Werden qualitative Methoden in der Soziologie ebenso wie in der Psychologie basierend auf sogenannten „Marginalisierungsstrategien“ von Seiten der „Mainstreampsychologie“ eines Tages vom Lehrplan verschwunden sein?
Um dies grundlegend zu beleuchten, soll im Rahmen dieser Hausarbeit im Folgenden die historische Verdrängung der qualitativen Methoden aus der Psychologischen-Lehre und folglich der Forschung skizziert werden. Anschließend sollen die aktuellen Positionen und Kontroversen qualitativer Forschung und Lehre in der Soziologie grundlegen dargestellt werden. Marginalisierungsstrategien aus der Psychologie, basierend auf Norbert Groeben (2014), solle mit denen in der Kontroverse um qualitative Methoden in der Soziologie, basierend auf Helmut Knoblauchs Thesen (2007), verglichen werden. Abschließend folgen ein Fazit und ein Ausblick, ob qualitative Methoden in der Soziologie, so wie in der Psychologie, eines Tages gänzlich vom Lehrplan verschwunden sein werden.
In der Soziologie findet in den letzten Jahren vermehrt die Debatte um qualitative vs. quantitative Methoden statt. Zu einer Art der Neuplatzierung und „Abwertung“ in Bezug auf den Bestandteil qualitativer Methoden innerhalb der Forschung kommt es, wenn unter Duldung der zum Teil dominierenden quantitativen Methoden gegenüber qualitativen Methoden gerade noch gebilligt wird, mit ihrer Hilfe neue Forschungs-Theorien zu entwickeln anstatt sie als vollwertige Forschungsmethode anzuerkennen. Die Gegensätzlichkeit hat sich in den letzten Jahren verschärft, als sich Forschende sich von der gängigen Fachgesellschaft für Soziologie abspalteten, um eine neue Akademie der Soziologie zu gründen (Stichwort Quexit).
Anders als in den meisten Sozialwissenschaften, lässt sich bei einer verwanden Fachdisziplin, die Psychologie, ein Marginalisierungsproblem qualitativer Methoden feststellen. Obwohl bis in die späten 1960er Jahre in der Psychologie vor allem „interpretativ“ geforscht wurde, hat die experimentelle-naturwissenschaftliche Ausrichtung der Psychologie, die Mainstreampsychologie, aus der USA in Deutschland bis heute qualitative Methoden an deutschen Universitäten in der Lehre zum Teil vollständig verdrängt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Position und Kontroversen qualitativer Methoden in der akademischen Psychologie
- Marginalisierungsstrategien der Mainstreampsychologie nach Groeben (2014)
- Position und Kontroversen qualitativer Methoden in der akademischen Soziologie
- Marginalisierung qualitativer Methoden in der Soziologie und Psychologie im Vergleich.
- Gemeinsamkeiten
- Selbstverschuldung
- Überzeugung und Stereotype - Das „einzig richtige“ Paradigma
- Unterschiede
- Der Positivismusstreit wurde nie überwunden
- Invertierter Double-Blind
- Rückbesinnung und Neuerfindung
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die historische und aktuelle Positionierung qualitativer Methoden in der Psychologie und Soziologie. Die Arbeit zielt darauf ab, die Marginalisierung qualitativer Methoden in beiden Disziplinen zu beleuchten und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten in den Kontroversen um qualitative Methoden zu analysieren.
- Historische Entwicklung qualitativer Methoden in der Psychologie und Soziologie
- Kontroversen um qualitative Methoden in beiden Disziplinen
- Marginalisierungsstrategien und ihre Ursachen
- Vergleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Marginalisierung
- Zukünftige Entwicklung und Bedeutung qualitativer Methoden in beiden Disziplinen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die unterschiedliche Bedeutung qualitativer Methoden in der Lehre und Forschung in Deutschland und Großbritannien. Sie führt den Begriff der "Marginalisierung" ein, der sich auf die Verdrängung qualitativer Methoden in der Psychologie und Soziologie bezieht.
Kapitel 2 analysiert die historische Entwicklung qualitativer Methoden in der Psychologie und die Kontroversen, die mit ihrer Integration verbunden waren. Das Kapitel diskutiert den Einfluss des Positivismusstreits und die Entstehung einer "Mainstreampsychologie", die experimentelle Methoden bevorteilt.
Kapitel 3 beleuchtet die "Marginalisierungsstrategien" der Mainstreampsychologie, basierend auf dem Werk von Groeben (2014). Es werden verschiedene Gründe für die Verdrängung qualitativer Methoden diskutiert, einschließlich der Suche nach einer wissenschaftlichen Identität, der Dominanz experimenteller Methoden und der Überzeugung von der überlegenen Validität quantitativer Daten.
Kapitel 4 untersucht die Position und Kontroversen qualitativer Methoden in der Soziologie. Es werden die historischen Entwicklungen der Methodendebatte in der Soziologie und die Relevanz qualitativer Methoden für die Forschung in diesem Fachgebiet beleuchtet.
Kapitel 5 vergleicht die Marginalisierung qualitativer Methoden in der Soziologie und Psychologie, indem es Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Kontroversen und Strategien herausarbeitet.
Schlüsselwörter
Qualitative Methoden, Soziologie, Psychologie, Marginalisierung, Mainstreampsychologie, Positivismusstreit, Kontroversen, Forschungsmethoden, Methodendebatte, wissenschaftliche Identität, Datenanalyse, Theoriebildung, Empirische Forschung, Interpretation, Subjektivität, Objektivität.
- Quote paper
- Lena Siebenreich (Author), 2021, Werden qualitative Methoden in der Soziologie ebenso wie in der Psychologie eines Tages aus dem Lehrplan verschwunden sein?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1133518