In der Biologischen Psychologie geht es um das Verhalten und Erleben des Menschen und dessen Auswirkungen auf das körperliche Empfinden. Hierfür wird in die Anatomie und die Funktion des Nervensystems erläutert. Das Nervensystem stellt die Gesamtheit aller Nervengewebe im Körper des Menschen dar. Seine Funktion ist es, Informationen aus dem Körper und dessen Umwelt wahrzunehmen, fortzuleiten, auszuwerten und abzuspeichern. In den folgenden Kapiteln werden die beiden Teile des Nervensystems näher beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Organisation des Nervensystems
1.1. Zentrales Nervensystem
1.2. Peripheres Nervensystem
1.2.1. Somatisches Nervensystem
1.2.2. Vegetatives Nervensystem
1.3. Unterschied zwischen vegetativen und somatischen Nervensystem
2. Das endokrine System
2.1. Wachstumshormon (GH)
2.2. Prolaktin (PRL)
2.3. Thyroidea-stimulierendes Hormon (TSH)
2.4. Oxytocin
3. Neurofeedback (NF)
3.1. Funktion des EEG
3.2. Methode des Neurofeedbacks
3.3. Anwendungsmöglichkeiten des Neurofeedback
4. Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Funktionelle Aufteilung des menschlichen Nervensystems
Abbildung 2: Zielorgane von Sympathikus und Parasympathikus
Abbildung 3: Topographischer Bezug der Ableitepunkte des 10-20-Systems
Abbildung 4: Frequenzen des EEG
Abbildung 5: Fünf Elemente der Neurofeedback-Rückmeldeschleife
Teilaufgabe 1
1. Organisation des Nervensystems
In der Biologischen Psychologie geht es um das Verhalten und Erleben des Menschen und dessen Auswirkungen auf das körperliche Empfinden. Hierfür wird in dieser Aufgabe die Anatomie und die Funktion des Nervensystems erläutert. Das Nervensystem stellt die Gesamtheit aller Nervengewebe im Körper des Menschen dar. Seine Funktion ist es Informationen aus dem Körper und dessen Umwelt wahrzunehmen, fortzuleiten, auszuwerten und abzuspeichern.1 Myers bezeichnet es daher auch als elektrochemisches Hochgeschwindigkeitskommunikationsnetz im Körper, welches aus allen Nervenzellen der sogenannten peripheren und zentralen Nervensysteme bestehen.2 In den folgenden Kapiteln werden diese beiden Teile des Nervensystems näher beschrieben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Funktionelle Aufteilung des menschlichen Nervensystems Quelle: Myers, 2014, S.59
1.1 Zentrales Nervensystem
Das zentrale Nervensystem (ZNS) des Menschen ist ein komplexes Organ, welches aus Gehirn und Rückenmark besteht. Das Gehirn beinhaltet bis zu 1000 Milliarden Nervenzellen, welche sich zu neuronalen Netzen zusammensetzen, mit anderen Worten, die Nervenzellen schließen sich mit benachbarten Neuronen zusammen um schnellere und effektivere Verbindungen zu bewirken. Aufgabe einer Nervenzelle, auch Neurone genannt, ist es demnach Informationen weiterzuleiten.3 Dabei wird der Informationsaustausch zum Gehirn als afferent bezeichnet, die vom Gehirn weggeleiteten Informationen als efferent.4 Zum Erfüllen seiner Funktion ist unser Zentralnervensystem von der Zusammenarbeit mit dem peripheren Nervensystems abhängig. Dabei dient das Rückenmark als "Straße" auf der Informationen vom peripheren Nervensystem zum Gehirn geleitet werden und umgekehrt.5 Zu den lebenswichtigen Aufgaben des ZNS gehören folglich die Atmung, die Bewegung, die Fortpflanzung und das Verdauungssystem des Menschen zu steuern. Des Weitern ist es eng mit dem endokrinen System verbunden um diese Aufgaben erfolgreich meistern zu können.6
1.2 Peripheres Nervensystem
Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst alle Nerven die sich außerhalb des zentralen Nervensystems befinden, d.h. all diese die sich nicht im Gehirn oder im Rückenmark befinden. Das PNS lässt sich in ein somatisches Nervensystem (SNS) und in ein vegetatives Nervensystem (VNS), auch autonomes Nervensystem (ANS) genannt, aufteilen. Beide Teilsysteme leiten Informationen vom Körper zum ZNS (afferent) oder vom ZNS zum Körper (efferent).
