Diese Arbeit beschäftigt sich gerade mit jener hochinteressanten, fast schon phänomenalen Gewalt von männlichen Jugendlichen. Im Jugendalter finden hauptsächliche, entscheidende Identitätsreifungs- bzw. Identitätsfindungsprozesse statt.
Deshalb heißt der themenspezifische Wortlaut dieser Diplomarbeit auch „Gewalt als Mittel [männlicher] Identitätsfindung“. Aber warum fragen wir überhaupt nach Gewalt als ein Mittel dieser Art? Ist es wirklich so wichtig danach zu fragen? Max Weber, ein weltbekannter Soziologe, prägte einmal den Ausspruch: „Alle politischen Gebilde sind Gewaltgebilde“.
In diesem Beispielzitat wird Politik mit Gewalt gleichgesetzt, anders formuliert; Politik ist gleich Gewalt. Ein jeder Mensch weiß, dass Politik eine Notwendigkeit für den Erfolg eines jeden Herrschaftssystems darstellt. Politische Handlungen sind also durchaus legitime Vorgänge. Dann müssten, zumindest nach Max Weber, auch alle Gewaltvorgänge zulässig sein.
Besteht vielleicht auch die Möglichkeit, dass der politischen Gewalt, die in diesem Sinne von dem Soziologen geprägt ist und der thematisierten Jugendgewalt eine unterschiedliche Bedeutung zugemessen wird? Wenn ja, was bedeutet dann Gewalt im Zusammenhang mit Politik und worin liegen die Unterschiede zur Handgreiflichkeit (bzw. allem was darüber hinausgeht)?
Mit diesen und darauf aufbauenden Fragen beschäftigt sich der Verfasser dieser Diplomarbeit im ersten Kapitel. Dabei liegt es dem Autor dieser Diplomarbeit nahe, einen möglichst präzisen, auf das Thema bezogenen Gewaltbegriff zu definieren und eventuell andere, mit dem „Gewaltwort“ zusammenhängende Erklärungsmuster, vom Thema abzugrenzen. Zur Anschaulichkeit und Aufzeigung der Relevanz des Themas sollen auch statistische Fragen in diesem Kapitel eine wichtige Rolle spielen.
Sprechen die Menschen oder Medien von Gewalt im thematisierten Sinne, so taucht häufig auch der Begriff „Aggression“ auf. Was es mit diesem Wort auf sich hat, wie es mit Gewalt zusammenhängt und wie es sich davon abgrenzen lässt, soll ,genau wie die danach folgenden theoretischen Entstehungsansätze von Aggressionen und Gewalthandlungen, in diesem ersten Abschnitt der Diplomarbeit niedergeschrieben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen, Statistiken und Begriffszusammenhänge
- Gewaltverbreitung in Deutschland
- Begriffserklärungen
- Der dreidimensionale Gewaltbegriff
- Der Aggressionsbegriff
- Unterschiedliche Bedeutungsfelder von Aggressionen und Gewalt
- Theoretische Entstehungsansätze von Aggressionen und Gewalthandlungen
- Triebtheorie
- Frustrationstheorie
- Lerntheorien
- Lernen am Modell
- Lernen am Effekt
- Kognitives Lernen
- Anomietheorie
- Etikettierungstheorie
- Fazit der Theorien
- Gewalt - Ein männliches Phänomen
- Die Täter
- Die Opfer
- Das (gewalttätige) Männerbild unserer Gesellschaft
- „Typisch Mann“ - Männlichkeit und männliche Sozialisation
- Die Familie als primäre Sozialisationsinstanz
- Männliche Sozialisationsmuster im Vorschulalter und außer-schulische institutionalisierte Kindererziehung
- Das Mesosystem Schule als Sozialisationsinstanz
- Peer-Group- Bildung in der Pubertät als wichtiger sozialisatorischer Prozess
- Die Jugendphase
- Begriffsentstehung und historische Einführung
- Definitionen von Jugend und Jugendlichen
- Jugend als ein chancenreicher Lebensabschnitt mit dem Ziel Männlichkeit
- Fallbeispiel: Wie Mike S. seine schwere Kindheit ausglich und zu einer stabilen Persönlichkeit heranreifte
- Das Eriksonsche Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung mit dem zentralen Gesichtspunkt der Identität vs. Identitäts-diffusion im Jugendalter
- Darstellung des Modells
- Empirische Gewaltforschungen im Zusammenhang mit psycho-sozialen Entwicklungseinflüssen bei Jugendlichen
- Emotionale Desintegration durch Beziehungsauflösung oder mangelnden Bezug zu wichtigen Personen oder personellen Institutionen
- Auflösung der faktischen Teilnahme an gesellschaftlichen Institutionen
- Die Auflösung der Verständigung über gemeinsame Norm- und Wertevorstellung
- Fazit
- Der Zusammenhang zwischen Verunsicherungen und Gewalt
- Subkulturen als Zufluchtsalternative für Identitätssuchende
- Jugendliche Subkulturen
- Die populärsten Jugendkulturen und ihre charakteristischen Merkmale
- Anhänger der rechtsextremen Subkultur - Jugendliche auf dem Weg zum Gewalttäter
- Fallbeispiel
- Fakten und Zahlen rechtsextremistischer Gruppen und ihrer Verbrechen
- Interview mit einem Ex-Mitglied einer rechtsextremistischen Vereinigung
- Biographischer Rahmen
- Die Interviewsituation
- Eine Erklärung des Interviewten, warum so viele Jugendliche sich nationalsozialistischen Ideologien anschließen und Mitglieder solcher Vereinigungen werden
- Wieso hassen Rechtsextremisten Juden, Ausländer, aber auch Menschen ihrer Nation so sehr und werden so oft gewalttätig gegenüber Personen?
