Im Rahmen der Arbeit sollen besonders das Ritual der Aufbahrung und ausgewählte soziologische Gesichtspunkte hinsichtlich seines sukzessiven Verschwindens aus der Bestattungskultur untersucht werden. Dabei wird in einem ersten Schritt der Ritualbegriff definiert und im Anschluss die Aufbahrung in ihrer ursprünglichen Tradition und in ihrer aktuell rückläufigen Entwicklung vergleichend beschrieben. Die für einen solchen Wandel ursächlichen Veränderungen werden daraufhin spezifischer herausgestellt und schließlich die daraus resultierenden Folgen für Individuum und Gesellschaft thematisiert.
Wenn ein Mensch verstirbt – ob plötzlich oder nach langem Leidensweg – verändern sich für die Hinterbliebenen meist wesentliche Bestandteile ihres Alltags. Zusätzlich zu der Trauer und dem Schmerz des Verlustes eines signifikanten Anderen, wird von ihnen eine logistische und oftmals bürokratische Zusatzleistung gefordert, die gerade in Zeiten der Destabilisierung zu einem schwierigen Unterfangen werden kann. Nicht selten erleben die Angehörigen diese Tage als emotional aufwühlend und berichten von Situationen, in denen sie sich angesichts der Vielzahl an Planungsmodalitäten bezüglich der Bestattung überfordert fühlen. Auch von fehlenden Momenten des Innehaltens und des bewussten Abschieds ist im Nachhinein die Rede, was im Falle einer bereits erfolgten Beisetzung besonders zu einem Bedauern der verpassten Möglichkeit führt. Die Bestattung, als Überbegriff mehrerer aufeinanderfolgender Prozeduren nach einem Todesfall, ist meist die erste Begrifflichkeit, die im Zusammenhang mit den zu organisierenden Tätigkeiten fällt. Dabei umfasst eine Bestattung von der Leichenschau über eine Aufbahrung des Leichnams bis hin zur Trauerzeremonie und die schlussendliche Beisetzung oder Verbrennung des Sarges jegliche Handlungsschritte, die in der westlich geprägten Gesellschaft teilweise juristisch und teilweise kulturell verankert sind. Für viele Trauernde verliert jedoch die Aufbahrung als eine der, chronologisch betrachtet, ersteren Handlungen zunehmend an Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Hinführung
- 2. Eine Definition des Ritualbegriffs
- 3. Die Aufbahrung in ihrer westlichen Tradition
- 4. Die Aufbahrung in ihrer modernen Entwicklung
- 5. Ursachen des Rückgangs von Aufbahrungen
- 5.1 Medizinische Einflüsse
- 5.2 Religiöse Tendenzen
- 5.3 Strukturelle Veränderungen
- 5.4 Gesellschaftliche Entwicklungen
- 6. Die Bedeutung des Rückgangs von Aufbahrungen
- 6.1 Konsequenzen für das Individuum
- 6.2 Konsequenzen für die Gesellschaft
- 7. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Ritual der Aufbahrung und seinen Rückgang in der modernen Gesellschaft. Ziel ist es, die soziologischen Aspekte dieses Wandels zu beleuchten und die Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft zu analysieren.
- Definition des Ritualbegriffs und seine Anwendung auf die Aufbahrung
- Vergleich der traditionellen und modernen Praxis der Aufbahrung
- Ursachen des Rückgangs der Aufbahrung (medizinische, religiöse, strukturelle und gesellschaftliche Faktoren)
- Konsequenzen des Rückgangs für die Trauerbewältigung des Individuums
- Gesellschaftliche Auswirkungen des Verlustes dieses traditionellen Rituals
Zusammenfassung der Kapitel
1. Hinführung: Die Einleitung beschreibt die Herausforderungen für Hinterbliebene nach einem Todesfall, insbesondere die emotionale Belastung und die organisatorischen Aufgaben im Zusammenhang mit der Bestattung. Sie hebt die sinkende Bedeutung der Aufbahrung hervor und kündigt die Schwerpunkte der Arbeit an: die Definition des Ritualbegriffs, die Entwicklung der Aufbahrung und die Folgen ihres Rückgangs.
2. Eine Definition des Ritualbegriffs: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Ritual" als standardisierte Verhaltensweisen, die das Alltagsleben strukturieren oder außergewöhnliche Lebenssituationen stabilisieren. Es werden Merkmale wie Wiederholbarkeit, Performativität und Symbolhaftigkeit hervorgehoben. Der Unterschied zwischen Alltagsritualen und Übergangsritualen, wie der Bestattung, wird erklärt, wobei das Konzept der "Rites de Passage" von Arnold van Gennep erläutert wird. Die gesellschaftlichen Funktionen von Ritualen, insbesondere in Krisensituationen, werden betont.
