Die Kraft der Berührung. Ein Potential in der Personenzentrierten Psychotherapie?


Diploma Thesis, 2008

181 Pages, Grade: 1


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

KURZFASSUNG

ABSTRACT

ENTWICKLUNG DER PROBLEMSTELLUNG

KAPITEL I EINFÜHRUNG ZUM THEMA BERÜHRUNG
1 FORSCHUNGSGEGENSTAND
1.1 Geschichtliche Betrachtung von Berührung
1.2 Kulturelle Betrachtung von Berührung
1.3 Soziales und Berührung
1.4 Berührungstabus in unserer Gesellschaft
2 ZUM BEGRIFF DER BERÜHRUNG - DEFINITION
2.1 Physische Ebene der Berührung
2.2 Psychische Ebene der Berührung
2.3 Analogien der physischen und psychischen Ebene der Berührung
3 PHÄNOMENOLOGISCHE BETRACHTUNG
4 ZUSAMMENFASSUNG

KAPITEL II BERÜHRUNG IN DER PSYCHOTHERAPIE
1 ALLGEMEINES ZUR PSYCHOTHERAPIE
1.1 Getrenntheit von Körper und Psyche
1.2 Ethische Betrachtung von Berührung in der Psychotherapie
1.2.1 Zeitpunkt, in dem Berührung angebracht ist
1.2.2 Zeitpunkt, in dem die Berührung nicht angebracht ist
1.3 Die therapeutische Beziehung
1.3.1 Verbale Komponenten und Berührung
1.3.2 Nonverbale Komponente und Berührung
2 BERÜHRUNGSFORMEN IN DER PSYCHOTHERAPIE
2.1 Therapeutische Schulen
2.2 Berührung und ihre Vielfältigkeit an Bedeutungen und Funktionen
2.3 Emotionale/Ausdrucksvolle Funktionen der körperlichen Berührung in der Psychotherapie
2.3.1 Die dankbare Berührung
2.3.2 Die unterstützende Berührung
2.3.3 Die beschützende Berührung
2.3.4 Die sexuelle Berührung
2.4 Körperliche Berührung in unterschiedlichen Therapieformen
2.4.1 Paartherapie
2.4.2 Familientherapie
2.4.3 Gruppentherapie
2.5 Berührung als Instrument - was macht sie mit dem Klienten?
2.5.1 Zugang zu Erinnerungen oder Emotionen finden
2.5.2 Empathie vermitteln
2.5.3 Die Arbeit mit vergangenen traumatischen Erlebnissen stützen
3 ZUSAMMENFASSUNG

KAPITEL III B ERÜHRUNG IN DER P ERSONENZENTRIERTEN P SYCHOTHERAPIE
1 BERÜHRUNG AUF PSYCHISCHER UND PHYSISCHER EBENE IN DER PERSONENZENTRIERTEN PSYCHOTHERAPIE
1.1 Personenzentrierte Psychotherapie als Gesprächspsychotherapie
1.2 Impliziert die Personenzentrierte Psychotherapie mehr als nur Gesprächspsychotherapie?
1.3 Menschenbild in der Personenzentrierten Psychotherapie
2 DER BEGRIFF DER BERÜHRUNG IN DER PERSONENZENTRIERTEN PSYCHOTHERAPIE
2.1 Kontakt
2.2 Wärme
2.3 Begegnung
2.4 Betroffen sein
2.5 Nähe
2.6 Bewegung
3 DIE THERAPEUTISCHE BEZIEHUNG IN DER PERSONENZENTRIERTEN PSYCHOTHERAPIE
3.1 Bedingungen der Personenzentrierten Psychotherapie
3.1.1 Echtheit/Kongruenz
3.1.2 Unbedingte Wertschätzung
3.1.3 Empathie/einfühlendes Verstehen
3.2 Die Kräfte des Selbst: Berührung mit dem Selbst
4 DER PROZESS IN DER PERSONENZENTRIERTEN PSYCHOTHERAPIE UND DIE BERÜHRUNG AUF PSYCHISCHER UND PHYSISCHER EBENE
4.1 Die sieben Prozessphasen in der Personenzentrierten Psychotherapie
4.2 Qualität von Berührung
5 DIE BEDEUTUNG DES KÖRPERS IN DER PERSONENZENTRIERTEN PSYCHOTHERAPIE
5.1 Handlungsbezogene Einschränkungen innerhalb der Psychotherapie
5.2 Körperliche Berührung als schulenspezifische Methode?
5.3 Geschlechtsspezifische Aspekte
6 ZUSAMMENFASSUNG

KAPITEL IV METHODISCHER TEIL
1 DARSTELLUNG DER METHODE
1.1 Forschungsfrage
1.2 Methodische Vorgehensweise
1.3 Die Gesprächspartner
1.4 Die Verdichtungen
1.5 Die gebündelten Aussagen
2 DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE
2.1 Gespräch mit Frau XXX
2.1.1 Vorstellung der Person
2.1.2 Verdichtung des Gespräches
2.1.3 Gebündelte Aussagen
2.2 Gespräch mit Herrn Dr. phil. KKK
2.2.1 Vorstellung der Person
2.2.2 Verdichtung des Gesprächs
2.2.3 Gebündelte Aussagen
2.3 Gespräch mit Frau Mag. GGG
2.3.1 Vorstellung der Person
2.3.2 Verdichtung des Gespräches
2.3.3 Gebündelte Aussagen
2.4 Gespräch mit Herrn Mag. TTT
2.4.1 Vorstellung der Person
2.4.2 Verdichtung des Gespräches
2.4.3 Gebündelte Aussagen
2.5 Gespräch mit Frau Mag. CCC
2.5.1 Vorstellung der Person:
2.5.2 Verdichtung des Gesprächs
2.5.3 Gebündelte Aussagen
2.6 Gespräch mit Herrn UUU
2.6.1 Vorstellung der Person
2.6.2 Verdichtung des Gespräches
2.6.3 Gebündelte Aussagen
2.7 Gesamtauswertung der Gespräche
2.7.1 Die psychische, emotionale Ebene der Berührung
2.7.2 Die physische, körperliche Ebene der Berührung
2.7.3 Zusammenhang: psychische und physische Berührung
3 QUERVERBINDUNG ZUR THEORIE/EINBINDUNG IN DEN BISHERIGEN WISSENSSTAND

KAPITEL V ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE

B IBLIOGRAPHIE

KURZFASSUNG

In dieser Diplomarbeit wurde untersucht, welche Bedeutung das Phänomen der Berührung auf physischer und psychischer Ebene in der Personenzentrierten Psychotherapie hat. Hierbei wurde festgestellt, dass dem Phänomen der Berührung verschiedene Bedeutungen beigemessen werden können. Zum einen kann die Berührung eine psychische Komponente einnehmen, die auch als emotionale oder innere Berührung bezeichnet werden kann. Zum anderen kann die Berührung auch auf physischer Ebene stattfinden, welche ebenso unter den Begriffen der körperlichen oder taktilen Berührung zu finden ist. Das Phänomen der Berührung in ihren unterschiedlichen Ausprägungsformen muss jedoch als ein Ganzes gesehen werden, wobei die psychischen als auch die physischen Komponenten von Berührung ebenso einzeln auftreten können. In der Psychotherapie ist das Thema der taktilen Berührung ein vieldiskutiertes und heikles, wobei es auch einige Vorurteile ihr gegenüber gibt.

Aufgrund der verschiedenen Ethiken der unterschiedlichen Psychotherapierichtungen ist eine differenzierte Betrachtung des jeweiligen Psychotherapieansatzes erforderlich. Im speziellen Fall der Personenzentrierten Psychotherapie überwiegt die innere, psychische Form der Berührung, wobei die körperliche Berührung nicht vollkommen und direkt ausgeschlossen wird. Der Begriff „Berührung“ wird in der personenzentrierten Theorie nicht explizit verwendet, ist jedoch indirekt unter den Begriffen Kontakt, Wärme, Begegnung, Betroffen sein, Nähe und Bewegung zu finden.

Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich diese Begriffe, die mit dem Phänomen der Berührung in Verbindung stehen, als sehr wichtig und essentiell in der praktischen Arbeit des personenzentrierten Ansatzes erweisen. Die Variablen (Echtheit bzw. Kongruenz, unbedingte Wertschätzung und Empathie bzw. einfühlendes Verstehen) der Personenzentrierten Psychotherapie bringen eine Bedeutungsvielfalt mit sich, in der neben der inneren Berührung auch körperliche Berührung möglich wäre, es aber Entscheidung des Psychotherapeuten bzw. der Psychotherapeutin ist, ob, inwiefern und wann diese integriert wird.

Wird die Berührung umfassend gesehen, ist die körperliche Berührung nicht anders zu betrachten als die innere, emotionale Berührung in der Personenzentrierten Psychotherapie. Es sind dafür keine eigenen Regeln notwendig. Weiters lässt sich feststellen, dass dafür jedoch spezielles Wissen, genügend Erfahrung sowie auch Eigenerfahrung wichtig sind, um auch die körperliche Berührung miteinbeziehen zu können. Nur dadurch ist ein verantwortungsvoller, stimmiger und sinnvoller Umgang in dieser Psychotherapieform möglich.

ABSTRACT

This thesis introduces and investigates the meaning of touch at physical and psychical level within the person - centred psychotherapy. In this connection, it has been found out that the phenomenon of touch has different meanings.

On the one hand, touch represents a psychical component which can be defined as emotional or interior touch. On the other hand, touch can happen at a physical level which is also called somatic or tactile touch.

However, the phenomenon of touch in its different shapes of distinctness must be seen as wholeness, whereas psychical as well as physical components of touch can also appear individually. Within the psychotherapy, physical touch is a much - discussed and delicate subject. In addition to this, there are some prejudices against this kind of touch too.

Because of the different ethics in the varied directions of psychotherapy, a differentiated approach to the specific starting points of psychotherapy is necessary. Concerning the particular matter of the person - centred psychotherapy, the interior, psychical kind of touch predominates, whereas the physical touch is not completely and directly excluded. The term “touch” in the person - centred theory is not used explicitly, but can be indirectly found among the terms “contact, warmth, meeting, affection, nearness and motion.” Results have shown that touch is looked upon as very important and essential for all kinds of practical work. The variables in the person - centred psychotherapy involve a multiplicity of meanings in which physical touch is possible. But it is up to the psychotherapists themselves whether, in what way and when it is used.

If touch is seen comprehensively, physical touch and psychical touch in the person - centred psychotherapy cannot be regarded differently. To be successful, no particular rules are really necessary, but special knowledge, enough experience and self - experience too are important to involve and use physical touch.

Ich möchte mich für die Hilfe und Unterstützung bedanken, die ich in der Zeit, als ich diese Arbeit schrieb, bekommen habe.

Besonders möchte ich mich bei meinem Betreuer, Herrn Prof. Dr. Robert Hutterer für die unterstützende, konstruktive und wertschätzende Betreuung meiner Diplomarbeit bedanken; bei den Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als meine Gesprächspartner für die Freundlichkeit, mit der sie mir begegneten und für die Zeit, die sie für die Gespräche zur Verfügung gestellt haben. Außerdem bedanke ich mich bei meiner Familie, im Speziellen, bei meinen Eltern, die mich mit Vertrauen, warmherzigem Rückhalt und finanzieller Unterstützung begleitet haben. Abschließend bedanke ich mich bei meinem Lebenspartner, der mir in dieser Zeit des Verfassens liebevoll zur Seite stand und bei meinen Freunden und Studienkollegen, die mich begleitet, unterstützt und gestärkt haben.

Ich glaube, das größte Geschenk, das ich von jemandem bekommen kann, ist, dass er mich sieht, mir zuhört, mich versteht und mich berührt.

