„… statt diese Kritik ehrlich anzuerkennen und den Weg bolschewistischer Verbesserung der begangenen Fehler zu beschreiten, haben die Führer der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, erfüllt von maßlosem Ehrgeiz, Hochmut und Überheblichkeit, die Kritik unwillig aufgenommen, sich feindlich verhalten und haben sich auf den parteifeindlichen Weg der summarischen Ableugnung ihrer Fehler begeben, verletzen die Theorie des Marxismus-Leninismus in Bezug auf das politische Verhalten der Partei zu ihren Fehlern und verstärken dadurch ihren parteifeindlichen Fehler.“
Dieses aus der am 28. Juni 1948 in Ersten Kominform-Resolution entnommene Zitat offenbart primär das Interesse, der Spaltung innerhalb des Kominform einen ideologi-schen Hintergrund zu verleihen; es vermittelt ebenfalls die Wut über das nonkonforme Verhalten der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (im Folgenden KPJ genannt) ge-genüber ihren „Bruderparteien“.
Die Proklamation der Ersten Kominform-Resolution veränderte nicht nur das Gesicht der kommunistischen Welt gravierend, die Konsequenz dieses Ereignisses, nämlich der Ausschluss der KPJ aus dem Kominform, stellte vielmehr ein Novum in der Geschichte des internationalen Kommunismus dar. Stalin persönlich bezeichnete den endgültigen Verlust Jugoslawiens aus seiner geopolitischen Sphäre als „größte Niederlage“ in seiner politischen Karriere. Einen Tag nach dem Erlass der Resolution zur „Situation in der kommunistischen Partei Jugoslawiens“ erfuhr die Weltöffentlichkeit davon aus einer Meldung des Parteiorgans der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (im Folgenden KPdSU genannt), der Moskauer Zeitung Prawda . Das Ereignis überraschte umso mehr, als die Föderative Republik Jugoslawien gemeinhin unter den sozialistischen Staaten als Moskaus treuester Verbündeter gegolten hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Autonomie und Emanzipation versus Blockintegration: Sowjetisch-jugoslawische Beziehungen nach 1945
- Die Triest- und Südkärnten-Frage
- Das Streitobjekt Albanien
- „Sie stellen uns vor vollendete Tatsachen?": Stalins Kehrtwendung vom 10. Februar 1948
- Die Eskalation: Der Griechische Bürgerkrieg
- Der offene Konflikt 1948
- Der Briefwechsel zwischen Moskau und Belgrad: Die bewusste Ideologisierung
- The Twilight of the Cominform: Die Zweite Kominform-Konferenz
- Der Bannfluch: Die Erste Kominform-Resolution vom 28. Juni 1948 und ihre Auswirkungen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Kominform-Konflikt von 1948, insbesondere Jugoslawiens Revolte gegen die sowjetische Hegemonie. Die Zielsetzung ist es, die Ursachen und den Verlauf dieses Konflikts zu analysieren und seine Bedeutung für den internationalen Kommunismus zu beleuchten.
- Die sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen nach 1945 und ihre Entwicklung hin zum Konflikt.
- Die Rolle ideologischer und außenpolitischer Differenzen im Konflikt.
- Die Bedeutung des Konflikts für den internationalen Kommunismus und den Kalten Krieg.
- Die Autonomie- und Emanzipationsbestrebungen der jugoslawischen Führung.
- Die Darstellung des Konflikts in der jugoslawischen und westlichen Geschichtsschreibung.
Zusammenfassung der Kapitel
Autonomie und Emanzipation versus Blockintegration: Sowjetisch-jugoslawische Beziehungen nach 1945: Dieses Kapitel analysiert die komplexen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg. Es beleuchtet die territorialen Streitigkeiten um Triest und Südkärnten sowie den Konflikt um Albanien, die wachsenden Spannungen und die sowjetische Kehrtwendung von 1948 als Vorspiel zum offenen Konflikt. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen außenpolitischen Zielen und der zunehmenden Autonomiebestrebung Jugoslawiens. Der Kapitel untersucht die Rolle des jugoslawischen "Volksbefreiungskampfes" und dessen Wahrnehmung in Moskau als Hindernis für Stalins geopolitische Ziele. Die unterschiedliche Interpretation des Sozialismusaufbaues wird analysiert sowie die hohe Reputation der jugoslawischen Kommunisten im internationalen Kontext.