1.2.1 Somatisches Nervensystem
Das somatische Nervensystem ist der Teil des PNS, welcher die Skelettmuskulatur des Menschen willkürlich steuern kann. Darunter werden alle Bewegungen verstanden, die wir willentlich und bewusst ausführen wie z.B. die Beine zu bewegen beim Gehen.7 Des Weiteren werden Reize aus den Sinnesorganen Augen, Ohren und Haut an das ZNS weitergeleitet. Daraus lässt sich schließen, dass das SNS über eine sensorische und motorische Kommunikation mit der Umwelt interagiert. Es nimmt die Reize von außen wahr (afferent) und leitet die Informationen an das ZNS weiter (efferent) wobei elektrische Reize freigesetzt werden um die Steuerung der Skelettmuskulatur zu ermöglichen.8
1.2.2 Vegetatives Nervensystem
Das vegetative Nervensystem (VNS) bzw. autonome Nervensystem (ANS) ist der Teil des peripheren Nervensystems der die lebensnotwendigen Grundfunktionen des Körpers steuert.. Es wird als autonom bezeichnet, da zur Ausführung seiner Aufgaben keine direkte willkürliche Kontrolle nötig ist. Das ANS reagiert auf äußere Belastungen des Organismus, indem es die Prozesse der Körperorgane an die Situation anpasst. Hierfür empfängt es Signale vom Gehirn, welche es weiter an den Körper leitet. Ist es dem Menschen z.B. warm, erhöht das ANS die Durchblutung der Haut und es kommt zur Schweißsekretion. Im Gegensatz zum SNS reagiert hier der Körper nicht auf sensorische Reize, d.h. der Mensch kann nicht willentlich beginnen zu schwitzen. Das ANS innerviert die glatte Muskulatur aller Körperorgane sowie das Herz und die Drüsen.9 Dabei kontrolliert es vor allem die inneren Funktionen des Körpers wie den Herzschlag, die Atmung, die Drüsenaktivität und die Verdauung. Der Mensch muss sich bspw. nicht daran erinnern zu Atmen, es ist ein automatischer Reflex des Nervensystems.10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Zielorgane von Sympathikus und Parasympathikus
Quelle: Birbaumer & Schmidt, 2006, S.104
Das VNS wird weiter in Sympathikus, in Parasympathikus und in ein Darmnervensystem gegliedert. Beim Darmnervensystems liegen die Neuronen in den Wänden des Magen-Darm- Traktes.11 Prinzipiell arbeiten diese Zellen unabhängig von anderen Nerven, werden aber vom Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst.12 Die Nervenbahnen des Sympathikus und Parasympathikus führen vom ZNS aus zu den Organen. Der Sympathikus hat die Aufgabe den Körper in Erregung zu versetzen. Seine Aufgabe ist eine Aktivierungssteigerung der Organsysteme bei Gefahr- oder Stresssituationen zu ermöglichen, damit der Mensch angemessen auf die Herausforderung reagieren kann. Er sorgt bspw. dafür, dass das Herz beschleunigt, erweitert die Atemwege und hemmt die Darmtätigkeit.13 Um seine Aufgabe zu erfüllen setzt sich der Sympathikus aus einer zweizelligen Neuronenkette zusammen. Ein Neuron liegt innerhalb des ZNS im Brustmark oder im Lendenmark (präganglionär). Das Andere liegt außerhalb des Rückenmarks in einem Ganglion (Anhäufung von Nervenzellen im PNS) und bildet dort eine Ganglienkette (postganglionär). Die an dem Rückenmark entlanglaufende Ganglienkette wird als Grenzstrang bezeichnet. Hier ziehen die präganglionären Fasern zum PNS um anschließend in den Ganglien synaptisch auf postganglionäre Fasern umgewandelt zu werden. Mit Hilfe chemischer Botenstoffen geben die Neuronen Signale an andere Nervenzellen weiter. Als Überträgerstoff zum postganglionären Neuron nutzen die präganglionären Neurone das Acetylcholin. Dahingegen wird beim Zielorgan Noradrenalin ausgeschüttet. Auf diese Weise gelingt es dem Sympathikus vegetative Körperfunktionen angemessen auf Stress- oder Fluchtsituationen vorzubereiten: Pupillenerweiterung, Verdauungsfunktionen werden gehemmt, Blutgefäße verengen, usw.14
Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des Sympathikus und sorgt dafür, dass der Körper nach der Stresssituation wieder in einen Ruhezustand versetzt wird. Er hat eine aktivitätshemmende Funktion: der Herzschlag verlangsamt sich, die Verdauung wird wieder angeregt und die Bronchien verengen sich. So gelingt es dem Organismus seinen Zustand stabil zu halten.15 Die zentralen Zellen des parasympathische Nervensystem befinden sich im oberen Teil (Nervus Vagus) und im unteren Teil des Rückenmarks (Sakralmark). Die Umwandlung von prä- auf postganglionär erfolgt erst kurz vor dem Zielorgan. Im Gegensatz zum Sympathikus verwenden alle Neurone des Parasympathikus Acetylcholin als Neurotransmitter.16
Funktionell gesehen gelten Sympathikus und Parasympathikus als Gegenspieler. Der Sympathikus aktiviert sich bei erregenden Situationen, der Parasympathikus dagegen im Ruhezustand. Dies ist jedoch wichtig um ein gesundes Gleichgewicht des Organismus zu bewahren. Beide Nervensysteme stehen demnach nicht in Konkurrenz zueinander, sondern arbeiten viel mehr "Hand-in-Hand" um den Körper auf die jeweiligen Anforderungen bestmöglich vorzubereiten.17 Ein besonderer Unterschied zwischen Beiden ist, dass der Parasympathikus im Gegensatz zum Sympathikus nicht alle Gefäße innerviert. Dazu gehören die glatte Muskulatur der Arterien und der Venen, als auch die Schweißdrüsen.18
1.3 Unterschied zwischen vegetativen und somatischen Nervensystem
Das periphere Nervensystem besteht aus dem somatischen und dem vegetativen Nervensystem. Beide Nervensysteme des PNS unterscheiden sich zum Einem im Ausmaß der bewussten Einflussnahme auf den Organismus. Das SNS sorgt dafür, dass der Mensch Berührungen oder Schmerzen wahrnimmt. Es ist der Teil des Nervensystems der bewusst mit der Umwelt interagiert Hierfür leitet es die Informationen an das Gehirn weiter, damit von dort aus eine bewusste motorische Bewegung vom ZNS zu den Muskeln geleitet werden kann. Das VNS hingegen übt keine bewusste Kontrolle über die inneren Organe aus. Es steuert autonom die Muskeln und Drüsen unserer inneren Organe.19 Zum Anderen unterscheiden sich beide über den neuronalen Übertragungsweg. Das SNS als auch das VNS übertragen Signale über afferente und efferente Neuronen. Efferente motorische Nervenfasern innervieren im SNS die quergestreifte Muskulatur (Skelettmuskulatur) und im VNS die glatte Muskulatur (z.B. Gefäße und Darm), jedoch auch zum Teil die Skelettmuskelfasern.20 Auch pharmakologisch lassen sich Beide voneinander unterscheiden: Im VNS funktionieren nur adrenerge (Adrenalin und Noradrenalin) und nikotinähnliche Neurotransmitter. Im SNS ist lediglich Azetylcholin als Übertragungsstoff wirksam.21
Zu Beachten sei jedoch, dass man die Unterschiede zwischen dem SNS und dem VNS nicht zu streng wahrnimmt. Sind beide Teilsysteme anatomisch und funktionell im PNS weitestgehend getrennt, so bestehen jedoch im ZNS enge Verknüpfungen wie z.B. über den Hypothalamus.22 Des Weiteren ist das oben genannte Bewusstseinskriterium in der Realität nicht immer passend, denn Geruch und Geschmack können z.B. Übelkeit und Erbrechen auslösen. Demnach kann die äußere Umwelt einen Einfluss auf das VNS haben und somit eine ungewollte Reaktion hervorbringen.23
Teilaufgabe 2
2. Das endokrine System
