An Nietzsche scheiden sich die Geister, vielleicht sogar in "Links-" oder "Rechts-Nietzscheaner"? Aber: Nietzsche war kein Linker und kein Rechter. Kein Linker, sondern fanatischer Anti-Sozialist; kein Rechter, sondern eingefleischter Individualist. Nichtsdestoweniger präsentiert Paul Stephan zwei Bände 'Links-Nietzscheanismus' (Stuttgart 2020). Ein Widerspruch, zu dessen Klärung die vorliegende Studie beitragen soll, wobei erneut wesentliche Aspekte von Nietzsches Werk in Erscheinung treten.
Einleitung
Im ersten der beiden Bände (mit 139 S.) geht es hauptsächlich um „Nietzsche selbst“, im zweiten (521 S.) um dessen Rezeptions- und Wirkungsgeschichte, aber nicht nur in dem sogenannten „Links–Nietzscheanismus“, sondern auch im „Rechts-Nietzscheanismus“. Folglich um Theoretiker und Politiker jeglicher Couleur, angefangen von den Sozialisten Graf Kessler und Gustav Landauer bis zu Adorno, Bataille und Foucault, von Spengler, Ernst Jünger und Heidegger bis zu Mussolini, Rosenberg, Baeumler und Goebbels.
So dass sogleich zu fragen ist, worin denn ein authentischer Links-Nietzscheanismus bestehen kann, wenn alles andere anscheinend ebenfalls möglich ist. Paul Stephan (im Folgenden auch: P.St.) präsentiert den „Links–Nietzscheanismus“ mit Gedankenstrich, also nicht mit dem Bindestrich, der üblicherweise die Verknüpfung auch heterogener Begriffe kennzeichnet. Welche Gedankenstriche er meint, deutet er auf kaum zwei Seiten (16-18) des ersten Bandes an, ausgehend von der Bemerkung, dass es sich bei dem Begriff „Links–Nietzscheanismus“ eigentlich um ein „Oxymoron“ handelt, eine Stilfigur, mit der traditionell anscheinend Widersprüchliches bzw. Widersinniges – wie „helldunkel“, „traurigfroh“, „sinnvoller Unsinn“ usw. – ausgedrückt wird.
Wäre das Oxymoron „Links–Nietzscheanismus“ adäquat und vertretbar, müsste es hierfür gute Gründe geben, die schwerer wiegen als die Gegen-Argumente jeglicher Provenienz. Als solche Gründe führt P.St. zunächst an: 1. Vor allem die französische Rezeption nach 1945 habe „dazu beigetragen, Nietzsche als einen Philosophen der Linken fest zu etablieren“.1 2. Trotz aller Widersprüche, Brüche und Mehrdeutigkeiten gebe es einen „roten Faden“, so von Landauer über Adorno zu Bataille und Foucault. Schon hieraus sei zu folgern, dass der Gedankenstrich in „Links–Nietzscheanismus“ „Einheit und Differenz, Nähe und Distanz gleicherma-ßen“ bedeute (ebd.).
Weitere „gute Gründe“ erläutert der Autor detailliert in den Hauptteilen des 1. Bandes: „Nietzsche selbst“ und „Zurück zu Nietzsche!“. Trotz aller „Brüche, Kehren und Wendungen“ habe Nietzsche (im Folgenden auch: N.) sich während seiner aktiven Schaffenszeit (ca. 1872-1889) stets als unermüdlicher Kämpfer gegen die herkömmliche, „leibfeindliche“ abendländische Metaphysik, besonders des Christentums, und gegen jede Form von universalistischem Idealismus gewandt. Seine heftige Staatskritik bringe ihn sogar in eine Nähe zum Marxismus. Seine wiederholten Forderungen, „lebensnahe Werte“ zu verwirklichen und sich für vorrangige Selbst-Werdung und individuelle Befreiung einzusetzen, seien ebenfalls eindeutig „links“ zu verorten. Ein Argument, das P.St. sogar für die Auseinandersetzung mit dem neoliberalen Individualismus empfiehlt, zumal dieser nur dazu diene, „die Einzelnen zu entsolidarisieren und sie in kleine Kampfmaschinen um die wenigen vorhandenen <Machtpositionen> zu verwandeln“ (a.O. S. 120).
Für Nietzsches „linke“ Gesinnung spreche auch die Tatsache, dass er immer wieder an die Leiblichkeit als die eigentliche Grundlage des Selbst erinnere. Wobei P.St. sogar zu dem Schluss kommt, „unser Leib“ sei „unser innerer Antikapitalist, unser kommunistisches Gewissen“ – was m.E. die Frage aufwirft, wie denn Kapitalisten und Antikommunisten ihren Leib bewerten sollen. Ist ihr Leib etwa minderwertig, weil er kein „kommunistisches Gewissen“ verleiht?
Im Übrigen seien Nietzsches Psychologie und Sozialtheorie bestens geeignet, „das Ressentiment in allen seine Formen zu bekämpfen und zu verhindern, dass aus der sozialen Revolution ein Sklavenaufstand wird“ (S. 124) – wobei sich m.E. die Frage stellt, wie denn aus den laut Nietzsche unvermeidlich vom Ressentiment geprägten „Sklaven“ (den laut N. stets zur Unterdrückung Verurteilten!) überhaupt Sozialrevolutionäre werden könnten….
Nietzsches Warnung vor dem Nihilismus wertet P.St. jedenfalls als Mahnung an alle Linken, sich der postmodernen „Entwertung aller Werte“ zu verweigern. Denn: „Die moderne Gesellschaft ist eine Gesellschaft des totalen Nihilismus, in der alle Schöpferkraft sofort vom Markt absorbiert und verdinglicht wird, in der es keine echten Ideale mehr gibt, sondern nur das einen Wert hat, was einen Marktpreis erzielt.“ (S. 125; m.E. ein undifferenzierter Rundumschlag gegen die Marktwirtschaft, der überdies in auffallendem Kontrast zu P. Stephans Aufforderung steht, man solle „von Nietzsches Staatskritik … lernen, die Alternative zum Kapitalismus nicht als zentrale Planwirtschaft zu konzipieren, sondern als Zusammenspiel unterschiedlichster Eigentumsformen“ (S. 132; wobei P.St. zweierlei außer Acht lässt: 1. Die Alternative zur zentralen Planwirtschaft ist nicht bloß in den „Eigentumsformen“ zu suchen, sondern durch einen Vergleich zwischen Planwirtschaft und (möglicher) sozialistischer Marktwirtschaft. 2. Für eine solche, progressivsoziale Marktwirtschaft sind insbesondere individualpsychologische und nur wenige eigentums- oder gar staatstheoretische Gründe anzuführen.2 )
Im Wesentlichen sind damit die Argumente genannt, die P.St. in seinem 1. Band aus „Nietzsche selbst“ als „links“ herausliest.
