Nicht ein Film selbst, sondern sein Verhältnis zu anderen Filmen entscheidet über seine Authentizität. Demzufolge ist Authentizität also keine DOGMA 95 -spezifische Eigenschaft, sondern Effekt einer Relation zwischen einem DOGMA-Film und einem Nicht-DOGMA-Film. Erst durch Betrachtung dieser Beziehung können die Authentifizierungskonzepte der DOGMA-Produktionen analysiert werden. (vgl. Seier 2005, 108ff.)
Das DOGMA-„Keuschheitsgelübde“ liest sich wie eine Anleitung zur Produktion von Authentizität und stellt dem individuellen Film ein unangreifbares Regelwerk gegenüber.
Mit ihrem DOGMA-Manifest stellten sich die Regisseure gegen die zunehmende Wirklichkeitsverfremdung des klassischen Hollywoodkinos, Effekte und technische Raffinessen sowie Illusion und dramaturgische Vorhersehbarkeit wurden durch selbstauferlegte Regeln aus ihren Filmen verbannt. Dies sollte den von Technik überfluteten Regisseuren die Lust am Filmemachen wiedergeben. Die zehn Dogmen bestehen aus neun Geboten und einem Verbot – in ihnen steckt die Absage, Wirklichkeit zu manipulieren. Sie beziehen sich auf eine Keuschheit gegenüber dem Subjektiven und dem Privaten. (vgl. Hallberg/ Wewerka 2001, 158f.)
Der Drehbuchautor Mogens Rukov bringt diesen Ansatz auf den Punkt:
„Die Dogmen haben nicht nur einen Rahmen der Einfachheit geschaffen, sondern auch das eigentliche Gefühl des Films zurück in die Wirklichkeit geführt, dorthin, wo die Dinge stattfinden und die Vorstellungen sich entfalten bis zu einem gewissen Grad an die Quelle der Natürlichkeit aller Dinge.“ (Hallberg/ Wewerka 2001, 89)
Dies geschieht durch die Absage an technische Hilfsmittel des klassischen Films und dadurch die Konzentration auf das Wesentliche. Diese selbst auf-erlegten Beschränkungen zwingen die Filmemacher, die eigene Phantasie in höchstem Maße zu nutzen. (vgl. Hallberg/ Wewerka 2001, 179) Das Schau-spiel, sowie die Schauspieler an sich haben in Filmen der DOGMA-Bewegung einen besonders hohen Stellenwert bezüglich der Konzipierung von Authentizität.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Relation von Schauspiel und Authentifizierungskonzepten im DOGMA-Film. Es soll festgestellt werden, ob sich diese Beziehung anders als bei traditionellen Filmen verhält und durch welche Strategien an der Entstehung von Authentizität im Rahmen von DOGMA 95-Produktionen gearbeitet wird.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Untersuchungsrelevante Grundlagen
- 2.1 „Das Keuschheitsgelübde“ als Basis der DOGMA-Filme
- 2.2 Authentizität
- 2.3 Schauspiel
- 3 Analyse der Authentifizierungsstrategien
- 3.1 Besonderer Ablauf am Set
- 3.1.1 Einsatz von Handkameras
- 3.1.2 Abhängigkeit von Bild und Ton
- 3.1.3 Bewusst unvollständige Informationsgebung an Schauspieler
- 3.2 Besondere Bedingungen am Set über den Dreh hinaus
- 3.3 Methoden und Techniken zur Emotionsbildung
- 3.4 Besonderer psychischer und physischer Anspruch an die Schauspieler
- 4 Kritische Diskussion
- 5 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Schauspiel und Authentifizierungskonzepten in DOGMA-Filmen. Das Hauptziel ist es, die Strategien zu analysieren, mit denen DOGMA-Filme Authentizität erzeugen und wie sich diese auf den Schauspielprozess auswirken. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Regeln des DOGMA-Manifests und deren Einfluss auf die filmische Umsetzung.
- Das DOGMA-Manifest und seine „Keuschheitsgelübde“
- Der Einfluss der DOGMA-Regeln auf Schauspielmethoden
- Die Erzeugung von Authentizität im DOGMA-Film
- Der Vergleich von Schauspiel in DOGMA-Filmen und konventionellem Kino
- Die kritische Auseinandersetzung mit den Ansprüchen an die Schauspieler
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Verhältnis von Schauspiel und Authentizität in DOGMA-Filmen. Sie argumentiert, dass Authentizität nicht eine inhärente Eigenschaft eines Films ist, sondern ein Effekt der Relation zu Nicht-DOGMA-Filmen. Das DOGMA-„Keuschheitsgelübde“ wird als ein Regelwerk zur Erzeugung von Authentizität vorgestellt, das die Regisseure gegen die zunehmende Wirklichkeitsverfremdung des Hollywoodkinos einsetzten. Die Arbeit kündigt die Analyse der Authentifizierungskonzepte in DOGMA-Produktionen an.
