Zunächst werden zum Einstieg in das Thema die gängigsten Finanzinstrumente Aktien, Aktienfonds sowie ETFs kurz erklärt, bevor die Entwicklung der Aktionärsquote sowie -struktur analysiert werden. Darauf aufbauen soll die Untersuchung der Treiber bzw. Ursachen dieser jüngsten Entwicklung erfolgen, indem Daten mittels einer durchgeführten Umfrage erhoben werden. Die erhobenen Daten sollen den Weg zur Beantwortung der Hypothese ebnen. Die Hypothese in dieser Thesis lautet, dass durch den Einstieg von Neo-Brokern in den Markt, sowie den Zugängen im Internet besonders im Hinblick auf Social-Media-Konsum das Kapital junger Aktionäre unter 30 zusätzlich in Aktien fließt.
Die aus den ausgewerteten Daten ermittelten Treiber sollen anschließend zur Verbesserung der Aussagekraft sowie der Validierung der Hypothese mit unabhängigen Fakten belegt werden. Neben der Ergründung der Ursachen für den jüngsten Anstieg ist das Ziel der Arbeit, daraus resultierende Chancen bzw. Vorteile, aber auch Gefahren abzuleiten, um eine möglichst differenzierte Darstellung der Thematik zu gewährleisten. Dies erfolgt mit Hilfe von Berechnungen und Statistiken bevor abschließend das Fazit gezogen wird.
Die Thematik ist von höchster Aktualität und nach wie vor präsent. Dementsprechend wurde literaturseitig noch nichts dazu veröffentlicht. Die gewählte Literatur wird im Wesentlichen verwendet, um für diese Arbeit relevante Grundlagen für den Bereich Börse und Aktien zu vermitteln. Ansonsten wird auf empirische Studien, Angaben diverser Unternehmen sowie aktuelle Berichte und Beiträge anerkannter Quellen zurückgegriffen, um getroffene Aussagen zu untermauern.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
1 Erläuterung der Methodik der Thesis
2 Grundlagen zu gängigen Finanzinstrumenten an der Börse
2.1 Aktien
2.2 Aktienfonds
2.3 ETF
3 Analyse der Aktionärsquote und -struktur in Deutschland
4 Datenerhebung zur Ermittlung der Hintergründe des Anstiegs
4.1 Vorgehensweise und Zielsetzung der Datenerhebung
4.2 Auswertung der Ergebnisse
5 Treiber des jüngsten Anstiegs
5.1 Negative Entwicklung der Leitzinsen
5.2 Einstieg der Neo-Broker in den Markt
5.3 Konsum finanzbildender Inhalte auf Social-Media-Plattformen und von Fachmagazinen
5.4 Schlechte Altersabsicherungsperspektiven
5.5 Verwendung von Aktienanalysetools
6 Mögliche Vorteile
6.1 Vermögensaufbau in jungen Jahren
6.2 Absicherung des Vermögens vor Inflation und (Nega-tiv)Zinsen
6.3 Kompensation der Rentenlücke
7 Mögliche Gefahren
7.1 Riskantes Trading durch den erleichterten Zugang
7.2 Spekulationen durch Social-Media-Einflüsse
7.3 Ablehnung des Aktienmarktes bei größeren Korrekturen / einem Crash
8 Fazit
Literaturverzeichnis
Anlage A: Fragebogen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 5.1 Tages- und Festgeldangebote ausgewählter Banken Stand 26.5.21
Tabelle 5.2 Vergleich Depotkonditionen (Direkt-)Banken Stand 29.5.21
Tabelle 5.3 Vergleich Depotkonditionen Neo-Broker Stand 29.5.21
Tabelle 5.4 Reichweiten div. Internetkanäle Stand 29.5.21
Tabelle 5.5 Reichweiten Fachmagazine auf Social-Media-Plattformen Stand 30.05.21
Tabelle 6.1 Vergleich langfristiger Rendite nach Anlageklasse
Tabelle 6.2 Vereinfachte Ermittlung durchschn. Rentenlücke im Ruhestand
Abbildungsverzeichnis
Abb. 3.1 Entwicklung der Aktionärsquote in Deutschland 2001-2020
Abb. 3.2 Vergleich der Aktionärszahlen zwischen 2019 & 2020 nach Altersgruppen
Abb. 4.1 Umfrage: Wie alt bist du?
