Kuba nach der Revolution (1959-1964)


Seminar Paper, 1998

14 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Ideologie und Zielsetzung Fidel Castros
2.2 Veränderungen innerhalb des Staates und außenpolitische Beziehungen 1959-62
2.3 Die Kuba-Krise 1962
2.4 Politische Theorie Che Guevaras

3 Schlußbetrachtung

4 Bibliographie

Quellen

Darstellungen

1. Einleitung

„If we already possess all the elements with which to march toward the future, let us recall that phrase of Martí, which at this moment I am not putting into practice, but which we must constantly put into practice: ´The best form of saying is doing.´ And let us then march toward the future of Cuba.“[1] Dieses pragmatische Zitat Castros zeigt deutlich die ihm eigene Wesensart. Trotz aller Differenzen und Problemsituationen, mit denen sich der Inselstaat im Laufe der Zeit auseinandersetzen mußte, sind er und seine Führer nun seit über 35 Jahren einmaliges Exempel eines Selbstbehauptungswillens, der sich selbst nach dem Wegfall der ursprünglichen ideologischen Stütze weiterhin durchsetzen konnte.

Welchen Weg nahm Kuba nach der Revolution und damit dem Ende der Diktatur von Fulgencio Batista im Jahre 1959? Wie definierte sich Ideologie und Zielsetzung Fidel Castros? Und inwieweit hat die Außenpolitik Kubas die Lage beeinflußt? Im Folgenden soll versucht werden, auf diese Fragen Antwort zu finden, wobei angesichts des Seminarthemas der Kuba-Krise ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Den Abschluß soll eine kurze Charakterisierung Che Guevaras bilden, wobei nicht die Wiedergabe der Biographie dieser Persönlichkeit angestrebt wurde, sondern es vor allem darum ging, wirtschaftliche und ideologische Aspekte seiner Ziele herauszuarbeiten.

Die Literaturlage kann dabei als gut gelten. Vor allem seit dem Ende der achtziger Jahre, bedingt durch die Öffnung der US-amerikanischen Archive nach 25 Jahren Sperrfrist, haben sich vermehrt Historiker mit dem Thema der kubanischen Entwicklung nach der Revolution auseinandergesetzt. So zum Beispiel Anna Vollmann und Werner Zahn[2], die Entwicklung Kubas aus prosozialistischer Seite beleuchten, wobei die Biographie über Fidel Castro von Peter G. Bourne[3] dazu ein gutes Gegengewicht bietet, indem sie sich der Persönlichkeit Castros subjektiv nähert. Als dritte Variante bot die Dissertation von Harald Biermann „John F. Kennedy und der Kalte Krieg“ eine Sichtweise aus der US-amerikanischen Position heraus.[4]

Die wichtigsten Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten sollen nun auf den folgenden Seiten dargestellt werden, wobei der begrenzte Umfang der Arbeit eine angemessene und ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema nicht erlaubt.

2. Hauptteil

2.1 Ideologie und Zielsetzung Fidel Castros

Als Ministerpräsident und „Lider Maximo“[5] suchte Castro nach der erfolgreichen Revolution seine Macht zu stärken. Er baute eine Diktatur nach kommunistischem Muster auf, wobei er die wirtschaftliche sowie die politische Unabhängigkeit Kubas auf sozialrevolutionärer Grundlage anstrebte.[6] Zwischen der Proklamation des „sozialistischen Charakters“ der Revolution 1961 bis zur Entwicklung eines unabhängigen Marxismus lag jedoch ein langer Entwicklungsprozeß, in dem sich, durch verschiedene Faktoren beeinflußt, die Hinwendung zum Marxismus-Leninismus herauskristallisierte. In diesen Bemühungen den kubanischen Staat von den alten Strukturen zu befreien[7], konnte seine charismatische Ausstrahlung nur von Vorteil sein, da ihm auf diese Weise sowohl ausländische Hilfe zugesichert, als auch seine Person selbst zur Identifikationsfigur revolutionärer Bewegungen in Mittel- und Südamerika wurde. Susan E. Eckstein schrieb diesem Charisma sogar die Fähigkeit zu „to transform the society in which it is embedded“.[8] Mit fortschreitender Zentralisierung und Personalisierung der politischen Herrschaft bildeten sich in der Wesensart Castros auch zunehmend Züge heraus, die große Ähnlichkeit mit denen des traditionellen caudillismo[9] aufwiesen.

Doch zunächst sah sich Castro als neues Staatsoberhaupt Kubas einer Reihe von Problemen gegenübergestellt, wobei man sich selbst innerhalb Castros Lager nicht einig darüber war, wie die Verhältnisse auf Kuba zu verändern seien. Über drei Dinge war man sich jedoch im Klaren: eine Umgestaltung Kubas konnte nicht geschehen, solange es politisch von den USA und wirtschaftlich von der Zuckermonokultur abhängig war und solange 70% des Grundbesitzes sich in Händen von nur 8% der Bevölkerung befand. Deshalb sollten Agrarreform[10] und andere soziale Veränderungen schnellstmöglich realisiert werden, da gemäß seiner Vorstellung einer dauerhaften Revolution diese nur durch beständige Vorwärtsbewegung gewährleistet sei. Um diese Ziele auch durchsetzen zu können, versuchte er seine Position und die damit verbundene Macht zu stabilisieren, da ihn das „allgemeine Parteiengezänk“[11] zunehmend an der Durchsetzung seiner Programme hinderte. Die Auflösung des Kongresses war somit nur mehr logische Konsequenz dieser Bestrebungen. In einer Rede mit dem Titel „Warum die Regierungsverantwortung nicht teilbar ist“ äußerte sich Fidel Castro folgendermaßen: „Alle revolutionären Bereiche müssen die Revolution stützen. Eine Beteiligung an der Regierung ist jedoch etwas ganz anderes. Wir müssen die Macht in unseren Händen behalten, da sonst die Revolution auseinanderfällt.“[12] An dieser Auffassung hat sich in den fast vierzig Jahren, die seit der Revolution vergangen sind, nichts geändert.