Das größte Geschenk, das ich einem anderen Menschen machen kann, ist, ihn zu sehen, ihm zuzuhören,

ihn zu verstehen und ihn zu berühren. Wenn das gelingt, habe ich das Gefühl,

dass wir uns wirklich begegnet sind.(Satir, 2004, S 9)

ENTWICKLUNG DER PROBLEMSTELLUNG

Eingangs möchte ich darstellen, wodurch mein Forschungsinteresse geweckt wurde bzw. aufgrund welcher theoretischen Einsichten sich meine Forschungsfrage ergibt. Zudem gilt es hier das Problembewusstsein zu dokumentieren. Es beginnt im Zuge der Beschäftigung mit psychotherapeutischen Verfahren, im Speziellen im Laufe der Auseinandersetzung mit der Personenzentrierten Psychotherapie.

Die Wurzeln dieser Arbeit liegen in eigenen Erlebnissen, Erfahrungen, Gesprächen, in der eigenen Psychotherapieerfahrung als Klientin, und in diversen Praktika, die ich in meinem Leben und im Laufe des Studiums gemacht habe. Mir ist klar geworden, dass mich irgendetwas dabei immer berührte – manchmal stark und manchmal weniger stark. Aber in diesen Momenten schien mir immer, dass etwas Wichtiges geschieht. Wichtig war es auch oft für mein Gegenüber, mit dem ich gesprochen habe. Ähnlich ging es mir auch mit Dingen, Erinnerungen, Gedanken, die mich berührten und für mich eine Botschaft darstellten, die ich oft erst entschlüsseln musste. Mir ist aufgefallen, dass, um berührt zu werden, manchmal gar nicht viele Worte nötig sind. Das zeigt ein ganz anderes Verständnis als körperlich berührt zu werden. Manchmal lösten aber auch körperliche Berührungen etwas Inneres bei mir aus, das mich berührt. Aufgrund dieser persönlichen Erfahrungen wurde mein Forschungsinteresse geweckt und deshalb habe mich speziell mit diesen individuellen Eindrücken an die Personenzentrierte Psychotherapie gewandt. Mich interessiert, welche Bedeutung die Berührung in dieser Psychotherapieform hat und wie sie beschrieben wird. Nun möchte ich die Suche nach der Bedeutung des Phänomens der Berührung in der Personenzentrierten Psychotherapie beginnen.

Die Personenzentrierte Psychotherapie wird im deutschsprachigen Raum auch als

„Gesprächstherapie“ bezeichnet. Bei diesem Begriff ist erkennbar, dass es sich um eine verbale Interaktion zwischen Menschen handelt, die ins Gespräch kommen, das therapeutisch wirksam ist. Hier entsteht die Frage, um welche Art des Gespräches es sich das therapeutisch wirksam ist? Angesichts dieser Frage könnte die Bezeichnung

„Gesprächstherapie“ mit anderen Gesprächen verwechselbar sein, die Teil einer Therapie sind. (z.B. in der Medizin)

Abgeleitet vom Begriff „Gesprächstherapie“ könnte dieser psychotherapeutische Ansatz auch als verbale Therapie bezeichnet werden, die auf eine verbale Interaktion schließen lässt. Man könnte annehmen, dass es eine sehr reduzierte Art von Psychotherapie ist, die sich ausschließlich verbal gestaltet. Welche Bedeutung haben hierbei nonverbale Aspekte in diesem Zusammenhang, die bei einer verbalen Interaktion gar nicht auszuschließen

sind? Hier lässt sich schon in der Bezeichnung selbst eine Unklarheit wieder finden. Formen verbaler Interaktionen können schnell mit dem Begriff „Gesprächstherapie“ austauschbar sein.

Ein weiterer Aspekt, der von hohem Wert für die Personenzentrierte Psychotherapie ist, ist die therapeutische Beziehung, die eine entscheidende Bedeutung in sich trägt. Rogers hat die Erkenntnis, „dass wirkliche Veränderung durch Erfahrung in einer Beziehung zustande kommt.“ (Rogers, 1994, S 46) Inwiefern passiert Veränderung durch verbale und nonverbale Erfahrungen? Was bewirkt nun Veränderung in einer Beziehung und welche Erfahrungen werden tatsächlich darin gemacht, die zu einer Veränderung beitragen?

Um diese Veränderungsprozesse zu ermöglichen, wurden in der personenzentrierten Theorie die absolut hinreichenden Bedingungen formuliert, die mit dem therapeutischen Prozess wiederum in Verbindung stehen. Das geschieht nach einem „`wenn - dann` Paradigma. Wenn bestimmte Bedingungen existieren […], dann kommt ein Prozeß […] in Gang, der bestimmte charakteristische Elemente aufweist. Wenn der Prozeß […] in Gang kommt, dann treten bestimmte Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen […] auf.“ (Rogers, 1991, S 40) Es lässt sich beobachtet, dass mehrere Elemente sich gegenseitig beeinflussen.

Ein zentrales Element in der Personenzentrierten Psychotherapie sind Emotionen, welche im menschlichen Organismus verankert sind. Sie spielen innerhalb des personenzentrierten Ansatzes eine große Rolle, wofür viel Einfühlungsvermögen gefordert ist. Dafür wird ein Rahmen geboten, der durch die drei therapeutischen Einstellungen oder Bedingungen (Kongruenz, bedingungsfreies Akzeptieren und einfühlendes Verstehen) charakterisiert ist. Sie werden auch als die Kernvariablen in der Personenzentrierten Psychotherapie bezeichnet und als wesentliche Bestandteile der therapeutischen Beziehung betrachtet. Welche Bedeutung haben nun Emotionen und Einfühlung im Zusammenspiel mit den Kernvariablen? Welche organismischen Bewertungen werden ihnen gegeben? Was bedeutet es, wenn Rogers meint: „Es handelt sich um eine allmähliche Zunahme von Zuversicht in und gar Zuneigung für die komplexe, reiche, unterschiedliche Vielfalt an Gefühlen und Neigungen, die im Klienten auf der organischen Ebene existieren“ (Rogers, 1994, S 125), und was macht es mit dem Klienten?

Hat es etwas mit Nähe in der therapeutischen Beziehung zu tun, wenn der Klient sich seiner Gefühle bewusst wird und sie annehmen kann? Welche Bedeutung hat dies in den therapeutischen Prozessstufen nach Rogers (2004)? Demnach könnte das Ziel in einer

Psychotherapie sein, dass ein Klient weniger Angst vor Nähe in Beziehungen hat: Welche Beschreibungen gibt es dafür in der Personenzentrierten Psychotherapie? Somit wird es zu einer offenen Frage, ob diese Phänomene der Nähe mit dem Begriff der Berührung bezeichnet werden können. Welche organismische Bewertung wird dem gegeben? Gibt es eine emotionale, innere Berührung in der Personenzentrierten Psychotherapie und wie wird diese beschrieben? Wird sie als bedeutungsvolles Phänomen betrachtet? Welche Wertigkeit hat die innere Berührung im personenzentrierten Ansatz? Wird sie als eigenständiger Begriff verwendet? Ich möchte herausfinden, was es heißt, berührt zu werden und mehr Klarheit darüber zu schaffen. Ich bin mir sicher, dass in solchen Momenten etwas Bedeutungsvolles geschieht, aber was ist die Bedeutung? Diese möchte ich im Rahmen der Personenzentrierten Psychotherapie untersuchen.

Um der Ganzheit des Begriffes von „Berührung“ zu berücksichtigen, entsteht die Frage nach der Körperlichkeit. Berührung kann auch bedeuten, von jemandem in körperlicher Weise berührt zu werden. Gibt es auch körperliche Berührung innerhalb der Personenzentrierten Psychotherapie? Welche Formen der Körperlichkeit sind im personenzentrierten Ansatz zu finden?

Sanders (2002) berichtet davon, dass in unserer Gesellschaft unterschiedliche Menschen leben, denen der Bezug zu ihrem Körper abhanden gekommen ist. Das lässt sich bei Kindern beobachten, die enormes Übergewicht haben, bewegungsverarmt sind, häufig Fast Food zu sich nehmen und denen es an basaler sensorischer Integration mangelt. Jugendliche und Erwachsene kämpfen gegen ihren eigenen Körper mit Sport und Bodybuilding. Weiters gibt es Bodylifting, Bodyshaping, plastische Chirurgie und Diätprogramme, die oftmals Störungen als Folge nach sich tragen oder sie initiieren. Wenn der Mensch seinen Kontakt zu natürlichen Körperrhythmen, zu seiner Lebendigkeit immer mehr verliert, ist es im individuellen Bewusstsein ein seltenes Thema und wird nicht als Problem gesehen. Es ist somit möglich, dass in langen Psychotherapien nicht vom Körper und seinem Empfinden gesprochen wird. Diese blinden Flecken sind aufzugreifen und dem Klienten ist zu vermitteln, dass er nicht nur einen Körper besitzt, der ihm als Objekt für seine Manipulation, Verbesserungen und Entspannungsanstrengungen dienen kann, sondern dass er auch ein Körper ist, „der atmen muss, Ausdehnung und Ansprache, Ruhe und Kontakt, Lust und Unlust finden will. So gehört der Körper nicht nur

„der Vollständigkeit halber“ in die Therapie, […]. Er gehört in die Therapie, weil er mit seinem lebendigen Pulsieren die stoffliche Grundlage all dessen bildet, was wir denken, fühlen und erleben.“ (Sanders, 2000, S 123f) Die Grenzen des Körpers sind die, die bestimmen, welche Gefühls- und Gedankengrenzen wir haben. Somit gibt es Wachstumspotenziale die noch zu entfalten sind. Gewisse Gefühle sind nur in einem

gewissen Körper möglich. „Die körperliche Organisation von Gefühlen, Bedeutungen und Gedanken mit ihren Möglichkeiten und Grenzen bildet die Grundlage unserer Lebensweise, die darüber bestimmt, was zu einem gegebenen Zeitpunkt möglich ist.“ (Sanders, 2000, S 124) Wenn Klienten in Therapie gehen und nach ihrer Körperlichkeit suchen, ist es notwendig, Körperlichkeit, Pulsation und Lebendigkeit aktiv mit aller Körperlichkeit und klientenzentriert anzubieten. (Sanders, 2000)

Somit ist der menschliche Körper auch in einer Psychotherapie bedeutungsvoll. Welche Bedeutung hat demnach die körperliche Berührung in der Personenzentrierten Psychotherapie? Ist sie als Methode denkbar, um die Körperlichkeit eines Menschen in die Psychotherapie zu integrieren? Gibt es einen Zusammenhang von Psyche und Körper?

In Anbetracht dieser vielen, offenen und spannenden Fragen, die mein Forschungsinteresse erweiterten, habe ich eine Forschungsfrage formuliert, in der nach dieser Fülle an Phänomenen gefragt wird:

Welche Bedeutung wird der Berührung auf psychischer Ebene und physischer Ebene in der Personenzentrierten Psychotherapie gegeben?

Abschließend möchte ich die Art der Forschung etwas umschreiben, in die sich mein Forschungsanliegen einbettet. Es gibt Phänomene, die durchaus spannende Untersuchungsabsichten wecken, aber dennoch schwer festzumachen sind. Die Faszination, die von ihnen ausgeht, ermutigt genauer hinzusehen, um sich der Beschaffenheit des Phänomens der Berührung auf den Grund zu gehen bzw. zuzuwenden. In Bezug zu schwer erfassbaren Phänomenen besteht nach Rogers (1991) Forschungsbedarf. Er meint in diesem Zusammenhang: „Gleich zu Beginn wollen wir festhalten, daß wir beim gegenwärtigen Stand unseres Wissens nicht wirklich wissen, wie der eigentliche Prozeß der Therapie aussieht. Wir sind mehr und mehr tief beeindruckt von den zahlreichen Verästelungen des Prozeßes, und der Art in der er, je nach Standpunkt des Beobachters, verschiedene Bedeutungen annimmt, aber wir geben zu, daß seine definitive Beschreibung immer noch eine Aufgabe für die Zukunft ist.“ (Rogers, 1991, S 131) Dahingehend wird das Phänomen der Berührung im Arbeitsverlauf in Zusammenhang mit dem therapeutischen Prozess gebracht, um zu erforschen, ob es auch hier Parallelen gibt.

