Bei Versprechern (engl. slips of the tongue, speech errors) handelt es sich um kein
pathologisches, sondern um ein ganz alltägliches Phänomen, vor dem kein Sprecher sicher
ist. Die Untersuchung von Versprechern im Rahmen der Psycholinguistik ist dem Bereich
der Sprachproduktion und nicht dem der Sprachperzeption zuzuordnen. Wie ein
Verständnis dieser ungewollt missglückten Äußerungen von Seiten des Hörers unter dem
Blickwinkel der Sprachperzeption dennoch möglich ist und abläuft soll in der
vorliegenden Arbeit weitgehend ausgeklammert bleiben. Die sprachwissenschaftliche
Untersuchung von Versprechern gibt nicht nur Aufschluss über physiologische,
psychische, mentale und kognitive Vorgänge bei der Sprachproduktion, sondern kann
auch einen Nachweis für die psychische Realität linguistischer Einheiten und Prozesse
liefern. Dies soll und kann hier jedoch ebenfalls nicht näher behandelt werden.
Nach einer kurzen Darstellung einiger wichtiger, bahnbrechender Werke in der
Versprecherforschung soll eine Definition von Versprechern versucht und einige Hinweise
zu Versprechern als Datentyp gegeben werden. Daran schließt sich die Diskussion einer
möglichen Klassifikation von Versprechern an. Nach Betrachtungen zur Häufigkeitsverteilung
von Versprechern auf die unterschiedlichen, im Rahmen des Klassifikationsversuchs
vorgestellten Kategorien und einer (im gegebenen Rahmen notwendigerweise)
auswahlartigen Darstellung von Regularitäten, denen das Auftreten von Versprechern
unterliegt, sollen schließlich Konsequenzen aus den Versprecherdaten für die Architektur
eines möglichen Sprachproduktions- bzw. Sprachplanungsmodell dargestellt werden. Den
Abschluss bilden einige Ausführungen zu Reparaturen von Versprechern, die sowohl auf
Eigeninitiative des Sprechers als auch auf Initiative des Hörers hin oder in Interaktion der
beiden Gesprächspartner miteinander entstehen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Meilensteine der (psycho-)linguistischen Versprecherforschung
- Definition von Versprechern
- Versprecher als empirische Daten: Methodologische Grundsätze und Problematik der Versprecherdaten
- Zur Klassifikation von Versprechern
- Größe der modifizierten Einheit
- Deskription
- Explikation
- Häufigkeitsverteilung und Regelmäßigkeiten bei Versprechern
- Konsequenzen für ein Modell der Sprachproduktion
- Versprecherbeeinflussende Faktoren und mentales Lexikon
- Zur Architektur eines Sprachproduktions- bzw. Sprachplanungsmodells
- Korrekturen von Versprechern
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Versprecher und untersucht diese im Rahmen der Psycholinguistik. Ziel ist es, die sprachwissenschaftliche Untersuchung von Versprechern als ein Werkzeug zur Erforschung der Sprachproduktion zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die Klassifikation von Versprechern, untersucht ihre Häufigkeitsverteilung und Regelmäßigkeiten und diskutiert die Konsequenzen für ein Modell der Sprachproduktion.
- Klassifikation von Versprechern
- Häufigkeitsverteilung von Versprechern
- Regelmäßigkeiten bei Versprechern
- Konsequenzen für ein Sprachproduktionsmodell
- Korrekturen von Versprechern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Versprecher ein und stellt die Relevanz ihrer Untersuchung für die Psycholinguistik dar. Sie grenzt die Arbeit von anderen Forschungsbereichen ab und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Meilensteine der Versprecherforschung und stellt wichtige Werke und Forscher vor, die maßgeblich zur Entwicklung des Forschungsfeldes beigetragen haben. Es werden die Beiträge von Meringer und Mayer, Fromkin und Dell und Reich hervorgehoben.
Kapitel 3 widmet sich der Definition von Versprechern und erläutert die intensionale Definition als nicht-geplante Abweichungen von der idiolektalen Norm. Es werden die Einschränkungen der Definition auf kompetente Sprecher und die Abgrenzung von Sprachfehlern bei Sprachlernenden und Sprachgestörten diskutiert.
Kapitel 4 behandelt die methodologischen Grundsätze und die Problematik der Versprecherdaten. Es werden die beiden Arten von Daten, spontane Versprecher und im Labor erzeugte Versprecher, vorgestellt und die Vor- und Nachteile beider Methoden diskutiert.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Klassifikation von Versprechern und stellt verschiedene Kategorien vor, die sich nach der Größe der modifizierten Einheit, der Deskription und der Explikation unterscheiden.
Kapitel 6 untersucht die Häufigkeitsverteilung von Versprechern auf die verschiedenen Kategorien und stellt Regelmäßigkeiten im Auftreten von Versprechern fest.
Kapitel 7 diskutiert die Konsequenzen der Versprecherdaten für die Architektur eines Sprachproduktionsmodells. Es werden die Rolle des mentalen Lexikons und die verschiedenen Faktoren, die Versprecher beeinflussen, beleuchtet.
Kapitel 8 behandelt die Korrekturen von Versprechern und analysiert die verschiedenen Strategien, die Sprecher und Hörer zur Behebung von Fehlleistungen einsetzen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Versprecher, Sprachproduktion, Psycholinguistik, Sprachplanungsmodell, mentales Lexikon, Klassifikation, Häufigkeitsverteilung, Regelmäßigkeiten, Korrekturen.
- Quote paper
- Thomas Strobel (Author), 2004, Versprecher als Daten für ein Sprachproduktionsmodell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114603