Die Auseinandersetzung mit Literatur ist heutzutage unweigerlich verbunden mit dem Gedanken an einen Kanon. Wir sehen uns mit einer Flut an Literatur konfrontiert, die wir gezwungen sind zu bewältigen.1 Angesichts dessen, ist es nur natürlich, dass eine Auswahl getroffen werden muss. Denn lediglich so können wir uns zurechtfinden in der schier unermesslichen Menge literarischer Werke.
Auch im Lehrbetrieb kommt man ohne eine Selektion nicht aus. An Schulen und Universitäten muss entschieden werden, welche Literatur gelesen werden soll. Ausgewählt werden dann meist die sogenannten Klassiker.
Dennoch ist der Kanon sehr umstritten. Auf der einen Seite dient er als Orientierung und bringt uns die großen Werke der Vergangenheit nahe. Auf der anderen Seite engt er unser literarisches Wissen ein, indem er andere Werke ausschließt, die vielleicht durchaus lesenswert wären.
Diese Kontroverse wird unter dem Stichwort Kanon-Debatte zusammengefasst. Sie ist nicht nur auf Nationalliteraturen beschränkt, sondern vollzieht sich ebenfalls in Bezug auf Weltliteratur. Weltliteratur wird gemeinhin als eine Selektion der besten Literatur der Welt verstanden, die in einem Kanon zusammengefasst wird oder gleich als die Summe aller Nationalliteraturen der Welt.2 Mit der zweiten Definition lässt sich allerdings in der Praxis recht wenig anfangen, wodurch meist doch der Kanongedanke verwirklicht wird. Die Definition von Weltliteratur ist also abhängig vom Kanonkonzept.
Aber stimmt das? Brauchen wir wirklich einen Kanon, um definieren zu können, was Weltliteratur ist? Oder gibt es vielleicht noch andere Möglichkeiten einer Definition?
Im Folgenden werde ich auf diese Fragen näher eingehen. Dazu gebe ich zunächst einen Überblick über die Kanon-Debatte. Danach werde ich die Theorie des populären Kanonbefürworters Harold Bloom erläutern und sie anschließend mit der Theorie von Horst Steinmetz kontrastieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über die Kanon-Debatte
- Harold Bloom und der ästhetische Kanon
- Theorie
- Kanon und Weltliteratur
- Kritik
- Ausblick in die Zukunft
- Horst Steinmetz und die Epoche der Weltliteratur
- Theorie
- Kanon und Weltliteratur
- Kritik
- Ausblick in die Zukunft
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Funktion des Kanons bei der Definition von Weltliteratur. Sie analysiert die Kanon-Debatte und untersucht, wie verschiedene Theorien den Kanon als Instrument zur Auswahl und Bewertung von Literatur verwenden. Die Arbeit beleuchtet die Ansätze von Harold Bloom und Horst Steinmetz, die unterschiedliche Konzepte des Kanons vertreten.
- Die Rolle des Kanons in der Literaturwissenschaft
- Die Kritik an der Kanonbildung
- Die Definition von Weltliteratur
- Die Bedeutung von kulturellen und historischen Kontexten
- Die Suche nach alternativen Modellen zur Auswahl von Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Kanon-Debatte ein und stellt die Relevanz des Kanons für die Auseinandersetzung mit Literatur dar. Sie beleuchtet die Problematik der Auswahl von Literatur angesichts der großen Menge an verfügbaren Werken und die Notwendigkeit einer Selektion im Lehrbetrieb.
Der zweite Abschnitt gibt einen Überblick über die Kanon-Debatte und ihre Geschichte. Er beleuchtet die unterschiedlichen Meinungen zum Kanon und die verschiedenen Ansätze zur Kanonbildung. Der Abschnitt zeigt die Schwierigkeiten auf, die mit der Definition und Anwendung eines Kanons verbunden sind.
Das dritte Kapitel widmet sich der Theorie von Harold Bloom und seinem Konzept des ästhetischen Kanons. Es analysiert Blooms Theorie und seine Argumentation für die Notwendigkeit eines Kanons. Der Abschnitt beleuchtet auch die Kritik an Blooms Ansatz und die Frage nach der Zukunft des Kanons.
Das vierte Kapitel stellt die Theorie von Horst Steinmetz und seine Konzeption der Epoche der Weltliteratur vor. Es analysiert Steinmetz' Ansatz und seine Kritik an der traditionellen Kanonbildung. Der Abschnitt untersucht auch die Frage, ob ein Kanon für die Definition von Weltliteratur notwendig ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kanon, Weltliteratur, Kanon-Debatte, Harold Bloom, Horst Steinmetz, ästhetischer Kanon, Epoche der Weltliteratur, Literaturwissenschaft, Kultur, Geschichte, Auswahlkriterien, Kritik, Zukunft des Kanons.
- Quote paper
- Saskia Bachner (Author), 2006, Die Funktion des Kanons bei der Definition von Weltliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114250