Der Master of Business Administration (MBA) hat nicht nur in
Deutschland eine rasante Entwicklung hinter sich. Waren es von 15 Jahren
gerade 3 – 4 Anbieter in Deutschland mit einer Handvoll Studenten, sind es
mittlerweile über 130 Anbieter mit rund 250 Programmen. Hinzu kommen
noch diverse private Akademien als Franchisepartner und ausländische
Hochschulen. Auch in Österreich und der Schweiz hat sich viel entwickelt.
Für Österreich wurden z. B. 19 Anbieter mit über 65 Programmen angeschrieben
und die Daten zu 31 Programmen ausgewertet. In der Schweiz
wurden über 30 Anbieter angeschrieben und letztendlich die Daten zu 34
Programmen ausgewertet.
„Ansehnlich, aber unbekannt“
Die hiesigen MBA-Anbieter können inzwischen international mithalten. Nur weiß das kaum jemand. Woran es hapert, erklärt MBA-Marktkenner Detlev Kran.
MBAMAGAZIN: Als Autor des MBA-Guide haben Sie in den letzten Monaten intensiven Kontakt zu den Anbietern im deutschsprachigen Raum gehabt. Wie sieht der Markt aus?
Detlev KrAN: Der Master of Business Administration (MBA) hat nicht nur in Deutschland eine rasante Entwicklung hinter sich. Waren es von 15 Jahren gerade 3– 4 Anbieter in Deutschland mit einer Handvoll Studenten, sind es mittlerweile über 130 Anbieter mit rund 250 Programmen. Hinzu kommen noch diverse private Akademien als Franchisepartner und ausländische Hochschulen. Auch in Österreich und der Schweiz hat sich viel entwickelt. Für Österreich wurden z. B. 19 Anbieter mit über 65 Programmen angeschrieben und die Daten zu 31 Programmen ausgewertet. In der Schweiz wurden über 30 Anbieter angeschrieben und letztendlich die Daten zu 34 Programmen ausgewertet.
Der MBA-Markt bringt jährlich allein in Deutschland fast 2.000 Absolventen hervor. Finden immer mehr Studierende gefallen an diesem Abschluss?
Insgesamt werden 2007/2008 schon über 6.000 Studienplätze in MBA- Programmen angeboten, hinzu kommen noch einmal geschätzte 1.000 Studierende im Ausland. Die Preise der Programme sind auch noch recht
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Kosten des MBA (n = 250)
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Angaben in euro moderat. Rund zwei Drittel der Programme liegen im Bereich zwischen 12.000 und 18.000 Euro. Nur acht Programme verlangen mehr als 40.000 Euro Studiengebühren. Die Hochschulen haben seit 1999 die Chancen des Bologna-Prozess’ genutzt und begonnen, weiterbildende Masterprogramme wie den MBA aufzubauen. Mit rund 85 Millionen Euro Gebühren pro Jahr, ist der MBA ein interessantes Wirtschaftsgut geworden.
Qualifizieren die Teilzeitprogramme der Fachhochschulen denn genauso gut für Managementpositionen wie die Vollzeitprogramme der Elitehochschulen?
Wir haben es hier mit völlig unterschiedlichen Zielgruppen zu tun. Während Vollzeitprogrammen von Karrierewechslern im Alter von 27 bis 28 Jahren mit geringer Berufserfahrung besucht werden, finden sie in den Teilzeitprogrammen die ca. 35-Jährigen mit durchschnittlich sieben Jahren Berufserfahrung, die ihre Karriere weiterentwickeln wollen. Diese zweite Gruppe wird weltweit durch eher regional aufgestellte Anbieter bedient, wie die Vergleichsdaten aus den USA oder Großbritannien zeigen.
