Diese Arbeit soll sich mit dem Stellenwert des jugendkulturellen Phänomens des Rauschtrinkens in der adoleszenten Entwicklung und den vielfachen Bedeutungen, die das Verhalten in der Entwicklung einnimmt, auseinandersetzen. Entgegen der jugendkulturellen Normalität ist Rauschtrinken dennoch eine Form von Risikoverhalten und birgt eine Vielzahl an potentiellen Risiken unterschiedlicher Art: Wie ist daher das Phänomen Rauschtrinken zu bewerten?
Das Jugendalter stellt einen Zeitraum vieler essentieller und aufregender Umbrüche für Heranwachsende dar. Diese sehen sich in der entsprechenden Zeit mit vielen kritischen Anforderungen konfrontiert. Die Zeitspanne ist nach Erikson gekennzeichnet durch die Bildung und Entwicklung der eigenen Identität. Diese kann mitunter in Orientierungs- und Selbstwertkrisen münden. Mit diesen sehen sich besonders heutige Heranwachsende konfrontiert, da sich traditionsbedingte Werte und Normen zunehmend unbedeutend werden und das Individuum vermehrt auf sich allein gestellt ist. Daneben werden Jugendliche und Heranwachsende beim Aufwachsen vor die Herausforderung gestellt, verschiedene Aufgaben in der Entwicklung zum oder zur Erwachsenen zu erfüllen.
In dieser Zeitspanne finden aber auch wichtige Entwicklungen in der Reifung zum / zur Erwachsenen statt. Vor allem die Entwicklung der Identität wird an dieser Stelle bedeutend. Die Identität bildet sich durch die Lösung der verschiedenen Entwicklungsaufgaben aus. Aber nicht nur das Individuum hat diesbezüglich wichtige Bedeutung. Auch die Umwelt wird an dieser Stelle zu einem wichtigen Faktor. Individuen entwickeln sich zum Teil von innen heraus und reagieren zudem auf ihre Umwelt. Sie nehmen ihre Umwelt auf und haben gleichzeitig auch Auswirkungen auf diese, indem sie ihre Umgebung mitgestalten. Diese Mitgestaltung generiert sich über persönliche und individuelle Entscheidungen. Anhand dessen wird die Bedeutung des Umfelds in der individuellen Identitätsentwicklung deutlich. Die Peer Group wird im Jugendalter zu einer wichtigen Instanz.
Als eine zentrale gemeinsame Erfahrung kann auch der erste Kontakt mit alkoholhaltigen Getränken bezeichnet werden. Rauschtrinken stellt eine Form von Risikoverhalten in der Adoleszenz dar. Neben anderen Formen von Risikoverhalten, nimmt es eine wichtige Rolle in der adoleszenten Entwicklung ein, denn es stellt einen zentralen Bestandteil jugendkultureller Normalität dar und wird findet meist innerhalb der Gruppe statt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition Risikoverhaltensweisen unter Jugendlichen
- 2.1 Bedeutung und Funktion von Risikoverhalten
- 2.2 Definition Rauschtrinken
- 2.2.1 Substanzgebrauch nach ICD-10
- 2.2.2 Alkoholkonsum nach DSM 5
- 2.2.3 Schädlicher Gebrauch und experimenteller Konsum
- 2.2.4 Binge Drinking
- 2.2.5 Folgen des Alkoholkonsums
- 2.2.6 Risikogruppen und Risikofaktoren
- 2.2.7 Datenlage zum Rauschtrinken
- 3. Die Jugendphase und ihre Anforderungen
- 3.1 Begriffsdefinitionen
- 3.1.1 Jugendalter
- 3.1.2 Adoleszenz
- 3.1.3 Pubertät
- 3.2 Entwicklungsaufgaben des Jugendalters
- 3.2.1 Bedeutung der Entwicklungsaufgaben nach Havighurst
- 3.2.2 Wandel der Jugendphase
- 3.2.3 Wandel der Entwicklungsaufgaben
- 4. Rauschtrinken als Problemverhaltensweise im Jugendalter
- 4.1 Antisoziale Handlungen als adoleszenztypisches Verhalten?
- 4.1.1 Unter welchen Umständen wird Risikoverhalten weitergeführt?
- 4.2 Funktionen für die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
- 4.2.1 Rauschtrinken als Raum persönlicher Erfahrbarkeit
- 4.2.2 Rauschtrinken als Möglichkeit für adoleszente Gestaltungsprozesse
- 4.2.3 Rauschtrinken zum Erlernen von Verantwortungsübernahme
- 4.2.4 Rauschtrinken zur Gruppenintegration
- 5. Arbeit an der Geschlechtsidentität und geschlechtsspezifische Selbstinszenierung im Rauschtrinken
- 5.1 Definition Gender
- 5.2 Adoleszenz als Möglichkeitsraum für Geschlechtervariationen
- 5.2.1 Geschlechtliche Gruppenkonstitution
- 5.2.2 Weibliches Trinkverhalten
- 5.2.3 Männliches Trinkverhalten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Rauschtrinkens im Jugendalter und untersucht dessen Funktion bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben in dieser Lebensphase. Sie beleuchtet die Bedeutung des Rauschtrinkens als jugendkulturelles Phänomen und analysiert, wie es die Identitätsentwicklung junger Menschen beeinflusst. Im Fokus stehen insbesondere die Geschlechterrollen und die geschlechtsspezifische Selbstinszenierung im Kontext von Rauschtrinken.
- Rauschtrinken als Risikoverhalten im Jugendalter
- Entwicklungsaufgaben und ihre Bewältigung durch Rauschtrinken
- Geschlechtsspezifische Inszenierung im Rauschtrinken
- Funktionen von Rauschtrinken in der Peer Group
- Die Rolle des Rauschtrinkens in der Identitätsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Rauschtrinken im Jugendalter ein und stellt die Relevanz dieses Phänomens für die Identitätsentwicklung heraus. Kapitel 2 definiert Risikoverhalten und erläutert den Begriff des Rauschtrinkens im Kontext von Substanzgebrauch und seinen Folgen. Kapitel 3 beleuchtet die Jugendphase und die damit verbundenen Entwicklungsaufgaben. Kapitel 4 analysiert Rauschtrinken als Problemverhaltensweise im Jugendalter und betrachtet seine Funktionen bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben. Kapitel 5 untersucht die Arbeit an der Geschlechtsidentität und die geschlechtsspezifische Selbstinszenierung im Rauschtrinken.
Schlüsselwörter
Rauschtrinken, Jugendalter, Adoleszenz, Entwicklungsaufgaben, Risikoverhalten, Identitätsentwicklung, Peer Group, Geschlecht, Gender, Selbstinszenierung, Substanzgebrauch, Alkoholkonsum, Binge Drinking.
- Quote paper
- Hanna Nickel (Author), 2020, Rauschtrinken in seiner Funktion für die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter unter besonderer Berücksichtigung von Geschlecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1127812