Portfolio: Die Weltgesellschaft in der Globalisierung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

28 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis SW-5 Portfolio

I. Selbstreflexion: Ursachen, Folgen und Zusammenhänge von Globalisierung und Corona, die Gesundheit als globale Herausforderung

II. Fragen zur Vorlesung SW 5.1
a. Welche wesentlichen Inhalte werden in den Sozialwissenschaften bei „Weltgesellschaft“ und „Globalisierung“ diskutiert?
b. Was ist unter einer Soziologie der „Weltgesellschaft“ zu verstehen?
c. Welche Probleme tauchen bei der Beschäftigung mit der Globalisierung unter sozialwissenschaftlicher Perspektive auf?
d. Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Beck?
e. Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Wallerstein?
f. Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Castells?
g. Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Giddens?
h. Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser vier Konzepte?

III. Fragen zur Vorlesung SW 5.2
a. Definieren sie die beiden zentralen soziologischen Elite Ansätze
b. Erklären sie, warum es keine globalen Eliten gibt, Eliten sich aber globalisieren
c. Bestimmen sie den Begriff symbolische Macht und erklären, warum sie für internationale Elite Untersuchungen von zentraler Bedeutung ist.
d. Erläutern sie, warum Machtpotenziale von Eliten problematisch sein könnten für Demokratie.
e. Erklären sie das Profil von Wirtschaftseliten im digitalisierten Kapitalismus.
f. Analysieren sie das Profil US-amerikanischer, englischer und japanischer Eliten.

IV. Selbstreflexionsbericht zum Modulinhalt SW-5

V. Literaturverzeichnis

VI. Anhang

I. Reflexion: Ursachen, Folgen und Zusammenhänge von Globalisierung und Corona

Bevor ich mit meiner Reflexion zum Thema „Ursachen, Folgen und Zusammenhänge von Globalisierung und Corona“ beginne, möchte ich gern darauf hinweisen, dass ich mich beim Thema Globalisierung eher zum universalistischen Lager zu ordne. Das universalistische Lager sieht die Globalisierung als gegeben und unumkehrbar an.1 Für mich ist die Globalisierung also unumkehrbar. Wir leben nach meiner Ansicht in einem globalen Kaufhaus, in einem großen „Konsumparadies". Diesen Luxus der ständigen Verfügbarkeit an Ressourcen und Freiheit wollen und können wir nicht mehr aufgeben meiner Meinung nach. Großen Anteil an diesem Konsumparadies hat der ausufernde Kapitalismus durch sein Streben nach unendlicher Kapitalakkumulation, die der Nationalstaat allein nicht mehr gerecht werden kann. Diese Ansicht teilt auch der Theoretiker Becks bei seiner Globalisierungstheorie. Der Nationalstaat kann allein nicht mehr die Ebenen der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik abdecken, deshalb muss aus meiner Sicht ein kooperatives internationales Bündnis erfolgen. Methoden für ein solches Bündnis wären nach meiner Perspektive die Weltzivilgesellschaft und eine Global Governance, also eine kooperative Gestaltung der Globalisierung. Wenn wir also die moderne Welt betrachten, eine Welt in dem Handel und globale Arbeitsteilung uns selbst an abgelegenen Orten immer enger zusammenrücken lässt, muss man erkennen, dass nicht nur Waren und Mitarbeiter zwischen den Kontinenten ausgetauscht werden, sondern auch globale Krisen.

