Das Ziel dieser Arbeit ist es, das Werk "Leviathan" näher zu betrachten, indem untersucht wird, wie der Gesellschaftsvertrag entsteht und welche Rechte und Pflichten er mit sich bringt. Abschließend soll ein Versuch unternommen werden, einige Artikel des deutschen Grundgesetzes unter Berücksichtigung des Gesellschaftsvertrags näher zu betrachten und eventuelle Gemeinsamkeiten herauszustellen. Hat Hobbes "Leviathan" auch heute noch eine große Aktualität?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zur Person Thomas Hobbes
3. Historischer Hintergrund
4. Das Werk Leviathan
4.1 Das Menschenbild
5. Der Naturzustand
6. Thomas Hobbes Gesellschaftsvertrag
6.1 Der Gesellschaftsvertrag
6.2 Die Rechte und Pflichten des Souveräns
7. Aktualität des Gesellschaftsvertrags im deutschen Grundgesetz
7.1 Artikel
7.2 Artikel
7.3 Artikel
7.4 Artikel
7.5 Artikel
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Menschen sind im Naturzustand egoistisch, misstrauisch und missgünstig – es herrscht ein Kriegszustand. Dieser macht das Leben nicht lebenswert.
Hobbes Leviathan ist ein hypothetisches Konstrukt eines Staatsgebildes, das er zum Wohl des Lebens der einzelnen Bürger entworfen hat. Durch einen von ihm entwickelten Gesellschaftsvertrag, den die Menschen miteinander eingehen, wird der Frieden gewahrt. Um einordnen zu können, wieso eine solche Herangehensweise zu der Zeit nachvollziehbar scheint, soll auch der historische Hintergrund berücksichtigt werden.
Ziel der Ausarbeitung ist es, das Werk Leviathan näher zu betrachten, indem untersucht wird, wie der Gesellschaftsvertrag entsteht und welche Rechte und Pflichten er mit sich bringt. Abschließend soll ein Versuch unternommen werden, einige Artikel des deutschen Grundgesetzes unter Berücksichtigung des Gesellschaftsvertrags näher zu betrachten und eventuelle Gemeinsamkeiten herauszustellen. Hat Hobbes‘ Leviathan auch heute noch eine große Aktualität?
2. Zur Person Thomas Hobbes
Thomas Hobbes wurde am 5. April 1588 in Westport, England geboren.1 Bekannt wurde er durch seine politische Philosophie: Die Menschen sollten sich aus Vernunftsgründen einem starken Souverän unterwerfen.2
Nach seinem Studium in Oxford wurde Hobbes Hauslehrer beim Sohn des Earl of Devonshire. Auf seinen Reisen durch Europa lernte er Denker wie Descartes, Galilei und Gassendi kennen. Er kehrte 1640 nach England zurück. Auf Grund des Bürgerkriegs, bei dem er sich auf die Seite der Royalisten stellte, floh er schnell wieder nach Frankreich, um dort als Hauslehrer für den künftigen König Karl II. zu arbeiten. In Frankreich schrieb er die dritte Fassung seiner Einwände gegen Descartes Meditationen und begann seine politische Trilogie Vom Bürger (1642) zu verfassen. Sein Werk Leviathan, das 1651 erschien, erregte Anstoß bei der französischen Obrigkeit, sodass er nach England zurückkehrte und dort bis zu seinem Tod blieb.3
3. Historischer Hintergrund
„Hobbes‘ politische Theorie ist, wie nahezu alle politischen Schriften im England des 17. Jahrhunderts, auch eine Reaktion auf das wichtigste politische Ereignis dieser Epoche: den Bürgerkrieg bzw. die Revolution in England.“4
Hobbes lebt zu einer Zeit, die von ständigem Krieg und Instabilität geprägt ist. Er erlebt den konfessionellen Bürgerkrieg in England 1642-1649, eine Republik, und schließlich 1660 die Restitution der Monarchie.
Dieser permanente Zustand des Kampfes und des Konfliktes prägte Hobbes nachhaltig. Er soll gesagt haben, dass seine Mutter am Tag seiner Geburt Zwillinge zur Welt gebracht habe: Ihn und die Furcht.