Abb. 4.2 Umfrage: Warum beschäftigst du dich nicht mit einem Einstieg?
Abb. 4.3 Umfrage: Wann hast du mit dem Investieren begonnen?
Abb. 4.4 Umfrage: Welchen Betrag hast du in Aktien investiert?
Abb. 4.5 Umfrage: Worin investierst du dein Geld?
Abb. 4.6 Umfrage: Wie investierst du?
Abb. 4.7 Umfrage: Handelst du Derivate?
Abb. 4.8 Umfrage: Kennst du diese Neo-Broker?
Abb. 4.9 Umfrage: Nutzt du diese Neo-Broker?
Abb. 4.10 Umfrage: Durch Neo-Broker bin ich auf das Investieren aufmerksam geworden.
Abb. 4.11 Umfrage: Wieso hast du dich dafür entschieden?
Abb. 4.12 Umfrage: Hast du dein Depot ausschließlich bei Neo-Brokern?
Abb. 4.13 Umfrage: Welche Absichten hast du am Aktienmarkt?
Abb. 4.14 Umfrage: Wie informierst du dich über Geldanlage?
Abb. 4.15 Umfrage: Welche Kanäle im Internet nutzt du?
Abb. 4.16 Umfrage: Folgst du einem dieser Kanäle?
Abb. 4.17 Umfrage: Nutzt du Aktienanalysetools?
Abb. 4.18 Umfrage: Diese Tools helfen mir bei Anlageentscheidungen.
Abb. 4.19 Umfrage: Das Internet hat einen großen Einfluss auf meine finanzielle Bildung.
Abb. 4.20 Umfrage: Der Interneteinfluss gab den Ausschlag, mit dem Investieren zu beginnen.
Abb. 4.21 Umfrage: Ich lasse mich durch Social-Media-Plattformen zu Spekulationen verleiten.
Abb. 4.22 Umfrage: Neo-Broker geben mir eine attraktive Möglichkeit, Geld zu investieren.
Abb. 4.23 Umfrage: Ohne Neo-Broker hätte ich kein Geld an der Börse investiert.
Abb. 4.24 Umfrage: Ich habe im Corona-Crash begonnen zu investieren.
Abb. 4.25 Umfrage: Ich habe im Corona-Crash Aktien/Fondsanteile gekauft.
Abb. 4.26 Umfrage: Ich sehe meinen Lebensunterhalt durch die Rente abgesichert.
Abb. 5.1 Die größten Banken nach Bilanzsumme 2019
Abb. 5.2 Entwicklung des Leitzinses für Einlagefazilität der EZB 1999-2021
Abb. 5.3 E-Paper-Auflagen einzelner Fachmagazine seit Q1 2019
Abb. 5.4 Simulation Rentenentwicklung bis 2070
Abb. 6.1 Simulation Vermögensentwicklung bei Sparplaninvestition
Abb. 7.1 Renditeentwicklung in Abhängigkeit der Handelsaktivität
Abb. 7.2 Durchhaltevermögen von Day-Tradern nach gesammelter Handelserfahrung
Abb. 7.3 Kursentwicklung GameStop-Aktie 1.1.21-5.6.21
Abb. 7.4 Entwicklung durchschn. KGV des S&P 500 Index bis 9.6.21
Kurzfassung
Seit Jahren sind Aktien bei deutschen Bürgern unbeliebt. Die Aktionärsquote pendelt stets im prozentual einstelligen Bereich, was international betrachtet einem geringen Ergebnis entspricht. Wie die Statistik des DAI zeigt, sorgt die junge Generation von Aktionär*innen mit einem starken Zuwachs für Aufsehen.
Das Ziel der Arbeit ist, diesen Zuwachs zu untersuchen. Die Ursachen für diesen Zuwachs sollen ermittelt sowie daraus resultierende Chancen und Gefahren abgeleitet werden. Die Hypothese ist, dass der Einstieg von Neo-Brokern in den Markt und Zugänge im Internet wie Social-Media die Treiber für den Zufluss des Kapitals der Zielgruppe in Aktien sind.
Zunächst werden dafür theoretische Grundlagen zu Aktien und Fonds erklärt und die Aktionärszahlen Deutschlands analysiert, bevor es zur Datenerhebung für die Hypothese kommt. Nach der Auswertung werden die Hauptpunkte mit Fakten belegt. Anschließend werden daraus resultierend Chancen und Gefahren abgeleitet, um das Fazit zu ziehen.