Ein gutes Beispiel meiner Meinung bietet nun die aktuelle Pandemie. Ein lebensbedrohliches Virus findet so seinen Weg von einem kleinen Ort über Shanghai nach Südamerika, in die EU, nach Indien und die USA. Es wird zu einer globalen Krise, die ein einzelner Staat kaum überwinden kann. Dies zeigt sich ausgerechnet auch an einem der größten „Global Player“2 der Globalisierung, nämlich China. China, die mit ihrem Projekt der „neuen Seidenstraße“3 quasi eine neue Dimension des freien Warenverkehrs aufbauen, ist über Nacht die Kontrolle entglitten. Global wie national kam es zu einer wirtschaftlichen Schieflage und eine neue Herausforderung, wie man sich gegen den Virus zu behaupten kann war da. Es wurde deutlich, dass Globalisierung auch bedeutet, wer von einem globalen Markt profitiert, kann und muss globale Verantwortung übernehmen. Die kapitalistische Welt-Wirtschaft sorgt trotz unterschiedlicher ökonomischer Zustände für eine globale Abhängigkeit selbst bei den „Global Playern.“ Leider muss man aus einer anderen Perspektive sagen, dass nicht alle Akteure sich dieser globalen Verantwortung bewusst waren und diese angenommen haben. Das der USPräsident Donald Trump in großen Teilen auf internationale Zusammenarbeit verzichtet sowie die Europäische Union, geschwächt vom Brexit, die in der Corona-Krise Zerfallserscheinungen zeigt, ist besorgniserregend. Der Multilateralismus zeigt bei der Pandemie bedingten Zusammenarbeit einige Schwächen. So griff bei vielen staatlichen Akteuren nur ein staatlicher Notfallplan. Hastig wurden bei den Staaten Grenzen geschlossen, keine lebenswichtigen Medikamente mehr außer Landes gelassen und versuchten Monopolrechte auf Medikamente zu erlangen.

Dennoch gab es auch viele positive Beispiele für eine globale Verantwortung. Es zeigt sich, dass Epidemien im Gegensatz zur Vergangenheit, also einer weitaus weniger vernetzten Welt, zu weniger Toten geführt haben. Eine beliebige Epidemie war über viele Jahre ein sicheres Todesurteil. Wenn Erkrankte heute ein halbwegs normales Leben führen können, ist das der Erfolg einer globalen Forschungsleistung und Gesundheitspolitik. Wenn Ärzte aus aller Welt ins westliche Afrika reisen, um dort gegen das Ebolafieber zu kämpfen, ist dies selbstverständlich auch der Erfolg internationaler Kooperationen und Netzwerke4. Das wir Katastrophen solchen Ausmaßes heute kaum mehr kennen ist nicht die Folge nationalstaatlicher Lösungen, sondern zumindest ein Teilerfolg einer globalen Zusammenarbeit durch internationale Akteure, wie die Weltgesundheitsorganisation. Statt also in ein frühindustrielles Muster zu verfallen, sollten wir in der Corona-Krise verstärkt eine nachhaltige politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit einfordern. Auf Ebene der Wissenschaft und Wirtschaft funktionierte das bereits erstaunlich gut. So konnte das Coronavirus in großen Teilen eingedämmt werden, um es zu untersuchen und weiter zu erforschen. Die internationalen Unternehmen stellten ihre Produktion in Teilen auf Desinfektionsmittel, Behelfsmasken und Beatmungsgeräte um. Abschließend muss man sagen, dass die Globalisierung immer ganzheitlich betrachtet werden muss. Eines der Grundbausteine muss sein, dass Unternehmen, Staaten, Institutionen und Individuen international Verantwortung übernehmen, zusammenarbeiten und gemeinsam die Vernetzung nutzen. Dieses sollte immer zum Wohle aller umgesetzt werden. In der ausufernden kapitalistischen Welt und vor allem in der Corona Krise haben sich viele internationale Akteure von diesem Leitbild entfernt. Die globalen Krisen können nur durch globale Kooperationen gelöst werden. Dieses gilt gerade für das Coronavirus. Es bleibt abzuwarten, wie sich die globale Welt nach dieser noch andauernden Krise entwickeln wird.

II. Fragen zur Vorlesung SW 5.1

a) Welche wesentlichen Inhalte werden in den Sozialwissenschaften bei „Weltgesellschaft“ und „Globalisierung“ diskutiert?

Globalisierung hat verschiedene Inhalte. Diese ökonomischen, soziologischen, politischen sowie kulturellen Inhalte der Globalisierung werden immer wieder aufgegriffen. Die wesentliche Inhalte, die in den Sozialwissenschaften bei der Globalisierung diskutiert werden, kann man in vier allgemeine Gemeinsamkeiten unterteilen.