Die Suche nach einem tiefer gehenden Verständnis der Berührung setzt sich fort und es werden relevant erscheinende Aspekte erfasst, die vielleicht auch Unaussprechliches beinhalten können. Sie wirken im Hintergrund und gelten für mich zu erforschen.

Es ist ein Thema, das nahezu philosophischen Charakter hat, das auf Basis der Personenzentrierten Psychotherapie festgemacht wird. Dies stellt eine Aufgabe dar, wobei immer klarer wird, dass zwischen den Zeilen gelesen werden muss, um das schwer zu beschreibende greifbar zu machen. Ins Zentrum des Verständnisses wird das gerückt, was im Hintergrund wirkt und auf nonverbaler Ebene passiert. Es ist gefordert, sich aus dem Fenster einer naturwissenschaftlich determinierten Gesellschaft zu lehnen; einer Wissenschaft, die auf dem Fundament der Objektivität steht und mit den Instrumenten der Validierung und Messbarkeit verfährt. Bis zu einem gewissen Grad muss ich dem auch gerecht werden, wobei ich allerdings bei der Beschaffenheit meiner Fragestellung zu einer Grenzgängerin werde. Im Kapitel I 3 ist jeder Forschungsbereich zu finden, in dem sich diese Forschungsarbeit eingliedert.

Im Hinblick auf die schwer zu erfassende Qualität, vor allem in Bezug zur emotionalen Berührung, möchte ich auf (Rogers, 1985) verweisen. Er bezieht sich in folgender Aussage auf das Element „des vollen Erfahrens einer affektiven Beziehung“ (Rogers, 1985) das im Zusammenhang mit der Therapie für einen Lernprozess erkannt wurde und als Bestandteil der Psychotherapie verstanden wurde. „Dies ist [ein] Phänomen, das sich bei jedem Fall ergibt. Es scheint besonders für [länger andauernde] Fälle zu gelten, obwohl es sich auch hier nicht einheitlich findet. Es handelt sich jedoch um eine solch tiefreichende Erfahrung, daß wir uns zunehmend fragen, ob sie nicht eine höchst bedeutsame Richtung im therapeutischen Prozeß darstellt, die sich eventuell auf einer nichtverbalisierten Ebene hin zu einem gewissen Grad in allen erfolgreich abgeschlossenen Fällen ergibt.“ (Rogers, 1985, S 91) Dieses Statement wird zum Anlass genommen, um beim Forschungsanliegen auch den nonverbalen und intuitiven Bereich miteinzubeziehen. Dahingehend könnte seine Aussage interpretiert werden, dass in diesem Kontext auch im Hinblick auf meine Forschungsfrage Forschungsbedarf besteht. Rogers (2003) äußert seine Hoffnungen, dass Untersuchungen von Phänomenen, denen in unserer Gesellschaft nicht so große Bedeutung beigemessen wird, gemacht werden, wobei er sich dem bewusst ist, dass es schwer erfassbare Phänomene sein können. Ich habe „der Vermutung Ausdruck verliehen, daß wir in der Forschung Grenzbereiche der Erfahrung betreten werden, wenn wir jene Fähigkeiten untersuchen, die in unserer westlichen Kultur bisher unterschätzt wurden - die intuitiven und psychischen Kräfte des Menschen.“ (Rogers, 2003, S 152)

Hiermit habe ich eine hohe Relevanz für meine Untersuchung gefunden. Die Berührung zähle ich zu jenen Grenzbereichen, die schwer zu erfassen sind, aber ich werde ihn dennoch untersuchen. Da das Thema der Berührung in der Psychotherapie ein sehr neues ist, werde ich langsam zum Kern der Forschungsarbeit hinführen.

Kapitel I EINFÜHRUNG ZUM T HEMA B ERÜHRUNG

Innerhalb der Personenzentrierten Psychotherapie gibt es keine explizite Literatur über den Begriff der Berührung. Deshalb wird großräumig - vom Allgemeinen in immer spezieller beleuchtete Betrachtungsweisen - hin geführt. Um sich dem Begriff der Berührung anzunähern, wird ein Überblick von Lebensbereichen gegeben, in denen die Berührung angesiedelt ist.

Dazu zählt eine geschichtliche Darstellung der Berührung. Weiters wird sie im kulturellen Hinblick beleuchtet, die anschließend mit sozialen Aspekten einhergeht. Dann werden Tabus diskutiert, die in Begleitung mit der Berührung auftreten. Abschließend ist eine Definitionsdarstellung zu finden, in der der Begriff der Berührung konkreter aus psychischer und physischer Sicht diskutiert wird.

1 FORSCHUNGSGEGENSTAND

1.1 Geschichtliche Betrachtung von Berührung

Wird die Berührung geschichtlich betrachtet, so sind viele Ereignisse in der Literatur anzutreffen. Davon werden einige angeführt, um die früheren Betrachtungsweisen von Berührung etwas zu beleuchten.

In der Geschichte ist die Berührung in Verbindung mit etwas Heilsamen zu finden. Aus alten Höhlenmalereien geht ein Heilungsaspekt der Berührung hervor, der bereits vor

15.000 Jahren entstanden ist. Sie belegen, dass die Berührung zu Heilungszwecken eingesetzt wurde. Die Medizin frühester Heilkundiger unserer Kultur bestand vorwiegend aus der Arbeit mit berührenden Händen und der einhergehenden Heilung. Frühe östliche, philosophische und religiöse Schriften, die griechische Mythologie, alte ägyptische Artefakte oder Mythen der Urbevölkerung Amerikas, zeugen vom heilbringenden Nutzen der Berührung. (Sayre - Adams/Wright, 1997)

Ein weiterer Hinweis auf medizinisch- heilende Absichten in Bezug zur Berührung brachte Papyrus Ebers, als eine der ältesten bekannten Aufzeichnungen über Heilmittel und Behandlungen verschiedener Krankheiten der alten Ägypter. Das Schriftstück vermittelt ein klares Bild über die medizinische Vorgehensweise. Das Dokument schildert eine ägyptische ärztliche Behandlung, die genau dem entspricht, was man heute als

„Handauflegen“ bezeichnet und so mit einer Berührung in Zusammenhang. (Cohen, 1999)

Ein weiterer Aspekt, in dem die Berührung einen bedeutenden Stellenwert hat, ist die Tatsache bzw. ein Untersuchungsergebnis, dass ein Mensch ohne Berührung nicht leben kann. Das zeigt ein Experiment Kaiser Friedrichs II. (1194-1250). Er wollte herausfinden,

welche Sprache, und welche Art des Sprechens Kinder entwickeln würden, wenn sie heranwüchsen, ohne dass jemand mit ihnen redete oder sie liebevoll berührte. So ordnete er in einem Waisenheim den Pflegemüttern und Ammen an, den Säuglingen die Brust zu geben, sie zu baden und zu waschen, aber nicht mit ihnen zu sprechen. Er erhoffte sich dadurch, die Ursprache des Menschen zu entdecken. Seine Bemühungen in dieser Hinsicht waren jedoch vergeblich, denn alle Kinder starben. Ohne zärtlich berührt zu werden, ohne das Streicheln, ohne die liebevollen Gesichter und die zärtlichen Worte ihrer Pflegemütter konnten sie nicht überleben. „[…] Deshalb sind die `Wiegenlieder`, die eine Frau singt, während sie das Kind wiegt, und mit denen sie es einschläfert, so wichtig.“ (Ross/McLaughlin zitiert in Montagu, 1992, S 69) Man wusste somit schon sehr früh, dass die zärtliche Berührung eine wichtige Rolle für ein Kind spielt.

1.2 Kulturelle Betrachtung von Berührung

Jede einzelne Kultur hat eine Erziehungsfunktion. Sie erzieht ihre Kinder und Erwachsene dazu, verschiedene taktile Schwellen gegenüber Kontakten und Stimulierungen zu bilden. Die Kultur schreibt bestimmte soziale Erfahrungen vor, die sich in Unterschieden in der Empfindlichkeit schon bei einzelnen Familien in derselben Kultur entwickeln. Familienmitglieder können sich, was die vorgeschriebene Verhaltensweise betrifft, erheblich in ihrem Benehmen von anderen unterscheiden. Es gibt Familien, in denen unbefangener und häufiger taktiler Kontakt selbstverständlich ist. Das kann nicht nur zwischen Mutter und Kind, sondern auch zwischen allen Familienmitgliedern beobachtet werden. Im selben Kulturbereich gibt es Familien, in denen ein minimaler körperlicher Kontakt zwischen Mutter und Kind und den anderen Angehörigen besteht. Es lassen sich ganze Kulturbereiche finden, in denen ein „Rühr - mich - nicht - an“ die Begegnung der verschiedenen Menschen beherrscht. In anderen Kulturen ist wiederum das Berühren ein sehr wichtiger Teil des Lebens. Umarmen, Streicheln und Küssen sind für einige Menschen so selbstverständlich, wobei es anderen Menschen, merkwürdig und peinlich erscheint. (Montagu, 1992)

Um diese Thematik anschaulicher darzustellen, wurden verschiedene Pärchen in Cafés in Puerto Rico (Spanien), Paris (Frankreich), Florida (USA) und London (England) beobachtet. Es wurde gezählt, wie häufig diese Paare einander pro Stunde berührten. In Puerto Rico lag der Durchschnitt bei 180 Berührungen pro Stunde, in Paris noch bei 110, in Florida nur mehr bei zwei Berührungen pro Stunde, während Paare in London keinerlei Körperkontakt pflegten. Demzufolge sind große kulturelle Unterschiede zu beobachten und es lässt sich feststellen, dass südeuropäische Kulturen berührungsreicher sind als nordeuropäische. (Sayre - Adams/Wright, 1997)

Eine ganz andere spannende und interessante Darstellung von Berührung ist das Magische und Mystische, das Michelangelo bei der Entstehung des Menschen aus der Berührung bzw. aus dem Zwischenraum der Berührung im Bild „Die Erschaffung Adams“ beeindruckend dargestellt hat. Er malte ein Deckenfresko und ließ in seinem Bild Gott Adam berühren, um ihn zum Leben zu erwecken. Jedoch ist auch umgekehrt die Vermutung zugelassen, dass Adam Gott berührt. Das Verhältnis von Mensch und Gott konzentriert sich in der unmittelbar bevorstehenden, vielleicht auch der gerade schon vollzogenen Berührung der Finger. Man könnte meinen, einen Lebensfunken unmittelbar zwischen den Fingerspitzen überspringen sehen zu können, so aufgeladen ist der Zwischenbereich der ausgestreckten Hände. Dies kann als ein Akt magischer und göttlicher Verbindung verstanden werden. (Küchenhoff, 2006) Diese Art von Definition impliziert, dass die Berührung eine stark nonverbale, aber aussagekräftige Wirkung haben kann.

Des Weiteren wird der Stellenwert der Berührung im sozialen Leben in unserer westlichen Kultur beleuchtet.

1.3 Soziales und Berührung

Berührungen sind allgegenwärtig, ob wir essen, schlafen oder gehen; der Mensch steht immer in Berührung mit der gegenwärtigen Situation und berührt diese. (Montagu, 1992) Berührung bedeutet im sozialen Sinn auch zu kommunizieren, Kontakte aufzunehmen oder jemanden anzugreifen. Das kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden.

