Die vorliegende Bachelorarbeit wählt den Ausschlusscharakter der Geschlechterkategorie als zentralen Ausgangspunkt. Davon ausgehend werden öffentliche Toiletten aus queerfeministischer Perspektive als räumlich-architektonische Inszenierungen von Geschlechternormen dekonstruiert. Zur grundlegenden Literatur auf diesem Gebiet zählt das Werk Queering Bathrooms von Cavanagh. Unter Bezugnahme auf den ersten Teil des Titels dieser Arbeit, soll der übergeordneten Frage nachgegangen werden, ob und weshalb der Umgang mit der geschlechtlichen Kategorie samt ihrer Bezeichnungen im Kontext öffentlicher Toiletten einer Revision bedarf.
Zunächst soll in Kapitel 2 der Begriff der Heteronormativität definiert und im Diskurs der Queer Studies verortet werden, um dann die heteronormativen Ausschlüsse und Implikationen für das Begehren zu eruieren, die von der binärgeschlechtlichen Struktur der allgegenwärtigen Damen- und Herrentoiletten ausgehen. Dabei wird aufgezeigt, inwiefern diverse Geschlechtsidentitäten jeweils von ihnen betroffen sind.
In Kapitel 3 sollen die Aushandlungen eines dezidiert feministischen Schutzraums anhand der theoretischen Grundlagen von Bourdieu und Butler in einen Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt in öffentlichen Toiletten gestellt werden. Die Frage danach, wodurch sich eine Frau konstituiert und mithilfe welcher Strategien ihre Emanzipation in einer männlich dominierten Gesellschaftsordnung gelingen kann, beschäftigt seit jeher unterschiedliche (post-)feministische Ansätze und führt bis heute zu internen Auseinandersetzungen. Um feministische Kontroversen exemplarisch darzustellen, widmet sich das Kapitel 3.2 der kritischen Beleuchtung eines wegen der Diskriminierung von transidenten Frauen diskussionswürdigen Artikels von Jeffreys.
Für das abschließende Kapitel 4 wurde am 13. Juni 2015 im Rahmen der Genderterror-Party im Autonomen Zentrum Mülheim eine Befragung durchgeführt. Diese zielt darauf ab, das Potenzial der dort geltenden, von der binären Geschlechtertrennung divergierenden Toilettenstruktur zu bestimmen. Mit diesem konkreten Fallbeispiel sollen die Alltagspraxis von Menschen und ihre individuellen Lebenserfahrungen mit der geschlechtlichen Kategorie nachvollzogen werden. Eine sich auf die theoretischen Ausführungen stützende Analyse will die Suche nach geschlechtergerechten Toilettenbezeichnungen aufnehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heteronormative Strukturen von Damen- und Herrentoiletten
- Begriff der Heteronormativität und dessen Verortung im Diskurs der Queer Studies
- Ausschlussmechanismen der binärgeschlechtlichen Ordnung
- Normative Implikationen für das Begehren
- (Post-)Feministische Aushandlungen von Frauenschutzräumen
- Strukturelle Gewalt als Effekt eines androzentristischen Geschlechterdualismus
- Kritik am feministischen Subjekt und postfeministische Perspektiven
- Kritische Beleuchtung des Ausschlusses transidenter Frauen
- Toilettenstruktur im Autonomen Zentrum Mülheim im Rahmen der Genderterror-Party
- Beschreibung des Partykonzepts
- Erläuterung des Fragebogens
- Auswertung der Ergebnisse
- Heteronormativität und männliche Privilegiertheit
- Schutzraum und Transidentität
- Alternative Modelle und Subversion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die binäre Geschlechtertrennung in öffentlichen Toiletten aus queerfeministischer Perspektive. Sie analysiert die heteronormativen Strukturen, die in der räumlich-architektonischen Inszenierung von Damen- und Herrentoiletten zum Ausdruck kommen, und hinterfragt, ob und weshalb der Umgang mit der geschlechtlichen Kategorie im Kontext öffentlicher Toiletten einer Revision bedarf.
- Dekonstruktion heteronormativer Strukturen in öffentlichen Toiletten
- Analyse der Ausschlussmechanismen der binärgeschlechtlichen Ordnung
- Betrachtung von (post-)feministischen Aushandlungen von Frauenschutzräumen
- Kritische Beleuchtung des Ausschlusses transidenter Personen
- Exploration alternativer Toilettenmodelle im Kontext von Genderterror-Partys
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 definiert den Begriff der Heteronormativität und untersucht, wie die binäre Geschlechtertrennung in Toiletten Diversität und Inklusion ausschließt. Kapitel 3 befasst sich mit (post-)feministischen Aushandlungen von Frauenschutzräumen und analysiert, wie diese Konzepte mit struktureller Gewalt und der Diskriminierung transidenter Frauen verbunden sind. Kapitel 4 präsentiert eine Fallstudie über die Toilettenstruktur im Autonomen Zentrum Mülheim während einer Genderterror-Party, um die Auswirkungen alternativer Toilettenmodelle auf die Lebenserfahrungen von Menschen zu untersuchen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Heteronormativität, Geschlechterordnung, öffentliche Toiletten, (post-)feministische Theorien, Transidentität, Schutzräume, Genderterror-Partys und alternative Toilettenmodelle.
- Quote paper
- Liam Bennhoff (Author), 2015, "Das Geschlecht im Klo runterspülen?!" Öffentliche Toiletten zwischen heteronormativen Strukturen und (post-)feministischen Aushandlungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1148657