Im literarischen Diskurs nehmen die Werke Fontanes seit langer Zeit einen festen Platz ein und auch als Schullektüre werde sie gerne herangezogen. Weniger häufig werden diese Werke, insbesondere Effi Briest, mit ihren Verfilmungen verglichen. Speisen könnte sich diese Zurückhaltung aus der Angst vor der Veränderung der ursprünglichen Handlung eines literarischen Stückes. Denn nicht selten wird diese in anschließenden Verfilmungen modifiziert.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob dies überhaupt verwerflich ist oder möglicherweise sogar nötig, wenn das Geschehen in eine andere Epoche gehoben werden soll. Bei Hermine Huntgeburths Film "Effi Briest" aus dem Jahr 2009 lässt sich eine derartige Modifikation erkennen. Die Handlung und der Charakter der Protagonistin weichen besonders am Ende deutlich von Fontanes Original ab.
Hierzu möchte diese Arbeit ergründen, welche Unterschiede sich zwischen den abgebildeten "Effis" zeigen und weshalb es für das Jahrhundert des Filmes möglicherweise nötig war, den "Nicht-Tod" der Effi Briest zu inszenieren. Zudem ist das Narrativ der Befreiung in der literarischen Vorlage wie auch in der Verfilmung ein zentrales Thema, das jeweils anders geartet ist. Besonders die damit einhergehende Emanzipation der Frau und der veränderte Grad der Handlungsfähigkeit der Figur der Effi sollen hier im Vordergrund stehen. Demnach haben wir es mit der zentralen Frage danach zu tun, ob und warum Effi Briest in Huntgeburths Film am Ende leben respektive überleben musste und welche Folgen dies nach sich zieht. Hierzu wird unter anderem ein Vergleich des Filmes mit dem Roman Fontanes herangezogen. Zuletzt soll ergründet werden, ob und inwieweit die Charaktereigenschaften der Huntgeburth'schen Effi bereits im Roman Fontanes angelegt sind und so durch die Regisseurin lediglich herausgegriffen und verstärkt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung
- Vorbemerkungen
- Rekapitulation des „Effi“-Stoffes
- Filmische Umsetzung durch Hermine Huntgeburth
- Gegenüberstellung der literarischen Effi Briest und der im Film
- Charakterisierung Fontanes Effi Briest
- Charakterisierung Huntgeburths Effi Briest
- Von Fontanes Roman zur Emanzipationsgeschichte
- Der „Nicht-Tod“ als Befreiung versus der Tod als Befreiung
- Die Selbstbestimmung der Frau als Grundlage für Huntgeburths Film
- Der veränderte Grad der Handlungsfähigkeit der Hauptfigur
- Die modifizierte Handlung, die bereits im Original angelegt ist
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die veränderte Handlung des Films „Effi Briest“ von Hermine Huntgeburth im Vergleich zu Theodor Fontanes Roman. Insbesondere wird der Fokus auf die Rolle der weiblichen Selbstbestimmung im 21. Jahrhundert gelegt und die Frage beleuchtet, warum Huntgeburth Effi Briest am Ende des Films leben lässt.
- Analyse der Unterschiede zwischen den beiden „Effis“ in Bezug auf ihre Handlungsfähigkeit und Selbstbestimmung.
- Bewertung der Modifikationen in Huntgeburths Film im Kontext der weiblichen Emanzipation im 21. Jahrhundert.
- Beurteilung, ob und inwieweit die Handlungsmodifikationen bereits im Original angelegt waren und von Huntgeburth lediglich verstärkt wurden.
- Vergleich des „Nicht-Todes“ in Huntgeburths Film mit dem Tod als Befreiung in Fontanes Roman.
- Bewertung der Relevanz der Naturgewalt in Huntgeburths Film als Symbol für Effis Freiheitssuche.
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit führt in das Thema ein und stellt die Relevanz des Vergleichs zwischen Fontanes Roman und Huntgeburths Film heraus. Die Kapitel 2.1 und 2.2 rekapitulieren den Inhalt von Fontanes Roman und erläutern die filmische Umsetzung durch Huntgeburth. Im dritten Kapitel werden die Charaktere der beiden „Effis“ im Detail gegenübergestellt. Kapitel 4 widmet sich den Veränderungen in der Handlung und deren Bedeutung im Kontext der weiblichen Selbstbestimmung. Hier wird insbesondere auf den „Nicht-Tod“ der Effi in Huntgeburths Film eingegangen.
Schlüsselwörter
Theodor Fontane, Effi Briest, Hermine Huntgeburth, Film, Literatur, weibliche Selbstbestimmung, Emanzipation, Handlungsmodifikation, „Nicht-Tod“, Naturgewalt, Freiheit.
- Quote paper
- Beate Uhmann (Author), 2021, Weibliche Selbstbestimmung im 21. Jahrhundert und die veränderte Handlung von "Effi Briest" in der Verfilmung von Hermine Huntgeburth, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1128898