Die Ergebnisse legen dar, dass die Befragten eine Lösung für das Zinsproblem suchen und sich nicht im Alter abgesichert sehen. Aufklärende Informationen beschaffen sie sich insbesondere auf Social-Media-Plattformen und führen ihr Depot mehrheitlich bei Neo-Brokern. Durch diese sind sie häufig auch auf das Investieren aufmerksam geworden. Die Hypothese wird somit bestätigt.
Wie Berechnungen zeigen, birgt die Entwicklung große Chancen, da sie eine Lösung für die genannten Probleme sein können. Neo-Broker können die Ergebnisse wesentlich steigern, verleiten aber auch kombiniert mit Einflüssen aus Social-Media zu spekulativem Tradingverhalten, was das Verlustrisiko signifikant steigert. Da diese Form der Geldanlage jedoch nahezu alternativlos ist, müssen Anleger diesem Reiz widerstehen und an einer langfristigen Strategie festhalten, um maximal profitieren zu können.
Abstract
Shares have been unpopular with German citizens for years. The percentage of shareholders has always hovered in single digits, which is a low result in international terms. As the statistics from the DAI show, the young generation of shareholders is causing a stir with strong growth.
The goal of this thesis is to investigate this growth. The causes of this growth are to be identified and the resulting opportunities and threats derived. The hypothesis is that the entry of neo-brokers into the market and accesses on the Internet such as social media are the drivers for the inflow of the target group’s capital in stocks.
First, the theoretical foundations of shares and funds will be explained, and Germany's shareholder figures analyzed before data collection for the hypothesis takes place. After the evaluation, the main points are substantiated with facts. Subsequently, opportunities and threats are derived from this to finish with the conclusion.
The results show that the respondents are looking for a solution to the interest rate problem and do not see themselves secured in old age. They obtain enlightening information in particular on social media platforms and manage their securities accounts with neo-brokers in the majority of cases. Through these, they often also become aware of investing. The hypothesis is thus confirmed.
As calculations show, the development holds great opportunities, as they can be a solution to the mentioned problems. Neo-brokers can significantly increase results, but combined with influences from social media, they also tempt investors to speculative trading behavior, which significantly increases the risk of loss. However, since this form of investment is almost without alternative, investors must resist this allure and stick to a long-term strategy in order to profit to the maximum.
Einleitung
Die Bürger Deutschlands gelten seit langer Zeit als sogenannte „Aktienmuffel“, meiden also diese Form von Geldanlage. So ist es wenig verwunderlich, dass die Aktionärsquote in Deutschland seit Jahren zwischen ca. fünf und acht Prozent pendelt.1
Gerade international schneidet das Land in diesen Belangen nicht besonders gut ab, betrachtet man einen Vergleich mit ausgewählten Industrieländern aus dem Jahr 2016. Einige Nachbarländer Deutschlands sowie internationale Partner wiesen mindestens eine doppelte so hohe Quote auf.2 Hinzuzufügen ist, dass die USA seit Jahren eine Aktionärsquote von ca. 50% aufweisen, bezieht man noch den indirekten Besitz über die Alterssicherungsprogramme des Landes mit ein.3
Dabei wird im Grunde für jede Privatperson das Thema Geldanlage in Anbetracht der Altersvorsorge und/oder des Vermögensaufbaus immer bedeutsamer. Wie sich später herausstellt, überrascht ausgerechnet die junge Generation von Aktionären mit einem starken Zuwachs. Diese Entwicklung wird insbesondere medial kritisch diskutiert. In dem Kontext wird unterstellt, dass die jungen Anleger das schnelle Geldverdienen verfolgen und vor einem Crash gewarnt, der viele enttäuschte, junge Aktionäre zur Folge hätte.4
Die jüngste Entwicklung ist Ausgangspunkt dieser Thesis und soll in dessen Rahmen untersucht werden. Anders als in der medialen Diskussion wird dabei gemäß der Schilderung im nächsten Kapitel von einer anderen Hypothese ausgegangen.
