Wann, wo und wie lebten die ersten Vormenschen, Frühmenschen, Altmenschen und Jetztmenschen? Wie sahen sie aus, wie groß wurden sie, an welchen Krankheiten litten sie, welche Kleidung und welchen Schmuck trugen sie, wie haben sie gewohnt, was haben sie gegessen und getrunken, und was haben sie geglaubt?
Auf alle diese und viele andere Fragen soll das Taschenbuch „Rekorde der Urmenschen“ eine Antwort geben. Es schildert die Entwicklung von noch affenähnlichen Vormenschen bis zu vernunftbegabten Jetztmenschen jener Art, zu der auch wir gehören.
Die ersten Behausungen des Menschen werden ebenso behandelt wie die frühesten Siedlungen, Befestigungsanlagen, Seeufersiedlungen, Tempel, Möbel, Kleidungs- und Schmuckstücke, Werkzeuge, Waffen, Haustiere, Musikinstrumente und Kunstwerke. Außerdem erfährt man viel über die Krankheiten und Verletzungen unserer frühen Vorfahren, die ersten Operationen und die Medizinmänner der Steinzeit.
Weitere Themen sind die Tiere, die von Menschen gejagt wurden, die Anfänge der Religion mit den ersten Bestattungen, Kannibalismus und Menschenopfern, die frühesten Tauschgeschäfte, Boote, Wagen, Straßen, Reittiere, der Beginn von Ackerbau und Viehzucht sowie Töpferei, die früheste Nutzung von Metallen und die erste Schrift.
Das Wissen über diese „Rekorde der Urmenschen“ ist in unzähligen Büchern, Fachpublikationen, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln verstreut, die häufig den Laien nicht bekannt, zugänglich und manchmal auch nicht verständlich sind, daß sie in fremden Sprachen oder einer zu wissenschaftlichen Sprache abgefaßt wurden. Das Material für das vorliegende Buch wurde durch intensives Literaturstudium in Fachbibliotheken, durch Briefe und Gespräche mit Spezialisten zusammengetragen und in allen Fällen überprüft.
Jeder der erwähnten „Rekorde der Urmenschen“ kann durch einen neuen spektakulären Fund übertroffen werden. Denn die Erforschung der Vergangenheit von Menschen und den Erfindungen unserer Vorfahren steht nicht still. Was heute gilt, kann morgen schon überholt sein. So ist dieses Buch lediglich der Versuch einer Momentaufnahme des gegenwärtigen Wissensstandes.
Die Texte des Taschenbuches „Rekorde der Urmenschen“ stammen aus dem Werk „Rekorde der Urzeit“ (1992) des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst in alter Rechtschreibung. Daraus entstanden 2008 zwei Bände: Bei „GRIN Verlag für akademische Texte“ erschienen „Rekorde der Urzeit“ (Landschaften, Pflanzen, Tiere) und „Rekorde der Urmenschen“.
INHALT
Vorwort
1. Die Menschen
2. Größe, Krankheiten und Verletzungen von Menschen
3. Wohnstätten, Siedlungen und Befestigungen
4. Feuer und Wasser
5. Die Kleidung
6. Nahrung
7. Jäger und Sammler
8. Werkzeuge und Waffen
9. Ackerbauern und Viehzüchter
10. Gefäße und Möbel
11. Metalle und Glas
12. Transport und Verkehr
13. Körperpflege
Die ältesten Reste von Schminkstiften
14. Sport
15. Der Schmuck
16. Tauschgeschäfte
17. Die Kunst
18. Die Religion
19. Die Schrift
Die älteste kalenderartige Aufzeichnung
Der Autor
Literatur
Bildquellen
VORWORT
Rekorde der Urmenschen
Wann, wo und wie lebten die ersten Vormenschen, Frühmenschen, Urmenschen und Jetztmenschen? Wie sahen sie aus, wie groß wurden sie, an welchen Krankheiten litten sie, welche Kleidung und welchen Schmuck trugen sie, wie haben sie gewohnt, was haben sie gegessen und getrunken, und was haben sie geglaubt?
Auf alle diese und viele andere Fragen soll das Taschenbuch „Rekorde der Urmenschen“ eine Antwort geben. Es schildert die Entwicklung von noch affenähnlichen Vormenschen bis zu vernunftbegabten Jetztmenschen jener Art, zu der auch wir gehören.
Die ersten Behausungen des Menschen werden ebenso behandelt wie die frühesten Siedlungen, Befestigungsanlagen, Seeufersiedlungen, Tempel, Möbel, Kleidungsund Schmuckstücke, Werkzeuge, Waffen, Haustiere, Musikinstrumente und Kunstwerke. Außerdem erfährt man viel über die Krankheiten und Verletzungen unserer frühen Vorfahren, die ersten Operationen und die Medizinmänner der Steinzeit.
Weitere Themen sind die Tiere, die von Menschen gejagt wurden, die Anfänge der Religion mit den ersten Bestattungen, Kannibalismus und Menschenopfern, die frühesten Tauschgeschäfte, Boote, Wagen, Straßen, Reittiere, der Beginn von Ackerbau und Viehzucht sowie Töpferei, die früheste Nutzung von Metallen und die erste Schrift.
Das Wissen über diese „Rekorde der Urmenschen“ ist in unzähligen Bü- chern, Fachpublikationen, Zeitungsund Zeitschriftenartikeln verstreut, die häufig den Laien nicht bekannt, zugänglich und manchmal auch nicht verständlich sind, daß sie in fremden Sprachen oder einer zu wissenschaftlichen Sprache abgefaßt wurden. Das Material für das vorliegende Buch wurde durch intensives Literaturstudium in Fachbibliotheken, durch Briefe und Gespräche mit Spezialisten zusammengetragen und in allen Fällen überprüft.
Jeder der erwähnten „Rekorde der Urmenschen“ kann durch einen neuen spektakulären Fund übertroffen werden. Denn die Erforschung der Vergangenheit von Menschen und den Erfindungen unserer Vorfahren steht nicht still. Was heute gilt, kann morgen schon überholt sein. So ist dieses Buch lediglich der Versuch einer Momentaufnahme des gegenwärtigen Wissensstandes.
Die Texte des Taschenbuches „Rekorde der Urmenschen“ stammen aus dem Werk „Rekorde der Urzeit“ (1992) des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst
Probst in alter Rechtschreibung. Daraus entstanden 2008 zwei Bände: Bei
„GRIN Verlag für akademische Texte“ erschienen „Rekorde der Urzeit“ (Landschaften, Pflanzen, Tiere) und „Rekorde der Urmenschen“.
1. Die Menschen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Frühmenschen der Art Homo erectus heidelbergenis bzw. Homo heidelbergensis vor etwa 630000 Jahren auf der Jagd. Sie gelten als die ältesten Mitteleuropäer.
Als die ersten Menschenartigen (Hominiden) gelten die Vormenschen (Praeanthropinen) in Afrika. Bisher ist nicht geklärt, von welchen Menschenaffen sie abstammen. Diese Vormenschen werden allesamt zur Gattung Australopithecus (lateinisch: australis = südlich, griechisch: pithekos = Affe, also „Südaffe“) gerechnet, von der mehrere Arten bekannt sind. Den Begriff Australopithecus hat der südafrikanische Anatom Arthur Dart (1893–1988) aus Johannesburg für einen 1944 bei Taung im Betschuanaland entdeckten Kinderschädel verwendet. Die ersten Australopithecinen haben vielleicht schon im Pliozän vor etwa 5 Millionen Jahren gelebt. So alt sollen die mehr oder minder umstrittenen Funde von Lothagam, Tabarin und Kanapoi in Kenia sein. Die Vormenschen unterschieden sich von den Menschenaffen durch ein mehr menschlich geformtes Becken sowie den Skelettbau der Beine und Füße, der eine aufrechte Körperhaltung und zweibeinigen Gang ermöglichte. Ihr Gehirnschädelinhalt übertraf mit etwa 440 bis 530 Kubikzentimetern schon denjenigen der Menschenaffen. Die Vormenschen waren etwa 1,10 bis 1,40 Meter groß.
Die Texte im Kapitel „Menschen“ stammen – wie erwähnt – aus dem Buch „Rekorde der Urzeit“ (1992). Kurz vor und nach dem Erscheinen dieses Titels glückten – laut Online-Lexikon „Wikipedia“ – weitere wichtige Entdeckungen von Vormenschen, Frühmenschen und Altmenschen:
1991 entdeckte der deutsche Paläanthropologe Friedemann Schrenk in Malawi einen etwa 2,5 Millionen Jahre alten Unterkiefer des Frühmenschen Homo rudolfensis. Dieser gilt als ältester Fund der Gattung Homo. Homo rudolfensis existierte vor etwa 2,5 bis 1,8 Millionen Jahren. Funde dieser Art kennt man aus Koobi Fora in Kenia am Rudolfsee (heute Turkana-See), Äthiopien und Malawi. Die Zähne von Homo rudolfensis haben noch starke Ähnlichkeit mit denen der Gattung Australopithecus. Oberschenkel und Fußknochen dagegen ähneln der Gattung Homo. Homo rudolfensis war etwa 1,55 Meter groß und ernährte sich vermutlich überwiegend von Pflanzen. Man spekuliert, er sei der erste Hominide gewesen, der Werkzeuge benutzte. Homo rudolfensis gilt als Vorfahre des bis zu 1,80 Meter großen Homo ergaster mit einem Gehirnvolumen zwischen etwa 750 und 900 Kubikzentimetern, der Werkzeuge herstellte und benutzte. Das griechische Wort ergaster bedeutet „Handwerker“. Es ist umstritten, ob Homo ergaster eine eigene Art ist oder ob seine Fossilien nur von einer zeitlichen und regionalen Variante von Homo erectus stammen.
