Das Erscheinungsbild des Down-Syndroms bzw. der Trisomie 21 ist mit einer Häufigkeit von zirka 1:700 bei Föten die am weitesten verbreitete Behinderungsform weltweit (Borlinghaus 2002: 5). Sie ist wahrscheinlich nicht nur die häufigste, sondern auch eine der in der Öffentlichkeit bekanntesten Formen. Allerdings musste ich häufig die Erfahrung machen, dass bezüglich des Down-Syndroms in der Öffentlichkeit eine ganz bestimmte Vorstellung vorherrscht. Den betroffenen Menschen wird untereinander nicht selten eine sehr große Ähnlichkeit unterstellt, die sich entweder auf ihr Äußeres oder sogar auf die Persönlichkeit bezieht. Ich bemühe mich in meiner Arbeit deshalb darum, dieser immer noch weit verbreiteten Pauschalisierung, einer gewissen Homogenität aller Menschen mit Down-Syndrom, zu widersprechen. Ich bin davon überzeugt, dass der Personenkreis mit Trisomie 21 eine ebenso große, wenn nicht größere Heterogenität aufweist wie derjenige ohne Trisomie 21. Kinder mit Down-Syndrom brauchen aufgrund ihrer Einschränkungen, die bei jedem anders sein können, natürlich andere Förderungen als Kinder ohne Down-Syndrom, aber mit deren Hilfe sind sie oft dazu in der Lage, ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen und manchmal auch im kognitiven Bereich über andere Personen ohne jegliche Einschränkung hinauszuwachsen (siehe Kapitel 2: Praxisbeispiel). „Es ist daher nötig, sowohl die besonders leistungsfähigen Kinder mit Down-Syndrom ihren Möglichkeiten entsprechend zu fördern als auch die stärker beeinträchtigten Kinder angemessen zu berücksichtigen“ (vgl. Wilken 1996: 14). In meiner Arbeit werde ich daher das Therapiekonzept nach Rodolfo Castillo Morales vorstellen, das ich aufgrund meiner persönlichen Kontakte zu Argentinien kennen lernte und das gegebenenfalls eine gute Therapiemöglichkeit für Menschen mit Down-Syndrom darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Praxisbeispiel: Gegen die weit verbreitete Fehleinschätzung der Homogenität von Menschen mit Down-Syndrom
- Einführung: Trisomie 21 bzw. Down-Syndrom
- Geschichte
- Ursachen
- Morphologisches Erscheinungsbild
- Entwicklung
- Intelligenz
- Wahrnehmung
- Gedächtnis
- Sprache
- Sprachförderung
- Rodolfo Castillo Morales und der philosophische Ansatz in seinem Therapiekonzept
- Das Therapiekonzept nach Rodolfo Castillo Morales
- Einführung
- Welche anderen Therapien sind eng mit dem Castillo-Morales-Konzept verbunden?
- Die Botha-Therapie
- Die Vojta-Therapie
- Die Pörnbacher-Therapie
- Die Orofaziale Regulationstherapie
- Der orofaziale Komplex und seine Befundaufnahme
- Pathologien im orofazialen Komplex bei Menschen mit Down-Syndrom
- Grundlagen der Orofazialen Regulationstherapie
- Die therapeutische Behandlung innerhalb der Orofazialen Regulationstherapie
- Vorbereitende Maßnahmen und Basisübungen
- Weitere zielgerichtete Übungen
- Die Gaumenplatte - ein weiterer Baustein der ORT
- Was lässt sich über die Behandlung des orofazialen Bereichs festhalten?
- Das Interview
- Einführung
- Der Aufbau des Interviews
- Der Interviewbogen
- Die Auswertung des Interviews
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung, Perspektiven und Probleme der Orofazialen Regulationstherapie (ORT) im Kontext der Förderung von Menschen mit Down-Syndrom. Die Hauptzielsetzung besteht darin, die Relevanz des Castillo-Morales-Konzeptes, zu dem die ORT gehört, für diese Personengruppe zu evaluieren. Dies geschieht durch die Zusammenführung theoretischer Grundlagen und empirischer Daten aus Interviews mit Castillo-Morales-Therapeuten.
