Der heutige systemisch-lösungsorientierte Ansatz ist eine Weiterentwicklung der Familientherapie, deren Wurzeln in der Biologie, Psychiatrie, Psychologie und Sozialpsychologie liegen.
In den 1970er Jahren wurde in der Familientherapie überwiegend ein psychoanalytischer Ansatz angewendet, der bei der Behandlung von schwer gestörten Kindern allerdings relativ erfolglos war.
So schloss sich eine Gruppe von Analytikern zusammen und suchte nach alternativen Behandlungsmethoden, die den Beziehungskontext, in dem ein Problem auftritt, einbezieht, da sie davon ausgingen, dass sich durch eine Veränderung von familiären Interaktionsmustern auch das Problemverhalten verändern lässt. Diese Analytiker-Gruppe begann eine Familientherapie innerhalb eines systemischen Rahmens durchzuführen und gründete in Mailand das ‚Centro per lo studio della famiglia’, so dass das dort entwickelte Therapiemodell auch den Namen ‚Mailänder Modell’ trägt.
Ebenfalls bedeutend für die Theoriebildung der Systemtherapie besonders auf dem Gebiet der Familientherapie ist das ‚Mental Research Center (MRI)’ in Palo Alto, welches bereits 1959 entstand.
Die Kernannahmen des Mailänder Modells lauten:
1.) Familien mit schizophrener Transaktion … sind in uneingestandene Familien ‚Spiele’ verwickelt.
2.) In diesen Spielen versucht jedes Familienmitglied einseitig das Verhalten jedes anderen zu kontrollieren.
3.) Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, diese Spiele zu erkennen und zu durchbrechen.
Ein Therapieziel besteht darin, die Art und Weise, wie eine Situation oder ein Ereignis von der Familie ausgelegt wird, zu verändern.
Mit der Entwicklung dieses Modells erfolgte eine Änderung der Fokussierung vom Individuum hin zum System.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Von der Psychoanalyse zum System
- 2. Theoretische Grundlagen der Systemtherapie
- 2.1 Konstruktivismus und Konstrukttheorie
- 2.2 Kybernetik erster Ordnung
- 2.3 Kybernetik zweiter Ordnung
- 2.4 Harte vs. Weiche Realität
- 3. Theoretische Grundlagen der Systemtheorie
- 3.1 Das systemische Problemverständnis
- 3.2. Systemisch-lösungsorientierte Beratungshaltung
- 3.2.1 Hypothetisieren
- 3.2.2 Zirkularität
- 3.2.3 Neutralität
- 3.2.4 Reframing
- 3.3 Die Rolle des Therapeuten
- 4. Systemische Beratung und Unterricht im Kontext Schule
- 5. Reflexion
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der systemischen Beratung und Therapie, ihrer historischen Entwicklung, den theoretischen Grundlagen und der Anwendung in der Förderschule. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die systemische Perspektive in der Beratung und Therapie zu vermitteln und deren Relevanz für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Förderschule aufzuzeigen.
- Die Entwicklung der systemischen Beratung und Therapie von der Psychoanalyse bis zum heutigen Ansatz
- Die zentralen theoretischen Grundlagen der Systemtherapie, wie Konstruktivismus, Kybernetik und die Unterscheidung zwischen harter und weicher Realität
- Das systemische Problemverständnis und die systemisch-lösungsorientierte Beratungshaltung
- Die Rolle des Therapeuten in der systemischen Beratung und Therapie
- Die Anwendung der systemischen Beratung und Therapie im Kontext der Förderschule
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der systemischen Beratung und Therapie, die aus der Familientherapie entstanden ist. Es wird die Abkehr vom psychoanalytischen Ansatz und die Hinwendung zu einem systemischen Rahmen beschrieben, der den Beziehungskontext in den Vordergrund stellt. Das Mailänder Modell und das Mental Research Center (MRI) in Palo Alto werden als wichtige Entwicklungsschritte vorgestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich den theoretischen Grundlagen der Systemtherapie. Es werden Konstruktivismus und Konstrukttheorie, Kybernetik erster und zweiter Ordnung sowie die Unterscheidung zwischen harter und weicher Realität erläutert. Diese Konzepte bilden die Grundlage für das systemische Verständnis von Problemen und Lösungen.
Das dritte Kapitel behandelt das systemische Problemverständnis und die systemisch-lösungsorientierte Beratungshaltung. Es werden die zentralen Elemente dieser Haltung, wie Hypothetisieren, Zirkularität, Neutralität und Reframing, vorgestellt und ihre Bedeutung für die therapeutische Praxis erläutert.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Anwendung der systemischen Beratung und Therapie im Kontext der Förderschule. Es werden die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten der systemischen Arbeit in der Schule beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die systemische Beratung und Therapie, die Familientherapie, den Konstruktivismus, die Kybernetik, die systemische Beratungshaltung, die Rolle des Therapeuten und die Anwendung der systemischen Beratung in der Förderschule. Der Text beleuchtet die Entwicklung, die theoretischen Grundlagen und die praktische Anwendung der systemischen Beratung und Therapie, insbesondere im Kontext der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Förderschule.
- Quote paper
- Anja Schlepütz (Author), 2008, Systemische Beratung und Therapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113803