1 Erläuterung der Methodik der Thesis
Zunächst werden zum Einstieg in das Thema die gängigsten Finanzinstrumente Aktien, Aktienfonds sowie ETFs kurz erklärt, bevor die Entwicklung der Aktionärsquote sowie -struktur analysiert werden. Darauf aufbauen soll die Untersuchung der Treiber bzw. Ursachen dieser jüngsten Entwicklung erfolgen, indem Daten mittels einer durchgeführten Umfrage erhoben werden. Die erhobenen Daten sollen den Weg zur Beantwortung der Hypothese ebnen. Die Hypothese in dieser Thesis lautet, dass durch den Einstieg von Neo-Brokern in den Markt, sowie den Zugängen im Internet besonders im Hinblick auf Social-Media-Konsum das Kapital junger Aktionäre unter 30 zusätzlich in Aktien fließt.
Die aus den ausgewerteten Daten ermittelten Treiber sollen anschließend zur Verbesserung der Aussagekraft sowie der Validierung der Hypothese mit unabhängigen Fakten belegt werden. Neben der Ergründung der Ursachen für den jüngsten Anstieg ist das Ziel der Arbeit, daraus resultierende Chancen bzw. Vorteile, aber auch Gefahren abzuleiten, um eine möglichst differenzierte Darstellung der Thematik zu gewährleisten. Dies erfolgt mit Hilfe von Berechnungen und Statistiken bevor abschließend das Fazit gezogen wird.
Die Thematik ist von höchster Aktualität und nach wie vor präsent. Dementsprechend wurde literaturseitig noch nichts dazu veröffentlicht. Die gewählte Literatur wird im Wesentlichen verwendet, um für diese Arbeit relevante Grundlagen für den Bereich Börse und Aktien zu vermitteln. Ansonsten wird auf empirische Studien, Angaben diverser Unternehmen sowie aktuelle Berichte und Beiträge anerkannter Quellen zurückgegriffen, um getroffene Aussagen zu untermauern.
2 Grundlagen zu gängigen Finanzinstrumenten an der Börse
2.1 Aktien
Bei Aktien handelt es sich um Teilhaberpapiere, durch die der Inhaber (sog. Aktionär) über Anteilsrechte am Gesamtvermögen einer Aktiengesellschaft verfügt. Für die Unternehmen stellen die Inhaberpapiere eine Form der Eigenkapitalfinanzierung dar und ermöglichen dem Unternehmen durch zusätzliche Investitionsmittel ein starkes Wachstum und verbessern die Wettbewerbsfähigkeit. Der Aktionär ist sowohl am Erfolg (über Wertzuwachs der Anteile und Dividenden) als auch am Risiko des Geschäfts beteiligt, haftet aber nur mit dem selbst eingesetzten Kapital. Außerdem werden dem Aktionär verschiedene Rechte eingeräumt, die je nach Aktienart (Stamm-, Vorzugs- oder Mehrstimmrechtsaktien) variieren. Die Anzahl aller Aktien eines Unternehmens multipliziert mit dem Wert einer einzelnen Aktie ergibt die Marktkapitalisierung und damit den Börsenwert eines Unternehmens.5
2.2 Aktienfonds
Aktienfonds sind Sondervermögen, die von einer Kapitalanlagegesellschaft verwaltet werden. Das Sondervermögen stellt das von Anlegern eingesammelte Geld dar und sollte zu mind. 51% möglichst diversifiziert entsprechend der definierten Anlagestrategie des Fonds in Aktien investiert sein. Bei der Strategie können spezielle Kriterien wie bestimmte Branchen, Themen oder Regionen in Betracht gezogen werden.6
Abgesehen von den strategischen Kriterien können sich Fonds auch darin unterscheiden, ob sie thesaurierend oder ausschüttend aufgesetzt sind – also die Gewinne ins Fondsvermögen reinvestieren oder an die Anleger ausschütten.7
Die Kapitalanlagegesellschaften sind meist Banken, Versicherungen, Sparkassen, Privatbanken und private Vermögensgesellschaften.8 Wichtiges Kriterium bei den aktiv gemanagten Fonds ist, dass die Einzelwerte entsprechend der Strategie (z.B. einen bestimmten Index zu schlagen) von der Fondsgesellschaft bzw. dessen Manager individuell ausgewählt werden und somit aktives Stock-Picking betrieben wird.9
2.3 ETF