- Orofaziale Regulationstherapie und ihre Anwendung bei Menschen mit Down-Syndrom
- Das ganzheitliche Therapiekonzept nach Castillo-Morales
- Heterogenität der Entwicklung und Fähigkeiten bei Menschen mit Down-Syndrom
- Erfolgsfaktoren und Herausforderungen der ORT in der Praxis
- Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Eltern/Betreuern
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort betont die Heterogenität von Menschen mit Down-Syndrom und widerlegt die gängige Vorstellung einer Homogenität. Es wird die Notwendigkeit individueller Förderung betont und das Therapiekonzept nach Rodolfo Castillo Morales als mögliche Fördermethode vorgestellt. Die Arbeit hinterfragt die Zukunftsfähigkeit dieser Therapie im Kontext von Gesundheitsreformen.
Praxisbeispiel: Gegen die weit verbreitete Fehleinschätzung der Homogenität von Menschen mit Down-Syndrom: Dieses Kapitel präsentiert das Beispiel von Pablo Pineda, einem Spanier mit Down-Syndrom, der ein Studium abgeschlossen hat. Es dient als eindrucksvolle Gegenposition zur Annahme einer Homogenität bei Menschen mit Down-Syndrom und illustriert die große Bandbreite an Fähigkeiten und Lebenswegen innerhalb dieser Gruppe.
Einführung: Trisomie 21 bzw. Down-Syndrom: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über das Down-Syndrom, beginnend mit seiner Geschichte und den genetischen Ursachen. Es beschreibt das morphologische Erscheinungsbild, die Entwicklungsverzögerungen in verschiedenen Bereichen (Intelligenz, Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache) und betont dabei die individuelle Variabilität innerhalb der betroffenen Population. Die Bedeutung frühzeitiger Förderung wird hervorgehoben.
Rodolfo Castillo Morales und der philosophische Ansatz in seinem Therapiekonzept: Dieses Kapitel beschreibt das Leben und den philosophischen Ansatz von Rodolfo Castillo Morales, dem Entwickler des gleichnamigen Therapiekonzepts. Es betont die ganzheitliche Sichtweise, den Respekt vor dem Individuum und die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung im Therapieansatz. Der Fokus liegt auf den Stärken des Patienten und der positiven Integration in die Gesellschaft.
Das Therapiekonzept nach Rodolfo Castillo Morales: Dieses Kapitel detailliert das Castillo-Morales-Konzept, einschließlich der Neuromotorischen Entwicklungstherapie, der Orofazialen Regulationstherapie (ORT), und der Gaumenplatte. Es erläutert die zugrundeliegenden Prinzipien, die verschiedenen Therapieelemente und deren Anwendung. Die enge Verknüpfung mit anderen neurophysiologischen Therapiekonzepten (Botha, Vojta, Pörnbacher) wird ebenfalls dargestellt.
Das Interview: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der Datenerhebung mittels Interviews mit Castillo-Morales-Therapeuten. Es erläutert den Aufbau des Interviews, den Fragebogen und die Auswertungsmethodik. Die Auswahl der Interviewpartner und die Herausforderungen der Datenerhebung werden ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Orofaziale Regulationstherapie (ORT), Castillo-Morales-Konzept, Down-Syndrom (Trisomie 21), Frühförderung, Sprachförderung, Muskelhypotonie, ganzheitliche Therapie, Integration, Heterogenität, Befragung, empirische Forschung.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Orofaziale Regulationstherapie (ORT) bei Menschen mit Down-Syndrom
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Orofaziale Regulationstherapie (ORT) im Kontext der Förderung von Menschen mit Down-Syndrom. Sie verbindet theoretische Grundlagen mit empirischen Daten aus Interviews mit Castillo-Morales-Therapeuten, um die Relevanz des Castillo-Morales-Konzeptes für diese Personengruppe zu evaluieren. Die Arbeit beinhaltet ein Vorwort, ein Praxisbeispiel, eine Einführung in das Down-Syndrom, eine Beschreibung des Castillo-Morales-Konzeptes, eine detaillierte Darstellung der ORT und die Ergebnisse von Interviews mit Therapeuten.
