Im Rahmen dieser Arbeit werden die Voraussetzungen der umsatzsteuerlichen Neuregelung für Reiseleistungen dargelegt und die Auswirkungen auch anhand von Beispielen dargestellt werden. Durch das Jahressteuergesetz 2019 erfolgte eine Anpassung des §25 UStG an die unionsrechtlichen Vorschriften. So wurde aus §25 Abs.1 S.1 UStG ein Passus gestrichen und §25 Abs.3 S.3 UStG komplett entfernt. Seit dem 18.12.2019 besteht für Unternehmer, die Reiseleistungen im eigenen Namen erbringen und dafür Reisevorleistungen bezogen haben, kein Wahlrecht bezüglich der Regel- und Margenbesteuerung mehr und es ist zwingend die Margenbesteuerung anzuwenden. Dies gilt somit nicht nur für Leistungen an Privatpersonen, sondern auch für solche, die an das Unternehmen des Leistungsempfängers erbracht werden.
Der leistende Unternehmer durfte bisher die Bemessungsgrundlage durch Gruppen- oder Gesamtmargen ermitteln. Ab dem 31.12.2021 kann er die Vereinfachungsregelung jedoch nicht mehr anwenden und muss die Bemessungsgrundlage für jede einzelne Leistung bestimmen. In der Mehrwertsteuersystemrichtlinie fehlt die Grundlage zur Ermittlung der Marge. Die Änderung von der Gesamtmarge oder Gruppenmarge zur Einzelmargenermittlung erfordert einen erhöhten Ermittlungsaufwand. Die Berechnung der Bemessungsgrundlage für die Reiseleistung ist im Zeitpunkt der Entstehung oft nicht möglich, da die Kosten der Reisevorleistungen noch nicht feststehen. Schon im Umsatzsteueranwendungserlass (zuletzt geändert durch BMF-Schreiben vom 07.05.2020, BStBl. I 2020, 530) steht, dass man deswegen die Bemessungsgrundlage schätzen solle. Jedoch ist es, auch vor dem Hintergrund von Rahmenverträgen mit Hotelkontingenten fraglich, ob die Ermittlung der Einzelmargen tatsächlich zu einem genaueren Ergebnis führt und damit der administrative Mehraufwand gerechtfertigt ist.
Die umsatzsteuerlichen Besonderheiten bestehen hierbei vor allem im Bereich des Vorsteuerabzug, denn durch den fehlenden Vorsteuerabzug der Reisevorleistungen ergibt sich eine Kostensteigerung. Hierbei wird geprüft, ob das Konzept der umsatzsteuerlichen Neutralität durch die Anwendung auf den B2B-Bereich ab dem 18.12.2019 weiterhin gewahrt ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 1.1 Inhalt der Masterthesis
- 1.2 Aufbau der Masterthesis
- 2. Gesetzesänderungen
- 3. Unionsrechtliche Grundlagen
- 4. Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik (EuGH, Urt. v. 08.02.2018 C-380/16)
- 4.1 Gründe
- 4.2 Erste Rüge, § 25 Abs. 1 UStG
- 4.3 Zweite Rüge, § 25 Abs. 3 S. 3 UStG
- 4.4 Würdigung
- 5. Anwendungsbereich § 25 UStG
- 5.1 Zweck und Inhalt
- 5.2 Begriff der Reiseleistung und Ortsbestimmung § 25 Abs. 1 UStG
- 5.2.1 Definition der Reiseleistung
- 5.2.2 Definition des Reiseveranstalters
- 5.2.3 Ort der sonstigen Leistung
- 5.2.4 Definition des Leistungsempfängers
- 5.2.5 Definition der Reisevorleistung
- 5.2.6 Eigenleistung
- 5.3 Steuerfreiheit § 25 Abs. 2 UStG
- 5.4 Bemessungsgrundlage § 25 Abs. 3 UStG
- 5.5 Vorsteuerabzug § 25 Abs. 4 UStG
- 5.6 Aufzeichnungspflichten und Nachweise
- 5.7 Besteuerungsverfahren
- 5.7.1 Kleinunternehmer
- 5.7.2 Steuersatz
- 5.7.3 Rechnung
- 5.7.4 Leistungszeitpunkt
- 6. Beispielhafte Auswirkung der Anwendung der Kundenmaxime im Vergleich zur Reisendenmaxime bei Kettengeschäften