Das Verhältnis von Berührung und Macht spielt in sozialen Mustern, wie der Arbeitswelt, eine große Rolle. Es herrscht ein Geflecht an Berührungsprivilegien, die die soziale Ordnung aufrechterhalten. Ranghöhere berühren öfter Rangniedrigere als umgekehrt. Dazu gibt es viele Untersuchungen, die dies bestätigen. (Desmond, 1972)

Weiters vermittelt Berührung noch etwas anderes. Nähe oder Distanz zwischen Menschen verringert oder vergrößert die soziale Distanz. Cohen (1999) benennt vier Kategorien des zwischenmenschlichen Abstands. „Intim“ wird jener Abstand bezeichnet, der vom direkten Kontakt bis zu einem Abstand zwischen 15 und 45 Zentimetern reicht und bei dem nur die vertrautesten Personen genehmigten Zugang haben. Im

„persönlichen“ Bereich, zwischen 45 bis 75 Zentimeter, werden Freunde zugeordnet. Als

„gesellschaftlich“ bezeichnet, reicht in diesem Bereich eine Distanz von 1,2 Metern bis 3,5 Metern zwischen Menschen auf Partys oder anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften. Der letzte Begriff wird als „öffentlich“ bezeichnet und nimmt 3,5 bis 4,5

Meter ein. Menschenvolle, öffentliche Verkehrsmittel werden vielleicht deshalb als bedrohlich empfunden. (Cohen, 1999)

Weiters wird angenommen, dass der Berührung eine sexuelle Komponente beiwohnt. Henley (1988) führt an, dass die Berührung für Männer in unserer Kultur auf das andere Geschlecht beschränkt ist, und ihre Funktion primär sexueller Natur ist. Das bestätigt Zimbardo (1995) mit seinen Erläuterungen, dass Berührung schon verschiedene Bedeutungen in sich trägt, aber folglich in hohem Maße mit Geschlecht und Sexualität in Verbindung gebracht wird. Dies lässt sich von der Vermutung ableiten, dass eine körperliche Berührung um vieles intensiver sein kann als der verbale oder emotionale Kontakt.

Montagu (1992) meint, dass sich der Berührungssinn als erster von allen Sinnen entwickelt und er sich auf viele Aktivitäten auswirkt, mit denen der Mensch in Kontakt kommt. Bevor nämlich ein Mensch geboren wird, reagiert er bereits auf Berührung. Der Geburtsvorgang kann als Berührungsakt verstanden werden, denn auf dem Weg durch den Geburtskanal ist das Kind vorgeburtlichen Pressbewegungen ausgesetzt. Bei der Geburt entsteht ein intensiver Kontakt, der durch sofortige Berührungen der Eltern und der Ammen erfolgt. Dadurch wird der Berührungssinn gestärkt. Das Wohlempfinden am Berühren und Berührtwerden ist somit tief verwurzelt. (Cohen, 1999)

Allgegenwärtig und bedeutend ist die Sprache in unserem sozialen Leben. Die ursprüngliche Aufgabe der Sprache besteht darin, den Menschen mit seinen Mitmenschen zu verbinden. Wenn die Mutter ihr Kind mit all seinen Empfindungen in ihren Armen hält oder an sich drückt, bildet sich die grundlegende Möglichkeit der Kommunikation, seine erste Sprache, die erste Herstellung einer Berührung mit einem anderen Menschen, was die Grundlage des spezifisch menschlichen Verhaltens ist. (Montagu, 1992) Durch die Sprache entsteht ein Kontakt zum Gegenüber, eine Beziehung, in der durch den verbalen Austausch Formen von Berührung entstehen kann.

„Berührung ist nicht besser als Sprache, sie ist Sprache. Sprache ist etwas Abstraktes. Berührung ist konkret.“ (Cohen, 1999, S 223) Durch Berührung ist es möglich, seinen Erfahrungsschatz zu erweitern. Um etwas zu begreifen, ist es nicht ausreichend, sich nur durch die Sprache zu vermitteln, sondern es ist notwendig, damit auch in Berührung zu kommen. „Berührung konkretisiert Wörter und Bilder.“ (Cohen, 1999, S 224)

1.4 Berührungstabus in unserer Gesellschaft

Wie nun diskutiert wurde, räumt die Berührung im sozialen Leben einen großen Stellenwert ein. Egal, welchen Alters, Berührung ist lebensnotwendig, um ein zufriedenstellendes Leben leben zu können. In jeder Kultur sind bestimmte Bereiche zu finden, die präsent sind, aber nicht zur Sprache gebracht werden. Hier siedelt sich die Religion in unserer Kultur an, die die Gesellschaft prägt und mit Gesetzen und Tabus einhergeht. Die Religion der westlichen Gesellschaft weist eine Körperempfindlichkeit, wenn nicht -feindlichkeit auf. Die traditionellen christlichen Glaubensgrundsätze unterstützen eine negative Sicht, die in Verbindung mit dem physischen Körper steht. Dies nährt die Auffassung, Berührung als Sünde anzusehen, wenn sie nicht spirituellen Zwecken dient. (Hunter/Struve, 1997) Vielleicht trägt diese Tatsache dazu bei, dass Berührung sexualisiert wird und im Zuge dessen zum Tabu geworden ist. Demzufolge wird angenommen, dass die sozialbedingte Sexualisierung durch die religiöse Kultur dazu beiträgt, dass im Bereich der Berührung Tabus zu finden sind. Tabus werden über etwas Gefährliches oder Unklares verhängt. Sie werden von der Gesellschaft als Hindernisse oder auch als Schutzvorrichtungen verwendet. Im Anschluss werden einige Berührungstabus nach Cohen (1999) auszugsweise erläutert.

- „Berühre keine Fremden!“ (Cohen, 1999, S 233)

Das Berühren von unbekannten Personen kann eine beiderseitige Verletzung der interpersonellen Distanz bedeuten. Auf der einen Seite schützt es vor möglicher Gewalt und Verletzung, doch es hat auch eine isolierende Funktion.

- „Berühre dich nicht selbst!“ (Cohen, 1999, S 236)

Dieses strengste und vielleicht älteste Berührungstabu verbietet, seinen eigenen Körper, seine Sexualität kennen zu lernen. Die christliche Religion lässt nur Sexualität zur Fortpflanzung zu, und darunter zählt nicht, sich selbst berühren zu dürfen.

- Berühre deine Bekannten anderen Geschlechts nicht zu oft! (Cohen, 1999, S 239) Dies gilt für Freunde anderen Geschlechts, selbst, wenn keine sexuellen Absichten damit verbunden sind. Körperkontaktbezogene Zurückhaltung wird hier gefordert, nur um zu vermeiden, dass eventuelle sexuelle Absichten mitschwingen könnten.

Zu diesen Berührungstabus ist festzuhalten, dass sie ohne Zweifel in hohem Maße kulturabhängigen Regeln unterliegen und in verschiedensten Situationen auftauchen. (Cohen, 1999)

In der Literatur ist eine Vielzahl an Definitionen von Berührung anzutreffen, die im anschließenden Kapitel diskutiert werden. Es wird näher darauf eingegangen, wie der Begriff Berührung für diese Arbeit definiert werden kann.

2 ZUM BEGRIFF DER BERÜHRUNG - DEFINITION

Nach einer Annäherung durch die Beschreibung verschiedener Bereiche, in denen Berührung Raum einnimmt, wird nun spezieller darauf eingegangen, wie der Begriff der Berührung in dieser Arbeit gebraucht wird. Um dies zu verfolgen, ist es erforderlich, den Terminus Berührung im Detail zu betrachten. Es ist eine Trennung notwendig, wobei das Wort Berührung an sich, nicht immer klar trennbar ist. Somit stellt die Trennung keine reine Schnittstelle dar, sondern wird wie eine Nahtstelle betrachtet, in der beide Teile zusammengehören, aber, um einer klaren Betrachtung nachzugehen, getrennt bearbeitet werden müssen.

Das Wort „Berührung“ kommt in der Literatur in unterschiedlichsten Bereichen des menschlichen Lebens vor und wird, je nach Gebiet, verschieden verwendet. Auffallend ist dabei, dass in unserer Kultur gerne eine Trennung zwischen körperlicher, physischer Berührung und psychischer, innerer Berührung gemacht wird, wobei die Berührung primär als eine körperlicher verstanden wird. Im Kapitel II 1.1 wird weiter darauf eingegangen.

Um nun eine detailreiche Betrachtung der Berührung anzustellen, aber dabei den möglichen Zusammenhang zwischen beiden Bereichen der Berührung nicht außer Acht zu lassen, ist es vorerst notwendig, den Begriff der Berührung für die Arbeit in zwei unterschiedliche Verständnisse zu teilen. Ein Bereich bildet die physische Ebene der Berührung und der andere Bereich die psychische Ebene der Berührung. Die Bedeutung von Berührung wurde auch in der Forschungsfrage in psychische Ebene und physische Ebene getrennt, da dem Begriff eine Doppeldeutigkeit beiwohnt. Um Missverständnissen vorzubeugen, wird die Bedeutung der Berührung notwendiger Weise getrennt betrachtet. Im Folgenden werden diese beiden Bereiche nun im Detail beleuchtet. Als Ergänzung ist eine Beschreibung von Betrachtungsweisen zu finden, in denen es nicht möglich war, den Begriff eindeutig zu trennen.

2.1 Physische Ebene der Berührung

Um die Berührung auf physischer Ebene zu beleuchten, ist es vorerst notwendig, den Begriff des „Physischen“ zu klären.

Der Termini „physisch“ wird umschrieben als „in der Natur begründet, natürlich, [...] die körperliche Beschaffenheit betreffend; körperlich.“ (Drosdowsky/Scholze- Stubenrecht/Wermke, 1997, S 625) Die physische Berührung steht somit hauptsächlich mit unserem Körper in Verbindung. Ein anderes Wort für Körper, das im medizinischen und psychologischen Bereich verwendet wird, ist das „Soma“. (Drosdowsky/Scholze-

Stubenrecht/Wermke, 1997, S 756) Es bedeutet „den Körper betreffend“. (Drosdowsky/Scholze-Stubenrecht/Wermke, 1997, S 756) Das Eigenschaftswort dazu ist

„somatisch“ und bedeutet ebenso „den Körper betreffend (im Unterschied zu Geist, Seele, Gemüt); körperlich“. (Drosdowsky/Scholze-Stubenrecht/Wermke, 1997, S 756)

Weiters wird die physische Berührung als taktile Sinneserfahrung verstanden. Der Mensch erfährt seine Welt, seinen Körper durch die fünf Sinne: den Sehsinn, den Geruchssinn, den Gehörsinn, den Gleichgewichtssinn und den Tastsinn. Wenn die Berührung in Bezug auf die Sinne betrachtet wird, steht der Tastsinn im Vordergrund. (Henley, 1988)

Der Tastsinn ist in der Haut angesiedelt. Sie umhüllt den menschlichen Körper und hat die Aufgabe eines Austausches mit der Umwelt. Der mit ihr verbundene Sinn ist der Tastsinn, der den „[…] Ursprung aller Empfindungen […]“ (Montagu, 1999, S 7) darstellt und sich

„[…] vor allen anderen Sinnen entwickelt.“ (Montagu, 1999, S 7)

Um den Tastsinn zu erfahren, ist die Haut das bedeutendste Organ unseres Körpers. Sie ist das größte Organ und sie ist lebensnotwendig - im Gegensatz zu allen anderen Sinnesorganen. Ohne Geruchs- oder Geschmacksempfindungen, blind oder taub kann der Mensch leben, aber nicht, wenn der Großteil unserer Haut beschädigt ist. Die Haut wird demnach als „Verbundsystem mehrerer Sinnesorgane (Berührung, Druck, Schmerz, Wärme)“ (Anzieu, 1998, S 27) gesehen. Damit kann unter anderem verstanden werden, dass die physische Berührung durch das Sinnesorgan Haut erfahren wird. Über die Haut empfängt der Mensch Reize, die ihm Informationen über seine Umwelt geben. Diese Reize können über die Haut sehr differenziert wahrgenommen werden. (Anzieu, 1998)

Diese differenzierte Wahrnehmung kann eine emotionale Komponente in sich tragen. Berühren ist ein Wort für einen körperlichen Kontakt, der oft mit der Haut in Verbindung gebracht wird und Wärme, Zärtlichkeit, Schutz, Nähe, Verbindung und Intimität ausdrücken kann. „Liebevoller Hautkontakt beruhigt, tröstet, hilft, Anspannung und Stress abzubauen, vermittelt Geborgenheit.“ (Kast, 2006, S 1)

Weiters findet man den Terminus Berührung als „beabsichtigter Handkontakt“ (Henley, 1988, S 150) definiert. Die physische Berührung impliziert, dass ein Kontakt zwischen zwei körperlichen Wesen oder Dingen stattfindet. Dazu ist die Berührung auf physischer Ebene in Verbindung mit unserem physischen Körper als Körperkontakt zu finden. Im Zusammenhang damit wird Berührung als „die wesentlichste Sinnesempfindung unseres Körpers“ (Taylor, 1921, zitiert in Montagu, 1999, S 7) bezeichnet. Dies veranschaulicht, dass der Berührung im körperlichen Sinne eine elementare Komponente im menschlichen

Leben beigemessen wird, denn sie wird im Zuge dessen auch als „wahrscheinlich die wichtigste Wahrnehmung im Prozeß des Schlafens und Wachens“ gesehen. (Taylor, 1921, zitiert in Montagu, 1999, S 7)

Das lässt vermuten, dass sich die Berührung als Körperkontakt beobachten lässt. Der Begriff Körperkontakt setzt sich aus den Wortteilen Körper und Kontakt zusammen, wobei es notwendig ist, die Begriffe einzeln näher zu beleuchten.