1992/1993 wurden in Aramis westlich des Awash im Afar-Dreieck in Äthiopien Fossilien eines vor etwa 4,4 Millionen Jahren lebenden Vormenschen entdeckt. Spätere Funde dieser Art waren sogar noch deutlich älter. Tim White, Gen Suwa und Berhane Asfaw beschrieben die ersten Reste 1994 als Australopithecus ramidus und 1995 nach der
Entdeckung eines nahezu vollständigen Skeletts als Ardipithecus ramidus. Als Kennzeichen dieser Art gelten die verlängerten, schimpansenähnlichen Eckzähne (Reißzähne), wegen denen diese Art von der Gattung Australopithecus abgetrennt wurde. Gattungsund Artname von Ardipithecus ramidus beruhen auf Wörtern aus der Afar-Sprache:
„ardi“ bedeutet Erdboden und „ramid“ heißt Wurzel („Bodenaffe an der Wurzel des Menschen“). Diese Art soll zwischen etwa 5,8 bis 4,4 Millionen Jahren existiert haben.
1994 fand man in Kanapoi (Kenia) nahe des Turkana-Sees den ersten Rest eines Vormenschen, der 1995 von Meave Leakey als neue Art namens Australopithecus anamensis beschrieben wurde. Der Artname anamensis beruht auf dem Wort „anam“ der Turkana-Sprache für
„See“, demnach bedeutet Australopithecus anamensis „südlicher Affe vom See“. Kurz darauf kamen am gleichen Ort und am Nordrand des Turkana-Sees in Allia Bay weitere Fossilien – darunter mehrere Unterkiefer und Oberkiefer sowie einzelne Zähne – zum Vorschein. Die insgesamt 21 der Erstbeschreibung zugrundliegenen Individuen wurden auf ein Alter von etwa 4,2 bis 3,9 Millionen Jahre datiert. Australopithecus anamensis gilt als die älteste Art der Australopithecinen. Sein Schä- del gleicht dem der Schimpansen. Seine großen Backenzähne deuten auf den Verzehr von relativ grober pflanzlicher Nahrung hin. Und nach dem Bau seiner Extremitäten zu schließen, war der auf- rechte Gang schon voll entwickelt. 1997 entdeckte Yohannes Haile-Selassie in der Afar-Region, westlich des heutigen Awash am östlichen Rand der Halbinsel Bouri in Äthiopien, den fragmentarisch erhaltenen Schädel eines etwa 2,5 Millionen Jahre alten Vormenschen. Eine Paläontologengruppe um Berhane Asfaw und Tim White beschrieb 1999 diesen Fund als neue Art namens Australopithecus garhi, die von Australopithecus afarenis abstammen und ein möglicher Vorfahre der frühesten Vertreter der Gattung Homo sein soll. Das Wort „garhi“ aus der Afar- Sprache bedeutet „Erstaunen, Überraschung“. Australopithecus garhi heißt also „der überraschende südliche Affe“. Sein Gehirnvolumen betrug etwa 450 Kubikzentimeter, wenig mehr als ein Schimpansengehirn mit etwa 400 Kubikzentimeter.
1999 entdeckte Meave Leakey in Kenia die rund 3 Millionen Jahre alten Reste eines Vormenschen, der Kenyanthropus platyops genannt wird. Diesen Fund bezeichnet man wegen seines flachen Gesichtsschädels auch als „Flat Faced Man“. Seine Stellung als eigene Gattung neben Australopithecus ist umstritten.
2000 barg man im Rift Valley in Kenia Reste des sogenannten „Millennium- Mannes“ der Art Orrorin tugenensis und 2001 einen Schädelknochen im Tschad, welcher der Art Sahelanthropus tchadensis (auch „Toumai“ genannt) zugerechnet wird. Diese beiden Funde könnten vielleicht die „ältesten Vorläufer des
Menschen“ sein. Wenn sich dies bewahrheitet, gab es schon vor 6 bis 7 Millionen Jahren aufrecht gehende Hominiden.
2003 wurden in der Liang-Bua-Höhle auf der indonesischen Insel Flores ein fast vollständiges Skelett sowie Reste von sechs weiteren Menschen entdeckt, die vermutlich in der Zeit vor etwa 100000 bis 12000 Jahren lebten. 2004 beschrieben Peter Brown und andere Forscher diese Funde als eine bisher unbekannte Art namens Homo floresiensis („Der Mensch von Flores“). Neben diesem wissenschaftlichen Namen findet man in der Literatur auch den von den Entdeckern scherzhaft gebrauchten Ausdruck „Hobbit“. Zum Fundgut gehören Werkzeuge, verkohlte Knochen eines Komodowarans und Schädel des ausgestorbenen Zwergelefanten Stegodon. Das fast vollständige Skelett stammte von einer etwa 30jährigen Frau von nur 1 Meter Größe, einem geschätzten Körpergewicht von etwa 16 bis 29 Kilogramm und einem Gehirnvolumen vergleichbar dem von Schimpansen von etwa 380 Kubikzentimetern. Es ist umstritten, ob es sich bei Homo floresiensis um eine eigenständige Menschenart oder eine kleine Form des modernen Menschen mit Mikrozephalie handelt. Homo floresiensis soll vor etwa 12000 Jahren nach einem Vulkanausbruch auf Flores, der den gesamten Regenwald verwüstete, ausgestorben sein.
Als älteste sichere Funde von Vormenschen galten zeitweise Fossilien der Art
Australopithecus afarensis, die vor etwa 3,8 Millionen Jahren in Laetoli (Tansania) vorkam. Einige hunderttausend Jahre jüngere Funde von dieser Spezies wurden in Hadar (Äthiopien) entdeckt. Der Name Australopithecus afarensis wurde 1978 von den amerikanischen Anthropologen Donald C. Johanson und Tim D. White sowie von dem französischen Anthropologen Yves Coppens für Funde aus dem Afar-Dreieck (Hadar) in Äthiopien geprägt, die von einer internationalen Expedition zwischen 1973 und 1977 geborgen wurden.
Der bekannteste Fund der Vormenschenart Australopithecus afarensis ist die vor etwa 3 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Äthiopien lebende Frau namens „Lucy“. Die Ausgräber wählten diesen Namen, weil sie zur Zeit der Entdeckung im Jahre 1974 häufig den Beatles-Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ abspielten. Äthiopische Forscher tauften „Lucy“ später in „Denkenesh“ (zu deutsch: „die Wunderbare“) um. Von „Lucy“ bzw. „Denkenesh“ sind etwa 40 Prozent der Skelettreste erhalten: nämlich Schädelteile, Unterkiefer, Teile des rechten Schulterblatts, vollständiger rechter Oberarmknochen, fast vollständige Ellenbogen, Speichenbruchstücke, einige Handknochen, sieben Wirbel, Kreuzbein, linker Beckengürtel, vollständiger linker Oberschenkelknochen, rechtes Schienbeinund Wadenbeinbruchstück, rechtes Sprungbein, etliche Rippenfragmente.
„Lucy“ hatte lange Arme und kurze
Beine und konnte bereits zweibeinig gehen.
Die ältesten Nachweise der Vormenschenart Australopithecus africanus, die aus Australopithecus afarensis hervorging, sind etwa 3,3 Millionen Jahre alt. Der Ausdruck Australopithecus africanus wurde 1925 von dem südafrikanischen Anatom Raymond Dart für den bereits erwähnten Kinderschädelfund von Taung gewählt. Die Männer dieser Art waren deutlich größer als die Frauen. Australopithecus africanus behauptete sich vielleicht bis vor etwa 2 Millionen Jahren.
Die kräftigsten Vormenschen gehörten den Arten Australopithecus robustus und Australopithecus boisei an, die vor etwa 2 Millionen Jahren in Afrika heimisch waren. Diese beiden Arten ernährten sich – nach ihrem Gebiß zu schließen – vor allem von harten Pflanzen und Körnern. Sie hatten nämlich ein massiges Backenzahngebiß und kleine Schneideund Eckzähne, starke Kaumuskeln und einen Scheitelkamm auf dem Schädel. Die ersten Funde von Australopithecus robustus wurden 1938 von dem südafrikanischen Anatom Robert Broom beschrieben. Er nannte sie Paranthropus robustus. 1954 führte der englische Anthropologe Kenneth Page Oakley die heute gültige Bezeichnung Australopithecus robustus ein. Die ersten Überreste von Australopithecus boisei wurden 1959 von der englischstämmigen Archäologin Mary Leakey
(1913–1996) in der Olduvaischlucht entdeckt und von ihrem Mann, dem kenianischen Paläontologen Louis Seymour Bazett Leakey (1903–1987) als Zinjanthropus bosei bezeichnet. Der heute übliche Name Australopithecus boisei wurde später von Louis S. B. Leakey zusammen mit Phillip Tobias aus Johannesburg (Südafrika) und dem englischen Primatologen John R. Napier (1917–1987) gewählt. Der Artname erinnert an den holländischen Arzt Charles Boise, der die Grabungen finanziell unterstützte.
Die ältesten Fußspuren des Vormenschen Australopithecus wurden 1976 bei Laetoli (Tansania) in einem Fluß- bett entdeckt. Sie sind in feine vulkanische Asche eingedrückt und vor etwa 3,5 Millionen Jahren entstanden. Die Fußabdrücke stammen von einem Erwachsenen (Länge: 21,5 Zentimeter, Breite: 10 Zentimeter) und von einem Kind (Länge: 18,5 Zentimeter, Breite: 8,8 Zentimeter). Die Schrittlängen betrugen beim Erwachsenen 47,2 Zentimeter und beim Kind 38,7 Zentimeter.