- 6.1 Kettengeschäft
- 6.1.1 Ausgangsfall
- 6.1.2 Lösung bei der Anwendung der Regelung bis zum 17.12.2019
- 6.1.3 Lösung bei der Anwendung der Regelung ab dem 18.12.2019
- 6.1.4 Auswertung
- 7. Denkbare Anwendungsfälle im B2B-Bereich und Möglichkeiten zur Vermeidung der Kostensteigerung für den Einkauf von Reisen über das Firmenreisebüro
- 7.1 Anwendungsfall
- 7.2 Möglichkeiten zur Vermeidung der Kostensteigerung
- 8. Besonderheiten
- 8.1 Leistungsempfänger als Steuerschuldner nach § 13b UStG
- 8.2 Stornierung der Reiseleistung
- 8.3 Anzahlungen
- 8.4 Incentive-Reisen
- 8.5 Organschaft
- 9. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die umsatzsteuerliche Behandlung von Reiseleistungen. Ziel ist es, die komplexen Regelungen des § 25 UStG zu analysieren und deren Anwendung in verschiedenen Szenarien zu verdeutlichen. Die Arbeit beleuchtet sowohl die unionsrechtlichen Grundlagen als auch aktuelle Gesetzesänderungen.
- Anwendungsbereich des § 25 UStG
- Begriff der Reiseleistung und deren Definition
- Steuerfreiheit und Bemessungsgrundlage von Reiseleistungen
- Auswirkungen der Kunden- und Reisendenmaxime bei Kettengeschäften
- Anwendungsfälle im B2B-Bereich
Zusammenfassung der Kapitel
1. Problemstellung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Masterarbeit ein und beschreibt den Inhalt und Aufbau der Arbeit. Es skizziert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise. Die Problemstellung wird als Ausgangspunkt für die detailliertere Auseinandersetzung mit der umsatzsteuerlichen Behandlung von Reiseleistungen im weiteren Verlauf der Arbeit definiert.
2. Gesetzesänderungen: Dieses Kapitel beleuchtet relevante Gesetzesänderungen im Bereich der Umsatzsteuer auf Reiseleistungen. Es analysiert die Auswirkungen dieser Änderungen auf die Praxis und diskutiert potentielle Herausforderungen für Unternehmen und Steuerberater. Die Darstellung der Gesetzesänderungen bildet die Grundlage für das Verständnis der aktuellen Rechtslage. Die Entwicklung der Rechtsprechung wird hier als Kontext für die späteren Kapitel gelegt.
3. Unionsrechtliche Grundlagen: Dieses Kapitel untersucht die unionsrechtlichen Grundlagen der Umsatzbesteuerung von Reiseleistungen. Es analysiert relevante EU-Richtlinien und Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, die die nationalen Regelungen beeinflussen. Der Fokus liegt auf der Harmonisierung der Umsatzsteuer im europäischen Binnenmarkt und der Bedeutung von Rechtsprechung des EuGH für die Interpretation des nationalen Rechts. Die Kapitel zeigt die grundlegenden europäischen Vorgaben auf, die bei der nationalen Umsetzung berücksichtigt werden müssen.
4. Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik (EuGH, Urt. v. 08.02.2018 C-380/16): Dieses Kapitel analysiert ein konkretes Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof, welches die umsatzsteuerliche Behandlung von Reiseleistungen betraf. Es wird detailliert auf die Gründe des Verfahrens eingegangen, die Rügepunkte erläutert und die Würdigung des Gerichtshofs dargestellt. Die Analyse dient als Fallbeispiel zur Veranschaulichung der rechtlichen und praktischen Herausforderungen im Kontext der Reiseleistungbesteuerung.