Ein ETF ist ein an der Börse gehandelter Indexfonds, der in der Regel einen Index repliziert. Verzichtet man also auf das aktive Management und das Risiko, den Markt zu underperformen, kann man auf ETFs setzen und partizipiert mit dessen Kauf an der Wertentwicklung eines Indexes. Hier spricht man auch vom passiven Management, da die Werte entsprechend des Index abgebildet werden. Man setzt auf den Markt, statt ihn als den zu schlagenden „Feind“ anzusehen. Der große Vorteil verglichen mit einem aktiv gemanagten Aktienfonds ist, dass Anleger dadurch von Kosteneinsparungen profitieren. Mittlerweile sind verschiedene Replikationsmethoden und Strategien mit Hilfe von Smart Beta-Faktoren wie „Momentum“ abbildbar.10
3 Analyse der Aktionärsquote und -struktur in Deutschland
Das Deutsche Aktieninstitut sammelt jährlich die Aktionärszahlen in Deutschland. Nachfolgend die Entwicklung der letzten 20 Jahre:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3.1 Entwicklung der Aktionärsquote in Deutschland 2001-2020 (Quelle: DAI, 2021, S. 5)
Die Aktivitäten sind wieder auf einem Niveau angekommen wie um die Jahrtausendwende, als sich die sogenannte Dotcom-Blase bildete. Zwischenzeitlich ist ein deutlicher Abwärtstrend bis zur Finanzkrise erkennbar. Nach Angaben des DAI sind derzeit 17,5% der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren am Aktienmarkt investiert11 und investieren ähnlich wie vor 20 Jahren, also überwiegend in Fonds/ETFs oder auch mit Einzelaktien als Beimischung, während nur 3 Mio. ausschließlich in Einzelwerte investieren.
In dem Kontext fällt 2020 verglichen mit 2019 die Entwicklung der Altersgruppen auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3.2 Vergleich der Aktionärszahlen zwischen 2019 & 2020 nach Altersgruppen (Quelle: DAI, 2021, S. 10)
Alle Altersgruppen haben einen Zuwachs an Aktionären erfahren, doch der mit Abstand signifikanteste Zuwachs mit 67% wurde bei den Bürgern zwischen 14 und 29 Jahren verzeichnet, während die übrigen Altersgruppen ca. 30% bzw. Aktionäre mit 60 Jahren und älter sich bloß um 13% vermehrt haben. Zwar liegt die jüngste Generation absolut betrachtet mit ca. 500.000 Menschen im Mittelfeld, aber der relative Zuwachs sorgt doch für Aufsehen und soll im Rahmen der Thesis genauer untersucht werden.
4 Datenerhebung zur Ermittlung der Hintergründe des Anstiegs
4.1 Vorgehensweise und Zielsetzung der Datenerhebung
Um die jüngste Entwicklung genauer zu untersuchen, wird eine anonymisierte Online-Umfrage durchgeführt. Diese Form der Datenerhebung wurde ausgewählt, um die individuelle Situation einer Person zu erfassen und mit Hilfe einer entsprechenden Stichprobe ein möglichst umfassendes Bild mit Aussagekraft zu erhalten. Die Anonymisierung ist dabei essenziell, da unter anderem die private Vermögenssituation abgefragt wird. Es werden also sensible Informationen erfragt, die Privatpersonen insbesondere Unbekannten vermutlich nicht ohne Anonymisierung preisgeben würden.
Bei der zu untersuchenden Zielgruppe handelt es sich um Frauen und Männer unter 30 Jahren unabhängig jeglicher Attribute wie Beruf, Bildungsstand, Vermögen oder ähnlichem. Die Umfrage besteht ausschließlich aus geschlossenen Fragen. Die ersten Fragen fungieren als Filter, um eine differenzierte Befragung durchführen zu können. Mit der Frage nach dem Geschlecht sollen ggf. Unterschiede im Anlage- und Informationsbeschaffungsverhalten ermittelt werden. Durch die Frage nach dem Alter soll sichergestellt sein, dass ausschließlich die Zielgruppe untersucht wird. Dementsprechend wird bei Teilnehmer*innen über 30 Jahren die Umfrage vorzeitig beendet. Die dritte Frage dient als Filter, um eine getrennte Befragung investierter und (noch) nicht investierter Privatpersonen zu ermöglichen. Auf diesem Wege sollen ebenfalls – sofern vorhanden – Unterschiede ermittelt werden. Anschließend folgen die Fragen zum Thema. Die Befragung kann je nach individueller Situation zwischen 5 und 26 Fragen umfassen. Im Anhang der Thesis ist ein Fragebogen mit dem Aufbau, den Abschnitten und sämtlichen Fragen einsehbar.
