peripetien sind folglich „événe-ments imprévus créateurs de surprise“3 , die für die Figur einen Glücksum-schwung bedeuten, jedoch grundsätzlich reversibel sind. Sie sind eng mit den Einzelintrigen verbunden.
2.2.2 Intrige in ‚ El perro del hortelano ‘
Nun werde ich näher auf Lopes Drama eingehen und die herausgearbeiteten Begriffsdefinitionen anwenden:
Zuerst einmal gilt es, die verschiedenen auftretenden Intrigenarten (s. oben) mit Beispielen zu belegen: Ein Nacheinander der Intrigen liegt dort vor, wo Diana Marcela einsperrt, um Teodoro ungefährdet zu umwerben. Diese Intrige mit dem Ziel, Teodoros Liebe zu erwecken, trägt Früchte, und sofort greift Diana auf eine andere Intrige zurück (nämlich der der Vorgabe, die Hochzeit mit Ricardo zu planen), um sich Teodoro nun vom Leib zu halten.
Ein Nebeneinander könnten wir im dritten Akt erkennen: Auf der einen Seite planen Ricardo und Federico den Mord an Teodoro, um diesen aus dem Weg zu schaffen, auf der anderen Seite setzt Tristán die Geschichte des (verlorenen und nun) wiedergefundenen Sohnes in Szene, um Teodoro den Weg zu Diana zu ebnen.
Schließlich ist als Verhältnis von Intrige und Gegenintrige das Ereignis anzusehen, welches ebenfalls im dritten Akt zu finden ist: Die Intrige besteht darin, daß Ricardo und Federico (d.h. die Gegenspieler) Teodoro ermorden lassen wollen, um wieder Chancen bei der Gräfin zu haben. Die Gefahr, die Tristán als Gegenintrigant zu überwinden hat, ist der Mord an Teodoro. Seine Gegenintrige ist also der Art, daß er scheinbar auf den Auftrag eingeht, um seinen Herrn zu schützen.
Als ‚Interessensgemeinschaft‘ im oberen Sinne mag man z.B. die Adligen Ricardo und Federico sehen, die sich trotz einer gewissen Rivalität (beide wollen ja Dianas Herz erobern) zusammenschließen, um gemeinsam den für jeden von beiden weitaus gefährlicheren Rivalen Teodoro auszustechen.
Als Beispiel für eine Intrige, die darauf abzielt, eine Situation beizubehal-ten, ist die List der Diana anzuführen, die Marcela dem Diener Fabio ver-spricht, damit Teodoro ‚frei‘ bleibt.
[...]
1 Matzat 1982, 27
2 nach Matzat 1982, 27
3 nach Matzat 1982, 32
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