Nietzsche gegen links
Viel schwerer wiegen meines Erachtens diejenigen Analysen und Konzepte N.s, die nicht als links, sondern als eindeutig antisozialistisch bzw. antimarxistisch einzustufen sind. Auch hierzu äußert P.St. sich ausführlich und mit bemerkenswerter Akribie, so wenn er schon in den „Gedankenstrichen“ feststellt: „An den linken Bewegungen seiner Zeit lässt Nietzsche kein gutes Haar, er hetzt gegen sie oft auf dem Niveau eines Stammtischdemagogen.“ (S. 16) Wofür P.St. zahlreiche Belege aus Nietzsches Werken heranzieht, die ihren Autor z.B. als erklärten Gegner marxistischer Gesellschaftskritik ausweisen. Während Marx u.a. anhand seiner Kritik letztlich das Individuum mit der Gesellschaft versöhnen will, sieht N. genau darin eine unverzeihliche „Gleichmacherei“, eine „Dystopie, die alle Menschen gleichermaßen zu Sklaven macht“ (P.St. S. 46), einen „Zustand <der tiefsten Vermittelmäßigung und Chineserei>“ (N. ebd.). Oder auch, erneut im Originalton Nietzsche: „Der Socialismus ist der phantastische jüngere Bruder des fast abgelebten Despotismus, den er beerben will; seine Bestrebungen sind also im tiefsten Verstande reactionär. Denn er begehrt eine Fülle der Staatsgewalt, wie sie nur je der Despotismus gehabt hat, ja er überbietet alles Vergangene dadurch, dass er die förmliche Vernichtung des Individuums anstrebt: als welches ihm wie ein unberechtigter Luxus der Natur vorkommt und durch ihn in ein zweckmässiges Organ des Gemeinwesens umgebessert werden soll.“ (S. 47 f.)
Womit N. allerdings – mir nichts, dir nichts – Marxens Ziel einer „freien Assoziation freier Individuen“ ins Gegenteil verkehrt. Marx und Engels als Ziel die „Vernichtung des Individuums“ zu unterstellen, bedeutet nichts anderes als die völlige Verkennung und maßlose Diffamierung des Sozialismus! Eine herrschaftsfreie Gesellschaft ist für Nietzsche undenkbar; Ausbeutung und ständige Unterdrückung der „Sklaven“ durch die ausbeutenden Herren hält er für naturgemäß und unabänderlich. Was im Ganzen durchaus wie eine „Vorwegnahme des Faschismus“ wirkt, wie P.St. bemerkt (S. 50).
Zur Herrenmoral passt vortrefflich Nietzsches aggressiver Anti-Feminismus, im ‚Zarathustra‘ kurz und bündig: „So will ich Mann und Weib: kriegstüchtig den Einen, gebärtüchtig das Andre“ (S. 55), wobei er überdies Frauen zumutet, ständig „in sklavenähnlichen Verhältnissen leben“ zu müssen (S. 54). – Ebenso vortrefflich passt dazu Nietzsches Verehrung und Verherrlichung von Gewalt-Herrschern wie Cäsar und Napoleon. Entscheidend ist für ihn stets „der Wille zur Macht“ und das „Recht des Stärkeren“ – im Privaten ebenso wie in Politik und Gesellschaft, wobei er stets auch „die Gewaltsamkeit und Grausamkeit des Willens zur Macht“ betont (S. 90). Er sieht darin sogar ein Grundprinzip der Natur: „Leben selbst ist wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens, Ausbeutung – …“ (S. 90 f.). Auch dieses Bekenntnis zur Gewaltherrschaft wirkt zweifellos wie eine Vorwegnahme des Faschismus (s.o.)!
Nicht verwunderlich ist daher auch Nietzsches Ablehnung der marxistischen Kritik des Klassenkampfes, der im Kapitalismus auf der Ausgestaltung der Produktionsverhältnisse beruht. Diese interessieren jedoch Nietzsche überhaupt nicht. Stattdessen entwirft er eine fragwürdige Theorie der „Tauschökonomie“. Die ökonomischen Tauschverhältnisse hält er sogar für die „Grundlage aller menschlichen Zivilisation“(S. 92. Das Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer sei das älteste und ursprünglichste aller Personen-Verhältnisse. Der Mensch sei – auf Grund seines ständigen Wertens und Messens aller Dinge – das „abschätzende Thier an sich“ (ebd.), das dabei stets auch „Macht an Macht“ vergleiche. Aus marxistischer Perspektive: ein durch und durch bürgerlichkapitalistisches Denken! Nietzsche sieht zwar, ähnlich wie Marx und Engels, den Ursprung der Geschichte in der Klassengesellschaft, hält aber deren Beseitigung nicht für den Beginn des (Marxschen) Reichs der Freiheit, sondern das „Ende“ der Geschichte „im negativen Sinne“ (S. 94).
Zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte „links“ und „rechts“
Mehr Argumente gegen als für einen „Links–Nietzscheanismus“ finden sich auch in Paul Stephans zweitem Band zum Thema, d.h. zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte „links“ und „rechts“. Da dies meine Anmerkungen zu Bd. 1 bestätigt, kann ich mich im Folgenden damit begnügen, einige, relativ wenige der von P.St. zitierten Beispiele näher zu beleuchten.
Einer der ersten Linken, die Nietzsche grundsätzlich positiv bewerteten, war der demokratische Sozialist Harry Clemens Ulrich Graf von Kessler (1868-1937), der N. schon im Jahre 1895 eine „heroische Gesinnung“ bescheinigte, die durchaus geeignet sei, fortschrittlichen Individualismus und Sozialismus miteinander zu verbinden (Bd. II, S. 118). An Graf Kessler konnten sogar linke Geistesgrößen wie Martin Buber (1878-1965), Gustav Landauer (1870-1919) und die US-Amerikanerin Emma Goldman (1869-1940) anknüpfen, Landauer und Goldman in bewusster Anlehnung an den linken Anarchismus. Als „große wissenschaftliche Tat“ lobt Landauer Nietzsches „systematische Untergrabung und Verhöhnung der heute herrschenden Moral“ und dessen Kritik am herkömmlichen Wahrheitsbegriff (II, S. 57), während Emma Goldman die schon ab 1890 in den USA einsetzende Nietzsche-Rezeption u.a. dadurch beflügelte, dass sie erneut die „christliche Sklavenmoral“ anprangerte und vor jedem Versuch einer „staatsförmigen Verwirklichung der linken Utopie unter Rekurs auf Nietzsches Rede vom Staat als <kältestem Ungeheuer>“ warnte (II, S. 65). – Was hier in jedem Fall unterschlagen wird, ist Nietzsches äußerst heftige Kritik am Sozialismus!
Als Hauptstütze eines deutschen „Links-Nietzscheanismus“ nennt P.St. die Frankfurter Schule, insbesondere Adorno und Horkheimer, kommt dabei jedoch zu seltsam widersprüchlichen Ergebnissen. So hält er Theodor W. Adorno (1903-1969) zunächst für denjenigen „Linken“, der „Nietzsche am nächsten“ stehe. Adorno habe N. gewürdigt als einen der wenigen, die das zwiespältige Wesen der Dialektik der Aufklärung erkannt hätten, insbesondere hinsichtlich des Herrschafts-Problems (II, S. 292 u. 295). Darüber hinaus sieht P.St. in Konzepten Adornos wie „Das Leben lebt nicht.“ und „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Anleihen bei Nietzsche. Adorno habe sich jedoch – pessimistisch – damit begnügt, „das falsche Leben zu beschreiben“ (II, S. 299). Solcher Pessimismus führe geradewegs in immer neue Aporien statt zu klaren Ansichten, so bereits in dem „negativdialektischen“ Satz „Das Leben lebt nicht.“ (II, S. 302). Was aber Adorno nicht daran gehindert habe, die Gefahren faschistoider Willkür und Brutalität anzuprangern, die aus Nietzsches Konzept der „leiblichen Selbstverwirklichung“ entstehen können – und historisch tatsächlich entstanden sind! (II, S. 306). – Max Horkheimer (1895-1973) teilt Adornos Pessimismus in solchem Maße, dass er sogar Schopenhauers negative Weltsicht derjenigen Nietzsches vorzieht (II, S. 313 bzw. 308 ff.)