Bezeichnende Konflikte seiner Zeit sind konfessionelle Konflikte, die sich sowohl zwischen Katholiken und Protestanten abspielten, sowie auch zwischen den verschiedenen Strömungen des Protestantismus. Neben dem Streit der Konfessionen herrscht auch ein Konflikt zwischen Parlament und Krone, der mit dem konfessionellen verschwimmt. Neben diesen Konflikten findet zusätzlich ein Umbruch in den Gesellschaftsstrukturen statt.5
4. Das Werk Leviathan
Hobbes Werk Leviathan ist 1651 erschienen. Er beschreibt in diesem einen Naturzustand vor der Entstehung der Gesellschaft, in dem jeder sein eigenes Interesse verfolgt. Laut ihm würde es jedem besser gehen, wenn alle zusammenarbeiten würden. Es liegt also in jedermanns rationalem Interesse, auf gewissen Freiheiten zu verzichten und Gesetze zu befolgen. Dafür muss ein Gesellschaftsvertrag geschlossen werden, der die Macht einem Souverän überträgt. Dieses Machtmonopol ist laut Hobbes notwendig, um die Befolgung der Gesetze gegebenenfalls zu erzwingen.6
4.1 Das Menschenbild
Hobbes betrachtet die Menschen innerhalb einer Gesellschaft und kommt zu dem Schluss, dass hier in Bezug auf die körperlichen und geistigen Fähigkeiten Gleichheit herrscht. Er sagt, dass körperliche Ungleichheit durch List oder ein Bündnis zu kompensieren ist. Eine geistige Ungleichheit ist kaum denkbar, da Klugheit lediglich das Sammeln von Erfahrung ist. Da dies jeder tun kann, zieht dies ebenfalls keine Ungleichheit nach sich. Jeder Mensch kann sich aufgrund dieser Gleichheit Hoffnungen auf Erfüllung seiner Wünsche machen. Da der Mensch allerdings ein Teil eines sozialen Gefüges ist, wird ein Wettbewerb entstehen, der von Konflikten begleitet wird. Nach Hobbes ist die menschliche Natur durch drei hauptsächliche Konfliktursachen gekennzeichnet. Zum Ersten durch Konkurrenz (Übergriffe mit dem Ziel des Gewinns), zum anderen durch Misstrauen (Übergriffe mit dem Ziel der Sicherheit) und zum Dritten durch Ruhmsucht (Übergriffe mit dem Ziel, Ansehen zu steigern).7 Die Triebe bestimmen also vor allem das menschliche Verhalten. „Was auch immer seine Vernunft ersinnt wird hinfällig, sobald sich seine Triebe dagegen stemmen.“8
5. Der Naturzustand
Aus diesem Menschenbild konstruiert Hobbes nun gedanklich einen Zustand, in dem Krieg zwischen den Menschen herrscht. Der Naturzustand ist das Fehlen einer gesetzlichen Ordnung bzw. ein Krieg eines jeden gegen jeden. Die Folge dieses Zustandes ist es, neben den schon erwähnten Konfliktursachen, dass es keine Produktivität der Menschen gibt. Denn man kann sich seiner erreichten Gewinne niemals sicher sein und die Gefahr, dass einem sein erwirtschafteter Reichtum von einem anderen weggenommen wird, ist allgegenwärtig. Durch diese andauernde Angst wird das Miteinander zur Qual.
Der von Hobbes beschriebe Naturzustand ist ein rechtsfreier Raum. Es gibt also nur ein natürliches Recht und kein vom Menschen willentlich gesetztes. Das Naturrecht ist „die Freiheit, nach welcher ein jeder zur Erhaltung seiner selbst seine Kräfte beliebig gebrauchen und folglich alles, was dazu beizutragen scheint, tun kann.“9 Wie schafft man es aus diesem Naturzustand heraus und welche Möglichkeit gibt es, um in diesem Zustand besser zu leben? Hobbes hat sich mit der Frage auseinandergesetzt wie eine stabile politische Ordnung möglich ist. Die Untersuchung des Naturzustands lieferte ihm hier das Begründungsargument und er entwickelt so den Gesellschaftsvertrag.10
6. Thomas Hobbes Gesellschaftsvertrag
6.1 Der Gesellschaftsvertrag
Gäbe es keine Gesetze könnte jeder das tun, wozu er Lust hat. Ohne eine souveräne Macht gibt es nach Hobbes keine Sicherheit oder Frieden. Durch den Gesellschaftsvertrag soll gerechtfertigt werden, dass und vor allem warum der Staat von freien Bürgern Gehorsam fordern kann.11 Die Menschen verstehen, dass es sinnvoll ist ihr Recht auf alles aufzugeben und den Krieg eines jeden gegen jeden zu beenden. Dies geschieht indem diese Gruppe von Menschen einen Vertrag abschließt, ihre Rechte an einen Souverän zu übertragen (Begünstigungsvertrag).
