Jugendgruppierungen mit „delinquentem“ und „abweichendem“ Verhalten sind in der Bundesrepublik keine Seltenheit. Mindestens genauso häufig findet man in der Soziologischen Literatur die verschiedensten Erklärungsmodelle zu diesem Phänomen. Dabei taucht immer wieder die Frage auf, warum gerade immer mehr Migrantenjugendliche der zweiten oder dritten Generation, die zum größten Teil ihren Lebensmittelpunkt in der Bundesrepublik haben, hier geboren und aufgewachsen sind, sich über ihre ethnische Wurzeln abgrenzen und gewalttätige Gruppen bilden1. Vordergründig scheint der Zusammenschluss der türkischen Jugendlichen zunächst eine Reaktion auf ausländerfeindliche und rassistische Anschläge Anfang der neunziger Jahre zu sein. Auch Hermann Tertilt erklärt das Zustandekommen derartiger ethnischer Gruppierungen mit der „Missachtung“ und „Demütigung“, wie sie türkische Jugendliche aufgrund ihrer nationalen Zugehörigkeit erfahren (Vgl. Tertilt 1996).
Beim genaueren Betrachten fällt auf, dass die türkischen Jugendlichen in den Gangs eine eigenständige Subkultur aufgebaut haben mit welcher sie sich ganz bewusst von der Mehrheitsgesellschaft abschotten. Das bedeutet, dass wir es vielmehr mit einem komplexen Phänomen zu tun haben, welches keineswegs allein über die Diskriminierungstheorie erklärt werden kann. Dieses Phänomen versuche ich in meiner Hausarbeit auf unterschiedlicher Weise zu ergründen. Zunächst werde ich die Inhalte ihrer Subkultur vorstellen über die sie ihre Abgrenzung realisieren. Dann werde ich die lebensweltlichen Hintergründe ihrer Abgrenzung aufzeigen, um in einem dritten Schritt beide Punkte auf theoretischer Ebene zu verbinden. Ein Augenmerk der Hausarbeit gilt auch dem Stellenwert den Gewaltdrohung und Gewaltausübung für die Gruppe und ihre Mitglieder hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Darstellung der Szene
- 1.1 Vorbemerkung
- 1.2 Struktur Daten
- 1.3 Erlebnis Elemente
- II Soziostrukturelle Hintergrundfaktoren
- 2.1 Vorbemerkung
- 2.2 Das Migrationsdillemma
- 2.3 Probleme der türkischen Jugendlichen
- III Theoretische Erklärung
- 3.1 Vorbemerkung
- 3.2 Ethnische Grenzen und Kulturelle Konflikte
- 3.3 Soziale Herkunft und Migrantenstatus
- 3.4 Räumliche Segregation
- IV Radikalität und Gewalt
- 4.1 Vorbemerkung
- 4.2 Mehrfachmarginalisierung
- 4.3 Reduzierte Außenbeziehung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der türkischen Street Gangs in Deutschland. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieser Gruppierungen, untersucht die soziostrukturellen Hintergründe und die kulturellen Konflikte, die zur Bildung dieser Gangs beitragen. Die Arbeit beleuchtet die Subkultur der türkischen Street Gangs, ihre Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft und den Stellenwert von Gewalt in ihrer Kultur.
- Die Entstehung und Entwicklung der türkischen Street Gangs
- Die Subkultur der türkischen Street Gangs
- Die soziostrukturellen Hintergründe der Gangbildung
- Die Rolle von Gewalt in der türkischen Street Gang Kultur
- Die Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Phänomen der türkischen Street Gangs in Deutschland vor und erläutert die Forschungsfrage der Arbeit. Sie beleuchtet die soziologischen Erklärungsmodelle für die Entstehung dieser Gruppierungen und die Rolle der Diskriminierung und des Migrationsdilemmas.
Das erste Kapitel widmet sich der Darstellung der Szene. Es beschreibt die Struktur und Daten der türkischen Street Gangs, ihre Verbreitung in Deutschland und ihre typischen Merkmale. Der Fokus liegt auf den „Erlebnis-Elementen“ der Szene, die die Kommunikation und den Zusammenhalt der Mitglieder prägen.
Das zweite Kapitel analysiert die soziostrukturellen Hintergrundfaktoren, die zur Bildung der türkischen Street Gangs beitragen. Es beleuchtet das Migrationsdillemma, die Probleme der türkischen Jugendlichen in Deutschland und die Herausforderungen, die sie in ihrer Lebenswelt erfahren.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der theoretischen Erklärung des Phänomens. Es untersucht die Rolle von ethnischen Grenzen und kulturellen Konflikten, die soziale Herkunft und den Migrantenstatus sowie die räumliche Segregation als Faktoren, die zur Entstehung der türkischen Street Gangs beitragen.
Das vierte Kapitel analysiert die Radikalität und Gewalt in der türkischen Street Gang Kultur. Es untersucht die Mehrfachmarginalisierung der Mitglieder, die reduzierte Außenbeziehung und die Bedeutung von Gewalt für die Gruppe und ihre Mitglieder.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die türkische Street Gang, Jugendgruppierungen, Subkultur, Abgrenzung, Gewalt, Migrationsdillemma, ethnische Grenzen, kulturelle Konflikte, soziale Herkunft, Migrantenstatus, räumliche Segregation, Mehrfachmarginalisierung, Deutschland.
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- Dipl. Soz. Tobias Lohmann (Autor), 2004, Phänomen: Türkische Street Gang, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114107