Zu den ersten Frühmenschen gehören die Angehörigen der Art Homo habilis („geschickter Mensch“). Sie sind aus Vormenschen hervorgegangen und existierten vermutlich vor etwa 2,5 bis 1,4 Millionen Jahren in Ostafrika. Homo habilis ist einer der frühesten Vertreter der Gattung Homo (Mensch), zu der auch wir gehören. Er wurde 1964 nach einem Fund aus der Olduvai-Schlucht in Tansania von den Forschern Louis S. B. Leakey (1903–1987), Phillip Tobias und John R. Napier (1917–1987) beschrieben. Diese Art war bis zu 1,45 Meter groß, hatte mit etwa 650 Kubikzentimetern ein größeres Gehirnvolumen als seine Vorgänger sowie ein fortschrittlicheres Gesichtsund Fuß- skelett. Homo habilis konnte mit wenigen Schlägen aus Flußgeröllen primitive Schlag-, Schneideund Schabewerkzeuge zurechthauen. Es wurden aber auch mehr oder minder eckige Felsgesteinsstücke als Rohstoff für Werkzeuge verwendet.
Die erste in mehreren Erdteilen verbreitete Frühmenschenart war Homo erectus (lateinisch: erectus = aufgerichtet, also aufgerichteter Mensch), ein unlogischer Begriff, weil – wie man heute weiß – schon die Vormenschen aufrecht gehen konnten. Homo erectus kam in Afrika (Koobi-Fora am Turkanasee in Kenia) schon vor mehr als 1,5 Millionen Jahren vor, in Europa (Dmanisi in Georgien) vor mehr als 1,5 Millionen Jahren und in Asien (Modjokerto und Sangiran auf Java) vor 1 Million Jahren. Der Begriff Homo erectus geht auf den holländischen Militärarzt Eugène Dubois (1858–1940) zurück, der auf Java die ersten Überreste entdeckte und sie 1894 als Pithecanthropus erectus beschrieb (griechisch: pithekos = Affe, anthropus = Mensch, also Affenmensch). Der Begriff Homo erectus stammt von dem deutsch-amerikanischen Paläanthropologen Franz Wei- denreich (1873–1948), der diesen Namen 1940 prägte. Homo erectus war meist bis zu 1,60 Meter groß (es gab aber auch merklich größere Frühmenschen), hatte einen Schädel mit dikken Überaugenwülsten vor einer flachen Stirn sowie ein Gliedmaßenskelett, das sich nur wenig von dem heutiger Menschen unterschied. Diese Frühmenschen existierten bis vor etwa 300000 Jahren. Sie entwickelten im Laufe der Zeit den Faustkeil, zähmten das Feuer, bauten Hütten und jagten mit zugespitzten Holzlanzen sogar Elefanten.
Die ersten Skelettreste des Frühmenschen Homo erectus wurden durch den erwähnten holländischen Militärarzt Eugène Dubois auf Java entdeckt. Er fand 1890 bei Kedung Brubus ein Unterkieferfragment ohne Zähne, 1891 in den Schwemmsanden des Solo- Flußes bei Trinil Zähne und ein Schä- deldach und 1892 bei Trinil einen linken Oberschenkelknochen, der aufgrund seiner Anatomie eine aufrechte Körperhaltung bezeugte. All die hier beschriebenen Funde von Dubois sind etwa 700000 Jahre alt.
Der älteste Rest eines Frühmenschen in Europa wurde 1991 in Dmanisi im Norden des Kaukasus in Georgien entdeckt. Dabei handelt es sich um den Unterkiefer einer jungen Frau, die vor mehr als 1,5 Millionen Jahren gelebt hat. Die aufsehenerregende Entdeckung gelang bei Ausgrabungen der Akademie der Wissenschaften in Tiflis und des Rö- misch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz (RGZM). Der Unterkiefer mit 16 Zähnen wurde von der deutschen Prähistorikerin Antje Justus geborgen, die zusammen mit ihrem Chef, Professor Dr. Gerhard Bosinski vom RGZM, nach Dmanisi gereist war, um die Ausgrabungen einer steinzeitlichen Siedlung zu beobachten. Das hohe geologische Alter des Unterkiefers wurde durch eine Untersuchung an einer amerikanischen Universität ermittelt.
Die ältesten Fossilien von Frühmenschen in Westeuropa wurden in der Atapuerca-Grotte nahe der spanischen Stadt Burgos entdeckt. Dort barg das Team des Paläontologen Eudald Carbonell einen Unterkiefer und Zähne eines Frühmenschen, der vor etwa 1,2 Millionen Jahren lebte. Der Fund wird zur Art Homo antecessor gerechnet, die als Vorfahr des Neandertalers und modernen Menschen gilt. Homo antecessor („Entdecker“) soll aus Afrika nach Europa eingewandert sein. Ein ca. 800000 Jahre altes Fossil dieser Art fand man 1994 in einer benachbarten Grotte.
Die ältesten Reste von Frühmenschen der Art Homo erectus in Asien wurden 1936 auf Java entdeckt. Dort fand der eingeborene Sammler Mantri Andojo in Nähe des Dorfes Perning bei Modjokerto den Hirnschädel eines Kindes, den der in Deutschland geborene holländische Paläontologe Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald (1902–1982) untersuchte. Der Fund dürfte nach radiometrischen Datierungen etwa 1 Million Jahre alt sein. Im selben Jahr kamen ähnlich alte Funde nahe dem Dorf Bukuran und östlich von Kalijoso bei Sangiran, etwa 50 Kilometer von Modjokerto entfernt, zum Vorschein.
Als ältester Mitteleuropäer gilt der Frühmensch Homo erectus heidelbergensis oder Homo heidelbergensis vor etwa 630000 Jahren, von dem 1907 in Mauer bei Heidelberg ein Unterkiefer mitsamt Zähnen gefunden wurde. Entdekker war der Sandgrubenarbeiter Daniel Hartmann (1854–1952) aus Mauer. Der Unterkiefer wurde von dem Heidelberger Paläontologen Otto Schoetensack (1850–1912) untersucht. Der mächtige Unterkiefer stammt von einem Mann, der im Alter von etwa 20 Jahren starb. Der Fund aus Mauer wird als Heidelberg-Mensch bezeichnet.
Die letzten Frühmenschen der Art Homo erectus existierten vor etwa 300000 Jahren. Zu ihnen gehören in Deutschland die Frühmenschen von Bilzingsleben in Thüringen und der Frühmensch von Reilingen in Baden-Württemberg. Der erste Knochenrest (ein Hinterhauptstück) in Bilzingsleben wurde 1972 von dem Prähistoriker Dietrich Mania aus Halle/Saale entdeckt. Zwischen 1974 und 1982 kamen in Bilzingsleben weitere menschliche Schädelteile und zwei Zähne zum Vorschein. Diese Funde erhielten den wissenschaftlichen Namen Homo erectus bilzingslebenensis, den 1978 der Prager Anthropologe Emanu- el Vlcek prägte. Die Entdeckungsgeschichte des Reilinger Frühmenschen begann 1978, als ein Kiesgrubenarbeiter den hinteren Teil eines Menschenschä- dels barg. Der Fund wurde dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart übergeben und einige Jahre später dem Tübinger Paläanthopologen Alfred Czarnetzki zur Bearbeitung überlassen. 1989 nannte Czarnetzki diesen Fund offiziell Homo erectus reilingensis, so hatte er ihn schon einige Jahre vorher mündlich bezeichnet.
Die ältesten Fußabdrücke von Frühmenschen der Art Homo erectus kennt man aus Vérteszöllös in Ungarn und bei Nizza in Frankreich. In Vérteszöllös wurden neben vier Milchzähnen eines etwa siebenjährigen Kindes und dem Hinterhauptsbein eines jungen Mannes auch einige Fußabdrücke in ehemals weichem Kalkschlamm entdeckt. Diese Fußabdrücke sind zwischen 400000 und 350000 Jahre alt. Fast 400000 Jahre alt soll der 24 Zentimeter lange Fuß- abdruck von einem Menschen auf dem Wohnplatz Terra Amata bei Nizza sein.
Die ersten frühen Neandertaler existierten bereits vor etwa 300000 Jahren in Europa. Sie werden jedoch unterschiedlich bezeichnet. Ein Teil der Wissenschaftler nennt sie frühe Neandertaler oder Vorneandertaler (Anteneandertaler) oder Homo sapiens anteneandertalensis. Andere Experten sprechen dagegen von einer Praesapiens-Stufe (Homo sapiens praesapiens) oder von Steinheim-Menschen (Homo sapiens steinheimensis), weil einer der aussagekräftigsten Funde aus dieser Zeit in Steinheim an der Murr in Baden-Württemberg zum Vorschein kam. Weitere Funde dieses Typs kennt man aus England (Swanscombe) und Frankreich (Lazaret-Höhle bei Nizza, Fonté- chevade in Südfrankreich und Montmaurin in den französischen Pyrenäen). Die frühen Neandertaler besaßen ein etwa 1300 bis 1500 Kubikzentimeter großes Gehirn, einen kräftigen Überaugenwulst, eine flache Stirn und ein fliehendes Kinn. Die Neandertaler werden als Altmenschen oder Paläanthropinen bezeichnet.
Der am besten erhaltene Schädel eines frühen Neandertalers aus der Zeit vor etwa 300000 Jahren wurde 1933 in einer Kiesgrube von Steinheim an der Murr in Baden-Württemberg entdeckt. Dieser Fund wurde durch den Stuttgarter Paläontologen Fritz Berckhemer (1890–1954) untersucht und 1934 als Homo steinheimensis bezeichnet. Heute wird dieser bedeutende Fund entweder Homo steinheimensis oder Homo sapiens anteneanderthalensis genannt. Er gilt als einer der frühesten Angehö- rigen der Art Homo sapiens.
