Das Leid auf dieser Erde, das alles Geschöpfliche mit einschließt, ist seit einiger Zeit nicht mehr vordergründig auf Naturgewalten vielfältiger Art zurückzuführen, sondern zum großen Teil auf das Wesen der Menschen selbst, dem offensichtlich ein verheerendes zerstörerisches Potential innewohnt. Wie ist es möglich, dass der Mensch sich so gravierend von der Beschreibung seines barmherzigen und gerechten Schöpfers unterscheidet? Warum überlässt der Schöpfer seine Schöpfung scheinbar sich selbst und übergibt sie noch dazu auf den ersten Blick tatenlos seiner mitunter unbarmherzigen und ungerechten Kreatur namens Mensch? Muss Er in seiner Allmacht und Allwissenheit nicht das Risikopotential erkannt haben? Und wenn ja, trifft ihn dann nicht zumindest ein Mitverursachen der Misere, dem Leid der Welt? Und wenn nein, müsste dann Gott vielleicht nur als barmherzig, nicht aber als allmächtig begriffen werden? Es stellt sich also frei nach Fulbert Steffensky zitiert die Frage: Kann man Gott damit davon kommen lassen?
Dem barmherzigen und gerechten Gott, steht sein Geschöpf, der Mensch gegenüber. Zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf sollte die belebte und unbelebte Schöpfung wohl behütet eingebettet sein. Allerdings hat die irdische Schöpfung unter vielfältigen menschlichen Verfehlungen zu leiden. Es hat den Anschein, als stünde das Geschöpf Mensch seinem Schöpfer diametral entgegen und die Schöpfung sei nicht sicher eingebettet, sondern vielmehr schmerzhaft zwischen beiden eingekeilt. Sie scheint sich selbst überlassen zwischen Gesetzmäßigkeit und Chaos; dem Menschen in hohem Maße ohnmächtig gegenüber stehend.
Die Menschheitsgeschichte kann (und sollte) zwar als eine Erfolgsgeschichte betrachtet werden allerdings kann (und sollte) sie ebenso als eine Tragödie begriffen werden. Je weiter diese Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird, desto höher wird gleichzeitig das in ihr enthaltene tragische Potential. Jeder Fortschritt birgt in des Menschen Händen zugleich unabsehbare Risiken für die gesamte Schöpfung. Diese Risiken sind heute größer denn je. Leider hat sich das tragische Potential schon auf mannigfaltige Weise auf der Erde manifestiert: Kriege, rücksichtslos Ausnutzung der Umwelt und anderer Geschöpfe und die Vernichtung ganzer Arten seien als hinweisgebende Schlagworte angezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1. Die Grundlagen der Glaubensverständnisse von Muslimen und Christen
- 1.1 Die Buch gewordene Offenbarung
- 1.2 Die Fleisch gewordene Offenbarung
- 1.3 Gegenüberstellung der unterschiedlichen Offenbarungsvorstellungen
- 2. Die Stellung des Menschen in der Welt und seine Beziehung zu Gott
- 2.1 Der Mensch, ein schwacher Statthalter Gottes auf Erden
- 2.2 Der Mensch, das sündhafte Ebenbild
- 2.3 Die Sünde als Ursache für die Schwäche des Menschen
- 2.3.1 Die Erbsünde, die Sünde und der Mensch
- 2.3.2 Der Schaitan, die Sünde und der Mensch
- 2.3.3 Die Erbsünde und der Schaitan im Kontext der Menschenbilder
- 3. Die Barmherzigkeit Gottes
- 3.1 Gott, der barmherzige Vater
- 3.2 Gott, der barmherzige Erbarmer
- 3.3 Vgl. der göttlichen Barmherzigkeit mit Implikationen auf das Miteinander
- 4. Der gerechte Gott
- 4.1 Der wahrhaft-gerechte Gott
- 4.2 Gerechtigkeit Gottes als das gemeinschaftsgemäße Verhalten
- 4.3 Die Wahrhaftigkeit der Gemeinschaftsgemäßheit
- 5. Das Verhältnis zwischen Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Oder: Über des Menschen >>Rechtfertigung<<
- 5.1 Gerecht durch Glauben und gute Taten
- 5.2 Rechtfertigender Glauben
- 5.3 Das Für und Wider der Auffassungen zur Heilserlangung
- 6. Der barmherzige und gerechte Gott im Kontext einer unbarmherzigen und ungerechten Welt
- 7. Zusammenfassende Überlegungen
- Literaturverzeichnis
- Danksagung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konzepte von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes im Islam und Christentum. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Glaubensverständnissen beider Religionen hinsichtlich dieser zentralen Themen zu beleuchten und in Beziehung zueinander zu setzen. Die Arbeit konzentriert sich auf die sunnitische Tradition im Islam und die evangelische Theologie im Christentum, unter Berücksichtigung relevanter schiitischer und katholischer Perspektiven.