Was ist die Orofaziale Regulationstherapie (ORT)?
Die ORT ist ein Bestandteil des ganzheitlichen Therapiekonzepts nach Rodolfo Castillo Morales. Sie konzentriert sich auf die Behandlung des orofazialen Komplexes (Mund- und Gesichtsbereich) und zielt darauf ab, die Funktionen dieses Bereichs zu verbessern. Dies beinhaltet die Behandlung von Pathologien im orofazialen Komplex, die bei Menschen mit Down-Syndrom häufig auftreten. Die Therapie umfasst vorbereitende Maßnahmen, Basisübungen und weitere zielgerichtete Übungen, sowie gegebenenfalls den Einsatz einer Gaumenplatte.
Was ist das Castillo-Morales-Konzept?
Das Castillo-Morales-Konzept ist ein ganzheitliches Therapiekonzept, das den Menschen in seiner Gesamtheit betrachtet. Es betont die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung und den Respekt vor dem Individuum. Der Fokus liegt auf den Stärken des Patienten und der positiven Integration in die Gesellschaft. Es ist eng mit anderen neurophysiologischen Therapiekonzepten wie der Botha-, Vojta- und Pörnbacher-Therapie verbunden.
Wie wird das Down-Syndrom in dieser Arbeit behandelt?
Die Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über das Down-Syndrom, einschließlich seiner Geschichte, Ursachen, des morphologischen Erscheinungsbildes und der Entwicklungsverzögerungen in verschiedenen Bereichen (Intelligenz, Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache). Sie betont die Heterogenität von Menschen mit Down-Syndrom und widerlegt die gängige Vorstellung einer Homogenität. Die Bedeutung frühzeitiger Förderung und individueller Therapieansätze wird hervorgehoben.
Welche Methoden wurden in dieser Arbeit angewendet?
Die Arbeit kombiniert Literaturrecherche mit empirischen Daten aus Interviews. Die Interviews wurden mit Castillo-Morales-Therapeuten geführt, um praktische Erfahrungen und Perspektiven zur ORT bei Menschen mit Down-Syndrom zu sammeln. Der Aufbau des Interviews, der Fragebogen und die Auswertungsmethodik werden im Detail beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Orofaziale Regulationstherapie (ORT), Castillo-Morales-Konzept, Down-Syndrom (Trisomie 21), Frühförderung, Sprachförderung, Muskelhypotonie, ganzheitliche Therapie, Integration, Heterogenität, Befragung, empirische Forschung.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist die Evaluation der Relevanz des Castillo-Morales-Konzeptes, insbesondere der ORT, für Menschen mit Down-Syndrom. Die Arbeit untersucht die Bedeutung, Perspektiven und Probleme der ORT in diesem Kontext und analysiert Erfolgsfaktoren und Herausforderungen der Therapie in der Praxis, sowie die Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Eltern/Betreuern.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu einem Vorwort, einem Praxisbeispiel, einer Einführung in das Down-Syndrom, Rodolfo Castillo Morales und seinem Therapiekonzept, dem Castillo-Morales-Konzept (inkl. ORT), und den Ergebnissen der Interviews mit Therapeuten. Jedes Kapitel bietet detaillierte Informationen zu den jeweiligen Themen.
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- Moritz Kaschewski (Author), 2007, Bedeutung, Perspektiven und Probleme der Orofazialen Regulationstherapie zur Förderung bei Menschen mit Down-Syndrom, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114053