Ähnlich zwiespältig stellt sich Ernst Bloch s Verhältnis zu Nietzsche dar. Bloch (1885-1977) begrüßt zwar schon 1906 N. als „Philosophen der Kultur, der eine neue, lebensbejahende Ethik verkündet habe und einen radikalen Individualismus“, versucht danach aber, zwischen einem „linken“ und einem „faschistischen“ N. zu unterscheiden. In Dionysos sieht er zwar eine Gegenfigur gegen jede Art von Entfremdung, brandmarkt aber in einem Vortrag von 1950 Nietzsche. als „Denker der Verdunkelung und der Enthemmung des Barbarischen“ (II, S. 285).
Kaum anders steht es mit dem „Nietzsche aus Frankreich“. Jean-Paul Sartre (1905-1980) war angeblich in seiner Jugend „begeisterter Nietzscheaner“ (II, S. 354). Später nahm er Motive des Rechts-Nietzscheanismus auf, versuchte aber, diesen „eine anarchistische und radikalindividualistische Wendung“ zu geben (II, S. 356). – Die Tatsache, dass Sartre sich spätestens ab 1960 (‚ Critique de la raison dialectique‘) als Marxist verstand, erwähnt P.St. leider nicht. – Albert Camus (1913-1960) sieht in Nietzsches Vergötzung des Machtwillens Parallelen zum Marxismus-Leninismus. Beide Strömungen seien in einer „Affirmation der Unterdrückung und des Mordes“ gelandet (II, S. 362). Gegen solche Exzesse beschwört Camus „eine mediterrane, südliche Mentalität des Maßes“ (ebd.).3
Georges Bataille (1897-1962) interpretiert N. radikal dionysischanarchisch, ist fasziniert von Erotik und Rausch. N.s „schenkende Tugend“ erweitert er in seiner Ökonomie-Kritik (sowohl gegen Marx als auch gegen N.!) zu einer „Ökonomie der Gabe …, „die auf der Verschwendung und dem Exzess basiert“ (II, S. 376). Den proletarischen Kampf will er durch „affektive“ Komponenten stützen, setzt dabei auch auf den Surrealismus und gründet 1936 die Geheimgesellschaft „Acéphale“ (wörtlich: ‚hirnlos‘), die sich aber schon 1939 wieder auflöst.
Michel Foucault (1926-1984) wendet sich im Namen Nietzsches u.a. gegen die Logik des Strukturalismus; Konzepte wie den Übermenschen und die Ewige Wiederkehr feiert er wie Offenbarungen, verstrickt sich aber dabei und danach in Widersprüche, bezeichnet z.B. N. als „fröhlichen Nihilisten“, missdeutet die „Überwindung des Menschen“ als „Tod des Subjekts“ und überspitzt N.s Rede vom „Tod Gottes“ zum „Tod des Autors“ und „Tod des Menschen“ (II, S. 413). Zwar analysiert Foucault als einer der ersten die neue Machtformation des Neoliberalismus, bietet jedoch dem Proletariat keinerlei Handlungsperspektive. Paul Stephans Fazit: „Foucaults Jünger haben die Linke in einen kraftlosen bunten Karnevalszug verwandelt.“ (II, S. 422).
Jacques Derrida (1930-2004) will gegenüber der Tradition „Dekonstruktion“ betreiben und verzichtet dabei bewusst auf klare Thesen und Strukturen (in Anlehnung an N.?). Das „Ende des Menschen“ sei in der metaphysischhumanisti-schen Tradition immer schon (!) vorhanden bzw. vorgezeichnet gewesen (II, S. 439). Mit der Neuprägung ‚différance‘ (statt ‚différence`‘) will Derrida zeigen, dass es Wahrheit immer nur als „abwesende“ (!) geben könne. – P.St. kommt zu dem Schluss, dass Derrida Nietzsche nicht gerecht wird (II, S. 447).
So viel zu den Nietzsche-Adaptionen diverser „Linker“, die sich fast ausnahmslos als Sackgassen erwiesen haben (II, S. 446). Kein Wunder, dass P.St. hier auch den linken Georg Lukács (1885-1971) verortet, dessen ‚ Zerstörung der Vernunft‘ (von 1955) „tendenziös und falsch“ sei, zumal Lukács dabei Nietzsches Anti-Nationalismus und Anti-Militarismus gänzlich ignoriert habe (II, S. 323). Immerhin sei es Lukács gelungen, Nietzsche für die radikale Linke auf lange Jahre hinaus zu einer „persona non grata“ zu machen.
Nicht unerwähnt bleiben kann schließlich der breite Raum, den P.St. dem „Rechts-Nietzscheanismus“ widmet, darunter solchen Protagonisten wie Spengler, Jünger und Heidegger. Mit N. habe Oswald Spengler (1880-1936) sich „mit Entschlossenheit in den Untergang“ begeben. N.s Cäsarismus will er „akzelerieren“, zumal N. bei diesem Konzept stets „gesunden Tatsachensinn“ bewiesen habe (II, S. 149). N. sei sogar, ohne es zu wissen, „Sozialist“(!), weil auf das „Heil der Menschheit“ erpicht, gewesen (II, S. 150). Spengler selbst plädiert für einen nichtmarxistischen „Sozialismus“, „einen deutschen Sozialismus ohne Marx …, einen cäsarischen Sozialismus des Blutes, der Rasse und der Tradition“, was ihn erstaunlicherweise nicht dazu veranlasst, dem NS zu huldigen. Nichtsdestoweniger hält P.St. Spengler für einen der „wichtigsten Vordenker“ des Nationalsozialismus (II, S. 152 f.).
Ernst Jünger (1895-1998) war laut P.St. ein „strammer Militarist“ und „Jünger Nietzsches“ (II, S. 156), was ihn zu einem „Hitler-Verehrer der ersten Stunde“ und „Wegbereiter des deutschen Faschismus“ prädestiniert habe (II, S. 157). Jünger fordert einen totalitären „Arbeitsstaat“ als Synthese aus Nationalismus und „Sozialismus“, wobei er Nietzsches Individualismus strikt ablehnt (II, S. 159).
Martin Heidegger (1889-1976) wendet sich ebenfalls gegen den modernen Individualismus – wie überhaupt gegen die gesamte moderne Kultur. Stattdessen befürwortet er Nietzsches „Umwertung der Werte“ und will dessen Willen zur Macht den „Willen zum Willen“ hinzufügen (II, S. 176). N.s Denken versteht er als „äußersten Subjektivismus und Relativismus“ (ebd.).