Eine auffällige Gemeinsamkeit ist, dass durch die Globalisierung und den neuen technologischen Entwicklungen im Bereich Medien und Kommunikation sich mehrere verschiedene soziale Beziehungen überlagern. Dieses Phänomen nennt man auch die Entgrenzung sozialer Räume5. Ein weiterer wichtiger Inhalt der Globalisierung ist die neue Reflexivität von Akteuren6 auf unterschiedlichen Ebenen. Das heißt, dass es in der Globalisierung immer mehr Wechselwirkungen zwischen lokalen Akteuren und internationalen Strukturen und Prozessen gibt. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Globalisierung ist ein moderner Mythos, der oft mit „Always on“7 im digitalen Raum beschrieben wird. Es beschreibt, dass man denkt überall und immer dabei zu sein. Die letzte Gemeinsamkeit ist, dass trotz unterschiedlicher Wahrnehmungen eine Konstruktion oder ein Bewusstsein von globalen Zusammenhängen entsteht. Ein weiteres diskutiertes Feld der Globalisierung ist die Auffassung von unterschiedlichen Konzepten, die meist in zwei Lager aufgeteilt werden können. Das eine Lager ist das universalistische Lager, dass die Globalisierung als gegeben und unumkehrbar ansieht.8 Für sie kann der Staat allein nicht mehr die Bedürfnisse und Ordnungen erfüllen und er müsste durch eine Weltzivilgesellschaft abgelöst werden. Das andere Lager bezeichnet sich als protektionistisches Lager9. Hier wird versucht der Globalisierung einen neuen politischen und sozialen Rahmen entgegenzusetzen. Dies sind kurz gefasst die wohl am meisten diskutierten Inhalte der Globalisierung.

Aber auch in der Weltgesellschaft werden viele Inhalte diskutiert. Für die Weltgesellschaft werden vor allem in der Sozialwissenschaft unterschiedliche theoretische Konzepte diskutiert die jeweils unterschiedliche Perspektiven betrachten. So gibt es z.B. die Risikogesellschaft von Beck, Netzwerkgesellschaft von Castells oder die Weltsystemtheorie von Wallerstein und noch viele mehr die unterschiedlichen Inhalte in den sozialwissenschaftlichen Diskurs einbringen. So stellt man sich die Frage, ob und wie eine Weltgesellschaft als System die nötige Legitimation und Macht aufbringen kann und wie die Vergesellschaftung außerhalb des Nationalstaats funktioniert. Man muss auch analysieren, inwieweit die wechselseitige Angewiesenheit von Gesellschaft und Individuum in diesen sozialen System funktionieren kann und in welcher Form. Hier sind auch soziologische Aspekte wie Netzwerke und Mehrfachidentitäten und die Frage der sozialen Integration Teil der Diskussion. Abschließend kann man feststellen, dass auch die Veränderung des Untersuchungsobjektes durch die Veränderung der sozialen Realität von Bedeutung sind. Die neue Zunahme von Beschleunigung durch den stetigen technischen Fortschritt der uns jetzt schon den Mythos gibt „überall“ dabei zu sein. Die Inhalte der Globalisierung und Weltgesellschaft sind häufig auch verbunden, da sie sich gegenseitig beeinflussen.

b) Was ist unter einer Soziologie der Weltgesellschaft zu verstehen?

Bevor wir versuchen die Soziologie der Weltgesellschaft zu erklären sollten wir als erstes die allgemeine Soziologie beschreiben, um alle Aspekte aufzugreifen. In der Soziologie beschreiben und erklären wir soziales Handel auf unterschiedlichen Ebenen. Diese Ebenen sind das Individuum und die Gesellschaftsebene, also die Mikro- und Makroebene. Mithilfe dieser Modelle sowie der empirischen Sozialforschung können wir soziologische Zusammenhänge erkennen und versuchen diese zu erklären. Ein zwar altes, aber an Relevanz zunehmendes Phänomen der Soziologie ist die der Weltgesellschaft. Die Soziologie der Weltgesellschaft ist durch die Globalisierung angeregt worden und ist ein wichtiger Baustein für die Weltgesellschaft. Das Phänomen der Weltgesellschaft wird unterschiedlich definiert und in einem meist systemtheoretischen oder institutionentheoretischen Rahmen beschrieben. Prinzipiell wird die Weltgesellschaft als weltweites Sozialsystem interpretiert, das alle Kommunikationen und Handlungen in der Welt mit einbezieht und sie füreinander zugänglich macht.10 Für die Weltgesellschaft selbst gibt es keine Sozialität außerhalb dieses Systems.11 Wenn wir detaillierter die Soziologie der Weltgesellschaft betrachten orientieren wir uns dann an der Definition von Wallerstein. Grundsätzlich kann nach Wallerstein festhalten werden, dass durch die Lösung der nationalstaatlichen Grenzen sowie dessen Wirtschaft sich die Weltgesellschaft entwickelt hat. Die traditionellen Akteure verlieren stark an Bedeutung und die Gesellschaft als Netzwerk tritt als neue „Ordnungsform“ in den Vordergrund. Diese hat eine stärkere Legitimation, Grenzen und Strukturen. Dieses soziale Netzwerk sorgt für ein Zusammenwachsen der Welt ohne Beschränkungen.

