„La questione meridionale (...) ha continuato a condizionare e anche a intossicare la vita del Paese“1 – so die beiden Schriftsteller und Journalisten Indro Montanelli und Mario Cervi über die italienische Nord-Süd-Problematik.
Was ist jedoch unter der sogenannten „Südfrage“ Italiens zu verstehen? Kann ein präziser Zeitpunkt ihrer Entstehung festgesetzt werden? Worin sind ihre Ursachen zu sehen?
In der vorliegenden Arbeit soll ein Schwerpunkt auf die Darstellung der regionalen Ungleichgewichte in Italien gesetzt werden, der eine Untersuchung zu den seit dem Jahr 1950 seitens der Politik ergriffenen Maßnahmen, eingeleitet durch die Gründung der „Cassa per il Mezzogiorno“, zum Abbau des Nord-Süd-Gefälles folgen soll.
Auf die eigentlichen geschichtlichen Ursprünge des Problems, mit der Gründung des italienischen Nationalstaates 1861/1870, und die zu diesem Zeitpunkt aufgrund unzureichender Kenntnisse begangenen Fehleinschätzungen der Lage des Südens, kann im Rahmen dieser Abhandlung nicht eingegangen werden. Der voreilige Anschluß des Südens der Penisola, ohne vorausgehende Befragung der südlichen Bevölkerung, sowie die in der Folge zunehmende Anhäufung politischer Versäumnisse, die mit der Zeit des Faschismus – der in der „questione meridionale“ kein zentrales Problem sah2 – in eine gänzliche Ignorierung der bestehenden Tatsachen mündet, trugen gleichermaßen zu einer äußerst schwierigen Lage bei, der es schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg zu entgegnen galt.
Nach einer Abgrenzung des Begriffs des „Mezzogiorno“ und einer anschließenden Ausführung über mögliche Ursachen der „questione meridionale“ nach Meinung der Meridionalisten, soll im Folgenden versucht werden, die regionalen Disparitäten in den wirtschaftlichen und sozialen Strukturen Italiens sowie das Vorgehen gegen derartige Mißverhältnisse im Rahmen der Mezzogiorno-Politik nach 1950 aufzuzeigen. Es gilt, die Entwicklung der „questione meridionale“ – die bedeutende Intellektuelle Italiens über lange Zeit hinweg beschäftigt hat und immer noch beschäftigt –, nach ihrer langwährenden, weitgehend bewußten Mißachtung, seit dem Beginn der Schaffung außerordentlicher Maßnahmen gegen Ende des Wiederaufbaus der Nachkriegszeit, aufzuzeigen. Schließlich sollen aktuelle Probleme bzw. die Verlagerung der Schwerpunkte innerhalb des Problemkomplexes angesprochen werden.
1 Montanelli / Cervi, S. 364
2 Brütting, S. 494
Inhaltsverzeichnis
- A - Einleitung
- B – Hauptteil
- 1. Zum Begriff des „Mezzogiorno"
- 2. Ursachen der „questione meridionale“
- 3. Regionale Disparitäten der wirtschaftlichen und sozialen Struktur
- 4. Die Phasen der Mezzogiorno-Politik nach 1950
- 5. Aktuelle Entwicklungen und Probleme
- C-Zusammenfassung
- D-Anmerkungen
- E - Anhang
- F - Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der „questione meridionale“, der Nord-Süd-Problematik in Italien. Sie analysiert die Ursachen der regionalen Ungleichgewichte und untersucht die seit 1950 ergriffenen Maßnahmen zur Reduzierung des Nord-Süd-Gefälles, insbesondere die „Cassa per il Mezzogiorno“. Die Arbeit beleuchtet die historischen Wurzeln des Problems, die Entwicklung der „questione meridionale“ und die aktuellen Herausforderungen.
- Definition des Begriffs „Mezzogiorno“
- Ursachen der „questione meridionale“
- Regionale Disparitäten in Wirtschaft und Gesellschaft
- Mezzogiorno-Politik nach 1950
- Aktuelle Entwicklungen und Probleme
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die „questione meridionale“ als ein zentrales Problem der italienischen Gesellschaft vor und skizziert die Themen der Arbeit. Der Hauptteil beginnt mit einer Definition des Begriffs „Mezzogiorno“ und beleuchtet die Ursachen der regionalen Disparitäten. Es werden verschiedene Erklärungsansätze vorgestellt, die von rassistischen Theorien bis hin zu sozio-ökonomischen Faktoren reichen. Im Anschluss werden die regionalen Unterschiede in der wirtschaftlichen und sozialen Struktur Italiens dargestellt, wobei die statistischen Daten die starke Benachteiligung des Südens deutlich machen. Der Hauptteil widmet sich dann der Mezzogiorno-Politik nach 1950, die mit der Gründung der „Cassa per il Mezzogiorno“ eingeleitet wurde. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Phasen der Politik und ihre Erfolge und Misserfolge. Abschließend werden aktuelle Entwicklungen und Probleme der „questione meridionale“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „questione meridionale“, die Nord-Süd-Problematik in Italien, die regionalen Disparitäten, die Mezzogiorno-Politik, die „Cassa per il Mezzogiorno“, die Entwicklung des Südens, die Ursachen der Unterentwicklung, die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, die Migration, die Geschichte Italiens und die aktuelle Situation.
- Quote paper
- Thomas Strobel (Author), 2000, La "questione meridionale", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114595