Dennoch bescheinigt P.St. Heidegger einerseits sogar eine gewisse Nähe zu Marx (!), hält ihn aber – zu Recht – für einen stets „treuen Nazi“ und überzeugten Juden-Feind (Letzteres wohl nicht mit N.!). – Eher seltsam mutet dagegen P.St.s Fazit zu Heidegger an, deutet er dessen Werk doch als „Philosophie des modernen Bauerntums“, obzwar in klarer Opposition zur modernen Lebenswelt (II, S. 185). Dies stehe sogar im Einklang mit Nietzsche, der „das Bauerntum als letzte Bastion wirklicher Vornehmheit gegen die moderne Dekadenz“ angesehen habe (II, S. 186).
Mein Einwand: Mit solchem Reduktionismus wird P.St. dem Denken Heideggers – einschließlich dessen NS-Verstrickung – nicht gerecht. Tendieren Bauern denn grundsätzlich zum Faschismus? Gegenbeispiel: Maos China, das für Heidegger zweifellos kein Vorbild war. Heidegger wollte das Sein ergründen, nicht das Bauerntum. Dass er das Sein vom Dasein her denken will, hängt ebenso wenig wie seine spätere „Kehre“ von bäuerlichen Faktoren ab. Heideggers hochdifferenzierte Analysen und Konzepte, wie z.B. zu den Problemen der „Eksistenz“, des Verstehens und der Zeit, sind kein Ausdruck typisch bäuerlichen Denkens. (Ein eher verzeihlicher Lapsus dagegen: Laut P.St. stammt der Badenser Heidegger aus der „schwäbischen Provinz“ (II, S. 182 f.). Tatsächlich liegen Heideggers Lebensstationen Meßkirch, Freiburg im Breisgau und Todtnauberg in Baden und nicht im Schwabenland.)
Dass P.St. neben den genannten Autoren auch italienische Faschisten wie Mussolini und Gentile und überzeugte Nazis wie Rosenberg, Baeumler und Goebbels dem „Rechts-Nietzscheanismus“ zurechnet, versteht sich fast von selbst, auch wenn deren Nietzsche-Bezüge oft als „diffus“, unreflektiert und widersprüchlich erscheinen (vgl. II, S. 186 ff.).
Tiefere Gründe?
Insgesamt gesehen: Wenn P.St.s Analysen mehr Argumente gegen als für einen „Links–Nietzscheanismus“ (bzw. „Rechts-Nietzscheanismus“) enthalten, muss nach tieferen Gründen hierfür gefragt werden. In Kurzfassung: Ein eingefleischter Individualist wie Nietzsche kann kein Rechtsextremer (bzw. Faschist „avant la lettre“) sein, und ein fanatischer Anti-Sozialist wie er kann kein Linker sein. Aussichtslos erscheint daher jegliches Unterfangen, N. von links oder rechts zu vereinnahmen bzw. seine wahren Überzeugungen und Absichten zu Links- oder Rechts-Nietzscheanismen zu deformieren. Im Einzelnen ergeben sich hierzu folgende Fragen und Probleme:
1. P.St. unterschätzt die Bedeutung von Nietzsches Anti-Sozialismus, dem er nur wenige Passagen seines ‚ Links–Nietzscheanismus ‘ widmet.
2. Noch gravierender: P.St. erkennt anscheinend nicht den wahren Grund für N.s verfehlte „Umwertung der Werte“: seine verfehlte Kritik am Christentum.
3. P.St. thematisiert in nicht genügendem Maße N.s Unfähigkeit, Gesellschafts-Normen zu entwickeln.
4. Ist N. noch aktuell, wie P.St. behauptet, obwohl in dessen Werken wahrscheinlich für keines der drängenden Probleme unserer Zeit Antworten zu finden sind?
5. Liegen Nietzsches wahre Verdienste vielleicht auf dem Gebiet der Ästhetik ?
Zu 1.: Eines muss man Nietzsche auf jeden Fall hoch anrechnen: Äußerst hellsichtig hat er die dem Sozialismus innewohnende Gefahr des Totalitarismus erkannt, so wenn er feststellt: „Der Socialismus … begehrt eine Fülle der Staatsgewalt, wie sie nur je der Despotismus gehabt hat, …“ (P.St. I, S. 47, s.o.). Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass ausgerechnet der totalitäre Lenin sich durch Nietzsches „Willen zur Macht“ bestätigt fühlte.4
Mit Nietzsches fanatischer Kritik am Sozialismus beschäftigt P.St. sich eher beiläufig, d.h. auf knapp 6 Seiten des 1. Bandes (S. 45-50). Außer Acht lässt er dabei einschlägige Spezial-Untersuchungen wie die von Urs Marti (1993), Peter Bünger (1997) und Hendrik Wallat (2009). Bei diesen Autoren findet sich das, was P.St. vermissen lässt: die Erörterung der wahren Gründe für Nietzsches Anti-Sozialismus. In diesem sieht Wallat eine Grundkonstante von Nietzsches Denken, die in enger Verbindung mit dessen harscher, teils verfehlter Kritik am Christentum steht. N. sieht nämlich – wohl zu Unrecht – den Ursprung des Sozialismus in der jesuanischpaulinischen Idee der Gleichheit aller Menschen vor Gott, so wenn er behauptet: „Die Socialisten appeliren an die christlichen Instinkte, das ist noch ihre feinste Klugheit. … Gleichheit der Seele vor Gott. In ihm ist der Prototyp aller Theorien der gleichen Rechte gegeben: man hat die Menschheit den Satz von der Gleichheit erst religiös stammeln gelehrt, man hat ihr später eine Moral daraus gemacht: und was Wunder, dass der Mensch damit endet, ihn ernst zu nehmen! will sagen politisch, demokratisch, socialistisch.“5 – Nur Verachtung und Spott empfindet N. also für das, was das wirklich Neue am Christentum gegenüber der antiken Sklavenhalter-Gesellschaft ausmacht; das, was Rousseau aufgegriffen hat: die Idee der rechtlichen Gleichheit, der Gleichheit vor dem Gesetz, garantiert durch den Souverän, der allen Individuen ihre Rechte juristisch und politisch absichert.
Genau dies lehnt N. strikt ab, weil er nur die sogenannte „natürliche Ungleichheit“ der Individuen anerkennt und folglich die antike Sklavenhalter-, Unterdrückungs- und Ausbeutungs-„Ordnung“ für angemessen und allen anderen überlegen hält, und zwar für jegliche denkbare Zukunft der Menschheit! Dies in Übereinstimmung mit seiner Gleichung: Christentum = Sklavenmoral = Demokratie = Sozialismus. Die christliche Lehre von der Gleichheit vor Gott bezeichnet er als „Seelen-Gleichheits-Lüge“. Es gebe „kein giftigeres Gift“ als die christlichsozialistisch-demokratische „Lehre von der Gleichheit“.6
Letztlich ist diese Kritik aber unpolitisch, weil sie nicht auf soziologischer bzw. politischer Analyse, sondern auf subjektivpsychologisierender Beobachtung und wütender Polemik beruht: „ … gallichter Neid, vergrämte Rachsucht, Pöbel-Stolz“ stecke hinter allen christlichen und sozialistischen Ideen von Freiheit und Gleichheit. Der Sozialismus sei „antidionysischer Nihilismus“ und „die zu Ende gedachte Tyrannei der Geringsten und Dümmsten, der Oberflächlichen, der Neidischen“ (a.O. S. 502 bzw. 502 f.) – auch dies eine grobe Diffamierung, die nicht auf wissenschaftlicher Analyse, sondern psychologisierender Verachtung („Herrenmoral“) beruht.