Die ersten Neandertaler – auch „klassische Neandertaler“ genannt – sind zu Beginn der Würm-Eiszeit vor etwa 115000 Jahren nachweisbar. Sie behaupteten sich bis vor etwa 35000 Jahren und verschwanden dann aus bisher ungeklärten Gründen. Die späten oder klassischen Neandertaler wurden zunächst Homo neanderthalensis genannt, inzwischen bezeichnet man sie als Homo sapiens neanderthalensis. Diesen Begriff führte 1931 der Wittenberger Ornithologe und Theologe Otto Kleinschmidt (1870–1954) ein. Die späten Neandertaler hatten einen robusten Körperbau mit sehr massiven Extremitätenknochen, die im Unterarm und Oberschenkel oft stark gebogen waren. Sie besaßen eine flache Stirn, ein durchschnittlich 1500 Kubikzentimeter gro- ßes Gehirn, kräftige Überaugenwülste, massive Vorderzähne und starke Muskeln. Späte Neandertaler lebten in West, Mittelund Osteuropa. Sie wohnten in Höhlen, unter Felsdächern und in zeltartigen Behausungen, jagten mit Stoß- lanzen und Wurfspeeren unter anderem Elefanten, Nashörner, Wildpferde, Hirsche, Rentiere und Bären. Außerdem gelten sie als die ersten Urmenschen, die ihre Toten sorgfältig bestatteten und vermutlich bereits religiöse Vorstellungen entwickelten.
Der berühmteste Neandertaler-Fund – wenn nicht sogar der bekannteste Urmenschen-Fund überhaupt – glückte 1856 in der Kleinen Feldhofer Grotte im Neandertal bei Düsseldorf-Mettmann in Nordrhein-Westfalen. Nach diesem Tal, das damals noch mit „th“ geschrieben wurde, sind die Neandertaler (Homo sapiens neanderthalensis) benannt. Die Skelettreste dieses späten Neandertalers aus der Zeit vor etwa
70000 Jahren kamen beim Abbruch der Kleinen Feldhofer Grotte zum Vorschein. Als erster erkannte der von den Steinbrucharbeitern herbeigerufene Realschullehrer und Höhlenforscher Carl Fuhlrott (1803–1877) aus Wuppertal-Elberfeld die wahre Natur dieser Skelettreste und deren hohes geologisches Alter. Seine Schlußfolgerungen wurden jedoch anfangs nur von wenigen zeitgenössischen Experten geteilt. Erst seit 1901 wurde der Neandertaler allgemein als Urmensch betrachtet. Von dem Skelett sind das Schädeldach, beide Oberschenkel, der rechte und der linke Oberarm, fünf Rippenfragmente und die linke Beckenhälfte erhalten. Sie stammen von einem erwachsenen Menschen, der zu Lebzeiten an allerlei Krankheiten litt. Die Skelettreste dieses Neandertalers werden im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt.
Die ersten Skelettreste von Neandertalern wurden 1829/1830 bei Ausgrabungen in den Höhlen von Engis bei Lüttich (Belgien) durch den Arzt und Naturforscher Philippe-Charles Schmerling (1791–1826) aus Lüttich entdeckt. Sie wurden aber erst mehr als 100 Jahre später – nämlich 1936 – durch den belgischen Anthropologen Charles Fraipont (1883–1946) als Neandertalerreste identifiziert. In Engis hat man von 1829/ 1830 bis 1876 Skelettreste von vier Neandertalern gefunden.
Die ersten anatomisch modernen Menschen existierten vor mehr als 100000
Jahren in Afrika. Sie werden Jetztmenschen, Neumenschen oder Neanthropinen genannt. Ihre wissenschaftliche Bezeichnung lautet Homo sapiens sapiens. Dieser Name geht auf den schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707–1778) zurück. Zu den ältesten Funden dieser Unterart, der alle heutigen Menschen angehören, zählen diejenigen von Omo in Äthiopien (etwa 100000 Jahre) und von Border Cave in Südafrika (etwa 110000 bis 90000 Jahre). Die frühesten Funde in Asien (Palästina) sind 92000 Jahre alt, in Europa (Combe Capelle in Frankreich) fast 35000 Jahre. In Amerika (Los Angeles und San Diego in Kalifornien) etwa 28000 Jahre und in Australien (Mungosee) etwa 32000 Jahre. Die europäischen Jetztmenschen aus der Zeit ab etwa 35000 Jahren werden nach einem französischen Fundort als Crô-Magnon- Menschen bezeichnet. Der Jetztmensch Homo sapiens sapiens erreichte eine Körpergröße bis zu 1,80 Meter, er hatte ein stark verkleinertes Gesichtsskelett, eine steile Stirn und ein markant vorspringendes Kinn. Diese Jetztmenschen schufen vor mehr als 30000 Jahren die ersten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte, trugen Schmuck und erfanden neue Waffen (Speerschleuder, Harpune, Pfeil und Bogen) sowie neue Werkzeuge (Nähnadel).
Der am besten erhaltene Fund eines Menschen aus der Steinzeit wurde am
19. September 1991 in Tirol entdeckt. Dabei handelt es sich um die mumifi- zierte, vom Gletschereis eingeschlossene Leiche eines mindestens 20 Jahre alten Mannes aus der Zeit vor mehr als 3000 v. Chr. Auf den Sensationsfund war das Ehepaar Erika und Helmut Simon aus Nürnberg in Nähe des Similaun-Gletschers in den Ötztaler Alpen gestoßen. Exakte Vermessungen ergaben, daß der Fundort in Südtirol, also auf italienischem Gebiet, liegt. Der sogenannte „Similaun-Mann“ oder
„Ötzi“ ist fast 1,60 Meter groß. Seine Vorderzähne waren durch starke Beanspruchung beim Kauen von harter Nahrung sehr abgenutzt. Es ist unklar, warum sich dieser Mensch bis in 3200 Meter Höhe in die Alpen vorgewagt hat. Diskutiert werden unter anderem die Zugehörigkeit zuAlphirten, die Jagd auf im Gebirge lebende Tiere (Gemsen, Steinböcke), die Suche nach begehrten Erzen (Kupfer) oder die Erkundung unbekannten Terrains. Der Mann trug wetterfeste Kleidungsstücke, die innen mit Heu gefüttert waren, Schnürschuhe (Größe 38) aus Wildleder, „Socken“ aus Birkenrinde und mit Gamshaar gefütterte Handschuhe. Er hatte Werkzeuge und Waffen bei sich. Zu seiner Ausrü- stung gehörten auch ein hölzernes Tragegerüst, Feuersteine und Zunder in einem Lederbeutel zum Feuermachen, eine Pfeilspitze mit Holzgriff, die als Messer diente, ein Bogen aus Kirschholz und 14 etwa 75 Zentimeter lange Pfeile in einem Köcher sowie ein Beil mit Holzschaft und Metallklinge. Wegen der Form des Beiles, das auf den ersten Blick einem sogenannten Knie- holzbeil aus der frühen Bronzezeit ähnelt, hielt man den „Similaun-Mann“ zunächst für einen Menschen, der vor etwa 2000 v. Chr. in der Bronzezeit gelebt hat. Doch Untersuchungen von Gräsern aus einem Geflecht, das zusammen mit dem „Similaun-Mann“ geborgen wurde, ergaben an den Universitätsinstituten in Uppsala (Schweden) und in Paris über einstimmend ein Alter zwischen 2616 und 2866 v. Chr. Dies entspricht noch der jüngeren Steinzeit (Neolithikum). Nach Altersdatierungen von winzigen Gewebeund Knochenteilen in Oxford und Zürich könnte der
„Similaun-Mann“ sogar irgendwann zwischen 3100 und 3350 v. Chr. gelebt haben. Bisher lässt sich nicht genau sagen, um welche jungsteinzeitliche Kultur es sich handelt. Zum Proviant des Gletschermannes zählten Dörrfleisch, Fladenbrot aus Gerste oder Hafer und getrocknete Beeren. Als Schmuck hatte der Mann eine durchlochte Steinperle, durch die sechs fingerlange Stricke gezogen waren. Rätsel geben die zehn in drei Reihen übereinander angeordneten Striche auf dem Rücken auf. Sie werden als Tätowierung gedeutet, die vielleicht als Stammesoder Standeszeichen diente. Das Knie wurde von einem Farbkreuz verziert. Der „Similaun- Mann“ ist vermutlich zu Beginn der kalten Jahreszeit im Herbst von einem Schlechtwettereinbruch überrascht worden und hat daraufhin in einer windgeschützten Felsvertiefung Schutz gesucht. Dort könnte er vielleicht an Unterkühlung gestorben sein. Die ungewöhnlich gute Erhaltung des Körpers ist nach Ansicht von Gerichtsmedizinern darauf zurückzuführen, daß der Leichnam durch Lagerung im lockeren Schnee bei windbedingter Trockenhaltung rasch mumifizierte. Bei der erst viel späteren Gletscherüberlagerung blieben Leiche und Ausrüstung völlig unverändert.
2. Größe, Krankheiten und Verletzungen von Menschen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Rekonstruktion eines späten Neandertalers aus der Zeit zwischen etwa 115000 und 35000 Jahren im Neanderthal-Museum im Neandertal bei Düsseldorf. Diese Urmenschen wurden maximal 1,60 Meter groß.
Die größten Vormenschen der Gattung Austrolopithecus wurden bis zu 1,40 Meter groß. Dieses Maß erreichten jedoch nur die Männer. Die Frauen waren mit maximal 1,20 Meter deutlich kleiner. Der Größenunterschied zwischen den Geschlechtern wird als Sexualdimorphismus bezeichnet.