c) Welche Probleme tauchen bei der Beschäftigung mit dem Gegenstand Globalisierung unter sozialwissenschaftlicher Perspektive auf?

Wenn wir uns mit der Globalisierung aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive beschäftigen fällt uns schnell auf, dass es sehr viele Herangehensweisen und theoretische Konzepte der Betrachtung gibt. Das ist an sich nicht verwunderlich, da die Globalisierung von weltweiter Relevanz ist und es somit zu unterschiedlichen Sichtweisen kommt. Tendenziell muss man sagen, dass die aktuelle Definition noch sehr geprägt ist von europäischen Maßstäben, also sozialwissenschaftlichen Theorien, die im Wesentlichen auf europäischer Erfahrung gründen. Andere Weltregionen bleiben dabei außen vor. Den Westen als Maßstab für die Welt zu sehen, ist sehr kritisch zu betrachten. Diese Herangehensweise entspricht nicht mehr den globalen Machtverhältnissen sowie der neuen Akteurs Vielfalt in der globalisierten Welt. Es gibt auch keine traditionellen und geordnete Gesellschaften mehr. Es ist noch nicht vollständig erkennbar wie sich die Gesellschaft und somit ein zentraler Punkt der soziologischen Betrachtungsweise in der Globalisierung entwickelt. Ein weiteres Problem bei der Beschäftigung mit der Globalisierung ist, dass die Globalisierung bisher keine umfassende geschlossene Theorie hervorgebracht hat. Vielmehr gibt es verschiedene Theorievorschläge, die entweder die ökonomische, politische oder kulturelle Dimension betonen. Abschließend kann man sagen, dass die Globalisierung als modernes weltweites Phänomen auch noch nicht den Zustand von kompletten Globalismus erreicht hat und wir uns immer noch mitten im Prozess befinden. Somit können noch gar nicht alle Aspekte der Globalisierung beobachtet und analysiert werden.

d) Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Beck?

Der theoretische Globalisierungsansatz von Beck stellt klar, dass der Begriff Globalisierung zwar oft genutzt wird jedoch meist missverstanden wird oder sogar missbraucht wird. Beck unterscheidet in seiner Theorie zwischen dem Begriff der Globalität, Globalisierung, und Globalismus. Für Beck ist Globalismus eine Ideologie der Globalisierung, die nur eine Ideologie der Weltmarktherrschaft zulässt. Unter dem Begriff Globalität lässt sich nach Beck die Tatsache verstehen, "dass wir schon längt in der Gegenwart in einer Weltgesellschaft leben und die geschlossenen Grenzen nur noch fiktiv vorherrschen. Der letzte Begriff den Beck zur Unterscheidung nutzt ist der Begriff der Globalisierung. Für ihn ist Globalisierung die globale Vernetzung transnationaler AkteurInnen sowie die Schaffung neuer globaler Verbindungen und Räume. Er möchte damit die „Erste Moderne“12 aufbrechen, da er diese als nicht mehr ausreichend empfindet. Diese "Erste Moderne" ist charakterisiert durch institutionelle Unterscheidungen, in Bereichen der Politik und Ökonomie, begrenzt und kontrolliert durch den Rahmen der Nationalstaaten. Die neue „Zweite Moderne“13 ist nach Beck durch die Globalisierungsprozesse geprägt und kann die Inhalte besser erfassen. Das Neue an der Globalisierung ist nach Beck vor allem das Auflösen von nationalen Grenzen. Ein weiterer Punkt der neuen Moderne sind die wechselseitigen, aber asymmetrischen Abhängigkeiten anstelle klarer Über- und Unterordnungsverhältnisse zwischen den Akteuren. Da es keine klaren Über- und Unterordnungsverhältnisse gibt, kommt es auch zu einem Legitimationsverlust der Verantwortlichen. Weitere Faktoren der neuen modernen Globalisierung sind nach Beck die erhöhte Mobilität der Ökonomie und des Wissen sowie eine neue Vielfalt der Optionen, die Sicherheiten verschwinden lassen. Der letzte Punkt der neuen Moderne nach Beck bezeichnet den globalen Wandel als einen Wandel, mit dem sich immer weniger die Zukunft planen und voraussagen lässt. Dies sind zusammenfassend die wichtigsten Inhalte von Becks theoretischen Ansatz des Weltsystems.

e) Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Wallerstein?