- Wie werden Jugendliche überhaupt auf den „rechten Gedanken gebracht?
- Fazit
- Zusätzliche Bemerkungen zum Interview
- Jugendliche Subkulturen
- Mediale Gewalt - eine besondere Gewalterfahrung von Jugendlichen
- Sport im Heimalltag als Mittel zur Gewaltprävention, Sozialisation und sozialpädagogischen Intervention
- Die Legitimation des Sports
- Die differenzierten Funktionen des Sports
- Sport als Spiegelbild der Gesellschaft
- Arten der sportlichen Prävention
- Primärprävention
- Sekundärprävention
- Arten der sportlichen Prävention
- Sport als gewaltpräventive Maßnahme im Heimalltag am Beispiel des Projektes,,Sport in der betreuten Wohnform U-Haftvermei-dung des KJF e.V. Chemnitz"
- Ziele
- Umsetzung, Ablauf und methodisches Arbeiten
- Die einzelnen Veranstaltungen und durchgeführte Sportarten
- Analyse der auf Video aufgezeichneten Sportveranstaltung
- Reflexion
- Fazit
- Die Legitimation des Sports
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Gewalt im Kontext der männlichen Identitätsfindung. Ziel ist es, die Ursachen für die Anwendung von Gewalt durch männliche Jugendliche zu erforschen und die Rolle des Sports als präventives Instrument im Heimalltag zu beleuchten. Die Arbeit stützt sich dabei auf theoretische Ansätze wie populäre Aggressionsentstehungstheorien, das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung nach Erik Homburger Erikson und empirische Forschungsstudien zum Thema Jugendgewalt nach Wilhelm Heitmeyer.
- Die Entstehung von Gewalt im Kontext der männlichen Identitätsfindung
- Die Rolle von Sozialisationsmustern und gesellschaftlichen Erwartungen
- Die Bedeutung von Subkulturen und deren Einfluss auf die Entwicklung von Gewaltbereitschaft
- Der Einsatz von Sport als präventives Instrument zur Gewaltprävention im Heimalltag
- Die Bedeutung von sozialpädagogischer Intervention im Umgang mit (potenziellen) Gewalttätern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition von Gewalt und einer Darstellung der Verbreitung von Gewalt in Deutschland. Es werden verschiedene theoretische Ansätze zur Entstehung von Aggressionen und Gewalthandlungen vorgestellt, darunter die Triebtheorie, die Frustrationstheorie und verschiedene Lerntheorien. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Sozialisationsmustern und gesellschaftlichen Erwartungen in der Entwicklung von männlicher Identität und untersucht, wie diese Faktoren zu Gewaltbereitschaft beitragen können. Es werden verschiedene Subkulturen und deren Einfluss auf die Entwicklung von Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen analysiert, insbesondere die rechtsextreme Subkultur. Ein Interview mit einem Ex-Mitglied einer rechtsextremistischen Vereinigung gibt Einblicke in die Motivationen und Denkweisen von Jugendlichen, die sich solchen Ideologien anschließen. Die Arbeit untersucht die Rolle von medialer Gewalt und deren Einfluss auf die Gewalterfahrung von Jugendlichen. Schließlich wird der Einsatz von Sport als präventives Instrument zur Gewaltprävention im Heimalltag vorgestellt und am Beispiel des Projektes „Sport in der betreuten Wohnform U-Haftvermeidung des KJF e.V. Chemnitz“ erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Gewalt, männliche Identitätsfindung, Jugendgewalt, Sozialisation, Subkulturen, Rechtsextremismus, Sport, Gewaltprävention, sozialpädagogische Intervention, Heimalltag.
- Quote paper
- Steven Börner (Author), 2008, Gewalt als Mittel männlicher Identitätsfindung. Sozialpädagogische Intervention durch Sportmaßnahmen im Heimalltag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114812
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