Zu 2.: Noch gravierender: P.St. erkennt anscheinend nicht den wahren Grund für N.s verfehlte „Umwertung der Werte“: seine verfehlte Kritik am Christentum.
Die Ursprünge von N.s Anti-Sozialismus liegen, wie gesagt, in seiner Kritik am Christentum und dessen „Sklavenmoral“. Präzisierend kann ich hierzu frühere Überlegungen wie folgt zusammenfassen: Nietzsches Vor-Urteil lautet, in der Psychologie des Neuen Testamentes fehlten völlig die Begriffe Schuld, Strafe und Belohnung7 – ein Fehlurteil, wie ein Blick auf die tatsächlichen Aussagen der Evangelisten und Apostel zeigt.
Gleiches gilt für Nietzsches Ablehnung des christlichen Gottesbegriffs, den er – entgegen der christlichen Logos-Lehre – als völlig lebensfeindlich, nämlich als „zum Widerspruch des Lebens abgeartet“ missversteht (a.a.O. S. 498). Zudem erkennt er in keiner Weise die Schutzfunktion der Bergpredigt und anderer Aussagen Jesu zur Verteidigung der Armen, Schwachen und Unterprivilegierten. Stattdessen polemisiert er dagegen, dass der Christ „dem, der böse gegen ihn ist, weder durch Wort, noch im Herzen Widerstand leistet. Daß er keinen Unterschied zwischen Fremden und Einheimischen, zwischen Juden und Nicht-Juden macht (>der Nächste< eigentlich der Glaubensgenosse, der Jude). Daß er sich gegen niemanden erzürnt, niemanden geringschätzt. Daß er sich bei Gerichtshöfen weder sehen läßt, noch in Anspruch nehmen läßt …“ (ebd. S. 511 f.). Nietzsche sieht offenbar nicht, dass Jesus nicht nur eine neue Moral verkündet, sondern den – oftmals höchst gefährdeten – Gläubigen durch und durch pragmatische Verhaltensregeln mit auf den Weg gibt.
Die Moral Jesu wertet er ohnehin als „Moral des gemeinen Mannes“ und sogar als „Sklavenmoral“ ab. Diese beruhe auf einem „Aufstand“ der Schwachen und Armen gegen die „Herrenmoral“ der Herrschenden, was letztlich auf ein „Ressentiment“, ein rachsüchtiges Minderwertigkeitsgefühl, zurückzuführen sei. Der unterdrückte „kleine Mann“ wolle Rache nehmen dafür, dass er von den herrschenden, „vornehmen“ Tatmenschen zur Untätigkeit gezwungen werde (ebd. S. 192-195). Als den „größten Wert-Gegensatz, den es gibt“ erkennt Nietzsche denjenigen zwischen „christlichen“ und „vornehmen“ Werten (ebd. S. 514).
Dahinter steht jedoch nichts anderes als der angeblich unüberwindliche Gegensatz von Arm und Reich, Unterdrückern und Unterdrückten, Herren und Knechten. Diesen Gegensatz erhebt Nietzsche quasi zu einem Naturgesetz, an dem nicht zu rütteln sei, so dass die „Sklavenmoral“ – und mithin die Moral der frühchristlichen Werte – auf keinen Fall die Oberhand gewinnen dürfe. Damit entpuppt Nietzsche sich nicht nur in ideologischer und sozialer, sondern auch in politischer Hinsicht als radikaler Widersacher der Ideale des Evangeliums. Für Nächsten-, Fernsten- und Feindesliebe hat er fast nur Hohn und Spott übrig. Wie sehr er den berechtigten Kampf Jesu gegen Unterdrückung, Machtmissbrauch und Korruption verkennt, geht aus der folgenden Bibelstelle hervor, in der es heißt, Jesus habe die Jünger zu sich gerufen und ihnen erklärt: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Matth. 20, 25-28).
Unmittelbar verstehbar wird hier, woher Nietzsches Begriff „Sklavenmoral“ stammt. Unmissverständlich ist jedoch auch Jesu mitreißende Botschaft, die ich für durchaus revolutionär halte. Eine Liebes-Gemeinschaft ohne Herrschaft von Oberen über Untergebene ist möglich; Willkür und Machtmissbrauch können durch eine neue Moral des Dienens und der Nächstenliebe ersetzt werden. Mit jeglicher Oben-Unten-Hierarchie, wie sie z.B. der von Nietzsche ausdrücklich gelobte Platon in seiner Staatslehre anpreist, ist Jesu neue Gemeinschafts-Ordnung, sein Neuer Bund, unvereinbar.8
Herausragende Bedeutung gewinnt Nietzsches Kritik am Christentum dadurch, dass N. mit ihr seine „Umwertung der Werte“ begründet, den Dreh- und Angelpunkt seiner gesamten Philosophie mit ihren Grundpfeilern Wille zur Macht, Übermensch, ewige Wiederkehr und Dionysos-Verehrung. Seine gesamte Kulturkritik – und wahrscheinlich auch sein befremdlicher Deutschen-Hasss – hängen ebenfalls mit seiner Kritik am Christentum zusammen: In einer Art Hassliebe richtet sich der Pastorensohn N. gegen seine eigenen Wurzeln, d.h. insbesondere gegen den Protestantismus, der das Christentum neu fundieren und beleben wollte und dabei das Deutschtum nachhaltig mitprägte. Christliches Deutschtum = Sklavenmoral: An diesem Syndrom hat sich N. immer wieder abgearbeitet und „hochgezogen“ – nachzulesen, insbesondere zum Verständnis der „Umwertung der Werte“ – vor allem in seinen Schriften Zur Genealogie der Moral (1887) und Der Antichrist (1888).
Zu 3. P.St. thematisiert in nicht genügendem Maße N.s Unfähigkeit, Gesellschafts-Normen zu entwickeln.
Hauptgründe dafür, dass N. nicht fähig bzw. nicht bereit war, Kriterien für gesellschaftliche Normen, z.B. in Form einer Allgemeinen Gesetzgebung, zu entwickeln, sehe ich in seiner Haltung gegenüber Kants Ethik, die teilweise auf seiner Schopenhauer-Kritik beruht. Mein Kommentar hierzu: „Schopenhauer erlaubte sich die Eulenspiegelei, Kants ‚Ding an sich‘ wörtlich zu nehmen, d.h. es mit dem Willen gleichzusetzen, der sich sinnfällig an den Genitalien manifestiere Im Übrigen wertete Schopenhauer den Willen als „Weltknoten“ schlechthin und zugleich als dessen Lösung, d.h. keineswegs nur als Erscheinung des (Unter-) Bewusstseins, sondern als allenthalben in der Natur, im Kosmos überhaupt, vorherrschend. Er fragt nicht, ob die außermenschliche Natur überhaupt etwas wollen kann. (Was will denn die Blume, was die Amöbe, was die Galaxie?) Nein, der Wille ist für ihn der nicht hinterfragbare Urgrund, gleichbedeutend mit Kants Ding an sich.
