Wirecard – bei diesem Skandal handelt es sich um einen der größten Anlegerskandale in Deutschland. Hätten die Wirtschaftsprüfer sorgfältiger sein müssen? Wie können sie für den Verlust aus den Wertpapierkäufen verantwortlich gemacht werden? Mit diesen Fragen soll sich im Rahmen dieser Thesis auseinandergesetzt werden. Hauptsächlich soll dabei auf die Frage der gesetzlichen Ausgestaltung der Wirtschaftsprüferhaftung und deren Grundsätze eingegangen werden.
Die Wirecard AG war ein börsennotiertes Unternehmen, welches, speziell für den elektronischen Zahlungsverkehr, digitale Lösungen innerhalb des gesamten Payment-Ökosystems, das Risikomanagement sowie die Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten anbot. Das Unternehmen zählte von September 2018 an zu den 30 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes und damit zu den DAX 30. Im Juni 2020 kam es dann zum besagten Skandal: Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (früher Ernst & Young) stellte fest, dass durch die Wirecard AG nicht genügend Nachweise über die Existenz von 1,9 Milliarden Euro Bankguthaben auf Treuhandkonten der Wirecard AG erbracht werden konnten. Daraufhin verweigerte EY die Bestätigung des Jahresabschlusses. Der Börsenkurs stürzte um mehr als zwei Drittel ab und der langjährige Vorstandsvorsitzende Markus Braun trat zurück. Daraus resultierend stellte die Wirecard AG am 25. Juni 2020 einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Es folgte der Austritt aus dem DAX und dem TecDAX am 24. August 2020.
Zurück blieben die Gläubiger sowie ein Reputationsschaden des deutschen Finanzplatzes und es stellt sich die Frage, wer für diesen Skandal haftbar gemacht werden kann. Aktuell werden neben der Wirecard AG insbesondere die Wirtschaftsprüfer als mögliche Haftende in Betracht gezogen und rücken somit zunehmend in den Fokus von Schadensersatzklagen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangssituation und Untersuchungsgegenstand
- Aufbau der Arbeit
- Grundlagen
- Die Wirecard AG
- Der Wirecard-Skandal
- Auswirkungen des Skandals
- Haftungsfragen der beteiligten Akteure
- Die Wirtschaftsprüfung
- Das Berufsbild
- Die beteiligten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- Die Haftungsregelung nach § 323 HGB
- Analyse der Wirtschaftsprüferhaftung im Wirecard-Skandal
- § 323 HGB Haftung
- Dritthaftung aus § 323 HGB
- Haftung aus Auskunftsvertrag
- Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter
- Haftung aufgrund besonderer Vertrauensverhältnisse
- Haftung aus § 311 Abs. 3 BGB
- Sachwalterhaftung
- Prospekthaftung
- Deliktsrecht
- Haftungsgrundlage
- § 823 Abs. 1 BGB
- § 823 Abs. 2 BGB
- § 831 BGB
- § 826 BGB
- Ergebnis
- Ausblick auf mögliche Maßnahmen
- Interessenkonflikt der Wirtschaftsprüferhaftung
- Neuregelung des Wirtschaftsprüfungssystems
- Blick auf Großbritannien, Frankreich und die USA
- Reform in Deutschland durch FISG
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Master-Thesis analysiert die haftungsrechtlichen Aspekte der Wirtschaftsprüfer im Wirecard-Skandal. Ziel ist es, die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen und Haftungstatbestände im Kontext des Wirtschaftsprüferberufs zu beleuchten und die potentiellen Haftungsrisiken der Wirtschaftsprüfer im Wirecard-Fall zu bewerten.
- Die Bedeutung der Wirtschaftsprüfung im Kontext des Wirecard-Skandals
- Die rechtlichen Grundlagen der Wirtschaftsprüferhaftung
- Die spezifischen Haftungsrisiken der Wirtschaftsprüfer im Wirecard-Fall
- Mögliche Reformansätze des Wirtschaftsprüfungssystems
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Master-Thesis ein und stellt die Relevanz des Wirecard-Skandals für das Wirtschaftsprüferrecht heraus.
Kapitel 2 beleuchtet die Grundlagen des Wirecard-Skandals, die Wirecard AG als Unternehmen, die Hintergründe des Skandals und dessen Auswirkungen. Es werden außerdem grundlegende Aspekte der Wirtschaftsprüfung, das Berufsbild, die beteiligten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und die Haftungsregelungen nach § 323 HGB erläutert.
Kapitel 3 analysiert die Haftungsfragen der Wirtschaftsprüfer im Wirecard-Skandal. Es werden verschiedene Haftungsformen untersucht, darunter die Haftung nach § 323 HGB, die Dritthaftung aus § 323 HGB, die Haftung aus Auskunftsvertrag, die Haftung aufgrund besonderer Vertrauensverhältnisse und die Deliktshaftung.
Kapitel 4 beleuchtet mögliche Maßnahmen zur Neuregelung des Wirtschaftsprüfungssystems und betrachtet dabei auch die Entwicklungen in anderen Ländern.
Schlüsselwörter
Die Master-Thesis behandelt zentrale Themen wie Wirtschaftsprüfung, Wirecard-Skandal, Haftung, Wirtschaftsprüferhaftung, § 323 HGB, Dritthaftung, Auskunftsvertrag, Deliktshaftung, Interessenkonflikt und Reform des Wirtschaftsprüfungssystems.
- Quote paper
- Svenja Wagner (Author), 2021, Haftungsfragen im Wirecard-Skandal. Die Wirtschaftsprüferhaftung und ihre Grundsätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1139314