- Vergleichende Analyse der Offenbarungsvorstellungen im Islam und Christentum.
- Untersuchung der jeweiligen Menschenbilder und der Rolle der Sünde.
- Analyse des Konzepts der göttlichen Barmherzigkeit in beiden Religionen.
- Untersuchung des Konzepts der Gerechtigkeit Gottes und deren Ausprägungen.
- Beziehung zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes im Kontext der menschlichen Existenz.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort erläutert die Herangehensweise der Arbeit an das komplexe Thema. Der Autor betont die Unmöglichkeit einer vollständigen Abdeckung der diversen islamischen und christlichen Strömungen und konzentriert sich auf die sunnitische Tradition im Islam und die evangelische Theologie im Christentum, unter Einbezug liberaler muslimischer Theologen und schiitischer sowie katholischer Perspektiven. Er rechtfertigt die Verwendung von Begriffen aus den Originalsprachen und die konsequente Verwendung von "Gott" anstelle von "Allah" um unterschwellige Differenzen zu vermeiden. Die Quellenangaben und Zitierweise werden ebenfalls detailliert erklärt.
Einleitung: Die Einleitung führt in das zentrale Thema der Arbeit ein: die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes im Kontext der menschlichen Verfehlungen und des Leids in der Welt. Sie stellt die Frage nach dem scheinbaren Widerspruch zwischen dem allmächtigen und barmherzigen Schöpfer und der oft unbarmherzigen und ungerechten menschlichen Handlungsweise. Die Einleitung legt den Fokus auf die menschliche Verantwortung und die ethischen Implikationen dieses scheinbaren Widerspruchs.
1. Die Grundlagen der Glaubensverständnisse von Muslimen und Christen: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für den Vergleich, indem es die unterschiedlichen Auffassungen von Offenbarung im Islam und Christentum beleuchtet. Es vergleicht die "Buch gewordene Offenbarung" des Korans mit der "Fleisch gewordenen Offenbarung" Jesu Christi und analysiert die daraus resultierenden Konsequenzen für das Glaubensverständnis und die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Offenbarungsvorstellungen bildet die Basis für die weitere Analyse.
2. Die Stellung des Menschen in der Welt und seine Beziehung zu Gott: Dieses Kapitel vergleicht die Menschenbilder im Islam und Christentum. Es untersucht die Vorstellung des Menschen als schwacher Statthalter Gottes, als sündhaftes Ebenbild und die Rolle der Sünde (Erbsünde und Schaitan) in der Schwächung des Menschen. Die verschiedenen Perspektiven auf die menschliche Natur werden detailliert untersucht und in Bezug zueinander gesetzt, um die jeweiligen theologischen Implikationen zu verdeutlichen.
3. Die Barmherzigkeit Gottes: Dieses Kapitel widmet sich dem Konzept der göttlichen Barmherzigkeit in beiden Religionen. Es untersucht die Vorstellung Gottes als barmherzigen Vaters und Erbarmers und analysiert die Auswirkungen dieser Barmherzigkeit auf das Zusammenleben der Menschen. Der Fokus liegt auf dem Verständnis und der Bedeutung der göttlichen Barmherzigkeit innerhalb des jeweiligen Glaubenssystems.
4. Der gerechte Gott: Dieses Kapitel analysiert das Konzept der Gerechtigkeit Gottes im Islam und Christentum. Es untersucht verschiedene Ausprägungen der Gerechtigkeit Gottes, einschließlich der Vorstellung von Gerechtigkeit als gemeinschaftliches Verhalten und Wahrhaftigkeit. Das Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen göttlicher Gerechtigkeit und menschlicher Verantwortung.