Genau hieran nimmt allerdings Friedrich Nietzsche Anstoß, obwohl er den Willensbegriff seines Lehrmeisters ansonsten nahezu kritiklos übernimmt und immer weiter ausarbeitet. … Nietzsches Haltung zu Kants Ding an sich ist uneinheitlich. Während er es in seinem Frühwerk noch als ein Verdienst Kants angesehen hatte, das Ding an sich als eine der Grundlagen der Moral anzunehmen, lehnt er es in seinem Spätwerk entschieden ab, hält es sogar für „widersinnig“.
Gründlich missverstanden hat er aber wohl den Kategorischen Imperativ. Er schreibt nämlich: „Wie? Du bewunderst den kategorischen Imperativ in dir? Diese „Festigkeit“ deines sogenannten moralischen Urteils? Diese „Unbedingtheit“ des Gefühls, „so wie ich, müssen hierin alle urteilen“? Bewundere vielmehr deine Selbstsucht darin! Und die Blindheit, Kleinlichkeit und Anspruchslosigkeit deiner Selbstsucht! Selbstsucht nämlich ist es, sein Urteil als Allgemeingesetz zu empfinden; ... Wer noch urteilt „so müsste in diesem Falle jeder handeln“, ist noch nicht fünf Schritt weit in der Selbsterkenntnis gegangen; ...“9 – Daran anschließend versucht der Autor, den Nachweis zu führen, dass Handlungen grundsätzlich „unerkennbar“ seien, und zwar schon infolge der je subjektiven Meinungen und Wertungen, von denen sie begleitet werden, so dass sie keinesfalls als Urteilskriterien zu verwenden seien.
Nietzsches Missverständnis: Kant habe gefordert, die je eigene, subjektive Maxime zum allgemeinen Gesetz zu erheben; womit er Kants Forderung jedoch ins Gegenteil verkehrt, um sie ad absurdum zu führen. Tatsächlich hatte Kant doch lediglich eine Überprüfung der subjektiven Maximen durch die Allgemeine Gesetzgebung gefordert! Dagegen will Nietzsche die Autonomie der Person nicht mehr an irgendeine gesellschaftliche bzw. staatliche Gesetzlichkeit binden, vielmehr sollen alle Menschen „die Neuen, die Einmaligen, die Unvergleichbaren, die Sichselber-Gesetzgebenden, die Sichselber-Schaffenden“ werden (in: Gerhardt a.a.O. S. 82), um sodann erst als „Physiker ... Schöpfer“ werden zu können, mit der Begründung: „Hoch die Physik! Und höher noch das, was uns zu ihr zwingt – unsere Redlichkeit.“ (ebd.) – Womit Nietzsche den Menschen nunmehr nach eigenem Gutdünken bindet, und zwar a) an die „Physik“ und b) an seinen eigenen Logos der „Redlichkeit“, mithin seine eigene Weltanschauung. Womit er aber zunächst wieder genau dort landet, wo Kant schon längst erfolgreich war: bei dem Versuch, Autonomie, Moralität und Gesetzlichkeit miteinander in Einklang zu bringen. Dies mit dem gewichtigen Unterschied, dass Nietzsche dabei nachweislich gescheitert ist, während Kants Ethik zwar nicht vollständig Bestand hat, aber auch nicht als obsolet bezeichnet werden kann, zumal sie weiterhin die Diskussion über Grundfragen der Ethik beflügelt.“10
Zu 4. Ist N. noch aktuell, wie P.St. behauptet, obwohl in dessen Werken wahrscheinlich für keines der drängenden Probleme unserer Zeit Antworten zu finden sind?
Als aktuelle Probleme mit höchstem Bedrohungspotential lassen sich herausstellen:
1. Die Öko-Katastrophe, d.h. die Zerstörung von Lebensgrundlagen in Umwelt, Natur und Klima, greift um sich, auch wenn gelegentlich Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
2. Der neolíberale Turbo-Kapitalismus verschärft in seiner globalisierten Form weltweit die sozialen Ungleichheiten, Gegensätze und Konflikte und lässt dabei u.a. Rechtsradikalismus, Nationalismus und Populismus in gefährlichem Ausmaß erstarken.
3. Die Digitalisierung droht in eine „Digitale Diktatur“11 umzuschlagen, z.B. in Folge von zunehmendem Daten-Diebstahl und -Missbrauch, Cyberkrieg, illegalem Drohnen-Einsatz u.a.m.
4. Die Ideologie des Transhumanismus 12 begünstigt ebenfalls den Missbrauch von Digitalisierung („Big Data“) und Künstlicher Intelligenz.
5. Posthumanismus. Wie u.a. Ray Kurzweil behauptet, gibt die Menschheit sich in der „Singularität“ des Jahres 2045 selbst auf, und zwar zu Gunsten superintelligenter, „unsterblicher“ Roboter.13
6. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass die Menschen seit 1945, d.h. seit Hiroshima und Nagasaki, in der Angst vor der Atomkriegsgefahr leben.14
Nur bei zweien (Nr. 4. u. 5.) dieser aktuellen Probleme lassen sich Bezüge zu N. herstellen: bei Trans- und Posthumanismus, wenn auch mit eher fragwürdigen Ergebnissen. N. predigt bekanntlich den Übermenschen, versteht den Menschen als „Etwas, das überwunden werden soll“ und fragt uns, was wir denn zu dieser Überwindung beigetragen hätten. Antworten des 20. Jahrhunderts lauten z.B.: Superman und Cyborg („cybernetic organism“).
Und was wurde tatsächlich aus dem Übermenschen, zunächst bei Nietzsche? Dazu bemerkt Roger Behrens (2015), N. habe vor allem die christliche „Sklavenmoral“, die der Schwäche, „Mickrigkeit …, Unfähigkeit und Ohnmacht“ überwinden wollen; sodann aber: „Doch sein Übermensch bleibt im Korsett bürgerlicher Werte gefangen, die er umzuwerten antreten soll: Der Wille zur Macht gibt der Ethik nur eine andere Wendung, hebt sie aber nicht auf; dafür fehlt Nietzsches Kritik die Dialektik. Hinter Marx‘ realen Humanismus fällt Nietzsche damit zurück. Die Überwindung des Menschen durch den Übermenschen reißt ihn förmlich aus der Gesellschaft raus, statt die Gesellschaft menschlich und den Menschen gesellschaftlich zu machen. Das gibt der Deutung Raum, in Nietzsches Entwurf des Übermenschen bloß den – faschistischen – Herrenmenschen zu erkennen, die Inkorporation des Inhumanen.“15 Mit anderen Worten: Auch mit dem „Übermenschen“ gelingt N. keine neue Synthese von Individuum und Gesellschaft, im Gegenteil: Er bleibt be- und gefangen in seinem teils chaotischen, archaischantikisierendem Individualismus und fällt damit „hinter Marx‘ realen Humanismus … zurück“, wie R. Behrens es ausdrückt.