5. Anwendungsbereich § 25 UStG: Dieses Kapitel behandelt umfassend den Anwendungsbereich des § 25 UStG, beginnend mit dem Zweck und Inhalt der Regelung. Es analysiert den Begriff der Reiseleistung, die Definition des Reiseveranstalters, den Ort der sonstigen Leistung, die Definition des Leistungsempfängers, die Definition der Reisevorleistung und Eigenleistung. Weiterhin werden die Steuerfreiheit, die Bemessungsgrundlage, der Vorsteuerabzug, Aufzeichnungspflichten, Nachweise, und das Besteuerungsverfahren detailliert beleuchtet, inklusive der Betrachtung von Kleinunternehmern, Steuersätzen, Rechnungslegung und Leistungszeitpunkt. Das Kapitel bietet eine umfassende und detaillierte Erklärung des Anwendungsbereichs dieser zentralen UStG-Regelung.
6. Beispielhafte Auswirkung der Anwendung der Kundenmaxime im Vergleich zur Reisendenmaxime bei Kettengeschäften: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Anwendung der Kundenmaxime im Vergleich zur Reisendenmaxime bei Kettengeschäften im Kontext von Reiseleistungen. Es analysiert ein konkretes Beispiel, um die Unterschiede der beiden Ansätze zu verdeutlichen und die Folgen für die Umsatzsteuerpflicht aufzuzeigen. Anhand des Ausgangsfalls und der Lösungen vor und nach der Gesetzesänderung wird die praktische Relevanz beider Maxime und deren Auswirkungen auf die Steuerberechnung verdeutlicht.
7. Denkbare Anwendungsfälle im B2B-Bereich und Möglichkeiten zur Vermeidung der Kostensteigerung für den Einkauf von Reisen über das Firmenreisebüro: Dieses Kapitel widmet sich den Besonderheiten der umsatzsteuerlichen Behandlung von Reiseleistungen im Business-to-Business (B2B)-Bereich. Es präsentiert einen Anwendungsfall und analysiert Möglichkeiten, Kostensteigerungen beim Einkauf von Reisen über Firmenreisebüros zu vermeiden. Der Fokus liegt auf der Optimierung der Steuerprozesse und der Minimierung der Umsatzsteuerbelastung für Unternehmen.
8. Besonderheiten: Dieses Kapitel behandelt besondere Aspekte der Umsatzsteuer auf Reiseleistungen, wie den Leistungsempfänger als Steuerschuldner nach § 13b UStG, die Stornierung von Reiseleistungen, Anzahlungen, Incentive-Reisen und Organschaftsverhältnisse. Es untersucht die spezifischen Regelungen und ihre Auswirkungen auf die Steuerpflicht. Die Kapitel beleuchtet die komplexen Sachverhalte, die über den Standardfall hinausgehen und besondere Beachtung erfordern.
Schlüsselwörter
Umsatzsteuer, Reiseleistungen, § 25 UStG, Reiseveranstalter, Leistungsempfänger, Steuerfreiheit, Bemessungsgrundlage, Vorsteuerabzug, Kettengeschäft, Kundenmaxime, Reisendenmaxime, B2B, EU-Recht, Vertragsverletzungsverfahren, Organschaft.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Umsatzsteuerliche Behandlung von Reiseleistungen
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert die umsatzsteuerliche Behandlung von Reiseleistungen in Deutschland, insbesondere die komplexen Regelungen des § 25 UStG. Sie untersucht die unionsrechtlichen Grundlagen, aktuelle Gesetzesänderungen und deren Auswirkungen auf die Praxis. Ein Schwerpunkt liegt auf der Anwendung der Kunden- und Reisendenmaxime bei Kettengeschäften sowie auf Anwendungsfällen im B2B-Bereich.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Themen: Problemstellung und Aufbau der Arbeit, relevante Gesetzesänderungen, unionsrechtliche Grundlagen, Analyse eines Vertragsverletzungsverfahren vor dem EuGH, detaillierte Erläuterung des Anwendungsbereichs des § 25 UStG (inkl. Reiseleistung, Reiseveranstalter, Ort der Leistung, Steuerfreiheit, Bemessungsgrundlage, Vorsteuerabzug etc.), Auswirkungen der Kunden- und Reisendenmaxime bei Kettengeschäften, Anwendungsfälle im B2B-Bereich und Möglichkeiten zur Kostenoptimierung, sowie besondere Aspekte wie Leistungsempfänger als Steuerschuldner, Stornierungen, Anzahlungen, Incentive-Reisen und Organschaft.
