Dieses Essay handelt über die Frage, welche Elemente dazu beigetragen haben, dass Artus zu einer historisch-literarischen Integrationsfigur wurde.
Geschichten und Sagen, Legenden und Mythen rund um den berühmten König Artus existieren bereits seit dem frühen Mittelalter. Bis in die gegenwärtige Zeit konnte nicht eindeutig belegt werden, ob Artus eine reale historische Person war, oder lediglich eine literarische Figur. Fest steht jedenfalls, dass Artus eine historisch-literarische Integrationsfigur darstellt. [...]
Geschichten und Sagen, Legenden und Mythen rund um den berühmten König Artus existieren bereits seit dem frühen Mittelalter. Bis in die gegenwärtige Zeit konnte nicht eindeutig belegt werden, ob Artus eine reale historische Person war, oder lediglich eine literarische Figur. Fest steht jedenfalls, dass Artus eine historisch-literarische Integrationsfigur darstellt. Dabei stellt sich die Frage, welche Elemente Artus zu einer solchen Figur werden ließen.
Den Legenden zufolge lebte König Artus im späten 5. Jahrhundert. Dementsprechend wäre Gildas, der im frühen 6. Jahrhundert geboren wurde, eine Person, die Artus Herrschaft miterlebt hätte. Allerdings taucht in seiner Geschichtserzählung Artus nicht auf. Dennoch befinden sich Hinweise historischer Ereignisse, die auf spätere Artuserzählungen hindeuten. Einer dieser Ereignisse ist die Schlacht am Berg Badon. Spätere Geschichtsschreiber erwähnen diese ebenfalls und beziehen diese Schlacht auf eine Schlacht von Artus. Ein weiterer Geschichtsschreiber ist der Benediktiner Beda, der auch zwei Jahrhunderte nach Gildas von keinem König namens Artus zu berichten wusste, obwohl ihm mehr Quellen zu Verfügung standen wie Gildas. Sowohl Gildas, als auch Beda konzentrierten sich in ihren Geschichtswerken allerdings nicht auf kriegerische Ereignisse. Jedoch wäre vermutlich ein König wie Artus, dem später auch christliche Eigenschaften zugesprochen wurden, in der Zeit der Christianisierung Britanniens bei den beiden Autoren zur Nennung gekommen. Da diese beiden frühmittelalterlichen Schriftsteller deutlich näher an dem Zeitalter, in dem Artus gelebt haben sollte, lebten, dementsprechend noch keine mündlich überlieferten Geschichten über Artus kannten, jedoch aber von historischen Ereignissen und teilweise auch von Personen, die in das spätere Profil von Artus passen würden, zu berichten wussten, liegt es nahe anzunehmen, dass Artus keine historische Person war. Jedenfalls nicht die Person, die heute unter König Artus bekannt ist.
Zu Beginn des neunten Jahrhunderts findet sich erstmals die Erwähnung des Artus in dem Geschichtswerk „Historia Brittonum“ des walisischen Mönchs Nennius. Nennius konnte als Quellen, neben den Geschichtswerken Gildas und Beda, auf viele mündliche Überlieferungen zurückgreifen, wodurch er eine große Quellenvielfalt hatte. Insbesondere da die mündlichen Überlieferungen aus den Erinnerungen und Erzählungen der Menschen der letzten Jahrhunderte bestand, ist zu vermuten, dass den historischen Fakten einige Details hinzugefügt wurden. So berichtete er ebenfalls von der Schlacht am Berg Badon, schrieb diese nun aber Artus zu. Dieser Schlacht fügte er nun noch elf weitere erfolgreiche Schlachten hinzu, die Artus geführt haben soll. Nennius instrumentalisierte König Artus zu einem idealen Vorbild auf politischer und religiöser Ebene. Da Nennius in der Zeit lebte, in der die Christianisierung Britanniens nahezu abgeschlossen war, ist es nicht verwunderlich, dass er Artus zu einem christlichen Vorbild werden ließ. Einer der Hinweise, dass Nennius seinen christlichen Glauben mit in die Artuserzählung einfließen ließ, ist die Anzahl der zwölf Schlachten. Die Zahl zwölf, sowie deren Vielfache, ist im Christentum eine symbolträchtige, heilige Zahl. Diese Zahl ist ein vielfaches der Zahl drei, die im Christentum die Trinität, den christlichen Glauben widerspiegelt. So wird in der Bibel unter anderem von den 12 Stämmen Israels, den 12 Söhnen Jakobs und den 12 Jüngern Jesu berichtet. Dementsprechend hat Nennius bereits indirekt eine Verbindung der Artuserzählung und Jesus Christus geschaffen. Diese Erzählung wird im Laufe seines Werks noch vermehrt mit Jesus Christus verknüpft. Ebenfalls ist