Der offene Konflikt 1948: Dieses Kapitel beschreibt den offenen Bruch zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien im Jahr 1948. Es analysiert den ideologischen Briefwechsel zwischen Moskau und Belgrad, die Rolle der Kominform-Konferenzen, und insbesondere den Ausschluss Jugoslawiens aus dem Kominform durch die erste Kominform-Resolution. Der Fokus liegt auf der bewussten Ideologisierung des Konflikts durch die Sowjetunion und den weitreichenden Folgen des Ausschlusses für Jugoslawien und den internationalen Kommunismus. Das Kapitel beleuchtet die überraschende Natur des Ereignisses und die unterschiedlichen Reaktionen der Weltöffentlichkeit.
Schlüsselwörter
Kominform-Konflikt, Jugoslawien, Sowjetunion, Stalin, Tito, Kalter Krieg, Autonomie, Emanzipation, Ideologie, Außenpolitik, Balkanföderation, Kommunismus, Geschichte des Kommunismus, Volksbefreiungskampf.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Autonomie und Emanzipation versus Blockintegration: Sowjetisch-jugoslawische Beziehungen nach 1945
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Kominform-Konflikt von 1948, insbesondere Jugoslawiens Revolte gegen die sowjetische Hegemonie. Analysiert werden die Ursachen und der Verlauf des Konflikts sowie seine Bedeutung für den internationalen Kommunismus.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen nach 1945 und deren Entwicklung zum Konflikt, die Rolle ideologischer und außenpolitischer Differenzen, die Bedeutung des Konflikts für den internationalen Kommunismus und den Kalten Krieg, die Autonomie- und Emanzipationsbestrebungen Jugoslawiens und die Darstellung des Konflikts in der jugoslawischen und westlichen Geschichtsschreibung.
Welche Phasen des Konflikts werden detailliert beschrieben?
Die Arbeit analysiert die Phase vor dem offenen Konflikt (1945-1947/48), die sich durch territoriale Streitigkeiten (Triest, Südkärnten, Albanien), wachsende Spannungen und Stalins Kehrtwendung von 1948 auszeichnet. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen außenpolitischen Zielen und der zunehmenden Autonomiebestrebung Jugoslawiens. Die Arbeit untersucht auch den offenen Konflikt von 1948, einschließlich des ideologischen Briefwechsels zwischen Moskau und Belgrad, der Rolle der Kominform-Konferenzen und des Ausschlusses Jugoslawiens aus dem Kominform.
Welche Rolle spielte die Ideologie im Konflikt?
Die Arbeit betont die bewusste Ideologisierung des Konflikts durch die Sowjetunion. Der ideologischer Briefwechsel zwischen Moskau und Belgrad wird analysiert, ebenso wie die unterschiedlichen Interpretationen des Sozialismusaufbaus in der Sowjetunion und Jugoslawien.
Welche Schlüsselereignisse werden untersucht?
Schlüsselereignisse sind die sowjetische Kehrtwendung vom 10. Februar 1948, der Griechische Bürgerkrieg, der Briefwechsel zwischen Moskau und Belgrad, die Kominform-Konferenzen und die erste Kominform-Resolution vom 28. Juni 1948.
Welche Bedeutung hatte der Konflikt für den internationalen Kommunismus und den Kalten Krieg?
Der Konflikt hatte weitreichende Folgen für Jugoslawien und den internationalen Kommunismus und trug maßgeblich zum Kalten Krieg bei. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Reaktionen der Weltöffentlichkeit auf den Bruch zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Kominform-Konflikt, Jugoslawien, Sowjetunion, Stalin, Tito, Kalter Krieg, Autonomie, Emanzipation, Ideologie, Außenpolitik, Balkanföderation, Kommunismus, Geschichte des Kommunismus, Volksbefreiungskampf.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung mit Zielsetzung und Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Sie ist in Kapitel unterteilt, die die Entwicklung des sowjetisch-jugoslawischen Konflikts chronologisch und thematisch nachvollziehen.
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- Bachelor Damir Hajric (Author), 2007, Der „Kominform-Konflikt“ 1948 - Jugoslawiens Revolte gegen Moskaus Hegemonie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113011