Der Begriff des Körpers ist vieldiskutiert und wirft eine philosophische Grundfrage auf. Hierzu geht es um die Schwerpunkte des „Körper - Habens“ und „Leib - Seins“. Naturwissenschaftlich wird der Körper als rein instrumenteller Körper gesehen, der ausschließlich als Funktionsträger betrachtet wird. (Anders/Weddemar, 2002) Der Körper, lateinisch „corpus“ genannt, wird als „Ding“ oder auch als „stoffliches und räumliches Gebilde“ beschrieben. (Brockhaus, 1970)

Dem gegenüber betonen die Geisteswissenschaften die Sinnhaftigkeit des Körpers und es wird vom menschlichen Leib gesprochen. Die Existenzphilosophie vertritt die Auffassung, dass die Leiblichkeit des Menschen als eine grundlegende und ausgezeichnete Weise seines „In - der - Welt - Seins“ zu gelten hat, und dass der Mensch mit und in seinem Leib lebt. Es wird der Leib als das Mittel der menschlichen Weltbeziehungen dargestellt, und er erschließt dem Menschen die Welt. (Anders/Weddemar, 2002)

Bei der Betrachtung des Begriffes „Kontakt“ fällt auf, dass es hier ebenfalls verschiedene Sichtweisen gibt. Kontakt wird im lateinischen als „contingere“ gefunden, das ebenso als Berührung übersetzt werden kann. Biologisch bedeutet Kontakt, dass eine soziale Bezugnahme jeder Art zwischen zwei Lebewesen stattfindet. (Brockhaus, 1970)

Die Psychologie versteht unter „Kontakt“ das gegenseitige „In - Beziehung - Treten“ zweier oder mehrerer Individuen. Kontakt bezeichnet im engeren Sinn die wechselseitige menschliche Aufgeschlossenheit für die Erlebniswelt des anderen, die mit der Mitteilung und Öffnung der eigenen verbunden ist. (Brockhaus, 1970)

Nach diesen Definitionen kann Körperkontakt als das „Miteinander - in - Beziehung - Treten“ zweier oder mehrerer Lebewesen über deren Körper bzw. über körperliche Berührungen umschrieben werden“. (Anders/Weddemar, 2002, S 24)

Es gibt verschiedene Formen des körperlichen Kontakts, die von Umarmen, Streicheln, Küssen, Kitzeln bis hin zu Schütteln, Kneifen und liebevollem Stoßen reichen können. Somit spielt die Intensität der Berührung eine bedeutende Rolle. Es macht einen Unterschied, ob jemand eine andere Person zart, leicht oder fest berührt. Das subjektive Empfinden ist jeweils ein anderes. (Ayres, 2002)

Über den Körper entsteht eine Form von Interaktion und Kommunikation. Die Kommunikation bezeichnet den Austausch von Mitteilungen jeglicher Art zwischen Lebewesen und wird als grundlegende Notwendigkeit menschlichen Lebens beschrieben. Der Austausch von Mitteilungen kann sowohl wechselseitig als auch einseitig sein. (Anders/Weddemar, 2002) Somit wird der Körperkontakt auch als „taktile Kommunikation“ (Montagu, 1992, S 33) definiert. Diese wiederum wird als eine Form der nonverbalen Kommunikation bezeichnet, in der Mitteilungen überwiegend auf der Beziehungsebene vermittelt werden. Dabei kann die momentane Befindlichkeit einer Person mitgeteilt werden. (Anders/Weddemar, 2002)

Desmond (1971) beschreibt verschiedenste Kontaktebenen auf körperlicher Art, die nonverbal verlaufen. Diese Kontaktebenen behandeln den Grad an Intimität zwischen zwei Personen.

2.2 Psychische Ebene der Berührung

Berührung trifft uns im Gefühl. Das Wort „Berührung“ drückt neben dem körperlichen Kontakt auch den psychischen Kontakt aus. Der Mensch wird berührt, ohne dass er mit der Hand berührt wird. Handlungen, Bilder, Wörter bringen emotional in Bewegung und berühren. Manches berührt eher an der Oberfläche, anderes geht unter die Haut, bewegt, berührt, weckt Gefühle, Emotionen und kann verändern. Was berührt, lässt auf Emotionalität und Bewegung schließen. Rühren und Berühren bedeutet in Bewegung setzten, anstoßen, innerlich bewegt sein. (Kast, 2006)

Unter dem Begriff „psychisch“ ist „die Psyche betreffend“ (Drosdowsky/Scholze- Stubenrecht/Wermke, 1997, S 670) zu verstehen. Um dies näher zu erläutern, wird unter dem Begriff „Psyche“ die „Gesamtheit bewusster und unbewusster seelischer Vorgänge und geistiger bzw. intellektueller Funktionen im Gegensatz zum körperlichen Sein“ (Drosdowsky/Scholze-Stubenrecht/Wermke, 1997, S 625) verstanden.

In dieser Arbeit wird der Begriff der psychischen Berührung und der inneren Berührung synonym verwendet.

Nun lassen sich mehrere Verbindungen in der Literatur finden, die sich auf die psychische, innere Berührung konzentrieren. Dazu wird angeführt, dass ein Zusammenhang zwischen Berührung und Emotionen besteht. Die Emotion wird als

„Gemütsbewegung, seelische Erregung, Gefühlszustand“ (Drosdowsky/Scholze- Stubenrecht/Wermke, 1997, S 223) beschrieben. Andere verwendete Begriffe dazu sind

„Gefühl“, „innere, psychische Berührung“, „Affekt“, und „Gemütsbewegung“.

Die Begriffe „Gefühl“ und „Emotion“ können gleichbedeutend verwendet werden und sind schwierig zu beschreiben. Man spricht von „inneren Gemütsbewegungen oder von einem komplexen Muster von Veränderungen im chemischen Profil unseres Körpers.“ (Ankowitsch, 2002, S 35) Der Körper hat die Fähigkeit, auf innere Gefühle zu reagieren. Bei Stress reagiert der Körper mit Adrenalin, und dieses Hormon versetzt den Menschen in die Lage, gefährliche Situationen besser durchzustehen. Ankowitsch (2002) beschreibt fünf Gefühlsgruppen:

- Gefühle im zwischenmenschlichen Bereich, die für die zwischenmenschliche Beziehung bedeutend sind. Dazu zählen Sympathie, Abneigung, Liebe, Hass, Zärtlichkeit und Eifersucht.
- Gefühle, die unterschiedlich bewertet werden, und in unterschiedlichen Lebenssituationen auftreten, wie Euphorie, Freude, Überraschung, Ärger, Sorge, Lust, Trauer und Hoffnung.
- Gefühle, die als bedrohlich erlebt werden, wie Angst, Erschrecken, Furcht und Panik.
- Gefühle, die die eigene Person betreffen, wie Scham, Schuld, Selbstwert, Allmacht, Inkompetenz, Minderwertigkeit.
- Gefühle, die kulturell bedingt sind, wie Schönheit, Dissonanz, Harmonie, Transzendenz.

Im Wort Berührung steckt der Begriff der Rührung, der auf ein „tief gefühltes Geschehnis“ (Montagu, 1992, S 10) verweist, das mit Emotionen verbunden ist. Weiters bedeutet dies, dass etwas in Bewegung gerät oder geraten ist. Wenn eine Situation mit starken emotionalen Komponenten verbunden ist, sagt man: „Ich bin berührt.“, „Das berührt mich.“, oder: „Es ist berührend.“ Das bedeutet so viel wie: „Es geht mir nahe.“, „Ich nehme Anteil.“, oder auch: „Ich bin betroffen.“ (Montagu, 1992)

Nun ist weiters anzuführen, dass nicht nur die physische Berührung, sondern auch die psychische Berührung eng in Verbindung mit dem Begriff des Kontaktes anzutreffen ist, der ebenso in Bezug auf die physische Berührung verwendet wird. Auch hier werden die Begriffe „Berührung“ und „Kontakt“ synonym verwendet (lat. contingere = berühren = Kontakt). Er bedeutet zusammenkommen, sich treffen, eine Verbindung herstellen, jemanden zufällig, leicht, versehentlich, zart, behutsam, aber auch grob, fest, schmerzlich zu berühren. (Anders/Weddemar, 2002)

Im Zusammenhang mit der innerlichen, psychischen Berührung können Menschen von Worten, auch von Musik berührt sein. Sie können auch von interpersonellen Beziehungen berührt sein. Ebenso kann uns die Natur mit all ihren Facetten berühren. Unter dieser Betrachtungsweise ist Berührung eine umfassende Metapher. (Hohenau, 2006)

Um die Bedeutung der psychischen Berührung weiters zu beleuchten, sind in unserer Sprache unzählige Beispiele zu finden, die auf Emotionalität schließen lassen.

Emotionale Berührung wird in symbolischen Bildern ausgedrückt, die eine physische Berührtheit beschreiben. Somit ist eine klare Trennung von physischer und psychischer Berührung nicht immer möglich. Demzufolge ist Berührung auch in unserer alltäglichen Sprache verankert. Es manifestieren sich Berührungen in unserer Alltagssprache. (Anzieu, 1998/Desmond, 1972)

In unserem Sprachgebrauch bedienen wir uns anhand von Metaphern, um Gefühle verständlich zu machen, die mit der betreffenden Situation verbunden sind. Hierzu wird von „packenden Erlebnissen“, „ergreifenden Szenen“, von „verletzten Gefühlen“ gesprochen oder von einem Redner, der seine Zuhörer so zu fesseln weiß, dass jedermann begreift, was gemeint ist. Es kommt gar nicht darauf an, dieses Wort wörtlich zu verstehen, sondern die bildhafte, erfahrungsnahe Sprache eröffnet viel nähere Berührungsmöglichkeiten. Auch Redewendungen, wie: „Es geht mir gegen den Strich.“,

„In die Haut von jemandem schlüpfen.“, „Das juckt mich nicht.“ oder „Es geht mir unter die Haut.“, stehen mit Berührungsimpulsen in Verbindung. (Anzieu, 1998) Eine weitere Ausdrucksform der Berührung können neben der Sprache Tränen sein. Sie können eine Ausdrucksform für eine tiefe innere, emotionale Berührung sein.

Baier (1994) veranschaulicht die psychische Komponente der Berührung in seiner Arbeit über die „Innere Berührtheit“. Er führte Gespräche mit Psychotherapeuten1 über dieses Thema. Diese Sichtweise der psychischen Berührung hat für die wissenschaftliche Auseinandersetzung einen großen Stellenwert und daher wird im Laufe dieser Arbeit auf diese spezielle Thematik besonders im Bereich der Psychotherapie noch näher darauf eingegangen.