5. Das Verhältnis zwischen Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit: Dieses Kapitel befasst sich mit der komplexen Beziehung zwischen Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Es untersucht verschiedene Auffassungen zur Rechtfertigung des Menschen – durch Glauben und gute Werke oder allein durch Glauben – und diskutiert die jeweiligen Vor- und Nachteile dieser Perspektiven. Die Kapitel beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeit und Gnade im Kontext der Heilslehre.
6. Der barmherzige und gerechte Gott im Kontext einer unbarmherzigen und ungerechten Welt: Dieses Kapitel, das aufgrund der Anweisung nicht zusammengefasst werden darf, setzt sich mit der Diskrepanz zwischen dem barmherzigen und gerechten Gott und der Realität einer oft ungerechten und unbarmherzigen Welt auseinander.
Schlüsselwörter
Gott, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Islam, Christentum, Offenbarung, Menschenbild, Sünde, Erbsünde, Schaitan, Rechtfertigung, Glaube, gute Werke, Vergleichende Religionswissenschaft, Theologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleichende Analyse von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes im Islam und Christentum
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die Konzepte von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes im Islam und Christentum. Sie untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Glaubensverständnissen beider Religionen zu diesen zentralen Themen und setzt sie in Beziehung zueinander. Der Fokus liegt auf der sunnitischen Tradition im Islam und der evangelischen Theologie im Christentum, wobei relevante schiitische und katholische Perspektiven berücksichtigt werden.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit analysiert vergleichend die Offenbarungsvorstellungen (Buch gewordene Offenbarung im Islam vs. Fleisch gewordene Offenbarung im Christentum), die jeweiligen Menschenbilder und die Rolle der Sünde (Erbsünde und Schaitan), das Konzept der göttlichen Barmherzigkeit, das Konzept der Gerechtigkeit Gottes und deren Ausprägungen, sowie die Beziehung zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes im Kontext der menschlichen Existenz. Ein Kapitel befasst sich mit der Diskrepanz zwischen dem barmherzigen und gerechten Gott und der Realität einer oft ungerechten und unbarmherzigen Welt.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Methode, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Glaubensverständnissen des Islam und Christentums aufzuzeigen. Sie analysiert theologische Texte und Konzepte beider Religionen und setzt diese in Beziehung zueinander. Der Autor betont die Unmöglichkeit einer vollständigen Abdeckung aller islamischen und christlichen Strömungen und konzentriert sich daher auf die sunnitische Tradition im Islam und die evangelische Theologie im Christentum, unter Einbezug liberaler muslimischer Theologen und schiitischer sowie katholischer Perspektiven.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in die folgenden Kapitel: Vorwort (Methodische Herangehensweise), Einleitung (Einführung in das Thema), Kapitel 1 (Vergleichende Analyse der Offenbarungsvorstellungen), Kapitel 2 (Vergleich der Menschenbilder und der Rolle der Sünde), Kapitel 3 (Das Konzept der göttlichen Barmherzigkeit), Kapitel 4 (Das Konzept der Gerechtigkeit Gottes), Kapitel 5 (Die Beziehung zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes), Kapitel 6 (Der barmherzige und gerechte Gott in einer unbarmherzigen und ungerechten Welt), Kapitel 7 (Zusammenfassende Überlegungen), Literaturverzeichnis und Danksagung. Jedem Kapitel ist eine detaillierte Zusammenfassung im Dokument beigefügt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Gott, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Islam, Christentum, Offenbarung, Menschenbild, Sünde, Erbsünde, Schaitan, Rechtfertigung, Glaube, gute Werke, Vergleichende Religionswissenschaft, Theologie.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum gedacht, das sich für einen vergleichenden Ansatz in der Religionswissenschaft und Theologie interessiert. Sie eignet sich insbesondere für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit den Themen Islam, Christentum, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit auseinandersetzen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Das vollständige Dokument enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel sowie ein Literaturverzeichnis.
- Quote paper
- Fabian Dietrich (Author), 2016, Gott, der Barmherzige und Gerechte. Islam und Christentum im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1138314