3. Die Aufbahrung in ihrer westlichen Tradition: Dieses Kapitel beschreibt die Aufbahrung als integralen Bestandteil des traditionellen Trauerzeremoniells in der westlichen, christlich geprägten Gesellschaft. Es schildert die aktive Beteiligung der Gemeinschaft, die Totenfürsorge als gemeinschaftliche Handlung, die Nähe zum Tod im Alltag und die detaillierten Abläufe des Rituals, inklusive der Vorbereitung des Leichnams und der Totenwache. Die geschlechtsspezifische Rollenverteilung wird ebenfalls angesprochen.
4. Die Aufbahrung in ihrer modernen Entwicklung: Dieses Kapitel beschreibt den Rückgang der Aufbahrung als Tradition und ihren Wandel hin zu einem eher als archaisch wahrgenommenen Brauch. Es werden die Unterschiede zwischen der traditionellen und der modernen Praxis der Aufbahrung hervorgehoben, insbesondere die veränderte Rolle der Gemeinschaft und die Professionalisierung der Totenfürsorge durch Bestattungsinstitute.
Schlüsselwörter
Aufbahrung, Ritual, Bestattung, Thanatosoziologie, Trauer, Tod, Gesellschaft, Tradition, Moderne, Individualisierung, Religiosität, Medizin, Strukturwandel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Rückgang der Aufbahrung in der modernen Gesellschaft
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Rückgang des Rituals der Aufbahrung in der modernen Gesellschaft. Sie beleuchtet die soziologischen Aspekte dieses Wandels und analysiert die Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition des Ritualbegriffs und seine Anwendung auf die Aufbahrung; Vergleich der traditionellen und modernen Praxis der Aufbahrung; Ursachen des Rückgangs der Aufbahrung (medizinische, religiöse, strukturelle und gesellschaftliche Faktoren); Konsequenzen des Rückgangs für die Trauerbewältigung des Individuums; Gesellschaftliche Auswirkungen des Verlustes dieses traditionellen Rituals.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Eine Hinführung zum Thema; Definition des Ritualbegriffs; Die Aufbahrung in ihrer westlichen Tradition; Die Aufbahrung in ihrer modernen Entwicklung; Ursachen des Rückgangs von Aufbahrungen (inkl. medizinischer, religiöser, struktureller und gesellschaftlicher Einflüsse); Die Bedeutung des Rückgangs von Aufbahrungen (Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft); Ausblick.
Was ist unter "Ritual" im Kontext dieser Arbeit zu verstehen?
Das Kapitel zur Definition des Ritualbegriffs beschreibt "Rituale" als standardisierte Verhaltensweisen, die das Alltagsleben strukturieren oder außergewöhnliche Lebenssituationen stabilisieren. Merkmale wie Wiederholbarkeit, Performativität und Symbolhaftigkeit werden hervorgehoben. Der Unterschied zwischen Alltagsritualen und Übergangsritualen (wie der Bestattung) wird im Kontext von Arnold van Genneps "Rites de Passage" erläutert.
Wie wird die Aufbahrung in der westlichen Tradition dargestellt?
Die westliche, christlich geprägte Tradition der Aufbahrung wird als integraler Bestandteil des Trauerzeremoniells beschrieben. Die aktive Beteiligung der Gemeinschaft, die Totenfürsorge als gemeinschaftliche Handlung, die Nähe zum Tod im Alltag und die detaillierten Abläufe des Rituals werden beleuchtet. Geschlechtsspezifische Rollenverteilungen werden ebenfalls angesprochen.
Welche Ursachen für den Rückgang der Aufbahrung werden genannt?
Der Rückgang der Aufbahrung wird auf verschiedene Faktoren zurückgeführt: Medizinische Einflüsse (z.B. veränderte hygienische Bedingungen), religiöse Tendenzen (z.B. veränderte Bestattungspraktiken), strukturelle Veränderungen (z.B. Professionalisierung der Bestattungsbranche) und gesellschaftliche Entwicklungen (z.B. Individualisierung).
Welche Konsequenzen hat der Rückgang der Aufbahrung?
Der Rückgang der Aufbahrung hat sowohl Konsequenzen für das Individuum (z.B. veränderte Trauerbewältigung) als auch für die Gesellschaft (z.B. Verlust eines traditionellen Rituals und gemeinschaftlichen Trauerprozesses).
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Aufbahrung, Ritual, Bestattung, Thanatosoziologie, Trauer, Tod, Gesellschaft, Tradition, Moderne, Individualisierung, Religiosität, Medizin, Strukturwandel.
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- Maren Buchner (Author), 2021, Das Ritual der Aufbahrung. Die Bedeutung im gesellschaftlichen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1132970