Der theoretische Ansatz von Wallerstein ist geprägt durch die Einordnung der Globalisierung in die Geschichte des modernen kapitalistischen Weltsystems vom industrielen Zeitalter bis zur Gegenwart. Für Wallerstein ist klar, dass die Ausdehnung eines Weltsystems nur durch den aktuellen Stand der Technik möglich ist, vor allem im Transport- und Kommunikationsbereich. Grundelement seiner Theorie ist, dass es bei der Weltwirtschaft eine nationale Bestimmung geben muss, eine gleiche Gesellschaft aufzubauen. Dadurch würden die Unterschiede zweitrangig werden gleichzeitig müsse es aber auch eine internationale Uneinheitlichkeit der jeweiligen internationalen Akteure geben. In Wallensteins theoretischen Konzept wird schnell deutlich, dass für ihn das moderne Weltsystem ein Produzent von internationaler Armut, Ungleichheit und Ausbeutung ist. Für ihn ist es klar, dass es unterschiedliche Hierarchiegefüge in bestimmten Einzugsgebieten geben muss, um das aktuelle System aufrechtzuhalten. Dieses Hierarchiegefüge besteht meistens zwischen dominierenden Ländern mit hoher Vormachtstellung, die instabile Staaten auszubeuten. Meistens sind diese dominierenden Länder starke Industrie- und Handelsländer während Peripheriegebiete meistens kaum nennenswerte Industrie haben und eher in der Produktion und Landwirtschaft aktiv sind. Dazwischen sind die sogenannte Wachstumsländer, die nicht klar in eine der vorher genannten Theorien passt. Diese Länder können jederzeit in einen anderen Status der auf- oder absteigenden Staaten wechseln. Diese Dynamik ist systemrelevant, denn nur durch die aktuellen sozialen und ökonomischen Diskrepanzen zwischen den Gebieten kann der ungebremste Kapitalismus weiter funktionieren nach Wallerstein.

f) Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Castells?

Der theoretische Ansatz von Castells beinhaltet eine Kommunikations- und Netzwerktheorie wie es zur Industriegesellschaft, zur Informations- und Netzwerkgesellschaft kam. Im Laufe der Zeit beschleunige sich die Gesellschaft immer mehr und modernisierte sich immer weiter so, dass die Kommunikation immer wichtiger wird und die Industriegesellschaft immer mehr ablöst. In einer Netzwerkgesellschaft sind die weltweiten technischen sowie sozialen Prozesse zunehmend in netzwerkähnlichen Strukturen organisiert. Diese Vernetzungsausbreitung greift auf alle Ebenen der Produktion, Erfahrung, Macht und Kultur. Das Netzwerk greift auf alle Strukturen und Systeme zu und durch dringt diese. Diese Netzwerke können sich stabilisieren aber auch auflösen. Netzwerke bilden Kommunikationen mit gemeinsamen Codes nach Castells. Diese Codes sind meist unterschiedliche Werte einer Gesellschaft. Diese Kommunikationsflüsse werden durch so genannte „Schalter“14 geregelt und somit auch die Macht. Diese Machverortung nach Castells sind also die Informationscodes und die repräsentativen Institutionen der Gesellschaft. Das bedeutet, dass der Sitz dieser Macht im Wissen der Menschen ist. Daher ist die Macht im Informationszeitalter zuweisbar aber auch verwirrend zugleich.

g) Welche wesentlichen Inhalte werden deutlich bei den theoretischen Ansätzen von Giddens?

