Fremdsprachliche Kompetenz und damit der Erwerb von Fremdsprachen wird angesichts von Globalisierung und Internationalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft gerade in den letzten Jahren zu einem zentralen Postulat einer zukunftsfähigen Bildungspolitik in Deutschland. Grundlegend ist damit von Anfang an die Frage verbunden, ob trotz vergleichsweise hohem fremdsprachlichem Anteil deutscher Curricula die Dauer und vor allem der Zeitpunkt „klassischen“ traditionellen Fremdsprachenerwerbs im deutschen Schulalltag geeignet sind, diesen wachsenden Anforderungen zu genügen.
Dabei war es von Anfang an vor allem aus der Erfahrung und Analogie des Erstspracherwerbs heraus eine Grundforderung, der Erwerb von Fremdsprachen müsse so früh wie möglich im Lebensalter beginnen. Hieraus resultieren die unterschiedlichen Modellversuche der letzten Jahre gerade hier im Saarland, dessen Bildungspolitik in einer hohen fremdsprachlichen Kompetenz besonders des Französischen parteiübergreifend einen besonderen qualitativen Standortvorteil als Teil einer umfassenden Zukunftsperspektive begreift.
Angesichts dieser bildungspolitischen Dynamik einerseits, aber auch des weitgehend noch recht experimentellen Charakters der aktuellen Ansätze und Diskussionen bedarf es deshalb einer Art Zwischenbilanz, um auf der Grundlage jüngster interdisziplinärer Forschungsergebnisse zu einer Einordnung, Bewertung und damit Perspektive laufender bzw. künftiger Spracherwerbspraxis zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gehirn, Alter und Zweitspracherwerb
- Lernbiologische Grundlagen der Sprachentwicklung
- Ergebnisse der neueren Gehirnforschung
- Sprachwissenschaftliche Untersuchungsergebnisse
- Didaktische Konsequenzen aus der Zweitspracherwerbsforschung
- Verschiedene Modellversuche zum frühen Zweitspracherwerb
- Modellversuch:,,Frühfranzösisch in saarländischen Kindergärten“
- Modellversuch "Frühfranzösisch in Klassenstufe 1-2 im Saarland"
- Pilotprojekt „,Früh Deutsch lernen"
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Alters auf den Erwerb einer Zweitsprache. Sie analysiert die Ergebnisse der neueren Gehirnforschung und der Sprachwissenschaft, um die didaktischen Konsequenzen für den Fremdsprachenunterricht zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Modellversuche zum frühen Zweitspracherwerb im Saarland vorgestellt und kritisch betrachtet.
- Der Einfluss des Alters auf den Zweitspracherwerb
- Die Rolle der "kritischen Periode" im Spracherwerb
- Die Bedeutung der Lernbiologie und der Gehirnforschung für den Fremdsprachenunterricht
- Die Analyse von Modellversuchen zum frühen Zweitspracherwerb
- Die didaktischen Konsequenzen aus der Zweitspracherwerbsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des frühen Zweitspracherwerbs ein und beleuchtet die Bedeutung von Fremdsprachenkompetenz in einer globalisierten Welt. Sie stellt die Frage, ob der traditionelle Fremdsprachenunterricht den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird und welche Rolle das Alter beim Spracherwerb spielt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den lernbiologischen Grundlagen der Sprachentwicklung und den Ergebnissen der neueren Gehirnforschung. Es wird die Hypothese der "kritischen Periode" diskutiert und die Bedeutung der Gehirnplastizität für den Spracherwerb beleuchtet. Außerdem werden die sprachwissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse zum Einfluss des Alters auf den Zweitspracherwerb vorgestellt.
Das dritte Kapitel präsentiert verschiedene Modellversuche zum frühen Zweitspracherwerb im Saarland. Es werden die Konzepte und Ergebnisse der Modellversuche "Frühfranzösisch in saarländischen Kindergärten", "Frühfranzösisch in Klassenstufe 1-2 im Saarland" und "Früh Deutsch lernen" analysiert und kritisch betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Zweitspracherwerb, die "kritische Periode", die Gehirnplastizität, die Lernbiologie, die Sprachwissenschaft, die Didaktik, die Modellversuche, den frühen Fremdsprachenunterricht und die Bedeutung von Fremdsprachenkompetenz in einer globalisierten Welt.
- Quote paper
- M.A. Christel Gisch (Author), 2005, Praktische Konsequenzen: Früher oder später Erwerb der Zweitsprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112910