Neben dem oben erläuterten Nervensystem gibt es noch ein anderes Kommunikationssystem: das endokrine System. Beide Systeme funktionieren ähnlich, allerdings werden im Nervensystem Informationen in einem Bruchteil von Sekunden übermittelt, wohingegen das endokrine System einige Sekunden benötigt um den Botenstoff über die Blutbahn an ein Zielgewebe zu senden. Die Drüsen des endokrinen Systems schütten chemische Botenstoffe aus die wir als Hormone bezeichnen. Diese werden über den Blutkreislauf an bestimmte Körperregionen weitertransportiert und erfüllen dort spezifische Wirkungen.24
Die Hypophyse, eine erbsengroße Ausstülpung im mittleren Teil des Gehirns, ist die endokrine Drüse mit dem größten Einfluss. Unter der Kontrolle des Hypothalamus steuert sie das Wachstum des Organismus und kontrolliert die Funktion anderer endokriner Drüsen. Myers spricht daher von der Hypophyse als Königsdrüse bei der der Hypothalamus deren Kaiser ist. So fördert die Hypophyse mit ihren Hormonen die Hormonausschüttung bei anderen Drüsen. Bspw. fördert sie zusammen mit dem Gehirn das Ausschütten von Sexualhormonen. Außerdem bewirkt die Hypophyse zusammen mit dem Hypothalamus, dass in Stresssituationen das Stresshormon Kortisol von den Nebennieren freigesetzt wird, um den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass das Nervensystem und das endokrine System eine direkte Verbindung zueinander haben: Das Nervensystem bewirkt eine Freisetzung von Hormonen durch das endokrine System. Die dabei ausgeschütteten Hormone beeinflussen anschließend wiederum das Nervensystem. Dabei steht das Gehirn am Anfang und am Ende dieser Rückkopplungskette.25
Die Hypophyse setzt sich aus einem Vorder- und einem Hinterlappen zusammen. Der Hypophysenvorderlappen (HVL) wird auch Adenohypophyse genannt und produziert und speichert 6 lebenswichtige Hormone: Wachstumshormon (GH), Luteinisierendes Hormon (LH), Follikel-stimulierendes Hormon (FSH), Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH), Adrenokortikotropes Hormon (ACTH) und Prolaktin (PRL). Von diesen 6 haben 4 Hormone jeweils eine Drüse als Zielorgan und werden daher als Steuerhormone (oder glandotrope Hormone) genannt. Hierbei handelt es sich um das ACTH, das TSH, das FSH und das LH. Das GH und Prolaktin werden hingegen als Effekthormone (oder nichtglandotrope Hormone) bezeichnet, da sie nicht auf eine bestimmte Drüse wirken, sondern auf den gesamten Organismus. Der Hypophysenhinterlappen (HHL) heißt auch Neurohypophyse und produziert keine Hormone selbst, speichert allerdings Oxytocin und das antidiuretische Hormon (ADH).26
[...]
1 Vgl. Entringer & Heim, 2016, S.14; Vgl. Kirschbaum, Domschke & Heinrichs, 2020, S.214
2 Vgl. Myers, 2014, S.58
3 Vgl. Müller & Hassel, 2012, S.403
4 Vgl. Rockstroh, 2010, S.30
5 Vgl. Myers, 2014, S.61
6 Vgl. Schäffler, 2014, S.1117
7 Vgl. Myers, 2014, S.59
8 Vgl. Entringer & Heim, 2016, S.14; Vgl. Kirschbaum, Domschke & Heinrichs, 2020, S.222
9 Vgl. Birbaumer & Schmidt, 2006, S.102
10 Vgl. Myers, 2014, S.59
11 Vgl. Birbaumer & Schmidt, 2006, S.102
12 Vgl. Kirschbaum et al., 2020, S.222
13 Vgl. Myers, 2014, S.59
14 Vgl. Rockstroh, 2010, S.31
15 Vgl. Myers, 2014, S.59
16 Vgl. Rockstroh, 2010, S.32; Vgl. Entringer & Heim, 2016, S.23
17 Vgl. Entringer & Heim, 2016, S.23
18 Vgl. Kirschbaum et al., 2020, S.222
19 Vgl. Kirschbaum et al., 2020, S.214
20 Vgl. Myers, 2014, S.59
21 Vgl. Birbaumer & Schmidt, 2006, S.56-57
22 Vgl. Kirschbaum et al., 2020, S.222
23 Vgl. Schröger, 2010, S.126
24 Vgl. Myers, 2014, S.62-63
25 Vgl. Myers, 2014, S.63
26 Vgl. Birbaumer & Schmidt, 208, S.127
- Quote paper
- Lisa Muller (Author), 2021, Biologische Psychologie. Funktion von Nervensystem, Endokrinem System und Neurofeedback, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1139356
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