es nicht außer Acht zu lassen, dass diejenigen, die Nennius Texte handschriftlich kopiert haben ebenfalls Geistliche gewesen sein mussten. Zu Nennius Zeit florierten die Klöster und waren die Orte, wo die Menschen am gebildetsten waren, dementsprechend diejenigen, die lesen und schreiben konnten und für die Kopien der Werke zuständig waren. Bei den vielen Abschriften werden, wie es im frühen Zeitalter üblich war, auch Fehler und Eigeninterpretationen mit eingeflossen sein, die dazu führten, dass weitere Artusmythen in den Umkreis gebracht wurden. Außerdem wurden die Artuserzählungen im Volk weiterhin mündlich, aus dem Gedächtnisgut der Menschen, weitergegeben, wodurch diese ebenfalls erweitert wurden, ohne einen wirklichen Bezug zur Vergangenheit gehabt zu haben. Es ist daher wahrscheinlich, dass Nennius die Artussage dazu nutzte den christlichen Glauben mit der Geschichte Britanniens zu verknüpfen und zeitgleich den Menschen im dunklen Zeitalter des Mittelalters eine Perspektive, ein ideales Vorbild in der Figur des Königs Artus zu geben. Da Nennius Geschichtswerk die Basisgrundlage für weitere zukünftige Geschichtswerke über Britannien darstellen sollte, wurde König Artus zu einer Figur, die scheinbar wirklich existiert hatte, jedoch eher eine Schöpfung des walisischen Mönchs und des Gedankenguts der Bevölkerung war. Eine weitere Verknüpfung von Artus und dem christlichen Glauben entstand in den Heiligenviten. Artus wurde in diesen zunehmend als Held integriert und unterstützte somit die Heiligen. Besonders hervorzuheben ist die „Vita des Gildas“, wo Artus erstmalig als König bezeichnet wurde und zu einer zentralen Figur wurde. In dieser Vita werden sogleich zwei Artusabenteuer erwähnt. Die Geschichten rund um Artus wurden im Mittelalter mündlich immer weitererzählt, so dass Artus immer mehr zu einer realen Person wurde, die ein Vorbild für die Menschen war und zugleich ein Lichtblick im dunklen Mittelalter, der Hoffnung mitbrachte. Auf Grund der vielfachen Erzählungen glaubte König Stephan an die wirkliche Existenz von König Artus und beauftragte 1136 schließlich Geoffrey of Monmouth die Geschichte der Könige von Britannien aufzuschreiben und dabei ein besonderes Augenmerk auf König Artus zu legen. Geoffrey of Monmouth sammelte für seine Geschichtswerke, die später sehr populär wurden und einen festen Bestandteil der Geschichte Britanniens darstellen, unter anderem zunächst alle Artuserzählungen. Er bedachte dabei sowohl die schriftlichen Überlieferungen, als auch die mündlichen, und fasste diese zu einer Artuserzählung zusammen. Nach der Erzählung über Artus Sieg über Rom glorifizierte Monmouth Artus so sehr, dass er ihn, mit den für ihn, acht würdigsten Herrschern aller Zeiten gleichsetzte. Darunter zählten biblische Herrscher wie David, antike Machthaber wie Cäsar und christliche Könige, worunter Monmouth auch Artus zählte. Durch die neuen politische Verhältnisse im 12. Jahrhundert in Britannien wurde die Artusgeschichte über die Grenzen Britanniens hinausgetragen, so dass fast ganz Europa die abenteuerreichen Geschichten um den König zu hören bekam, weiter verbreitete und weiter formte.
Dass Artus zu einer historisch-literarischen Integrationsfigur werden konnte liegt dementsprechend unter anderem daran, dass durch die Geschichtsschreiber des Früh- und Hochmittelalters, insbesondere Nennius und Geoffrey of Monmouth, Artus als Heldenfigur im dunklen Mittelalter, in dem sich die gesamte Situation Britanniens am verändern war, in die historischen Fakten mit einbanden. Durch vielfache Weitererzählungen wurde Artus fester Bestandteil des Gedächtnis der Bevölkerung über den Könige Britanniens. Jedoch konnte und kann die Existenz von Artus bis heute nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, so dass er eine Figur ist, die es schafft die Geschichte mit der Literatur ineinander zu verweben.
Literatur:
Wolf, Jürgen, Auf der Suche nach König Artus. Mythos und Wahrheit, 2009, Primus Verlag GmbH, 9-72.
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- Quote paper
- Lea Wicker (Author), 2021, Auf der Suche nach König Artus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1129070
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