Und Superman? Eine US-„Action-Comics“-Sensation im Jahre 1938. Ein Held, der als Kino-Star überlebt, ohne dass sich aus seinen übermenschlichen Kräften (z.B. des Fliegen-Könnens) irgendein gesellschaftlicher Nutzen ziehen ließe. Im Happy End fliegen Superman und seine Geliebte verliebt durch die Luft, Lust siegt scheinbar über Realität, aber „nicht für die Gesellschaft …, sondern zum individuellen Nutzen“ (Behrens a.a.O. S. 3).
Und Cyborg? Roboter betreten 1939 die Bühne der New Yorker Weltausstellung. Prothesen scheinen beschädigten Menschen schier übermenschliche neue Kräfte zu verleihen, „kaschieren aber zugleich auch die zunehmende Fragmentierung des Körpers“. Und seit den 1990er Jahren finden Cyborgs Eingang „in Popdiskurse um Techno und >Afrofuturismus<“ (Behrens a.a.O. S. 4).
Ray Kurzweil betrachtet die Cyborgs bekanntlich als Vorstufen für die übermenschlichen bzw. nichtmehr-menschlichen KI-Super-Roboter, die im Jahre 2045 an die Stelle von uns Menschen treten sollen (und dennoch „für uns“ den Weltraum erobern sollen; wozu ich Näheres und Weiteres andernorts ausgeführt habe.16 ) Für bemerkenswert halte ich auch den Hinweis, dass man im Silicon Valley angeblich eifrig N. studiert, insbesondere seinen Zarathustra. …
Und kaum überbietbar erscheint mir das Fazit, das Roger Behrens am Schluss seines Artikels (S. 5) zieht: „Ohnehin dient die übermenschliche Technik bloß der Verbesserung des Vorhandenen. Zwar wird mit Furore behauptet, die Grenzen der Welt zu überschreiten, doch kommt man über die Welt ordnung nicht hinaus; kein Übermensch, kein Superman, kein Cyborg kritisiert soziale Verhältnisse als Herrschaftsverhältnisse. Damit bleiben Cyborg-Visionen eindimensional: Es geht um die Perfektionierung besonderer Fähigkeiten zum Nutzen des Kapitals, nicht um allgemeine Vermögen als Fortschritt der Menschheit. Überhaupt fehlt vom Übermenschen bis zu den Cyborgs das revolutionäre Kollektive, die Solidarität echter Gemeinschaft, die Utopie befreiter Gesellschaft, mit der aus den Menschen Menschheit wird. – Schon Nietzsche löste den Handlungsraum des Übermenschen im Nihilismus auf, destruierte Geschichte als Wiederkunft des ewig Gleichen. Insofern sind Superhelden und Cyborgs auch keine historischen, revolutionären Subjekte. Sie haben kein Telos, kennen kein kommunistisch erkennbares Land am Horizont. Der Übermensch unterbietet die konkrete Utopie.“
Womit auch Roger Behrens bestätigt, dass Nietzsche kein Linker, kein Sozialist war. Wie sollte demgegenüber irgendein „Links-Nietzscheanismus“ (mit oder ohne Gedankenstrich) Bestand haben?
Zu 5.: Liegen Nietzsches wahre Verdienste vielleicht auf dem Gebiet der Ästhetik ?
In der frühen Schrift Schopenhauer als Erzieher (1873) fordert N.: „Es ist dies der Grundgedanke der Kultur, insofern diese jedem einzelnen von uns nur eine Aufgabe zu stellen weiß: die Erzeugung des Philosophen, des Künstlers und des Heiligen in uns und außer uns zu fördern und dadurch an der Vollendung der Natur zu arbeiten.“17 Wobei er mit dem „Heiligen“ denjenigen Menschen meint, der sich uneigennützig und bedingungslos für das Wohlergehen seiner Mitmenschen einsetzt. Eine Aufgabe, die N. also allen Menschen zumutet: „in und außer uns“. Gelingt ihm damit vorzeitig die später schmerzlich vermisste versöhnende Synthese von Individuum und Gesellschaft? Wohl nur dann, wenn Nietzsche seine Vorstellungen von den Aufgaben der Philosophen und der „Heiligen“ ausgearbeitet und durch eine Sozialphilosophie des Gemeinwohls ergänzt hätte, was nicht der Fall ist. Im Übrigen gilt das, was ich bereits zu Punkt 4 dargelegt habe: Anmaßender Elitismus („Recht des Stärkeren“) kann nicht allgemein gültig oder vorbildlich sein. Mit der „Umwertung der Werte“ werden auch die darauf fußenden Grundpfeiler von N.s Philosophie mehr oder weniger hinfällig.
Wie aber steht es mit seiner Ästhetik, die ihn während seiner gesamten Schaffenszeit, d.h. schon seit der ‚ Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik‘ von 1872, immer wieder beschäftigte? Aufschlussreich ist in diesem Frühwerk der vielzitierte Satz: „ … nur als aesthetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt“, hinter dem sich bereits N.s Kritik am Christentum, nämlich seine Kritik am christlichen Schöpfungsglauben, verbirgt. Bekanntlich hatte sich schon Voltaire über Leibniz ‘ Aussage mokiert, die von Gott geschaffene Welt sei „die beste aller möglichen“. So dass sich die Frage stellt, warum N. denn überhaupt meint, die Welt solle „gerechtfertigt“ werden, dazu auch noch „ewig“.
Eugen Fink schlägt folgende Erklärung vor: „Nietzsche verwandelt den Erlösungs- und Rechtfertigungsbegriff, er gebraucht ihn für einen Vorgang, der zur Welt gehört, der ihr Sein mit ausmacht: der dionysische Urgrund wirft sich immer wieder in die Erscheinung und hat im Phänomen der Kunst die Verklärung des Ausbruchs ins Erscheinen. Die Erscheinungswelt ist gleichsam der schöne Traum, den das Weltwesen träumt: die ewige Form, die Schönheit der geprägten Gestalt, der Lichtglanz der großen Szene, auf der die vielen Dinge auftreten im Offenen von Raum und Zeit, – diese Lichtung der abgründigen Nacht ist das „Erlösende“, – >denn nur als aesthetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt< “.18 – Grundlage hierfür sei „die höchste Vereinigung und Durchdringung des Dionysischen und Apollinischen“, wie N. sie in der antiken Tragödie verwirklicht sah (ebd.), und das für ihn Grund genug war, eine neue „Weltdeutung“ zu konstruieren, wonach nur die Kunst imstande sei, den Fluch der Individuation zu durchbrechen und eine „wiederhergestellte Einheit“, die „Einheit alles Vorhandenen“ zumindest erahnen zu lassen (Fink a.a.O. S. 27).
Immerhin glaubt Nietzsche – wie auch in späteren Werken bekundet –, den eigentlichen Grund der Welt, den „Ur-Grund“ (Fink) gefunden zu haben: die Kunst, verstanden als ‚poiesis‘, als ewig dynamisches, dionysischapollinisches Schaffen in Natur und Kultur. – Was er dabei jedoch nicht beachtet, ist die folgende Voraussetzung: Wäre die Welt aus einem einzigen Prinzip heraus verstehbar, müsste sie als Ganze überschaubar sein, wie dies zuletzt Hegel noch für sich in Anspruch nahm, so mit der Behauptung, das Ganze sei „das Wahre“. Dem Adorno schlicht und einfach entgegenhielt, das Ganze sei „das Unwahre“ und damit, wohl zu Recht, implizierte, dass für uns Heutige das Ganze nicht mehr überschaubar ist. Mit der Folge, dass nicht bekannt sein kann, welche Prinzipien dem Ganzen der Welt zu Grunde liegen, so dass auch Nietzsches äußerst weit gefasster Kunst-Begriff nicht ausreicht, um zu ergründen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Aus einem einzigen Prinzip heraus lässt die Welt als Ganze sich erst recht nicht erklären.