Die Qualität der Studienprogramme in Deutschland ist recht ansehnlich. Fast alle sind akkreditiert, bis auf wenige Ausnahmen mehrsprachig (rund ein Drittel sind ausschließlich in Englisch) und in den Inhalten international orientiert. Damit haben sie gegenüber den angloamerikanischen Angeboten ein klares nationales Alleinstellungsmerkmal. Im deutschsprachigen Raum fehlen uns derzeit aber noch die international renommierten Vollzeitprogramme, hier besteht noch Entwicklungsbedarf. Erste Hochschulen sind aber dabei, sich entsprechend zu positionieren.
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Wie wird sich der Markt weiterentwickeln?
Einige Fachleute und Unternehmen vertreten derzeit die Meinung, dass die meisten MBA-Programme noch zu sehr auf Hard Facts basieren und die Soft Skills, insbesondere in den Bereichen Leadership und International Management, zu wenig beachtet werden. Sie haben erhebliche Zweifel, ob mit der traditionellen Form der MBA-Ausbildung Führungspersönlichkeiten für eine globalisierte Wirtschaft geschaffen werden. Andere MBA-Fachleute und auch Studierende bedauern, dass vielen Programmen die fachliche Tiefe fehle und die akademische Komponente zu kurz komme. Hier besteht Diskussionsund Positionierungsbedarf, denn die Programmentwickler stehen hier vor einem Zielkonflikt zwischen den Ergebnissen der Qualifikationsforschung und den Kundenwünschen.
In nächster Zeit wird der Anbietermarkt weiter wachsen, derzeit stehen noch 20 – 30 Anbieter in den Startlöchern, insbesonders die Universitäten haben hier noch Nachholbedarf. Im Rahmen des lebenslangen Lernens (LLLearning) werden die MBA- Programme zukünftig einen erheblichen Marktanteil im Bereich Weiterbildung haben.
Wie ist es um die Qualität der Programme bestellt? 2006 wurde auf der MBA Konferenz darüber kontrovers diskutiert.
Die Qualitätssicherung wird auf jeden Fall ein zentrales Thema bleiben. Neben der Frage, ob das Programm überhaupt akkreditiert ist, wird es zukünftig auch zunehmend wichtiger werden, durch wen das Programm akkreditiert ist.
Aufgrund meiner Erfahrungen, die ich bei der Erstellung des MBA-Guide und der Auswertung der gelieferten Daten gemacht habe, bestehen in einigen Bereichen noch Qualitätsdefizite.
Zum Beispiel in puncto Marketing tun sich einige Anbieter noch recht schwer. Teilweise sind Programm-Manager über Wochen nicht zu erreichen. Auch der Hinweis auf der Website über vier Monate hinweg „die Seite wird überarbeitet“ spricht keine Kunden an. In vielen Suchmaschinen wie z. B. im Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz finden sie unter dem Schlagwort MBA nur knapp 40 der 250 MBA-Programme.
Auch beim Thema Workload muss die ein oder andere Angabe hinterfragt werden. Berufsbegleitende Programme die in zwei Jahren mehr als 90
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Credits vergeben, halte ich für nicht studierbar. Eigentlich dürften sie gar nicht akkreditiert werden.
Außerdem sind viele MBA-Programme mittlerweile so spezialisiert, dass anscheinend nur noch ein kleiner Teil des Programms eine generalistische Ausrichtung hat. Hier muss man klar fragen, ob nicht ein spezieller Master- Abschluss, „Master in …“ ehrlicher wäre.
Ich sehe gerade bei den letzten zwei Punkten die Akkreditierungsagenturen und die Qualitätssicherung in der Pflicht. Leider gibt es keinen
„Minimalstandard“ des Deutschen Akkreditierungsrates zum MBA, der für die Agenturen verpflichtend ist. Ich kann hier nur empfehlen die europä- ischen MBA-Guidelines der EFMD zu Rate zu ziehen. //
Detlev Kran ist Bildungsberater und Autor des MBA-Guide 2008, info@educationconsult.de.