Die erhobenen Daten sollen dem Zweck dienen, den Weg zur Beantwortung der Hypothese zu ebnen. Im Rahmen der Umfrage soll ermittelt werden, wie intensiv (und ob ausschließlich) Neo-Broker von Aktionären dieser Altersgruppe genutzt werden, welche Intentionen die Anleger*innen verfolgen und inwieweit Internetinhalte (Social-Media, Online-Magazine, Analysetools) für sie von Relevanz sind. Die Intention muss erhoben werden, um Chancen und Gefahren des Anstiegs zu evaluieren. Zusätzlich soll erhoben werden, welchen Charakter das Investitionsverhalten der Teilnehmer*innen aufweist, welche Faktoren ausschlaggebend für den Beginn des Investierens in Aktien sind bzw. waren und welche Möglichkeiten sie nutzen, um sich mit der Geldanlage am Aktienmarkt zu befassen, sofern es keine Internetinhalte sein sollten. Ähnlich werden Nutzung von Neo-Brokern, Internetinhalten sowie die Intention bei noch nicht investierten Teilnehmer*innen ermittelt und zuletzt, weshalb nicht investierte Teilnehmer*innen sich ggf. nicht damit befassen.
4.2 Auswertung der Ergebnisse
113 Teilnehmer*innen wurden entsprechend der definierten Zielgruppe erfasst und berücksichtigt. Erfreulicherweise wurde ein recht ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen (42 Personen, also 37,2%) und männlichen (71 Personen, also 62,8%) Teilnehmer*innen erzielt. Auch beim Alter der Befragten konnte ein relativ ausgeglichenes Verhältnis erzielt werden, wie folgende Grafik zeigt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.1 Umfrage: Wie alt bist du? (Eigene Darstellung)
56 Personen (49,6%) gaben an, bereits am Aktienmarkt zu investieren. Die restlichen 57 Personen (50,4%) investierten dementsprechend noch nicht ihr Geld am Aktienmarkt. Auffällig hierbei ist die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern: 28,6% der Frauen investieren und 62% der Männer.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Von den 57 nicht investierten Befragten gaben 23 an, sich jedoch mit einem Einstieg zu beschäftigen und die übrigen 34 (59,6%), sich nicht damit zu beschäftigen. Zunächst folgen die Gründe, weshalb sie dies nicht tun:
Abb. 4.2 Umfrage: Warum beschäftigst du dich nicht mit einem Einstieg? (Eigene Darstellung)
Wie zu sehen ist, wurde 6-mal angegeben, kein Interesse am Aktienmarkt zu haben. 14 Befragte gaben an, sie hätten Angst, Geld zu verlieren und 4 Befragte gaben an, keine Zeit dafür zu haben. Allerdings gaben 23 und damit 67,6% der Befragten an, sich schlicht noch nicht damit beschäftigt zu haben.
Für einen Zwischenstand kann festgehalten werden: 79 von 113 Befragten (70%) sind entweder schon investiert oder beschäftigen sich mit einem Einstieg.
Abb. 4.3 Umfrage: Wann hast du mit dem Investieren begonnen? (Eigene Darstellung)
Rund die Hälfte hat 2020 begonnen, mehr als ein Drittel 2019 und früher und der Rest in diesem Jahr.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.4 Umfrage: Welchen Betrag hast du in Aktien investiert? (Eigene Darstellung)
Ca. 40% haben noch unter 5.000€ investiert. Aber auch Teilnehmer*innen mit Investitionsvolumina zwischen 5.000 und 30.000€ sind hinreichend vertreten. Ungefähr jeder Zehnte liegt darüber.
Abb. 4.5 Umfrage: Worin investierst du dein Geld? (Eigene Darstellung)
Der Großteil gab mit über 70% an, direkt in Einzelaktien zu investieren, dicht gefolgt von ETFs mit 64%. Je rund 20% gaben an, in aktiv gemanagte Fonds oder andere Finanzprodukte zu investieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.6 Umfrage: Wie investierst du? (Eigene Darstellung)
Fast 50% kombinieren Sparpläne und Einzelkäufe an der Börse. 30% verwenden ausschließlich Einzelkäufe, während 23% ausschließlich per Sparplan investieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.7 Umfrage: Handelst du Derivate? (Eigene Darstellung)
Ein mögliches anderes Finanzprodukt wären Derivate. Diese sind riskanter als Aktien und ETFs. Hier gaben rund 16% an, diese zu handeln. Die wenigsten jedoch regelmäßig. 12,5% gaben an, diese zumindest mal gehandelt zu haben und für 71,4% kommt das nicht in Frage.
