Seit dem 1. August 1998 gibt es denüber 500 Jahre alten Beruf des Schriftsetzers offiziell nicht mehr. Angesichts der technologischen Entwicklung erschien es dem Zentralen Fachausschuß,der vom Bundesverband Druck und der Industrie-Gewerkschaft Medien getragenwird, sinnvoll, diesen Berufszweig in dem neuen Berufsbild »Mediengestalter« aufgehen zu lassen. Verschiedene Unklarheiten haften diesem bis heute an, so z.B. die Frage nach der Dauer der Ausbildung oder die fehlende Klarheit der Lerninhalte; doch dies soll nicht Thema dieser Einführung sein. Hier gehtes vielmehr um den Einsatz von Schrift. Tausende von Fonts sind heute auf eine einzige CD-ROM gebrannt, von Unzialschriften, gotischen Schriften, Schreibschriften der Renaissance bis hin zu den Experimentalschriften der Gegenwart ist so ziemlich alles vertreten, und was dem Gestalter am Bildschirm zur Verfügung steht, wird dann auch hemmungslos angewandt. Da werden häufig abenteuerliche Schriftmischungen vorgenommen, Headlines aus der Fraktur im Versalsatz produziert und die Frage, ob die ausgewählte Schrift eigentlich zum Inhalt des Textes paßt, scheint ein Relikt aus der Vergangenheit zu sein.
Woraus resultiert diese offensichtliche Unkenntnis? Doch wohl auch aus dem Nichtwissen um den Ursprung und die Herkunft jener Schrift, die uns tagtäglich umgibt und mit der wir allzu häufig respektlos umgehen.
Haben unsere Professoren, Ausbilder und Berufsschullehrer in den zurückliegenden Jahren zu viel Technik und zu wenig Theorie vermittelt, oder sind dieDefizite bereits den allgemeinbildenden Schulen anzulasten? Wie auch immer: Schrift bleibt auch im Zeitalter des Internet und des Database publishing unser wichtigster Informationsträger, sie bleibt, wie Hildegard Korger sehr richtig bemerkt, eines der kostbarsten Kulturgüter der Menschheit. Grund genug also, sich mit den Wurzeln unserer Lateinischen Schrift zu befassen.
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten. Also, auf in die Vergangenheit, genauer gesagt, in das 6. Jahrtausend vor der Zeitwende.
Inhaltsverzeichnis
- Woher kommt eigentlich unsere Schrift?
- Eine kleine Einführung in die Schriftgeschichte
- Bildbeispiele zur Geschichte der Schrift
- Zur Geschichte der arabischen Ziffern
- Geheimnisvolle Zeichen, fast vergessene Alphabete
- Zwei Beispiele
- Tabellen, Karten
- Literaturhinweise
- Lagen die Wurzeln in Alteuropa?
- Kreta und Zypern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Dokument befasst sich mit der Geschichte der Schrift und beleuchtet die Entwicklung von Schriftzeichen, ihre Bedeutung für unterschiedliche Kulturen und die Rolle des Computers im Kontext der Schriftdarstellung.
- Die Anfänge der Schrift in Alteuropa und ihre Entwicklung
- Die Rolle der Vinča-Kultur und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Alphabets
- Die kretische Linearschrift und ihre Verbindung zur kyprischen Schrift
- Der Einfluss der ägyptischen Hieroglyphen und die Entstehung von Silbenschriften
- Die Bedeutung des Computers für die Schriftdarstellung und die damit verbundenen Herausforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Geschichte der Schrift ein und stellt die Entwicklung der Schriftzeichen von den frühen Bildzeichen bis hin zum Alphabet dar. Es beleuchtet auch die Rolle der Vinča-Kultur, die als eine der ältesten Schriftkulturen Europas gilt.
Das zweite Kapitel behandelt die Entwicklung der Schrift auf Kreta und Zypern. Es wird die minoische Linearschrift vorgestellt und ihre Verbindung zur kyprischen Schrift erläutert.
Schlüsselwörter
Schriftgeschichte, Vinča-Kultur, Linearschrift, Hieroglyphen, Silbenschrift, Kreta, Zypern, Alphabet, Computer, Schriftdarstellung, Ästhetik, Kulturgeschichte
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- Bernhard Schnelle (Author), 2003, Zur Geschichte der Schrift, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11529