Diese Schularbeit beschäftigt sich mit dem Buch "Momo" von Michael Ende und dessen Bedeutung in unserer Gesellschaft. Welchen Wandel hat das Werk durchgemacht? Wie wird das Mysterium Zeit in dem Buch dargestellt?
Aber warum ausgerechnet „MOMO“? Zum einen ist „MOMO“ Jugendliteraturpreisträger des Jahres 1974. Zum Anderen hat dieses Werk für mich eine besondere Bedeutung: Es erinnert mich immer wieder daran, wie wertvoll Zeit ist und dass ich selbst über sie bestimmen soll und auch kann. In der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft tut man dies ja nur ziemlich selten. Außerdem verkörpert die Figur selbst, nicht nur als Preisfigur des Jugendliteraturpreises, bestimmte Eigenschaften wie beispielsweise gutes, wirkliches Zuhören oder ehrliche, tiefe Freundschaft, die zwar wichtig sind, in der Gesellschaft aber oft untergehen und nicht gefördert werden.
Das Thema Zeit betrifft jeden, auch diejenigen, die sich nicht damit beschäftigen. Deswegen ist es meiner Meinung nach auch so wichtig, sich mit anderen darüber auszutauschen und sich intensiv Gedanken über das Mysterium Zeit zu machen. Dies wird durch das Buch „MOMO" oder "Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, dass den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ etwas leichter.
Es sind knapp 45 Jahre vergangen, seit das Buch veröffentlicht wurde, doch durch die weiter fortschreitende Industrialisierung und um die Jahrtausendwende auch noch neu hinzukommende Digitalisierung hat sich die Gesellschaft wahrscheinlich so schnell und so vielseitig verändert wie nie zuvor. Aus diesem Grund ist es besonders interessant, den Bedeutungsgrad und die Gültigkeit der Gesellschaftskritik des Werkes zu verschiedenen Zeitpunkten zu betrachten und zu vergleichen.
Inhalt
1. Persönlicher Bezug zum Thema
2. „MOMO“ – Ein facettenreiches Werk
2.1. Michael Endes Biographie und „MOMO“s Entstehung
2.2 Aktualität „MOMO“s
2.2.2. Vom Preisträger zur Preisfigur
2.3. Kulturgut „MOMO“
2.3.1. „MOMO“ als Oper
2.3.2. „MOMO“ als Film
2.3.3. Tanz-Akrobatik-Theater-Aufführung des GvSG Bad Tölz
3. Die Bedeutung des Werkes „MOMO“ damals und heute
4. Anhang
4.1. Anmerkungen
4.2. Literaturverzeichnis
4.3. Anlagen
1. Persönlicher Bezug zum Thema
„60 Jahre deutscher Jugendliteraturpreis“ Zu diesem Thema mit zahlreichen Auslegungsmöglichkeiten, Standpunkten und untergeordneten Themenbereichen soll nun also diese wissenschaftliche Arbeit geschrieben werden.“
Was zeichnet ein gutes Buch aus? Welche Bedeutung hat der Jugendliteraturpreis für den Erfolg oder Misserfolg eines Buches? Wie definiert die Jury ein gutes Buch? Mit der Beantwortung auch nur einer dieser Fragen könnte man ganze Bücher füllen. Deswegen möchte ich mich in dieser Arbeit nur mit einem kleinen Teil dieses umfangreichen Themengebiets befassen: Der Bedeutung des Werkes „MOMO“ von Michael Ende in Bezug auf den Wandel der Gesellschaft.
Aber warum ausgerechnet „MOMO“? Zum einen ist „MOMO“ Jugendliteraturpreisträger des Jahres 1974. Zum anderen hat dieses Werk für mich eine besondere Bedeutung: Es erinnert mich immer wieder daran, wie wertvoll Zeit ist und dass ich selbst über sie bestimmen soll und auch kann. In der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft tut man dies ja nur ziemlich selten. Außerdem verkörpert die Figur selbst, nicht nur als Preisfigur des Jugendliteraturpreises, bestimmte Eigenschaften wie beispielsweise gutes, wirkliches Zuhören oder ehrliche, tiefe Freundschaft, die zwar wichtig sind, in der Gesellschaft aber oft untergehen und nicht gefördert werden.