2 Untersuchungsrelevante Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse. Es erklärt den Begriff der Authentizität im Kontext des Films und beleuchtet die spezifischen Regeln des DOGMA-Manifests („Das Keuschheitsgelübde“). Es werden die Konzepte von Schauspiel und Authentizität definiert und deren Interaktion im Kontext der DOGMA-Bewegung erörtert. Der Fokus liegt auf der Begründung der Auswahl dieser theoretischen Ansätze für die folgende Analyse der Filme.
3 Analyse der Authentifizierungsstrategien: Hier wird die Kernanalyse der Arbeit präsentiert. Es werden die spezifischen Strategien untersucht, mit denen DOGMA-Filme Authentizität erzeugen. Das Kapitel analysiert den besonderen Ablauf am Set (Handkameras, Abhängigkeit von Bild und Ton, unvollständige Informationsgebung an Schauspieler), die Bedingungen am Set über den Dreh hinaus und die Methoden zur Emotionsbildung. Zusätzlich wird der besondere psychische und physische Anspruch an die Schauspieler im Kontext der DOGMA-Ästhetik untersucht. Die Analyse stützt sich auf konkrete Beispiele aus verschiedenen DOGMA-Filmen.
Schlüsselwörter
DOGMA 95, Authentizität, Schauspiel, Handkamera, Improvisation, Wirklichkeit, Filmästhetik, Emotionsbildung, Keuschheitsgelübde, dänisches Kino.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Authentizität und Schauspiel in DOGMA-Filmen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Schauspiel und Authentifizierungskonzepten in Filmen der DOGMA-Bewegung. Das Hauptziel ist die Analyse der Strategien zur Authentizitätserzeugung in DOGMA-Filmen und deren Auswirkungen auf den Schauspielprozess.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das DOGMA-Manifest und seine „Keuschheitsgelübde“, den Einfluss der DOGMA-Regeln auf Schauspielmethoden, die Erzeugung von Authentizität im DOGMA-Film, einen Vergleich des Schauspiels in DOGMA-Filmen mit konventionellem Kino und eine kritische Auseinandersetzung mit den Ansprüchen an die Schauspieler in diesem Kontext.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel mit untersuchungsrelevanten Grundlagen (inkl. Erklärung des DOGMA-Manifests und des Begriffs Authentizität), eine Kernanalyse der Authentifizierungsstrategien in DOGMA-Filmen, eine kritische Diskussion und eine Schlussbetrachtung.
Was wird im Kapitel „Analyse der Authentifizierungsstrategien“ untersucht?
Dieses Kapitel analysiert detailliert die Strategien zur Authentizitätserzeugung in DOGMA-Filmen. Es untersucht den Ablauf am Set (Handkameras, Abhängigkeit von Bild und Ton, bewusste unvollständige Informationsgebung an Schauspieler), die Bedingungen am Set über den Dreh hinaus, die Methoden der Emotionsbildung und den besonderen psychischen und physischen Anspruch an die Schauspieler.
Wie wird Authentizität in DOGMA-Filmen erzeugt?
Die Arbeit untersucht verschiedene Strategien, darunter den Einsatz von Handkameras, die Abhängigkeit von Bild und Ton, die bewusste unvollständige Informationsgebung an die Schauspieler, sowie besondere Bedingungen am Set und Methoden zur Emotionsbildung, die alle darauf abzielen, einen Eindruck von Authentizität und Unmittelbarkeit zu erzeugen.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Das Kapitel „Untersuchungsrelevante Grundlagen“ legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse dar. Es erklärt die Begriffe Authentizität und Schauspiel im Kontext des Films und beleuchtet die spezifischen Regeln des DOGMA-Manifests.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: DOGMA 95, Authentizität, Schauspiel, Handkamera, Improvisation, Wirklichkeit, Filmästhetik, Emotionsbildung, Keuschheitsgelübde, dänisches Kino.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist das Verhältnis von Schauspiel und Authentizität in DOGMA-Filmen. Die Arbeit argumentiert, dass Authentizität nicht inhärent ist, sondern ein Effekt der Relation zu Nicht-DOGMA-Filmen.
Wie wird das DOGMA-„Keuschheitsgelübde“ in der Arbeit behandelt?
Das DOGMA-„Keuschheitsgelübde“ wird als ein Regelwerk zur Erzeugung von Authentizität vorgestellt, das als Reaktion auf die zunehmende Wirklichkeitsverfremdung im Hollywoodkino eingesetzt wurde. Es wird als Grundlage für die Analyse der Authentifizierungskonzepte in DOGMA-Produktionen verwendet.
- Quote paper
- Britta Schiwy (Author), 2008, DOGMA-Film – Der Zusammenhang von Schauspiel und Authentifizierungskonzepten , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115010