Der Sturm und Drang ist eine vorwiegend literarische Strömung, die nicht als
gesamteuropäisches Phänomen, sondern als Entwicklung der deutschen Literatur
und Bewegung innerhalb der Aufklärung im 18. Jahrhundert anzusehen ist.
Namensgeber ist das gleichnamige Werk von Friedrich Maximilian Klinger.
Im Allgemeinen lässt sich von drei Phasen der Sturm-und-Drang-Bewegung
sprechen, wobei die Zweite und die Dritte gleichzeitig als Höhepunkte des deutschen
Dramas überhaupt gelten.
Die entscheidende Begegnung 1770 zwischen Herder und Goethe in Straßburg
kennzeichnet den Beginn der ersten Phase. Das Treffen des erfolgreichen Dichters
(Goethe) mit dem bedeutendsten Theoretikers des Sturm und Drang (Herder), weitet
sich in kürzester Zeit zu einem Kreis von Intellektuellen aus.
Hieran lässt sich schon der für den Sturm und Drang typische Gruppencharakter, der
die Strömung von der Aufklärung abgrenzt erkennen. Die Zentren dieser
Gruppenbildung sind die Straßburger Gesellschaft um Salzmann, Herder und Goethe,
der Göttinger Hainbund und der Kreis um Goethe und Merck in Frankfurt.
Unter Mercks Leitung bearbeiten die Stürmer und Dränger im Jahre 1772 die
Frankfurter Gelehrten-Anzeigen. Doch die erste „öffentliche Ausstrahlung“ erlangt
diese frühe Phase des Sturm und Drang erst durch Goethe in den Jahren 1773/1774
durch die zwei großen Publikumserfolge „Götz von Berlichingen mit der eisernen
Hand (1773) und „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774).
1776, auch als Dramenjahr bezeichnet, bricht dann die zweite Phase des Sturm und
Drang an. Es werden eine Reihe der wichtigsten Dramen der Zeit, unter Anderem
Friedrich Maximilian Klingers „Die Zwillinge“, Jacob Michael Reinhold Lenz’ „Die
Soldaten“ und Wagners „Die Kindermörderin“ veröffentlicht. Unumstritten ist, dass
keines dieser Werke auch nur annährend an Goethes Erfolg und hervorgerufenen
Resonanzen anknüpfen kann. Darauf folgt, nach Goethes Rückkehr in die Stadt
Weimar, die Auflösung der Stürmer und Dränger- Gruppe. In diesem Sinne lässt sich das Jahr 1776 einerseits als Höhepunkt, andererseits aber
auch zugleich als Ende dieser Phase bezeichnen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Überblick und historische Einordnung
- 1.1. Grundzüge in historischem Kontext
- 1.2. Begriffserläuterung und wesentliche Merkmale
- 2. Von der Frühaufklärung zum Sturm und Drang
- 2.1. Bestimmung des Aufklärungs-Begriffs
- 2.2. ,,Drei-Phasen-Einteilung“ der Aufklärung nach P.-A. Alt
- 2.3. Aufklärung in der Literatur
- 2.4. Der Leser innerhalb der Aufklärung
- 3. Geniebegriff
- 3.1. Der allgemeine Geniebegriff
- 3.2. Vorbild Shakespeare
- 4. Naturbegriff
- 4.1. Der allgemeine Naturbegriff
- 4.2. Naturmensch vs. Kulturmensch
- 5. Religion im Sturm und Drang
- 6. Schwerpunktverlagerung im Bereich der Gattungstrias
- 6.1. Allgemeiner Blick auf die Literatur des Sturm und Drang
- 6.2. Epik
- 6.3. Lyrik
- 6.4. Dramatik
- 6.5. Abschließende Betrachtung und Überleitung
- 7. Fallbeispiel an Autor und Werk: Goethes,,Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand”
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das vorliegende Werk bietet einen umfassenden Einblick in die literarische Strömung des Sturm und Drang. Es analysiert die historischen Wurzeln, die prägenden Merkmale und die wichtigsten Vertreter dieser Epoche. Die Autoren beleuchten dabei insbesondere die Entwicklung des Geniebegriffs, die Auseinandersetzung mit der Natur und die Rolle der Religion in dieser Zeit.
- Historische Einordnung des Sturm und Drang
- Entwicklung des Geniebegriffs und seiner Bedeutung für die Literatur
- Der Naturbegriff als zentrales Element der Sturm-und-Drang-Ästhetik
- Die Rolle von Religion und Moral im Sturm und Drang
- Analyse der wichtigsten Gattungen und Werke dieser literarischen Strömung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische Einordnung des Sturm und Drang und seine Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Literatur. Das zweite Kapitel untersucht die Vorläufer des Sturm und Drang in der Frühaufklärung und beleuchtet den Einfluss der Aufklärungsphilosophie auf die literarische Strömung. Die Kapitel 3 und 4 widmen sich dem Geniebegriff und dem Naturbegriff als zentrale Elemente der Sturm-und-Drang-Ästhetik. Kapitel 5 analysiert die Rolle der Religion in der Epoche und zeigt die Auseinandersetzung der Autoren mit religiösen Themen auf. Das sechste Kapitel befasst sich mit der Schwerpunktverlagerung im Bereich der Gattungstrias und analysiert die wichtigsten Werke der Epik, Lyrik und Dramatik.
Schlüsselwörter
Sturm und Drang, Aufklärung, Geniebegriff, Naturbegriff, Religion, Literatur, Epik, Lyrik, Dramatik, Goethe, Schiller, Herder, Klinger, Lenz, 18. Jahrhundert, deutsche Literatur, Gattungstrias, Gesellschaftskritik, Individualismus, Gefühl, Leidenschaft, Revolution.
- Quote paper
- Tim Brüning (Author), Kristin Bönig (Author), 2003, Sturm und Drang. Historische Einordnung mit Betrachtung des Genie- und Naturbegriffs, Religion und Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11322