Das Thema Zeit betrifft jeden, auch diejenigen, die sich nicht damit beschäftigen. Deswegen ist es meiner Meinung nach auch so wichtig, sich mit anderen darüber auszutauschen und sich intensiv Gedanken über das Mysterium Zeit zu machen. Dies wird durch das Buch „MOMO oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, dass den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ etwas leichter.
2. „MOMO“ – Ein facettenreiches Werk
Alle Bücher werden gemäß ihres Inhalts und des Alters ihrer Zielgruppe kategorisiert und in Schubladen gesteckt. „MOMO“ wird offiziell als Kinderbuch und Märchen-Roman gehandelt. Da Michael Ende nach eigenen Angaben aber nie für Kinder geschrieben hat, muss die erste Kategorisierung also falsch sein. Was soll es denn sonst sein, als ein Kinderbuch? Das werden Sie sich jetzt wahrscheinlich fragen. Nun, die zweite Kategorisierung trifft es vielleicht: Märchen-Roman. Märchen gelten zwar als Geschichten für Kinder, sie sind jedoch auch metaphorische Moralpredigten für Erwachsene. Und Romane sind ja eigentlich ausschließlich für Jugendliche und Erwachsene. Dementsprechend könnte man sagen, dass „MOMO“ also eine Geschichte ist, die so einfach geschrieben ist, dass auch Kinder die Handlung verstehen können, im Kern jedoch versucht sie Erwachsenen etwas zu verdeutlichen, was Kinder noch nicht verstehen können: Nämlich warum man nicht immer für die eigentlich wichtigen Dinge im Leben Zeit hat. Somit muss dieses Werk auch eine besondere Bedeutung haben. Im Folgenden soll diese erarbeitet und gezeigt werden, dass Michael Ende durch „MOMO“ die Gesellschaft maßgeblich prägte und auch lange über seinen Tod hinaus beeinflusst.
2.1. Michael Endes Biographie und „MOMO“s Entstehung
Um den Kern der Geschichte verstehen zu können, ist es sinnvoll, sich erst einmal den Autor und den Hintergrund zur Entstehung dieses Werkes anzusehen: Michael Andreas Helmut Ende wurde am 12.11.1929 in Garmisch-Partenkirchen als Sohn des Kunstmalers Edgar Karl Alfons Ende und der Geschäftsinhaberin Luise Bartholomä geboren. Er wuchs in München auf und machte 1948 seinen Schulabschluss an der Stuttgarter Waldorfschule. Ab 1954 arbeitete er als Filmkritiker und heiratete 10 Jahre später Ingeborg Hoffmann. Aufgrund der schlechten gesundheitlichen Verfassung seiner Frau zogen die beiden 1970 nach Italien, genauer gesagt nach Genzano di Roma, in der Nähe von Rom.
Zu dieser Zeit entstand auch ein Großteil des Werkes „MOMO“: Michael Ende schrieb im Auftrag eines Fernsehsenders. Als Inspiration dafür bekam er von einer Freundin seiner Mutter eine „[…] alte[n], silberne[n] Taschenuhr ohne Zeiger[…]“1 Nachdem er ein Exposé eingeschickt hatte, wurde die Geschichte jedoch vom Sender abgelehnt. Auch aufgrund des Umzugs beachtete Herr Ende diese mehrere Jahre nicht mehr. Erst in Italien arbeitete er nach mehrmalig geäußertem Wunsch seiner Frau weiter daran und gab sich auch besondere Mühe dabei: Er fertigte alle Zeichnungen selbst an und hielt das ganze Buch in Sepia, da er seinen Lesern zwar einen gewissen Vorstellungsraum geben, sie aber nicht bezüglich des Aussehens der verschiedenen Figuren beeinflussen wollte: „Was die Illustrationen betrifft, bin ich […] zu dem Ergebnis gekommen, dass viele Szenen […] durch bildliche Darstellung nicht nur nicht gewinnen, sondern sogar beeinträchtigt werden.“2 Dies ist auch eine der Besonderheiten des Romans. Insgesamt dauerte es sechs Jahre bis das Buch 1973 schließlich veröffentlicht wurde.3
Nach dem Tod seiner ersten Frau 1985 heiratete Michael Ende 1989 erneut: Mariko Sato, die für ihn viele Kontakte in Japan herstellte und viele seiner Texte übersetzte. Am 28.08.1995 starb er schließlich an Krebs.