Der Staat ist „eine Person, bei der sich jeder einzelne einer großen Menge durch gegenseitigen Vertrag eines jeden mit jedem zum Autor ihrer Handlungen gemacht hat, zu dem Zweck, daß sie die Stärke und Hilfsmittel aller so, wie sie es für zweckmäßig hält, für den Frieden und die gemeinsame Verteidigung einsetzt.“12
Den Gesellschaftsvertrag gehen die Menschen also miteinander ein und der Souverän, der das Gewaltmonopol hat, dient lediglich der Einhaltung der Gesetze und somit der Wahrung des Friedens. Er ist die „höchste Gewalt“13 und alle anderen sind seine „Untertanen“.14
6.2 Die Rechte und Pflichten des Souveräns
Aus dem Gesellschaftsvertrag heraus ergeben sich Rechte und Pflichten des Souveräns, da ein stabiles System Regeln und Gesetze benötigt. Hobbes stellt diese im 18. Kapitel dar. Die ersten drei der zwölf Rechte und Pflichten sind Bürgerpflichten.
Erste Bürgerpflicht: Die Menschen dürfen keine anderen Staatsverträge abschließen oder bereits abgeschlossen haben. Hieraus folgt, dass diese ohne die Erlaubnis des Souveräns niemals in den Naturzustand zurückkehren können.15
Zweite Bürgerpflicht: Der Souverän kann nicht angeklagt werden, da dieser keinen Vertrag eingeht und somit nicht vertragspflichtig wird. Da der Vertrag lediglich von den Menschen untereinander abgeschlossen wird und diese ihr Recht auf alles abtreten, ist der Souverän hiervon ausgeschlossen.16
Dritte Bürgerpflicht: Keiner darf sich dem Souverän widersetzen.17
Die weiteren neun Rechte und Pflichten beziehen sich auf den Souverän selbst.
Viertens: Hier bezieht sich Hobbes auf die Macht und Gewalt des Souveräns. Er kann keinem Unrecht tun - jeder einzelne ist Autor dessen, was der Souverän tut.18
Fünftens: Der Souverän kann nicht (mit dem Tode) bestraft werden.19
Sechstens: Der Souverän darf Zensur ausüben.20
Siebtens: Der Souverän bestimmt mit Hilfe der bürgerlichen Gesetze die Eigentumsverhältnisse.21 Achtens: Der Souverän ist oberster Richter.22
Neuntens: Der Souverän ist der oberste Kriegsherr.23
Zehntens: Der Souverän ernennt alle Staatsdiener.24
Elftens: Der Souverän belohnt und bestraft seine Untertanen.25
Zwölftens: Der Souverän verleiht Ehrentitel und bestimmt die Rangfolge seiner Untertanen.26
Hobbes betrachtet diese Gesetze unter dem Aspekt, der zu der Zeit aktuellen politischen Situation und erläutert in diesem Zusammenhang, dass es wichtig ist, dass es keine Gewaltenteilung gibt und alle Entscheidungen durch den Souverän gefällt werden. Hätte der größte Teil Englands dies befolgt und keine Teilung der Gewalt in König, Adel und Unterhaus vorgenommen, wäre das Volk nicht geteilt worden und der Bürgerkrieg hätte vermieden werden können.27
[...]
1 Vgl. Biography. Aufgerufen am 09.07.2019, unter: https://www.biography.com/scholar/thomas-hobbes
2 Law, Stephen (2008): Philosophie. Dorling Kinersley. München. S. 275
3 Vgl. Law, Stephen (2008): S. 275
4 Münkler, Herfried (2014): Thomas Hobbes. Eine Einführung. Campus Verlag. Frankfurt am Main. S. 53
5 Vgl. Maurer, Michael (2007): Kleine Geschichte Englands. Reclam.
6 Vgl. Law, Stephen (2008). S. 275
7 Vgl. Fetscher, Iring (1976): Thomas Hobbes Leviathan. Oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. S. 94-98
8 Hobbes, Thomas (2018): Leviathan Teil I und II. Suhrkamp. Berlin. Kapitel 14.
9 Hobbes, Thomas (2018). Kapitel 14.
10 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 119 - 155
11 Vgl. Law, Stephen (2008). S. 165
12 Hobbes, Thomas (2018). S. 167
13 Hobbes, Thomas (2018). S. 167
14 Hobbes, Thomas (2018). S. 167
15 Vgl. Hobbes, Thomas (2018).S. 168 f.
16 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 169 ff.
17 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 171
18 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 171 f.
19 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 172 f.
20 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 173
21 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 174
22 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 174
23 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 174 f.
24 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 175
25 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 175
26 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 175 f.
27 Vgl. Hobbes, Thomas (2018). S. 176
- Quote paper
- Anonymous,, 2019, Darstellung der Denkansätze und Bezugnahme auf das deutsche Grundgesetz in Thomas Hobbes "Leviathan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1147708
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