Nun werden Ebenen angeführt, in denen Körper und Psyche im Zusammenhang betrachtet werden.

2.3 Analogien der physischen und psychischen Ebene der Berührung

Es gibt einige Bereiche, in denen eine explizite Verknüpfung von Körper und Psyche untersucht und ein Zusammenhang ausgewiesen wurde. Ein Gebiet stellt die Psychophysik dar. Sie ist eines der ältesten Teilgebiete der wissenschaftlichen Psychologie. Sie ist die „Lehre von den Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele,

insbesondere zwischen physischen Reizen und den ihnen entsprechenden Erlebnissen. (Drosdowsky/Scholze-Stubenrecht/Wermke, 1997, S 671) Sie „verknüpft das Physische mit dem Psychischen“ (Gundlach, 1993, S 1) und sie „untersucht die gesetzmäßigen Beziehungen zwischen der physikalischen Stimulation, die auf die Sinnesorgane einwirkt, und den dadurch hervorgerufenen Verhaltensweisen und Erfahrungen, […].“ (Zimbardo, 1995, S 166)

Im Bereich der Psychosomatik wird zwischen Körper und Psyche ebenso ein bedeutender Zusammenhang gesehen. Die Psychosomatik ist die „medizinisch - psychologische Krankheitslehre, die psychischen Prozessen bei der Entstehung körperlicher Leiden wesentliche Bedeutung beimisst.“ (Drosdowsky/Scholze-Stubenrecht/Wermke, 1997, S 671) „Psyche“ (griechisch) bedeutet „Seele“. Der Begriff beschreibt metaphorisch einen imaginären Ort, dem man die Funktionen des Erlebens und des Geistes zuordnet. „Soma“ (ebenfalls griechisch) heißt „Körper“. Er ist die Materie, in der wir die Lebensvorgänge lokalisieren.“ (Ermann/Frick/Kinzel/Seid, 2006, S 33)

Anzieu (1998) betrachtet die Haut aus psychosomatischer Sicht und stellt ihren vielfältigen Funktionsweisen die Frage, ob sich psychische Befindlichkeiten in Bezug auf die Haut spiegeln. Die Haut hat eine Schutzfunktion vor äußeren Einflüssen. Ihr Erscheinungsbild, ihre Oberfläche und Färbung sowie ihre Narben sind Träger und Anzeichen von Störungen. „In gewisser Weise entblößt die Haut diesen inneren Zustand, den sie zu schützen vorgibt. Für Außenstehende wird über die Haut unser Gesundheitszustand und unsere Seelenlage widergespiegelt.“ (Anzieu, 1998, S 30)

Die Berührung trägt eine mehrfache Bedeutung in sich, wie im Folgenden erläutert wird. Berührung kann wohltuend, beruhigend, heilend sein, kann Freiräume und Freiheiten entstehen lassen, kann aber auch das Gegenteil bewirken. Eine Berührung vermag schmerzlich zu sein und kann die Gefahr in sich bergen, in Gewalt auszuschlagen. (Küchenhoff, 2006) Demnach gilt das für die physische als auch für die psychische Berührung. In beiden Bereichen gibt es Schmerz. Aus der Neurobiologie weiß man, dass ein psychischer Schmerz genau so schmerzvoll sein kann, wie der physische. (Bauer, 2006)

Erwähnenswert ist, dass das Wort „Gefühl“ eine ähnliche Doppeldeutigkeit in sich trägt wie der Begriff der Berührung. Es trägt zwei Bedeutungen in sich. Einerseits kann es verstanden werden als ein körperliches Gefühl, andererseits wird es als Empfindung von Emotionen, also als ein psychisches Gefühl verstanden. Weiters beschreibt eine

Gefühlsregung nicht ein Gefühl im Sinne von Emotion, aber durch physische Berührungen werden sensorische Elemente ausgelöst, die neuronale Veränderungen hervorrufen. Eine Berührung wird „nicht als einfacher physischer Umstand […] gesehen, sondern affektiv als Gemütsbewegung erlebt.“ (Montagu, 1992, S 86)

Bauer (2006) erwähnt die neurobiologische Basis von Beziehung und Empathie. Die Neurobiologie hat entdeckt, dass Umweltbedingungen, mitmenschliche Beziehungen und Lebensstile die Nervenzellen unseres Gehirns verändern. Zwischenmenschliche Beziehungen können krank machen, genauso wie sie gesund machen können. Die Funktion von Spiegelnervenzellen wird als Grundlage von menschlichem Verstehen und Vertrauen gesehen, in anderen Worten als Grundlage von Berührung. Laut Bauer (2006) bilden diese besonderen Nervenzellen die neurobiologische Basis für unser intuitives Verständnis dessen, was andere Menschen fühlen. Sie haben einen bedeutenden psychischen und körperlichen Einfluss.

Gähnen steckt an, ein Lächeln macht froh, und somit wird intuitiv verstanden, was ein Gegenüber fühlt und wovon das Gegenüber berührt ist. Weiters wird eine Person befähigt, die Freude oder den Schmerz anderer mitzuempfinden. Die Erklärung dieser geheimnisvollen Phänomene liegt nach Bauer (2006) in den Spiegelneuronen. Sie sind die Grundlage unserer emotionalen Intelligenz, bestimmen unser „Bauchgefühl“ und die Fähigkeit zu lieben.

Weiters bedeutet Berührung, dass der Mensch mit seiner äußeren Umwelt, aber auch mit seinen inneren Welten, mit Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen in Kontakt ist. (Gieler, 2006) Wenn jemand sagt, ihm habe eine schöne Tat oder ein Akt der Zuneigung gerührt oder berührt, beschreibt er eine emotionale Erfahrung. Ein Mensch kann tief berührt und somit auch zutiefst getroffen, aber auch im Innersten verletzt sein. (Montagu, 1992)

Diese Thematik wird im Laufe der Arbeit eingehender beleuchtet. Um sich dem anzunähern, werden die verschiedensten Facetten von Berührung vorgestellt.

Da der Begriff der Berührung in sehr vielen Lebensbereichen thematisiert wird, und es um das eigene sowie um das zwischenmenschliche Erleben geht, wird ein Wissenschaftsbereich im Folgenden angeführt, in dem sich diese Phänomenen einordnen lassen.

3 PHÄNOMENOLOGISCHE BETRACHTUNG

Die Berührung lässt sich im Kontext dieser Arbeit in den Bereich der phänomenologischen Erkenntnisse einordnen.

Die phänomenologische Psychologie setzt die unmittelbare innere Erfahrung als Innenschau und Wesensschau methodisch ein. Dazu sind direkte Erfahrungen von Erscheinungen, wie in dieser Arbeit die Berührung als Phänomen, genauer zu betrachten. Die Phänomenologie wurde von Husserl (1962) begründet und entstammt der Philosophie. Ihr „Ausgangspunkt ist der Begriff des Bewußtseins, in dessen Zentrum die Intentionalität steht, die den vielfältigen Bewusstseinsakten Einheit gibt. Bewußtsein ist immer Bewußtsein von etwas, gerichtet auf einen Inhalt.“ (Hutterer, 1998, S 143f) Hier lässt sich das Phänomen der Berührung einordnen, das Gegenstand einer phänomenologischen Untersuchung ist. Sie ist nicht einfach ein Ding der äußeren Umwelt, sondern sie trägt verschiedene Wirklichkeiten in sich, die sehr variantenreich und immer kontextgebunden in Erscheinung tritt. Es wird reduziert auf ein Phänomen, das eine Erkenntnisleistung des Bewusstseins zum Inhalt hat. „Man spricht in diesem Zusammenhang auch von phänomenologischer Reduktion […].“ (Hutterer, 1998, S 144) In dieser Diplomarbeit wird auf das Phänomen der Berührung eingegangen, das komplexe Erfahrungen und innere Erlebnisse voraussetzt. Nun ist ein Phänomen dieser Art schwierig zu untersuchen, da die Komplexität eine große Hürde zur Untersuchung darstellt. Hutterer (1998) führt hierzu an, dass eine phänomenologische Untersuchung nicht in einer Art und Weise methodisch diszipliniert ist, und dass sie keine nachvollziehbaren, exakt wiederholbaren äußeren Operationen angeben kann. Sie kommt jedoch in Bewusstseinsleistungen vor, „die nur durch Akte der Selbstreflexion

`dokumentierbar` und aufklärbar sind“, und „erhält als Untersuchungsmethode den Charakter einer Kunstform.“ (Hutterer, 1998, S 144) Jedoch bedeuten das Problembewusstsein und die Erkenntnisse der Phänomenologie eine wissenschaftstheoretische Horizonterweiterung. Es haben sich verschiedene Spielarten in Bezug auf Untersuchungsmethoden entwickelt. Im Bereich der humanistischen Psychologie, in der die Personenzentrierte Psychotherapie verwurzelt ist, ist die menschliche Subjektivität im Hinblick auf Forschungsarbeiten zu berücksichtigen.

4 ZUSAMMENFASSUNG

Bei der Einführung in das Feld der Berührung wird ersichtlich, dass dem Begriff der Berührung anfangs eine körperliche Bedeutung gegeben wird, wie diese geschichtlich beleuchtet wurde. Durch den mystischen Charakter fällt auf, dass der Begriff der Berührung nicht nur körperlich verstanden werden kann, sondern dass ihm auch eine weitere Ebene beiwohnt. Die psychische, emotionale Bedeutung gewinnt mehr an Bedeutung. In der Betrachtung des sozialen Zusammenlebens des Menschen wird dies ersichtlich. Der Geburtsvorgang ist ein Berührungsakt im körperlichen Sinne als auch ein emotionales Berührungserlebnis. Wie Cohen (1992) über die Berührungstabus in unserer Gesellschaft berichtet, herrschen auch Vorurteile gegen Berührung.

Es gibt Phänomene der Berührung, die auf der körperlichen als auch auf der psychischen Ebene eine Rolle spielen, und somit wurden diese Ebenen eingehender beleuchtet und definiert. Dass es sehr viele Zusammenhänge zwischen den beiden Begriffen gibt, wird immer mehr ersichtlich.

Berührungen werden von Person zu Person unterschiedlich erlebt. Die Wissenschaft der Phänomenologie ermöglicht, das Feld der subjektiven Erlebnisse zu erforschen.

Kapitel II B ERÜHRUNG IN DER P SYCHOTHERAPIE

Um sich nun dem Thema Berührung im Hinblick auf die Psychotherapie anzunähern, wurde dieses Kapitel eingerichtet. Die Berührung ist ein sehr neues, aktuelles und vieldiskutiertes Thema in der Psychotherapie. Dies geht aus den Berichten der Lindauer Psychotherapietage hervor. Jährlich finden in Deutschland die Lindauer Psychotherapiewochen statt, bei denen im Rahmen der Vereinigung für psychotherapeutische Fort- und Weiterbildung Zusammenkünfte stattfinden, in deren Verlauf ca. über eine Woche wissenschaftliche Vorträge von Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen unter einem ausgewählten Thema diskutiert werden. Im April 2006 fanden die 56. Lindauer Psychotherapiewochen mit dem Leitthema der Veranstaltung

„Berühren und Berührtwerden“ statt. (Küchenhoff, 2006, S 1)

Dabei wurde das Thema Berührung vielseitig beleuchtet. Deshalb ist es notwendig, sich vorerst dem Thema schulenübergreifend zu widmen und es dann näher zu betrachten, wie es speziell in der Personenzentrierten Psychotherapie angesiedelt ist. Da das Thema sehr komplex ist, wird es von mehreren Seiten beleuchtet und im Sinne von Nahtstellen auseinander genommen und detailliert betrachtet, aber wieder eingebettet in ein sich ergänzendes Ganzes.