Welche Gesetzesänderungen werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet relevante Gesetzesänderungen im Bereich der Umsatzsteuer auf Reiseleistungen und analysiert deren Auswirkungen auf die Praxis und potentielle Herausforderungen für Unternehmen und Steuerberater. Die genaue Darstellung der Gesetzesänderungen und deren zeitlicher Kontext erfolgt im entsprechenden Kapitel.
Welche Rolle spielt das Unionsrecht?
Die Arbeit untersucht die unionsrechtlichen Grundlagen der Umsatzbesteuerung von Reiseleistungen, analysiert relevante EU-Richtlinien und Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Der Fokus liegt auf der Harmonisierung der Umsatzsteuer im europäischen Binnenmarkt und der Bedeutung der EuGH-Rechtsprechung für die Interpretation des nationalen Rechts.
Wie wird der EuGH-Urteil vom 08.02.2018 (C-380/16) behandelt?
Die Arbeit analysiert detailliert ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland vor dem EuGH, das die umsatzsteuerliche Behandlung von Reiseleistungen betraf. Die Gründe des Verfahrens, die Rügepunkte und die Würdigung des Gerichtshofs werden dargestellt und als Fallbeispiel zur Veranschaulichung der rechtlichen und praktischen Herausforderungen genutzt.
Was wird unter dem Begriff "Reiseleistung" verstanden?
Die Arbeit definiert den Begriff der Reiseleistung im Kontext des § 25 UStG, einschließlich der Definition des Reiseveranstalters, des Ortes der sonstigen Leistung, des Leistungsempfängers und der Reisevorleistung. Auch der Aspekt der Eigenleistung wird beleuchtet.
Wie werden Kettengeschäfte und die Kunden-/Reisendenmaxime behandelt?
Die Arbeit vergleicht die Auswirkungen der Anwendung der Kundenmaxime und der Reisendenmaxime bei Kettengeschäften im Kontext von Reiseleistungen. Ein konkretes Beispiel veranschaulicht die Unterschiede beider Ansätze und deren Folgen für die Umsatzsteuerpflicht.
Welche Besonderheiten im B2B-Bereich werden angesprochen?
Die Arbeit behandelt die Besonderheiten der umsatzsteuerlichen Behandlung von Reiseleistungen im B2B-Bereich. Es wird ein Anwendungsfall vorgestellt, und Möglichkeiten zur Vermeidung von Kostensteigerungen beim Einkauf von Reisen über Firmenreisebüros werden analysiert.
Welche Sonderfälle werden in der Arbeit berücksichtigt?
Die Arbeit betrachtet Sonderfälle wie den Leistungsempfänger als Steuerschuldner nach § 13b UStG, Stornierungen von Reiseleistungen, Anzahlungen, Incentive-Reisen und Organschaftsverhältnisse. Die spezifischen Regelungen und deren Auswirkungen auf die Steuerpflicht werden untersucht.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Umsatzsteuer, Reiseleistungen, § 25 UStG, Reiseveranstalter, Leistungsempfänger, Steuerfreiheit, Bemessungsgrundlage, Vorsteuerabzug, Kettengeschäft, Kundenmaxime, Reisendenmaxime, B2B, EU-Recht, Vertragsverletzungsverfahren, Organschaft.
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- Dana Janke (Author), 2021, Umsatzsteuerliche Neutralität im B2B-Bereich? Die steuerliche Behandlung von Reiseleistungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1149211