Giddens versteht unter Globalisierung die Zunahme weltweiter Vernetzung von sozialen Beziehungen. Diese weltweiten Vorgänge sind geprägt voneinander, obwohl diese weit entfernt voneinander sind. Die ökonomischen Beziehungen sind im Einflussbereich dieser sozialen Beziehungen. Explizit kann man bei diesen sozialen Beziehungen von einem sozialen System sprechen. Es kommt dabei zu regelmäßigen wiederkehrenden Beziehungen zwischen Akteuren. Wichtig für Giddens Ansatz sind außerdem sogenannte geordneten Aspekte sozialer Aktivitäten, welche über Raum und Zeit stabil sind. Diejenigen geordnete größten raumzeitlichen Spannung in den jeweiligen Systemen werden als Strukturinstitutionen gekennzeichnet. Dadurch, dass das soziale Handeln sich immer wieder auf soziale Formen bezieht, reproduzieren diese meist ihre Praktik. Um diese sozialen Praktiken zu erkennen und anwenden zu können, müssen die Akteure bestimmtes Wissen haben. Soziales Handeln benötigt jedoch immer Struktur, also Regeln. Struktur ist meistens das Produkt und Medium des Handelns der Akteure. Für diese Doppelheit der Struktur als Resultat und Bezugspunkt sozialen Handeln wird der Begriff der Dualität von Struktur geprägt.15 Das soziale Handeln, somit auch das ökonomische Handeln, hat sich jedoch im Laufe der Zeit entfesselt. Alle Ebenen der Welt sind somit ihren Folgen ausgesetzt. Die Risiken nehmen damit in unbekanntem Ausmaß zu.

[...]


1 Vgl. Zürn, Michael (1999): Im Zeitalter der Globalisierung? Thesen und Daten zur gesellschaftlichen und politischen Denationalisierung. Nomos, Baden-Baden, Seite 305

2 Vgl. Konrad Seitz (2002): China - Eine Weltmacht kehrt zurück, Siedler Verlag, 2002

3 Vgl. Frankopan, Peter (2019): Die neuen Seidenstraßen: Gegenwart und Zukunft unserer Welt Berlin Verlag, Berlin

4 Vgl. WHO (2014): Ebola Response Roadmap Situation Report. USA

5 Vgl. Treibel, A. (2006): Lektion X: Individualisierung und Strukturierung in einer globalisierten Welt VS Verlag, S. 245-255

6 Vgl. Treibel, A. (2006): Lektion X: Individualisierung und Strukturierung in einer globalisierten Welt VS Verlag, S. 255-279

7 Vgl. Knop, Karin; Hefner, Dorothée, Schmitt, Stefanie, Vorderer, Peter (2015): Mediatisierung Handy- und Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen. Vistas Leipzig

8 Vgl. Zürn, Michael (1999): Im Zeitalter der Globalisierung? Thesen und Daten zur gesellschaftlichen und politischen Denationalisierung. Nomos, Baden-Baden, Seite 305

9 Vgl. Zürn, Michael (1999): Im Zeitalter der Globalisierung? Thesen und Daten zur gesellschaftlichen und politischen Denationalisierung. Nomos, Baden-Baden, Seite 305

10 Vgl. Heinze, E (2009) Einführung in die Welt-System Analyse von ¨Immanuel Wallerstein Universität Bremen, Bremen

11 Vgl. Heinze, E (2009) Einführung in die Welt-System Analyse von ¨Immanuel Wallerstein Universität Bremen, Bremen

12 Beck, U. (2002): Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter. Neue weltpolitische Ökonomie. Frankfurt/M.)

13 Beck, U. (2002:): Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter. Neue weltpolitische Ökonomie. Frankfurt/M.)

14 Vgl. Castells, Manuel (2017) Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft: Das Informationszeitalter. Wirtschaft. Gesellschaft. Kultur. Springer Verlag, Leipzig

15 Vgl. Treibel, A. (2006): Lektion X: Individualisierung und Strukturierung in einer globalisierten Welt (Beck, Giddens, Castells, Hardt/Negri), in: Treibel, A.: Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. VS Verlag,

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Portfolio: Die Weltgesellschaft in der Globalisierung
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Note
3,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
28
Katalognummer
V1151518
ISBN (eBook)
9783346539298
Sprache
Deutsch
Schlagworte
portfolio, weltgesellschaft, globalisierung
Arbeit zitieren
Jannik Lüttkenhaus (Autor:in), 2021, Portfolio: Die Weltgesellschaft in der Globalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1151518

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