2.2 Aktualität „MOMO“s
Es sind knapp 45 Jahre vergangen, seit das Buch veröffentlicht wurde, doch durch die weiter fortschreitende Industrialisierung und um die Jahrtausendwende auch noch neu hinzukommende Digitalisierung hat sich die Gesellschaft wahrscheinlich so schnell und so vielseitig verändert wie nie zuvor. Aus diesem Grund ist es besonders interessant den Bedeutungsgrad und die Gültigkeit der Gesellschaftskritik des Werkes zu verschiedenen Zeitpunkten zu betrachten und zu vergleichen.
2.2.1.Die Gesellschaftskritik
„MOMO“ ist voll von Kritik, die den Umgang der Menschen mit der Zeit und den Umgang untereinander betrifft. So heißt es zum Beispiel: „Deutlich zu fühlen bekamen es die Kinder, denn auch für sie hatte nun niemand mehr Zeit.“4 Allein dieser eine Satz ist eine scharfe Kritik an den Eltern, eine Unterstellung, sie würden sich nicht um ihre Kinder kümmern. Aber wenn man sich die karriereorientierten Eltern der heutigen Zeit einmal ansieht, die das Handy nicht einmal aus der Hand legen können, ist dies durchaus berechtigt. Häufig werden Kinder sogar als Rechtfertigung verwendet, denn man arbeite schließlich nur so viel, um den Kindern alles zu ermöglichen, was sie sich wünschten. Dass die Kinder meist aber lieber mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen würden, als ständig das neueste Spielzeug zu bekommen, scheint vielen Eltern nicht aufzufallen. Sie hören eben einfach nicht richtig zu.
„[…]Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen.“5 Dies ist ein weiterer Kritikpunkt Endes: Das Zuhören wird nicht ernst genommen und fast keiner bemüht sich darum. Dabei wäre es so einfach Missverständnisse und Streitereien zu vermeiden, wenn man nur richtig zuhören würde, auf alles, was einem gesagt wird und was damit gemeint ist.
Der größte Kritikpunkt jedoch schließt die beiden eben genannten zum Teil mit ein: Das „‘Zeit sparen‘“.6Man versucht möglichst viel Arbeit innerhalb kürzester Zeit zu verrichten und vergisst dabei die eigentlich wichtigen Dinge im Leben. Außerdem verliert man die Lust an der Arbeit, da nicht mit Sorgfalt und Genauigkeit, sondern mit Hektik und Zeitdruck gearbeitet wird. Dies ist einer der Gründe, warum die Industrialisierung und Digitalisierung so erfolgreich immer weiter voranschreiten, denn digitalisierte, moderne Maschinen schaffen natürlich mehr, als ein Mensch, innerhalb derselben Zeitspanne. Während die Fließbandarbeiten also nach und nach von den Maschinen übernommen wurden, beschäftigt sich der Mensch nur damit, noch produktiver zu sein und noch mehr Zeit zu sparen, was in Endes Werk vor allem am Beispiel des Friseurs Herrn Fusi gezeigt wird:
„Da er sich ja an den Besuch des grauen Herren nicht mehr erinnerte, hätte er sich wohl eigentlich ernstlich fragen müssen, wo all seine Zeit denn blieb. Aber diese Frage stellte er sich so wenig wie alle anderen Zeit-Sparer. Es war etwas wie eine blinde Besessenheit über ihn gekommen. Und wenn er manchmal mit Schrecken gewahr wurde, wie schnell und immer schneller seine Tage dahinrasten, dann sparte er nur umso verbissener.“7
Das darüber jedoch Freundschaften, Freizeit, Hobbys und vor allem das sich Zeit nehmen, um besondere Momente zu genießen, verloren gehen, fällt nicht auf und wird vernachlässigt. Des Weiteren hat jeder Mensch seine eigene Zeit und jeder braucht für ein und dieselbe Tätigkeit unterschiedlich viel davon. Sich also selbst, oder von anderen, Druck machen zu lassen, man müsse bestimmte Dinge innerhalb einer festgelegten Zeit erledigen, führt also eigentlich nur zu noch mehr Hektik und Stress.