¬ 142 Anbieter in Deutschland wurden angeschrieben
¬ 129 Anbieter mit 250 Programmen wurden aufgenommen
(Stand 1. September 2007)
Häufig gestellte Fragen
Was ist der MBA-Guide und wer ist Detlev Kran?
Detlev Kran ist Bildungsberater und Autor des MBA-Guide 2008. Der MBA-Guide scheint eine umfassende Übersicht über MBA-Programme im deutschsprachigen Raum zu sein.
Wie hat sich der MBA-Markt im deutschsprachigen Raum entwickelt?
Der MBA-Markt hat sich rasant entwickelt. Vor 15 Jahren gab es in Deutschland nur wenige Anbieter mit einer Handvoll Studenten. Mittlerweile gibt es über 130 Anbieter mit rund 250 Programmen, sowie diverse private Akademien und ausländische Hochschulen. Auch in Österreich und der Schweiz hat sich viel getan.
Wie viele MBA-Absolventen gibt es jährlich in Deutschland?
Der MBA-Markt bringt jährlich allein in Deutschland fast 2.000 Absolventen hervor. Es werden 2007/2008 über 6.000 Studienplätze in MBA-Programmen angeboten.
Wie hoch sind die Studiengebühren für ein MBA-Programm?
Die Preise der Programme sind moderat. Rund zwei Drittel der Programme liegen im Bereich zwischen 12.000 und 18.000 Euro. Nur wenige Programme verlangen mehr als 40.000 Euro Studiengebühren.
Was sind die Unterschiede zwischen Teilzeit- und Vollzeit-MBA-Programmen?
Vollzeitprogramme werden eher von Karrierewechslern im Alter von 27 bis 28 Jahren mit geringer Berufserfahrung besucht. Teilzeitprogramme richten sich an ca. 35-Jährige mit durchschnittlich sieben Jahren Berufserfahrung, die ihre Karriere weiterentwickeln wollen.
Wie ist die Qualität der MBA-Programme im deutschsprachigen Raum?
Die Qualität der Studienprogramme in Deutschland ist recht ansehnlich. Fast alle sind akkreditiert, mehrsprachig (rund ein Drittel sind ausschließlich in Englisch) und international orientiert. Es fehlen aber noch international renommierte Vollzeitprogramme.
Welche Kritik gibt es an MBA-Programmen?
Einige Fachleute und Unternehmen bemängeln, dass die meisten MBA-Programme noch zu sehr auf Hard Facts basieren und die Soft Skills, insbesondere in den Bereichen Leadership und International Management, zu wenig beachtet werden. Andere bedauern, dass vielen Programmen die fachliche Tiefe fehle und die akademische Komponente zu kurz komme.
Wie wird sich der MBA-Markt weiterentwickeln?
Der Anbietermarkt wird weiter wachsen, insbesondere die Universitäten haben hier noch Nachholbedarf. MBA-Programme werden zukünftig einen erheblichen Marktanteil im Bereich Weiterbildung haben.
Was sind die Herausforderungen bei der Qualitätssicherung von MBA-Programmen?
Neben der Frage, ob das Programm überhaupt akkreditiert ist, wird es zukünftig auch zunehmend wichtiger werden, durch wen das Programm akkreditiert ist. Es gibt Qualitätsdefizite im Bereich Marketing und Workload. Viele MBA-Programme sind mittlerweile so spezialisiert, dass anscheinend nur noch ein kleiner Teil des Programms eine generalistische Ausrichtung hat.
Gibt es einen "Minimalstandard" für MBA-Programme?
Leider gibt es keinen "Minimalstandard" des Deutschen Akkreditierungsrates zum MBA, der für die Agenturen verpflichtend ist. Es wird empfohlen, die europäischen MBA-Guidelines der EFMD zu Rate zu ziehen.
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- Detlev Kran (Author), 2007, Ansehnlich aber unbekannt - MBA-Programme in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113082