Auch die Geschichte des Decemvirats, also über den Hergang der Gesetzgebung in der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., deren Ergebnis die Zwölf Tafeln waren, wurde von der römischen Annalistik bunt ausgeschmückt.
Seit Niebuhr darauf aufmerksam machte, dass zwischen den Ereignissen der ersten Jahrhunderte der Republik und den ersten Geschichtsschreibern mehrere Jahrhunderte ohne schriftliche Überlieferung lagen, wird immer wieder der Versuch unternommen in den jüngsten annalistischen Werken des Livius und des
Dionysios von Halikarnaß einen authentischen Kern der Erzählung vom restlichen, erfundenen und ausmalenden Überbau zu trennen. Dies geschah bezüglich des Berichtes über das Decemvirat vor allem während des Streits über die Authentizität der Zwölf Tafeln selbst, der Ende des 19. Jahrhunderts durch den italienischen Historiker Ettore Pais und den französischen Rechtsgelehrten Edouard Lambert entfacht wurde und sich über einige Jahrzehnte hinzog.
Terminologie, Rekonstruktion, Inhalt, Stil und Sprache, sowie Fortwirken und Rezeption der duodecim tabulae, die dem Livius gar als ,,fons omnis publici privatique iuris" galten, wurden während des 20. Jahrhunderts recht einmütig in der Literatur dargelegt. Nur ihre Entstehungsgeschichte, Authentizität und griechische Beeinflussung werden auch in jüngerer Literatur bezüglich einiger Fragen noch kontrovers diskutiert. Der Darstellung des Entwicklungsprozesses der Geschichte um die decemviri soll das Folgende gewidmet sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellen
- Stufen der Überlieferung
- Fabius-Diodor
- Polybios-Cicero
- Pomponius-Zonaras
- Dionys-Livius
- Die Entwicklung der Erzählung
- Die Frage der Authentizität
- Griechische Einflüsse
- Zusammenfassung
- Verzeichnisse
- Quelleneditionen und Übersetzungen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Decemvirats und der Zwölf Tafeln im frühen Rom. Sie untersucht die Authentizität der Überlieferung und analysiert die verschiedenen Stufen der literarischen Entwicklung der Erzählung. Dabei werden die Quellenlage, die griechische Beeinflussung und die Frage der Authentizität der Zwölf Tafeln selbst beleuchtet.
- Die Entwicklung der Erzählung vom Decemvirat und den Zwölf Tafeln in der römischen Annalistik
- Die Authentizität der Zwölf Tafeln und die Frage nach einem authentischen Kern in der Überlieferung
- Die Rolle griechischer Einflüsse auf die Darstellung der römischen Frühgeschichte
- Die Bedeutung der Zwölf Tafeln für die Entwicklung des römischen Rechts
- Die Quellenlage für die frühe Republik und die Schwierigkeiten der historischen Rekonstruktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Quellenproblem bei der Beschäftigung mit dem frühen Rom dar und führt in die Thematik der Zwölf Tafeln und des Decemvirats ein. Im zweiten Kapitel werden die Quellen für die Geschichte des Decemvirats und der Zwölf Tafeln untersucht, wobei die Grenzen der historischen Rekonstruktion deutlich werden. Das dritte Kapitel analysiert die verschiedenen Stufen der Überlieferung, beginnend mit der Version des Fabius Pictor und endend mit der Darstellung des Livius und des Dionysios von Halikarnaß. Die einzelnen Stufen werden anhand der Berichte von Diodor, Cicero, Pomponius und Zonaras dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Zwölf Tafeln, das Decemvirat, die römische Annalistik, die Authentizität der Überlieferung, die griechische Beeinflussung, die Quellenlage für die frühe Republik und die Entwicklung des römischen Rechts. Die Arbeit untersucht die Entstehung und Rezeption der Zwölf Tafeln und analysiert die verschiedenen Stufen der literarischen Entwicklung der Erzählung vom Decemvirat.
- Citation du texte
- Marcus Grzywacz (Auteur), 2007, Die Zwölf Tafeln und das Decemvirat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114058