Am 6. Mai 1945 verließen die Matrosen Wehrmann, Schilling, Gail und Schwalenberg ihre Unterkünfte, um sich von der Truppe abzusetzen und nach Hause zurückzukehren, nachdem am 4. Mai 1945 die Kapitulationsurkunde für die Truppen in Holland, Friesland, Bremen, Schleswig-Holstein und Dänemark unterzeichnet worden war. Daraufhin wurde auf den im dänischen Svendborg liegenden Schnellbooten, auf denen die Vier dienten, die Waffenruhe ausgerufen. Den vier Matrosen gelang die Flucht nicht, und sie wurden gefangen genommen. Einen Tag nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches wurden sie von
einem Standgericht wegen Fahnenflucht im Felde zum Tode verurteilt. Am 10. Mai wurde das Urteil vollstreckt und die Leichen im Meer versenkt. Der Ankläger in diesem Verfahren, Kriegsgerichtsrat Hartger, wurde in der BRD Oberstaatsanwalt. In dieser Funktion konnte er 1960 das Verfahren gegen den Amtsgerichtsrat Kolhoff einstellen, der als Richter am Sondergericht Ziechenau zahlreiche Todesurteile gegen polnische Schwarzschlächter gefällt hatte. Handelt es sich bei dem Oberstaatsanwalt Hartger um einen Einzelfall in der bundesdeutschen Justiz oder ist die Kontinuität der Juristen eher die Regel? Wie schon der
Titel der Arbeit zeigt, ist dieser Fall nicht die Ausnahme. Die Arbeit beschäftigt sich deshalb nicht mehr mit der Frage, ob es überhaupt eine Kontinuität zwischen NS-Justiz und bundesdeutscher Justiz gab, denn dieses haben Ingo Müller, „Furchtbare Juristen“, Jörg Friedrich, „Freispruch für die NS-Justiz“, Norbert Frei, „Karrieren im Zwielicht - Hitlers
Eliten nach 1945“ und Ulrich Brochhagen, „ Nach Nürnberg, Vergangenheitsbewältigung in der Ära Adenauer“ schon belegt, sondern sie stellt die personellen Kontinuitäten in einzelnen Bereichen der Justiz und die damit zusammenhängenden Folgen dar. Hierbei stützt sich die Arbeit auch auf diese Autoren. Um zu verstehen, was an der personellen Kontinuität
problematisch ist, muss man sich verdeutlichen, wie die Justiz im Nationalsozialismus aussah.
Dieses soll im ersten Teil der Arbeit geschehen, der sich damit beschäftigt, mit welchen Gesetzen die Juristen zur NS-Zeit arbeiteten. Außerdem sollen noch die Gerichte des NS-Staates betrachtet werden, und wie die Verfahren an diesen Gerichten abliefen. Im zweiten Teil der Arbeit wird die personelle Kontinuität in den drei Bereichen Universitäten, Justizministerium und den Gerichten dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Justiz im Nationalsozialismus
- Nationalsozialistische Gesetze
- Gerichte zur NS-Zeit
- Personelle Kontinuitäten zwischen NS-Justiz und BRD-Justiz
- Gerichte
- Justizministerium
- Universitäten
- Folgen der Kontinuität für den Umgang der Justiz in der Ära Adenauer mit
- der eigenen Vergangenheit
- Kriegsverbrechern
- den nationalsozialistischen Gesetzen
- den Urteilen der NS-Justiz
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die personellen Kontinuitäten zwischen der NS-Justiz und der Justiz der Bundesrepublik Deutschland in der Ära Adenauer. Sie analysiert die Auswirkungen dieser Kontinuitäten auf den Umgang der Justiz mit der eigenen Vergangenheit, Kriegsverbrechern, den nationalsozialistischen Gesetzen und den Urteilen der NS-Justiz.
- Personelle Kontinuitäten zwischen NS-Justiz und BRD-Justiz
- Umgang der Justiz mit der eigenen Vergangenheit
- Verfahren gegen Kriegsverbrecher
- Anwendung nationalsozialistischer Gesetze in der BRD
- Aufarbeitung von NS-Urteilen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fall der vier Matrosen dar, die nach der Kapitulation des Deutschen Reiches wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt wurden. Dieser Fall dient als Ausgangspunkt für die Untersuchung der personellen Kontinuitäten zwischen NS-Justiz und BRD-Justiz.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Justiz im Nationalsozialismus. Es werden die nationalsozialistischen Gesetze, die die Grundlage für die juristische Praxis bildeten, sowie die Gerichte des NS-Staates und ihre Verfahrensweise analysiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den personellen Kontinuitäten in den Bereichen Universitäten, Justizministerium und Gerichte. Es wird gezeigt, wie Juristen aus der NS-Zeit in der BRD Karriere machten und welche Auswirkungen dies auf die Justiz hatte.
Das vierte Kapitel untersucht die Folgen der Kontinuitäten für den Umgang der Justiz mit der eigenen Vergangenheit, Kriegsverbrechern, den nationalsozialistischen Gesetzen und den Urteilen der NS-Justiz.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die NS-Justiz, die BRD-Justiz, die Ära Adenauer, personelle Kontinuitäten, Vergangenheitsbewältigung, Kriegsverbrecher, nationalsozialistische Gesetze, NS-Urteile, Rechtsstaatlichkeit und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2003, Kontinuität ziwschen NS-Justiz und BRD-Justiz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113117
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