Es folgen Fragen, die sowohl bereits investierten Teilnehmer*innen gestellt wurden, als auch jenen, die sich damit beschäftigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.8 Umfrage: Kennst du diese Neo-Broker? (Eigene Darstellung)
Bei beiden Gruppen dominiert Trade Republic mit 65 Stimmen stark in der Bekanntheit, recht dicht gefolgt vom Broker Scalable Capital (50 Stimmen). Die übrigen Player sind weniger bekannt. Zudem ist einer kleinen Gruppe keiner der Neo-Broker bekannt.
Unabhängig davon ist die Frage, welche Neo-Broker genutzt werden, noch relevanter.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.9 Umfrage: Nutzt du diese Neo-Broker? (Eigene Darstellung)
Wie bei der Bekanntheit, dominieren Trade Republic und Scalable Capital klar als aktiv genutzte Dienstleister. 42 Personen nutzen Trade Republic oder wollen dort ein Depot eröffnen. 30 Personen geben das für Scalable Capital an. 18 Personen geben an, kein Depot bei einem Neo-Broker zu haben oder dort eins eröffnen zu wollen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.10 Umfrage: Durch Neo-Broker bin ich auf das Investieren aufmerksam geworden. (Eigene Darstellung)
Über 56% der Investierten geben an, aufgrund der wachsenden Präsenz der Neo-Broker auf das Investieren am Aktienmarkt aufmerksam geworden zu sein. Rund 22% geben an, dass die Neo-Broker nichts damit zu tun haben. Der gleiche Anteil steht der Frage neutral gegenüber.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.11 Umfrage: Wieso hast du dich dafür entschieden? (Eigene Darstellung)
Das häufigste Argument beider Gruppen für einen Neo-Broker war mit insgesamt 44 Stimmen die moderne Plattform auf dem Smartphone, die sie bieten. Mit 32 Stimmen waren für beide Gruppen außerdem die transparenten und günstigen Orderkosten ein Argument. Die kostenlosen Sparpläne sind für bereits investierte eher ein Argument, als für noch nicht investierte. Bei den Depotgebühren fällt das Ergebnis umgekehrt aus. Interessant ist, dass bereits investierte die höchste Präsenz durch das Marketing mehr angeben als die Empfehlung durch private Kontakte und das bei noch nicht investierten andersrum der Fall ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.12 Umfrage: Hast du dein Depot ausschließlich bei Neo-Brokern? (Eigene Darstellung)
62,5% der bereits investierten Teilnehmer*innen geben an, ein Depot ausschließlich bei Neo-Brokern zu haben.
Abb. 4.13 Umfrage: Welche Absichten hast du am Aktienmarkt? (Eigene Darstellung)
Beide Gruppen haben ähnliche Beweggründe, um an der Börse zu beginnen. Hauptsächlich scheint das Interesse an der Möglichkeit, Vermögen aufzubauen geweckt zu sein. Ebenfalls wichtig ist für beide die private Altersvorsorge. Ein weiteres Argument ist das Zinsumfeld. Interessant ist weiterhin, dass bereits investierte Teilnehmer*innen häufiger angeben, auf hohe Kurszuwächse bei Aktien spekulieren zu wollen bzw. wollten, als dies bei noch nicht investierten Teilnehmer*innen der Fall ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.14 Umfrage: Wie informierst du dich über Geldanlage? (Eigene Darstellung)
[...]
1 Vgl. Statista Research Department, 2021a.
2 Bundesverband deutscher Banken e.V., 2017, S.5.
3 Vgl. Gallup Inc., n.d.
4 Vgl. Spichalsky, 2021.
5 Schuster & Uskova, 2015, S. 36ff.
6 Zollenkop, 2010, S. 7f.
7 Jungblut, Krafczyk & Rauschenberger, 2008, S. 189.
8 Ebd., S. 180.
9 Ebd., S. 186.
10 Lindmayer & Dietz, 2020, S. 262ff.
11 DAI, 2021, S. 5.
- Quote paper
- Charif Chaouli (Author), 2021, Die Veränderung der Aktionärsstruktur und der Aktionärskultur in Deutschland. Ursachen, Vorteile und Gefahren für die Aktionäre und die Aktienmärkte?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1135119
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