Fazit
Auf die bedrohlichdringlichen Probleme unserer Zeit finden sich in Nietzsches Werken keine bzw. keine zufriedenstellenden Antworten. Seine gesamte Philosophie bleibt hinter Marx‘ realem Humanismus zurück. Er war kein Linker, kein Sozialist. Ein „Links-Nietzscheanismus“, mit Binde- oder Gedankenstrich, lässt sich ebenso wenig begründen wie ein „Rechts-Nietzscheanismus“. Denn Nietzsche war auch kein Rechter. Wer ihn für eine bestimmte politische Richtung vereinnahmt, tut ihm Unrecht. Andererseits bestätigt und verstärkt sein teils archaisches, antikisierendes Welt- und Menschenbild bestehendes Unrecht. Was auch einer der Gründe dafür sein dürfte, dass er sowohl die Demokratie als auch den Sozialismus so heftig und fanatisch ablehnt. Zumal in Marxens Reich der Freiheit der Sozialismus die Demokratie vervollkommnet und schließlich aufhebt, indem er jede Form der Herrschaft von Menschen über Menschen beseitigt. – Ein für Nietzsche unerträglicher Gedanke!
Und dies wäre ein zutiefst betrübliches Resultat, hätten wir nicht auch die Gewissheit, dass Nietzsches frenetische Lebensbejahung, sein großes Ja zum Leben, uns selbst im Leben hält und überleben wird. Mit einem Kunstbegriff, in dem sich das Dionysische und das Apollinische zu stets fruchtbaren Synthesen vereinen, wobei im Leben selbst das Prinzip einer umfassenden Kreativität erkennbar wird, wenn auch nicht eines „Ur-Grunds“ der Welt.
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LITERATURVERZEICHNIS
Arnsburg, René: Maschinen ohne Menschen? Industrie 4.0: Von Schein-Revolutionen und der Krise des Kapitalismus. Berlin 2017
Aust, Stefan / Ammann, Thomas: Digitale Diktatur, Totalüberwachung, Datenmissbrauch, Cyberkrieg. Berlin 2014
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Fink, Eugen: Nietzsches Philosophie, Stuttgart 1960
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Robra, Klaus: Wege zum Sinn, Hamburg 2015
Robra, Klaus: Person und Materie, München 2017, http://www.grin.com/de/ebook/375344/personund-materievom-pragmatismuszum-demokratischenoeko-sozialismus
Robra, Klaus: Rettung durch Diktatur? Über Wege und Irrwege zum Reich der Freiheit. München 2019
Robra, Klaus: Sartre oder Camus? „Mediterranes“ und „nordisches“ Denken um Existenz, Ökologie und Sozialismus. München 2021, www.grin.com/document/1014596
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Schnetker, Max Franz Johann: Transhumanistische Mythologie. Rechte Utopien einer technologischen Erlösung durch künstliche Intelligenz. Münster 2019
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Venturelli, Aldo: Nietzsche einer der von Lenin am meisten gelesenen Autoren, in: www.degruyter.com/view/journals/niet/22/1/articlep320.hml.
Wallat, Hendrik: Das Bewusstsein der Krise. Marx, Nietzsche und die Emanzipation des Nichtidentischen in der politischen Theorie. Bielefeld 2009, www.transcriptverlag.de/media/pdf/2d/85/ac/ca9783839412183.pdf
[...]
1 Paul Stephan: Links–Nietzscheanismus, Bd. 1, Stuttgart 2020, S. 17
2 Vgl. hierzu auch mein Modell eines Demokratischen Öko-Sozialismus, in: K. Robra: Sind die Planwirtschaft und die Bürokratie das Ende des Sozialismus? München 2021, www.grin.com/document/1032082, S. 145 ff.
3 Hierzu auch: K. Robra: Sartre oder Camus? „Mediterranes“ und „nordisches“ Denken um Existenz, Ökologie und Sozialismus. München 2021, www.grin.com/document/1014596
4 Vgl. Aldo Venturelli: Nietzsche einer der von Lenin am meisten gelesenen Autoren, in: www.degruyter.com/view/journals/niet/22/1/articlep320.hml.
5 Zitiert von Hendrik Wallat, in: Das Bewusstsein der Krise. Marx, Nietzsche und die Emanzipation des Nichtidentischen in der politischen Theorie. Bielefeld 2009, www.transcriptverlag.de/media/pdf/2d/85/ac/ca9783839412183.pdf, S. 498
6 Zit. in Wallat a.a.O. ebd.
7 Friedrich Nietzsche: Der Antichrist, in: Werke in zwei Bänden, Bd. II, München 1973, S. 511. Kaum ins Gewicht fällt dagegen die Tatsache, dass Nietzsche gelegentlich Sympathie für Jesus erkennen lässt. Einige Kritiker sehen in Nietzsche nicht nur einen Gottesleugner, sondern auch einen (verzweifelnden) Gottsucher.
8 Vgl. K. Robra: Wege zum Sinn, Hamburg 2015, S. 55-57
9 Nietzsche, in: Gerhardt, Gerd: Grundkurs Philosophie Band 2, Ethik, Politik, München 1992, S. 81
10 In: K. Robra: Ethik der Verhaltenssteuerung. Eine Neubegründung, München o.J., https://www.grin.com/document/923015, S. 134 f. Darin auch Näheres zu N.s Begriff „Redlichkeit“ und seiner „Ethik der Stärke“ (S. 135 f.)
11 Aust, Stefan / Ammann, Thomas: Digitale Diktatur, Totalüberwachung, Datenmissbrauch, Cyberkrieg. Berlin 2014
12 s. u.a. Arnsburg, René: Maschinen ohne Menschen? Industrie 4.0: Von Schein-Revolutionen und der Krise des Kapitalismus. Berlin 2017, sowie: Schnetker, Max Franz Johann: Transhumanistische Mythologie. Rechte Utopien einer technologischen Erlösung durch künstliche Intelligenz. Münster 2019
13 Vgl. Robra, Klaus: Rettung durch Diktatur? Über Wege und Irrwege zum Reich der Freiheit. München 2019
14 Vgl. s.o. Fußnote Nr.10, a.a.O. S. 1 f.
15 Roger Behrens: Übermensch Superman Cyborg, in: www.fabrikzeitung.ch/übermensch–superman–cyborg/#/, S. 2
16 In: K. Robra: Person und Materie, München 2017, http://www.grin.com/de/ebook/375344/personund-materievom-pragmatismuszum-demokratischenoeko-sozialismus, S. 129-133
17 In: Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen (1873), Frankfurt a.M. 2000, S. 233
18 Eugen Fink: Nietzsches Philosophie, Stuttgart 1960, S. 26
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- Dr. Klaus Robra (Author), 2021, War Nietzsche ein Linker? Zu Paul Stephan: 'Links-Nietzscheanismus', 2 Bände 2020e, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1134979
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