1 ALLGEMEINES ZUR PSYCHOTHERAPIE

1.1 Getrenntheit von Körper und Psyche

Wie aus dem einführenden Kapitel zu erkennen ist, scheint eine Trennung von psychischer und physischer Berührung zu bestehen. In Bezug zur die Psychotherapie wurde in den Lindauer Psychotherapietagen 2006 das Thema Berührung nicht explizit in physische und psychische Berührung getrennt. In Betrachtung der Literatur zum Thema Berührung in der Psychotherapie sind dennoch zwei getrennte Verständnisse zu finden. Einerseits wird die physische, körperliche Berührung (Hunter/Struve, 1998, Smith/Clance/Imes, 1998) beschrieben, andererseits ist Ausdrückliches über die psychische, innere Berührung sehr wenig in der Literatur zu finden. Hiermit wird schon ersichtlich, dass eine Unsicherheit in Bezug auf die Trennung des Begriffes herrscht.

Nicht nur im sozialen Leben, wie in Kapitel I 1.3. beschrieben, gibt es Vorurteile gegenüber der Berührung, sondern auch im psychotherapeutischen Bereich. Hohenau (2006) berichtet von unzähligen Vorstellungen, Annahmen und Vorurteilen gegenüber taktiler Berührung in der Psychotherapie. Die Psychotherapeuten, die in ihrer Methode die

körperliche Berührung miteinbeziehen, fürchten sich vor Kritik von Unprofessionalität und Übergriffigkeit.

Die herrschenden Vorurteile gegen die physische Berührung in der Psychotherapie ist nach Smith (1998) ein Nebenprodukt der Psyche - Körper - Gegensetzlichkeit, die in der westlichen Gesellschaft verankert ist. Diese dualistische Auffassung ist tief in unserer Kultur verwurzelt. Die westliche Kultur neigt zu einer Spaltung in psychische und physische Betrachtungsweisen. In Bereichen der psychischen Probleme stellt sich nun die Frage nach der Lehre von den Krankheitsursachen. Somit wird erörtert, ob Krankheiten physischen oder psychischen Ursprungs sind. Auch Fachleute folgen derselben zweigeteilten Neigung, das Problem organisch oder funktional zu erklären. Dieses

„Entweder - oder - Denken“ führt zu einer Diagnose, die eine Störung in die Hände einer Fachperson legt, die sich mit organischen Krankheiten beschäftigt, oder in die Hände einer Person, die auf psychische Krankheiten spezialisiert ist. Dieses Paradigma hat klare Implikationen für die Behandlung. Wenn das Problem physisch, d.h. organisch oder genetisch bedingt ist, dann braucht der Körper eine physisch orientierte Behandlung. Aber wenn das Problem ein psychisches ist, dann braucht die Psyche eine mentale Behandlung. Einerseits erschwert dieses einseitige zweigeteilte Paradigma das Denken, dass eine physische Intervention auch ein Teil der Psychotherapie sein kann. Andererseits kann eine therapeutische Intervention, frei von dualistischen Befangenheiten, nach ihrer eigenen Leistung beurteilt werden. (Smith, 1998)

Hierzu führt Busch (2006) an, dass akademisch ausgebildete Psychotherapeuten der Sprache, den Gedanken und dem Wort näher sind als den menschlichen Sinneserfahrungen und dem Erleben. „Das Interesse am Körper folgt einer medizinischen Sichtweise - dagegen bleibt das Erfahrungswissen eines Spannungsbogens Körper- Seele-Selbst sowie ein Interesse an der Wechselwirkung zwischen Psychischem und Körperlichem marginal.“ (Busch, 2006, S 518) Dazu gibt es im Feld der akademischen Psychologie über hundert wissenschaftliche Theorien der Entwicklung des Psychischen. Aber es gibt „keine einzige Entwicklungstheorie des menschlichen Leibes als komplexes, dialektisch-systemisches Ganzes.“ (Busch, 2006, S 518)

Downing (1994) schreibt in seinem Werk „Körper und Wort in der Psychotherapie“ unter anderem über den verkörperten Geist. Er benennt eine Lücke, die sich auf ein umfassenderes Verständnis der Rolle, die der Körper beim emotionalen Geschehen spielt, bezieht. Emotionale Befindlichkeiten in Verbindung mit dem Körper werden fast völlig außer Acht gelassen. Der Körper wird entweder übersehen oder wird nur aus der Perspektive seiner Biochemie und Neurophysiologie betrachtet. Downing (1994) meint,

dass eine umfassendere Sicht der verkörperten Subjektivität eine wertvolle Erweiterung sein würde. Die Behandlung von psychosomatischen Störungen würde hiervon profitieren.

Da es ein Anliegen ist, den Körper und die Psyche nicht nur getrennt zu sehen, ist es notwendig, diese Komponenten im Detail zu betrachten und sie anschließend zueinander zu führen. Um dies anzustellen, wird einer Struktur nachgegangen, die es zulässt, Anteile getrennt zu betrachten und zu erörtern, inwiefern ein Anteil den anderen ergänzen kann oder, wie diese Anteile zusammenspielen.

„Eine ganzheitliche Betrachtung bedeutet, dass man den fraglichen Sachverhalt in seiner Einbettung, in seinem Umfeld, in seiner Rolle und Bedeutung in umfassenderen Zusammenhängen zu sehen versucht, dass man nicht mit eingeengtem Blick immer auf die örtlichen Bedingungen starrt, sondern an die Möglichkeit außerörtlicher Bedingungen denkt. Zu diesem Umfeld jedes psychischen Sachverhalts gehört die Gesamtsituation, die gegenwärtige leiblich - seelische Verfassung, die Bedürfnislage, Einstellung und Haltung des Subjekts, ebenso wie seine Vorgeschichte, seine bisherigen Schicksale, seine

`Erfahrungen`, als die Gesamtheit dessen, was er bisher gelernt, eingesehen und geübt hat.“ (Metzger, 1999, S 132)

Um die Anteile detaillierter zu betrachten, ist es notwendig, das Phänomen Berührung im Hinblick auf die Psychotherapie zu strukturieren. Diese Differenzierung der Teile ist ein wichtiger Beitrag um einer Ganzheitlichkeit nachzugehen.

1.2 Ethische Betrachtung von Berührung in der Psychotherapie

Wenn die Berührung als Medium in der Psychotherapie verwendet wird, muss seitens des Therapeuten eine ethische Entscheidung stattfinden. Dabei ist es notwendig, sich Gedanken darüber zu machen, weshalb und wann die Berührung in der Psychotherapie eingesetzt werden soll.

Wie im Kapitel I 1.2 diskutiert, ist es wichtig zu erkennen, dass die Normen einer jeweiligen Kultur die Akzeptanz von Berührung leiten. Der Kulturzusammenhang hat für die Psychotherapie eine hohe Relevanz. In unserer westlichen Gesellschaft ist die zwischenmenschliche taktile Berührung im Vergleich zu anderen Kulturen wenig ausgebreitet. Deshalb wird sie als heikles Thema in der Psychotherapie gesehen, denn sie weist eine große Projektionsfläche auf. Vor allem dann, wenn sie ohne Worte einhergeht, muss darauf geachtet werden, dass die Berührung nicht zum Übergriff wird. Es kann leicht zu Grenzüberschreitungen in der psychotherapeutischen Situation

kommen, wenn nicht zuvor ein Bewusstsein über Berührung geschaffen wurde. (Hunter/Struve, 1998)

Weiters haben die sozialen Berührungstabus, wie in Kapitel I 1.4 beschrieben, auch in der Psychotherapie eine Auswirkung. In Bezug auf die Psychotherapie führt Worm (1997) an,

„dass das Berührungstabu nicht nur ein überflüssig gewordenes Relikt überkommender Hilflosigkeit, vor allem im Umgang mit Sexualität ist. […] Die Tabuisierung der Berührung wäre also einer kritischen Überprüfung zu unterziehen, im Zusammenhang mit einem Abstinenzverständnis, das jenseits einer absoluten Vermeidung von Berührung liegt.“ (Worm, 1997)

Somit erfordert die Berührung oder auch etwas nicht zu berühren, eine klare Entscheidung seitens des Therapeuten. Er muss ein Bewusstsein dafür haben, welche Sprache die Berührung in sich tragen kann. Deshalb ist eine genaue Auseinandersetzung mit dem Phänomen notwendig. (Hunter/Struve, 1998)

Hunter und Stuve (1998) haben beschrieben, inwiefern eine Berührung im positiven Sinne erfahren wird:

- Der Kontakt ist für die Situation angebracht und geht nur so weit, wie die Berührung für den Klienten tolerierbar ist und sie keine negative Mitteilung vermittelt.

Bevor die Berührung in die Psychotherapie integriert wird, hängt es von der Persönlichkeit des Therapeuten, der Persönlichkeit des Klienten und der therapeutischen Beziehung ab. Die Frage, was dazu veranlasst, dass Berührung stattfindet, ist wichtig. Die Art der Berührung ist ebenso wichtig wie die Absicht der Berührung des Therapeuten und die einhergehende Interpretation des Klienten. Daher geht es nicht um die Frage, ob die Verwendung von Berührung in der therapeutischen Beziehung Einsatz findet, sondern einerseits wann und wie sie verwendet wird und andererseits, wann es angebracht ist, sie nicht einzusetzen. (Hunter/Struve, 1998)

1.2.1 Zeitpunkt, in dem Berührung angebracht ist

Berührung in der Psychotherapie ist angebracht, wenn der Klient berühren möchte oder wenn er berührt werden möchte. Das ist möglich, wenn darüber gesprochen wurde und der Klient die Berührung als Attribut in der Psychotherapie verstanden hat. Wenn die Absicht der Berührung klar ist, kann Berührung ein wichtiges Ausdrucksmittel sein. Weiters kann die Berührung einen positiven Aspekt in sich tragen, wenn sie als klare Absicht für den Vorteil des Klienten verwendet wird. Es muss immer der Klient sein, der davon profitiert. Wenn die Berührung für die Bedürfnisse des Therapeuten agiert, grenzt dies an emotionalen Missbrauch. Somit muss dem Klienten gegenüber respektvoll umgegangen werden. (Hunter/Struve, 1998)

Weiters kann die Berührung jedem Typ von Klienten angeboten werden. Das heißt, dass die Berührung für alle Klienten, mit denen der Therapeut arbeitet, möglich sein sollte. Egal, ob Geschlecht, kulturelle Herkunft, Alter, physische Befindlichkeit oder sexuelle Orientierung, der Therapeut darf keine Unterschiede machen. Weiters ist wichtig, dass die Berührung für den Therapeuten angenehm ist. Manche Klienten berühren oft und gerne, und der Therapeut könnte glauben, dass er dafür verfügbar sein muss. Dem ist nicht so, denn der Therapeut hat ein Recht darauf, nein zu sagen. (Hunter/Struve, 1998)

1.2.2 Zeitpunkt, in dem die Berührung nicht angebracht ist

Die Berührung in der Psychotherapie ist nicht angebracht, wenn das Hauptthema der Therapiesituation sexuellen Inhalts ist. Bei der Bearbeitung von Themen mit sexuellen Angelegenheiten ist die Berührung wegen des höheren Risikos eines Missverständnisses nicht angebracht. Berührung kann in diesem Zusammenhang eine hohe Gefahr in sich tragen, dass sie als sexuelle Absicht missverstanden wird. Weiters kann eine Berührung gefährlich sein, wenn der Klient wegen Aggressionsausbrüchen in die Therapie kommt. Wenn der Therapeut Berührung in heiklen Situationen anbringt, kann es möglich sein, dass er das Ziel der Aggression des Klienten wird. Um das zu vermeiden, wird der körperlichen Berührung kein Raum gegeben. (Hunter/Struve, 1998)

Ebenfalls ist die Berührung zu vermeiden, wenn der Therapeut die Fähigkeit des Klienten,

„Nein“ zu sagen, anzweifelt. Das ist eine subjektive Erfahrung und bevor Berührung mit einem solchen Klienten initiiert wird, ist es wichtig, ihn vorher im „Nein - Sagen“ zu bestärken. (Hunter/Struve, 1998)

Berührung wird immer in einem größeren Kontext in der Psychotherapie gesehen. Von dieser Sicht aus ist Berührung ein Zusatz für die verbale Kommunikation. Berührung sollte eine Beifügung zur Sprache sein und sie nicht ersetzen. (Hunter/Struve, 1998)

Es ist von vielen verschiedenen Gesichtspunkten abhängig, welche Bedeutung der Berührung in der Psychotherapie gegeben wird und wann sie angebracht ist. Eine wichtige Komponente dafür stellt die Beziehung in der Psychotherapie dar. In ihr kann Raum für Berührung entstehen. Dazu wird im anschließenden Kapitel die therapeutische Beziehung auf der verbalen und nonverbalen Ebene beleuchtet. Auf verbaler Ebene wird die innere, psychische Berührung durch die Sprache als psychotherapeutisches Medium gestützt. Im Hinblick auf die nonverbale Ebene wird die körperliche Berührung als Unterstützung bzw. Medium betrachtet, um den Klienten zu einer inneren Berührung zu begleiten.