Der größte Frühmensch der Art Homo erectus wurde nahe des Turkanasees in Kenia (Afrika) entdeckt. Dabei handelt es sich um das Skelett eines etwa 12 Jahre alten Jungen, der erstaunlicherweise 1,68 Meter groß war. Vielleicht hätte er als Erwachsener eine Körperhöhe von 1,80 Meter erreicht. Bis zu diesem Fund nahm man an, daß die Frühmenschen der Art Homo erectus maximal 1,60 Meter groß wurden. Der Junge hat vor mehr als 1,5 Millionen Jahren gelebt und gilt als einer der am besten erhaltenen Funde von Homo erectus.
Die größten Neandertaler aus der Zeit zwischen etwa 300000 und 35000 Jahren erreichten eine Körperhöhe bis zu 1,60 Meter. Sie hatten eine untersetzte und kräftige Statur.
Der größte Jetztmensch aus dem Eiszeitalter wurde in Pavlov in Tschechien entdeckt. Es war ein etwa 1,85 Meter großer Mann, der vor mehr als 20 000 Jahren lebte. Er wird in die Kulturstufe des Pavlovien datiert.
Der kleinste Fund eines Jetztmenschen aus dem Eiszeitalter stammt aus Süditalien. Es war ein 17 Jahre alter junger Mann, der vor etwa 11000 Jahren lebte und eine Körpergröße von knapp über 1 Meter hatte. Dieser Fund gilt als einer der ältesten Nachweise von Zwergwuchs.
Die größten Jäger, Fischer und Sammler aus der Mittelsteinzeit (vor etwa 8000 bis 5000 v. Chr.) wurden selten mehr als 1,70 Meter groß. Dieses Maß erreichte beispielsweise ein ungefähr 30 bis 40 Jahre alter Mann, dessen Skelettreste 1933 in der Falkensteinhöhle bei Thiergarten unweit von Sigmaringen (Baden-Württemberg) entdeckt wurden.
Die größten frühen Ackerbauern und Viehzüchter der jungsteinzeitlichen Linienbandkeramischen Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) erreichten eine Körpergröße bis fast 1,80 Meter. Ein Mann aus Kleinhadersdorf in Niederösterreich war beispielsweise 1,77 Meter groß.
Die größten Angehörigen der jungsteinzeitlichen Hinkelstein-Gruppe (vor etwa 4900 bis 4800 v. Chr.) waren bis zu 1,75 Meter groß. Ein solches Maß hatte ein Mann aus Offenau bei Heilbronn in Baden-Württemberg.
Die kleinste Frau der Hinkelstein-Gruppe wurde in Ditzingen bei Leonberg in Baden-Württemberg gefunden. Sie war nur 1,40 Meter groß.
Die größten Männer der Trichterbecher- Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.) wurden bis zu 1,73 Meter groß. Das zeigten die Untersuchungen der Skelettreste in einem Steinkammergrab von Sorsum bei Hildesheim in Niedersachsen. Die Frauen brachten es dagegen nur auf maximal 1,65 Meter. Die Trichterbecher-Leute gelten als die Erbauer von riesigen Großsteingräbern (Megalithgräber).
Die größten Männer der Glockenbecher-Kultur (vor etwa 2500 bis 2200 v. Chr.) wurden fast 1,80 Meter groß. Ein Mann aus Münchingen bei Ludwigsburg in Baden-Württemberg erreichte beispielsweise eine Körperhöhe von 1,77 Meter, ein Mann aus Stuttgart-Zuffenhausen maß 1,76 Meter.
Einer der größten Menschen aus der Bronzezeit wurde in einem Grabhügel von Kampen auf der Nordseeinsel Sylt entdeckt. Er hatte das Gardemaß von 1,82 Meter und lebte irgendwann nach 1400 v. Chr. im sogenannten Nordischen Kreis der Bronzezeit.
Der größte keltische Mann wurde in einem Gräberfeld zwischen Wolfersheim und Rubenheim im Saarland entdeckt. Dieser Mensch aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. war sage und schreibe 1,95 Meter groß. Er lebte im älteren Abschnitt der Vorrömischen Eisenzeit, die als Hallstatt-Zeit (vor etwa 800 bis 450 v. Chr.) bezeichnet wird.
Zu den größten Männern der Germanen gehörte ein Krieger, dessen fast 1,80 Meter langes Skelett bei Esbeck/Elm in Niedersachsen entdeckt wurde. Er hatte im 4. oder 5. Jahrhundert v. Chr. gelebt.
Der älteste Fall von Akromegalie wurde am Oberkiefer einer vor mehr als 2,5 Millionen Jahren lebenden Frau der Vormenschenart Australopithecus africanus aus Sterkfontein in Südafrika festgestellt. Als Akromegalie bezeichnet man das übermäßige Wachstum der Knochenspitzen im Sinne tumoröser Wachstumstendenzen besonders im Oberund Unterkiefer. Die Frau von Sterkfontein wird in der Fachliteratur als
„Miss Ples“ bezeichnet.
Der früheste gutartige Tumor ließ sich am Unterkiefer eines Australopithecus- Vormenschen oder Homo erectus-Frühmenschen aus Kanam in Kenia nachweisen, der vor etwa 1, 5 Millionen Jahren lebte.
Der älteste Fall einer Hypervitaminose, hervorgerufen durch übermäßigen Verzehr von rohem Fleisch, ist aus der Zeit vor etwa 1,5 Millionen Jahren bekannt. An den Langknochen eines Frühmenschen der Art Homo erectus von Koobi Fora in Kenia fielen Veränderungen auf, die auf Hypervitaminose zurückzuführen sind.
Die früheste Hüftgelenksausrenkung (Luxatio coxae) ist von einem Vor- menschen der Art Australopithecus robustus aus Swartkrans in Südafrika bekannt. Dieser Vormensch hat vor etwa 1 Million Jahren gelebt.
Der älteste Fall einer Muskelentzündung wurde an dem 1892 bei Trinil auf Java (Indonesien) entdeckten Oberschenkelknochen eines Frühmenschen der Art Homo erectus erkannt. Dieser Mensch litt vor etwa 700000 Jahren an einer akuten Muskelentzündung, die unterhalb des Gelenkkopfes oberflächliche Knochenwucherungen (Verknöcherung der Muskeln) bewirkte.
Die früheste Schädeldachverdickung hat man an einem Frühmenschen der Art Homo erectus aus Java erkannt, der vor etwa 700000 Jahren lebte. Sie entstand durch eine Bluterkrankung ähnlich der Sichelzellenanämie.
Die älteste nachweisbare Zahnbetterkrankung (Paradontitis) und schmerzhafte Arthritis der Kiefergelenke wurde bei dem Frühmenschen Homo erectus heidelbergensis aus Mauer bei Heidelberg in Baden-Württemberg festgestellt, der vor etwa 630000 Jahren lebte. Die Arthritis dürfte durch eine Infektion oder durch übermäßiges Abkauen der Mahloder Schneidezähne entstanden sein. Auf sie wurde man durch die Abflachung der Gelenkfortsätze aufmerksam.
Der früheste Fall von Wachstumsstörungen läßt sich an einem späten Früh- menschen der Art Homo erectus aus Salé in Marokko ablesen. Sein unregelmäßig geformtes Hinterhaupt spiegelt Wachstumsstörungen wider. Die Angaben über das geologische Alter dieses Fundes schwanken zwischen 400000 und 200000 Jahren.
Die älteste Fettgewebsgeschwulst (Lipom) wurde auf den Schädelknochen eines Frühmenschen (Homo erectus bilzingslebenensis) aus Bilzingsleben in Thüringen erkannt. Sie saß am rechten Augenhöhlendach. Der daran erkrankte Frühmensch hat vor etwa 300000 Jahren gelebt.
Die älteste nachgewiesene Knochenmarkeiterung wurde bei einem mutmaß- lichen frühen Neandertaler aus Ehringsdorf bei Weimar in Thüringen festgestellt, der vor etwa 220000 Jahren lebte. Zugleich litt er an einer eitrigen Zahnbetterkrankung.
Die ältesten Hyperostosen im Schädel (Anlagerungen neuer Knochensubstanzen) wurden an der Innenfläche des Schädeldaches des berühmten Neandertalers aus dem Neandertal bei Düsseldorf-Mettmann in Nordrhein-Westfalen festgestellt. Dieser Mensch ist vor etwa 70000 Jahren gestorben. Solche Hyperostosen kommen häufig bei alten Leuten vor und beruhen auf pathologischen Prozessen wie Zuckerkrankheit oder Nierenerkrankungen.
Der früheste Fall von Karies in der
Schweiz ist an einem mehr als 50000 Jahre alten Neandertaler-Gebiß von Cotencher (Kanton Neuenburg) erkannt worden. Von den insgesamt zehn erhaltenen, teilweise stark abgekauten Zähnen im Oberkiefer waren zwei von Karies befallen.
Die ältesten Infektionen des Wurzelkanals von Zähnen wurden bei einer Frau aus der Mittelsteinzeit (vor etwa 8000 bis 5000 v. Chr.) festgestellt, die in Unseburg in Sachsen-Anhalt gefunden worden ist. Außerdem hatte sie Zahnstein.
Schulter-, rechten Ellenbogenund Kniegelenkes der erwähnten mittelsteinzeitlichen Frau aus Bad Dürrenberg. Dabei handelt es sich offenbar um Verschleißerscheinungen.
Der früheste Fall von Fehlbiß in der Schweiz liegt aus der Mittelsteinzeit um 6200 v. Chr. vor. Betroffen davon war eine Frau aus der Basisgrotte von Birsmatten (Kanton Bern), deren Zähne auf der linken Seite merklich stärker abgekaut sind als die auf der rechten. Sie hat also vorwiegend links Nahrung gekaut.
Einer der frühesten Wasserköpfe wurde in der Höhle Hohlenstein-Stadel bei Asselfingen in Baden-Württemberg entdeckt. Es handelt sich um den Schädel eines zweibis vierjährigen Kindes, der dort zusammen mit den Schädeln einer Frau und eines Mannes zum Vorschein kam. Die drei Menschen haben früher als 5800 v. Chr. in der Mittelsteinzeit gelebt.