2.2 Veränderungen innerhalb des Staates und außenpolitische Beziehungen 1959-62

Castros Bemühungen, die das Ziel verfolgten die Revolution lebendig zu erhalten, hatten zunächst sehr positive Auswirkungen für die kubanische Bevölkerung. In den ersten Jahren nach der Revolution wurden Reformen durchgeführt, die Bildungs- Sozial- und Gesundheitswesen betrafen und in diesen Gebieten entscheidende Verbesserungen herbeizuführen vermochten. Der größte innenpolitische Erfolg Castros im Zusammenhang mit den sozialen Neuerungen war jedoch die Überwindung des Analphabetentums auf Kuba.[13] Daneben wurden Mieten und Telefongebühren gesenkt[14], Arbeitsverträge neu ausgehandelt, Eigentum früherer Regierungsmitglieder konfisziert. Hinzu kam, daß Castro, im Gegensatz zu anderen Siegern von Bürgerkriegen, keineswegs eine zerschlagene Wirtschaft geerbt hatte, da vor allem vor der Revolution geleistete ausländische Investitionen und der Tourismus für stetigen Devisenzustrom sorgten.[15]

[...]


[1] Fidel Castro in einer Rede vom 20.08.1960, zitiert nach Che Guevara, Cuban Revolution, Sydney 1987, S. 127.

[2] Anna Vollmann und Werner Zahn, Kuba. Vom „Modell“ zurück zum „Hinterhof“?, Heilbronn 1996.

[3] Peter G. Bourne, Fidel Castro, Düsseldorf 1988.

[4] Harald Biermann, John F. Kennedy und der Kalte Krieg. Die Außenpolitik der USA und die Grenzen der Glaubwürdigkeit, Paderborn 1997.

[5] Seit 1959 vereinigt Castro die Ämter des Staatspräsidenten und des Regierungschefs.

[6] Der Fachbegriff für dieses von Castro verfolgte Ziel lautet „Cuba libre“.

[7] Vgl. hierzu Kapitel 2.2.

[8] Susan E. Eckstein, Back from the future, Princeton 1994, S. 20.

[9] Lateinamerikanischer Ausdruck für ein politisches System, in dem das Volk das alte Regime gestürzt hat und in dem gestützt auf diese Mobilisierung und die bewaffneten Kräfte ein neuer politischer Führer an die Macht gekommen ist, der die Errungenschaften der Revolution verkörpert und seine Macht „zum Wohle des Volkes“ auszuüben erklärt, sich jedoch zunehmend auf die bewaffnete Macht gegen die eigenen Bevölkerung stützt. Vgl. Roberto Massari, Geschichte Kubas. Von den Anfängen bis zur Revolution, Frankfurt a. M. 1992, S. 9.

[10] Diese betraf die landwirtschaftlichen Betriebe, denen nun eine Höchstgrenze an Fläche vorgeschrieben wurde. Zum einen Teil wurden die enteigneten Betriebe als Kooperativen, zum anderen unter Verwaltung der neugeschaffenen Agrarreformbehörde INRA fortgeführt. Konsequenz dieser Reform war die völlige Eliminierung der Mittelschicht.

[11] Peter C. Bourne, Fidel Castro, S. 236.

[12] Zitiert nach ebenda, S. 236. Die einzige Partei, mit der sich Castros Meinung nach Ordnung schaffen ließe, war die kommunistische Partido Socialista Popular. Vor allem deren straffe Organsiation und Sinn für Disziplin sprachen ihn, trotz seiner alten Vorbehalte wegen mangelnder ideologischer Flexibilität, zunehmend an.

[13] Zu Beginn der Alphabetisierungskampagne 1961 belief sich die Zahl der Analphabeten und der Halbanalphabeten auf ca. vier Mio. bei einer Gesamtbevölkerung von knapp sieben Mio. Menschen. Nach Abschluß der ersten Kampagne waren bereits 700 000 Lernwillige unterrichtet worden. Die einzelnen Reformen genau aufzuführen, würde hier zu weit führen, vgl. dazu Anna Vollmann und Werner Zahn, Kuba, S. 48-58.

[14] Am 10.05.1959 wurden die Mieten um 30-50% gesenkt.

[15] Allein die Investitionen der USA beliefen sich 1958 auf 1,2 Milliarden Dollar.

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Details

Title
Kuba nach der Revolution (1959-1964)
College
University Karlsruhe (TH)  (Geschichte)
Course
Die Kuba-Krise
Grade
1,0
Author
Year
1998
Pages
14
Catalog Number
V115154
ISBN (eBook)
9783640166343
File size
428 KB
Language
German
Keywords
Kuba, Revolution, Kuba-Krise
Quote paper
M.A. Mia Gerhardt (Author), 1998, Kuba nach der Revolution (1959-1964), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115154

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