[...] Die hohe Arbeitslosigkeit sowie
relativ lange Ausbildungszeiten führen ebenfalls zu einem geringen Bestand an Beitragszahlern
(Fabel, 1994; Hauenschild, 1999; Raffelhüschen, 1989; Viebrock & Dräther,
1999). Wie prekär die Situation ist, verdeutlicht der ironische Werbeslogan der britischen
Equitable Life Insurance Society, die in deutschen Zeitschriften für den Abschluss einer
privaten Rentenversicherung mit der folgenden Aussage wirbt: „Die Renten sind sicher.
Und die Erde ist eine Scheibe!“ (Drost, 1998). Die angesprochenen Probleme sind aufgrund der demographischen Entwicklung ganz
offensichtlich nicht nur vorübergehender Natur, so dass alternative Lösungsvorschläge
zum staatlichen Alterssicherungssystem zwingend erforderlich sind (Hauenschild, 1999;
Wagner, 2000). Um die Auswirkungen von Alterssicherungssystemen auf das Verhalten
einzelner Wirtschaftssubjekte und die dynamische Entwicklung gesamtwirtschaftlicher
Variablen analysieren zu können, bedarf es einer Modellstruktur, welche die Komplexität
der realen Welt durch Vereinfachungen reduziert. Notwendig ist die Abbildung des Lebenszyklus
einzelner Individuen mit Erwerbs- und Ruhestandsphase sowie der ökonomischen
Interaktionen zwischen den Generationen (Blanchard & Fischer, 1989; Breyer,
1990; Hauenschild, 1999). Eine entsprechende, in der wissenschaftlichen Literatur vorherrschende
Modellierung ist das sogenannte dynamische Modell der überlappenden Generationen1(
Hauenschild, 1999; Homburg, 1988; Michaelis, 1989), das in Kapitel C der vorliegenden Arbeit dargestellt wird. Darin sehen sich die Individuen einem wohldefinierten
intertemporalen Optimierungsproblem gegenüber. Die ihnen zur Verfügung stehenden
Ressourcen werden dergestalt über den Lebenszyklus verteilt, dass die Nutzenstiftung aus
dem Konsum in jedem einzelnen Lebensabschnitt maximal wird (Michaelis, 1989). Bevor
die Erklärung des angesprochenen Modells erfolgt, wird eine einführende Darstellung der
theoretischen Grundlagen der sozialen Alterssicherung in Form von Definitionen und
Grundkonzeptionen gegeben. Eine Zusammenfassung sowie einen Ausblick in die Zukunft
bilden den abschließenden Teil der Arbeit.
1 In englischer Sprache: overlapping generations model, im Folgenden daher mit OLG abgekürzt.
Inhaltsverzeichnis
- Motivation
- Theoretische Grundlagen der sozialen Alterssicherung
- Merkmale der sozialen Alterssicherung
- Grundkonzeptionen der Alterssicherung
- Begründung einer staatlichen Alterssicherung
- Modelle überlappender Generationen
- Basismodell
- Individuelle Nutzenmaximierung
- Unternehmen
- Gleichgewichte und Steady States
- Dynamische Effizienz
- Staatliche Alterssicherung
- Modellvariationen
- Gestaltungsmöglichkeiten des Basismodells
- 3-Perioden-Modell
- n-Perioden-Modell
- Basismodell
- Schlussfolgerungen, Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dynamischen Modellen der sozialen Alterssicherung. Ziel ist es, die Auswirkungen von Alterssicherungssystemen auf das Verhalten einzelner Wirtschaftssubjekte und die dynamische Entwicklung gesamtwirtschaftlicher Variablen zu analysieren. Dabei wird das sogenannte dynamische Modell der überlappenden Generationen (OLG) betrachtet, welches die Komplexität der realen Welt durch Vereinfachungen reduziert.
- Das OLG-Modell als Standardmodell für die Modellierung dynamischer ökonomischer Zusammenhänge
- Die Abbildung der Umverteilung zwischen den Generationen
- Der Vergleich der beiden prinzipiellen Verfahren der Altersvorsorge: Kapitaldeckungs- und Umlageverfahren
- Die Analyse der Allokations- und Verteilungswirkungen zwischen den Generationen
- Die Pareto-Suboptimalität des Steady-State-Marktgleichgewichts im Basismodell
Zusammenfassung der Kapitel
Das Kapitel "Motivation" beleuchtet die Notwendigkeit einer staatlichen Alterssicherung aufgrund der veränderten sozio-ökonomischen Bedingungen. Die steigenden Lebenserwartungen und sinkenden Geburtenraten führen zu einem ungünstigen Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern, wodurch die Finanzierung der Alterssicherung zunehmend problematisch wird.
Das Kapitel "Theoretische Grundlagen der sozialen Alterssicherung" definiert den Begriff der Alterssicherung und erläutert die verschiedenen Säulen des Alterssicherungssystems in Industrienationen. Die beiden Grundkonzeptionen der Alterssicherung, Vorsorge- und Versorgungsgedanke, werden vorgestellt, sowie die wichtigsten Organisationsmöglichkeiten des Systems, wie der Träger der Alterssicherung, die Teilnahme an der Alterssicherung und die Finanzierung der Alterssicherung. Schließlich wird die Notwendigkeit einer staatlichen Alterssicherung durch das Marktversagen begründet.
Das Kapitel "Modelle überlappender Generationen" stellt das Modell überlappender Generationen (OLG) als ein dynamisches Modell der sozialen Alterssicherung vor, welches in der Lage ist alle für ein Alterssicherungssystem relevanten Elemente abzubilden. Das Basismodell des OLG, welches auf dem consumption-loan-Modell von Samuelson aufbaut, wird detailliert beschrieben. Es werden das optimale Verhalten von Individuen und Unternehmen, die daraus resultierenden Gleichgewichte und die dynamische Effizienz des Modells untersucht.
Im Kapitel "Modellvariationen" werden verschiedene Ausprägungen des OLG-Modells vorgestellt, wie das dreiperiodige und das n-periodige Modell. Darüber hinaus werden Gestaltungsmöglichkeiten des Basismodells, wie die Einbeziehung von Unsicherheit, Vererbung und Altruismus, erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen dynamische Modelle der Alterssicherung, überlappende Generationen, Kapitaldeckungsverfahren, Umlageverfahren, Pareto-Optimalität, Steady State, "goldene Regel der Kapitalakkumulation", demographischer Wandel, Alterslastquote, Rentenpolitik, Reformansätze zur Alterssicherung.
- Arbeit zitieren
- Silja Schröder (Autor:in), 2003, Dynamische Modelle der Alterssicherung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11299
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