Die am stärksten abgekauten Zähne trug eine Frau aus Bad Dürrenberg aus Sachsen-Anhalt, die in der Mittelsteinzeit lebte. Sie waren bereits bis zur Zahnmarkhöhle abgeschliffen. Nur die Bakkenzähne hatten noch Kontakt beim Zubeißen.
Zu den frühesten Fällen von Gelenkverformung (Arthrosis deformans) gehören die Anzeichen für diese Krankheit an den Gelenkflächen des linken
Die meisten Krebserkrankungen in der Jungsteinzeit wurden in einem Gräberfeld der Linienbandkeramischen Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) vom Viesenhäuser Hof bei Stuttgart-Mühlhausen in Baden-Württemberg beobachtet. Dort litt offenbar jeder Fünfte der hier rund 80 Bestatteten an einem bösartigen Tumor. Vielleicht hatte man an dieser Stelle einen „Seuchenfriedhof“, angelegt, in dem fast ausschließlich die Opfer von schweren Krankheiten beerdigt wurden.
Die meisten Fälle von Vitaminmangel- Erkrankungen aus der Jungsteinzeit erkannte man an Skelettresten von Angehörigen der Hinkelstein-Gruppe (vor etwa 4900 bis 4800 v. Chr.) in Rheinland-Pfalz. Entsprechende Nachweise gelangen in den Gräberfeldern von Worms-Rheingewann und Worms- Rheindürkheim.
Die ältesten Falle von eitrigen Wurzelhautentzündungen wurden an den Oberund Unterkiefern von Angehörigen der Trichterbecher-Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.) in Alt Reddewitz auf der Ostseeinsel Rügen festgestellt. Auch die frühesten Nachweise der „Hockerfacette“ oder die Abknickung des Schienbeinkopfes nach hinten wurden am erwähnten Fundort Alt Reddewitz erkannt. Diese Erscheinungen sind durch häufiges Hocken auf den Fersen entstanden.
Der älteste Todesfall einer schwangeren Frau aus der Jungsteinzeit ist aus Zauschwitz in Sachsen bekannt. Dort war eine Jugendliche mit einem Ungeborenen im Becken gestorben. Sie gehörte der Baalberger Kultur (vor etwa 4300 bis 3700 v. Chr.) an.
Die ältesten chronischen Schleimhautentzündungen wurden zur Zeit der Badener Kultur (vor etwa 3600 bis 2900 v. Chr.) in Österreich nachgewiesen. Daran litten ein junger Mann aus Wagram an der Traisen und ein Mann aus Lichtenwörth in Niederösterreich.
Zu den ältesten Fallen von Blutarmut (Anämien) und Wachstumsstillständen der Knochen gehören diejenigen aus Gräbern der Wartberg-Gruppe (vor etwa 3500 bis 2800 v. Chr.) in Altendorf und Calden in Hessen.
Die früheste Verbiegung des Brustbeins kennt man an einem Skelett aus Nie- derbösa in Thüringen, das der Walternienburg-Bernburger Kultur (vor etwa 3200 bis 2800 v. Chr.) zugerechnet wird. Als Ursache gelten Vitaminmangelerkrankungen.
Der älteste Fall eines nicht mehr beweglichen rechten Hüftgelenkes ist aus einem Grab der Schnurkeramischen Kultur (vor etwa 2800 bis 2400 v. Chr.) von Erfurt in Thüringen bekannt. Der Gelenkkopf des Oberschenkels und die Gelenkpfanne des Hüftbeins waren von der Altersgicht (Arthritis deformans) betroffen.
Zu den frühesten Turmschädeln zählt ein Fund aus Neugattersleben in Sachsen-Anhalt, welcher der Glockenbecher-Kultur (vor etwa 2500 bis 2200 v. Chr.) zugerechnet wird. Die Ursache für diese Fehlentwicklung waren frühe Entwicklungsstörungen.
Die meisten Falle von Zahnbetterkrankungen (Paradontose) wurden im frühbronzezeitlichen Gräberfeld von Groß- brembach in Thüringen festgestellt, das der Aunjetitzer Kultur (vor etwa 2000 v. Chr.) angehört. Dort waren 81,6 Prozent der 108 Bestatteten an Paradontose erkrankt. An dieser Krankheit litten in Großbrembach auch schon einige Jugendliche und Kinder.
Der früheste Wurmbefall wurde in Exkrementenfunden aus der La-Tène-Zeit (vor etwa 450 v. Chr. bis Christi Geburt) vom Dürrnberg bei Hallein im österrei- chischen Bundesland Salzburg nachgewiesen.
Die ältesten Bißverletzungen wurden im Schädel eines vor mehr als 1 Million Jahren lebenden Vormenschen der Gattung Australopithecus entdeckt, der in einer Kalksandsteinhöhle bei Swartkrans in Südafrika zum Vorschein kam. Die Löcher im Schädel stammen von einem Leoparden, der seine Eckzähne in den Kopf eines Australopithecus geschlagen hatte.
Der früheste Unterkieferbruch ist von einem zwölfjährigen Kind von Sangiran auf Java aus der Zeit vor etwa 700000 Jahren bekannt. Die Fraktur könnte durch einen Unfall entstanden sein und dürfte sehr schmerzhaft gewesen sein. Sie verwuchs unregelmäßig, verheilte aber gut. Vermutlich ist der Unterkiefer zeitweise ruhiggestellt und das Kind mit besonderer Nahrung versorgt worden.
Die ältesten bekannten Verletzungen von Menschen durch Waffen wurden an Schädeln von Frühmenschen aus der Zeit vor etwa 350000 Jahren in der Höhle von Choukoutien bei Peking in China entdeckt. Von dort kennt man Skelettreste von etwa 40 Frühmenschen der Unterart Homo erectus pekinensis.
Die älteste Hiebverletzung aus Deutschland hat man an der linken Schläfenseite einer Frau entdeckt, die vor etwa 300000 Jahren in der Gegend von Steinheim an der Murr in Baden-Württem- berg existierte. Diese Frau wird zu den frühen Neandertalern oder Steinheim- Menschen gerechnet. Der Steinheimer Fund gilt als Zeugnis für eine aus rituellen Motiven erfolgte Tötung. Danach soll der Kopf der Frau vom Hals abgetrennt, geöffnet und möglicherweise ihr Gehirn verspeist worden sein.
Der älteste Armbruch ließ sich an den Skelettresten des berühmten Neandertalers aus dem Neandertal bei Düsseldorf-Mettmann nachweisen. Diesem Menschen war vor etwa 70000 Jahren bei einem Kampf oder Oberfall der linke Unterarm gebrochen worden. Der Bruch ist zwar verheilt, aber so, daß der Arm verkürzt wurde und unnatürlich zum Körper gewinkelt war. Dieser Neandertaler hatte außerdem Verletzungsspuren am Schädel, die von Gewalteinwirkungen stammen.
Besonders viele Hiebverletzungen an Schädeln erkannte man unter den Kopfbestattungen aus der Mittelsteinzeit frü- her als 5500 v. Chr. in der Großen Ofnethöhle bei Nördlingen (Bayern). Von den insgesamt 33 Schädeln von Männern, Frauen und Kindern weisen fünf Verletzungen durch eine Hiebwaffe auf. An weiteren zehn Schädeln wurden Spuren beobachtet, die sich mehr oder minder als Hiebverletzungen deuten lassen. Schnittspuren an den Halswirbeln belegen, daß die Schädel mit Gewalt vom Hals getrennt wurden.
Die ältesten Armbrüche aus der Jung- steinzeit (vor etwa 5500 bis 2000 v. Chr.) kennt man aus der Linienbandkeramischen Kultur (etwa 5500 bis 4900 v. Chr.). Bei einem Mann vom Viesenhäuser Hof bei Stuttgart-Mühlhausen ist der gebrochene Unterarm gut verheilt, bei einem anderen Mann aus Westeregeln unweit von Magdeburg dagegen wuchs der gebrochene Unterarm wieder schief zusammen. terbecher-Kultur festgestellt, der auf der Insel Liepse im Krakower See bei Güstrow in Mecklenburg bestattet worden war. Er hatte sich zu Lebzeiten alle Rippen und ein Bein gebrochen und litt wahrscheinlich zeitweise unter stechenden Schmerzen. Die gebrochenen Knochen sind wieder geheilt, und der Mann hat diese schweren Verletzungen überlebt.
Der älteste Erstickungstod eines Kindes ist aus der Zeit der erwähnten Linienbandkeramischen Kultur bekannt. Es handelt sich um ein Kind aus dem Ortsteil Zauschwitz von Weideroda in Sachsen, das unter einer zusammengebrochenen Hüttenwand verschüttet wurde.
Die meisten Hiebspuren von Steinbeilen aus der Jungsteinzeit stellte man an den Skeletten im Massengrab von Talheim bei Heilbronn (Baden-Württemberg) fest. Dort wurden die Skelettreste von mindestens 34 Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern aus der Linienbandkeramischen Kultur ohne erkennbare Ordnung vorgefunden. Sie waren offensichtlich die Opfer eines Überfalls.
Der älteste Unterkieferbruch in Deutschland wurde an einer Bestattung der Trichterbecher-Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.) von Henglarn bei Paderborn in Nordrhein-Westfalen beobachtet. Er ist gut verheilt.
Der älteste Rippenbruch wurde bei einem Angehörigen der erwähnten Trich-
Die frühesten Fingerund Zehenbrüche sind aus Steinkammergräbern der Wartberg-Gruppe (etwa 3500 bis 2800 v. Chr.) von Altendorf und Calden in Hessen bekannt. Sie sind verheilt.