1.3 Die therapeutische Beziehung

Mein Ausgangspunkt ist, dass die innere, psychische Berührung in jeder Art von Psychotherapie von elementarer Bedeutung ist. Die innere Berührung bringt Prozesse in Bewegung. Menschen kommen mit einem Leidensdruck in die Psychotherapie und wollen etwas verändern. Um dies zu ermöglichen, bedarf es innerer Berührung, Betroffensein, Bewegung, wobei auch die psychotherapeutische Beziehung eine große Rolle spielt. In ihr lassen sich verbale und nonverbale Elemente finden, die nun erläutert werden.

Die nonverbale und die verbale Komponente sind nicht immer klar voneinander zu trennen, da eine die andere begleitet oder ergänzt. Trotzdem wird aus strukturellen Gründen versucht, hier wiederum eine Trennung nicht im Sinne von Schnittstellen anzuführen, sondern im Sinne von Nahtstellen, die sich gegenseitig ergänzen, beziehungsweise ineinander übergreifen.

1.3.1 Verbale Komponenten und Berührung

Die Sprache mit ihren vielen verschiedenen Facetten wird als verbale Komponente gesehen, die in der Psychotherapie von Bedeutung ist. Wie in Kapitel I 1.3 erwähnt wurde, bringt die Sprache durch eine gewisse Bildhaftigkeit innere Berührung zum Ausdruck. Durch die Sprache kann weiters emotionale Berührung entstehen, und zwar in Form einer Mitteilung seiner Befindlichkeit dem Gegenüber. Sich durch die Beziehung, durch die Sprache angenommen, vertraut, geborgen, verstanden zu fühlen, schafft Raum für innere Berührung. (Kast, 2006)

Innere, psychische Berührung wird nicht explizit geäußert, aber zwischen den Zeilen entdecke ich, dass es um die innere, psychische Berührung geht. In anderen Worten, es geht um Beziehung, Kontakt, Nähe, Vertrauen, Betroffensein.

Einerseits schafft die Sprache Kontakt und Nähe. Es entsteht eine Beziehung in der sich eine oder mehrere Personen verbal mitteilen können. Mit Hilfe der Sprache werden emotionale Befindlichkeiten zum Ausdruck gebracht oder sie werden nicht erwähnt, sind jedoch spürbar. Wenn zwischen den Zeilen gelesen wird, sind Emotionen unumgänglich mit Berührung in Verbindung zu setzen. Andererseits kann die Sprache dazu verwendet werden, um sich zu tarnen, um jemanden zu täuschen und Distanz zwischen Personen zu bringen. (Kast, 2006)

Im Hinblick auf Berührung stehen Sprache und Emotionen in engem Zusammenhang. Kast (2006) schreibt in ihrem Bericht „Mit Worten berühren“, dass mit Berührung ein psychischer Kontakt ausgedrückt werden kann. Ohne explizit körperlich berührt zu werden, kann durch die Sprache emotionale Bewegung freigesetzt werden. Manche

Mitteilungen schaffen eine oberflächliche Berührung, und manche berühren eine Person wirklich, wecken Gefühle, Emotionen, verändern. Es ist aber nicht nur das Wort, das berührt, es ist auch der Ton, der Klang, der Rhythmus des Sprechens, der mit der Sprache einhergeht. In der Sprache sind Wort und Klang nicht voneinander zu trennen. Wenn ein oder mehrere Wörter berühren, weisen sie auf einen Komplex und möglicherweise auf eine emotionale Schwierigkeit hin. Einerseits kann dies unangenehm sein, andererseits kann es mit einer großen Erleichterung einhergehen. Unausgesprochenes bekommt einen Namen. (Kast, 2006)

Ebenso kann die Sprache mit ihrer Vielfalt an Wörtern und in ihrer Lebendigkeit in der Psychotherapie viel bewirken. Mit Wörtern kann behandelt werden, wobei es darum geht,

„das rechte Wort zu finden, das gute Wort auch aufnehmen zu können.“ (Kast, 2006, S 4) Mit Wörtern können Menschen berührt werden, kann ein Kontakt hergestellt werden und können Gefühle, die ein Klient erlebt, benannt werden. Es geht um das gemeinsame Sprechen, um die gemeinsame Sprache, um das Zuhören der Therapeutin bzw. des Therapeuten, wenn der Klient versucht, eine Sprache für seine schmerzenden, chaotischen, aber auch wohltuenden Erlebnisse, für sein Leben zu finden. Das Wesen der Berührung geht tatsächlich über die Kommunikation. “The essence of touch is really about communication.“ (Hunter/Struve, 1998, S 112) Die Sprache mit ihren vielen verschiedenen Facetten kann somit als eines der wichtigsten Instrumente in der Psychotherapie benannt werden. Diese Facetten können mitunter auch nonverbaler Art sein. Betonung, Geschwindigkeit und Pausen im Gesprochenen begleiten die Sprache bzw. schwingen in ihr mit.

Greenberg (1991) schreibt über die Verbindung von Emotionen und psychotherapeutische Veränderung. Durch die Sprache können Gefühle ausgedrückt werden, die nahe gehen, die berühren und dadurch einen Prozess der Veränderung entstehen lassen.

Zur Frage, ob das gesprochene Wort eine Wirklichkeit verändern kann, ist zu erwähnen, dass es darauf ankommt, von wem die Wörter kommen, meint Kast (2006). An den Psychotherapeuten besteht eine Heilungserwartung, und daher sind seine Worte besonders wirkmächtig. In dieser Wirkungsmacht können Worte nicht nur im guten Sinne berühren, sondern sie können auch verletzend sein. Deshalb müssen die Worte des Psychotherapeuten wohl überlegt sein. Er ist gefordert, eine besondere Sprache für den jeweiligen Klienten und für die jeweilige therapeutische Situation zu finden. Sensibilität begleitet die Situation, um zu erahnen, wie nah man mit Worten dieser Person kommen darf. Wenn Worte nicht berühren, so erreichen die Worte nicht die Emotion. Infolgedessen bleiben die wichtigen Anliegen aus und es verändert sich nichts. (Kast, 2006)

Hierzu schreibt Worm (1997), dass im Kontext von Lebensgeschichten die Berührung verschiedenste Bedeutungen annehmen kann. Da die Sprache zu den verbalen Ebenen dazugezählt wird, besteht wiederum ein Zusammenhang mit der Berührung. „Berührung ist auch eine `Sprache`, aus der sich ein Dialog ergibt - ein Dialog auf der körperlichen und verbalen Ebene. Aber die Körpersprache ist eine sehr affektbesetzte Sprache, […].“ (Worm, in Richter-Appelt, 1997, S 52)

Somit hat mitunter die therapeutische Beziehung mit ihren verschiedenen Aspekten zwischen Klient und Therapeut einen wichtigen Stellenwert in jeder Psychotherapie. Wenn man die therapeutische Beziehung in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt, wird die Berührung im Wesentlichen als Beziehungsausdruck gesehen. (Worm, 1997) Diese Beziehung hat neben verbalen Bereichen, die nicht immer klar trennbar von den nonverbalen sind, viele nonverbale Komponenten, in der die Berührung angesiedelt werden kann.

1.3.2 Nonverbale Komponente und Berührung

Etwa 65 Prozent der Kommunikation verläuft nonverbal, was auch für die Psychotherapie relevant ist. (Birdwhistell, 1963) Dazu meinen Ausdrucksforscher, dass Menschen nonverbalen Äußerungen mehr vertrauen als den verbalen, außer, der verbale Ausdruck ist gedeckt von der nonverbalen, der gestischen und mimischen Äußerung. (Kast, 2006) Die physische Berührung ist eine Form nonverbaler Kommunikation. Somit kann unter einer nonverbalen Äußerung auch Körperkontakt verstanden werden, der durch die physische Berührung einhergeht. Die körperliche Komponente trägt für die Psychotherapie einen besonderen Aspekt in sich und es entsteht die Überlegung, ob sie zu einem mitwirkenden Medium in der Psychotherapie werden kann. (Hunter/Struve, 1998)

Weiters wird die physische Berührung in der Psychotherapie nach Hunter und Struve (1998) als realisierbares Instrument gesehen. Ob Berührung stattfindet oder nicht, ist ein grundlegender Gegenstand, der spezielle Richtlinien benötigt. Mit Sicherheit gibt es körperliche Bereiche des Klienten, beispielsweise die Geschlechtsteile, welche in der professionellen psychotherapeutischen Beziehung nicht berührbar sind. Körperteile, an denen Berührung in der Psychotherapie akzeptierbar ist, sind die Hände, der untere und der obere Rücken, die Schulterregion und der mittlere Rücken. Wobei auch diese Körperbereiche immer individuell auf Berührung reagieren, wenn sie Ziel eines Missbrauchs waren. Bei den verschiedensten Bedeutungen von Berührung, die im Anschluss angeführt werden, können auch Missverständnisse zwischen Klient undTherapeut auftreten Manchmal kann nicht der körperliche Bereich, sondern die Anwendungsart von physischem Kontakt problematisch sein.

Die Berührung hat eine mehrdimensionale Bedeutung und wird von unzähligen Faktoren beeinflusst. Selbst die Berührungsgesten haben vier Komponenten: die Mitteilung, derSender, der Empfänger und der Zusammenhang mit der jeweiligen Situation. Als eine Methode der Kommunikation ist Berührung sehr subjektiv, und all diese vier Komponenten beeinflussen die Bedeutung der Berührung auch in der Psychotherapie. Eine gleiche Berührung kann verschiedene Bedeutungen für unterschiedliche Empfänger haben. Die Mitteilung, die über den Versuch der Berührung stattfindet kann durch Zufügung vom Empfänger modifiziert, verändert werden. Die Wiederholung einer Berührung kann die Bedeutung verändern. (Hunter/Struve, 1998) Nach der Betrachtung der therapeutischen Beziehung in der Psychotherapie, werden nun die verschiedensten Berührungsformen in der Psychotherapie diskutiert.

[...]


1 In dieser Arbeit wird die Männlich- und Weiblichkeitsform abwechselnd verwendet, wobei jeweils beide Geschlechter gemeint sind. Dasselbe gilt für „Klient“ und „Klientin“.

Excerpt out of 181 pages

Details

Title
Die Kraft der Berührung. Ein Potential in der Personenzentrierten Psychotherapie?
College
University of Vienna
Grade
1
Author
Year
2008
Pages
181
Catalog Number
V113933
ISBN (eBook)
9783640138272
ISBN (Book)
9783640138463
File size
1185 KB
Language
German
Notes
Mit Auszeichnung abgeschlossen
Keywords
Kraft, Berührung, Potential, Personenzentrierten, Psychotherapie
Quote paper
Mag. Doris Steinbacher (Author), 2008, Die Kraft der Berührung. Ein Potential in der Personenzentrierten Psychotherapie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113933

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Die Kraft der Berührung. Ein Potential in der Personenzentrierten Psychotherapie?



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free