Über die Frage, ob „MOMO“ eine Utopie oder Dystopie ist, lässt sich streiten. Meiner Meinung nach ist es allerdings eine Utopie, da sowohl zu Beginn, als auch am Ende der Geschichte, eine Idealgesellschaft dargestellt wird, in der jeder so viel Zeit zur Verfügung hat, wie er braucht, oder haben will. Somit ist auch immer genug Zeit dafür, Freundschaften zu vertiefen, zuzuhören und das zu tun, was einem wichtig ist. Niemand spart Zeit, denn jeder achtet darauf, dass seine Zeit auch wirklich SEINE Zeit ist und lässt sie sich von niemandem wegnehmen. Diese Idealgesellschaft lässt sich zwar wahrscheinlich nie hundertprozentig verwirklichen, dennoch wäre es zumindest in manchen Bereichen den Versuch wert, Endes Vorstellungen in die Realität umzusetzen.
Allein die Erinnerung durch die Geschichte Momos, wie wichtig die angeführten Werte sind und sein sollten, ist ein Beweis für den Einfluss des Werkes auf die Menschen, wenn sie bereit sind, sich darauf einzulassen. Niemand ist perfekt, aber jeder Mensch hat die Möglichkeit, wirklich zuzuhören und sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die ihm wichtig sind!
2.2.2. Vom Preisträger zur Preisfigur
„Die Tatsache, daß Zeit meßbar ist, also unterteilt werden kann in Tage, Stunden, Minuten, beweist eigentlich – mathematisch - ,daß sie nicht unendlich ist, denn eine halbe Unendlichkeit ist ja selbst wieder unendlich und so jeder ihrer Teile.“8
Und dies ist nur eines der Probleme, die die Zeit für Menschen so schwer begreiflich machen. Dennoch hat Michael Ende es mit seiner Geschichte des kleinen Mädchens Momo geschafft, ein ganzes Buch über dieses unbegreifliche Thema zu schreiben und die Zeit selbst durch anschauliche Vergleiche zumindest ein Stück begreifbar zu machen.
Dieses „[…] zentrale[s] menschliche[s] Problem […]“9ist ein immer aktuelles Thema und einer der Gründe, warum „MOMO“ 1974 den deutschen Jugendliteraturpreis (damals noch deutscher Jugendbuchpreis) in der Kategorie Jugendbuch gewann. Des Weiteren wird das Buch als „soziale Utopie“ bezeichnet, welche junge Leser zur Auseinandersetzung und Überprüfung des „Zeitbildes“ auffordere. Der Märchen-Roman werde mit weisem Humor erzählt und lade Leser der verschiedensten Altersstufen und Temperamente zur Auseinandersetzung mit diesem Gegenwartsproblem ein.10 Im vom Hektik bestimmten Alltag, wo man sich ständig wünscht, man hätte mehr Zeit, auf der anderen Seite allerdings Wartezeit nicht sinnvoll nutzt, sondern förmlich totschlägt, ist dies auch bitter nötig.
Da viele Eltern Bücher für ihre Kinder auch aufgrund gewisser Auszeichnungen, wie des deutschen Jugendliteraturpreises, oder Empfehlungen von Buchhändlern, kaufen, trug der Jugendliteraturpreis in gewisser Weise also für den Erfolg der Geschichte bei. Außerdem entwickelte sich „MOMO“, schon allein aufgrund des gesellschaftlich wertvollen Inhalts, im Laufe der Zeit zum Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur, was einen weiteren Beweis für den großen Einfluss Endes und seines Werkes auf die Gesellschaft der damaligen und heutigen Zeit darstellt.
Doch „MOMO“ ist nicht nur als Geschichte, sondern auch als Romanfigur selbst, eng mit dem Jugendliteraturpreis verbunden. Seit 1996 ist sie mit einer Stundenblume in der Hand und der Schildkröte Kassiopeia zu ihren Füßen als kleine Bronzeskulptur Teil des Jugendliteraturpreises und wird den Gewinnern in allen Kategorien als Preisfigur überreicht. Sie symbolisiert als solche unter anderem die Notwendigkeit des sich Zeit Nehmens, des Ruhe Findens außerhalb des stressigen Alltags. Dies ist auch einer der wichtigsten Dinge beim Lesen: Nur wenn man sich für einen Moment nicht um die Aufgaben in Haushalt oder Beruf kümmert, kann man das Lesen auch genießen und etwas aus der Lesepause mitnehmen.
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- Quote paper
- M. Schwurack (Author), 2018, Das Werk "Momo" von Michael Ende im Wandel der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1152700
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