Die ältesten Schußverletzungen kennt man beiAngehörigen der Chamer Gruppe und der Walternienburg-Bernburger Kultur. Diese beiden Kulturen der Jungsteinzeit dauerten etwa von 3500 bis 2700 v. Chr. Die Schußverletzung aus der Chamer Gruppe wurde auf dem Scheitelbein eines erwachsenen Mannes aus Moosham bei Regensburg in Bayern festgestellt. Dabei handelt es sich um ein spitzovales Loch von 1,2 x 0,8 Zentimeter Größe. Die Schußverletzung aus der Walternienburg-Bernburger Kultur ließ sich am Oberarm eines Mannes aus Niederbösa in Thüringen nachweisen. Im Knochen steckte noch die Pfeilspitze aus Feuerstein, trotzdem ist die Wunde verheilt.
Der älteste Wadenbeinbruch wurde bei einem Mann der Glockenbecher-Kultur (vor etwa 2500 bis 2200 v. Chr.) im
Ortsteil Kötzschen von Merseburg (Sachsen-Anhalt) beobachtet. Außer dem Wadenbein waren auch die linke Speiche, die Elle und eine Rippe gebrochen und verheilt.
Die früheste Operation in der Geschichte der Menschheit wurde vielleicht schon zur Zeit der späten Neandertaler vor mehr als 50000 Jahren vorgenommen. Es handelt sich möglicherweise um die Amputation eines Armes an einem Neandertaler, dessen Skelettreste in Shanidar (Irak) gefunden wurden. Der Arm war entweder krank oder verletzt gewesen. Einige Anthropologen bezweifeln allerdings, daß eine Amputation vorliegt.
Als eine der ersten mißlungenen Schä- deloperationen gilt der Eingriff am Schädel eines Bauern der Linienbandkeramischen Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) aus dem Gräberfeld von Höhnheim-Suffelsweyersheim im Elsaß (Frankreich). Die Feuersteinklinge, mit der die Operation vorgenommen wurde, steckte noch im Schädel. Derartige Schädeloperationen, bei denen man das Schädeldach mit Feuersteinwerkzeugen öffnete, bezeichnet man als Trepanation.
Die früheste Einrichtung und Ruhigstellung eines gebrochenen Armes kennt man aus der Zeit der erwähnten Linienbandkeramischen Kultur. Sie erfolgte bei einem Mann aus dem Gräberfeld vom Viesenhäuser Hof bei Stuttgart- Mühlhausen, dessen linker Unterarm gebrochen war und dank medizinischer Fürsorge gut verheilt ist.
Die ältesten Schulen für Schädelchirurgen gab es im Lozère-Tal in Südfrankreich. Dort ist nach Ansicht des Berliner Anthropologen Herbert Ullrich die Kunst der Schädeloperation (Trepanation) entwickelt und weiterentwickelt worden. Dies könnte bereits um 4500 v. Chr. geschehen sein.
Als die ältesten Medizinfläschchen gelten die aus Ton modellierten Kragenflaschen der Trichterbecher-Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.) in Norddeutschland. Ein solches kleines kugeliges Gefäß mit engem Hals aus Gellenerdeich bei Oldenburg (Niedersachsen) hatte Schwefel enthalten, der im Altertum als Medizin gegen mancherlei Krankheiten diente.
Die meisten gelungenen Schädeloperationen (Trepanation) der Jungsteinzeit (vor etwa 5500 bis 2000 v. Chr.) in Mitteleuropa erfolgten zur Zeit der Trichterbecher-Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.), der Walternienburg-Bernburger Kultur (vor etwa 3200 bis 2800 v. Chr.) und der Schnurkeramischen Kultur (vor etwa 2800 bis 2400 v. Chr.). Die von Medizinmännern der Walternienburg- Bernburger Kultur vorgenommenen Schädeloperationen sind – nach den Funden mit verheilten Wundrändern zu schließen – etwa zu 90 Prozent gelungen. Zu solchen Eingriffen entschloß man sich bei schweren Krankheiten oder bei Schädelverletzungen. Damit der Patient die Schmerzen besser ertragen konnte, dürfte man ihm ein berauschendes Getränk gegeben haben.
Die älteste mißlungene Schädeloperation aus der Schweiz kennt man aus der Zeit der Cortaillod-Kultur (vor etwa 4000 bis 3500 v. Chr.). Sie wurde an einer Frau aus dem Gräberfeld Barmaz II im Kanton Wallis kurz vor oder nach dem Tode in Nähe der Augenhöhle vorgenommen. Die Knochenränder der Öffnung zeigen keine Heilungsspuren.
Die älteste gelungene Behandlung eines Kieferbruches wurde bei einer Frau der Schnurkeramischen Kultur (vor etwa 2800 bis 2400 v. Chr.) aus Braunsberg in Brandenburg beobachtet. Ihr Unterkiefer war auf beiden Seiten gebrochen und ist wieder problemlos zusammengewachsen. Dies ist ohne sorgfältige medizinische Behandlung nicht denkbar.
Die meisten mißglückten Schädeloperationen der Urgeschichte gab es zur Zeit der bronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (vor etwa 2000 v. Chr.). Damals sind – im Gegensatz zur Jungsteinzeit
– nur noch etwa 72 Prozent der Schädeloperationen gelungen. Die Ursache für diese geringere Heilungsquote ist unbekannt.
Die erste Schädeloperation in Ägypten ist nach 1500 v. Chr. zur Zeit der 18. Dynastie erfolgt.
Die früheste Schädeloperation der Inkas am Titikakasee wurde um 1000 v. Chr. vorgenommen.
Die ältesten künstlichen Zähne kennt man von den Etruskern in Italien aus der Zeit vom 8. bis 4. Jahrhundert v. Chr. Funde aus Gräbern beweisen, daß die Etrusker künstliche Zähne mit feinen Goldbändern an den benachbarten stabilen Zähnen befestigten. So verfuhr man auch mit losen menschlichen Zähnen. Künstliche Zähne wurden unter anderem aus Kalbszähnen sorgfältig zurechtgefeilt. Mit diesen Ersatzzähnen konnte man zwar nicht gut beißen, aber sie sahen immerhin besser aus als eine Lücke.
Der älteste Fund eines Verbandes stammt aus der älteren Vorrömischen Eisenzeit nach 800 v. Chr., die in Mitteleuropa als Hallstatt-Zeit bezeichnet wird. Mit diesem Verband war der nach einer Verletzung vereiterte Arm eines Menschen umhüllt gewesen, dessen Skelettreste in der Schachthöhle bei Rückersdorf unweit von Nürnberg (Bayern) geborgen wurden. Von dem Verband wurden Reste von Leinfasern nachgewiesen. Außerdem beobachtete man Spuren von Weizenmehl, das man auf den Arm gestreut hatte, der später amputiert wurde.
3. Wohnstätten, Siedlungen und Befestigungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seeufersiedlung Aichbühl
am Federsee bei Bad Schussenried in Baden-Württemberg
aus der Jungsteinzeit vor mehr als 4000 v. Chr.
Die ersten unserer Vorfahren, die Höhlen aufsuchten, dürften die Frühmenschen gewesen sein. Sie wagten sich dank ihrer Bewaffnung und Kenntnis des Feuers in solche auf natürliche Weise entstandene Unterschlüpfe, die bis dahin aus Furcht vor Schlangen, Raubtieren und der Dunkelheit gemieden wurden.
Als die ersten von Frühmenschen aufgesuchten Höhlen Europas gelten die Grotte du Vallonet bei Roquebrune (Alpes-Maritimes) in Südfrankreich und die Höhle Sandalja I bei Pula in Istrien. In der Grotte du Vallonet wurden schätzungsweise 1 Million Jahre alte Steinwerkzeuge gefunden, die sich zur Herstellung von Jagdwaffen eigneten. Ähnlich alt sind die Feuerspuren in der Höhle Sandalja I.
Die ältesten Skelettreste von Frühmenschen in einer Höhle kamen in der Arago-Höhle bei Tautavel in Südfrankreich zum Vorschein. Sie sind schätzungweise 400000 Jahre alt und werden der Art Homo erectus zugeordnet. Die ersten Funde glückten 1965 bei Ausgrabungen des Pariser Paläontologen Henry de Lumley. In der Arago- Höhle fand man neben Schädelresten auch Teile vom übrigen Skelett.
1939 die Überreste von etwa 40 sogenannten Peking-Menschen (Homo erectus pekinensis) geborgen, die – nach den Verletzungsspuren zu schließen – das Opfer von Kannibalen waren.
Zu den ältesten Höhlenwohnungen von frühen Neandertalern (Anteneandertalern) gehört die Lazaret-Höhle bei Nizza in Südfrankreich. Sie wurde vor etwa 200000 oder 300000 Jahren von Altmenschen aufgesucht. In dieser Höhle hat man 1953, 1958 und 1964 Skelettreste von frühen Neandertalern entdeckt.
Eine der ältesten Höhlenwohnungen in Deutschland ist in Hunas bei Hartmannshof unweit von Nürnberg (Bayern) entdeckt worden. Darin hielten sich vor mehr als 250000 Jahren frühe Neandertaler auf. Als deutlichster Beweis hierfür gilt der 1976 entdeckte rechte, dritte menschliche Backenzahn aus dieser Zeit.
Als älteste Höhlenwohnung Österreichs gilt die Repolusthöhle bei Peggau in der Steiermark. Sie wurde vor mehr als 250000 Jahren von frühen Neandertalern aufgesucht, die Steinwerkzeuge, Jagdbeutereste und Feuerspuren hinterließen.
Die fundreichste Höhle in China ist die Drachenhöhle von Choukoutien bei Peking. Sie diente vor etwa 350000 Jahren als Wohnplatz von Frühmenschen. In dieser Höhle wurden von 1927 bis
Die meisten Höhlenwohnungen von späten Neandertalern aus der Zeit vor etwa 100000 bis 35000 Jahren kennt man aus Frankreich, wo in dieser Zeitspanne bessere klimatische Bedingun- gen als in Mitteleuropa herrschten. Skelettreste von späten Neandertalern fand man unter anderem in den Höhlen von Malarnaud, Isturitz, Petit-Moyen, La-Chapelle-aux-Saints, Le Moustier, La Quina, Pech de L‘Azé, La Ferrassie, La Care, Arsy-sur-Cure, La Chaise, La Verriere, Monsempron, Genay, Regourdou, Hortus und St. Cesaire.
Der berühmteste Höhlenfundort in Deutschland ist die Kleine Feldhofer Grotte im Neandertal bei Düsseldorf- Mettmann (Nordrhein-Westfalen). In ihr wurden die Skelettreste jenes Altmenschen entdeckt, dem die Neandertaler ihren Namen verdanken. Die Kleine Feldhofer Grotte wurde 1856 durch einen Steinbruchbetrieb zerstört. Außer ihr wurden damals weitere Höhlen im Neandertal vernichtet.
Der bedeutendste Höhlenfundort in Kroatien ist die Höhle von Krapina nördlich von Zagreb. In dieser Höhle wurden von 1899 bis 1905 die Skelettreste von mindestens 24 späten Neandertalern geborgen. Weil deren Knochen teilweise aufgeschlagen und vom Feuer angesengt sind, betrachtete man diese Neandertaler als Opfer kannibalistischer Bräuche.
Die fundreichste Höhle aus der Zeit der Neandertaler in Frankreich ist die von Hortus in Südfrankreich. In ihr wurden von 1960 bis 1964 bei Ausgrabungen des Pariser Paläontologen Henry de Lumley die Skelettreste von mindestens
20, wenn nicht sogar 36 späten Neandertalern entdeckt. Da diese Knochen zerbrochen waren und zerstört zwischen anderen Überresten von Mahlzeiten lagen, deutet man sie als Zeugnisse von Kannibalismus.
Die ältesten Siedlungsspuren in den Höhlen der Schweiz sind von späten Neandertalern hinterlassen worden. Solche Funde aus der Zeitspanne vor mehr als 100000 bis vor etwa 35000 Jahren kennt man beispielsweise aus den Höhlen von Cotencher (Kanton Neuenburg), St. Brais (Kanton Jura), im Birstal (Kanton Bern) und der Wildkirchli-Höhle (Kanton Appenzell). Diese Höhlen dienten außer den Neandertalern auch Höhlenbären zeitweise als Unterschlupf.
Die berühmteste Höhle aus der Zeit der ersten Jetztmenschen in Europa ist diejenige von Aurignac im französischen Departement Haute Garonne. Auf ihren mehr als 30000 Jahre alten Funden basiert der Name der ältesten Kulturstufe der Jetztmenschen in Europa, dem Aurignacien vor etwa 35000 bis 29000 Jahren. Die kleine Höhle von Aurignac wurde 1852 entdeckt, als ein Mann auf ein Kaninchenloch stieß, diese Stelle aufgrub, um Kaninchen zu fangen und dabei menschliche Knochen fand. Als er weiter grub, kam er in eine Höhle, in der 17 menschliche Skelette lagen. Bei Ausgrabungen des Pariser Prähistorikers Edouard Lartet (1801–1871) im Jahr 1860 wurden Steinwerkzeuge und
Speerspitzen geborgen, die für das Aurignacien typisch sind.
Die wichtigsten Höhlenfunde aus dem Aurignacien in Tschechien gelangen in der Höhle Bockova dira von Mladec (Lautsch). Ihr Eingang wurde 1828 durch einen Steinbruchbetrieb aufgedeckt. 1881 kam darin der erste menschliche Skelettrest zum Vorschein. Insgesamt wurden in dieser Höhle Skelettreste von mindestens sieben Menschen geborgen.
Die bedeutendsten Höhlenfunde aus dem Aurignacien in Italien stammen aus den Grimaldi-Höhlen bei Ventimiglia an der westitalienischen Küste. In ihnen wurden besonders gut erhaltene Skelettreste früher Jetztmenschen entdeckt.
Zu den wichtigsten Höhlenfundorten aus dem Aurignacien in Deutschland zählen die Vogelherdhöhle und die Höhle Hohlenstein-Stadel im Lonetal und die Geißenklösterlehöhle im Achtal (alle drei in Baden-Württemberg), die Wildscheuerhöhle im Lahntal (Hessen) sowie die Honerthöhle bei Arnsberg (Nordrhein-Westfalen). In der Vogelherdhöhle, im Hohlenstein-Stadel und in der Geißenklösterlehöhle wurden einige der ältesten und schönsten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte gefunden.
Die meisten Höhlenmalereien aus dem Magdalénien zwischen etwa 18000 und 11500 Jahren wurden in Frankreich und
Spanien entdeckt. In diesen Ländern entdeckte man in mehr als 150 Höhlen Bildnisse von Wildtieren und – deutlich seltener – von Menschen. Die mit prächtigen Malereien versehenen Höhlen dienten vermutlich als unterirdische Heiligtümer.
Die berühmteste Opferhöhle aus der Mittelsteinstein in Europa ist die Große Ofnethöhle bei Nördlingen in Bayern. Darin wurden um 6500 v. Chr. nacheinander die Schädel von insgesamt 33 Männern, Frauen und Kindern in zwei Mulden so niedergelegt, daß ihre Gesichter zum Höhleneingang ausgerichtet waren. Hierbei handelt es sich um Zeugnisse eines rätselhaften Schädelkults oder sogar von Kopfjägern.
Als die berühmteste Opferhöhle aus der Jungsteinzeit in Europa gilt die Jungfernhöhle von Tiefenellern bei Bamberg (Bayern). In diese Höhle haben vor 5000 v. Chr. Bauern der Linienbandkeramischen Kultur die Körper von Menschen geworfen.
Die größte Ansammlung von Kulthöhlen in Deutschland gab es bei Bad Frankenhausen im südlichen Kyffhäusergebirge (Thüringen). Dort wurden von der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur um 2000 v. Chr. bis in die frühe Eisenzeit um 500 v. Chr. in 20 verschiedenen Höhlen immer wieder Menschenopfer dargebracht.
Die älteste Hütte kennt man aus der Zeit des Frühmenschen Homo erectus vor mehr als 1,5 Millionen Jahren. Dabei handelt es sich um einen Steinwall von etwa 3 Meter Durchmesser in der Olduvai-Schlucht in Tansania (Afrika). Er bildete die Basis einer Reisighütte, die Wind und Regen abhielt.
Jahren und wurden von Frühmenschen bewohnt. Von diesen Behausungen zeugen ovale und kreisförmige Grundrisse mit 3 bis 4 Meter Durchmesser aus ringförmig angehäuften großen Knochen und Steinen. Vor diesen Wohnbauten gab es mehrere Feuerstellen.
Die älteste Hütte Europas stand vor etwa 600000 Jahren in Prezletice (Prag-Ost) in Tschechien. Sie wurde von Frühmenschen der Art Homo erectus auf einem Platz errichtet, der an drei Seiten durch steile Felsen und an einer Seite teilweise durch ein Seeufer begrenzt gewesen ist. Von der Hütte zeugt ein ovaler Wall aus Steinen und Lehm. Er war mindestens 30 Zentimeter hoch und 60 Zentimeter breit. Die Hütte hatte einen Durchmesser von 3 mal 2 Meter und einen schmalen Eingang im Nordwesten.
Die ältesten Hütten in Frankreich wurden vor etwa 400000 Jahren von Frühmenschen auf dem Hügel Terra Amata bei Nizza an der Cote d’ Azur aufgestellt. Diese Hütten unmittelbar an der Meeresküste dienten zu unterschiedlichen Zeiten Elefantenjägern als Unterkunft. Die Behausungen hatten einen ovalen Grundriß von 6 mal 4 Meter bis 15 mal 8 Meter, der teilweise gepflastert war.
Die älteste an eine Felswand angelehnte Hütte kennt man in Nachbarschaft der Lazaret-Höhle bei Nizza in Frankreich. Sie ist vor etwa 200000 oder 300000 Jahren von frühen Neandertalern erbaut worden und hatte einen Durchmesser von 3,50 mal 11 Meter. Der Grundriß wurde durch eine Anhäufung von Steinwerkzeugen und Jagdbeuteresten markiert. Die Behausung war von Steinen begrenzt, die vermutlich die Tierhäute beschwerten, mit denen die Hütte bedeckt gewesen ist. Eine Unterbrechung zwischen diesen Steinen zeigt, wo der Eingang lag. Letzterer war etwa 80 Zentimeter breit und führte ins Innere der Höhle. Die Hütte hatte einen Vorraum und eine Wohnfläche mit zwei kleinen Feuerstellen. Der Mangel an Licht und die relativ wenigen Funde in der Hütte deuten darauf hin, daß sie vor allem zum Ausruhen und zum Schlafenaufgesucht wurde. Vor der Behausung hatte man in geringer Entfernung eine Steinmauer aufgeschichtet, welche den vom Meer kommenden Wind fernhielt.
Die frühesten Hütten in Deutschland konnten bei Grabungen in Bilzingsleben (Thüringen) nachgewiesen werden. Sie stammen aus der Zeit vor etwa 300000
Die älteste Hütte aus der Zeit der spä- ten Neandertaler in Deutschland wurde bei Edertal-Buhlen im nördlichen Hessen entdeckt. Von dieser vor etwa 50000 Jahren errichteten Behausung blieb der etwa 4 Meter große Grundriß erhalten. Er wurde von größeren Steinen begrenzt.
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- Ernst Probst (Author), 1992, Rekorde der Urmenschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114477
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